Das größte Containerschiff der Welt kommt nach Bremerhaven

CMA CGM Marco Polo

Noch ist die “CMA CGM Mar­co Polo” mit einer Län­ge von 396 Metern und einem Tief­gang von bis zu 16 Metern das größ­te Con­tai­ner­schiff der Welt. Die­sen Ruf wird sie 2013 ver­mut­lich ver­lie­ren, wenn die süd­ko­rea­ni­schen Werft Dae­woo Ship­buil­ding & Mari­ne Engi­nee­ring die ers­ten Schif­fe der Tri­ple-E-Klas­se an die däni­schen Ree­de­rei Maerks-Line ausliefert.

Die “CMA CGM Mar­co Polo”, die vor fünf Wochen den chi­ne­si­schen Hafen Ning­bo für ihre Jung­fern­rei­se ver­ließ, hat am gest­ri­gen Frei­tag für weni­ge Stun­den an der Strom­ka­je fest­ge­macht. Viel Zeit zum Besich­ti­gen blieb nicht. Heu­te Nacht um 2.00 Uhr hat sie schon wie­der abge­legt und Kurs auf Rot­ter­dam genom­men.
Ham­burg war der ers­te deut­sche Anlauf­ha­fen. Das Schiff wur­de mit einem gro­ßen “Hal­lo” begrüßt, und die Ham­bur­ger konn­ten bewei­sen, dass bei Flut auch das größ­te Con­tai­ner­schiff der Welt den Ham­bur­ger Hafen anlau­fen kann – wenn auch nicht voll bela­den.
Auch die Fahr­rin­ne der Weser soll ver­tieft wer­den, sobald das Bun­des­ver­wal­tungs­ge­richt hier­zu sei­ne Zustim­mung erteilt hat. Aber bereits jetzt kön­nen auch die größ­ten Con­tai­ner­schif­fe bei Flut in Bre­mer­ha­ven ein­lau­fen. Und so wur­de das Schiff auch hier mäch­tig stolz in Emp­fang genommen.

Geschichte der Görlitzer Peterskirche

Geschich­te der Gör­lit­zer Peterskirche

Geschichte der Görlitzer PeterskircheMäch­tig und stolz ragt unse­re alt­ehr­wür­di­ge Peters­kir­che zum Him­mel auf dem alten Burg­ber­ge der Stadt Gör­litz, und sie­ben Jahr­hun­der­te hat sie mit den Bür­gern der Stadt als Trös­te­rin, Erbaue­rin und Ermah­ne­rin Freud und Leid geteilt. Hei­li­ge Scheu umfängt uns, wenn wir den alten, wun­der­vol­len Bau mit sei­nen unzäh­li­gen Merk­wür­dig­kei­ten und Rät­seln betre­ten, die Form und Inhalt im gan­zen und ein­zel­nen dem sin­nen­den Beschau­er aufgeben.

Frei­lich wis­sen wir, das unser Got­tes­haus nicht mehr das ist, was es einst war, son­dern das ein furcht­ba­rer Brand fast alles zer­stör­te und nur kaum etwas den Flam­men ent­ging. Aber wer das herr­li­che West­por­tal, die Kryp­ta und die Men­schen­fi­gu­ren an ihren Wän­den, Kon­so­len und Pfei­lern, die Was­ser­spei­er mit den Teu­fels­mas­ken, die Affen, Schwei­ne, Hun­de und aller­hand ande­res Getier nach­denk­lich betrach­tet, der wird sich bald so sehr in den Geist der Gotik, ja noch frü­he­rer Zei­ten, ver­set­zen, dass er gern den Nach­rich­ten lauscht, die über Grün­dung und Ent­wick­lung vor­han­den sind.

Sagen ver­schie­dens­ter Art haben ihren Ursprung umspon­nen, von einer hier ver­ehr­ten Gott­heit Isis, von einem Hei­den­tem­pel, von ihrer Ent­ste­hung durch die Glau­bens­bo­ten Metho­di­us und Cyril­lus, aus einer dem Hei­li­gen Georg geweih­ten Kapel­le und noch mehr. Es war ums Jahr 1225, als die ältes­te Kir­che gegrün­det und auf­ge­baut wur­de, ob in Anleh­nung an eine noch älte­re Kapel­le (nicht Kryp­ta) zum Hei­li­gen Georg, die an ihrer Ost­sei­te gestan­den haben müss­te, bleibt hier uner­ör­tert. Wir müs­sen uns dar­auf beschrän­ken, dass schon die­se Kir­che ein statt­li­cher Bau war, eine Pfei­ler­ba­si­li­ka mit drei Schif­fen, die schon damals eine bevor­zug­te Stel­lung unter den Kir­chen des Ostens ein­zu­neh­men vermochte.

An einem Kreuz­bau mit Quer­schiff ist nicht zu den­ken. Aber sie war für die rasch auf­blü­hen­de Stadt bald zu klein und wur­de trotz schwe­rer Wir­ren und Krie­ge doch in lan­ger Zeit (1423–1497) so stark erwei­tert, dass nur wenig von dem ältes­ten Bau übrig blieb: die West­front mit ihrem Por­tal bis in die unters­ten Turm­ge­schos­se hin­ein, ein Teil der Süd­wand und ein Teil des Ost­ab­schlus­ses, der die West­wand der Kryp­ta bil­det. Von den wesent­li­chen For­men die­ses goti­schen Bau­es kann man sich leich­ter eine Vor­stel­lung machen, da aus der Zeit vor dem Bran­de Abbil­dun­gen erhal­ten sind, und zwar auf dem Holz­schnit­te von Metzger-Scharffenberg(1565) und dem von Braun von Hogen­berg ( 1575).

Fast 200 Jah­re war die­se herr­li­che Kir­che mit ihren acht Tür­men die Freu­de und der Stolz der Gör­lit­zer, bis sie am 16.März 1691 ein furcht­ba­rer Brand zugleich mit 191 Häu­sern der­art zer­stör­te, das fast nichts als gesprun­ge­ne Mau­ern, Pfei­ler und Gewöl­be ste­hen blie­ben. Nur die West­front mit den Res­ten der Haupt­tür­me rag­te aus den Rui­nen zum Him­mel her­vor. Aber schon am 7. Mai 1696 konn­te der Neu­bau dem Got­tes­diens­te wie­der­ge­ge­ben wer­den, wie er mit Aus­nah­me der Tür­me, die 1891 in ihrem obe­ren Tei­le ange­tra­gen und mit neu­en goti­schen Hel­men ver­se­hen wur­den, bis heu­te geblie­ben ist.

