Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 8

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Heu­te möch­te ich Euch Moti­ve aus dem Teil der süd­li­chen Bül­ken­stra­ße zei­gen, der par­al­lel zum Neu­markt ver­läuft. Mein beson­de­rer Dank gilt hier­bei der Face­book-Grup­pe “Du kommst aus Bre­mer­ha­ven wenn…”, die mich immer wie­der mit Bild­ma­te­ri­al und guten Rat­schlä­gen unterstützt.

Bülkenstrasse 40 im Jahre 1909

Schon  zur Zeit der Ent­ste­hung des Geest­e­mün­der Neu­mark­tes vor über 125 Jah­ren  hat­te  es  öffent­li­che  Debat­ten um die Anla­ge die­ser groß­zü­gig dimen­sio­nier­ten  Freiflä­che  gege­ben. Durch die Errich­tung des weit­hin sicht­ba­ren Geest­e­mün­der Was­ser­turms im Jah­re 1891 und nicht zuletzt durch eine reprä­sen­ta­ti­ve Bebau­ung gewann der Markt­platz schnell an städ­te­bau­li­cher Sta­tur. Lei­der soll­te hier­von nach den schreck­li­chen Luft­an­grif­fen im Jah­re 1944 nicht viel übrig bleiben.

Gleich­wohl gelang es den Stadt­pla­nern, dem Neu­markt im Rah­men des Wie­der­auf­bau­es sei­ne ange­stamm­te Funk­ti­on zurückzugeben.

Aller­dings sind mit der Zer­stö­rung der Markt­hal­le und der Neu­markt­schu­le – aber auch der par­al­lel zum Neu­markt ver­lau­fen­den Häu­ser­zei­le der Bül­ken­stra­ße – vie­le prä­gen­de Ele­men­te unwi­der­ruf­lich ver­lo­ren gegangen.

Bülkenstrasse 40 im Jahre 2014

Das Bild ganz oben stammt aus dem Jah­re 1909. Es zeigt das frü­he­re Eck­haus mit der Kolo­ni­al­wa­ren- und Deli­ka­tes­sen-Hand­lung Ernst Mül­ler an der Bül­ken­stra­ße 40 zur Johan­nes­stra­ße, das auch im Krieg zer­stört wur­de. Das Bild dar­un­ter zeigt die glei­che Ecke — mit der heu­ti­gen Bebau­ung nicht wiederzuerkennen.

Bülkenstrasse damals

Auch die­ses Bild ver­mit­telt uns einen sehr schö­nen Ein­druck, wie es in den Anfangs­jah­ren in der Bül­ken­stra­ße aus­ge­se­hen haben mag. Schö­ne Grün­der­zeit­häu­ser beherrsch­ten die Straße.

Bülkenstrasse damals und heute

Wäh­rend beson­ders öst­lich des Neu­mark­tes, der 1980 offi­zi­ell in Kon­rad-Ade­nau­er-Platz umbe­nannt wur­de, nun die schmuck­lo­sen Fas­sa­den der Nach­kriegs­bau­ten das Bild beherr­schen, konn­te wenigs­tens der eben­falls beschä­dig­te Was­ser­turm im Jah­re 1978 wie­der her­ge­stellt werden.

Lilienthalstrasse 2 im Jahre 2014

Sehr erfreu­lich ist, dass das Eck­haus Bül­ken­stra­ße-Lili­en­thal­stra­ße 2 – nun ohne Bal­ko­ne — die Bom­ben­an­grif­fe über­stan­den hat.

Quel­len:
Dr. Hart­mut Bickel­mann: Nie­der­deut­sches Hei­mat­blatt Nr. 757 vom Janu­ar 2013
Nord­see-Zei­tung vom 16. August 2013
Face­book-Grup­pe

Vor 90 Jahren brannte im Riesengebirge die Schnurrbartbaude nieder

Frü­her gab es beson­ders im Rie­sen­ge­bir­ge vie­le Schutz­hüt­ten, die man Berg­bau­den nann­te (tsche­chisch: Hor­ská bou­da). Die­se meist aus über­ein­an­der geleg­ten Bal­ken bestehen­den und mit Schin­del­dä­cher ver­se­he­nen Hüt­ten befan­den sich in höhe­ren Gebirgs­la­gen und wur­den im Som­mer von Hir­ten und Holz­fäl­lern benutzt. In der Regel befan­den sich in den Hüt­ten ein Stall und zwei Zimmer.

Schnurrbartbaude

Lan­ge Zeit zogen die Wan­de­rer an die Hüt­ten acht­los vor­über. Doch gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts fand eine Wand­lung statt. Viel­leicht auch durch die in die­ser Zeit begin­nen­de Wan­der­vo­gel­be­we­gung stieg auch im  Rie­sen­ge­bir­ge die Zahl der Tou­ris­ten ste­tig an. Um den Bedarf an Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten zu decken, wur­den vie­le Schutz­hüt­ten zu Her­ber­gen umge­wan­delt und oft­mals auch erwei­tert. Teil­wei­se wur­den die alten Bau­den auch abge­ris­sen und durch grö­ße­re und moder­ne­re ersetzt.

So ent­stan­den im Rie­sen­ge­bir­ge mit der Zeit vie­le Hun­dert Ein­zel­häu­ser, ver­streut über die Käm­me und Abhän­ge des gan­zen Gebir­ges – eine Eigen­art, die man anders­wo kaum fin­den wird. Die größ­ten unter den Bau­den wie­sen Hotel­cha­rak­ter auf und waren erst­klas­sig ein­ge­rich­tet. Die Prei­se waren natür­lich dem­entspre­chend hoch.

