Windmühlen an der Unterweser — Teil 1
Windmühlen an der Unterweser
Einst haben auch in Bremerhaven und umzu viele Windmühlen an der Unterweser gestanden. Einige haben als Museum den Sprung in die Gegenwart geschafft, andere sind längst in Vergessenheit geraten. Nur noch die Namen von Straßen und Plätze zeugen von ihrer früheren Existenz. Der DeichSPIEGEL begibt sich ab heute auf die zwar verblassten aber teilweise doch noch vorhandenen Spuren, die die Windmühlen hier an der Unterweser hinterlassen haben.
Wo das erste Getreide landwirtschaftlich angebaut wurde, kann nicht mehr ermittelt werden. Auf jeden wurde schon vor mehr als 10.000 Jahren im Nahen Osten Getreide angebaut und gezüchtet.
Es hat lange gedauert, bis durch Züchtungen aus Süßgräsern das uns heute bekannte Getreide entstanden ist. Alle Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Mais und auch Reis wurden aus Süßgräser gezüchtet. Für den Verzehr werden die Früchte nach der Reife zunächst durch Dreschen von der abgemähten Pflanze befreit. Anschließend werden die so gewonnenen Körner gemahlen, um die Schale zu entfernen. In grauer Vorzeit wurde das gemahlene Getreide einfach mit Wasser vermengt und als Brei gegessen. Später gab man den Brei auf heiße Steine und buk Fladenbrot.
Die Ägypter stellten schon vor über 5.000 Jahren Brot her, es war ihr Hauptnahrungsmittel. So gab man den Ägyptern in der Antike auch den Beinamen Brotesser. Mit Hilfe von Sattel-Steinmühlen zerrieben die ägyptischen Frauen täglich die Körner von Emmerweizen oder Gerste zu feinem Mehl. Anschließend verkneteten Bäcker das Mehl mit Treibmittel und Wasser zu einem Teig, den sie mit Milch, Gewürzen, Honig oder Früchten verfeinerten und eine Zeit lang gehen ließen. Dann füllten sie den Teig in zweiteilige Tontöpfe und stellten diese auf glühende Kohlen. Am Ende der Backzeit wurden die Töpfe aus dem Feuer geholt und die Laibe mit kräftigen Stockschlägen aus den Gefäßen geklopft.
Die Römer importierten große Mengen Getreide aus Ägypten. Sie bauten die ersten großen Mühlen, mit denen sie sehr feines Mehl herstellen konnten. Römische Legionen sollen das Getreide dann weiter in den Norden gebracht haben.
Wie aber weiter oben schon erwähnt, muss das Getreide zunächst zu Mehl gemahlen werden. Ende des 16. Jahrhunderts kamen die modernen Holländerwindmühlen auf, bei denen sich nicht mehr das ganze Mühlengehäuse sondern nur noch die Turmhaube drehte. Besonders nördlich der Mittelgebirge fanden im nordeuropäischen windigen Tiefland die Windmühlen vom Mittelalter bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert eine große Verbreitung.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde in Preußen die Gewerbefreiheit eingeführt und 1810 zunächst in Preußen und bis 1866 im gesamten deutschen Gebiet das Bannrecht abgeschafft. Das Bannrecht oder auch Mühlenzwang verpflichtete alle Untertanen eines Grundherrn, ihr Getreide ausschließlich in der Bannmühle mahlen zu lassen. Damit wurde ein Wettbewerb zwischen den Mühlen verhindert und der Müller hatte ein geregeltes Einkommen. Mit Abschaffung des Bannrechts nahm die Windmühlenindustrie einen deutlichen Aufschwung. 1895 gab es im Deutschen Kaiserreich 18.362 Windmühlen.
Die Windmühle in der Deichstraße
Auch in der heutigen Deichstraße stand für kurze Zeit eine reetgedeckte Gallerie-Holländermühle. Sie wurde 1835 im Auftrag des Bremer Bürgers Heinrich Dohrmann auf dem Geestdeich errichtet, etwa dort, wo seit 1863 die Rampenstraße in die 1857 angelegte Deichstraße mündet.
Zur damaligen Zeit war es noch üblich, den Brotteig selbst zuhause herzustellen und zum Backen zum Bäcker zu bringen. Dazu kaufte man das Mehl in der Mühle oder ließ das auf dem Lande billig beschaffte Getreide in der Mühle zu Mehl malen.
Schon 1846 trennte sich Heinrich Dohrmann von seiner Mühle. Er gab sie an den Lebensmittelhändler Carl Johann Friedrich Hashagen ab. 1888 wurde die Mühle abgerissen. Heute erinnert nur noch der Name “Mühlenstraße” an die einst große Windmühle an der Deichstraße.
Quellen:
Marianne Tölle: Lebendige Geschichte | Im alten Ägypten
Harry Gabcke: Bremerhaven in zwei Jahrhunderten 1827 – 1918
Gisela Tiedemann: Wind- und Wassermühlen zwischen Elbe und Weser
Heimat Nordseeküste 2014 – Von Land und Leuten an Weser und Elbe