Geblie­ben ist im wesent­li­chen der Grund­riss der frü­he­ren Kir­che, die ja bereits gegen­über dem ers­ten Bau über die Ost­front hin­aus ent­wi­ckelt wor­den war. Fünf mäch­ti­ge Schif­fe wöl­ben sich wie zuvor über dem gewal­ti­gen Rau­me, der sich uns erschließt, wenn wir durch das Por­tal der sie­ben­hun­dert jäh­ri­gen West­wand das Inne­re betreten.Geschichte der Görlitzer Peterskirche

Pie­tät­voll ist auch, dass am Äuße­ren des Neu­bau­es alles erhal­ten wur­de, was irgend­wie geret­tet und bewahrt wer­den konn­te. Fas­sen wir die Süd­sei­te ins Auge, so wer­den wir beson­de­re Ver­schie­den­hei­ten in Stel­lung und Grö­ße der Fens­ter fin­den. Aber auch den an der Süd­wand vor­ge­la­ger­ten Turm fin­den wir ver­än­dert vor.

Wir fin­den heu­te in die­sem Vor­bau so man­ches, was aus der älte­ren Kir­che, zum Teil wie durch ein Wun­der, geret­tet wur­de. Bei­spiels­wei­se die bei­den alten Holz­sta­tu­en des Petrus und Pau­lus, sowie die alte, einst gern bewun­der­te Por­phyr­säu­le. Auch die Stre­be­pfei­ler sind nicht die­sel­ben geblie­ben, wäh­rend die eben­falls durch eine Säu­le geteil­te und getra­ge­ne offe­ne Ein­gangs­hal­le am öst­li­chen Teil der Süd­front seit ihrer Erbau­ung im 16.Jh. ziem­lich unver­sehrt geblie­ben ist. Auch auf der Nord­sei­te befand sich eine schö­ne Ein­gangs­hal­le, über der sich ein ganz ähn­li­cher Turm mit goti­scher hoher Spit­ze erhob.

Stein­bän­ke zie­hen sich ent­lang der Wän­de bei­der Ein­gangs­hal­len. Wur­de die süd­li­che betürm­te Hal­le völ­lig gotisch gehal­ten, so erschei­nen in der offe­nen Nord­hal­le die Sei­ten­wän­de mit aller­lei Muschel- und Blu­men­schmuck, die Decken aber mit wun­der­ba­ren gewun­de­nen Rei­hun­gen. Von plas­ti­schem Schmuck, der sich aus alter Zeit geret­tet hat, ist zwar das Kru­zi­fix, das die Nische an der rech­ten Sei­te der West­front zier­te, ver­schwun­den, dage­gen sehen wir noch eine Tau­be auf ihrer Bekrö­nung und unter der Nische feis­te Gesich­ter, die man als Son­ne und Mond deutete.

Auf dem Türm­chen selbst die Sta­tue des St. Petrus. An der­sel­ben Ecke nach Süden erbli­cken wir einen gekrümm­ten Hund und einen Affen, der sin­nend einen Men­schen­kopf zu betrach­ten scheint. Der “Bau­meis­ter” an der Nord­west­sei­te und der Kopf des Bischofs Kas­par von Schön­berg erre­gen beson­de­re Auf­merk­sam­keit, die auch die bei­den Was­ser­spei­ser an der Süd- und Ost­front ver­die­nen. Peterskirche in Görlitz  
Wie herr­lich muss der alte Bau des 15. Jahr­hun­derts, an dem 74 Jah­re lang gear­bei­tet wor­den war, gewe­sen sein. Äußer­lich wie auch inner­lich unter­schei­det er sich nicht nur durch das Mate­ri­al von den Back­stein­kir­chen Schle­si­ens. Sei­ne Son­der­stel­lung beruht auf der Brei­ten­ent­fal­tung der fünf Schif­fe, auf der Durch­sich­tig­keit des Raum­bil­des, die durch den wei­ten Pfei­ler­ab­stand erzielt wur­de und auf der dif­fe­ren­zier­ten Pro­fi­lie­rung der schlan­ken Stüt­zen, denen die Gewöl­be­rip­pen entwachsen.

Das Netz­ge­wöl­be, das ohne Gurt­mar­kie­rung die Decke über­spinnt, dient der Ver­schmel­zung der Raum­tei­le. “All dies ist schle­si­schen Kir­chen fremd und lässt die­sen Bau als einen äußers­ten Vor­pos­ten welt­li­cher Hal­len­räu­me erschei­nen.” So spricht ein her­vor­ra­gen­der Fach­ge­lehr­ter in der “Kunst in Schle­si­en”, und der Ver­fas­ser des schle­si­schen Denk­mä­ler­werks, Geheim­rat Lutsch, zählt den Bau der Grö­ße wie der Raum­wir­kung nach zu den bedeu­tends­ten Kir­chen des öst­li­chen Deutschlands.

Das Ange­sicht die­ser Kir­che, mit dem es die Kennt­nis ihrer Gesamt­heit eröff­net, war zu allen Zei­ten ihr Por­tal, das durch alle Fähr­lich­kei­ten von Umbau­ten und Brand hin­durch von dem hohen Kunst­ge­schmack der Erbau­er und ihrem star­ken Wil­len, ihrer Stadt in der neu­en Kir­che etwas her­vor­ra­gen­des zu schaf­fen, kün­det. Aus der vom ursprüng­li­chen drei­schif­fi­gen Bau der ältes­ten Kir­che erhal­ten geblie­be­nen West­sei­te mit ihrer durch Lisen­en abge­teil­ten und durch je einen Boden­fries des Über­gangs­sti­les der roma­ni­schen Zeit in Geschos­se zer­leg­ten Außen­wand tritt in mäch­ti­ger Wei­se das von einem hohen, von zwei Säu­len gestütz­ten Spitz­gie­bel über­stie­ge­ne Pracht­por­tal weit her­aus, zu des­sen erha­be­nem Auf­bau eine viel­stu­fi­ge Frei­trep­pe emporführet.

