Mit dem “Royal Scotsman” durch die Highlands

Kürz­lich habe ich mal wie­der bei You­Tube gestö­bert. Da gibt es so schö­ne Vide­os über Schott­land zu sehen. Dabei fiel mir ein, dass ich Euch schon lan­ge mal den Zug “The Roy­al Scots­man” vor­stel­len woll­te. Vie­le wer­den die­sen tol­len Zug und die groß­ar­ti­ge Land­schaft, durch die er fährt, längst ken­nen. Ande­re haben mög­li­cher­wei­se noch nichts davon gehört. Wie dem auch sei, für die Einen wie für die Ande­ren wird es eine Freu­de sein, die Bil­der zu sehen. 

Bei der Clas­sic-Rou­te besteigt man den Luxus­zug “The Roy­al Scots­man” in Waver­ley Sta­ti­on in Edin­burgh über einen roten Tep­pich, beglei­tet von den hohen durch­drin­gen­den Tönen einer Dudelsackpfeife. 

Fünf Tage zieht  der Zug die bor­deaux­ro­ten Wagen durch das schot­ti­sche Hoch­land, vor­bei am Hoch­moor von Ran­noch und am 1344 Meter hohen Ben Nevis und übers 380 Meter lan­ge Glen­finnan-Via­dukt am Loch Shiel. Der Salon­wa­gen mit sei­nen Pan­ora­ma­fens­tern erlaubt einen beque­men Blick auf die so abwechs­lungs­rei­che Land­schaft – hoch auf­tür­men­de Ber­ge wei­chen mäch­ti­gen Tälern mit spie­gel­glat­ten Seen, es geht durch raue unbe­rühr­te Küs­ten­strei­fen oder grü­nen Wiesen.

Reich­lich Zwi­schen­stopps an Schlös­sern, Whis­ky-Destil­le­rien und male­ri­schen Dör­fern  sind ein­ge­plant. So kann man mit den ein­hei­mi­schen Fischern oder Guts­her­ren ins Gespräch kom­men. Zurück an Bord des “Roy­al Scots­man” stärkt man sich im mit Maha­go­ni ver­tä­fel­ten Spei­se­wa­gen (stren­ge Klei­der­ord­nung) mit wirk­lich aus­er­le­se­nen Spe­zia­li­tä­ten der Region.

Was wird eigentlich aus dem Nordsee-Hotel?

Es ist wie­der still gewor­den um das seit dem 31.12.2006 geschlos­se­ne Nord­see­ho­tel in Bre­mer­ha­ven. Im Jah­re 2003 hat­te die Stadt Bre­mer­ha­ven für das am Theo­dor-Heuss-Platz bele­ge­ne insol­ven­te Hotel einen Kauf­preis von 3,6 Mil­lio­nen Euro  an den Eigen­tü­mer gezahlt, um den Hotel­be­trieb bis zur Eröff­nung des Sail City-Hotels auf­recht zu erhalten.

Nordsee-Hotel in Bremerhaven

Wie immer, wenn sich Poli­ti­ker in die Wirt­schaft ein­mi­schen,  kommt nur Murks her­aus. Ich ver­ste­he nicht, wie eine Kom­mu­ne ein bebau­tes Grund­stück, in des­sen auf­ste­hen­dem Gebäu­de ver­mut­lich Asbest ver­baut wur­de, über­haupt ankau­fen kann. Jeder pri­va­te Inves­tor hät­te die Fin­ger davon gelas­sen. Das lernt doch jeder Grund­stücks­kauf­mann im ers­ten Lehrjahr.

Nun ist der Stadt Bre­mer­ha­ven das Hotel damals jeden­falls den hohen Kauf­preis wert gewe­sen. Wer immer auch mit der Wert­ermitt­lung betraut gewe­sen sein mag, ich hät­te ger­ne mal die Berech­nung gese­hen. Aller­dings scheint sich kein Inter­es­sent zu fin­den, der die­sen Preis bezah­len will. Nicht ohne und schon gar nicht mit Hotel­ge­bäu­de. Doch die Ver­ant­wort­li­chen der Stadt Bre­mer­ha­ven träu­men weiter:

Am 11.07.2012 konn­te man in der Nord­see-Zei­tung lesen, dass das Hotel-Grund­stück am Theo­dor-Heuss-Platz nach meh­re­ren geschei­ter­ten Anläu­fen wie­der ein­mal ver­kauft wer­den soll. Aber mit was für Auf­la­gen für den Käu­fer! Dem sol­len zwei Optio­nen ein­ge­räumt wer­den:
1. Das maro­de Gebäu­de sanie­ren und wie­der als Hotel nut­zen
2. Das Gebäu­de abrei­ßen und ein neu­es Hotel errich­ten. Den eben­falls auf­er­leg­ten Archi­tek­tur­wett­be­werb hat eben­falls der Käu­fer zu zahlen.

