Königliche Baugewerkschule und Königliche Maschinenbauschule in Görlitz — Teil 1

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be vom Janu­ar 2013 einen Auf­satz von Wolf­gang Stil­ler ver­öf­fent­licht, in dem His­to­ri­sches über die ehe­ma­li­ge Bau­ge­werk­schu­le Gör­litz behan­delt wird. Die Bau­ge­werk­schu­le befand sich jen­seits der Nei­ße am Fried­richs­platz (Par­ty­zan­tów 4, 59–900 Zgor­zel­ec) in der frü­he­ren Gör­lit­zer Ost­stadt. Aus der Ost­stadt ist nach dem 2. Welt­krieg das heu­ti­ge pol­ni­sche Zgor­zel­ec her­vor­ge­gan­gen.

Das zu Ende gehen­de 19. Jahr­hun­dert war geprägt von einem enor­men Auf­schwung der Indus­trie, des Han­dels, Gewer­bes und der Wis­sen­schaft. Dies erfor­der­te eine Viel­zahl von gut aus­ge­bil­de­ten Fach­kräf­ten. Das Bedürf­nis der auf­stre­ben­den jun­gen Tech­ni­ker nach gründ­li­cher und schnel­ler theo­re­ti­scher Aus­bil­dung mach­te die Errich­tung von Fach­schu­len gera­de für die­sen Stand drin­gend not­wen­dig. So ent­stan­den unter dem för­dern­den Ein­fluss des Innungs­ver­ban­des deut­scher Bau­ge­werk­meis­ter, vor allem unter der ziel­be­wuss­ten Füh­rung des Preu­ßi­schen Staa­tes, bis zum Jah­re 1914 67 Bau­schu­len, die zum Teil von den Städ­ten, aber zum größ­ten Teil von den Staa­ten gegrün­det und ein­ge­rich­tet wor­den sind. Im König­reich Preu­ßen gab es 24 staat­li­che Bau­ge­werk­schu­len. Die Auf­ga­be die­ser Schu­len bestand dar­in, den Schü­lern nach einer vor­an­ge­gan­ge­nen prak­ti­schen Betä­ti­gung im Bau­hand­werk die theo­re­ti­schen und fach­li­chen Vor­kennt­nis­se zu ver­mit­teln, die sie spä­ter in ihrem Beruf benö­tig­ten, um als selb­stän­di­ger Bau­ge­wer­be­trei­ben­der, als selb­stän­di­ger Bau­lei­ter, als tech­ni­sche Hilfs­kräf­te im Büro und auf dem Bau­platz oder als mitt­le­re Beam­te im Staats- oder Kom­mu­nal­dienst tätig zu wer­den. Die staat­li­che König­li­che Bau­ge­werk­schu­le zu Gör­litz wur­de am 23. Okto­ber 1894 gegrün­det. Sie war eine der Staats­an­stal­ten, die zur Ver­wal­tung des preu­ßi­schen Minis­te­ri­ums für Han­del und Gewer­be in Ber­lin gehör­ten und dem preu­ßi­schen Regie­rungs­prä­si­den­ten in Lie­gnitz unter­stellt wur­den. Der Unter­richt fand zunächst in der Gemein­de­schu­le Rei­chen­ber­ger Stra­ße (heu­te: Pil­sud­s­kie­go) statt.

