Museumsflotte bereit für die Saison 2014

Die Muse­ums­flot­te des Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­ums (DSM) im Alten Hafen in Bre­mer­ha­ven wur­de in den letz­ten Wochen für die Som­mer­sai­son fit gemacht.

Hafenschlepper Stier

Ab Sonn­abend, 29. März 2014, haben Besu­che­rin­nen und Besu­cher wie­der täg­lich von 10.00 bis 17.30 Uhr die Gele­gen­heit, an Bord der mari­ti­men Old­ti­mern zu gehen und sie zu besich­ti­gen. Zu erle­ben sind dann unter ande­rem der Ber­gungs­schlep­per “See­falk” aus dem Jahr 1924, der 1939 gebau­te Wal­fang­damp­fer “Rau IX” und der Hafen­schlep­per “Stier” aus dem Jahr 1954. Eben­falls geöff­net ist dann auch wie­der das Tech­nik­mu­se­um U‑Boot “Wil­helm Bau­er”, das eini­ge Neue­run­gen bie­tet: Teil­be­rei­che sind jetzt mit neu­er LED-Beleuch­tung bestückt, die Beschrif­tun­gen sind durch­ge­hend in Deutsch und Eng­lisch auf­ge­führt sowie neue Foto­ta­feln installiert.

U-Boot Wilhelm-Bauer

Mit den vie­len Muse­ums­schif­fen im Frei­licht­be­reich prä­sen­tiert das DSM einen in Deutsch­land ein­zig­ar­ti­gen Quer­schnitt an Schiffs­ty­pen. Ein­tritts­kar­ten sind an der Muse­ums­kas­se erhält­lich. Die Besich­ti­gung der Schif­fe ist im Ein­tritts­preis für das DSM inbe­grif­fen. Jedes Schiff kann aber auch mit einem Euro pro Schiff sepa­rat ent­deckt wer­den. Im Muse­ums­ein­tritt nicht ent­hal­ten ist der Besuch des Tech­nik­mu­se­ums U‑Boot “Wil­helm Bau­er”. Hier kos­tet die Besich­ti­gung drei Euro. 

Quel­le:
dsm.museum

Eine Perle in Bremerhavens Rickmersstraße

Auch in Bre­mer­ha­ven küm­mern sich vie­le Eigen­tü­mer nicht mehr um ihre Grün­der­zeit­häu­ser und las­sen man­che ehe­ma­li­ge Per­le ein­fach ver­fal­len. Irgend­wann ist es dann nicht mehr mög­lich, das ver­nach­läs­sig­te Gebäu­de zu ret­ten, und eine wei­te­re Schrott­im­mo­bi­lie ver­schan­delt das Stadt­bild und gefähr­det die Passanten.

Rickmersstrasse 48

Der Eigen­tü­mer die­ses Gebäu­des in der Rick­mers­stra­ße Ecke Kör­ner­stra­ße jedoch hat sich vor­bild­lich ver­hal­ten und sein Haus aus der Grün­der­zeit mit viel Lie­be und 200.000 Euro sanie­ren las­sen. Gleich­zei­tig wur­den wär­me­däm­men­de Arbei­ten aus­ge­führt und das Eck­türm­chen rekon­stru­iert.  Das Ergeb­nis ist ein wah­re Augen­wei­de in der sonst so tris­ten Rick­mers­stra­ße. Wer jetzt neu­gie­rig gewor­den ist, kann im 2.Stock eine 80 qm gro­ße Feri­en­woh­nung mie­ten. Im Erd­ge­schoss befin­det sich das por­tu­gie­si­sche Restau­rant “Bela Ria”.

Rickmersstrasse 50

Ganz anders sieht das gegen­über­ste­hen­de Mehr­fa­mi­li­en­haus aus, das ver­mut­lich aus der glei­chen Zeit stammt, wie das Haus Nr.  48. Hier hat der Zahn der Zeit schon mäch­tig dran genagt, es hat sich ein erheb­li­cher Inves­ti­ti­ons­stau gebil­det. Zuge­kleb­te Fens­ter und abbrö­ckeln­der Putz zeu­gen von jah­re­lan­ger Ver­nach­läs­si­gung und längst aus­ge­zo­ge­nen Mie­tern. Es ist scha­de um das schö­ne Haus.

