Findet Ebay einen Käufer für die “Alexander von Humboldt”?

Was war sie doch für eine stol­ze “Grü­ne Lady”, als aus dem 1906 in Bre­men gebau­ten Feu­er­schiff 1988 eine wun­der­schö­ne Bark wur­de, die dann auf allen Welt­mee­ren zuhau­se war. Doch die­se gro­ßen Zei­ten sind für den Groß­seg­ler seit letz­tem Jahr end­gül­tig vor­bei.

Alexander von Humboldt

Die Deut­sche Stif­tung Sail Trai­ning (DSST) ließ auf dem Schiff jun­ge Frau­en und Män­ner see­män­nisch aus­bil­den. Auch durch ihren jahr­zehn­te­lan­gen Ein­satz als Beck’s‑Werbeträger wur­de die 62,55 Meter lan­ge und 8 Meter brei­te Bark inter­na­tio­nal bekannt. Doch nach dem Neu­bau der “Alex­an­der von Hum­boldt II” wur­de die Lady außer Dienst gestellt.

Für eine kur­ze Zeit bot der neue Eig­ner auf den Baha­mas mit dem Schiff Kreuz­fahr­ten an, aber die Nach­fra­ge war zu gering. So über­führ­te er das Schiff im letz­ten Jahr zurück nach Bre­mer­ha­ven, wo es seit ver­gan­ge­nem Mai ver­täut im Fische­rei­ha­fen liegt und auf einen Käu­fer wartet.Alexander von Humboldt

Mit dem Ver­kauf geht es nicht so recht vor­an. Es soll zwar Inter­es­sen­ten geben, aber ein Kauf­ver­trag wur­de bis­her von kei­nem unter­zeich­net. Doch der Eig­ner, die Ree­de­rei Rön­ner, benö­tigt den teu­ren Lie­ge­platz für ande­re Schiffe.

Seit letz­tem Sonn­tag wird die “Alex­an­der von Hum­boldt” nun bei Ebay für 750.000 EUR VB zum Ver­kauf ange­bo­ten. Bis heu­te haben sich schon mehr als 61.000 Inter­es­sier­te das Inse­rat angeschaut.

Der Rumpf der Bark wur­de so gut kon­ser­viert, dass sie ohne neu­en Anstrich die nächs­ten zehn Jah­re als Muse­ums­schiff im Was­ser lie­gen kann. Das ist auch gut so, denn ein poten­ti­el­ler Käu­fer darf das Schiff nicht ver­schrot­ten. Die Ree­de­rei Rön­ner wür­de es für den neu­en Eigen­tü­mer für etwa 800.000 Euro zu einem Hotel­schiff umbau­en. Viel­leicht kann man ja auch eine Knei­pe dar­auf bewirt­schaf­ten oder eine Jugendherberge.

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 19.12.2013 und 4.2.2014

Vor 50 Jahren lief das erste Schiff in den Neustädter Hafen ein

Die “Rie­der­stein” des Nord­deut­schen Lloyd (NDL) war am 5. Febru­ar 1964 das ers­te Schiff, das in das Becken des Neu­städ­ter Hafens auf der lin­ken Weser­sei­te ein­lief. Mehr als das Becken gab es damals noch nicht. Schup­pen und Krä­ne wur­den erst anschlie­ßend auf­ge­baut, zunächst auf der West­sei­te und spä­ter nach und nach auch auf der Ostseite. 

Riederstein

Schon wäh­rend der Bau­pha­se sorg­te der Hafen für Furo­re, als die Bag­ger 1962 in der Weser auf zahl­rei­che Über­res­te einer Han­se­kog­ge stie­ßen. Ihr Bau wur­de spä­ter auf die Zeit um 1380 datiert. Nie zuvor hat­te es einen sol­chen Fund gege­ben. Erst­mals konn­te man Auf­schluss über die tat­säch­li­che Bau­art der Kog­gen, über Grö­ße und Trag­fä­hig­keit gewin­nen. Die Fund­stü­cke wur­den zusam­men­ge­setzt, auf­wen­dig kon­ser­viert und haben heu­te ihren fes­ten Platz im Deut­schen Schiff­fahrts­mu­se­um in Bremerhaven.

Die “Rie­der­stein” lösch­te bei ihrem ers­ten Besuch im Neu­städ­ter Hafen einen schwe­ren Kata­ly­sa­tor mit bord­ei­ge­nem Geschirr. Das Schiff war in Ham­burg gebaut und im Novem­ber 1960 an den NDL abge­lie­fert wor­den. Der 161 Meter lan­ge und 20 Meter brei­te kon­ven­tio­nel­le Stück­gut­frach­ter war mit 10.992 BRT ver­mes­sen. 44 Mann Besat­zung waren damals für den Betrieb erfor­der­lich. Zusätz­lich gab es Platz für neun Passagiere.