So sind die bis­he­ri­gen Ver­kaufs­ver­su­che natür­lich alle erfolg­los ver­lau­fen, meh­re­re Inter­es­sen­ten (z. B.  die Hotel­ket­te „Motel One“ sowie ein ört­li­cher Hote­lier) mach­ten kurz vor der Ver­trags­un­ter­zeich­nung einen Rückzieher.

Ein Gut­ach­ter­aus­schuss soll den der­zei­ti­gen Grund­stücks­wert auf 780.000 Euro geschätzt haben. Und unter die­sen Betrag soll bei einer Ver­stei­ge­rung kein Zuschlag erteilt wer­den. Na, wenn sich jemand fin­den soll­te, der den Schätz­wert bezahlt, hat die Stadt Bre­mer­ha­ven ja nur rund 2,8 Mil­lio­nen Euro in den Sand gesetzt. Die Unter­hal­tungs­kos­ten von 65.000 Euro p. a. nicht mit ein­ge­rech­net. Unklar ist, ob der Gut­ach­ter­aus­schuss bei sei­ner Wert­ermitt­lung die Abriss­kos­ten in Abzug gebracht hat.
Ver­mut­lich ist es sinn­voll, end­lich Nägel mit Köp­fen zu machen. Die Stadt lässt das Hotel­ge­bäu­de abrei­ßen und even­tu­ell vor­han­de­ne Alt­las­ten besei­ti­gen. Dann wird das Grund­stück sicher einen Käu­fer fin­den, der einen Quad­rad­tme­ter­preis von 225 Euro für das Grund­stück (Boden­richt­wert­kar­te 2012) bezahlt. Ansons­ten bleibt das maro­de und viel­leicht mit Asbest belas­te­te Haus der Stadt für alle Zei­ten erhalten.

Eisgekühlte Erinnerungen

Als die Nei­ße noch für Eis gut war, gab es sol­ches bis in den Som­mer hin­ein. Erin­ne­run­gen von Hans Schulz.

Kanufahrer posierten gern einmal vor der beliebten Gaststätte

Es gibt in der heu­ti­gen Zeit kaum noch einen Haus­halt ohne Kühl­schrank oder Kühl­tru­he. Unse­re Vor­fah­ren hat­ten bei der Auf­be­wah­rung und Küh­lung ver­derb­li­cher Lebens­mit­tel die glei­chen Pro­ble­me, nur war die Tech­nik noch nicht so weit. Meist wur­den begrenzt halt­ba­re Lebens­mit­tel noch bis in die zwei­te Hälf­te des 20. Jahr­hun­derts im Kel­ler oder in der küh­le­ren Jah­res­zeit außen am Fens­ter gela­gert. Für Gast­wir­te und Gewer­be­trei­ben­de erwies sich so eine Lösung frei­lich nicht als aus­rei­chend. Sie nutz­ten daher das Ange­bot von Roh- und Kunst­eis­händ­lern, um ihre Waren vor zu zei­ti­gem Ver­derb zu schüt­zen.
Gelagert wurde das Natureis, pyramidenartig geschichtet, tief unter dem Lokal in KellergewölbenEin sol­cher Betrei­ber einer “Roh- und Kunst­eis­hand­lung” war auch Juli­us Hen­nig, der sein Lokal “Zum Eis­kel­ler” am Insel­weg an der Nei­ße betrieb. Im gefro­re­nen Nei­ße­arm wur­de das Eis aus der Nei­ße in Blö­cken geschnit­ten und im Eis­kel­ler ein­ge­la­gert wur­de. Wie der Lokal-Name schon sagt, befand sich die­ser gut geschützt tief unter dem Restau­rant-Gebäu­de. Der Volks­mund sag­te übri­gens stets “Eis­kel­ler­bau­de” zu dem bis Mit­te der 1960er Jah­re bestehen­den Aus­flugs­lo­kal.
Das ein­ge­la­ger­te Eis wur­de dann im spä­ten Früh­ling und – so lan­ge es reich­te – noch im Som­mer mit Pfer­de­ge­span­nen durch Gör­litz gefah­ren und unter­wegs an Fir­men, aber auch Haus­hal­te mit Eis­schrank ver­kauft. So vie­le Gör­lit­zer übri­gens noch heu­te von der alten Gast­stät­te schwär­men (sie war auch Stamm­lo­kal von Kanu­sport­lern, die neben­an ihr Boots­haus hat­ten), so wenig wis­sen von den tie­fen Kel­lern unter ihr und der sehr schwe­ren Arbeit der Eis­bre­cher auf der Nei­ße.
Quel­le Bild und Text: sz-online vom 3. Febru­ar 2007

Nachts, wenn Bremerhaven schläft…

Trü­ge­risch liegt der Geest­er­mün­der Wochen­markt im Dun­keln. Die Stadt scheint fried­lich zu schla­fen. Der nächt­li­che Spa­zier­gän­ger scheint nichts von dem zu ahnen, was anders­wo die Poli­zei auf den Plan ruft: 