Die sich nach außen ver­brei­tern­de Tür­öff­nung ist vier­mal abge­treppt mit je einer Säu­le in den Pfei­ler­win­keln, die alle köst­li­che Kapi­tä­le tra­gen. In erstau­nens­wer­ter Wei­se sind aus ihrerPortal der Peterskirche in Görlitz Wür­fel­form bis über die Hälf­te Ran­ken- und Blatt­ge­win­de her­aus­ge­ar­bei­tet, die je zwei meist ein­an­der zuge­wen­de­te Tie­re umschlie­ßen: Affen und Del­phi­ne, Tau­ben, Füch­se und ande­res Getier, die als Aus­druck eines Volks­glau­bens, der in wun­der­ba­ren Tier­ge­stal­ten die Trä­ger mensch­li­cher See­len sah, galten.

In einer Rei­he von je zwei ara­bes­ken­ar­tig gekrümm­ten und mit der Bauch­sei­te gegen­ein­an­der gerich­te­ten phan­tas­ti­schen Tie­ren sind Wuls­te gebil­det, deren inners­ter am Kapi­täl aus Sphin­xen her­aus­wächst. Rechts sehen wir einen bär­ti­gen Mann mit erho­be­nen Armen, links einen Engel mit gefal­te­ten Hän­den und dane­ben eine nack­te Kna­ben­ge­stalt mit her­ab­hän­gen­den Bei­nen. Auch die zwi­schen den Wuls­ten ver­lau­fen­den Stä­be bie­ten dem Auge in nie sich wie­der­ho­len­der meis­ter­haf­ten Aus­füh­rung pracht­vol­ler Ent­wür­fe immer etwas Neu­es und Anzie­hen­des. Auch die Basis der Säu­len zeigt noch die ursprüng­li­che Form des Übergangsstils.

Und auf was hat dieses Portal geschaut!

Die ers­te Wei­he ums Jahr 1225, die zwei­te von 1457, die in den Chro­ni­ken sei­ten­lang beschrie­ben wird, mit all ihren Pomp der katho­li­schen Zeit, imagewo der Bischof von Mei­ßen — Kas­par von Schön­berg —  nach lan­ger Pro­zes­si­on um die Kir­che mit sei­nem Krumm­sta­be an die Pfor­te klopf­te, auf deren Flü­geln Petrus und Pau­lus gemalt waren, bis zu den vie­lem Braut­paa­ren, die die geweih­te Pfor­te betraten.

Ein Blick in den erha­ben-gewal­ti­gen Raum genügt, um sich sol­chen Urtei­len bedin­gungs­los anzu­schlie­ßen. Frei­lich, die 36 Altä­re der goti­schen Zeit, deren einen nur noch unser Muse­um birgt, sind ver­schwun­den, eben­so wie die 38 zum Teil hoch­be­deut­sa­men und wun­der­ba­ren Epi­ta­phien, die die Wän­de schmück­ten. Gesprun­gen und ver­nich­tet sind die berühm­ten alten Glas­fens­ter der goti­schen Zeit, ver­schwun­den infol­ge des Bran­des von der Mit­ter­nachts­wand imageam frü­he­ren Hoch­al­ta­re “das aus kla­ren Stei­nen künst­lich durch­ge­ar­bei­te­te Sakra­ments­häus­chen”, 24 Ellen hoch, zur Auf­be­wah­rung der geweih­ten Hos­tie, woge­gen ganz in sei­ner Nähe an der Nord­wand der Kir­che bis heu­te eine lebens­gro­ße Rund­fi­gur Mari­as mit dem Chris­tus­kin­de beschä­digt geblie­ben ist.

Doch trotz aller schwe­ren Ver­lus­te hat hin­ge­ben­der Opfer­wil­le auch das Inne­re gar bald wie­der zu dem über­wäl­ti­gen­den Ein­dru­cke erho­ben, der heu­te hier jeden in sei­nen Bann zieht. Die geret­te­ten Kost­bar­kei­ten sind wohl­ge­bor­gen und treff­lich wie­der auf­ge­stellt — außer der Maria, den bei­den bereits erwähn­ten Holz­fi­gu­ren des St. Petrus und Pau­lus und der präch­ti­gen Tauf­glo­cke mit ihrem köst­li­chen Git­ter, die der Brand ver­schon­te. Neben dem einem geret­te­ten Epi­ta­phi­um des Bür­ger­meis­ters Geh­ler von 1675, das gebes­sert wur­de, tra­ten unter ande­rem die des Bür­ger­meis­ters Som­mer, wie auch Kunst­wer­ke aus ver­gol­de­ten Mes­sing im Gewich­te von nahe­zu 18 Zent­nern mit den Bild­nis­sen der Ver­stor­be­nen, von 1696 und 1703 auf. Wohl­ha­ben­de Bür­ger wett­ei­fer­ten in der Stif­tung von Aus­stat­tungs­ge­gen­stän­den für den Gottesdienst.

Die Kan­zel wur­de 1693 von dem Kauf­mann August Kober, der Altar von der ver­wit­we­ten Frau Som­mer 1695 gestif­tet. Er ist 30 Ellen hoch, aus Sand­stein, Stuck und Mar­mor, das Altar­blatt, das Chris­ti Him­mel­fahrt dar­stellt, wur­de von Ernst John, einem Maler aus Bres­lau, geschaffen. 
Drei Kron­leuch­ter, deren einer (beim Altar) in Nürn­berg gefer­tigt wur­de, ergänz­ten die­se Geschen­ke und 1712 wur­de die neue Beda­chung aus 447 Zent­nern Kup­fer voll­endet. Sie kos­te­te 17.870 Taler.

Die 13 Schluss­stei­ne des Mit­tel­schiffs haben noch ihren plas­ti­schen Schmuck mit Bema­lung und der Dar­stel­lung von Sze­nen aus dem Leben Jesu, des Todes der Maria und der Drei­ei­nig­keit. Die West­sei­te ziert die wap­pen­ge­schmück­te Magis­trats­lo­ge und die gewal­ti­ge Orgel Cas­pa­ri­nis von 1703. Eine der am hells­ten strah­len­den Sei­ten der Gör­lit­zer Kir­chen­ge­schich­te ist die Beschaf­fung der neu­en Orgel, die durch Gaben der Gemein­de ermög­licht wurde.

