102 Jahre Eiswerk Bremerhaven – jetzt ein Opfer der Zwangsumlage für erneuerbarer Energie?

Noch unse­re Groß­vä­ter und Urgroß­vä­ter muss­ten sich Gedan­ken machen, wie sie ihren Lebens­mit­tel­vor­rat durch Küh­lung vor dem schnel­len Ver­derb bewah­ren kön­nen. Sie lager­ten ihre Spei­sen in “Spei­se­kam­mern” ein. Nur der wohl­ha­ben­de Teil der Bevöl­ke­rung hat­te Erd­kel­ler, deren Fuß­bö­den aus unver­fug­ten Stei­nen bestan­den. Die Erd­feuch­te, die durch die Fugen in die Kel­ler geriet, ver­duns­te­te. So wur­de den Böden Wär­me ent­zo­gen und sie blie­ben sehr kühl. Heut­zu­ta­ge hat wohl jeder Haus­halt einen Kühlschrank. 

Speisekammer

In Deutsch­land begann man etwa um 1800 damit, Flüs­se und Neben­ar­me zu stau­en oder Seen anzu­le­gen. Im Win­ter gefro­ren die ste­hen­den Gewäs­ser schnell zu Eis, und Eis­wer­ke konn­ten mit der Eis­ern­te begin­nen. Die­se schwe­re Arbeit muss­te schnell  bewäl­tigt wer­den, denn es gab ja kei­ne Sicher­heit, wie lan­ge die Frost­pe­ri­ode anhal­ten würde.

Mit einem Eis­pflug schnitt man Fur­chen in das Eis, um es dann mit gro­ßen schar­fen Sägen zu zer­tei­len und zur Ein­la­ge­rung abzutransportieren.

Eissäge

Die Grö­ße der Eis­stü­cke betrug etwa 60 cm Brei­te und 1m Län­ge. Schon bei einer Eis­stär­ke von 15 cm wogen sol­che Tafeln etwa 100 Kilo­gramm. Für die Eis­ern­te waren stets vie­le Hilfs­kräf­te erfor­der­lich. Oft­mals haben sich im stren­gen Win­ter arbeits­lo­se Mau­rer und Land­wir­te ein Zubrot verdient.

Brechen von Eis

Das Eis wur­de in Eis­kel­lern oder Höh­len ein­ge­la­gert bis Braue­rei­en, Gast­stät­ten, Haus­hal­te und Mol­ke­rei­en es als Stan­gen­eis kauf­ten. Ohne Natur­eis wäre die Ver­sor­gung der schnell wach­sen­den Städ­te wohl nicht mög­lich gewesen.

Eiskeller

Das geern­te­te Natur­eis war natür­lich nicht sau­ber, es ent­hielt Mikro­or­ga­nis­men und Luft­schad­stof­fe wie Ruß von den Öfen. Auch war die Natur­eis­pro­duk­ti­on stark wet­ter­ab­hän­gig. In Zen­tral­eu­ro­pa war der Win­ter des Jah­res 1873 der­art mild, dass die Eis­ern­te nur gering aus­fiel und die gro­ßen Städ­te nicht genü­gend ver­sorgt wer­den konn­ten. Auch der Win­ter 1898 ver­half den Eis­wer­ken nur zu einer mäßi­gen Eis­ern­te. In sol­chen Fäl­len wur­de das Eis ganz aus Nor­we­gen importiert.

Auch dem tech­ni­schen Fort­schritt war es geschul­det, dass die Natur­eis­wer­ke in dem Maße ver­schwan­den, wie sie durch Eis­fa­bri­ken, die nun künst­li­ches Eis erzeug­ten, ersetzt wur­den. Mit der Erfin­dung der Kühl­tech­nik kam man in die kom­for­ta­ble Lage, Käl­te künst­lich zu erzeu­gen und damit Eis indus­trie­mä­ßig her­zu­stel­len. So konn­ten die Eis­fa­bri­ken auch gro­ße Städ­te jeder­zeit mit Eis ver­sor­gen – unsi­che­re Eis­ern­ten gehör­ten der Ver­gan­gen­heit an.

Eisfabrik Bremerhaven

In Bre­mer­ha­ven wird 1911 das heu­te größ­te deut­sche Eis­werk gebaut. Damals waren bis zu 75 Arbei­ter mit der schwe­ren Arbeit der Eis­her­stel­lung beschäf­tigt. Es war eine Kno­chen­ar­beit, die 2,50 mal 3,50 Meter gro­ßen Eis­plat­ten zu bewe­gen. Die Eis­plat­te wur­de hoch­ge­hievt und fal­len­ge­las­sen. Der Rest muss­te mit Mus­kel­kraft in klei­ne Stü­cke gebro­chen werden.

Eisplatte

Das Geest­e­mün­der Fisch­han­dels­un­ter­neh­men, Fried­rich Bus­se & Co., stell­te am 7. Febru­ar 1885 sei­nen ers­ten Fisch­damp­fer, die Sagit­ta, in Dienst. Ab 1888 ver­an­stal­te­te der Unter­neh­mer die ers­te öffent­li­che Fisch­auk­ti­on, und er leg­te Eis­tei­che und Eis­häu­ser an. Das war der Anfang der deut­schen Hoch­see­fi­sche­rei, der ohne die Eis­la­ge­rung nicht mög­lich gewe­sen wäre. Die gro­ßen Fisch-Traw­ler gin­gen zwei, drei Wochen auf Fan­g­rei­se. Vor ihren Fan­g­rei­sen bun­ker­ten Heck­fän­ger 80 bis 120 Ton­nen Eis.

Den Trans­port in die Fisch-Auk­ti­ons­hal­len über­nah­men frü­her hoch­räd­ri­ge, unför­mi­ge Elek­tro­kar­ren mit Voll­gum­mi­be­rei­fung  — die Abga­se von Ver­bren­nungs­mo­to­ren waren in den Hal­len streng verboten.