ehemalige Baugewerkschule Görlitz

Die Stadt Gör­litz erklär­te sich bereit, ein neu­es Schul­ge­bäu­de am Fried­rich­platz (heu­te: Par­ty­zan­tów) zu errich­ten. Sel­bi­ges konn­te am 1.4.1898 ein­ge­weiht wer­den. Es ist an die­ser Stel­le beson­ders her­vor­zu­he­ben, dass es in die­sem Hau­se zwei Fach­schu­len gab: 1. die staat­li­che König­li­che Bau­ge­werk­schu­le und 2. die staat­li­che König­li­che Maschi­nen­bau­schu­le 3. auf Bestre­ben des preu­ßi­schen Berg­am­tes Gör­litz gab es in die­ser Ein­rich­tung von 1900/1901 bis 1904 eine Berg­vor­schu­le. Die Anfor­de­run­gen an Fach­leu­te in den Braun­koh­len­be­trie­ben ins­be­son­de­re der Gru­be Stadt Gör­litz, des Berg­wer­kes “Glück­auf Akti­en­ge­sell­schaft” Lich­ten­au und der Gru­be Fried­rich Anna Gör­litz Moys bewo­gen den dama­li­gen Berg­rat Las­ke des Berg­am­tes Gör­litz mit Zustim­mung der Berg­aka­de­mie Frei­berg, eine Berg­vor­schu­le zu errich­ten. Die Stadt Gör­litz stell­te dazu kos­ten­frei einen Klas­sen­raum in der Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le am Fried­richs­platz zur Ver­fü­gung. Die Schu­le wur­de von einem Vor­stand gelei­tet, des­sen Geschäfts­füh­rung der Geschäfts­füh­rer der Akti­en­ge­sell­schaft der Gru­be “Glück­auf” Lich­ten­au inne hat­te. Der ehe­ma­li­ge Ober­bür­ger­meis­ter Hugo Sat­tig (OB von 1857 bis 1866) war Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der Akti­en­ge­sell­schaft “Glück­auf”. An die­ser Ein­rich­tung wur­de bis zum Stei­ger aus­ge­bil­det. War­um die­se Berg­vor­schu­le 1904 geschlos­sen wur­de, ist aus den Akten des Archivs der Berg­aka­de­mie Frei­berg nicht ersicht­lich. Eigen­tüm­li­cher­wei­se befin­den sich in den Adress­bü­chern die­ser Zeit kei­ne Ver­wei­se, weder bei staat­li­chen noch bei pri­va­ten Bil­dungs­ein­rich­tun­gen. Nun zurück zur Bau­ge­werk­schu­le. Als bera­ten­des Organ für die­se Ein­rich­tung wur­de ein Kura­to­ri­um ins Leben geru­fen. Mit­glie­der des Kura­to­ri­ums waren: 1. Der Ober­bür­ger­meis­ter als Vor­sit­zen­der 2. Der Direk­tor der Ein­rich­tung als Stell­ver­tre­ter 3. wei­te­re 3 Mit­glie­der wur­den ernannt durch den preu­ßi­schen Minis­ter für Han­del und Gewer­be 4. außer­dem 2 Mit­glie­der des Magis­tra­tes der Stadt 5. und 2 Mit­glie­der, die von der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung gewählt wur­den. Die Lehr­plä­ne waren für alle preu­ßi­schen Bau­ge­werk­schu­len ein­heit­lich. Damit erga­ben sich kei­ne Pro­ble­me bei einem Anstalts­wech­sel inner­halb des König­rei­ches Preu­ßen. Es ist anzu­neh­men, dass dies auch für die staat­li­che Maschi­nen­bau­schu­le zutraf.

Baugewerk- und MaschinenbauschuleBaugewerk- und Maschinenbauschule ab April 1898. Jetzt polnisches Lyzeum.Die vor­ste­hen­den Bil­der zei­gen die neu errich­te­te staat­li­che Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le am Fried­richs­platz, eröff­net im April 1898. Mit Fer­tig­stel­lung die­ses Objek­tes wur­de auch in die­se Ein­rich­tung die kgl. staat­li­che Maschi­nen­bau­schu­le inte­griert. Damit gab es zwei ver­schie­de­ne Grün­dungs­da­ten: 1. Grün­dung der staat­li­chen Bau­ge­werk­schu­le (SBS) 23.10.1884 2. Grün­dung der staat­li­chen Maschi­nen­bau­schu­le (SMS) 3.10.1888.Adressbuch der Stadt Görlitz Die Schü­ler­zahl wuchs von Jahr zu Jahr und damit auch die Zahl der Klas­sen und der Leh­rer. Als­dann wur­de als Direk­tor Herr Prof. Gerns und dann für 4 Jah­re Direk­tor Kunz beru­fen. Im Jah­re 1902 wur­de Direk­tor Gewer­be­schul­rat Theo­bald Mül­ler aus Mag­de­burg. Sel­bi­ger führ­te eine Aus­bil­dung für Stein­met­ze und eine Aus­bil­dung in Tief­bau aus. Der Aus­bil­dungs­zweig Stein­met­ze wur­de wegen man­geln­den Besuchs 1908 ein­ge­stellt. Der Tief­bau­un­ter­richt lehr­te Grund­la­gen des Eisenbahn‑, Brü­cken- und Was­ser­baus sowie des Städ­ti­schen Tief­baus und des Erd- und Stra­ßen­baus. Hier­bei wur­de in den bei­den unte­ren Klas­sen ein gemein­sa­mer Unter­bau geschaf­fen (Grund­stu­di­um) und in den bei­den obe­ren Klas­sen nach Hoch- und Tief­bau getrennt unterrichtet.

