Vor 60 Jahren stand eine Görlitzer Volltuchfabrik in Flammen
Den 23. Dezember 1953 sollten viele Görlitzer noch lange in Erinnerung behalten. Auf der Rothenburger Straße 39 hat sich das Werk III der Volltuchfabrik Görlitz in ein Flammenmeer verwandelt.
Kurz vor 18 Uhr war die Görlitzer Berufsfeuerwehr am Einsatzort in der Rothenburger Straße (heute: “An der Tischbrücke”). Die Arbeiter der Spätschicht waren die ersten, die den Brand bemerkten. Brandgeruch und erste Flammen unterbrachen ihre gerade begonnene Pause an diesem Vortag zum Heiligen Abend. Schnell wurde die Feuerwehr alarmiert.
Allen vor Ort war sofort klar, dass es schwierig werden würde, diesen Brand in Schach zu halten. Jede Menge brennbarer Textilien, Fasern, Staub und die Holzbalkendecken gaben dem Feuer ständig neue Nahrung. Sofort wurden alle erreichbaren weiteren Feuerwehren zur Unterstützung herbeigerufen, auch aus den umliegenden Dörfern eilten Helfer herbei. Doch niemand konnte das Feuer aufhalten.
Alles stand in Flammen, vom Keller bis ins Dachgeschoss züngelten die Flammen durch die Räumen und fraßen alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Plötzlich explodierte der Faserstaub und schleuderte die noch vorhandenen Fragmente des Daches in die Höhe. Bis zu den Grundmauern brannte alles ab. Da nützte es auch nichts, dass bis zum Morgengrauen unermüdlich Wasser aus der Neiße in das tödlich verwundete Gebäude gepumpt wurde. Die Feuerwehr musste dem Treiben des Feuers ohnmächtig zusehen. Brandwachen konnten nur noch verhindern, dass das Feuer aus Glutnestern wieder neu aufflammt.
Zunächst vermuteten die sofort eingesetzten Ermittlern eine Sabotage und nahmen flugs vier Personen fest – auch den Einsatzleiter der Feuerwehr. Der Juni-Aufstand dieses Jahres war schließlich noch nicht vergessen. Doch nach Weihnachten durften alle Verdächtigten ihre Zellen wieder verlassen. Ein Kurzschluss hatte das Feuer entfacht, Brandschutzvorschriften wurden sträflich vernachlässigt.
Bereits im Folgejahr wurde der Betrieb wieder aufgebaut.
Quelle:
Sächsische Zeitung/Ralph Schermann