Im Zuge der Fusi­on des NDL mit der Ham­bur­ger Ree­de­rei Hapag im Jahr 1970 wur­de die “Rie­der­stein” an einen aus­län­di­schen Ree­der ver­kauft. Umbau für Con­tai­ner Mit­te der 1960er Jah­re zeich­ne­te sich ab, dass die ame­ri­ka­ni­sche Ree­de­rei Sea-Land einen Con­tai­ner­li­ni­en­dienst über den Atlan­tik auf­bau­en woll­te und dafür pas­sen­de Häfen an der Nord­see­küs­te such­te. Bre­men und Rot­ter­dam erhiel­ten schließ­lich den Zuschlag. Aller­dings muss­te der Neu­städ­ter Hafen wäh­rend der noch lau­fen­den Bau­ar­bei­ten für den Con­tai­ner­um­schlag umge­plant wer­den. So ent­stand der Con­tai­ner­ter­mi­nal Bre­men. 1967 wur­de dort die ers­te noch aus Ame­ri­ka ein­ge­führ­te Con­tai­ner­brü­cke auf­ge­baut. Die wei­te­ren Brü­cken lie­fer­te die Bre­mer Fir­ma Kocks, die mit ihrer eige­nen Kon­struk­ti­on auch auf dem Welt­markt gute Erfol­ge fei­ern konn­te, bevor asia­ti­sche Her­stel­ler schließ­lich den Wett­be­werb für sich ent­schie­den. Für die Neu­städ­ter Häfen waren ursprüng­lich drei Hafen­be­cken und ein Wen­de­be­cken geplant wor­den. Rea­li­siert wur­de dann aber nur das Becken II mit dem Lan­ken­au­er Hafen und das Wen­de­be­cken. Auf den 1,1 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßen Ter­mi­nal­flä­chen wur­den kon­ven­tio­nel­le Stück­gü­ter und zuneh­mend Con­tai­ner umge­schla­gen. Mit dem rasan­ten Wachs­tum der Con­tai­ner­ver­keh­re fiel in Bre­men die Ent­schei­dung, eine völ­lig neue Anla­ge in Bre­mer­ha­ven zu bau­en, weil dort aus­rei­chend Flä­chen für ein Ter­mi­nal und für den künf­ti­gen Aus­bau ver­füg­bar waren. Zudem waren die nau­ti­schen Bedin­gun­gen für die immer grö­ßer wer­den­den Con­tai­ner­schif­fe bes­ser. So wan­der­ten ab Mit­te der 1980er Jah­re alle Con­tai­ner­ver­keh­re nach Bre­mer­ha­ven ab. Uni­ver­sal­ha­fen mit her­vor­ra­gen­der Anbin­dung Heu­te wird in dem Hafen eine gro­ße Band­brei­te an kon­ven­tio­nel­lem Stück­gut umge­schla­gen. Schwer­punk­te sind Stahl- und Forst­pro­duk­te, Schie­nen­fahr­zeu­ge, Maschi­nen und Anla­gen sowie Pro­jekt­la­dung. Dazu gehö­ren auch rie­si­ge Bau­tei­le von Gas­auf­be­rei­tungs­an­la­gen, kom­plet­te Pro­duk­ti­ons­li­ni­en oder zer­leg­te Fabrik­an­la­gen. Zudem wird der Stand­ort ver­mehrt dazu genutzt, Indus­trie­an­la­gen direkt am see­schiff­tie­fen Was­ser zu mon­tie­ren. So wer­den regel­mä­ßig groß­vo­lu­mi­ge Kom­po­nen­ten mit meh­re­ren hun­dert Ton­nen Gewicht ver­la­den. Lini­en­schif­fe ver­bin­den den Neu­städ­ter Hafen regel­mä­ßig mit Häfen in aller Welt, spe­zi­ell in den USA, im gesam­ten Mit­tel­meer­raum und Fern­ost. Der Neu­städ­ter Hafen ist ein Uni­ver­sal­ha­fen mit her­vor­ra­gen­den Ver­kehrs­an­bin­dun­gen per Stra­ße, Schie­ne und Was­ser. Ein wei­te­rer Vor­teil ist die direk­te Anbin­dung an das Güter­ver­kehrs­zen­trum (GVZ), wo zahl­rei­che Spe­di­teu­re und Logis­tik­un­ter­neh­men ange­sie­delt sind. Am und im GVZ ist die BLG gleich mit meh­re­ren Logis­tik­zen­tren ver­tre­ten. Von dort aus wer­den haupt­säch­lich Fahr­zeug­tei­le in Con­tai­nern nach Über­see ver­schifft. Aus einem der größ­ten Hoch­re­gal­lä­ger Euro­pas wer­den alle Tchi­bo-Ver­kaufs­stel­len mit Gebrauchs­ar­ti­keln ver­sorgt und die Online-Bestel­ler direkt bedient.

Quel­le:
Pres­se­mel­dung der BLG Logi­stics vom 4. Febru­ar 2014

Das Kaufhaus Schocken

Das Kauf­haus Schocken

Das Kauf­haus Scho­cken war die  viert­größ­te Waren­haus­ket­te in Deutsch­land mit mehr als 30 Filia­len. Die Eigen­tü­mer des Waren­haus-Kon­zerns waren die Gebrü­der Simon und Sal­man Schocken.