Die Stadt hat den Schrott­im­mo­bi­li­en nun den Kampf ange­sagt. Ein Immo­bi­li­en­ex­per­te soll den Kon­takt zu den Eigen­tü­mern gefähr­de­ter Häu­ser suchen. Hier­zu muss der Exper­te oft­mals müh­se­li­ger recher­chie­ren, wo sich der Eigen­tü­mer auf­hält. Dann soll gemein­sam nach einer Lösung gesucht wer­den, wie man die Häu­ser wie­der bewohn­bar machen kann. Viel­leicht pro­fi­tiert ja eines Tages auch das Haus Rick­mers­stra­ße 50 davon.

Einkaufen in Bremerhavens Innenstadt wird schwieriger

Gera­de erst im Janu­ar habe ich über den Leer­stand in der Bre­mer­ha­ve­ner Fuß­gän­ger­zo­ne berich­tet, da macht zum 31.12.2014 schon der nächs­te Laden zu. Sicher, die­ses Geschäft wird rein äußer­lich kei­ne Lücke hin­ter­las­sen, es befin­det sich ja im Karstadtgebäude.
Karstadt Bremerhaven

Den­noch, für unse­re älte­ren Mit­bür­ger, die in der Innen­stadt woh­nen, wird der Ein­kauf wie­der ein Stück schwie­ri­ger wer­den, wenn der Lebens­mit­tel­markt im Kar­stadt­haus geschlos­sen hat. 

Natür­lich, groß fre­quen­tiert wur­de die­ses Geschäft schon lan­ge nicht mehr. Dafür waren die Prei­se wohl nicht markt­ge­recht. Und wo die Käu­fer aus­blei­ben, dort wird auch bald das Ange­bot ver­schwin­den. So ist das eben in einer Markt­wirt­schaft. Wer immer nur sein ver­ges­se­nes Stück­chen But­ter in der Innen­stadt ein­kauft darf sich nicht dar­über bekla­gen, wenn die Läden verschwinden.

Kar­stadt soll die­se Situa­ti­on aber nicht unge­le­gen kom­men. Ein alter Super­markt mit bil­li­gen Lebens­mit­teln passt ver­mut­lich nicht mehr in das Kon­zept der Geschäfts­füh­rung. Die möch­te, wie man liest, ger­ne hoch­wer­ti­gen Cham­pa­gner an den Mann brin­gen. Und dafür gibt es in Bre­mer­ha­ven wohl kei­ne Käu­fer­schicht, hier woh­nen eben Men­schen, die ihr Geld mit har­ter Arbeit ver­die­nen. Also wird der Markt geschlossen.

Wie lan­ge wird Kar­stadt sich noch halten?

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 28. März 2014

Die ehemalige Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten – Teil 3

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL der “ehe­ma­li­gen Kai­ser­stra­ße in alten und neu­en Ansich­ten”. Dank vie­ler Freun­de in Face­book, die mich mit alten Bil­dern und Anek­do­ten unter­stüt­zen, kann ich Euch heu­te ein paar Moti­ve aus der Kaiserstraße/Ecke Schleu­sen­stra­ße zeigen.

Am 24. August 1897 wur­de die damals weit­hin bestaun­te Gro­ße Kai­ser­schleu­se ein­ge­weiht. Und nur drei Tage spä­ter erhielt die Schleu­sen­stra­ße ihren Namen. Ja, die Schleu­sen­stra­ße tat ihrem Namen alle Ehre und schleus­te die See­leu­te zur Kai­ser­stra­ße. Die war bei den See­leu­ten sehr beliebt, schließ­lich pul­sier­te hier in den rund 30 Knei­pen zwi­schen dem Hin­den­burg­platz (heu­te Bür­ger­meis­ter-Mar­tin-Don­andt-Platz) und dem Ebert­platz (heu­te Wal­de­mar-Becke-Platz) das Leben.