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Weih­nachts­bäu­me müs­sen irgend­wann ent­sorgt wer­den, aber doch nicht auf die “schwe­di­sche Ikea-Art”. Auf Wunsch sei­ner Mut­ter ver­stieß am 30. Dezem­ber in der Pes­ta­loz­zi­stra­ße ein jun­ger Mann sei­nen Weih­nachts­baum und ent­sorg­te ihn durch das Wohn­zim­mer­fens­ter. Die Schul­ter eines Fuß­gän­gers brems­te den Sturz des Bau­mes ab und sorg­te dafür, dass sich der Baum beim Auf­schlag auf die Stra­ße kei­ne Prel­lun­gen zuzog. Die hat­te nun der als Air­bag fun­gie­ren­de ahnungs­lo­se Fuß­gän­ger an Schul­ter, Schien­bein und Fuß. Der­weil freut sich die Kran­ken­kas­se, sie wird sich die Aus­la­gen von dem Baum­has­ser zurück­ho­len.
Ande­re Weih­nachts­bäu­me war­te­ten schon am Stra­ßen­rand auf ihren Bus der Ent­sor­gungs­fir­ma. Um sich die Zeit zu ver­trei­ben, tanz­ten sie, von Wind­bö­en ange­trie­ben, auf der Fahr­bahn und freu­ten sich über Autos, die nun Sla­lom fah­ren muss­ten. Poli­zis­ten setz­ten dem Trei­ben ein Ende.
Über­haupt hat­ten die Auto­fah­rer es in die­sen Tagen nicht ein­fach. Eine Frau bog mit ele­gan­tem Schwung von der Stre­se­mann­stra­ße in die Rhein­stra­ße ein und wur­de plötz­lich durch einen Ampel­mast abge­bremst. Frau kaputt, Auto in die Werk­statt. Ein jun­ger Mann fuhr betrun­ken ein ande­res Auto an, hat­te aber lei­der kei­ne Zeit, am Unfall­ort zu war­ten. Poli­zis­ten schnapp­ten ihn den­noch und stell­ten ihm die Zeit auf der Wache zur Ver­fü­gung.
Der Sport, von par­ken­den Autos die Spie­gel abzu­tre­ten, scheint nicht nur in Gör­litz Furo­re zu machen. Auch die Pres­se­mel­dun­gen der Bre­mer­ha­ve­ner Poli­zei wis­sen immer wie­der von lei­den­schaft­li­chen “Spie­gel­sport­lern” zu berich­ten. Hof­fent­lich wird die­se “Sport­art” nicht zur Olym­pia­de zuge­las­sen.
Auch mit den Weih­nachts­ge­schen­ken ist es immer so eine Sache. Eine Frau hat­te einen Hund ver­schenkt. In der Sil­ves­ter­nacht kam ihr die Idee, dass sie den Hund lie­ber zurück haben möch­te. Nach reich­li­chem Alko­hol­ge­nuss trat sie die Woh­nungs­tür des Hun­des ein, Herr­chen rief die Poli­zei. Nun wol­len die Kon­tra­hen­ten die Sach­la­ge klä­ren, wenn alle wie­der nüch­tern sind.
Ach ja, das Leben schreibt die span­nends­ten Geschich­ten. Und der Geest­e­mün­der Markt­platz schläft…

Was würden Sie tun, wenn Sie das neue Jahr regieren könnten?

Ringelnatz

Ich wür­de vor Auf­re­gung wahr­schein­lich
Die ers­ten Näch­te schlaf­los ver­brin­gen
Und dar­auf tage­lang ängst­lich und klein­lich
Ganz dum­me, selbst­süch­ti­ge Plä­ne schwin­gen.

Dann – hof­fent­lich – aber laut lachen
Und end­lich den lie­ben Gott abends lei­se
Bit­ten, doch wie­der nach sei­ner Wei­se
Das neue Jahr gött­lich sel­ber zu machen.

von Joa­chim Rin­gel­natz aus “Aller­dings”
1. Auf­la­ge 1928 im Rowohlt-Verlag

Görlitzer Winterzauber in Vorkriegszeiten — vor 1914 und vor 1939

Der Gör­lit­zer His­to­ri­ker Herr Dr. Ernst Kretz­schmar schrieb Erin­ne­run­gen über die Win­ter in den Zei­ten vor den bei­den Welt­krie­gen 1914 und 1939 nie­der, die in  der Stadt­BILD im Dezem­ber 2009 ver­öf­fent­licht wurden.

Weihnachtsbaum auf dem DemianiplatzVie­le Leser wer­den sich sicher­lich noch an die Zei­len aus Schil­lers “Lied von der Glo­cke” erinnern:

”Hol­der Glo­cke, süße Ein­tracht
wei­let, wei­let
freund­lich über die­ser Stadt!
Möge nie der Tag erschei­nen,
wo des rau­hen Krie­ges Hor­den
die­ses stil­le Tal durch­to­ben,
wo der Him­mel,
den des Abends sanf­te Röte
lieb­lich malt,
v
on der Dör­fer, von der Städ­te
wil­dem Bran­de schreck­lich strahlt!”