Eisauto

Heu­te, nach 102 Jah­ren, pro­du­ziert das Bre­mer­ha­ve­ner Eis­werk immer noch Eis: Eis­wür­fel für die Gas­tro­no­mie, Tank­stel­len und Par­ty-Ser­vices. Fein­eis für Cock­tails, hauch­dün­nes Scher­ben­eis für Fisch­fi­lets und frü­her 950 Ton­nen Eis, sau­ber in Beu­teln ver­packt, für die US-Army in Maze­do­ni­en, Alba­ni­en, Kroa­ti­en und Griechenland.

Aller­dings wird das Eis jetzt künst­lich mit einer Röh­ren­eis­an­la­ge her­ge­stellt. Das ist ein Zylin­der in dem sich 120 Röh­ren befin­den. Die Röh­ren wer­den mit Trink­was­ser gefüllt und gefros­tet. Nach dem Gefrier­vor­gang wird hei­ßes Hoch­druck­gas gegen die Rohr­wän­de gepresst. Damit lösen sich die Eis­stan­gen und fal­len aus dem Zylin­der her­aus. Ein Cut­ter zer­klei­nert das Eis und ein För­der­band trans­por­tiert das Bruch­eis in den Eis­bun­ker. Bis zu 400 Ton­nen Eis kann im Bun­ker zwi­schen­ge­la­gert wer­den, bis es an die Fisch- und Lebens­mit­tel­in­dus­trie gelie­fert wird.

Eiswerk

Doch plötz­lich ist alles anders, die Zukunft des Betriebs ist gefähr­det. Durch die Ener­gie­wen­de explo­die­ren die Strom­prei­se der­art, dass das Unter­neh­men bereits ein Vier­tel des Umsat­zes für Ener­gie ver­wen­den muss.

Rund 246 000 Euro für Strom, Strom­steu­ern und Netz­ent­gel­te belas­ten die Ein­nah­men- Über­schuss­rech­nung. Mit der Umla­ge gemäß des Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Geset­zes (EEG) soll die Ener­gie­wen­de finan­ziert wer­den. Betrie­be, die aber 14 Pro­zent ihrer Brut­to­wert­schöp­fung für Strom aus­ge­ben müs­sen, kön­nen von der Umla­ge befreit wer­den. Beim Eis­werk macht der Ver­brauch über 52 Pro­zent aus. Trotz­dem ver­wei­gert das Bun­des­amt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le die Befrei­ung mit der Begrün­dung, dass es sich bei dem Eis­werk nicht um einen Betrieb des pro­du­zie­ren­den Gewer­bes han­deln wür­de, da nur Käl­te pro­du­ziert wird.

Das Sta­tis­ti­sche Lan­des­amt Bre­men und das Haupt­zoll­amt rech­nen den Betrieb dem pro­du­zie­ren­den Gewer­be zu. Das sieht das Bun­des­amt für Wirt­schaft und Aus­fuhr­kon­trol­le in Esch­born aber anders.

Bis zu 17 000 Ton­nen Eis stellt das Werk jähr­lich her, gut 75 Pro­zent davon neh­men die Fisch­be­trie­be ab. Wür­de das Eis­werk schlie­ßen müs­sen, hät­te die Bre­mer­ha­ve­ner Fisch­in­dus­trie wohl gro­ße Pro­ble­me. Und mit dem tra­di­ti­ons­rei­chen Betrieb wür­den zehn Arbeits­plät­ze  im Eis versinken.

Quel­len und wei­te­re Informationen:
berlin-eisfabrik.de

eiskeller-brandenburg.de
Nord­see-Zei­tung vom 23.06.2011, 31.08.2013 und 07.09.2013
braunschweiger-zeitung.de
abendblatt.de
eiswerk.de

Das war meine Werft – Folge 1

Ers­te Boots­werft schon 1821

Holzschiffbau

Die ältes­te Werft Bre­mer­ha­vens gab es auf dem heu­ti­gen Gelän­de der Goe­the­schu­le bereits vor der Stadt­grün­dung: Der aus dem Küs­ten­ort Hook­siel stam­men­de Schiffs­zim­mer­baas Cor­ne­li­us Jant­zen Cor­ne­li­us grün­de­te den Boots­bau­be­trieb im Jah­re 1821. Es han­del­te sich um ein Gelän­de von etwa einem Hekt­ar, das zu klein war um Hoch­see­seg­ler zu bau­en und kei­nen direk­ten Zugang zum Was­ser hat­te. Für Repa­ra­tu­ren von Weser­schif­fen und Bau von klei­ne­ren Fahr­zeu­gen für den Bin­nen- und Küs­ten­ver­kehr reich­te es jedoch vollkommen.

Das war der Anfang des hand­werk­li­chen Holz- bzw. Segel­schiff­baus in Bre­mer­ha­ven. Als Betriebs­ein­rich­tung brauch­te der Schiffs­bau­er nicht viel: Ein am Was­ser lie­gen­des Grund­stück mit einer schräg ins Was­ser ablau­fen­den Flä­che (Hel­ling oder Hel­gen genannt), eini­ge Arbeits- und Mate­ri­al­schup­pen und evtl. eine Schmiede.

Beschäf­tigt waren in den Betrie­ben ein Schiffs­zim­mer­baas (Meis­ter), ein Vor­ar­bei­ter (Meis­ter­knecht), eini­ge gelern­te Hand­werks­ge­sel­len sowie unge­lern­te Hand­lan­ger und Lehr­lin­ge. Die Betrieb waren unab­hän­gig von Zulie­fe­rern, da mit Aus­nah­me von Metall­tei­len wie etwa Anker, Nägel, Beschlä­ge und Schiffs­ket­ten alles selbst her­ge­stellt wurde. 

Die Arbei­ten wur­den im Frei­en in Hand­ar­beit erle­digt. Um schwe­re Tei­le zu bewe­gen, bedien­te man sich ein­fachs­te Vor­rich­tun­gen: Fla­schen­zü­ge, Rol­len und Winden.