Cas­pa­ri­ni, am Anfang sei­ner Arbeit 74-jäh­rig, voll­ende­te nach 6 jäh­ri­ger Bau­zeit sein Meis­ter­werk. Am 19. August 1703 wur­de die Orgel fei­er­lich geweiht. Orgel in der PeterskircheEuge­ni­us Cas­pa­ri­ni war als Sohn eines tüch­ti­gen Orgel­bau­ers in Sorau/NL gebo­ren und ging mit 17 Jah­ren auf Rei­sen nach Bay­ern und Ita­li­en, wo er allein 50 Jah­re in Padua leb­te und streb­te. Nach einer Tätig­keit an der Hof­ka­pel­le in Wien, die ihm 1000 Duka­ten und eine gol­de­ne Ket­te mit dem Bil­de des Kai­sers ein­brach­te, bau­te er eine Orgel , fast so groß wie die unse­re, im Tri­ent, wo er von E. E. Rat zu Gör­litz den Ruf zum Baue der gro­ßen Orgel erhielt und im Ver­trau­en auf die Hil­fe sei­nes tüch­ti­gen Soh­nes Adam Hora­ti­us annahm. Die Orgel soll 25.000 Taler gekos­tet haben, von denen der Erbau­er 7.100 Taler und freie Sta­ti­on erhielt. Cas­pa­ri­ni starb 1706 in Nie­der-Wie­sa bei Greiffenberg.

Schon das auf­se­hen­er­re­gen­de Äuße­re der Orgel erweck­te den Wunsch nach Bil­dern von ihr, und bald nach ihrer Ein­wei­hung wur­de sie nach einer Zeich­nung von Johann Chris­toph Brendt, der Bür­ger und Gold­schmied in Gör­litz war, in Kup­fer gesto­chen und mit einer Beschrei­bung ihres Orga­nis­ten Ch. Lud­wig Box­berg gedruckt. Ande­re Abbil­dun­gen folg­ten, bis der hei­mat­li­che Maler Chris­toph Nathe aus Nie­der­biel­au um 1800 die treff­li­che Zeich­nung schuf, die unse­rer Abbil­dung zugrun­de liegt.

Schwer las­te­te nach der Schlacht bei Mühl­berg im Jah­re 1547 der soge­nann­te Pön­fall auf den Sechs­städ­ten, beson­ders auf unse­rem Gör­litz: alle Güter und die Hei­de wur­den ihm genom­men, und neben ande­ren schwe­ren Bußen ihren Kir­chen auch die Abend­mahls­ge­rä­te. Ein ein­zi­ger Kelch samt Pate­ne aus dem 15. Jahr­hun­dert war den Gör­lit­zer Pro­tes­tan­ten belas­sen wor­den: frei­lich nicht der schlech­tes­te, son­dern ein Prunk­stück, wie es weni­ge gibt. Aus schwer ver­gol­de­tem Sil­ber gear­bei­tet, baut er sich in einer Höhe von 29 Zen­ti­me­tern mit sei­nem Fuße auf einem Sechs­ecke auf. Die Begren­zung des eigent­li­chen Fußes wird von einem durch­bro­che­nen Ban­de gebil­det. Von den bis zum Knauf von Perl­stä­ben abge­schlos­se­nen sechs gro­ßen und  klei­nen Fel­dern ent­hal­ten ers­te­re fol­gen­de Dar­stel­lun­gen: Chris­tus am Schä­cher­kreuz mit Maria und Johan­nes; Petrus und Pau­lus; der Hei­li­ge Georg zu Ross, die Hei­li­ge Bar­ba­ra mit Turm und ein Bischof. In den sechs klei­nen Fel­dern befin­den sich Engel mit Spruch­bän­dern auf Blatt­werk­hin­ter­grund. Der Knauf ist prunk­voll zu sechs Nischen aus­ge­stal­tet, von goti­schen Säu­len und Türm­chen flan­kiert und von Spitz­bö­gen mit Kreuz­blu­men über­höht. Kelch in der Peterskirche GörlitzIn die­sen Nischen wer­den dar­ge­stellt: Chris­tus mit Dor­nen­kro­ne, Len­den­tuch und Kelch; Mar­tha mit Koch­löf­fel und Schüs­sel; Hei­li­ge mit Kir­che und Rosen­kranz; Mar­ga­re­ta als Patro­nin der Gebä­ren­den mit Kreuz und gefes­sel­ten Dra­chen; Doro­thea mit Pal­me und Korb und Katha­ri­na mit Schwert und Rad. Der Boden der Kup­pa, des eigent­li­chen Kel­ches, ist mit Blatt­or­na­men­ten, Flam­men und Strah­len ver­ziert, wäh­rend ihr Ober­teil aus einem Kranz von frei gear­bei­te­ten Pal­met­ten auf­steigt, die unten auf einem Laub­kran­ze ruhen, der von Perl­stä­ben begrenzt ist. Die Kup­pa ist 10 cm hoch bei einem Durch­mes­ser von 14cm.

Der präch­ti­ge, in spät­go­ti­schem Sti­le aus­ge­führ­te “Spei­se­kelch” stammt aus der katho­li­schen Zeit, dem 13. Jahr­hun­dert, und gehört auf­grund sei­nes Gewich­tes und sei­ner Grö­ße zur Form der Reli­qui­en­kel­che, gleich­viel, ob im 15.Jahrhundert eine Reli­quie in sei­nem Knau­fe ver­wahrt ward oder nicht. Er befin­det sich in den Samm­lun­gen der Gedenk­hal­le als wert­vol­le Leih­ga­be der Gör­lit­zer Peterskirche.

Wie mag der von Fer­di­nand I. und dem Her­zo­ge Alba über Gör­litz ver­häng­te Kir­chen­raub die Bür­ger der Stadt ange­mu­tet haben, nach­dem erst neun Jah­re zuvor der­sel­be Fer­di­nand in Gör­litz geweilt, die Peters­kir­che besucht, und von ihrem Anbli­cke so ergrif­fen war, dass er gleich ein Bild von ihr zu haben wünschte!