Vie­le Bau­den waren schon sehr alt und wur­den Opfer eines Feu­ers, oft­mals her­vor­ge­ru­fen durch Fahr­läs­sig­keit der Tou­ris­ten. Im Herbst 1923 erwisch­te es  die über 200 Jah­re alte auf einem son­ni­gen Wie­sen­plan am Sau­me des Hoch­wal­des bei Ober-Krumm­hü­bel gele­ge­ne Rübe­zahl-Schnurr­bart­bau­de. Sie brann­te voll­stän­dig ab, für die Feu­er­weh­ren gab es nicht viel zu ret­ten. Tro­cke­nes Heu und Stroh gaben dem Feu­er reich­lich Nahrung.

Schnurrbartbaude

Die damals in Rei­chen­au (heu­te Boga­ty­nia) erschei­nen­de “Ober­lau­sit­zer Hei­mat­zei­tung” klag­te bit­ter: “Mit der Schnurr­bart­bau­de ist wie­der eine der alten gemüt­li­chen Gast­stät­ten des Rie­sen­ge­bir­ges ver­schwun­den.” Aber noch im glei­chen Jahr wur­de die Schnurr­bart­bau­de wie­der auf­ge­baut – aller­dings nur noch als Neben­haus der Teich­mann­bau­de, die von dem Groß­feu­er vor 90 Jah­ren ver­schont blieb.

Es wird erzählt, dass der Bau­den-Name auf einen frü­he­ren Besit­zer zurück­geht, der einen statt­li­chen Schnurr­bart trug und sehr eitel gewe­sen sein soll.  
Quel­len:
Bekann­te Bau­den im Rie­sen­ge­bir­ge
sz-online.de vom 08.03.2014

Das war meine Werft – Folge 7

Um die unte­ren Tei­le eines Schiffrump­fes zu repa­rie­ren, muss man das Schiff zunächst “tro­cken­le­gen”. Hier­zu bedient man sich eines Docks, die es heut­zu­ta­ge ent­we­der als Tro­cken­dock oder als Schwimm­dock gibt.

Schwimmdock

Das Tro­cken­dock gibt es schon fast so lan­ge, wie die Men­schen Schif­fe bau­en. Etwa 200 v. Chr. soll es in Ägyp­ten erfun­den wor­den sein.

An der Gees­te leg­te man die Schif­fe in Schlick- oder Mud­docks tro­cken. Man nutz­te hier­zu ein­fach Ebbe und Flut. Sobald das Was­ser ablief, dich­te­te man die Ein­fahrt der Fahr­rin­ne mit Erd­wäl­le und Holz­plan­ken ab. Das nun ein­ge­schlos­se­ne Was­ser wur­de abge­schöpft, bis die Schif­fe tro­cken fielen.

Die­se, für Schif­fe mit gerin­gem Tief­gang ein­fa­che Metho­de an den Schiffs­rumpf zu gelan­gen, war aber nicht über­all mög­lich.  Dann bedurf­te es einer sehr umständ­li­chen Pro­ze­dur: Das Schiff muss­te “kiel­ge­holt” wer­den. Es wur­de mit Hil­fe von Win­den und Fla­schen­zü­gen im Was­ser auf die Sei­te gelegt. Klei­ne­re Schif­fe wur­den auf Gleit­höl­zer  oder Schlit­ten­wa­gen an Land gezogen.

Wencke-Dock

Die ers­ten Tro­cken­docks in Deutsch­land ent­stan­den in Bre­mer­ha­ven. Die ers­te Anla­ge wur­de 1837 bis 1840 von Johann Lan­ge ange­legt und nach 1860 durch sei­nen Sohn Carl Lan­ge um eine zwei­te Anla­ge ergänzt.

Wencke-Werft

Ein wei­te­res Tro­cken­dock ent­stand 1845 bis 1846 in der Werft F. W. Wen­cke. Es hat­te höl­zer­ne Dock­wän­de und war 52 m lang und 32 m breit mit einer Ein­fahrts­brei­te von 11 m. Der Schwie­ger­sohn des Werft-Grün­ders, Albert Rosen­thal, ließ 1860 die Anla­ge um eine zwei­te 81 m lan­ge Kam­mer ergän­zen, wobei die gemein­sa­me Ein­fahrt auf 15 m ver­brei­tert wur­de. Die höl­zer­nen Wän­de wur­den spä­ter durch sol­che aus Muschel­kalk- und Zie­gel­stei­nen ersetzt. Über­res­te die­ser 4,8 m tie­fen Anla­ge sind heu­te noch erhal­ten und ste­hen unter Denkmalschutz.

Lange-Dock

Das Tro­cken­dock ist ein Bas­sin, dass durch ein was­ser­dich­tes Sperr­tor ein­fach vom Fluss­lauf oder vom Hafen abge­trennt wird. Sobald das Schiff im Dock schwimmt, wird es mit­tig aus­ge­rich­tet. Dann wird das Sperr­tor geschlos­sen und das Was­ser aus der Dock­kam­mer gepumpt, so dass der Was­ser­spie­gel sinkt und das Schiff auf den Boden der Kam­mer absackt. Damit das Schiff nicht umfällt, sichert man es auf bei­den Sei­ten durch so genann­te Kimmstapel.

Nach dem voll­stän­di­gen Abpum­pen des Was­sers kön­nen die Arbei­ten am tro­cken lie­gen­den Schiff aus­ge­führt wer­den. Danach wird die Anla­ge ein­fach wie­der geflu­tet, bis das Schiff wie­der auf­schwimmt und aus dem Dock gezo­gen wer­den kann.

F-124 im Dock

Anders als ein Tro­cken­dock kann ein Schwimm­dock direkt zum repa­ra­tur­be­dürf­ti­gen Schiff gebracht wer­den, wenn etwa ein hava­rier­tes Schiff die Werft nicht mehr errei­chen aus eige­ner Kraft errei­chen kann. 

Zum Ein­do­cken des Hava­ris­ten wer­den die Flut­tanks des Schwimm­docks mit Was­ser gefüllt und das Dock sackt ab. Nun wird das Schiff in das Dock gezo­gen und die Flut­tanks des Schwimm­docks wie­der leer­ge­pumpt. Das Dock hebt sich wie­der an und das Schiff liegt trocken.