Cor­ne­li­us Jant­zen Cor­ne­li­us war als Unter­neh­mer durch­aus erfolg­reich. Nach der Grün­dung von Bre­mer­ha­ven erhielt  er den Auf­trag, die ers­te Geest­e­fäh­re zu bau­en. Er beschäf­tig­te den Hel­go­län­der Rick­mer Cla­sen Rick­mers als Vor­ar­bei­ter. Rick­mers grün­de­te spä­ter einen der erfolg­reichs­ten Schiff­bau­be­trie­be an der  Geeste.

Cor­ne­li­us selbst schaff­te es nicht, sei­nes Betrieb zu einem Segel­schiff­bau­be­trieb zu erwei­tern. Nach­dem er 1842 starb, über­nahm sein Sohn, eben­falls ein Schiff­bau­meis­ter, die Werft. Er trat jedoch als Schiff­bau­er kaum in den Vor­der­grund, da er eine Gast­stät­te führ­te und auf­grund sei­nen musi­schen Bega­bung Thea­ter­auf­füh­run­gen im Gar­ten sei­ner Gast­stät­te orga­ni­sier­te. Cor­ne­li­us Juni­or ließ 1844 das letz­te Schiff zu Was­ser. Nach 1850 sind kei­ne Nach­rich­ten mehr über Cor­ne­li­us überliefert.

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 20.08.2012
de.wikipedia.org

zum Weiterlesen

Träumen die Bremerhavener von der Rückkehr der Straßenbahn?

Wünschen Sie sich die Stra­ßen­bahn zurück?“ Zu die­ser kürz­lich von der Nord­see-Zei­tung gestell­ten Fra­ge gaben 493 Leser ihr Votum ab: 77 Pro­zent stimm­ten dafür, nur 23 Pro­zent waren dagegen.

Straßenbahn Bremerhaven

Die Bau­kos­ten für die Wiedereinführung der Stra­ßen­bahn sol­len wohl bei etwa 10 Mil­lio­nen Euro pro Kilo­me­ter  lie­gen. Natür­lich gehen die Mei­nun­gen der Finan­zier­bar­keit aus­ein­an­der, je nach Votum. Die Befür­wor­ter sehen in einer neu­en Stra­ßen­bahn ein Bei­trag zum Kli­ma­schutz. Ande­re glau­ben nicht an eine finan­zi­el­le Machbarkeit.

Straßenbahn Bremerhaven

Am 28.04.2012 titel­te die Nord­see-Zei­tung “Kei­ne Zukunft für eine Stra­ßen­bahn” und unter­stri­chen, dass es “eine Renais­sance für eine Stra­ßen­bahn in der Stadt nicht geben wird”.

Das Ster­ben der Bre­mer­ha­ve­ner Stra­ßen­bahn sei ein über 20 Jah­re wäh­ren­der Pro­zess gewe­sen. Schließ­lich sei die Stre­cke und das Mate­ri­al so ver­schlis­sen gewe­sen, dass aus wirt­schaft­li­cher Sicht eine Wei­ter­füh­rung der Stra­ßen­bahn nicht zu ver­tre­ten war. Und der Chef von Bre­mer­ha­ven Bus hob her­vor: “Aus heu­ti­ger Sicht ist damals kein Feh­ler gemacht wor­den“. An die­sem Ergeb­nis habe sich bis heu­te auch nichts geän­dert, da in einer Stadt mit etwas mehr als 100 000 Ein­woh­nern das Fahr­gast­auf­kom­men nicht aus­rei­che, um eine Stra­ßen­bahn wirt­schaft­lich zu betreiben.

Wer aber träumt dann von einer Rück­kehr der Stra­ßen­bahn nach Bre­mer­ha­ven? Am Don­ners­tag, 29.08.2013, haben das Nord-Süd-Forum Bre­mer­ha­ven und der Ver­kehrs­club Bre­mer­ha­ven (CD) im Kli­ma­haus die Bro­schü­re “Die Stra­ßen­bahn. Für die Zukunft Bre­mer­ha­vens” vor­ge­stellt. Man ist der Mei­nung, dass man die Stra­ßen­bahn nur wirk­lich haben wol­le, dann wür­de sich auch eine Mög­lich­keit fin­den, den Wusch zu rea­li­sie­ren. Ein Ver­zicht auf die Stra­ßen­bahn hal­ten die Befür­wor­ter jeden­falls für einen gro­ßen ver­kehrs­po­li­ti­schen Feh­ler. Eine Stra­ßen­bahn brau­che pro Fahr­gast und 100 Kilo­me­ter Stre­cke nur das Äqui­va­lent zu 1,56 Liter Treib­stoff, ein Gelenk­bus mit 3,12 Liter dop­pelt soviel und ein Auto mehr als fünf­mal so viel.

Eine Stra­ßen­bahn­li­nie von Leher­hei­de nach Wuls­dorf mit einer Abzwei­gung nach Grün­hö­fe wür­de im Ein­zugs­be­reich von 80 000 Men­schen lie­gen. Dadurch wür­de der öffent­li­che Per­so­nen­ver­kehr auch für Auto­fah­rer wie­der attrak­tiv wer­den. Das Gros der Bevöl­ke­rung kön­ne mit etwa 20 Stra­ßen­bah­nen von den Wohn­ge­bie­ten in die wich­ti­gen Ziel­ge­bie­te trans­por­tiert wer­den. Bre­mer­ha­vens CDU-Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de soll der Mei­nung sein, dass die Abschaf­fung der Stra­ßen­bahn im Jah­re 1982 ein Feh­ler war. Es wäre aber ein erneu­ter Feh­ler, soll­te man sie heu­te wie­der einführen.