Kaufhaus Schocken später Merkur

Die Fami­lie von Josef Scho­cken betrieb in Zwi­ckau eine Kauf­haus­ket­te. Josef Scho­cken zog nach sei­ner kauf­män­ni­schen Aus­bil­dung im Jah­re 1903 mit sei­ner Ehe­frau Jea­nette Scho­cken nach Bre­mer­ha­ven und eröff­ne­te das Kauf­haus Scho­cken in der Bür­ger­meis­ter-Schmidt-Stra­ße. 1929 erwarb er zusätz­lich das Kauf­haus S. Hirsch in Geest­e­mün­de an der Georg­stra­ße 51. Sein Unter­neh­men war eng mit der Zen­tra­le in Zwi­ckau ver­bun­den, gehör­te aber nicht zum Kauf­haus­kon­zern Scho­cken sei­ner Brü­der. 1928 wur­de Josef Scho­cken Syn­ago­gen­vor­ste­her der Gemein­de Lehe-Geest­e­mün­de und übte das Amt bis zu sei­nem Tode im Jah­re 1934 aus.

1935_Kaufhaus_Schocken

Jea­nette Scho­cken ent­stamm­te einer seit 1839 in Hal­le ansäs­si­gen Kauf­manns­fa­mi­lie. Mit ihrem Ehe­mann hat­te sie die drei Kin­der Edith (geb. 3.3.1907), Heinz (geb. 13.7.1910) und Hil­de (geb. 18.2.1918).

Nach dem Tod ihres Ehe­manns führ­te  Jea­nette Scho­cken gemein­sam mit dem Ehe­mann ihrer Toch­ter Edith die Geschäf­te der bei­den Kauf­häu­ser in Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de. Zwar han­del­te es sich um zwei selb­stän­di­ge Kauf­häu­ser, jedoch waren sie orga­ni­sa­to­risch mit der Zwi­ckau­er Kon­zern­zen­tra­le ver­bun­den. Nach­dem der Kon­zern im Som­mer 1938 “ari­siert” wur­de, muss­ten die Kauf­häu­ser zwangs­wei­se an die neue Zen­tra­le ver­kauft wer­den. Die Ära Scho­cken war vorbei.

1939 Kaufhaus Merkur wird eröffnet

In der Pro­grom­nacht auf den 10. Novem­ber 1938 bren­nen SA-Scher­gen die Syn­ago­ge in der Schul­stra­ße ab und set­zen auch meh­re­re Geschäfts­häu­ser in Brand, dar­un­ter auch das Kauf­haus Scho­cken. Nach die­sen fürch­ter­li­chen gewalt­tä­ti­gen Über­grif­fen gegen die jüdi­sche Bevöl­ke­rung emi­grier­ten Heinz und Hil­de Scho­cken nach Ame­ri­ka, Wal­ter Elke­les gelang mit sei­nen Kin­dern die Flucht nach Palästina.

Auch Jea­nette Scho­cken hät­te jetzt noch flie­hen kön­nen. Sie tat es nicht. Sie hat­te eine erwach­se­ne, schwer­kran­ke Toch­ter, die nicht nur auf die Ein­richtung einer Kli­nik, son­dern auch auf die per­sön­li­che Zuwen­dung ihrer ­Mut­ter psy­chisch ange­wie­sen war. Daher woll­te sie zunächst in Bre­mer­ha­ven blei­ben, um  die Gene­sung ihrer Toch­ter Edith abzu­war­ten. Danach war es zu spät, sie konn­ten nicht mehr aus Deutsch­land raus.

Mit ins­ge­samt 570 jüdi­schen Frau­en, Män­nern und Kin­dern wur­den Jea­nette Scho­cken und Edith Elke­les wie auch ihr Bru­der, des­sen Frau und des­sen vier­jäh­ri­ger Sohn am 17.11.1941 nach Minsk depor­tiert. Das letz­te Lebens­zei­chen von ihr war ein Gruß an eine Freun­din in Bre­mer­ha­ven, den sie einem Sol­da­ten mit­ge­ge­ben hat­te. Ver­mut­lich wur­de sie im Ver­nich­tungs­la­ger Maly Tros­ti­nez ermordet.

1951 Kaufhaus Merkur

1949 erhielt  Sal­man Scho­cken sei­ne in den west­li­chen Besat­zungs­zo­nen befind­li­chen Waren­häu­ser, die auf­grund der “Ari­sie­rung”  im Jah­re 1938 jetzt “Mer­kur AG” hieß,  zurück. Doch 1953, gera­de als der Umsatz sei­nes Unter­neh­mens wie­der das Vor­kriegs­ni­veau erreicht hat­te, ver­kauf­te er sei­ne Akti­en­an­tei­le an Hor­ten. Sal­man Scho­cken ver­starb in der Nacht auf den 21. August 1959 in sei­nem Schwei­zer Hotelzimmer.

1961 Kaufhaus Merkur

Vie­le Bre­mer­ha­ve­ner Kin­der haben sich in der Vor­weih­nachts­zeit ihre Nasen an den wun­der­schön deko­rier­ten Schau­fens­tern des Kauf­hau­ses Mer­kur platt­ge­drückt. Da gab es so viel zu sehen, was die Kin­der­her­zen höher­schla­gen ließ: Pup­pen, Ted­dys und sogar eine im Kreis fah­ren­de elek­tri­sche Eisen­bahn. Und man­ches Kind ver­such­te, eine Fahrt mit dem Fahr­stuhl zu ergat­tern. Da gab es noch einen Fahr­stuhl­füh­rer, der trug Livree und sag­te in jedem Stock­werk die Waren an, die hier auf ihre Käu­fer war­te­ten. Es war eine Zeit des Auf­bruchs. Der Krieg haben die Men­schen hin­ter sich gelas­sen, alles schau­te nach vorne.