Die 1924 von Max Sieg­hold gegrün­de­te Sieg­hold-Werft Bre­mer­ha­ven GmbH & Co. stell­te als kleins­te See­schiffs­werft Bre­mer­ha­vens das ers­te Schwimm­dock im Unter­we­ser­raum in Betrieb.

Wencke-Dock

Das an der Gees­te direkt am Ein­gang zur Innen­stadt lie­gen­de Wen­cke-Dock aber gilt als der ältes­te in Tei­len erhal­te­ne Schiffs­bau­platz Euro­pas aus der Grün­der­zeit Bre­mer­ha­vens. Als jetzt ein­zu­stür­zen droh­te, stell­te der Bund aus einem Son­der­pro­gramm 900.000 Euro bereit. Die Stadt Bre­mer­ha­ven setz­te zusätz­lich 1,2 Mil­lio­nen ein, und so begann man im Novem­ber 2011, das Dock in sei­nen alten Umris­sen sicht­bar zu machen. Die Kro­nen­mau­er wur­de frei­ge­legt und saniert und die umge­stürz­te Kai­mau­er wie­der befes­tigt. Vom Dock­haupt aus füh­ren Wege um das Wen­cke-Dock her­um, so dass der Besu­cher sich die alte Anla­ge sicher anschau­en kann.

Lange-Dock und Wencke-Dock

Nach­dem die Sanie­rungs­ar­bei­ten am Wen­cke-Dock abge­schlos­sen sind, soll nun auch das benach­bar­te Lan­ge-Dock für etwa 240.000 Euro saniert wer­den. Die gemau­er­ten Dock­häup­ter und die Trep­pen­kon­struk­ti­on dro­hen zu ver­fal­len. Da bei­de Docks neben­ein­an­der lie­gen, soll hier die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit wahr­ge­nom­men wer­den, ein Are­al zu schaf­fen, wel­ches für Deutsch­land einen ein­zig­ar­ti­gen tech­ni­schen und indus­tri­el­len Denk­mal­wert besit­zen kann. Schließ­lich haben die Werft­be­sit­zer Lan­ge und Wen­cke den Beginn der Bre­mer­ha­ve­ner See­schiff­bau­ge­schich­te­maß­geb­lich mitgeprägt.

Der aus Vege­sack stam­men­de Johann Lan­ge hat im Jah­re 1837 in Bre­mer­ha­ven ein Zweig­be­trieb eröff­net, der aus­schließ­lich als Repa­ra­tur­be­trieb gedacht war. Dafür hat er an der Gees­te ein Tro­cken­dock errich­ten las­sen. Die Werft wur­de 1895 an Georg See­beck verkauft.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 24.08.2012 und 21.02.2014
de.wikipedia.org

zum Weiterlesen

Nun wieder mit Turmaufsatz — das Gebäude der IHK Bremerhaven wurde saniert

Das mehr als 100 Jah­re alte Gebäu­de der Indus­trie- und Han­dels­kam­mer Bre­mer­ha­ven wur­de auf­wän­dig restau­riert und saniert. Nicht nur der durch einen Luft­an­griff im Zwei­ten Welt­krieg ver­lo­ren­ge­gan­ge­ne Turm­auf­satz wur­de lie­be­voll nach­ge­bil­det, auch eine neue Schiff-Wet­ter­fah­ne wur­de auf die neue Turm­spit­ze gesetzt.Gebäude der Industrie- und Handelskammer BremerhavenVon 1908 bis 1909 wur­de für die Han­dels­kam­mer zu Geest­e­mün­de ein reprä­sen­ta­ti­ver Neu­bau im Stil der Neo­re­nais­sance als Eck­ge­bäu­de Hohen­zol­lern­ring (heu­te Fried­rich-Ebert-Stra­ße) /Hohenstaufenstraße errich­tet. Im neu­en Dienst­ge­bäu­de befan­den sich die Geschäfts­stel­le der Kam­mer, meh­re­re Ver­samm­lungs­räu­men und zwei Dienst­woh­nun­gen sowie Büros für die Reichs­bank. Die Bank erhielt spä­ter ein eige­nes Gebäu­de auf der ande­ren Sei­te des Hohen­zol­lern­rings. Der Sockel und die Fach­wer­ke sind imi­tie­ren­de Glie­de­run­gen der Fas­sa­de in rotem Zie­gel. Das ers­te und zwei­te Geschoss wur­de mit grau und das drit­te Geschoss mit gelb ein­ge­färb­tem Kalk­sand­stein verkleidet.

Bei  dem  seit 2010 unter  Denk­mal­schutz  ste­hen­den Gebäu­de  wur­de  in  enger  Zusam­men­ar­beit mit dem Lan­des­amt für Denk­mal­pfle­ge das äuße­re Erschei­nungs­bild wie­der her­ge­stellt. Im  Zwei­ten  Welt­krieg  wur­de  das  Dach teil­wei­se zer­stört. Nun wur­de es in sei­nem Ori­gi­nal­zu­stand rekon­stru­iert. Dazu gehört auch ein mar­kan­ter Turm auf der Ecke des Gebäu­des.  His­to­ri­sche  Auf­nah­men  des  Hau­ses stan­den dafür Modell. Das  mehr­far­big  aus­ge­führ­te  Mau­er­werk der Fas­sa­de wur­de gerei­nigt und vom alten Acryl­lack befreit.

2014-03-05 IHK-Gebäude Bremerhaven

Mit Lie­be zum Detail wur­de seit 2009 auch im Innern Eta­ge für Eta­ge moder­ni­siert. So wur­den etwa alte Kas­set­ten­tü­ren, die irgend­wann ein­mal mit Sperr­holz­plat­ten “moder­ni­siert” wur­den, in den Ori­gi­nal­zu­stand zurück ver­setzt. Auch wur­de die kom­plet­te Elek­trik und die Was­ser­lei­tun­gen erneuert.