Abschlie­ßend möch­te ich die Fra­ge zur Dis­kus­si­on stel­len, ob in Anbe­tracht der stei­gen­den Strom­prei­se eine Stra­ßen­bahn wirk­lich so wirt­schaft­lich fährt, wie von den Befür­wor­tern dar­ge­stellt wird. Außer­dem wäre die Fra­ge nach der Umwelt­freund­lich­keit  zu dis­ku­tie­ren. In sei­ner aktu­el­len Aus­ga­be Nr. 36 vom 02.09.2013 beschreibt der SPIEGEL in dem Auf­satz “Das Strom-Phan­tom”, wie der plan­lo­se Aus­bau von Solar­an­la­gen und Wind­rä­dern die Ener­gie­wen­de gefähr­den soll und indi­rekt zu Kli­ma­kil­lern wer­den. Bei Wind­stil­le und bewölk­tem Him­mel müs­sen stin­ken­de Koh­le­kraft­wer­ke die Unter­pro­duk­ti­on auffangen.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 28.04.2012, 28.08.2013 und 30.08.2013

Führung für Wissenshungrige — Go west, young man! — Mythos “Wilder Westen”

Mit dem „Wil­den Wes­ten“ ver­bin­det man im All­ge­mei­nen Cow­boys, India­ner und die durch Seri­en und Comic-Hef­te bekann­ten Aben­teu­er­ge­schich­ten wie „Lucky Luke“ und „Bonan­za“.

"Wilder Westen"

In der the­ma­ti­schen Füh­rung wird die­ses roman­ti­sche Bild auf­ge­bro­chen: Dem Wild-West-Mythos wird die Ver­trei­bung und Ermor­dung der indi­ge­nen Bevöl­ke­rung gegen­über­ge­stellt. Außer­dem gibt die Füh­rung einen Ein­blick in die wich­tigs­ten Etap­pen der Expan­si­on nach Wes­ten und in die Besied­lung des nord­ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nents im 19. Jahrhundert.

Anmel­dung tele­fo­nisch oder an der Kas­se ist erfor­der­lich.
Deut­sches Aus­wan­der­er­haus
Colum­bus­str. 65
Bre­mer­ha­ven
Tele­fon: 0471–90220‑0
E‑Mail: info@dah-bremerhaven.de

Sonn­tag, 15.09.2013, 15 Uhr
Füh­rung: Ein­tritt in die Dau­er­aus­stel­lung zuzgl. 3,00 €.

Altes Kraftwerk in Bremerhaven abzugeben

Das heu­te leer­ste­hen­de Alte Kraft­werk in Bre­mer­ha­ven war wäh­rend der Hafen­er­wei­te­rung 1892 bis 1897 errich­tet wor­den, um mit­tels Dampf­ma­schi­ne mit Hydrau­lik und Strom die Pum­pen und Tore der Kai­ser­schleu­se anzu­trei­ben.

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Gro­ße Plä­ne hat­te man mit der neu­en Nut­zung des Gebäu­des. Mit einer “glä­ser­ne Pro­duk­ti­ons­stät­te, einer Manu­fak­tur”, so die Wunsch­vor­stel­lung von Bre­men­ports, soll­te der idea­le Käu­fer das Alte Kraft­werk wie­der einer Nut­zung zuführen.

Natür­lich hät­te ein Käu­fer neben der Nut­zungs­auf­la­ge noch wei­te­re Wün­sche von Bre­men­ports erfül­len müs­sen:  Die Reno­vie­rung und Sanie­rung der sani­tä­ren Anla­gen auf Kos­ten des neu­en Haus­herrn soll­te eben­so zu den Auf­la­gen gehö­ren wie auch der Mit­er­werb des his­to­ri­schen Druck­was­ser-Dreh­krans aus dem Jah­re 1899, natür­lich eben­so unter Denk­mal­schutz ste­hend wie das Alte Kraft­werk. Und das alles soll­te es selbst­ver­ständ­lich ohne Eigen­tum am Grund­stück geben. Das soll­te wei­ter als Erb­bau­recht im Grund­buch ste­hen bleiben. 

Na ja, aus den hoch­tra­ben­den Plä­nen des ver­gan­ge­nen Jah­res ist ja nichts gewor­den. Zwei poten­ti­el­le Käu­fer bra­chen die Kauf­ver­hand­lun­gen aus unter­schied­li­chen Grün­den ab. Nun greift man den alten Gedan­ken wie­der auf, das Alte Kraft­werk mit Leben aus Gas­tro­no­mie und Ver­an­stal­tun­gen zu erfül­len. Wer Inter­es­se hat, kann ja mal bei Bre­men­ports vor­spre­chen. Natür­lich wie­der nur als Kauf­in­ter­es­sent. Und über das Grund­stück wird nach wie vor nicht ver­han­delt. Es gibt nur einen Erb­bau­rechts­ver­trag. Aber, oh wie ein­sich­tig, man will mit sich reden las­sen, ob man den Druck­was­ser-Dreh­kran aus den Kauf­ver­trag strei­chen wird. 

Na lie­be Eigen­tü­mer, dann seht man zu, ob sich jemand fin­det, zu Euren Bedin­gun­gen zu kaufen. 

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 26.01.2012 und vom 08.08.2013

Mehr als 210 Jahre Görlitzer Zeitungswesen

Die Geschich­te der Zei­tun­gen beginnt nach der Erfin­dung des Buch­drucks durch Johan­nes Guten­berg (1445) am Beginn des 17. Jahr­hun­derts. Um 1615 ent­stand in Deutsch­land die “Frank­fur­ter Post­zei­tung”  — wohl eine der ers­ten Zei­tun­gen über­haupt. Das Blatt, das in ganz Euro­pa abon­niert wur­de, erschien bis 1866.

Einkommende Zeitungen Die ers­te Tages­zei­tung der Welt erschien aller­dings ab 1. Juli 1650 in Leip­zig. Hier ver­öf­fent­lich­te der Dru­cker Timo­theus Ritzsch sechs­mal die Woche die “Ein­kom­men­den Zei­tun­gen” mit einer Auf­la­ge von etwa 200 Exem­pla­ren. Ursprüng­lich benutz­te man das Wort “Zei­tung” für eine belie­bi­ge Nach­richt. So ist wohl auch “Ein­kom­men­de Zei­tun­gen” als ein­ge­hen­de Nach­rich­ten zu verstehen.

Doch blie­ben bis zum Ende des 18. Jahr­hun­derts Tages­zei­tun­gen eine Ausnahme. 