Wohl jede Kryp­ta umfängt den Besu­cher mit einer Art von gru­se­li­ger Scheu, mit einer aus Gra­bes­kult und Wun­der­glau­ben gemisch­ten Luft. Waren doch die alten ech­ten Kryp­ten Die heutige Krypta in der Görlitzer Peterskircheunter­ir­di­sche Ruhe­stät­ten von Mär­ty­rern und Hei­li­gen, die auf die ältes­ten Zei­ten der Kir­chen­bau­ten zurück­ge­hen. Der Gra­bes­kult blieb unse­rer Kryp­ta sicher fern, nicht aber das geheim­nis­voll Wun­der­ba­re. Sicher ist, dass der heu­ti­ge Bau durch das Bedürf­nis ent­stan­den ist, die ursprüng­li­che Peters­kir­che mit ihrem Chor vor­zu­schie­ben und die­sen, am abschüs­si­gen Ber­ges­han­ge durch einen Unter­bau zu stüt­zen. Die fei­er­li­che Grund­stein­le­gung die­ses Neu­bau­es fand am 8. Mai 1423 statt und die Wei­he uns­rer jet­zi­gen Kryp­ta erfolg­te 1432. Die Haupt­säu­len sind die­sel­ben, die den Chor der Ober­kir­che tra­gen, aber das Mit­tel­schiff ist durch eine neue mitt­le­re Pfei­ler­rei­he noch­mals gestützt, so dass der Unter­bau aus vier Schif­fen besteht. Die Kryp­ta ent­hält innen wie außen noch oft beach­te­te Merk­wür­dig­kei­ten: Im Inne­ren eine Säu­le mit einem Fries, die einem Man­ne mit Zip­fel­müt­ze zeigt, der mit Hun­den, Löwen und ande­ren Tie­ren eine Ket­te bil­det und an einem Stre­be­pfei­ler eine Grup­pe von Affe und Schwein, die auf Dar­stel­lung ver­werf­li­cher Trunk­sucht deu­tet. Über ihrem Süd­ein­gan­ge befin­den sich sechs ein­ge­mau­er­te Töp­fe, die sicher nicht auf einen “frü­he­ren Topf­markt” deu­ten, son­dern viel tie­fe­ren Sinn haben.

Stammt unse­re heu­ti­ge Kryp­ta von 1423- 1432, so ist es sicher, dass die Ver­bin­dung mit St. Georg, dem sie geweiht ist, auf weit älte­re Ver­hält­nis­se zurück­geht. Von einer alten Kryp­ta, wie von einer  Burg­ka­pel­le kann kaum die Rede sein, aber eini­ge Urkun­den und Berich­te las­sen es wahr­schein­lich erschei­nen, dass bereits vor dem ältes­ten Bau der Peters­kir­che hier eine Kapel­le, St. Geor­gii, stand, die schon 1379 erwähnt wur­de. Als die Deut­schen unter Gobies­laus 1131 aufs neue den Burg­berg befes­tig­ten, brauch­ten sie eine nahe  Erbau­ungs­stät­te vor Not und Kampf. Die Peters­kir­che aber wur­de erst 100 Jah­re spä­ter gegrün­det. So ent­stand wohl eine Rund­ka­pel­le deren Run­dung noch heu­te an der Nord­wand der Kryp­ta zu sehen ist, vor der die Wei­ter­füh­rung des nörd­lichs­ten Schif­fes halt gemacht hat, wie die alte Kir­che selbst, in ihrem Ost­ab­schlus­se, der sonst in sei­ner gerad­li­ni­gen Gestalt, den die Kryp­ta birgt, kaum erklär­bar wäre. Die neue Kryp­ta ver­schlang die alte Kapel­le, aber ihr Name blieb!

Nach­druck über die Geschich­te der Gör­lit­zer Peterskirche
Text und Bil­der aus “Stadt­BILD Jah­res­buch 2003” mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Görlitzer Turmgeschichten — Der Nikolaiturm

Quelle: StadtBild-Verlag GörlitzDass auch die ältes­te Gör­lit­zer Stadt­an­la­ge schon befes­tigt war, unter­liegt kei­nem Zwei­fel. Sie wird kaum anders als durch Erd­wer­ke und Pali­sa­den aus­ge­führt gewe­sen sein. 

Eine Ver­stär­kung dürf­te nach Abschluss des Sechs­städ­te­bun­des im Jah­re 1346 erfolgt sein, der sich nach­drück­lich gegen das Raub­rit­ter­we­sen rich­te­te, ganz beson­ders aber nach Ein­füh­rung des Schieß­pul­vers, das die Gör­lit­zer seit etwa 1394 benutz­ten, und als Schutz gegen die furcht­ba­ren Angrif­fe der Hus­si­ten.

Der Drei­ßig­jäh­ri­ge Krieg, der der Stadt Gör­litz viel Unge­mach, nament­lich durch die Bela­ge­rung von 1641 brach­te, und die Wie­der­her­stel­lung der durch die Kriegs­wir­ren ent­stan­de­nen Schä­den sind der Aus­gangs­punkt für die Befes­ti­gungs­an­la­gen, die dann im wesent­li­chen bis etwa 1840 bestan­den haben.

Eine dop­pel­te, sel­ten drei­fa­che Mau­er zog sich um die gan­ze Stadt. Die inne­re war sehr stark, hat­te einen von Turm zu Turm lau­fen­den über­dach­ten Wehr­gang und Schieß­schar­ten. Die äuße­re, die den Wall­gra­ben und Zwin­ger, den man frü­her auch Par­chen nann­te, abschloss, hat­te kei­nen Wehr­gang, wohl aber zum Teil Schieß­schar­ten, und sie war auch noch außer­or­dent­lich hoch.

Der Gesamt­um­fang der Stadt­mau­er betrug 2.460 Meter. Die Ver­tei­di­gungs­fä­hig­keit der Mau­er wur­de, abge­se­hen von den auch als Wache und Aus­lug wich­ti­gen Tür­men, durch Bas­tei­en und Ron­del­le erhöht, von denen die ers­te­ren vier­eckig, die letz­te­ren rund waren. Bei­de hat­ten meh­re­re Stock­wer­ke mit Schießscharten,um nach jeder Rich­tung hin den sich annä­hern­den Feind unter wirk­sa­mes Feu­er neh­men zu können.

In der Zeit zwi­schen 1641 und 1763 hat­te die Gör­lit­zer Stadt­mau­er 13 Bas­tei­en und 19 Tür­me. 1476 sol­len nur 21 Bas­tei­en und Tür­me mit einer täg­li­chen Wache von 355 Mann unter 33 Haupt­leu­ten, vor­han­den gewe­sen sein. Sieb­zehn Büch­sen­ma­cher, 33 Hand­büch­sen und 68 grö­ße­re und klei­ne­re Geschüt­ze stan­den für die Ver­tei­di­gung zur Ver­fü­gung. Alle Bas­tei­en und Tür­me hat­ten bestimm­te Namen.