2014 Kaufhaus Merkur

1963 hat­te das Kauf­haus Mer­kur an der Ecke Georg- und Gras­hoff­stra­ße eine Ver­kaufs­flä­che von sagen­haf­ten 2.200 Qua­drat­me­tern. Doch 1977 schloss der Hor­ten-Kon­zern das Kauf­haus. Noch im glei­chen Jahr wur­den in den ver­wais­ten Räu­men Tep­pi­che ver­kauft, spä­ter wur­de aus dem Mer­kur-Haus eine Oase für Schnäppchenjäger.

Nun ist auch die “Preis-Oase” aus­ge­zo­gen, sie bie­tet ihre Schnäpp­chen jetzt in der Hafen­stra­ße an. Mit dem bevor­ste­hen­den Abriss des Mer­kur-Gebäu­des endet die lan­ge Geschich­te. Was bleibt, sind Erin­ne­run­gen, die durch Bil­der und Erzäh­lun­gen geweckt wer­den kön­nen. Aber viel­leicht auch mit der Zeit ver­lo­ren gehen. Wenn nie­mand mehr da ist, der erzäh­len kann, der erin­nern kann.

Neubau Nordsee-Pflege

Die Abbruch­ar­bei­ten haben bereits begon­nen. Wenn der Flach­dach­bau abge­tra­gen ist, wird Eta­ge für Eta­ge das tra­di­tio­nel­le Fuss­haus und das Mer­kur-Haus dem Erd­bo­den gleich­ge­macht. Dann kann mit dem Bau eines 16 Mil­lio­nen teu­ren Neu­baus für die Nord­see-Pfle­ge begon­nen wer­den. Geplant sind 75 Ein­hei­ten betreu­tes Woh­nen, Ver­wal­tungs­bü­ros für die Nord­see-Pfle­ge, ambu­lan­te Pfle­ge und Tages­pfle­ge, eine Aka­de­mie zur Aus­bil­dung von Alten­pfle­ge­fach­kräf­ten und eine 800 Qua­drat­me­ter gro­ße Ver­kaufs­flä­che für den Dro­ge­rie­markt Ross­mann. Im Unter­ge­schoss soll es neben Kel­ler­räu­me auch eine Tief­ga­ra­ge geben. Wenn alles nach Plan läuft, soll im Okto­ber schon das Erd­ge­schoss bezo­gen werden.

Und wenn Ende 2014 der kom­plet­te Neu­bau bezugs­fer­tig ist, wird das Scho­cken-Mer­kur-Gebäu­de der Ver­gan­gen­heit eines fer­nen Jahr­hun­derts  angehören.

Quel­len:
jeanette-schocken-preis.de
monde-diplomatique.de
Nord­see-Zei­tung
de.wikipedia.org

Statsraad Lehmkuhl” besucht im Juni Bremerhaven

Die am  Vor­aben­dend des Ers­ten Welt­krie­ges als deut­sches Schul­schiff “Groß­her­zog Fried­rich August” in Dienst gestell­te 98 Meter lan­ge stäh­ler­ne Bark wur­de für den dama­li­gen “Deut­schen Schul­schiff-Ver­ein” auf der Teck­len­borg-Werft in Geest­e­mün­de gebaut. Zur Fei­er ihres 100. Geburts­tags kommt der Groß­seg­ler zurück in die Geburts­stadt Bremerhaven.

Staatsrad Lehmkuhl

Die “Stats­raad Lehm­kuhl” ist wohl der am bes­ten erhal­te­ne noch fah­ren­de Wind­jam­mer der Welt. Ande­re Seg­ler glei­chen Bau­jah­res wur­den dem Meer längst ent­ris­sen, wur­den ver­schrot­tet oder bekom­men ihr Gna­den­brot als Muse­ums­schiff. Dage­gen ist die sei­ner­zeit nach dem olden­bur­gi­schen Groß­her­zog Fried­rich August II. benann­te Drei­mast­bark immer noch auf den Welt­mee­ren unter­wegs. Zur Zeit hält sie sich für Über­ho­lungs­ar­bei­ten in San­ta Cruz/Teneriffa auf.

Staatsrad_Lehmkuhl

Vier Seg­ler ließ Groß­her­zog Fried­rich August von Olden­burg Anfang des ver­gan­ge­nen Jahr­hun­derts für den Schul­schiff-Ver­ein bau­en. Die “Stats­raad Lehm­kuhl” ist der letz­te, der noch in Fahrt ist. Aller­dings waren dem hun­dert­jäh­ri­gen Seg­ler unter deut­scher Flag­ge kei­ne wei­ten Rei­sen ver­gönnt. Seit Aus­bruch des Ers­ten Welt­krie­ges lag die Bark in Kiel, bis sie 1920 als Repa­ra­ti­ons­zah­lung ins eng­li­sche New­cast­le über­führt wurde.

Im Juni 1921 kauf­te die nor­we­gi­sche Ber­gens­ke Damp­shibs­sels­kab die Bark, bau­te sie um und ver­kauf­te sie 1923 an die Nor­we­gi­sche Ree­de­rei­ver­ei­ni­gung Ber­gens Rede­rif­o­rening, die dem Seg­ler den Namen “Stats­raad Lehm­kuhl” gab und ihn zu einem Schul­schiff umbaute.