Über das Gör­lit­zer Zei­tungs­we­sen hat die Zeit­schrift Stadt­bild in ihrer Aus­ga­be Nr. 79 im Janu­ar 2010 einen Auf­satz von Herrn Claus Bern­hard ver­öf­fent­licht. Herr Bern­hard ist Mit­glied im Zir­kel Gör­lit­zer Heimatforscher.

Von den im 18. Jahr­hun­dert in Gör­litz erschie­ne­nen Zeit­schrif­ten wies das Lau­sit­zi­sche Maga­zin in sei­nem Wesen schon Züge einer Zei­tung auf. Trotz aller Ver­su­che, die gelehr­ten Schrif­ten zu ver­all­ge­mei­nern, blie­ben sie aus­schließ­lich in den Hän­den der Gebil­de­ten. Eine gro­ße Kluft trenn­te die­se Krei­se von der sons­ti­gen Bevöl­ke­rung, obwohl das Bedürf­nis nach bes­se­rer Bil­dung bestand. Welt­po­li­ti­sche Ereig­nis­se wur­den kaum wahr­ge­nom­men. Dazu bedurf­te es aus­wär­ti­ger poli­ti­scher Blät­ter. Die Inter­es­sen des ein­fa­chen Bür­gers und Land­man­nes in aus­rei­chen­der Wei­se zu ver­tre­ten und ihnen gleich­zei­tig Auf­klä­rung und Beleh­rung in ein­fa­cher Form zukom­men zu las­sen, war der Beweg­grund, für einen begrenz­ten Bezirk, in die­sem Fall die Stadt Gör­litz, eine eige­ne Zei­tung her­aus­zu­ge­ben. Dr. Imma­nu­el Ver­trau­gott Rothe ent­schloss sich 1799 zu die­sem Expe­ri­ment und schrieb damit Gör­lit­zer Geschich­te. Er wur­de am 24. August 1768 in Sohra gebo­ren, stu­dier­te nach der Absol­vie­rung des Gör­lit­zer Gym­na­si­ums in Leip­zig und Wit­ten­berg und pro­mo­vier­te 1792 zum Dr. med.. Noch im glei­chen Jahr ließ er sich in Gör­litz nie­der. Sei­ne Vor­lie­be zur Schrift­stel­le­rei hat­te ihn auf den Gedan­ken gebracht, eine Wochen­schrift her­aus­zu­ge­ben, in der er sein rei­ches Wis­sen sei­nen Mit­bür­gern über­mit­teln konn­te. Rothe nann­te sei­ne Wochen­schrift “Der Anzei­ger” mit dem Zusatz “Chro­nik Lausitz‘scher Ange­le­gen­hei­ten im Jah­re 1799, nebst Auf­sät­ze zur Beleh­rung und Unter­hal­tung der Leser über gemein­nüt­zi­ge Gegen­stän­de aller Art”. In Num­mer 1 waren fol­gen­de Rubri­ken ent­hal­ten: Gebur­ten, Hoch­zei­ten, Beför­de­run­gen, Kauf- und Han­dels­sa­chen und unter “Aller­hand” die ers­te Hei­rats­an­zei­ge. Als Arzt trat Rothe für die Hebung der Volks­ge­sund­heit durch eine ver­nünf­ti­ge Gesund­heits­pfle­ge ein, für Ver­bes­se­run­gen im Heb­am­men­we­sen, pro­pa­gier­te die Kuh­po­cken­imp­fung und ver­lang­te vor­beu­gen­de Maß­nah­men zur Unfall­ver­hü­tung. “Der Anzei­ger” brach­te Rothe nicht den Erfolg, den er sich wünschte.

"Der Anzeiger"1803 über­trug er die Lei­tung an den Gör­lit­zer Buch­händ­ler Trau­gott Fer­di­nand Schi­rach, der das Über­le­ben des Anzei­gers sicher­te. Dr. Immau­el Ver­trau­gott Rothe hielt sich noch eini­ge Zeit in Gör­litz auf, ver­zog dann nach Prachwitz in Schle­si­en. Sei­ne letz­ten Lebens­jah­re ver­brach­te Rothe in Herrn­stadt, wo er am 6. April 1813 starb. Die Gör­lit­zer Zei­tungs­land­schaft wur­de im 19. Jahr­hun­dert durch die viel­fäl­tigs­ten Titel immer bun­ter. Neben ”Ein­tags­flie­gen” bestimm­ten gro­ße Blät­ter über Jahr­zehn­te das Gör­lit­zer Zeitungswesen.

Der Anzei­ger 1799 bis 1943
Her­aus­ge­ber: Dr. Imma­nu­el Ver­trau­gott Rothe
Dru­cke­rei: Burg­hart
”Chro­nik Lausitz‘scher Ange­le­gen­hei­ten, nebst Auf­sät­zen zur Beleh­rung und Unter­hal­tung der Leser über gemein­nüt­zi­ge Gegen­stän­de aller Art“.

"Görlitzer Anzeiger" 1848

Ziel war es, das Blatt “zum all­ge­mei­nen Sprach­werk­zeug für jeden und zu einem Lau­sit­zer Natio­nal­blatt zu machen, durch Bei­trä­ge Auf­klä­rung zu ver­brei­ten, Miss­bräu­che abzu­stel­len, die Ein­füh­rung nütz­li­cher Ein­rich­tun­gen vor­zu­be­rei­ten“. Von die­sem Vor­ha­ben wur­de immer wei­ter abge­rückt, poli­ti­sche Nach­rich­ten wur­den so gut wie nicht ver­öf­fent­licht. ”Der Anzei­ger“ wur­de zum rei­nen Intel­li­genz­blatt. Als ein­zi­ges Lokal­blatt erschie­nen hier die Ver­ord­nun­gen und Bekannt­ma­chun­gen. Der häu­fi­ge Wech­sel der Ver­le­ger änder­te auch den Cha­rak­ter des Blat­tes. Um 1840 lag das Haupt­au­gen­merk auf dem Gebiet der Unter­hal­tung, his­to­ri­sche und lokal­ge­schicht­li­che Abhand­lun­gen herrsch­ten vor. Ab 1848 erfolg­ten für das gesam­te deut­sche Zei­tungs­we­sen umwäl­zen­de Ver­än­de­run­gen hin zur poli­ti­schen Mei­nungs­pres­se. 1875 erfolg­te die Ver­ei­ni­gung mit den “Gör­lit­zer Nach­rich­ten“, 1929 die Ver­ei­ni­gung mit der “Nie­der­schle­si­schen Zeitung“.