Ins­ge­samt inves­tier­te die Kam­mer rund 800.000 Euro in das alte Gebäu­de, die aus über vie­le Jah­re hin­weg gebil­de­te Rück­la­gen finan­ziert wurden.
Quel­len:
Maga­zin 03.2014 der IHK Bre­mer­ha­ven
Nord­see-Zei­tung vom 17.01.2014
de.wikipedia.org

Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 7

Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 7

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Heu­te möch­te ich Euch den sehr belieb­ten Holz­ha­fen vorstellen.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten | Holzhafen

Gründerjahre

In der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts war Holz an der Unter­we­ser ein sehr gefrag­ter Bau­stoff. Grund war der unge­heu­re Bau­boom in den auf­stre­ben­den Unter­we­ser­or­ten. Es war die Zeit der Grün­der­jah­re. Deutsch­land dik­tier­te Frank­reich nach dem gewon­ne­nen Deutsch-Fran­zö­si­schen Krieg (1870/1871) eine Repa­ra­ti­ons­zah­lung in Höhe von fünf Mil­li­ar­den Francs in Gold. Die­ses Geld floss in die deut­sche Wirt­schaft und brach­te sie zum Blü­hen. Gleich­zei­tig befand sich — nicht zuletzt durch den Eisen­bahn­bau — die Indus­tria­li­sie­rung auf ihrem Höhe­punkt. Mas­sen­haft wan­der­ten die Land­be­woh­ner in die Städ­te, weil ihnen hier das Leben leich­ter erschien.

Natür­lich wuchs damit auch der Bedarf an Wohn­raum, und über­all ent­stan­den neue Stadt­vier­tel mit den soge­nann­ten Grün­der­zeit­häu­sern. Sie hat­ten vier bis sechs Stock­wer­ke und reich deko­rier­te Fassaden.

Karte Holzhafen alt

Holz für den Schiffsbau

Auch die auf­stre­ben­den Unter­we­ser­or­te erleb­ten einen unge­heu­ren Bau­boom. Für den Haus­bau – aber beson­ders in Geest­e­mün­de auch für den Schiffs­bau – wur­den rie­si­ge Men­gen an Holz benö­tigt, das per Schiff nach Geest­e­mün­de trans­por­tiert wur­de. Die tiden­ab­hän­gi­ge Fluss­ka­je an der Gees­te war dem ste­tig zuneh­men­den Schiffsan­lan­dun­gen bald nicht mehr gewach­sen. Ein Schleu­sen­ha­fen soll­te Abhil­fe schaf­fen. Und so wur­de in den Jah­ren 1857 — 1863 der heu­ti­ge Han­dels­ha­fen gebaut. Gleich­zei­tig ent­stan­den der Haupt­ka­nal, der heu­te als Yacht­ha­fen dient, als auch der Quer­ka­nal, von dem am Elb­in­ger Platz nur noch ein kur­zer Ansatz erkenn­bar ist.  An der Stel­le des heu­ti­gen Elb­in­ger Plat­zes führ­te damals eine Brü­cke über einen Stich­ka­nal – dort hin­über fuhr auch die Eisen­bahn nach Bremerhaven.

Holzhafen in Geestemünde

Die Schif­fe lösch­ten ihre teil­wei­se sogar aus Skan­di­na­vi­en und Russ­land impor­tier­te Holz­fracht nun tiden­un­ab­hän­gig im Han­dels­ha­fen. Um das Holz zwi­schen­zu­la­gern wur­de in den Jah­ren 1875 bis 1877 direkt gegen­über der neu erbau­ten neu­go­ti­schen Chris­tus­kir­che der 36.000 Qua­drat­me­ter gro­ße Holz­ha­fen gebaut. Das 1,20 Meter tie­fe Hafen­be­cken wur­de mit einem Stich­ka­nal an den Haupt­ka­nal ange­schlos­sen. Damals war das Hafen­be­cken natür­lich weit­aus grö­ßer als heu­te, es erstreck­te sich über das gesam­te Are­al, das von der Bis­marck­stra­ße, Am Holz­ha­fen und der Rhein­stra­ße begrenzt wur­de. Natür­lich konn­te ein Hafen­be­cken von so gerin­ger Was­ser­tie­fe kei­ne Schif­fe auf­neh­men. Aber die Was­ser­flä­che war ja auch nur zum Flö­ßen und Zwi­schen­la­gern des Hol­zes gedacht.

1915 Querkanal Geestemünde

Neuer Holzhafen

Am 25. Mai 1877 war es dann soweit, der neue Holz­ha­fen wur­de ein­ge­weiht. Eigent­lich war es ja eher ein Holz­la­ger­be­cken, das, wie auch der Haupt­ka­nal, fast immer mit Baum­stäm­men zuge­deckt war. Manch ein wage­mu­ti­ger “Geest­e­mün­der But­jer” konn­te es sich nicht ver­knei­fen, auf den schwim­men­den Stäm­men herumzuturnen.

Nach und nach sie­del­ten sich beson­ders am Nord­ufer des neu­en Holz­ha­fens immer mehr holz­be­ar­bei­ten­de Fir­men an. Gleich­wohl ging nach der Wen­de vom neun­zehn­ten in das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert der Holz­um­schlag ste­tig zurück. Als auch das Becken immer wie­der zu ver­schli­cken droh­te, schlug schon 1925 ein von der Stadt beauf­trag­ter Gut­ach­ter vor, den Holz­ha­fen und den Haupt­ka­nal zuzu­schüt­ten und in eine Grün­an­la­ge umzu­wan­deln. Aber erst ein Groß­brand soll­te die Wen­de bringen.

