Traditionssegler “Eye of the Wind” in Elsfleth
Nach zwölfmonatiger Abwesenheit kehrt der Großsegler Eye of the Wind zurück nach Elsfleth. Zur Hafenstadt an der Unterweser hat das Schiff seit 104 Jahren eine enge Bindung. Ende April nimmt der Windjammer dann Kurs auf neue Abenteuer in Nord- und Ostsee – mit einer Schiffsführung an Bord, die ausschließlich aus Frauen besteht!
Nora Marye Moro de Lange besetzt die wichtigste Position an Bord. Die in Barcelona geborene Kapitänin erlernte die traditionelle Seemannschaft zunächst auf niederländischen Plattbodenschiffen und an der Seefahrtschule, bevor sie in der Crew der Eye of the Wind von der Decksmatrosin zur Steuerfrau und schließlich im Alter von nur 32 Jahren zur „Nummer 1“ aufstieg. Die verblüfften, aber durchweg positiven Reaktionen ihrer Mitsegler nahm die Skipperin von Anfang an mit Humor: „Bei unseren Gästen an Bord entschuldige ich mich immer gleich für das Fehlen von blauer Uniform, Pfeife und Bart. Die Erwartungen an einen typischen Käpt’n Iglo erfülle ich leider nicht.“ Bei allen Segeltörns hat die 33-Jährige zwei weitere kompetente Frauen an ihrer Seite: Lisa Kohlmeier (30) aus Kiel und Britta Altenhoff (34) aus Hagen wechseln sich im zweimonatigen Turnus als Steuerleute ab und besetzen damit die zweitwichtigste nautische Position an Bord des 330 Tonnen schweren Rahseglers.
Elsfleth und die Eye of the Wind – verbunden seit mehr als 100 Jahren
Die Ankunft des Zweimasters, dessen abwechslungsreiche Geschichte eng mit Elsfleth verknüpft ist, wird für den frühen Morgen des 23. April erwartet. Nur wenige Flusskilometer weserabwärts, in Oberhammelwarden, war das Schiff im Jahr 1911 bei der berühmten Lühring-Werft erbaut und unter dem Namen „Friedrich“ vom Stapel gelaufen. „Normalerweise laufen wir Elsfleth zweimal im Jahr an“, erklärt die Kapitänin. „Denn hier finden wir optimale Bedingungen, um das Schiff jeweils für die bevorstehende Sommer- oder Wintersaison umzurüsten. Im Herbst 2014 machte die Teilnahme an einer Großsegler-Regatta mit Kurs auf London den planmäßigen Aufenthalt an der Weser leider unmöglich.“
Galionsfigur versinkt im Nordatlantik
Bei der diesjährigen einwöchigen Frühjahrs-Werftzeit steht eine ganz besondere Aufgabe auf dem Arbeitsplan der Stammbesatzung: Während der Atlantik-Passage zwischen den Azoren und der Kanalinsel Jersey sorgte ein Sturmausläufer für raue See und starken Wellenschlag, der die Galionsfigur der Eye of the Wind aus ihrer massiven Halterung und in die Tiefe des Atlantiks riss. Zuvor hatte das maritime Kunstwerk fast 39 Jahre an seinem Platz am Vorsteven des Zweimasters verbracht. Der bekannte Galionsfigurenschnitzer Claus Hartmann von der Weserinsel Harriersand wird am 27. April in Elsfleth Maß nehmen, um anschließend eine schmucke Ersatzfigur anzufertigen, die spätestens zur diesjährigen SAIL in Bremerhaven präsentiert werden soll.
Buchprojekt und Schiffslesereise
Vor einem Jahr diente die Eye of the Wind an der Elsflether Kaje als Kulisse für ein besonderes Foto-Shooting: Der bekannte Hamburger Seefotograf Peter Neumann rekonstruierte eine historische Seenotrettungs-Szene, wobei die Brigg einen gestrandeten Segler darstellte, aus dessen Takelage eine schiffbrüchige Person gerettet wird. Die sehenswerten fotografischen Ergebnisse wurden nun in einem Buch mit dem Titel „Respekt“ veröffentlicht, das aus Anlass des 150-jährigen Jubiläums der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) herausgegeben wurde und seit wenigen Tagen im Handel erhältlich ist (ISBN 978–3‑7822–1203‑8).
Liebhaber maritimer Literatur sollten sich den 3. Oktober vormerken: Dann unternimmt die Arbeitsgruppe Literaturplus Wesermarsch mit dem Großsegler „Großherzogin Elisabeth“ eine Schiffslesereise von Elsfleth nach Bremerhaven und zurück. Mit an Bord die beiden Autoren Harald Focke und Ulf Kaack, die aus ihrem Werk „Eye of the Wind – Einem Traum auf der Spur“ sowie weitere maritime Texte lesen.
Quelle:
Pressemeldung, 22.04.2015 | www.traditions-segler.de