Staatsrad_Lehmkuhl

Im Zwei­ten Welt­krieg wur­de die Bark 1940 von der deut­schen Kriegs­ma­ri­ne beschlag­nahmt und bis 1945 unter dem Namen “West­wärts” ein­ge­setzt. 1945 wur­de das Schiff an Nor­we­gen zurück­ge­ge­ben. Seit 1978 ist eine Stif­tung Eig­ner der “Stats­raad Lehm­kuhl”, die das 17 Kno­ten schnel­le Schiff ver­char­tert und selbst Törns arrangiert.

Am 21. Juni legt der Wind­jam­mer in Ber­gen zu einer Jubi­lä­ums­kreuz­fahrt ab und besucht am letz­ten Juni-Wochen­en­de Bre­mer­ha­ven. Im Neu­en Hafen wird es für Besat­zung und Besu­cher ein gro­ßes Fest geben. Viel­leicht auch ein Open Ship? Wenn eine Schiffs­be­sich­ti­gung in die­sem Jahr nicht mög­lich sein wird, dann auf jeden Fall zur Sail 2015.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 4

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Dank der Nord­see-Zei­tung, die die­se alten Bil­der in ihrer Aus­ga­be  vom 16.08.2013 ver­öf­fent­licht hat, kann ich Euch heu­te ein Motiv aus der Georg­stra­ße zeigen. 

1910 Errichtung Bankgebaeude

Als eine Rari­tät bezeich­ne­te die Nord­see-Zei­tung die­se pri­va­te Auf­nah­me von Arbei­tern an einem Neu­bau an der Ecke Georg­stra­ße 19/Kreuzstraße: Im Jah­re 1910 errich­te­te die 1904 gegrün­de­te Geest­e­mün­der Han­dels­bank ein impo­san­tes Rot­stein­ge­bäu­de. 1917 zog hier die “Spar­cas­se” ein. Glück­li­cher­wei­se über­stand das Haus, das heu­te zu Bre­mer­ha­vens erhal­tens­wer­te Gebäu­den zählt, dem Bom­ben­ha­gel vom Sep­tem­ber 1944.

Georgstraße Ecke Kreuzstrasse

Ich mei­ne, dass das schö­ne Haus auch heu­te noch eine gewis­se Wür­de und Cha­rak­ter aus­strahlt. Von den Ban­ken schon vor lan­ger Zeit “in Stich gelas­sen” beher­bergt es heu­te das grie­chi­sche Restau­rant “Daf­ni”.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
Geste­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten – Teil 1, Teil 2, Teil 3
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht

Görlitz baute den “Fliegenden Hamburger”

Ihren ers­ten Strom­li­ni­en­zug bestell­te die Deut­schen Reichs­bahn  im Febru­ar 1932 bei der Wag­gon- und Maschi­nen­bau AG Gör­litz  (dem heu­ti­gen Bom­bar­dier-Wag­gon­bau­werk). Bereits Ende 1932 wur­de der Die­sel­schnell­trieb­wa­gen aus­ge­lie­fert. Mit sei­nen zwei zusam­men­ge­kup­pel­ten Wagen ver­kehr­te der Trieb­zug ab 1933 zwi­schen Ber­lin und Ham­burg als damals welt­weit schnells­te Zugverbindung.

Fliegender Hamburger

Die damals neu­ar­ti­ge Kopf­form mit her­un­ter­ge­zo­ge­ner Dach­par­tie, den drei klei­nen Fens­tern im Füh­rer­stand und der umlau­fen­den Blech­schür­ze im Unter­ge­stell­be­reich ent­stand im Wind­ka­nal. In jedem Wagen­teil befand sich ein Maschi­nen­raum, ein Füh­rer­stand und ein Fahr­gast­raum. Ein Wagen­teil wies zudem einen Erfri­schungs­raum mit vier Sitz­plät­zen auf, der ande­re Wagen­teil beher­berg­te einen Gepäck­raum und zwei Toi­let­ten. Zur Ver­fü­gung in bei­den Tei­len stan­den ins­ge­samt 98 Sitzplätze. 

Vie­le Gör­lit­zer konn­ten den von zwei 410 PS May­bach-Die­sel­mo­to­ren ange­trie­be­nen Zug schon 1932 bestau­nen; es gab vie­le Pro­be­fahr­ten. Die Lokal­pres­se berich­te­te über den Zug als das “Wun­der von Gör­litz”. Mehr als 3.000 Men­schen besuch­ten eine öffent­li­che Ver­an­stal­tung, um den Zug zu sehen, der wegen sei­ner Höchst­ge­schwin­dig­keit von 160 Stun­den­ki­lo­me­ter auf den Namen “Flie­gen­der Ham­bur­ger” getauft wurde.

Für die 286 km lan­ge Stre­cke zwi­schen Ber­lin Lehr­ter Bahn­hof und Ham­burg Haupt­bahn­hof benö­tig­te der Zug 138 Minu­ten, eine Zeit, die erst 64 Jah­re spä­ter, im Mai 1997, von einem ICE-Zug der Deut­schen Bahn AG wie­der erreicht wurde. 

Bis zu sei­ner Aus­mus­te­rung im Jah­re 1957 hat er 1,55 Mil­lio­nen Kilo­me­ter zurückgelegt.