Grossfeuer am Holzhafen Geestemünde

Großbrand im Sägewerk

Am Nach­mit­tag des 23. Mai 1934 brach in dem Säge- und Hobel­werk Chris­ti­an Kül­ken, Am Holz­ha­fen 1, der größ­ten Holz­im­port- und Holz­ver­ar­bei­tungs­fir­ma der Unter­we­ser­or­te, in der zuletzt 100 Per­so­nen beschäf­tigt wur­den, ein Groß­feu­er aus, das sich mit unglaub­li­cher Schnel­lig­keit aus­dehn­te und fast den gesam­ten Betrieb in Schutt und Asche leg­te. Die gro­ßen Werk­an­la­gen, das Maschi­nen­haus, die bedeu­ten­den Vor­rä­te an Holz und sons­ti­gen Mate­ria­li­en, das gesam­te Inven­tar, Arbeits­ge­rät usw. sind ein Opfer der Flam­men gewor­den. Ledig­lich das Kont­or­ge­bäu­de und ein in der Nähe befind­li­ches Lager von Edel­höl­zern konn­te geret­tet werden.

Holzhafen Geestemünde

Da vor dem Ers­ten Welt­krieg um den Holz­ha­fen her­um auch immer mehr Wohn­häu­ser gebaut wur­den, muss­ten die hier ansäs­si­gen Gewer­be­be­trie­be nach und nach ihren Stand­ort auf­ge­ben. Schließ­lich wur­de der Holz­ha­fen nicht mehr benö­tigt. 1937 begann man damit, das Hafen­be­cken auf ein Drit­tel sei­ner ursprüng­li­chen Flä­che zu ver­klei­nern und zu einem Zier­teich umzu­ge­stal­ten. Eine park­ähn­li­che Umbau­ung spen­de­te der Bevöl­ke­rung eine Oase der Ruhe. Lei­der wur­de auch die­ses Gebiet ein Opfer des gro­ßen Bom­ben­an­grif­fes vom 18. Sep­tem­ber 1944.

Uferböschung muß saniert werden

So schön, wie der Rest des alten Holz­ha­fens sich dem Besu­cher heu­te auch prä­sen­tiert, unter der Was­ser­ober­flä­che ist er krank. Die höl­zer­ne Unter­kon­struk­ti­on, auf der die geklin­ker­te Ufer­bö­schung rund um den Holz­ha­fen ruht, ist so maro­de, das auf­grund des Böschungs­ge­wich­tes das Pflas­ter abzu­sa­cken droht. Soll­te die­ses ein­tre­ten, wären auch die angren­zen­den Grün­flä­chen und Wege nicht­mehr sicher. Dar­um hat das Gar­ten­bau­amt beschlos­sen, die Ufer­kan­te zu sanie­ren. Die erfor­der­li­chen 184.000 Euro wur­den schon ent­spre­chend in den Haus­halt eingestellt.

Holzhafen Geestemünde

Neben dem Bür­ger­park zählt der Holz­ha­fen, der eigent­lich nur noch aus einem gro­ßen Was­ser­be­cken besteht, zu den belieb­tes­ten Treff­punk­ten der Bre­mer­ha­ve­ner Bevöl­ke­rung — mit blühenden Kirsch­bäu­men, ein­la­den­den Grün­flä­chen und einem impo­san­ten Spring­brun­nen in sei­ner Mit­te. Und damals, als die Win­ter noch kalt waren und der Holz­ha­fen zufror, traf man sich hier auch zum Schlittschuhlaufen.

Heu­te befin­det sich dort, wo einst der Haupt­ka­nal in den Holz­ha­fen mün­de­te, der Elb­in­ger Platz — einer der ver­kehrs­reichs­ten Stra­ßen in Bremerhaven.
Quel­len:
feuerwehr-bremerhaven.de
bremerhaven.de
laufpass.com

 

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Das ländliche Wohnhaus in der sächsischen Oberlausitz

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr. 106 vom Mai 2012 einen Auf­satz von Hubert Kreisch über “das länd­li­che Wohn­haus in der säch­si­schen Ober­lau­sitz” ver­öf­fent­licht. Der Auf­satz war illus­triert mit Zeich­nun­gen von Hans Rich­ter aus Löbau, die vor cir­ca 100 Jah­ren ent­stan­den sind.

Die Abbil­dun­gen zei­gen das eine oder ande­re Wohn­haus in der Ober­lau­sitz, was natür­lich heut nicht mehr auf­zu­fin­den ist. Der Text zu den unter­schied­lichs­ten Bau­for­men der Gebäu­de und deren Nut­zung ist aus dem Ober­lau­sit­zer Hei­mat­ka­len­der von 1913 ent­nom­men. Die ältes­ten Gebäu­de — Bau­ern- und Weber­häu­ser — sind zurück bis zum 3Ojährigen Krieg datiert, also reich­lich 300 Jah­re alt. Vor­ge­stellt wer­den Häu­ser an dem uralten Stra­ßen­ver­lauf Dres­den-Gör­litz, süd­lich bis ins Zit­tau­er Gebir­ge, Böh­men, nörd­lich in die stil­len Wäl­der der Hei­de, bis in die Aus­läu­fer der Wen­den­in­sel. So wer­den die uralte Tra­di­ti­on des länd­li­chen Bau­we­sens und eben­so Misch­for­men des Lau­sit­zer Typs vorgestellt.

sächsisches Wohnhaus

Es sind sla­wi­sche Bau­ten, Lehm­häu­ser oder ein­ge­schos­si­ge Block­werk­bau­ten mit abste­hen­den Holz­säu­len, die das Dach tra­gen. Fach­werks­bau­ten oder Umge­bin­de­häu­ser sind klei­ne bäu­er­li­che Gebäu­de mit einem “stei­ner­nen Stall” auf der rech­ten Haus­sei­te. Der For­men­reich­tum der länd­li­chen Bau­wei­se zeigt auch die sozia­le und wirt­schaft­li­che Man­nig­fal­tig­keit unse­rer Vorfahren.

säschsisches Wohnhaus

Die Anla­ge der Sied­lun­gen zeigt im Süden deut­sche Lang­dör­fer, deren Flu­ren deut­lich die alte Ver­tei­lung nach Wald­hu­fen auf­wei­sen. Außer­dem fin­den sich neue­re Grün­dun­gen (meist sol­che von böh­mi­schen Exu­lan­ten, wie Neu­gers­dorf, Schir­gis­wal­de, Neu­sal­za, usw.), deren zer­streu­te Bau­wei­se mehr an das ger­ma­ni­sche Hau­fen­dorf erinnert.