Wappen Wegen den gestie­ge­nen Anfor­de­run­gen aus der Pra­xis genüg­te die vier­se­mes­tri­ge Aus­bil­dung nicht mehr, dar­um wur­de 1908 in allen preu­ßi­schen Bau­ge­werk­schu­len zu einer fünf­se­mes­tri­gen Aus­bil­dung über­ge­gan­gen. Man lös­te sich auch von der alt­her­ge­brach­ten abs­trak­ten wis­sen­schaft­li­chen Behand­lung der ein­zel­nen Unter­richts­zwei­ge, wie sie an den Hoch­schu­len üblich war, um einer mehr prak­ti­schen, dem Auf­fas­sungs­ver­mö­gen der Schü­ler ent­spre­chen­den Unter­richts­wei­se Raum zu geben. Die­se Form wirk­te sich auch im Nach­hin­ein vor­bild­lich auf die tech­ni­schen Hoch­schu­len aus. Ein erheb­li­cher Ein­schnitt in der Ent­wick­lung der Schu­le ergab sich mit Aus­bruch des 1. Welt­krie­ges am 2. August 1914. Die meis­ten Leh­rer und Schü­ler wur­den ein­be­ru­fen. Ein Unter­richt fand zunächst nicht mehr statt. Das Schul­ge­bäu­de selbst wur­de vom Mili­tär für Ein­quar­tie­rungs­zwe­cke in Anspruch genom­men. Erst in den spä­te­ren Halb­jah­ren wur­de in eini­gen Räu­men not­dürf­tig der Unter­richt wie­der auf­ge­nom­men. Den Schü­lern der 1. Klas­sen der Hoch- und Tief­bau­ab­tei­lung wur­de jedoch das Rei­fe­zeug­nis ohne Prü­fung erteilt und den übri­gen Schü­lern das Ver­set­zungs­zeug­nis. 12 Leh­rer wur­den im Krieg ein­ge­zo­gen, davon 3 schwer ver­wun­det. 61 Schü­ler sind im Krieg gefal­len. Aus die­sem Anlass wur­den im Ein­gang der Schu­le am 17.3.1922 zwei Gedenk­ta­feln ange­bracht. Nach dem Krieg gab es im Unter­richts­ge­sche­hen wie­der­um eini­ge Neue­run­gen. 1919 wur­de ein staats­bür­ger­li­cher Unter­richt mit zwei Wochen­stun­den ein­ge­führt. In die­sem Unter­richts­fach soll­ten die Schü­ler auf ihre Pflich­ten als Staats­bür­ger vor­be­rei­tet und zu “ech­ter deut­scher Gesin­nung und zum Bewusst­sein der Volks­ge­mein­schaft” erzo­gen wer­den. Münd­li­che Prü­fun­gen kamen in Fort­fall. Grund­la­gen der Prü­fung waren die Klas­sen­leis­tung sowie schrift­li­che und zeich­ne­ri­sche Prü­fungs­ar­bei­ten. Ein­füh­rung des Pflicht­fa­ches Lei­bes­übun­gen. Am 3. Juli 1920 wur­de das Fach Sport und Jugend­pfle­ge ein­ge­führt. Ihr Inhalt waren: Tur­nen, Turn­spie­le, Wan­dern mit wöchent­lich zwei Stun­den. Am 1. April 1921 wur­de der ver­dienst­vol­le Direk­tor Gewer­be­rat Mül­ler in den Ruhe­stand ver­setzt, der die­se Ein­rich­tung über 18 Jah­re lei­te­te. Ihm folg­te der vom Minis­ter für Han­del und Gewer­be beru­fe­ne Ober­stu­di­en­di­rek­tor Prof. Knöll. Den neu­en Anfor­de­run­gen der Bau­pra­xis gerecht zu wer­den, wur­den Nor­men und Typen im Bau­we­sen ein­ge­führt, Grund­sät­ze des Städ­te­baus und Sied­lungs­we­sens, der spar­sa­men Bau­wei­se, der Wär­me­wirt­schaft am Bau (man leg­te also schon 1921 ent­spre­chend der wis­sen­schaft­li­chen Erkennt­nis­se gro­ßen Wert auf ener­ge­ti­sche Bau­wei­sen) sowie der neu­en Kon­struk­ti­ons­me­tho­den in Eisen­be­ton und Holz in den Unter­richt auf­ge­nom­men. Es gab auch eth­ni­sche Vor­trä­ge und eine Schü­ler­bi­blio­thek mit über 500 Bän­den. Beson­ders beach­tens­wert waren die Samm­lun­gen in die­ser Schu­le. Dazu gehör­ten unter ande­rem: 1. der neu ein­ge­rich­te­te Bau­stoff­prü­fungs­raum mit den wich­tigs­ten neu­zeit­li­chen Prü­fungs­ap­pa­ra­ten 2. die Samm­lung für neu­zeit­li­che Bau­stof­fe und Bau­wei­sen 3. die Samm­lung von Auf­nah­men alter Bau­wei­sen 4. die Samm­lung für Wär­me­wirt­schaft und Haus­in­stal­la­ti­on 5. die Samm­lung von Zeich­nun­gen und Hef­ten aller Klas­sen, ver­bun­den mit einer Dau­er­aus­stel­lung, die jeder­zeit einen Über­blick über die Leis­tun­gen der Schu­le gibt. Um den Unter­richt in der Bau­ge­werk- als auch in der Maschi­nen­bau­schu­le so pra­xis­nah wie mög­lich zu gestal­ten, gab es eine Viel­zahl vor­bild­lich aus­ge­stat­te­ter Labo­re und Werk­stät­ten. Auch dafür gab es u.a. vom Wag­gon­bau und dem Eisen­han­del Ephra­im Spen­den. Für die Aus­stat­tung der Bau­ge­werk­schu­le gab der preu­ßi­sche Staat erheb­li­che Mit­tel aus, und die Stadt Gör­litz selbst betei­lig­te sich an der Unter­hal­tung der Schu­le mit jähr­lich 12.000 RM. Eben­so tru­gen vie­le Fir­men und Fach­ver­bän­de mit Spen­den für die Schu­le bei. Dies betraf ins­be­son­de­re Model­le, Mus­ter­stü­cke, Mate­ri­al für den Model­lier­un­ter­richt und anderes.