Quel­len:
de.wikipedia.org
sz-online.de vom 01.09.2012

Wer war Martin Ephraim?

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr. 82 vom April 2010 einen Auf­satz von Dr. Ernst Kretz­schmar über Mar­tin Ephra­im veröffentlicht.

Im Ein­gangs­be­reich der Ober­lau­sit­zer Gedenk­hal­le mit Kai­ser-Fried­rich-Muse­um (Ruh­mes­hal­le) in der Gör­lit­zer Ost­stadt befand sich eine Tafel ‚”Den Wohl­tä­tern die­ses Muse­ums zum Ehren­ge­dächt­nis“. Unter den fünf Namen las man an ers­ter Stel­le Mar­tin Ephra­im (neben Dr. Wil­helm Klee­feld, Ernst von Was­serschle­ben, Gus­tav Hen­ne­berg und Erwin Lüders). Heu­te fin­det man dort nur noch das dar­über ange­brach­te (nach 1945 unkennt­lich gemach­te) Gör­lit­zer Stadtwappen.

Das Grab des Vaters, Kom­mer­zi­en­rat Les­ser Ephra­im (1820–1900), ist mit sei­nem gut erhal­te­nen Gedenk­stein auf dem Fried­hof der jüdi­schen Gemein­de zu sehen.

Nach der Gleich­stel­lung der Juden in Preu­ßen kam der in Posen gebo­re­ne Kauf­mann 1852 nach Gör­litz und eröff­ne­te Neiß­stra­ße 25 eine Eisen­wa­ren­hand­lung. Er lie­fer­te unter ande­rem die Eisen­bahn­schie­nen für die Stre­cke Ber­lin-Gör­litz-Zit­tau. 1860 erwarb er das Grund­stück Jakobstra­ße 5 für Woh­nung und Kon­tor; noch heu­te wird es von Tou­ris­ten wegen sei­nes präch­ti­gen Por­tals bewundert.

Lager­hal­le und Lager­platz an der Bahn­hof­stra­ße kamen 1885 hin­zu, ver­legt 1902 an einen Platz mit Gleis­an­schluss hin­ter dem Schüt­zen­haus an der Zit­tau­er Stra­ße. Belie­fert wur­den Eisen­bahn­bau, Schiffs­bau, Brü­cken­bau sowie die Säch­si­sche und Preu­ßi­sche Staats­bahn. Bau­ei­sen und Eisen­kon­struk­tio­nen fan­den bei uns Ver­wen­dung auch für bekann­te Neu­bau­ten vor 1914 (Kran­ken­haus, Neue Kaser­ne, Ruh­mes­hal­le, Akti­en­braue­rei, Stadt­hal­le, Kauf­haus, Stadttheater).

Martin Ephraim

Der Sohn des Betriebs­grün­ders, Mar­tin Ephra­im (1860–1944), wur­de am 23. März 1860 in Gör­litz gebo­ren, besuch­te hier das Gym­na­si­um Augus­tum und hielt sich nach der Lehr­zeit im väter­li­chen Unter­neh­men (ab 1878) meh­re­re Jah­re in Brüs­sel und Eng­land auf, um die neu­en Erfah­run­gen der Bran­che ken­nen­zu­ler­nen. 1883 trat er als Teil­ha­ber in die Gör­lit­zer Fir­ma ein, 1891 bis 1911 war er Inha­ber, nach der Umwand­lung in eine GmbH eini­ge Zeit deren Geschäfts­füh­rer. Seit 1921 leb­te er in Schrei­ber­hau im Riesengebirge.

1884 hei­ra­te­te er Hil­de­gard Rau­the, Toch­ter eines evan­ge­li­schen Stadt­ra­tes in Gör­litz. Die Ehe­leu­te hat­ten vier Kin­der, die Töch­ter Dora, Mari­an­ne und Vera und den Sohn Her­bert. Als königs­treu­er Preu­ße und Mit­glied der libe­ra­len jüdi­schen Gemein­de in Gör­litz nahm er am gesell­schaft­li­chen Leben der Stadt regen Anteil. Als Vor­stands­mit­glied im Musik­ver­ein berei­te­te er die Schle­si­schen Musik­fes­te mit vor, 1905 gehör­te er zu den Orga­ni­sa­to­ren der erfolg­rei­chen Nie­der­schle­si­schen Indus­trie- und Gewer­be­aus­stel­lung. Er för­der­te Sport­ver­ei­ne, ins­be­son­de­re in dem noch jun­gen Auto­mo­bil­sport. Als Stadt­ver­ord­ne­ter setz­te er sich ins­be­son­de­re für die gedie­ge­ne Ent­wick­lung der Süd­stadt ein.

Villa Ephraim Foto: Mys­li | Lizenz: GFDL

Mit sei­nem neu­en Wohn­haus Goe­the­stra­ße 17 (1907) setz­te er Maß­stä­be für die hohe Bau­kul­tur der Stadt Gör­litz vor 1914. Sei­ne außer­ge­wöhn­li­che beruf­li­che Erfah­rung und sei­ne kul­tu­rel­le Bil­dung mach­ten ihn zu einem gefrag­ten Mit­ge­stal­ter kom­mu­nal­po­li­ti­scher Fortschritte.