Polizeikontrolle in der Kaiserstraße

Eine Chro­nis­tin erzähl­te, wie sie als zehn­jäh­ri­ges Mäd­chen ihren Onkel besuch­te, wenn er mit sei­nem  Schiff im Neu­en Hafen lag. Sie muss­te das Zoll­häus­chen in der Schleu­sen­stra­ße pas­sie­ren, da hin­ter den Häu­sern west­lich der Kai­ser­stra­ße die Zoll­gren­ze ver­lief. In der Schleu­sen­stra­ße gab es einen Durch­gang durch den Grenz­zaun. Der Zoll­be­am­te soll immer sehr unfreund­lich gewe­sen sein. Sie hat­te gro­ße Angst, dass der Zöll­ner die Süßig­kei­ten, die sie von ihrem Onkel bekam, beschlag­nah­men wür­de. Lie­ber aß sie die Süßig­kei­ten an Ort und Stel­le auf bre­mi­schen Gebiet sofort auf.

Bankhaus Ibbeken & Böger, Bremerhaven

Schon früh wur­de in der Schleu­sen­stra­ße mit Geld gehan­delt. Die Nähe zum Hafen ver­sprach wahr­schein­lich einen lukra­ti­ven Han­del mit aus­län­di­schen Wäh­run­gen. Lei­der konn­te ich über die­se Pri­vat­bank der frü­hen Bre­mer­ha­ve­ner Jah­re kei­ne Infor­ma­tio­nen finden.

An der Schleu­sen­stra­ße gab es auch ein Zoll­häus­chen. Nach dem Krieg zogen hier die Zoll­be­am­ten aus und die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten ein. Die pass­ten wäh­rend der Besat­zungs­zeit jetzt auf, dass aus dem Hafen nichts “mit­ge­nom­men” wur­de. In der Zeit vom Ende des Krie­ges 1945 bis zur Wäh­rungs­re­form 1948 blüh­te wie in allen deut­schen Städ­ten auch hier in Bre­mer­ha­ven der Schwarz­han­del. Die Men­schen hun­ger­ten, weil es für Geld nichts zu kau­fen gab.

Es war die Zeit der “Ziga­ret­ten­wäh­rung”, für eine Schach­tel Ziga­ret­ten bekam man auch ohne Lebens­mit­tel­mar­ken nahe­zu alle Lebens­mit­tel. Also ver­such­te man, als Hafen­ar­bei­ter auf den Schif­fen Ziga­ret­ten zu ergat­tern und die­se durch das Tor in der Schleu­sen­stra­ße zu schmug­geln. In den 1950er Jah­ren wur­de der Zoll­zaun ver­legt, und das Zoll­häus­chen verschwand.

1972 | Fleischerei Lutze, Alte Bürger, Bremerhaven

1972, als die­se Auf­nah­me der Flei­sche­rei Lut­ze in der Kai­ser­stra­ße ent­stand, war es mit der Ziga­ret­ten­wäh­rung zum Glück schon lan­ge vor­bei. Noch ging es auf­wärts in Deutsch­land, das “Wirt­schafts­wun­der” soll­te erst im Herbst 1973 sein Ende fin­den, aus­ge­löst durch die ers­te Ölkri­se auf­grund des Jom-Kip­pur-Krie­ges. Aber soweit war es 1972 eben noch nicht. Kurz­ar­beit, Arbeits­lo­sig­keit und stei­gen­de Sozi­al­aus­ga­ben waren noch unbe­kann­te Erschei­nun­gen. Noch konn­te man also bei der Flei­sche­rei Lut­ze fröh­lich sei­ne Steaks und Rin­der­rol­la­den kaufen.

Ja, und auf dem Hin­ter­hof der Schlach­te­rei haben die Kin­der die Holz­spä­ne für den Räu­cher­ofen umge­schich­tet und sich damit einen “Hei­er­mann” ver­dient. Schö­ne hei­le Welt! Wirk­lich schö­ne hei­le Welt?

Seithe

Das obi­ge Gebäu­de wur­de irgend­wann um die Jahr­hun­dert­wen­de 1899/1900 als Bergmann‘s Hotel erstellt. Wie lan­ge das Hotel betrie­ben wur­de, ver­moch­te ich nicht herauszufinden.

Lebensmittel Seithe

Die­se Auf­nah­me stammt aus dem Jah­re 1972, es zeigt, dass der “Lebens­mit­tel­lie­fe­rant” der Kai­ser­stra­ße sein Domi­zil bereits bezo­gen hat. Damals ging es noch nicht so hek­tisch zu wie heu­te. Viel­leicht konn­te man zu die­ser Zeit sogar auch noch “Anschrei­ben las­sen”, bezahlt wur­de am Frei­tag, wenn Vater die Lohn­tü­te heimbrachte.