Gör­lit­zer Weg­wei­ser 1832 bis 1842
Her­aus­ge­ber: Gott­hold Hein­ze & Co

Das Blatt galt als Wochen­schrift für die Ober­lau­sitz zur zweck­mä­ßi­gen Beleh­rung und Unter­hal­tung, ab 1834 Volks­blatt für die Ober- und Nie­der­lau­sitz. Es erschie­nen Nach­rich­ten aus allen Gegen­den der Ober- und Nie­der­lau­sitz, über Stadt- und Dorf-Gemein­de­sa­chen, Kir­chen und Schul­an­ge­le­gen­hei­ten so- wie das Merk­wür­digs­te, Nütz­lichs­te und Neu­es­te aus der Volks- und Natur­ge­schich­te, der Land­wirt­schaft und der Gewer­be­kun­de, die neu­es­ten Erfin­dun­gen und Ent­de­ckun­gen, Berich­te der Ober­lau­sit­zi­schen Gesell­schaft der Wis­sen­schaf­ten, der Natur­for­schen­den Gesell­schaft und der Gewer­be­ver­ei­ne, Unter­hal­tungs­lek­tü­re durch Auf­sät­ze, Anek­do­ten, Kurio­si­tä­ten und his­to­ri­sche Erin­ne­run­gen, zweck­mä­ßi­ge Bei­la­gen von Stein­dru­cken und Bücher­an­zei­gen. Wegen sei­ner geschickt gewähl­ten Geschich­ten aus dem alten und geich­zei­ti­gen Gör­litz gilt das Blatt auch heu­te noch als Fund­gru­be für den Historiker.

Gör­lit­zer Fama 1840 bis 1853
Her­aus­ge­ber: Buch­dru­cke­rei­be­sit­zer J.G. Dreßler

Görlitzer Fama mit AnzeigerEs erschie­nen Lokal­nach­rich­ten, Zei­tungs­nach­rich­ten, Ver­misch­tes sowie die Kir­chen­lis­te und die Getrei­de­prei­se der Regi­on. Erzäh­lun­gen, Gedich­te, Anek­do­ten, Rat­schlä­ge und Land­wirt­schaft­li­ches wur­den wie­der­ge­ge­ben. Thea­ter­kri­ti­ken soll­ten die Leser­schaft für die Büh­ne inter­es­sie­ren. Über die Tages­ge­schich­te und die Poli­tik zu berich­ten, war dem Blatt nicht gestat­tet. Die Leser­schaft kam vor­nehm­lich aus dem Mit­tel­stand, ver­tre­ten durch Hand­wer­ker, Bau­ern und Gewer­be­trei­ben­de, deren Exis­tenz durch die auf­stre­ben­de Indus­tria­li­sie­rung in Gefahr war. Die “Fama“ mahn­te die Erwach­se­nen, zu ein­fa­cher Lebens­wei­se zu fin­den und gegen Alko­hol­miss­brauch und Unsit­ten anzukämpfen.

Gör­lit­zer Tage­blatt 1856 bis 1862
Nie­der­schle­si­sche Zei­tung ab 1863 bis 1929
Her­aus­ge­ber: Otto­mar Vier­ling
Dru­cke­rei: G. A. Rämisch

Das Blatt galt als poli­ti­sche Rund­schau mit Tages­be­ge­ben­hei­ten sowie Loka­lem und Ver­misch­tem, Organ für die Publi­ka­ti­on der amt­li­chen Ver­ord­nun­gen und Bekannt­ma­chun­gen und all­ge­mei­ner Anzei­ger. Ab 1.1.1863 folg­te die Umbe­nen­nung in “Nie­der­schle­si­sche Zei­tung“. Es ging um die Ein­füh­rung des Leit­ar­ti­kels zu aktu­el­len Fra­gen, För­de­rung der Bil­dung und Beleh­rung zum öffent­li­chen Woh­le. Poli­tisch unab­hän­gig und unpar­tei­isch ver­trat die Zei­tung den “Stand­punkt des gemä­ßig­ten und beson­ne­nen Fort­schritts“. Sie befass­te sich mit sozia­len Fra­gen, wie z.B.: Arbei­ter­ver­si­che­rungs­we­sen, poli­ti­sche Gleich­heit aller Stän­de, Aus­glei­chung der Gegen­sät­ze zwi­schen Arbeit­ge­bern, Arbeit­neh­mern und ihren Orga­ni­sa­tio­nen, kri­ti­sier­te das Kom­mu­nal­we­sen, deck­te Miss­bräu­che auf und wag­te posi­ti­ve Vor­schlä­ge zum Woh­le der Stadt. Ab 1.2.1929 folg­te die Ver­ei­ni­gung mit den “Gör­lit­zer Nach­rich­ten und Anzei­ger“ zu “Ver­ei­nig­te Gör­lit­zer Nach­rich­ten und Nie­der­schle­si­sche Zeitung“.

Gör­lit­zer Zei­tung für die Lau­sitz 1862 bis 1867
Her­aus­ge­ber: Prof. Dr. August Til­lich
Dru­cke­rei: G. A. Rämisch

Es war Par­tei­or­gan der Kon­ser­va­ti­ven und dien­te zum “Ver­mit­teln der poli­ti­schen Bil­dung und Ver­fas­sungs­rei­fe”, vor allem unter der Land­be­völ­ke­rung”. Der Aus­brei­tung der libe­ra­len und demo­kra­ti­schen Pres­se soll­te ein Rie­gel vor­ge­scho­ben wer­den. Die Leit­ar­ti­kel dien­ten den Par­tei­in­ter­es­sen und als Kampf­mit­tel gegen die Libe­ra­len. Der Oppo­si­ti­ons­cha­rak­ter des Blat­tes führ­te zu Dif­fe­ren­zen mit der Stadt­ver­wal­tung. Bei­trä­ge zu Gör­lit­zer Thea­ter­ver­hält­nis­sen, aus den Land­tags­ver­hand­lun­gen, Gör­lit­zer Kir­chen­lis­ten, Markt­prei­se und amt­li­che Bekannt­ma­chun­gen wur­den immer sel­te­ner, die Par­tei­in­ter­es­sen stan­den im Vor­der­grund. Die feh­len­de finan­zi­el­le Grund­la­ge zur Selb­stän­dig­keit führ­te im März 1867 zur Ein­stel­lung der Zeitung.