Marienplatz in GörlitzIn der Rück­schau erschei­nen gera­de die Jah­re kurz vor den Welt­kriegs­brän­den in freund­li­ches Licht getaucht, obwohl auch sie, wie wir wohl wis­sen, ihr Für und Wider hat­ten. Wir hör­ten dar­über von unse­ren Eltern und Groß­el­tern, die uns über die Erleb­nis­se der Kin­der und Erwach­se­nen 1913 erzähl­ten, und wir erleb­ten es als Kin­der selbst noch 1938. Zwar konn­te man in bei­den Jah­ren in den Gör­lit­zer Tages­zei­tun­gen über inter­na­tio­na­le Kon­flik­te und mili­tä­ri­sche Rüs­tun­gen lesen, aber vie­le woll­ten den Tag genie­ßen, schon gar im Advent, zu Weih­nach­ten und Neu­jahr. Die Begü­ter­ten zeig­ten nun gern, was sie sich leis­ten konn­ten an reich bestück­ten Gaben unterm Weih­nachts­baum. Auch die Ärme­ren fan­den und such­ten ihre Freu­de, oft auf­rich­ti­ger und prä­gen­der als jene.

KaisertrutzManch­mal gab es sogar schon etwas Schnee im Dezem­ber und die ers­ten Eis­blu­men an den Fens­tern. In den Neben­stra­ßen ver­brei­te­ten die Gas­la­ter­nen ihr mil­des Licht, an den Haupt­stra­ßen aber strahl­ten die gro­ßen Schau­fens­ter hell bis über die brei­te Fahr­bahn, wo die Stra­ßen­bahn tie­fe Fur­chen in das feuch­te Weiß gegra­ben hat­te. Die Sta­ke­ten­zäu­ne oder Eisen­git­ter der Vor­gär­ten hat­ten wei­ße Schnee­kap­pen auf­ge­setzt. Mei­sen und Spat­zen balg­ten sich in den Fut­ter­häus­chen, die vor den Küchen­fens­tern ange­bracht Stadthalleoder neben der Gar­ten­lau­be auf­ge­stellt waren. Schul­kin­der drän­gel­ten sich 1913 bei Straß­burg, Bar­gou oder Fried­län­ders gera­de eröff­ne­ten Kauf­haus vor den Schau­fens­tern mit Spiel­zeug­ei­sen­bah­nen, Dampf­ma­schi­nen, Sol­da­ten­fi­gu­ren und Pup­pen­stu­ben, 1938 auch vor den Läden von Zip­pel und Ditt­mann. In Haus­auf­sät­zen muss­ten die Klei­nen in der Schu­le I an der Schul­stra­ße ihre Weih­nachts­vor­be­rei­tun­gen schil­dern, weil die Leh­rer so neu­gie­rig waren, wie sie mein­ten. Hin­ter die Bil­der­rah­men in den Klas­sen­räu­men steck­te man Tan­nen­zwei­ge. Bald sah man mor­gens auf dem Schul­weg zur Annen­schu­le auf dem Wochen­markt Eli­sa­beth­stra­ße Weih­nachts­bäu­me zum Ver­kauf ausgelegt.

Ver­gli­chen mit dem heu­ti­gen Gedu­del und Gewum­mer aus den Laut­spre­chern waren die vor­weih­nacht­lich geschmück­ten StadttheaterChrist­kin­del­märk­te doch so ruhig, dass man den fri­schen Schnee unter den Fuß­soh­len knir­schen hör­te. Was man jetzt in den Markt­bu­den vor der Post oder auf dem Unter­markt fast als exo­tisch emp­fin­det – ein­hei­mi­sches Pfef­fer­ku­chen­ge­bäck, hand­ge­zo­ge­ne Ker­zen und Holz­spiel­zeug aus hie­si­gen Werk­stät­ten – war vor den Krie­gen (und erst recht danach) das Übli­che. Man nahm das Geläut der Kir­chen­glo­cken wahr und ver­nahm sogar die Tex­te vor­weih­nacht­li­cher Lie­der der klei­nen Kur­ren­de-Sän­ger. Weih­nachts­kar­ten mit hand­ge­schrie­be­nen Grü­ßen war­fen die Kin­der in die Post­brief­käs­ten, die es fast an jeder Stra­ßen­ecke gab, auch am UntermarktBahn­post­amt oder auf dem Post­platz; sie gin­gen an Tan­ten und Groß­el­tern in den Nach­bar­or­ten oder in fer­ne Gar­ni­sons­städ­te. Ansichts­kar­ten, Meis­ter­fo­to­gra­fien oder unbe­hol­fe­ne Schnapp­schüs­se über­lie­fer­ten die Stim­mung den Heu­ti­gen. Den Zau­ber abend­li­cher Spa­zier­gän­ge mit den Klas­sen­ka­me­ra­den durch den ver­schnei­ten Schel­ler­grund oder über die rut­schi­gen Trep­pen und Wege hin­auf zur Lan­des­kro­ne bewahr­te man lan­ge im Gedächt­nis. An den Weih­nachts­fei­er­ta­gen lock­te es die Fami­li­en und die Ein­sa­men 1913 zur stil­len Augus­ta­stra­ße oder 1938 zu den Neu­bau­ten an der Büch­te­mann­stra­ße, wo hin­ter den Fens­ter­schei­ben noch ein­mal die bren­nen­den Baum­ker­zen erstrahl­ten und unge­trüb­tes Fami­li­en­glück zu ver­mu­ten war.