Die Tech­ni­sche Not­hil­fe (TENO) Die technische Nothilfe An die­ser Schu­le wur­de die Arbeits­ge­mein­schaft Tech­ni­sche Not­hil­fe gegrün­det. Die Schü­ler ver­pflich­te­ten sich, frei­wil­lig bei Not­fäl­len zur Ver­fü­gung zu ste­hen. Die­se ist dem Lan­des­un­ter­be­zirk Gör­litz ange­glie­dert und dem Reichs­mi­nis­te­ri­um unter­stellt. Die­se Ein­rich­tung kann durch­aus als Vor­gän­ger des heu­ti­gen Tech­ni­schen Hilfs­wer­kes betrach­tet wer­den. Die Schu­le hat­te zuletzt im Herbst 1927 bei einem gro­ßen Streik in der Gru­be Stadt Gör­litz in Kohl­furt Gele­gen­heit, ihre Tat­be­reit­schaft zum Woh­le der All­ge­mein­heit zu bezeu­gen. In der Gör­lit­zer Volks­zei­tung vom 21.10.1927 befin­det sich ein Arti­kel mit dem Titel „Berg­ar­bei­ter­streik und “Teno” in der Gru­be Stadt Gör­litz”. Nach dem Bericht wur­de die “Teno” in der Bau­ge­werk­schu­le beim Streik in der Gru­be Stadt Gör­litz ein­ge­setzt. Auch Schü­ler des Gym­na­si­ums wur­den wäh­rend des Streiks in der Gru­be Stadt Gör­lítz ein­ge­setzt und dazu umge­hend vom Unter­richt frei­ge­stellt. Sie waren also im Auf­tra­ge der Stadt Gör­litz und mit Zustim­mung des Regie­rungs­prä­si­den­ten Streik­bre­cher. Im obi­gen Arti­kel der Volks­zei­tung steht unter ande­rem: “Jetzt gibt es für die Schü­ler der Bau­ge­werk­schu­le und die Gym­na­si­as­ten Arbeits­be­klei­dung, neue Stie­fel, gute Ver­pfle­gung und anstän­di­gen Lohn, und dies für man­gel­haf­te und gerin­ge Arbeits­leis­tung und ange­rich­te­te Betriebs­schä­den. War­um? Nur um den Berg­ar­bei­tern ein paar Pfen­ni­ge Lohn­er­hö­hung nicht zu gewäh­ren. Statt­des­sen kom­men zu den dop­pelt und drei­fach erhöh­ten Aus­ga­ben Schä­den an den Betriebs­ein­rich­tun­gen, die unter Umstän­den die Stadt Tau­sen­de von Reichs­mark kos­ten kön­nen.” Das Ver­werf­li­che dar­an war, dass die Gym­na­si­as­ten und die Schü­ler der Bau­ge­werk­schu­le mehr Lohn als die gut aus­ge­bil­de­ten Berg­leu­te erhiel­ten. Der Berg­ar­bei­ter­streik in Mit­tel­deutsch­land, an dem sich 70.000 Berg­ar­bei­ter betei­lig­ten, ende­te mit Schieds­spruch vom 21.10.1927 posi­tiv für die Beschäf­tig­ten (Volks­zei­tung vom 23.10. und 27.10.1927). Bis 1924 besuch­ten 8085 Schü­ler die Schu­le. Das Schul­geld betrug