Lebensmittel Seithe

Die weni­gen Dis­coun­ter, die es gab, haben den Ein­zel­han­del noch nicht ver­drängt. Man erle­dig­te sei­ne Ein­käu­fe übli­cher­wei­se beim “Kauf­mann an der Ecke”. Nur weni­ge Frau­en waren berufs­tä­tig, die Haus­frau­en fan­den noch Zeit für ein Schwätz­chen. Aller­dings waren die Men­schen damals auch noch nicht so wohl­ha­bend wie heu­te. So dun­kel wie die Bil­der wer­den zumin­dest noch die 1950er Jah­re gewe­sen sein.

Kaiserstrasse Ecke Schleusenstrasse

Auf die­sem Bild ist noch eine Ein­zel­han­dels­dro­ge­rie zu sehen, wie sie es heu­te nicht mehr gibt.  Dro­gis­ten fer­tig­ten selbst Zahn­creme, Zahn­pul­ver, Back­pul­ver, Haut­creme, Schuh­putz­creme oder Blech­putz­mit­tel aus ver­schie­de­nen Zuta­ten an. Als es zu Beginn der Auto­mo­bil­zeit noch kei­ne Tank­stel­len gab, kauf­te man sei­nen Treib­stoff in klei­nen Fäs­sern oder grö­ße­ren Fla­schen in einer Drogerie.

Auch Kon­do­me hol­te “Mann” sich ver­schämt und hin­ter vor­ge­hal­te­ner Hand flüs­ternd in der Dro­ge­rie. Als die Foto­gra­fie auf­kam, deck­ten sich Foto­gra­fen in der Dro­ge­rie mit den benö­tig­ten Mate­ria­li­en für die Ent­wick­lung der Bil­der ein.

Etwa ab Anfang der 1970er Jah­re ver­schwan­den die klas­si­schen Dro­ge­rie-Fach­ge­schäft aus dem Stra­ßen­bild – mit klei­ne­ren Sor­ti­men­ten aber deut­lich nied­ri­ge­ren Prei­sen mach­ten ihnen Dro­ge­rie­märk­te das Über­le­ben unmöglich.

Restaurant Otto

Aber auch für die Lebens­mit­tel-Ein­zel­händ­ler wur­den die Zei­ten schwie­rig. Super­märk­te und Dis­coun­ter schos­sen wie Pil­ze aus dem Boden und ver­dräng­ten die Kolo­ni­al­wa­ren­ge­schäf­te und Tan­te-Emma-Läden aus die Innen­stadt. Mehr und mehr waren die Kun­den auf ein Auto ange­wie­sen, um “auf der grü­nen Wie­se” ihre Ein­käu­fe täti­gen zu kön­nen. Irgend­wann muss­te auch “Sei­t­he” sein Geschäft schlie­ßen. In das Laden­lo­kal zog “Otto‘s Schnell­re­stau­rant” ein.

Schleusenstrasse Ecke Kaiserstraße 2014

Spä­ter soll­te erneut ein Wech­sel statt­fin­den, man still­te sei­nen Hun­ger jetzt im “Café-Bis­tro End­sta­ti­on”. Heu­te stillt auch hier nie­mand mehr sei­nen Hun­ger, das Laden­lo­kal steht leer.

Quel­len:
Du kommst aus Bre­mer­ha­ven, wenn…
kaiserstrasse.jimdo.com

Die Marienkirche in Geestemünde – eine wechselvolle Geschichte, Teil 3

Grab­stät­ten wur­den bereits in der frü­hen Stein­zeit ange­legt. Sie gehö­ren zu den ältes­ten Zeug­nis­sen mensch­li­cher Zivi­li­sa­ti­on. Wur­den in der Anti­ke die Toten an Orten bestat­tet, die sich außer­halb des städ­ti­schen Lebens befan­den, ver­la­ger­te man im Mit­tel­al­ter die Fried­hö­fe in den Bereich der Kirchengebäude.