Der rich­ti­ge kal­te Win­ter kam oft erst vor oder nach Sil­ves­ter. Es Portikusschnei­te mit­un­ter tage­lang, und es war auch weit käl­ter als heu­te. Geh­we­ge und Stra­ßen muss­ten von den Anwoh­nern beräumt wer­den. Hohe Schnee­hau­fen zogen sich zwi­schen frei­ge­hal­te­ner Abfluss­rin­ne und Stra­ßen­mit­te an den Häu­ser­fluch­ten ent­lang. Den Schnee der Haupt­stra­ßen ließ die Stadt mit Pfer­de­fuhr­wer­ken zur Eis­wie­se an der Stra­ße nach Bies­nitz brin­gen und dort zum Abtau­en abladen.

Nun zog es die Schlit­ten­fah­rer zum Block­haus und zum Wein­berg­haus zu den sanf­ten Hän­gen oder zur Luther­kir­che mit dem stei­len Abhang, die Küh­nen aber zur Lan­des­kro­ne  mit der 1910 ein­ge­weih­ten Rodel­bahn. Die Schlitt­schuh­läu­fer traf man Landeskroneauf dem Aus­stel­lungs­teich an der Ruh­mes­hal­le oder auf der Eis­bahn am Lin­den­weg. Zu einem Glas Punsch oder Grog kehr­ten die Erwach­se­nen im Wein­berg­haus ein. Die Klei­nen mit ihren klam­men Fin­gern und rot­ge­fro­re­nen Näs­chen trieb es nach Hau­se, wo man den Rücken an den war­men Kachel­ofen lehn­te und dabei die rest­li­chen Pfef­fer­ku­chen vom Weih­nachts­tel­ler unterm Weih­nachts­baum ver­drü­cken durfte.

Jun­ge Paa­re schlen­der­ten 1913 in die Varie­tés (Reichs­hof Ber­li­ner Stra­ße, Wil­helms­thea­ter hin­ter dem Waren­haus, Euro­päi­scher Hof an der Ecke Jakobstraße/Bahnhofstraße) und Kanonendenkmal1938 in eines der sechs Kinos, wo in der Wochen­schau über Win­ter­freu­den in den Alpen berich­tet wur­de. Den­noch war in den Win­ter­mo­na­ten der Blick mehr nach innen gerich­tet, auf die Fami­lie, die Freun­de und Schul­ka­me­ra­den. Man genoss die Gebor­gen­heit in der Gemein­schaft. Die Kin­der ver­gnüg­ten sich mit Kauf­manns­lä­den Kas­per­le­thea­ter und Pup­pen­stu­ben, die Älte­ren blät­ter­ten in einem Heft mit Win­ter­mo­den oder lasen einen Roman von Gang­ho­fer. Gern besuch­te man älte­re oder kränk­li­che Ver­wand­te und Freundinnen.

Die meis­ten Erin­ne­run­gen aus spä­te­ren Lebens­jahr­zehn­ten ver­blass­ten frü­her oder spä­ter, aber den Win­ter­zau­ber in der Hei­mat, vor allem in der Kind­heit, tru­gen vie­le ihr Leben lang als kost­ba­ren Schatz im Her­zen, gera­de auch in den schwe­ren Zei­ten, die dar­auf folg­ten, die zwei Welt­krie­ge und die Not­jah­re nach 1918 und 1945. Ob die Reiz­über­flu­tung durch Fern­se­hen und Inter­net und die kul­tu­rel­le Ver­fla­chung durch die ideo­lo­gi­schen Glo­ba­li­sie­rer das tie­fe Erleb­nis win­ter­li­cher Ruhe und weih­nacht­li­cher Freu­de für die nächs­ten Gene­ra­tio­nen beschä­di­gen oder gar zer­stö­ren kön­nen? Solan­ge es noch Fami­li­en gibt, liegt es an ihnen, den Kin­dern Augen und Her­zen für den Win­ter­zau­ber zu öff­nen. Denn wir Älte­ren wer­den vor allem unse­ren Eltern gera­de dafür bis zuletzt dank­bar bleiben.

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz.