pro Semes­ter 40,- bis 80,- RM. Im Jah­re 1923 wur­de ein “Ver­ein ehe­ma­li­ger Schü­ler und Fach­freun­de” der Bau­ge­werk- und Maschi­nen­bau­schu­le gegrün­det. Die­sem Ver­ein ist es auch zu dan­ken, dass durch Spen­den und Stif­tun­gen bedürf­ti­gen Schü­lern das Schul­geld erlas­sen und bei der Stel­len­ver­mitt­lung nach erfolg­rei­chem Schul­be­such gehol­fen wer­den konn­te. Hat­te doch ein nicht gerin­ger Teil ehe­ma­li­ger Absol­ven­ten lei­ten­de Stel­len in Wirt­schaft und Ver­wal­tung ein­neh­men kön­nen. Lei­der gibt es über den wei­te­ren Ver­lauf der Schu­le weder in der Ober­lau­sit­zi­schen Biblio­thek noch im Rats­ar­chiv wei­ter­füh­ren­de Unter­la­gen. Das letz­te Doku­ment ist die 40jährige Jubel­fei­er aus dem Jah­re 1934, und dann gibt es eine Fest­schrift, in der alle Stu­den­ten von 1900 bis 1937 nament­lich ange­führt sind und wo sie nach dem Stu­di­um tätig wur­den. Der bekann­te Gör­lit­zer Archi­tekt Pro­fes­sor und Ober­leh­rer Hugo Behr war eben­falls vom 1.4.1890 bis 1.4.1908 als Leh­rer an die­ser Ein­rich­tung tätig. Von ihm stam­men unter ande­ren sol­che her­vor­ra­gen­de Bau­wer­ke wie die Ober­lau­sit­zer Gedenk­hal­le und die Rothen­bur­ger Ver­si­che­rung (jetzt Hoch­schu­le Zittau/Görlitz). Über das ein­zi­ge Doku­ment, was die Grün­dung der Staat­li­chen Maschi­nen­bau­schu­le im Jah­re 1898 benennt, las man im Neu­en Festblatt Lau­sit­zi­schen Maga­zin, Heft 11/2011: Schen­kung an das kul­tur­his­to­ri­sche Muse­um Gör­litz unter der Inv. Nr. 1523–2011 aus Doku­men­te des Gör­lit­zer Gesang­ver­eins, des Gör­lit­zer Volks­cho­res und der staat­li­chen Maschi­nen­bau­schu­le Gör­litz. Da der Stadt Gör­litz durch die Grenz­fest­le­gung nach dem 2. Welt­krieg die­se Bil­dungs­ein­rich­tung nicht mehr zur Ver­fü­gung stand, wur­de im Jah­re 1952 im Gebäu­de der ehe­ma­li­gen Rothen­bur­ger Ver­si­che­rung an der Brü­cken­stra­ße die Inge­nieur­schu­le für Bau­we­sen neu ein­ge­rich­tet. Die­se Ein­rich­tung bestand bis 1956. Die Bau­fach­schü­ler wur­den danach auf ande­re Schu­len umver­teilt. Als­dann wur­de in die­ser Ein­rich­tung die Inge­nieur­schu­le für Maschi­nen­bau eta­bliert. Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Star-Club-Legende Tony Sheridan ist tot