Quelle: StadtBild-Verlag GörlitzVom Niko­lai­turm soll hier die Rede sein. Frü­her gehör­te zu die­sem Turm auch das gleich­na­mi­ge Tor. Vom Niko­lai­tor, dem zweit­äl­tes­ten der Stadt, steht heu­te nur noch — sei­ner Mau­ern beraubt — der Turm, der kahl wie eine dicke Röh­re ‘gen Him­mel ragt. Das Tor wur­de bereits auf den ers­ten Blät­tern des alten Gör­lit­zer Stadt­bu­ches aus dem Jah­re 1305 erwähnt, ja, die Sage behauptet,es sei von Her­zog Sobies­laus 1131 erbaut wor­den. Nach alten Bil­dern und Plä­nen zu urtei­len, war es ein drei­fa­ches, über­aus star­kes Tor.

Das ers­te Tor führ­te von der Niko­lai­stra­ße durch die inne­re Stadt­mau­er, das zwei­te, das durch ein star­kes Fall­gat­ter bewehrt war, durch die Außen­mau­er des Zwin­gers, wäh­rend das drit­te Tor, das sich unter dem Tor­hau­se öff­ne­te, an den Gra­ben und die Zug­mau­er stieß.

Wenn die Zug­mau­er Quelle: StadtBild-Verlag Görlitzauf­ge­zo­gen war, war das Tor völ­lig ver­deckt. 1400 wur­de ein neu­es Tor­haus, an dem frü­her seit 1399 Hals­ei­sen befes­tigt waren, geschaf­fen. In die­ser Gestalt stand es wohl bis zum Brand im Jahr 1456, der das Tor auch bis zu den Umfas­sungs­mau­ern zer­stör­te. Schon im fol­gen­den Jahr wur­de es in der frü­he­ren Fes­tig­keit auf­ge­baut. Trotz man­chen Wet­ter­schla­ges und man­cher Ver­än­de­rung hielt es so vie­le lan­ge Jahre. 

Auch in Frie­dens­zei­ten war es bewacht. 1539 wur­de auf dem Turm ein Wäch­ter, der die Zeit anschlug, ein­ge­setzt. Ein sol­cher wur­de 1586 bei sei­nem Tun vom Blitz erschla­gen. Bis 1752 ging man außer­halb des Tur­mes über die Stadt­mau­er auf einer Trep­pe hin­auf zum Turm­stüb­chen. Erst danach wur­de unten am Boden eine Tür als Zugang eingebrochen.

In frü­he­ren Jah­ren hat­te der Niko­lai­turm eine goti­sche Spit­ze und auch mehr Zie­rat. Heu­te wird er oben nur von zwei Gurt­ge­sim­sen umzo­gen, und er trägt auch eine baro­cke Hau­be. 1848 wur­den die Tor­an­la­gen besei­tigt, seit­dem steht nur noch der Niko­lai­turm selbst mit sei­nen am Fuße 2,86 Meter dicken Mauern.

Im Okto­ber 1904 schaff­te die Stadt Gör­litz Tür­merstel­le ab. Das Läu­ten der Glo­cken geschah jetzt elek­trisch. Auch die NamenQuelle: StadtBild-Verlag Görlitz der zahl­lo­sen Tür­mer, die zum Wohl der Stadt Zeit und Feu­er anzeig­ten, sind längst vergessen.

In vie­len frei­wil­li­gen Arbeits­stun­den wur­de der Niko­lai­turm von 1971 bis 1980 instand­ge­setzt und beher­bergt heu­te neben vie­len ande­ren Expo­na­ten ein nach­ge­stal­te­tes Tür­mer­stüb­chen. Auch eine Turm­be­stei­gung ist mög­lich. Betreut und in Ord­nung gehal­ten vom Zir­kel Gör­lit­zer Hei­mat­for­scher e. V. ist der Niko­lai­turm eine klei­ne Gör­lit­zer Attrak­ti­on, von denen es noch vie­le in unse­rer Stadt gibt. ‑flor-
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

In dieser Jahreszeit will es nicht Tag werden

Ein Tag, der nicht hell wer­den will. Ich mag die­se Nebel ver­han­ge­nen Novem­ber­ta­ge, an denen es der Son­ne nicht gelingt, den wei­ßen Vor­hang der Natur zu durch­drin­gen. 

24.11.2012, Hauptbahnhof Bremerhaven, Bahnsteig 3 | Foto: Hermann Schwiebert

Weit und breit ist kein Mensch auf dem Bahn­steig zu sehen, alles wirkt wie ein­ge­fro­ren. Selbst der Ver­kehrs­lärm der nahen Stra­ße dringt nur gedämpft zum Bahn­steig durch. Manch­mal ertönt das Nebel­horn eines Schif­fes, das sich sei­nen Weg durch den Hafen suchen mag. Die feuch­te Luft dringt durch die Klei­dung und lässt mich frös­teln! Ich erin­ne­re mich an ein Gedicht von Her­mann Hesse:

Im Nebel

Selt­sam, im Nebel zu wan­dern!
Ein­sam ist jeder Busch und Stein,
Kein Baum sieht den andern,
Jeder ist allein.

Voll von Freun­den war mir die Welt,
Als noch mein Leben licht war;
Nun, da der Nebel fällt,
Ist kei­ner mehr sichtbar.

Wahr­lich, kei­ner ist wei­se,
Der nicht das Dun­kel kennt,
Das unent­rinn­bar und lei­se
Von allen ihn trennt.

Selt­sam, Im Nebel zu wan­dern!
Leben ist Ein­sam­sein.
Kein Mensch kennt den andern,
Jeder ist allein. 

Parfümerie im alten Görlitzer Warenhaus ausgeraubt

Die­ben hat das Gör­lit­zer Jugend­stil­haus schon lan­ge nichts Nur die Drogerie befindet sich noch im Erdgeschoss (links im Bild) des ansonsten leerstehenden Warenhauses.mehr zu bie­ten, es steht ja seit August 2009 leer. Aber die Par­fü­me­rie im Erd­ge­schoss, die gibt es noch. Und auf deren Waren­be­stand hat­ten es die Ein­bre­cher am 17. Novem­ber 2012 abge­se­hen. Sie räum­ten kur­zer­hand sämt­li­che Vitri­nen aus, alles teu­re Mar­ken­wa­re. Gut 75 Pro­zent des Waren­be­stan­des haben die Lieb­ha­ber der schö­nen und edlen Düf­te sich eingesackt.

Die Kri­mi­nal­po­li­zei schätzt den Scha­den auf 50.000 bis 100.000 Euro­nen. Wahr­schein­lich sind die Die­be durch den Sei­ten­ein­gang in der schma­len dunk­len Gas­se an der Frau­en­kir­che in das Kauf­haus ein­ge­drun­gen. Die Alarm­an­la­ge war von den Düf­ten schein­bar so betört, dass sie ihren Dienst ver­sagt hat. Die Die­be kön­nen nun im Par­füm baden, ver­hö­kern kön­nen sie es wohl nicht. Jede Par­füm­fla­sche ist mit einem Code ver­se­hen, der es in ganz Euro­pa ermög­licht, die Fla­schen dem bestoh­le­nen Laden zuzuordnen.