Der Deich­SPIE­GEL wünscht allen Lesern ein fro­hes neu­es Jahr 2013, Gesund­heit, Glück und Zufrie­den­heit. Dan­ke für die Treue im ver­gan­ge­nen Jahr und viel Spaß mit mei­nen Blogs im neu­en Jahr.

Das erste Weihnachtsfest nach dem Krieg — ein Fest der Hoffnung

Das ers­te Weih­nachts­fest nach dem Krieg” ist eine Erin­ne­rung an eine schlim­me Zeit, die ein Leser der Monats­zeit­schrift Stadt­BILD in Gör­litz erlebt und nun für die Aus­ga­be 12/2012 nie­der­ge­schrie­ben hat. Und die­se “Weih­nachts­ge­schich­te” möch­te ich Euch nicht vorenthalten.

Nein, lei­der funk­tio­niert mein PC nach wie vor nicht. Ich habe müh­sam mit mei­nem Smart­phone geschrie­ben, ver­zeiht mir also bit­te Schreibfehler.

Das ers­te Weih­nach­ten nach dem Krieg! Es ist auch nach bei­na­he sie­ben Jahr­zehn­ten noch deut­lich in mei­ner Erin­ne­rung gegen­wär­tig. Ein Weih­nach­ten in völ­li­ger Armut und unter dürf­tigs­ten Ver­hält­nis­sen, wie sie heu­te in Deutsch­land kaum noch vor­stell­bar sind.

Mei­ne Mut­ter ohne Mann mit drei Kin­dern, aus­ge­wie­sen aus dem Sude­ten­land. Wir hat­ten eine klei­ne Woh­nung in Klein­bies­nitz (immer­hin eine eige­ne Woh­nung!) und brauch­ten nicht in einer frem­den Woh­nung in einem abge­tre­te­nen Zim­mer unter­krie­chen. Da wir unweit der frü­he­ren Dru­cke­rei im Schat­ten der ers­ten Buchen der Lan­des­kro­ne wohn­ten, fiel es uns nicht schwer, unter dem dort ver­streut her­um­lie­gen­den Plün­de­rungs­gut eini­ges sicher­zu­stel­len, was den Grund­stock unse­rer Möblie­rung bil­de­te. Aber der ein­zi­ge Kachel­ofen in unse­rer Woh­nung mit den natür­lich ein­fach ver­glas­ten Fens­tern kam nicht an gegen die Käl­te, zumal nas­se Braun­koh­le und Holz nicht das rich­ti­ge Fut­ter für ihn waren.

Und wovon leb­ten wir in einer Zeit, in der es kei­ner­lei kom­mu­na­le oder staat­li­che Unter­süt­zung gab. Das weni­ge Bar­geld, das wir auf der Flucht geret­tet hat­ten, war bald ver­braucht. Mein sie­ben­jäh­ri­ger Bru­der ging nach lan­gen Mona­ten wie­der zur Schu­le; für mei­ne sieb­zehn­jäh­ri­ge Schwes­ter und für mich, sech­zehn­jäh­rig, stand aus finan­zi­el­len Grün­den ein wei­te­rer Schul­be­such über­haupt nicht zur Debat­te. Wir muß­ten arbei­ten, irgend­wie Geld verdienen.

Mei­ne Schwes­ter fand eine Stel­le bei einer Schnei­de­rin, bei der sie für ein paar Pfen­ni­ge Arbei­ten erle­dig­te, die jedes Mäd­chen in ihrem Alter beherrsch­te. Ich konn­te nach lan­ger Suche beim Bäcker­meis­ter Dorn in der Salo­mon­stra­ße im Sep­tem­ber eine Leh­re begin­nen. Ein wah­rer Glücks­fall in die­ser Zeit, in der Satt-essen-kön­nen ein Pri­vi­leg war. Jeden­falls war ich zuhau­se „aus dem Fut­ter“, und zu frie­ren brauch­te ich auch nicht, weder in der Back­stu­be noch in der über dem Back­ofen gele­ge­nen Schlaf­kam­mer. Wenn ich sonn­abends nach der Arbeit, meis­tens erst am Abend, nach Hau­se kam, stand mir zwar eine kal­te Nacht bevor, aber mit dem Vier­pfund­brot, das mir der Meis­ter jedes Mal mit­gab, brach­te ich drei Augen­paa­re zum Leuchten.

Mei­ne Mut­ter, die in die­ser schwe­ren Zeit sehr schnell ein gro­ßes Talent im „Orga­ni­sie­ren“ und „Tau­schen“ ent­wi­ckel­te, hat­te dann bald auch eine alte Näh­ma­schi­ne in der Woh­nung ste­hen und ver­dien­te sich mit dem Nähen und Ändern von Klei­dung etwas Geld.