Der 1940 im eng­li­schen Nor­wich gebo­re­ne Tony Sher­i­dan, Gitar­rist, Sän­ger, Pio­nier der Beat­mu­sik und musi­ka­li­scher Men­tor der Beat­les, ist nach lan­ger Krank­heit am 16. Febru­ar 2013 mit 72 Jah­ren in einem Ham­burg Kran­ken­haus verstorben. 

1960 kam Tony Sher­i­dan mit der Band “The Jets” nach Ham­burg. Die Grup­pe trat im berühm­ten  Kai­ser­kel­ler auf der Gro­ßen Frei­heit Tony Sheridanauf. Und als ande­re Band­mit­glie­der zurück nach Eng­land gin­gen, blieb Tony Sher­i­dan in Ham­burg und trat als Solo­sän­ger auf der Ree­per­bahn im “Top Ten” auf. Hier lern­te er die Beat­les ken­nen, wohn­te mit ihnen zusam­men und ver­brach­te mit ihnen nicht enden wol­len­de Näch­te auf dem Kiez. Mit den Beat­les, denen er eini­ge Knif­fe auf der Gitar­re bei­brach­te, nahm er 1961 in Ham­burg auch sei­ne frü­he Sin­gle “My Bon­nie” auf.

Auch nach dem Durch­bruch der Beat­les ließ Sher­i­dan den Kon­takt mit ihnen nie abrei­ßen.  Dem Rock’n’Roll blieb er bis zuletzt treu.
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Tony Sher­i­dan Biographie

Bananendampfer kehren nach Bremerhaven zurück

Bevor man hier eine Bana­ne kau­fen kann, muss sie erst ein­mal einen wei­ten Weg zurück­le­gen. Bis Mit­te der 1980er Jah­re wur­den die Früch­te an der West­ka­je im Kai­ser­ha­fen von Bre­mer­ha­ven entladen.Chiquita Scandinavia

Ab 1927 wur­den die gel­ben Früch­te mit­tels Ele­va­to­ren aus den Schif­fen geholt. Mit zuneh­men­der Umschlags­men­ge konn­te die West­ka­je die not­wen­di­gen För­der­bän­der und Palet­ten nicht mehr auf­neh­men. Auch die Frucht­last­zü­ge stau­ten sich in lan­gen Schlan­gen bis in die Stra­ßen hinein.

Eine Lösung wur­de durch das neue Frucht­ter­mi­nal im Kai­ser­ha­fen geschaf­fen, das 1986 sei­nen Betrieb auf­nahm. Hier wer­den neben Bana­nen auch Grape­fruits, Zitro­nen, Oran­gen, Äpfel und Wein­trau­ben nach ganz Nord- und Ost­eu­ro­pa auf die Rei­se geschickt. Was nicht sofort abtrans­por­tiert wer­den kann, wird bei Tem­pe­ra­tu­ren um den Gefrier­punkt und einer Luft­feuch­tig­keit von 95%  in rie­si­gen Lager­räu­me ver­frach­tet und zwischengelagert. 

Längst wer­den die Früch­te nicht mehr nur in Kühl­räu­me unter Deck trans­por­tiert. Moder­ne Kühl­con­tai­ner erlau­ben heu­te auch einen Trans­port und eine leich­te Ent­la­dung an Deck. Der Frucht­ter­mi­nal in Bre­mer­ha­ven gehört neben Ham­burg und Ant­wer­pen zu den ganz gro­ßen sei­ner Art.

Ist Werbung in Deutschland nicht für Deutsche gedacht?

Mor­gens gehe ich ins Büro und lese erst ein­mal mei­ne “e‑mails”. Anschlie­ßend tele­fo­nie­re ich per “Han­dy” mit dem Lei­ter des Rechen­zen­trums, dem “infor­ma­ti­on offi­cer”, um mich mit ihm zu einem “cofee to go” zu verabreden.

In der “City” bemer­ke ich, dass der Win­ter­schluss­ver­kauf in vol­lem Gan­ge ist. “Sale” prangt an den Schau­fens­tern vie­ler Mode­lä­den und ich fra­ge mich, wer all die­se eng­li­schen Begrif­fe eigent­lich ver­steht. “Come in and find out” for­dert Dou­glas mich auf. Also gehe ich hin­ein und suche den Aus­gang. Oder wie?

Bin ich eigent­lich noch in Deutsch­land, oder befin­de ich mich in Man­hat­ten, wenn mir “up to 50 % off!” offe­riert wird? Ande­re wol­len mich mit “Super Sale!” oder “Fre­aky Sale!” in ihre “Stores” locken. Natür­lich kann ich mit vie­len Begrif­fen nichts anfan­gen. So mache ich es wie in einem Aus­land­ur­laub. Ich rate! Und ver­mu­te, dass die Fünf­zig und das Pro­zent­zei­chen mir sagen wol­len, dass hier wahr­schein­lich etwas redu­ziert ist.

Natür­lich ist jede Spra­che Ver­än­de­run­gen unter­wor­fen. Spra­chen soll­ten immer leben­dig und form­bar blei­ben. Aber man soll­te sie nicht mit Wort­kon­struk­tio­nen durch­set­zen, die nur davon zeu­gen, dass deren “Schöp­fer” von bei­den Spra­chen kei­ne Ahnung hat. Das tut dann rich­tig weh! Durch sol­chen unnö­ti­gen Unsinn wer­den Men­schen ohne Eng­lisch­kennt­nis­se aus­ge­grenzt und letzt­end­lich ver­ste­hen auch Eng­län­der und Ame­ri­ka­ner die­se Wort­hül­sen nicht.