Neu­er Gör­lit­zer Anzei­ger 1877 bis 1941
Hrsg: Buch­dru­cke­rei­be­sit­zer Gus­tav Hoff­mann & Emil Reiber

Es wur­de die auf­la­gen­stärks­te Zei­tung Nie­der­schle­si­ens, wur­de im gesam­ten fort­schritt­li­chen Bür­ger­tum und auch in Intel­li­genz­krei­sen zur meist­ge­le­se­nen Tages­zei­tung, ver­trat den libe­ra­len Geist, indes frei von jeder Par­tei­en- Scha­blo­ne. Man las promp­te und gedie­ge­ne Bespre­chung der Tages­fra­gen in ihren Leit­ar­ti­keln, aus­führ­li­che Berich­te aus Reichs- und Land­tag, reich­hal­ti­ge und zuver­läs­si­ge Mit­tei­lun­gen aus der Lau­sitz und Schle­si­en. Man fand Pfle­ge der loka­len Tei­le, spe­zi­ell der städ­ti­schen Ange­le­gen­hei­ten. Noti­zen über Han­del, Indus­trie und Ver­kehr sowie Bör­sen- und Markt­nach­rich­ten, amt­li­che Erlas­se und stan­des­amt­li­che Nach­rich­ten von Gör­litz und Umge­bung. Das Feuil­le­ton ent­hielt gedie­ge­ne Novel­len, natur­wis­sen­schaft­li­che und kul­tur­ge­schicht­li­che Erör­te­run­gen. Der Ein­satz der damals moderns­ten Druck­tech­nik (Setz­ma­schi­nen und Rota­ti­ons­ma­schi­nen) wur­de mög­lich. Ein bekann­ter Mit­ar­bei­ter von 1925 bis 1932 war Johan­nes Wüsten.

Gör­lit­zer Zei­tung — Unab­hän­gi­ges Organ für Jeder­mann 1891 bis 1892
Her­aus­ge­ber: Buch­dru­cke­rei H. Kret­schmer, Mein­hardt & Co.

Sie nahm sich vor, zum Woh­le, zur Beleh­rung und Unter­hal­tung der Bewoh­ner von Gör­litz, der Lau­sitz und Schle­si­ens nach dem Mot­to “Bie­te jedem etwas, und du befrie­digst alle“ bei­zu­tra­gen, Auf­klä­rung über wich­ti­ge poli­ti­sche und mate­ri­el­le Zeit­fra­gen zu leis­ten, täg­lich Bericht zu erstat­ten über die den Poli­ti­ker und Kauf­mann inter­es­sie­ren­den Tages­de­pe­schen. Tages­er­eig­nis­se aus Gör­litz, den Nach­bar­or­ten, der schle­si­schen Haupt­stadt und der könig­li­chen Resi­denz Ber­lin zu brin­gen, außer­dem Bör­sen­be­rich­te, Kurs­no­tie­run­gen und Wet­ter­be­ob­ach­tun­gen. Unter­hal­tung durch Novel­len, Roma­ne, Kunst­kri­ti­ken und Kunst­no­ti­zen, Humo­ris­ti­sches und popu­lär gehal­te­ne Arti­kel über tech­ni­sche und wis­sen­schaft­li­che Fra­gen. Ab Febru­ar 1892 erfolg­te die Ver­öf­fent­li­chung der “Offi­zi­el­len Gör­lit­zer Fremden-Liste“.

Gör­lit­zer Volks­zei­tung 1899 bis 1933
Her­aus­ge­ber: SPD
Eige­ne Dru­cke­rei Lui­sen­stra­ße 8

Es war die sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Zei­tung, Organ für die werk­tä­ti­ge Bevöl­ke­rung der Ober­lau­sitz, nann­te sich “beru­fe­ne Ver­tre­te­rin der Arbei­ter­inter­es­sen, um das Volk über den wah­ren Zustand der Gesell­schaft auf­zu­klä­ren“, ableh­nend “gegen­über dem nie­de­ren Klatsch wie Hof­be­rich­te und Hei­rats­ge­su­che“. 1910 erfolg­te die Schaf­fung einer eige­nen Dru­cke­rei durch den Auf­bau der Genos­sen­schaft “Arbei­ter­dru­cke­rei“ und des Spar­ver­eins “Gör­lit­zer Volks­zei­tung“. Ihre Geschich­te ende­te 1933 durch Ver­bot der Zei­tung durch die NSDAP, 13.3.1933 Beset­zung der Redak­ti­on und Dru­cke­rei durch SA und Poli­zei. Bekann­te Redak­teu­re waren: Paul Löbe, spä­ter Reichs­tags­prä­si­dent, Her­mann Mül­ler, spä­ter Reichs­kanz­ler, Paul Taub­a­del, Reichstagsabgeordneter.

Ober­lau­sit­zer Früh­post 1932 bis 1934
Ober­lau­sit­zer Tages­post ab 1934 bis 1945
Her­aus­ge­ber: Hel­muth Brück­ner (bis 1934)

Verbot der VolkszeitungNach der Beset­zung der Dru­cke­rei der Gör­lit­zer Volks­zei­tung 1933 in der Lui­sen­str. 8 wur­de die Zei­tung dort gedruckt als Organ der NSDAP. Sie war gekenn­zeich­net durch Ver­herr­li­chung des Natio­nal­so­zia­lis­mus, Het­ze gegen alle exis­tie­ren­den Zei­tun­gen. Ab 1. Mai 1934 wur­de die “Früh­post“ in “Tages­post“ umbe­nannt mit der Maß­ga­be, dass die gesam­ten Zei­tun­gen der schle­si­schen Ober­lau­sitz fort­an täg­lich nur in einer Aus­ga­be zu erschei­nen haben. 1933, 1941 und 1943 haben alle ande­ren Gör­lit­zer Zei­tun­gen ihr Erschei­nen ein­ge­stellt. Am 5. Mai 1945 erschien die letz­te Aus­ga­be der “Tages­post“.