Die deut­schen Lang­dör­fer, um 1200 unge­fähr zumeist auf dem geord­ne­ten Boden des Böh­mi­schen Grenz­wal­des oder auf alt­wen­di­scher Flur ent­stan­den, zie­hen sich oft Dorf an Dorf in unun­ter­bro­che­nen Gehöf­te- und Häu­ser­rei­hen an Fluss­läu­fen ent­lang. Zwi­schen den Bau­ern­ge­höf­ten fin­den wir ein­stö­cki­ge oder zwei­stö­cki­ge Wohn­ge­bäu­de der Gärt­ner oder Gar­ten­nah­rungs­be­sit­zer, der Häus­ler, der Haus­we­ber und Fabrik­ar­bei­ter, die durch die gro­ßen, schö­nen Wohn­ge­bäu­de der Fabri­kan­ten ver­mehrt wurden.

säschsisches Wohnhaus

Die Wen­den-Dör­fer, dicht geschart im Nord­wes­ten von Löbau um ihren uralten Mit­tel­punkt Baut­zen, sind klei­ne Rund­dör­fer, die aller­dings viel­fach nicht die rei­ne Gestalt sla­wi­scher Rund­lin­ge aufweisen.

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Um die Rit­ter­gü­ter bil­de­ten sich klei­ne Grup­pen von Fach­werks- oder Lehm­bau­ten der Bau­ern, Gärt­ner und Häus­ler. Trotz des groß­in­dus­tri­el­len Auf­schwun­ges städ­ti­scher Bau­wei­se hat sich die länd­li­che Bau­wei­se in ihrer bes­ten ein­fach-schö­nen Form erhal­ten. So sind in den Jah­ren Misch­for­men ent­stan­den, die man Lau­sit­zer Typus nen­nen kann.

Die sla­wi­schen Bau­ten, jeden­falls Lehm­häu­ser oder ein­ge­schos­si­ge Block­wand­bau­ten, deren Dach etwas vor­sprang und von den abste­hen­den Holz­säu­len getra­gen wur­de, damit das Was­ser gut ablief, fin­den wir in rei­nen For­men im Wen­den­ge­biet nörd­lich des Czor­ne­bohzuges oder im nicht all­zu weit davon ent­fern­ten böh­mi­schen Grenz­ge­biet, in Tsche­chi­en am Jesch­kenzug und sei­nen nörd­li­chen Ausläufern.

Im Lau­fe der Zeit sind die Säu­len an das Haus her­an­ge­rückt und durch Kopf­bän­der mit der Holz­schwel­le des Ober­ge­schos­ses ver­bun­den wor­den. Nach und nach wur­den die Kopf­bän­der abge­run­det, und es ent­stan­den die cha­rak­te­ris­ti­schen Holz­bö­gen, die in der Lau­sitz die meist zurück­tre­ten­den Fens­ter des Boh­len­hau­ses umrah­men. Die Holz­bal­ken- oder Boh­len­tei­le mit Säu­len und Umge­bin­de, wie man jene Bögen auch nennt, sind das Cha­rak­te­ris­ti­sche, was heu­te eben noch anzu­tref­fen ist und was allen Frem­den zunächst auf­fällt. Das gan­ze Haus im Block­werks­bau gab es meis­tens nur in den Weber­häu­sern. In klein­bäu­er­li­chen Gebäu­den wur­de die Hälf­te des Hau­ses gewöhn­lich vom stei­ner­nen Stall ein­ge­nom­men, getrennt waren sie durch einen weit­räu­mi­gen Flur. Im Mit­tel­punkt des Hau­ses war die Feuerstätte.

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Viel­mals zeigt das Ober­ge­schoss des Fach­werk­hau­ses einen frän­kisch-thü­rin­gi­schen Ein­fluss. Zu erken­nen sind die­se an den Kreuz­bal­ken in den End­fel­dern. Die Lau­sit­zer Bau­wei­se bie­tet also eine Mischung aus sla­wi­schen, nie­der­deut­schen und frän­ki­schen Elementen.

Die Häu­fig­keit der Ungleich­heit der Dach­rei­ni­gung, tie­fe­re Her­ab­füh­rung des Daches nach der Hin­ter­sei­te wird auf die Lage an den Berg­leh­nen wie zum Bei­spiel im Rie­sen­ge­bir­ge zurückgeführt.

Die Beda­chung und die Ver­klei­dung der Wän­de zeigt in der Ver­schie­den­heit der Lage Unter­schie­de. Schin­del­dä­cher sind sel­te­ner als Stroh­dä­cher. Die­se nann­te man “Scho­ben­häu­ser” (Stroh­bün­del, Stroh­wi­sche), jedoch durf­ten auf Geheiß der Bau­po­li­zei in bestimm­ten Lagen Dächer nur noch in Zie­gel- und Schie­fer­einde­ckun­gen aus­ge­führt werden.

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Die Wän­de des obe­ren Stock­wer­kes, das Fach­werk, wur­den mit einem Lehm­stroh­ge­misch aus­ge­klei­det, oft auf Holz­sta­ken oder Wei­den­ge­flecht, was vor­her zwi­schen dem Holz ein­ge­spannt wur­de. Auch war die Ver­klei­dung aus Holz (Schin­deln, Bret­ter) oder Schie­fer mit hüb­schen Mus­tern ver­se­hen, vor allem die Gie­bel der Häu­ser der Wohlhabenden.