2008 stör­ten sich in einer Umfra­ge der Gesell­schaft für deut­sche Spra­che 39 % der Befrag­ten an Lehn­wör­tern aus dem Eng­li­schen. Die Ableh­nung war in den Bevöl­ke­rungs­grup­pen am größ­ten, die Eng­lisch weder spre­chen noch ver­ste­hen konnten. 

Ähn­li­che Kri­tik gab es schon ab Ende des 19. Jahr­hun­derts gegen­über aus dem Fran­zö­si­schen, Latei­ni­schen oder Grie­chi­schen stam­men­den Begrif­fen. Ver­ei­ne wie der All­ge­mei­ne Deut­sche Sprach­ver­ein ver­such­ten im Rah­men des deut­schen Sprach­pu­ris­mus, die­se Begrif­fe durch deut­sche zu erset­zen. Im Post­we­sen wur­den auf Geheiß Bis­marcks über 700 fran­zö­sisch­spra­chi­ge Begrif­fe durch deut­sche Neu­schöp­fun­gen ersetzt.

Das ist alles nur geklaut

Das ist alles nur geklaut”, singt die Leip­zi­ger Band “Die Prin­zen” 1993. Aber geklaut wur­de schon 1867, wie die Chro­nik des dama­li­gen “Hotels zum Prin­zen Fried­rich Carl“ (spä­ter Hotel „Mono­pol“) in Gör­litz , Post­platz 9, zu berich­ten weiß. Hotel „Monopol“ in Görlitz

1867 wur­de das Hotel näm­lich von einer Grä­fin von Pleß besucht, die dem Per­so­nal nicht unbe­kannt war, da die­se bereits frü­her schon ein­ma­lin die­sem Haus logiert hat­te. So prüf­te man auch nicht der Grä­fin Iden­ti­tät, zumal die Frau von Pleß auch “von ziem­lich anstän­di­gem Äuße­ren” war.

Innenansichten des Hotel „Monopol“ in Görlitz

Frau von Pleß war in Gör­litz ganz umtrieb­sam. Ein Schuh­ma­cher bekam den Auf­trag, ein Paar Stie­fel­chen anzu­fer­ti­gen, die der Hotel­die­ner spä­ter abhol­te. In einem Spiel­zeug­la­den order­te sie für 32 Taler Galan­te­rie­wa­ren, in einem klei­nen Kauf­haus auf der Stein­stra­ße ließ sie zur spä­te­ren Abho­lung eine grö­ße­re Men­ge Apfel­si­nen bereitstellen. 

Spielwarenladen Wientapper

Eines guten Tages hat­te die Grä­fin das Hotel unbe­merkt ver­las­sen, Hotel und Läden blie­ben auf ihre unbe­zahl­ten Rech­nun­gen sit­zen. Der Hotel­be­sit­zer recher­chier­te den Ver­bleib des betrü­ge­ri­schen Hotel­gas­tes, die Spur führ­te nach Kohl­furt. Dort konn­te die Betrü­ge­rin von der Poli­zei fest­ge­nom­men wer­den. Die Per­so­nen­über­prü­fung ergab, dass Frau Grä­fin bei­lei­be nicht von Adel war. Ihr wirk­li­cher Name ist nicht über­lie­fert.
Quel­le:
Säch­si­sche Zei­tung vom 26. Janu­ar 2013

Schiffskollision auf der Außenweser

Mit Ziel Bre­mer­ha­ven kol­li­dier­ten in der Nacht zu Don­ners­tag auf der Außen­we­ser bei Wind­stär­ke 8 — in Böen 11 — das 230 Meter lan­ge Con­tai­ner­schiff “Lisa Schul­te“ und der Mas­sen­gut­frach­ter “Coral Ace“.

Die auf Ree­de lie­gen­de “Coral Ace” war von ihrer Anker­po­si­ti­on abge­trie­ben und auf die eben­falls ankern­de “Lisa Schul­te” getrie­ben wor­den. Da die Besat­zung der “Coral Ace” die Anker­po­si­ti­on wohl nicht mit der gebo­te­nen Sorg­falt kon­trol­lier­te,  konn­te ein erfor­der­li­ches Not­ma­nö­ver nicht mehr recht­zei­tig ein­ge­lei­tet wer­den. Gegen die ver­ant­wort­li­chen Schiffs­of­fi­zie­re soll ein Straf­ver­fah­ren ein­ge­lei­tet wor­den sein.
Quel­le:
maritimheute.de

Ist der Karfreitag in Bremen überflüssig?