Die Windjammer kommen!

Wie doch die Zeit ver­geht! Drei Jah­re sind seit der Sail Plakat zur Sail Bremerhaven 20152010 schon wie­der ver­gan­gen. Und die Vor­be­rei­tun­gen für die Sail 2015 lau­fen bereits auf Hoch­tou­ren. Denn Deutsch­lands größ­tes Tref­fen der Wind­jam­mer in Bre­mer­ha­ven fin­det alle fünf Jah­re statt.

Zum 12. August 2015 drän­geln sie sich wie­der die Weser hin­auf: Mehr als 200 Tra­di­ti­ons­schif­fe, Hoch­see­yach­ten und Groß­seg­ler aus 16 Natio­nen wer­den ihren Kom­pass auf Bre­mer­ha­ven aus­rich­ten. Bereits am Vor­mit­tag des 12. August neh­men vie­le von ihnen Auf­stel­lung zu einer Para­de, vor­ne­weg tra­di­tio­nell die “Gorch Fock” und die  “Alex­an­der von Hum­boldt II”.

Die ers­te Sail hat es in Bre­mer­ha­ven 1986 gege­ben. Zur Sail 2015 wird es aber ein paar orga­ni­sa­to­ri­sche Ver­än­de­run­gen geben. Die frei­en Flä­chen rund um die Haven­wel­ten sind mitt­ler­wei­le bebaut. Als Ersatz soll das Ver­an­stal­tungs­ge­län­de nun bis zum Fische­rei­ha­fen aus­ge­dehnt wer­den. Shut­tle-Bus­se sol­len zwi­schen Haven­wel­ten und Fische­rei­ha­fen pen­deln, viel­leicht wird auch ein Pen­del­ver­kehr per Schiff ein­ge­rich­tet.
Auf jeden Fall sol­len die bekann­ten Wind­jam­mer wie etwa die “Alex­an­der von Hum­boldt II” oder die “Gorch Fock” im Neu­en Hafen anle­gen, ande­re Seg­ler könn­ten im Fische­rei­ha­fen lie­gen. Wei­te­re Lie­ge­plät­ze sind an der Ost- und West­sei­te des Kai­ser­ha­fens, an der See­bä­der­ka­je und im Muse­ums­ha­fen vorgesehen. 

Das Ölgemälde stammt aus der Sammlung des Nationalmuseums Deutsches Schiffahrtsmuseum2,8 Mil­lio­nen Euro soll die Groß­ver­an­stal­tung kos­ten, auf die die erwar­te­ten eine Mil­lio­nen Besu­cher durch 7000 Pla­kat­wän­de in 64 Städ­ten auf­merk­sam gemacht wer­den. Aber viel­leicht wird das Geld nicht aus­rei­chen. Mög­li­cher­wei­se muss das ver­schlick­te Hafen­be­cken des Neu­en Hafens auf eine Tie­fe von 7,50 Metern aus­ge­bag­gert wer­den, damit die gro­ßen Segel­schif­fe kei­ne Grund­be­rüh­rung bekom­men. Wür­de ein Schiff wäh­rend der Sail 2015 durch Grund­be­rüh­rung Scha­den neh­men, müss­te die Stadt Bre­mer­ha­ven für die Repa­ra­tur­kos­ten haf­ten. Auf jeden Fall kön­nen die Bag­ger­ar­bei­ten schnell eine wei­te­re Mil­li­on Euro ver­schlin­gen, denn Hafen­schlick ist Son­der­müll  und muss ent­spre­chend ent­sorgt werden.

Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck hat für die vom 12. bis 16. August 2015 andau­ern­de Sail 2015 die Schirm­herr­schaft über­nom­men.
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee “Sail Bre­mer­ha­ven 2015”

Kommt die Viermastbark “Peking” nach Hamburg?

Die Viermastbark "Peking" in New York

Die am 25. Febru­ar 1911 bei der Ham­bur­ger Werft Blohm & Voss vom Sta­pel gelau­fe­ne “Peking” ist eine Vier­mast-Stahl­bark und gehör­te zu den berühm­ten Fly­ing P‑Linern der Ree­de­rei F. Laeisz. Wie alle Segel­schif­fe der Ree­de­rei aus Ham­burg beginnt ihr Name (seit 1877 gene­rell) mit einem „P“ und wur­de nach Chi­nas Haupt­stadt Peking benannt. Sie war als Fracht­schiff für Nitra­te zwi­schen Euro­pa und Chi­le unter­wegs. Heu­te liegt sie als Muse­ums­schiff in New York am Pier des South Street Sea­port Museum. 

Seit eini­gen Jah­ren wird ver­sucht, den legen­dä­ren Wind­jam­mer von New York nach Ham­burg zurück­zu­ho­len, um es an den 50er-Schup­pen am Hafen­mu­se­um fest­zu­ma­chen. Zur Finan­zie­rung des Unter­neh­mens feh­len aber noch eini­ge Hun­dert­tau­send Euro. Und so hofft man in Ham­burg auf Spon­so­ren, die das Geld für die Rück­füh­rung der “Peking” auf­brin­gen. Bevor die Bark mit einem Dock­schiff für etwa 1,2 Mil­lio­nen Euro nach Ham­burg gebracht wer­den kann, müss­te aller­dings noch in New York der sanie­rungs­be­dürf­ti­ge Rumpf ver­stärkt wer­den. In Ham­burg ange­kom­men, ist eine kom­plet­te Rumpf­sa­nie­rung unum­gäng­lich.
Die Zeit drängt: Bis Jah­res­en­de muss das Schiff den New Yor­ker Muse­ums­ha­fen ver­las­sen haben, sonst wird es dort abgewrackt.