Zu den älte­ren For­men der bäu­er­li­chen Bau­wei­se gehö­ren die bemer­kens­wer­ten Holz­bau­ten, die “Gän­ge” oder “Wachen” des ers­ten Sto­ckes, oder auch “Erker”, die auf Säu­len getra­gen wer­den. Auf Typen der ein­zel­nen Bau­ern­ge­höf­te und Groß­bau­ern, Gehöf­te mit geschlos­se­nem Hofe, soll hier nicht ein­ge­gan­gen wer­den, eben­so die der Fabriken.

säschsisches WohnhausOft waren die Män­ner auf dem Hof oder in der Indus­trie beschäf­tigt, und die Frau­en und Kin­der, meist “Häus­ler”, besorg­ten das Stück Land und das Klein­vieh in den arm­se­li­gen Hüt­ten, auch “Kate” genannt. Die Weber­häu­ser in unse­rer Lau­sitz, Block­wand­bau mit Umge­bin­de und Holz­stu­ben, wei­sen auf die Haus­we­be­rei hin. Sie waren oft ganz Block­wand­bau­ten und waren von meh­re­ren Fami­li­en bewohnt. Wohl­ha­ben­de zeich­ne­ten sich mit ihren Gebäu­den durch Grö­ße in bes­se­rer Bau­wei­se aus. Es ist anzu­er­ken­nen, dass sich gera­de in der Ober­lau­sitz die Zwi­schen­händ­ler der Tex­til­in­dus­trie an die Bau­wei­se des Lau­sit­zer Stils gehal­ten haben (Ober- und Nie­der­cun­ners­dorf als Beispiel).

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Gera­de dadurch wird die Schön­heit der Ober­lau­sitz mit ihren Bau­ten her­vor­ge­ho­ben, da sie kei­ne Über­fül­le von Orna­men­ten und schmü­cken­dem Bei­werk auf­weist. Nur weni­ge Schnit­ze­rei­en an den Säu­len und Fens­ter­rah­men oder Mus­ter an den Wän­den und Gie­beln, die mit Schie­fer ver­klei­det sind, die­nen als Schmuckelemente.

Bemer­kens­wert dar­an sind an älte­ren Gebäu­den, beson­ders in Wal­ters­dorf an der Lau­sche, die schöns­ten Tore und Türen aus Sand­stein, meist aus dem 18. Jahr­hun­dert stam­mend und häu­fig mit alter Haus­mar­ke und Jah­res­zahl ver­se­hen. Hier wir­ken als Schmuck auf den Fens­tern die präch­ti­gen Blu­men­käs­ten mit Gera­ni­en und Fuch­si­en im Som­mer. Die far­ben­fro­he Gestal­tung der Häu­ser und ihrer Vor­gär­ten, beson­ders in Oybin, bekun­det ein schö­nes Land­schafts­bild im Zit­tau­er Gebir­ge für ihre Besu­cher. So eigen­ar­tig wie das äuße­re des Ober­lau­sit­zer Dorf­hau­ses ist, ist auch sein Inne­res. Vie­le alte Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de fin­det man heu­te nur noch in Muse­en und Hei­mat­stu­ben. Dafür hat­te sich schon vor 100 Jah­ren der Ver­ein “Für säch­si­sche Volks­kun­de” stark gemacht. So sind damals schon in Muse­en Samm­lun­gen von voll­stän­dig ein­ge­rich­te­ten Bau­ern- und Weber­stu­ben unter­ge­bracht worden.

Heu­te kön­nen wir in der gan­zen Ober­lau­sitz — von Sagar bis Lücken­dorf und von Bischofs­wer­da bis Mar­kers­dorf – Bau­ern- und Weber­häu­ser, die zu Muse­en bzw. Hei­mat­stu­ben ein­ge­rich­tet wur­den, besuchen.

In den Medi­en wird heu­te oft berich­tet, wie man sich bemüht, bei uns sowie in Polen und Tsche­chi­en vor allem Umge­bin­de­häu­ser zu retten. 

Quel­le:
Ober­lau­sit­zer Hei­mat­bund 1913

Mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Görlitz

Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 6

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Mein ganz beson­de­rer Dank gilt Frau Oda Kelch. Sie hat ihre alten Bil­der und Erin­ne­run­gen auf ihrer Face­book-Sei­te ver­öf­fent­licht, so dass ich Euch heu­te das Bre­mer­ha­ve­ner Haus Georg­stra­ße 43 zei­gen kann.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten

Etwa aus dem Jah­re 1904 stammt die­ses Bild mit dem  schö­nen Grün­der­zeit­haus Georg­stra­ße 43 in Geest­e­mün­de. Alle haben sich für den Foto­gra­fen schick gemacht und schmü­cken mit ihrer Anwe­sen­heit stolz die Fas­sa­de. Vom Bal­kon schaut die Urgroß­mutter von Oda Kelch, Hele­ne Knob­lauch mit ihren Kin­dern Ber­tha und Dora her­ab. Hele­ne war mit dem Uhr­ma­cher  Bern­hard Knob­lauch ver­hei­ra­tet, dem Urgroß­va­ter von Oda Kelch, der sich in der Mit­te des Ein­gan­ges pos­tiert hat. Die spä­te­re Eigen­tü­me­rin, Oda Kelch, war zu die­sem Zeit­punkt noch nicht auf der Welt.

Allein, die zufäl­lig vor­über­ge­hen­den Pas­san­ten blei­ben vom Foto­shoo­ting völ­lig unbeeindruckt.

1944 | Eckhaus Georgstraße 45

Inter­es­sant anzu­schau­en auf die­sem Bild sind die Stra­ßen­bahn­glei­se, die es ja heu­te nicht mehr gibt. Und die Dame auf dem Fahr­rad wür­de für das Vehi­kel heu­te sicher­lich nur noch einen Old­ti­mer­preis gewin­nen. Damals aber war das Fahr­rad bestimmt ein Ver­mö­gen wert.