Nun haben sie es also doch geschafft – im Bun­des­land Bre­men wird auf Betrei­ben haupt­säch­lich der GRÜNEN die beson­de­re Fei­er­tags­ru­he am Kar­frei­tag ein­ge­schränkt. Am liebs­ten hät­ten die Grü­nen den Sta­tus “Stil­ler Fei­er­tag” für den Kar­frei­tag kom­plett gestrichen. 

Nikolaikirche LüneburgIn allen Bun­des­län­dern herrscht am Kar­frei­tag ein ganz­tä­gi­ges Tanz­ver­bot – mit Aus­nah­me der Stadt­staa­ten. In Bre­men zum Bei­spiel beginnt die Ruhe­pflicht erst mor­gens um 4 Uhr und dau­ert bis 24 Uhr an. Zukünf­tig soll die Ruhe­zeit nur noch von 6 Uhr bis 21 Uhr gelten.

Ein Bre­mer Stu­dent soll es gewe­sen sein, der sei­ne Rech­te durch die Rege­lung der “Stil­len Fei­er­ta­ge” beschnit­ten wähn­te. Er wol­le sich von den Kir­chen nicht vor­schrei­ben las­sen, dass er an die­sen Tagen nicht tan­zen und fei­ern dür­fe. Viel­leicht hat er über­se­hen, dass das Tanz­ver­bot an den Stil­len Tagen durch das Grund­ge­setz aner­kannt ist. Der Sonn­tag und die staat­lich aner­kann­ten Fei­er­ta­ge gel­ten als Tage der Arbeits­ru­he und der see­li­schen Erhebung.

Ich kann kaum ver­ste­hen, war­um Tei­le der Bevöl­ke­rung – vor­wie­gend Tei­le der jun­gen Bevöl­ke­rung — unbe­dingt am Kar­frei­tag tan­zen müs­sen. Als Begrün­dung wird dann auf­ge­führt, das vie­le die Bedeu­tung ein­zel­ner kirch­li­cher Fei­er­ta­ge nicht mehr ken­nen. Dann also weg damit. Wer will, der kann ja Urlaub neh­men und den Tag für sich begehen.

Dabei wird aber beflis­sent­lich über­se­hen, dass ein ande­rer Teil der Bevöl­ke­rung sehr wohl Wert auf Ruhe an die­sem Tag liegt. Ein­mal die Arbeit ver­ges­sen, ent­span­nen, Ruhe fin­den. Und nicht nur zur Kirch­zeit son­dern auch danach. Ein­mal kei­nen Lärm vom Sport­platz neben­an ertra­gen zu müs­sen, auch kein Bass­ge­tö­se aus der Dis­ko­thek in der Nähe. Und wer ist dadurch Benach­tei­ligt? Wer nimmt Scha­den, wenn er an zwei oder drei Tagen im Jahr kein Lokal besu­chen kann, wenn er kei­ne geöff­ne­te Dis­ko­thek findet?

Sonn- und Fei­er­tags­ru­he bedeu­tet doch auch, dass an die­sen Tagen in der Regel die Arbeit ruht, dass auch mei­ne Fami­lie, mei­ne Freun­de und Ver­wand­ten frei haben. Dass man sich Tref­fen kann,  ohne ein hal­bes Jahr vor­her den Ter­min­ka­len­der bemü­hen zu müs­sen. Man weiß, an die­sem Tag kann ich Tan­te Elfrie­de besu­chen, an die­sem Tag kann sich die gan­ze Fami­lie bei Oma und Opa tref­fen, an die­sem Tag kann ich mei­ne See­le bau­meln lassen.

Ich fin­de es unpas­send und respekt­los, die Sonn- und Fei­er­tags­ru­he zu stö­ren. Ich betrach­te es als einen ego­is­ti­schen Akt, die Fei­er­tags­ru­he zu beschnei­den, nur weil vie­le nicht mehr die Kir­che besu­chen. Wir leben in einer christ­lich gepräg­ten Kul­tur. Und die Gläu­bi­gen möch­ten in Ruhe und Stil­le der Kreu­zi­gung ihres Herrn Jesus Chris­tus gedenken!

In Bre­men wird die Ruhe christ­li­cher Fei­er­ta­ge beschnit­ten, unter­des­sen wird ein Staats­ver­trag mit Mus­li­men geschlossen.