Sei­ne beson­de­re Lie­be galt dem Bau und der Aus­ge­stal­tung des neu­en städ­ti­schen Muse­ums (Ruh­mes­hal­le). Er stif­te­te eine der zwei Figu­ren­grup­pen von Hugo Lede­rer, die den Ein­gang flan­kie­ren, und die Mar­mor-Stand­bil­der von Bis­marck, Molt­ke und Roon von Har­ro Magnus­sen auf der Gale­rie, gab für den Ankaufs­fonds eine hohe Sum­me, kauf­te die Aus­stel­lungs­schrän­ke und eine wert­vol­le Samm­lung künst­le­ri­scher und kunst­ge­werb­li­cher Gegen­stän­de, die den Grund­be­stand des Muse­ums bil­de­ten. Gemäl­de und Skulp­tu­ren, Mess­ge­wän­der und Kel­che, Zunftal­ter­tü­mer, Waf­fen und Fah­nen, Glä­ser und Fay­en­cen, Schmuck und Möbel.

Zu sei­nem 70. Geburts­tag über­sand­te ihm der Ober­bür­ger­meis­ter Dr. Georg Wies­ner ein Glück­wunsch­schrei­ben, in dem es hieß: “Möge Ihnen in den kom­men­den Lebens­jah­ren Glück und Gesund­heit in rei­chem Maße beschie­den sein!“ Nach 1933 wur­de Mar­tin Ephra­im mehr­mals ver­haf­tet und noch 1944 aus dem jüdi­schen Alters­heim in Ber­lin nach The­re­si­en­stadt depor­tiert, wo er bereits am 4. April starb (wie wenig spä­ter sein Schwie­ger­sohn, der erblin­de­te Musik­wis­sen­schaft­ler Hans Neu­mey­er, des­sen Frau in Mai­danek umkam).

Spä­tes­tens in den 1980er Jah­ren wur­de in Aus­stel­lun­gen, Vor­trä­gen und Ver­öf­fent­li­chun­gen der Städ­ti­schen Kunst­samm­lun­gen Gör­litz Mar­tin Ephra­im gewür­digt. Seit den 1990er Jah­ren tragt eine Stra­ße in Gör­litz-Wein­hü­bel sei­nen Namen, immer­hin. So wirkt sein Lebens­werk in die­ser Stadt und für die­se Stadt den­noch fort.

Sein frü­he­res Wohn­haus in der Goe­the­stra­ße 17 kauf­te 1975 die Stadt Gör­litz und bau­te es zu einer Jugend­her­ber­ge um. 1987 wur­de die Jugend­her­ber­ge, die mitt­ler­wei­le unter Denk­mal­schutz gestellt wur­de, mit den Titel “Schöns­te Jugend­her­ber­ge der DDR“ aus­ge­zeich­net. Im Okto­ber 2010 wur­de der Jugend­her­bergs­be­trieb ein­ge­stellt und die WBG Sanie­rungs- und Ent­wick­lungs­ge­sell­schaft Gör­litz begann mit umfang­rei­chen Sanie­rungs­ar­bei­ten. Seit Mai 2011 betreibt die “Alte Her­ber­ge” in der Vil­la Ephra­im ein Über­nach­tungs- und Gastronomiebetrieb.
Quel­le:
Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz.

Die ehemalige Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten – Teil 1

Auf beson­de­ren Wunsch eines Deich­SPIE­GEL-Lesers begin­ne ich heu­te eine klei­ne Serie über das an der Bre­mer­ha­ve­ner Kai­ser­stra­ße (heu­te Bür­ger­meis­ter-Smidt-Str.) zwi­schen dem Bür­ger­meis­ter-Mar­tin-Don­andt-Platz bis etwa zur Stra­ße Am Git­ter bele­ge­ne Wohn- und Geschäfts­vier­tel.KaiserstraßeAls die Kai­ser­stra­ße bebaut wur­de, wur­den die der Stra­ße zuge­wand­ten Fas­sa­den auf­wen­dig mit viel Stuck ver­ziert. Etwa zwi­schen den Jah­ren 1902 bis 1907 ent­stan­den hier die Schleu­sen­stra­ße, die Ceci­li­en­stra­ße (heu­te Don­andt­platz, die Som­mer­stra­ße, die Gar­ten­stra­ße, die Klei­ne Stra­ße und die Stra­ße Am Git­ter. Mit­tel­punkt die­ses neu­en Vier­tels aber wur­de die Kaiserstraße.

Fast alle Häu­ser in der neu­en Kai­ser­stra­ße beher­berg­ten im Erd­ge­schoss einen Laden oder eine Gast­wirt­schaft. Das hat sich bis heu­te kaum ver­än­dert. Aber die Fas­sa­den haben sich geän­dert und sich dem Stil der heu­ti­gen Zeit ange­passt. Ein­zel­händ­ler haben ihre Läden geschlos­sen. Auf­ge­ge­ben, weil der gesun­ke­ne Umsatz nicht genü­gend Gewinn zum Leben abwarf. Die ehe­ma­li­ge Stamm­kund­schaft zog fort oder ver­starb. Heu­te woh­nen hier im Vier­tel Men­schen, die es gewohnt sind, im Super­markt ein­zu­kau­fen. Eltern, deren Kin­der kei­ne Spiel­sa­chen mehr benö­ti­gen, weil sie ihren ers­ten Com­pu­ter schon in die Wie­ge gelegt bekom­men.KaiserstraßeDie ers­ten Haus­ei­gen­tü­mer waren mit ihrer Kai­ser­stra­ße ver­wach­sen. Es waren vor­wie­gend Gast­wir­te und Hand­werks­meis­ter. Da war zum Bei­spiel der Maler­meis­ter Hoff­mann aus der Deich­stra­ße. Ihm gehör­ten in die­sem neu­en Vier­tel 14 Häu­ser. Aber auch Bäcker­meis­ter, Maler­meis­ter, Mau­rer­meis­ter und Klemp­ner­meis­ter hat­ten hier ihr Haus. Acht Gast­wir­te hat­ten ihr Eigen­tum hier erwor­ben und erwar­te­ten ihre Gäs­te in ihren Wirtsstuben.