In der Bild­mit­te sieht man das noch vor­han­de­ne mit “Zweig­stel­le” beschrif­te­te Eck­haus Georg­stra­ße 45. Das Haus war ein zu dama­li­ger Zeit so genann­tes “Gesell­schafts­haus”, das neben einem nor­ma­len Gast­stät­ten­be­trieb auch die Aus­rich­tung grö­ße­rer Fes­te ermög­lich­te. Hier wur­den flot­te Tän­ze aufs Par­kett gelegt – die Musik war bis auf den Hin­ter­hof von Uhr­ma­cher Knob­lauch zu hören, wo die klei­nen Mäd­chen dann auch ihre ers­ten Tanz­schrit­te einübten.

1909 | Georgstraße 45

Irgend­wann wur­de das Gebäu­de zum Kino “Metro­pol” umge­baut. Das Fami­li­en­ki­no mit dem Film­vor­füh­rer Her­mann Brink­mann war bei den Geest­e­mün­dern sehr beliebt. Sonn­tags um 14 Uhr gab es hier eine Kin­der­vor­stel­lung. Da stan­den die heu­ti­gen Kult­fil­me Dick und Doof, Pat und Pata­chon und auch Char­lie Chap­lin auf dem Programm.

In den Abend­vor­stel­lun­gen wur­den die komi­schen Fil­me mit Heinz Rüh­mann oder Theo Lin­gen vor­ge­führt. Und auf dem Hin­ter­hof des Nach­bar­hau­ses von Uhr­ma­cher Knob­lauch war­te­ten die Kin­der auf die nächs­te Lach­sal­ve der Zuschau­er. Natür­lich woll­ten die Kin­der auch in das Kino gelan­gen und ver­such­ten, sich durch ein even­tu­ell offen­ste­hen­des Toi­let­ten­fens­ter ein­zu­schmug­geln. Aber es gelang ihnen nie, die Fens­ter waren ein­fach zu hoch.

1944 Haus Georgstraße 43 in Geestemünde

Lei­der über­stand auch das “Geest­e­mün­der Schau­spiel­haus”, Haus Nr.45, die Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944 nicht. Und nach dem Krieg bau­te man es auch nicht wie­der auf, statt des­sen wur­de die Gras­hoff­stra­ße verbreitert.

Georgstraße 43 in Geestemünde nach dem Wiederaufbau

Das Haus Nr. 43 jedoch wur­de zwi­schen 1952 und 1954 wie­der auf­ge­baut. Als der Schutt weg­ge­räumt und die Bau­ar­bei­ten abge­schlos­sen waren, erstrahl­te das Haus in neu­em Glanz. Es hat­te ein drit­tes Stock­werk bekom­men, und auch in das Dach­ge­schoss wur­den jetzt Woh­nun­gen ein­ge­baut. Durch den Luft­an­griff haben vie­le Geest­e­mün­der ihr Zuhau­se ver­lo­ren. Und die Nach­kriegs­zeit spül­te auch nach Bre­mer­ha­ven Flücht­lings­fa­mi­li­en, die die ver­lo­re­nen deut­schen Ost­ge­bie­te ver­las­sen muss­ten. So war es not­wen­dig, mög­lichst schnell neu­en Wohn­raum zu schaffen.

2014 Georgstraße in Geestemuende

Nach­dem das “Geest­e­mün­der Schau­spiel­haus” für immer ver­schwand, wird die nun frei­ste­hen­de Gie­bel­wand des Hau­ses Nr. 43 als Wer­be­flä­che ver­ge­wal­tigt. Auch die Stra­ßen­bahn­glei­se sind in der Ver­gan­gen­heit geblie­ben, es gibt nur noch den schwar­zen Asphalt,  über den der Durch­gangs­ver­kehr don­nert. Nur hin und wie­der ist es mög­lich, eine “auto­freie” Lücke für ein Bild zu fin­den.
Noch ein­mal vie­len Dank an Frau Oda Kelch, die mir mit Ihren Bil­dern und Erin­ne­run­gen sehr gehol­fen hat, die­sen Arti­kel zu schreiben.

Die Viermastbark “Sedov” eröffnet die Windjammer-Saison 2014 in Bremerhaven

In St. Peters­burg been­det die 117,50 Meter lan­ge rus­si­sche Vier­mast-Bark “Sedov“  ihren “Win­ter­schlaf“. Nach einer kur­zen Werft- und Auf­lie­ge­zeit heißt es für das größ­te Segel­schul­schiff der Welt (4.192 qm Segel­flä­che) am 3. März 2014 “Lei­nen los“ Kurs Bre­mer­ha­ven. Hier wird die “Sedov“ nach einem Zwi­schen­stopp in Ros­tock am 21. März um ca. 9.00 Uhr erwar­tet und eröff­net damit die Wind­jam­mer-Sai­son 2014 in der Seestadt.

Die "Sedov" kommt nach Bremerhaven

Bis zum 24. März 2014 kann der 93 Jah­re alte Groß­seg­ler an Bre­mer­ha­vens See­bä­der­ka­je besich­tigt wer­den.  Am 24. März 2014 ver­lässt die Vier­mast-Bark unter dem Kom­man­do von Kapi­tän Maxim Rodi­o­nov die See­stadt wie­der mit Kurs Süden, um über Ali­can­te (Spa­ni­en) ins Schwar­ze Meer zu segeln. Am 4. Novem­ber wird der Wind­jam­mer nach etwa 19.000 gese­gel­ten See­mei­len in St. Peters­burg zurück erwartet.

Auf der Rück­rei­se schaut die Bark am 1. Sep­tem­ber wie­der in Bre­mer­ha­ven vorbei.