So rück­te die Weih­nachts­zeit her­an, eine Zeit, in der die Frau­en die aus­ge­sto­che­nen Pfef­fer­ku­chen­plätz­chen und den Teig zur Auf­be­rei­tung der Stol­len zum Bäcker brach­ten, denn wer hat­te damals schon einen E‑Herd in der hei­mi­schen Küche? Nun könn­te man den­ken, dass in einer Zeit, in der es nicht mal das Nötigs­te zum Leben gab, kei­ne Kuchen geba­cken wur­den. Weit gefehlt. Ein schle­si­sches Weih­nachts­fest ohne Stol­len und Pfef­fer­ku­chen war undenk­bar, und so hat­ten die Haus­frau­en von dem Weni­gen, was es auf Lebens­mit­tel­kar­ten gab, schon Wochen vor­her immer etwas gespart. Aus gestop­pel­ten oder manch­mal auch stie­bitz­ten Zucker­rü­ben war in der hei­mi­schen Küche Sirup für die Pfef­fer­ku­chen gekocht wor­den. Zu Hau­se in Bies­nitz stand die Pfan­ne, in der der Rüben­saft ver­dampft und ein­ge­dickt wur­de, tage­lang auf dem Gaskocher.

Wer zu den Glück­li­chen zähl­te, kein Flücht­ling zu sein und die eige­ne Woh­nung unbe­schä­digt über den Krieg geret­tet hat­te, ging aufs Land und tausch­te wert­vol­les Por­zel­lan, über­schüs­si­ge Wäsche und alles, was sich in Tru­hen und Schrän­ken fand und nicht unbe­dingt selbst gebraucht wur­de bei den Land­wir­ten gegen But­ter, Mehl, Quark, Mohn oder Win­ter­äp­fel ein.

In den Tagen vor Weih­nach­ten muss­ten sich die Frau­en im Laden der Bäcke­rei Dorn einen Ter­min zum Brin­gen ihrer Haus­bä­cke­rei geben las­sen, denn anders war der Ansturm in der Back­stu­be nicht zu bewäl­ti­gen. Da waren mit­un­ter auch Kuchen dabei, bei denen in einer Spring­form eine Teig­mas­se aus unde­fi­nier­ba­ren Zuta­ten zusam­men­ge­rühr wor­den war, von der erwar­tet wur­de, dass sie sich mit Hil­fe der bei­gefüg­ten Hefe zu einem anseh­li­chen Kuchen ent­wi­ckeln wür­de. Doch wie lan­ge die Spring­form auch im Ofen stand, der Teig ging nicht auf, beweg­te sich nicht von der Stel­le. Ich sehe im Geis­te noch das ent­täusch­te Gesicht einer Frau vor mir, die einen sol­chen Kuchen abhol­te und die der Meis­ter Dorn teil­neh­mend frag­te, was sie denn da zusam­men­ge­mischt habe, und die dann rot wur­de und etwas von gemah­le­nen Buch­eckern flüsterte.

Auch mei­ne Mut­ter hat­te gespart und „gehams­tert“ und mir die Zuta­ten für Pfef­fer­ku­chen und einen Stol­len mit­ge­ge­ben, so dass ich unter den Augen des Meis­ters mei­ne Weih­nachts­bä­cke­rei erle­di­gen konnte.

So kam Weih­nach­ten her­an. Nun hät­te der Hei­li­ge Abend ja sehr trau­rig wer­den kön­nen, wenn mei­ne Mut­ter und wir drei Geschwis­ter allein gewe­sen wären, uns weh­mü­tig an ver­gan­ge­ne Weih­nachts­fes­te erin­nert und des Vaters, von dem wir nicht wuß­ten, wo er war, gedacht hät­ten. Und so hat­ten wir schon vor län­ge­rer Zeit mit drei Jugend­li­chen unse­res Alters aus der Nach­bar­schaft — Flücht­lin­ge oder Ver­trie­be­ne wie wir — abge­macht, uns zu Hei­lig­abend bei uns zu einer Spie­le­run­de zusam­men­zu­set­zen. Wir hat­ten zwar kein Spie­le­sor­ti­ment, wie es heu­te in jedem Kin­der­zim­mer zu fin­den ist, aber immer­hin einen Satz fran­zö­si­sche Spiel­kar­ten, mit dem wir aller­lei anzu­fan­gen wuß­ten. Mei­ne Mut­ter schloss sich unse­rer Run­de an, und wir hat­ten viel Spaß und viel zu lachen, und so stimm­ten wir auch aus vol­lem Her­zen „O du fröh­li­che, o du seli­ge, gna­den­brin­gen­de Weih­nachts­zeit…“ und ande­re Weih­nachts­lie­der an. Ja, es war eine Gna­de, dass ich wäh­rend der letz­ten Kriegs­ta­ge dem Schick­sal ent­gan­gen war, das vie­le mei­ner Jahr­gangs­ka­me­ra­den hinwegraffte.

Ich kann noch heu­te das Gefühl von Dank­bar­keit und Hoff­nung in mir wach­ru­fen, das mich damals in der weih­nacht­li­chen Run­de beseel­te. Ich emp­fand es als Gna­de, dass wir nicht mehr Krieg hat­ten, und die Hoff­nung, dass nun unser Leben in eine fried­vol­le Zeit mün­den wür­de. Die­se Hoff­nung hat mich dann auch über die Jah­re hin­weg in die Zukunft getra­gen, auch wenn der Weg sehr stei­nig war.