In diesem Gemälde (vermutlich vom Maler Waldemar Schlichting) sind die oberen Segel der Peking in rauher See gerefft. An den vorderen Masten trägt das Schiff Rahsegel, am hinteren Gaffelsegel.Wegen der Ähn­lich­keit in Bau­art und Grö­ße hie­ßen die letz­ten acht Vier­mast­bar­ken von F. Laeisz “Die acht Schwes­tern”: “Pan­gani” (1903), “Pet­schi­li” (1903), “Pamir” (1905), “Peking” (1911), “Pas­sat” (1911), “Pola” (1918), “Pri­wall” (1920) und “Padua” (1926; heu­te “Kru­sen­s­tern”). Heu­te sind nur noch die “Pas­sat” (Tra­ve­mün­de), die “Peking” (New York) und die “Kru­sen­s­tern” (ex “Padua”) erhal­ten. Die “Kru­sen­s­tern” ist das ein­zi­ge der Schif­fe, das als Segel­schul­schiff des rus­si­schen Minis­te­ri­ums für Fisch­wirt­schaft mit Hei­mat­ha­fen Kali­nin­grad heu­te noch zur See fährt.
Die “Flying‑P Liner” segel­ten mit Mas­sen­gü­tern zwi­schen Ham­burg und Süd­ame­ri­ka. Die beson­ders schnel­len Wind­jam­mer muss­ten – anders als Dampf­schif­fe – kei­ne rie­si­gen Men­gen Koh­len bun­kern. Die “Peking” gehört zu den letz­ten die­ser Segel­schiff­ge­ne­ra­ti­on, die nicht umge­baut wur­den. Sie hat noch nicht ein­mal einen Motor.

Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven liegt unmittelbar am Neuen Hafen gegenüber dem Zoo am Meer. | Foto: Hermann Schwiebert, 2012In Bre­mer­ha­ven ist ein Muse­um ansäs­sig, dass sich mit der Aus­wan­de­rung Deut­scher in die USA in ver­schie­de­nen Epo­chen beschäf­tigt: Das Deut­sche Aus­wan­der­er­haus.
Haupt­säch­lich aus wirt­schaft­li­chen Grün­den ver­lie­ßen die ers­ten deut­schen Aus­wan­de­rer ihre Aufbruch in die Fremde.   Innenansicht der dritten Klasse eines Auswandererhauses 1882Hei­mat. Vie­le Beru­fe star­ben durch die begin­nen­de Indus­tria­li­sie­rung aus, Hun­gers­nö­te bestimm­ten das Leben.
Ande­re erhoff­ten sich in Ame­ri­ka eine grö­ße­re Reli­gi­ons­frei­heit. Schließ­lich wen­de­ten sich auch die poli­ti­schen Akti­vis­ten ab von Deutsch­land. Nach der geschei­ter­ten Revo­lu­ti­on im Jah­re 1848 Das Auswandererhaus in Bremerhaven (1849–1865), erbaut von Heinrich Müller 1849. | Lithografie von W. Casten aus dem Jahr 1850.hat­ten sie ihre Hoff­nung auf ein demo­kra­ti­sches Deutsch­land ver­lo­ren.
So bestie­gen zwi­schen 1830 und 1974 mehr als sie­ben Mil­lio­nen Aus­wan­de­rer in Bre­mer­ha­ven ein Schiff zum ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent  – die Rei­se ging nach Kana­da, Nord­ame­ri­ka, Bra­si­li­en oder Argen­ti­ni­en. Aber auch nach Aus­tra­li­en wan­der­ten vie­le aus.
Um 1850: Deutsche Emigranten betreten ein Dampfschiff in Hamburg (Deutschland) mit Kurs auf New York City (USA).Im Deut­schen Aus­wan­der­er­haus, dem direkt am Hafen gele­ge­nen größ­ten euro­päi­schen  Erleb­nis­mu­se­um,  kann man die Geschich­te der Aus­wan­de­rer mit allen Sin­nen nach­er­le­ben. Bis um 1880 ver­lie­ßen die Men­schen Deutsch­land in der Regel auf aus­ge­bau­te Fracht­seg­ler. Die Ree­de­rei­en haben in den Zwi­schen­decks von Amerika

nach Euro­pa Waren trans­por­tiert. Aschersleber Anzeiger / Liste der Auswandererbeförderung von 1852 | Quelle: gescannt von falkue Auf der meh­re­re Wochen dau­ern­den Rück­fahrt nach Ame­ri­ka wur­den die Men­schen dicht gedrängt – oft ohne Tages­licht und ohne Frisch­luft — in die Zwi­schen­decks gepfercht. Die Über­fahrt war für die Pas­sa­gie­re ein Mar­ty­ri­um, für die Ree­de­rei­en war es ein will­kom­me­nes Zusatz­ge­schäft.
Manch­mal ver­zö­ger­te sich die Über­fahrt auf­grund ungüns­ti­ger Wet­ter­ver­hält­nis­se. Dann ver­hun­ger­te nahe­zu die Hälf­te der Pas­sa­gie­re, da die Ver­pfle­gung, die sie selbst mit­brin­gen muss­ten, für eine so lan­ge Zeit nicht ausreichte.

Deutsche Auswanderer auf dem Weg nach Amerika auf dem Schiff "Samuel Hop" (Zeichnung)Etwa ab 1880 wur­den Dampf­schif­fe ein­ge­setzt. Neue Geset­ze zum Schut­ze der Aus­wan­de­rer wur­den erlas­sen. So waren nun die Ree­de­rei­en ver­pflich­tet, die Pas­sa­gie­re zu ver­pfle­gen, jedem eine Koje zur Ver­fü­gung zu stel­len und für ein Min­dest­maß an Hygie­ne zu sor­gen. 
Vie­le konn­ten die Über­fahrt nicht bezah­len. Da die Aus­wan­de­rer für die Ree­de­rei­en aber ein gutes Geschäft waren, unter­hiel­ten die­se Anwer­be-Agen­ten. Die Agen­ten schlos­sen mit den zah­lungs­un­fä­hi­gen Aus­wan­de­rungs­wil­li­gen Ver­trä­ge. So beka­men sie von ihrem neu­en Arbeit­ge­ber in Über­see für ihre Arbeit meh­re­re Jah­re lang nur Kost und Logis. Von dem ein­be­hal­te­nen Arbeits­lohn wur­de die Schiffs­pas­sa­ge bezahlt.
Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011
Ab 1900 mach­ten sich die Dampf­schiff-Betrei­ber immer mehr Kon­kur­renz. In der Fol­ge wur­den die Bedin­gun­gen immer ange­neh­mer und die Über­fahr­ten immer güns­ti­ger.
Quel­len:
Deut­sches Aus­wan­der­er­haus Bre­mer­ha­ven
Freun­des­kreis leben­di­ge Graf­schaft e.V.
Planet-Wissen.de
3SAT.de
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