Silvester

silvester an der elbe - nachthimmel

Sil­ves­ter an der Elbe — Nachthimmel

Daß bald das neue Jahr beginnt,
Spür ich nicht im geringsten.
Ich mer­ke nur: Die Zeit verrinnt
Genau so wie zu Pfingsten,

Genau wie jähr­lich tausendmal.
Doch Volk will Griff und Daten.
Ich höre Rüh­rung, Suff, Skandal,
Ich spei­se Hasenbraten.

Mit Cum­ber­land, und vis-à-vis
Sitzt von den Krankenschwestern
Die sinn­lichs­te. Ich ken­ne sie
Gut, wenn auch erst seit gestern.

Cham­pa­gner drängt, lügt und spricht wahr.
Pro­sit, barm­her­zi­ge Schwester!
Auf! In mein Bett! Und prost Neujahr!
Rasch! Pro­sit! Prost Silvester!

Die Zeit ver­rinnt. Die Spin­ne spinnt
In heim­li­chen Geweben.
Wenn heu­te nacht ein Jahr beginnt,
Beginnt ein neu­es Leben.

Joa­chim Rin­gel­natz (1883–1934)

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