Viel­leicht ist es auch noch einem ande­ren Umstand zu ver­dan­ken, dass ich mich die­ses Hei­li­gen Abends noch so gut erin­ne­re. In eines der Mäd­chen, das mit in unse­rer Run­de saß, habe ich mich näm­lich damals ver­liebt. Aber es zog mit sei­nen Ver­wand­ten schon weni­ge Tage nach Weih­nach­ten wei­ter in Rich­tung Wes­ten, und so blieb mir von die­ser kur­zen Ver­liebt­heit nur die Erin­ne­rung an einen ein­zi­gen Kuss.

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

 

 

Der Weihnachtsbraten

Der Weih­nachts­bra­tenDer Weihnachtsbraten Im Win­ter, um die Weihnachtszeit, 
wenn ’s kalt wird und auch manch­mal schneit, 
dann kann man ’s schier nicht mehr erwarten, 
man freut sich auf den Festtagsbraten.

Die Schlank­heits­kur ist längst vergessen, 
man denkt schon wie­der nur ans Essen. 
Die Küche hat jetzt ungeniert 
die Haus­frau für sich reserviert, 
und wagst du den­noch dich hinein, 
da fängt sie auch schon an zu schrei’n:

Die Fin­ger weg, das wird ein Kuchen, 
du hast hier drin gar nichts zu suchen!” 
In ihrem Reich steh’n Schüs­seln, Teller, 
gesta­pelt bis fast untern Söller.

Die Gans, die noch vor ein paar Wochen 
auf einer Wie­se rumgekrochen, 
mit viel Geschnat­ter, quack, quack, quack — 
grad wie im Deut­schen Bundestag — 
ist nackt, man hört sie nicht mehr schrei ’n,
gleich kommt sie in das Back­rohr rein.

Es riecht und duf­tet schon seit langem, 
das was­ser läuft im Mund zusammen. 
Nun ist ’s soweit, erwartungsvoll 
stopft jeder sich den Ran­zen voll.

Die Klö­ße, Rot­kraut, all die Sachen, 
die Gän­se­bra­ten schmack­haft machen, 
sind, weil sie doch so köst­lich munden, 
schnell auf­ge­ges­sen und verschwunden.

Dazu ein Wein vom allerbesten, 
wie das so ist bei sol­chen Festen. 
Zum Schluss kommt auch noch ein Dessert, 
und jeder stöhnt:”Ich kann nicht mehr!”

Die Gans, sie war wohl etwas fett, 
drum willst Du erst mal zum Klosett, 
ver­suchst ver­zwei­felt aufzusteh’n,
es will und will ein­fach nicht geh’n.

Belus­tigt schon die andern gucken, 
ver­giss das Klo. Bleib lie­ber hocken. 
Jetzt kommt der Kaf­fee und der Kuchen, 
man kann ja noch ein Stück versuchen.

Jedoch beim drit­ten Stück­chen Torte 
zieht ’s dich erneut zu jenem Orte, 
der dich erleich­tert und befreit, 
von Blä­hung und von Völligkeit.

Bist du dann end­lich aufgerappelt, 
ein paar Schritt vor die Tür getappelt, 
da kommt, wie könnt ’s auch anders sein, 
das Abend­essen schon herein. 
Ein schö­ner Bra­ten und auch Soße: 
”Pass auf, spritz nur nichts auf die Hose!”

Ein Häpp­chen da und eins von hier, 
ein Lachs­brot und auch ein Glas Bier, 
dann noch ein Würst­chen und ein Ei, 
ein Käse­brot ist auch dabei.

Dann wird ein Obst­ler noch serviert, 
dass die Ver­dau­ung funktioniert. 
Dazu kommt noch ein Gla­serl Wein 
und gleich ein zwei­tes hintendrein.

Jetzt kommt auch noch ein Eis daher: 
”Das schaff’ ich ganz bestimmt nicht mehr!” 
So geht das nun schon ein paar Tage, 
beängs­tigst denkst Du an die Waage.

Am nächs­ten Mor­gen, da geht ’s los: 
Es passt der Arsch nicht in die Hos’. 
Die Blu­se ist nun auch zu klein, 
wie  kommt ’s, was kann nur Schuld dran sein?

Ab über­mor­gen, das ist klar, 
wird abge­speckt ein gan­zes Jahr, 
geplagt rufst du mit viel Gestöhn: 
”Essen und Trin­ken ist doch schön!”

von Horst Zie­gert, gebo­ren 1929 in Görlitz 
In: Gereim­tes aus dem Alltag. 
Lite­ra­tur­müh­le Arn­schwang 2010
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung Lite­ra­tur­müh­le Ver­lags­ge­sell­schaft mbH, 93473 Arnschwang