Zei­tun­gen nach 1945 mit Gör­lit­zer Lokal­teil
Amt­li­che Bekanntmachungen

Es begann mit Amt­li­chen Bekannt­ma­chun­gen der Stadt Gör­litz, wel­che von 1945 bis 1950 erschie­nen. Nach der Wen­de wur­den die amt­li­chen Bekannt­ma­chun­gen der Stadt Gör­litz als “Amts­blatt“ wie­der­be­lebt. 1991 wur­den sie im Gör­lit­zer-Mosa­ik ver­öf­fent­licht. Von 1992 bis 1994 erschie­nen sie im Gör­lit­zer Wochen­spie­gel. Ab 1. Febru­ar 1994 wird das “Amts­blatt“ als eigen­stän­di­ge Publi­ka­ti­on herausgegeben.

NS-Propaganda 1933

Tages­zei­tun­gen
1946 wur­den die “Volks­stim­me“ der SPD und die “Säch­si­sche Volks­zei­tung“ der KPD zusam­men­ge­schlos­sen zur “Säch­si­schen Zei­tung“. Sie erschien vom 13.4. bis 20.5.1946 in Gör­litz. Nach Grün­dung der SED 1946 wur­de die “Säch­si­sche Zei­tung“ nur noch zwi­schen Dres­den und Baut­zen ver­trie­ben. Für Gör­litz war die “Lau­sit­zer Rund­schau“ zustän­dig, wel­che bis 13.8.1952 in Gör­litz erschien. Mit der Schaf­fung der Bezir­ke 1952 wur­de auch die Pres­se neu geord­net. Die “Lau­sit­zer Rund­schau“ wur­de dem Bezirk Cott­bus zuge­ord­net und die “Säch­si­sche Zei­tung“, als Organ der Bezirks­lei­tung Dres­den der SED, dem Bezirk Dres­den. Seit dem 15.8.1952 wur­de die “Säch­si­sche Zei­tung“ in Gör­litz ver­trie­ben. Sie hat­te sehr vie­le Abon­nen­ten. Im Regio­nal­teil berich­te­te sie über die SED- Par­tei­po­li­tik in allen gesell­schaft­li­chen Berei­chen und pro­pa­gier­te die Linie der Sächsische ZeitungPar­tei­füh­rung für die Stadt und den Land­kreis. Sie stütz­te sich auf zahl­rei­che “Volks­kor­re­spon­den­ten“. Auch die Tages­zei­tun­gen “Die Uni­on“ (CDU) und ”Säch­si­sches Tage­blatt“ (LDP) unter­hiel­ten in Gör­litz eige­ne Kreis­re­dak­tio­nen; sie wand­ten sich vor allem an die Mit­tel­schich­ten. Im Dezem­ber 1989 trat die Chef­re­dak­ti­on zurück, und die Säch­si­sche Zei­tung ändert ihren Unter­ti­tel, und die Kopf­zei­le “Pro­le­ta­ri­er aller Län­der ver­ei­nigt Euch“ ent­fiel. Im Janu­ar 1990 erklär­te die Zei­tung ihre Unabhängigkeit.

Von 1961 bis 1967 war das “LANDSKRON echo“ die Hei­mat­zei­tung für die Stadt und den Kreis Gör­litz. 1991 erschien der “Wochen­spie­gel“, in wel­chem von 1992 bis 1994 das Görlitzer AmtsblattGör­lit­zer Amts­blatt ver­öf­fent­licht wur­de. 1994 erfolg­te die Umbe­nen­nung in “Wochen­ku­rier“, und die amt­li­chen Mit­tei­lun­gen des Land­rats­am­tes erschei­nen hier. Wäh­rend der poli­ti­schen Umwäl­zung nach 1989 erschien die “Gör­lit­zer Zei­tung“, die den Ver­än­de­rungs­pro­zess kri­tisch beglei­te­te und furcht­los Skan­da­le auf­deck­te. Sie muss­te bald ihr Erschei­nen ein­stel­len. Seit 1993 gibt es den “Nie­der­schle­si­schen Niederschlesischer KurierKurier“ für die Stadt und den Land­kreis Gör­litz als Ergän­zung zum “Ober­lau­sit­zer Kurier“. Mit Schaf­fung des Nie­der­schle­si­schen Ober­lau­sitz-Krei­ses wur­de die Zei­tung kurz­zei­tig in “Gör­lit­zer Kurier“ umbe­nannt. Aber der Name “Nie­der­schle­si­scher Kurier“ hat sich durchgesetzt.

Das Mei­nungs­mo­no­pol einer ein­zi­gen regio­na­len Tages­zei­tung mit Kreis­teil wird von vie­len Ein­woh­nern bedau­ert. Zahl­rei­che Leser­brie­fe tra­gen jedoch dazu bei, unter­schied­li­che Stand­punk­te vorzutragen.

Claus Bern­hard, Zir­kel Gör­lit­zer Heimatforscher

Bild­nach­wei­se:
Bild 1: wikipedia.org

Bild 4: Staats­bi­blio­thek Ber­lin
Bil­der 2,3, 5 und 6: Stadt­BILD Aus­ga­be Nr. 79 aus 1/2010
Bild 7: Titel­sei­te Säch­si­sche Zei­tung Aus­ga­be 30.4.2011
Bild 8: Titel­sei­te Amts­blatt Gör­litz Aus­ga­be 18 aus 8/2012
Bild 9: Titel­sei­te Nie­der­schle­si­scher Kurier Aus­ga­be 37/2010