Wer einen Rechts­an­walt, eine Schnei­de­rin, einen Kauf­mann, einen Archi­tek­ten oder gar einen Bau­meis­ter benö­tig­te, der muss­te nicht lan­ge suchen. Sie alle hat­ten hier ihre Häu­ser. Dane­ben gab es unter den Eigen­tü­mern einen Büro­ge­hil­fen, einen Lloyd­be­am­ten, einen Stadt­füh­rer, einen Ste­ward und eine Leh­re­rin. Sie alle hat­ten hier ihr Eigen­tum, auch ein Schiffs­aus­rüs­ter und ein Bankdirektor.

Am Anfang der Kai­ser­stra­ße steht heu­te noch als Haus Nr. 1 das 1903 in einem Mix aus Jugend­stil und Neu­ba­rock erstell­te reprä­sen­ta­ti­ve Wohn-und Geschäfts­haus, das eigent­lich ein Bahn­hofs­ho­tel wer­den soll­te, um die Fahr­gäs­te auf­zu­neh­men, die auf dem heu­ti­gen Don­andt­platz den geplan­ten Per­so­nen­bahn­hof zu einer Über­nach­tung ver­lie­ßen. Die Eisen­bahn­li­nie ver­lief damals am süd­li­chen Rand des Plat­zes an der Bogen­stra­ße. Die Plä­ne wur­den aber ver­wor­fen und der Bahn­hof nie gebaut.KaiserstraßeMit viel Phan­ta­sie haben die Archi­tek­ten damals die Haus­fas­sa­den gestal­tet. Doch bei der Wahl des Bau­ma­te­ri­als für die Rück­fron­ten war ent­we­der nicht mehr genü­gend Phan­ta­sie vor­han­den oder die ein­ge­plan­ten Finan­zie­rungs­mit­tel waren erschöpft. Anders kann man sich nicht erklä­ren, dass die Rück­fron­ten ein­fach nur mit Teer gestri­chen wurden.

Das Jahr 1905 brach­te eine ange­neh­me Ver­än­de­rung für die Bewoh­ner der Kai­ser­stra­ße. Die Bre­mer­ha­ve­ner Pfer­de­bahn fuhr nun auch durch die Kai­ser­stra­ße bis hin zur Rick­mers­stra­ße. Und etwa 1908 wur­den die Pfer­de abge­spannt, man fuhr nun “elek­trisch”. Die grü­nen Wagen der Linie 3 rat­ter­ten bis 1964 durch die Kai­ser­stra­ße, dann wur­den Bus­se eingesetzt.

Gut, die Kai­ser­stra­ße konn­te wohl nie die Ele­ganz der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße errei­chen. Aber hier pul­sier­te das Leben in mehr als 30 Knei­pen, die vom nahen Hafen kom­men­den See­leu­te fühl­ten sich hier wohl. Doch nach der Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944 wur­de es eng in der Kai­ser­stra­ße. Auf der Suche nach einer Blei­be ström­ten die aus­ge­bomb­ten Mit­bür­ger in die­sen von den Bom­ben ver­schon­ten Stadt­teil. Plötz­lich prang­ten an den Woh­nungs­tü­renKaiserstraßebis zu fünf Namens­schil­der mit dem Zusatz „3mal“ oder „4mal oder 5mal klin­geln“. Erst mit dem Wie­der­auf­bau in den 1950er Jah­ren soll­ten die Schwie­rig­kei­ten mit dem beeng­ten Zusam­men­le­ben ein Ende fin­den. Und ab Okto­ber 1949 war es vor­bei mit dem Namen “Kai­ser­stra­ße”. War­um auch immer, jeden­falls wur­den sämt­li­che Haus­num­mern geän­dert und die Stra­ße bekam den Namen “Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße“ ver­passt. Bei den alten Bre­mer­ha­ve­nern hat sich die­se “Obrig­keits­hand­lung” aller­dings nicht durch­set­zen kön­nen. Für sie ist es nach wie vor die “Kai­ser­stra­ße”. Na ja, viel­leicht auch die “alte Bür­ger”, das ist dann aber auch schon das höchs­te der Gefühle.

Es ist nicht ein­fach, His­to­ri­sches über Bre­mer­ha­vens “Kai­ser­stra­ße” zu erfah­ren. Damit die­ses eine schö­ne Serie wird, bin ich wohl auf Eure Hil­fe ange­wie­sen. Ich wür­de mich freu­en, wenn Ihr mich mit alten Bil­dern und Erin­ne­run­gen unter­stüt­zen könntet.

Quel­le:
kaiserstrasse.jimdo.com