1950, ausgebrannte Marienkirche in Geestemünde

Wäh­rend im All­ge­mei­nen nur kirch­li­che Wür­den­trä­ger oder Köni­ge und Fürs­ten in den Genuss kamen, direkt im Kir­chen­ge­bäu­de bestat­tet zu wer­den, hat­te die dama­li­ge “Mit­tel­schicht” immer­hin eine Chan­ce, auf eine Bestat­tung in geweih­ter Erde auf dem Kirch­hof. Exkom­mu­ni­zier­te, Kri­mi­nel­le, Gauk­ler, Tage­die­be und Bett­ler fan­den kei­nen Platz auf dem Kirch­hof. Sie muss­ten sich außer­halb der Stadt­mau­ern zur letz­ten Ruhe begeben.

Grabplatte Marienkirche Geestemünde

Eine Lese­rin des “Deich­SPIE­GEL” ließ nicht locker, sie bestand dar­auf, vor dem Krieg auch um die Geest­e­mün­der Mari­en­kir­che her­um Grab­stei­ne gese­hen zu haben. So mach­te ich mich noch­mals auf die Suche nach den Grab­plat­ten und wand­te mich an die Küs­te­rin, die mir freund­li­cher­wei­se die Kir­chen­tür auf­schloss. Und dort habe ich Res­te frü­he­rer Grä­ber entdeckt.

Grabplatte Marienkirche Geestemünde

Ver­mut­lich sind bei dem gro­ßen Brand in der Bom­ben­nacht vom 18. Sep­tem­ber 1944 auch die umlie­gen­den Grä­ber zer­stört wor­den. Die Küs­te­rin konn­te mir jeden­falls kei­ne Aus­kunft geben, woher die drei Grab­plat­ten stam­men, die im Ein­gangs­be­reich der Mari­en­kir­che auf­ge­stellt wor­den sind.

Grabplatte Marienkirche Geestemünde

Inner­halb der Kir­che wird der Besu­cher gefan­gen von der schlich­ten Schön­heit der goti­schen Archi­tek­tur. Die weiß gekalk­ten Wän­de sehen aus, als hät­ten die Hand­wer­ker erst ges­tern ihre Arbeit voll­endet. Dabei war es bereits das Jahr 1979, in dem das Gewöl­be mit wun­der­schö­nen Orna­men­ten ver­ziert wur­de. Die Fens­ter mit ihrer anti­ken Blei­ver­gla­sung und die dunk­len Kir­chen­bän­ke bil­den einen schö­nen Kon­trast zu den wei­ßen Wän­den. Bestimmt mag die Kir­che vor hun­dert Jah­ren anders aus­ge­schaut haben, als jetzt nach der Besei­ti­gung der Feu­er­schä­den. Aber schön ist sie auch heute.

Altar Marienkirche Geestemünde

Lässt der Besu­cher sei­nen Blick schwei­fen, erfasst sein Auge den schlich­ten Altar auf dem sich eine von Pro­fes­sor Karl-Hen­ning See­mann ange­fer­tig­te Plas­tik befin­det. Der Künst­ler hat auch die Bron­ze­plas­tik über der Kir­chen­tür — Arche Noah mit der Frie­dens­tau­be – angefertigt.

Orgel Marienkirche Geestemünde

Dreht der nun vor dem Altar ste­hen­de Besu­cher sich um und schaut Rich­tung Aus­gang, ent­deckt er über die­sem die mit 16 Regis­tern und wohl 1000 Pfei­fen bestück­te Schleif­la­den­or­gel. Die Pfei­fen die­ser neu­en Orgel konn­te man erst­mals am 6. Okto­ber 1957 in einem Got­tes­dienst hören.

Bei you­tube kann man sich das Kir­chen­ge­läut anhören.

Die “Sedov” liegt seit gestern an der Seebäderkaje

Ich habe sie Euch ja bereits ange­kün­digt. Nun hat die “Sedov” bereits einen Tag frü­her an der See­bä­der­ka­je fest­ge­macht – die größ­te Vier­mast­bark der Welt.

Sedov liegt in Bremerhaven

Als ich heu­te durch die Innen­stadt von Bre­mer­ha­ven schlen­der­te, kamen mir die rus­si­schen See­lords – und See­la­dies – schon ent­ge­gen. Mit ihren gro­ßen Schirm­müt­zen waren sie bereits von Wei­tem zu erkennen.

Am heu­ti­gen Frei­tag und auch übers Wochen­en­de lädt die Besat­zung wie­der zur Besich­ti­gung auf ihr Schiff ein. Ich habe sie schon ges­tern ange­schaut, als sie auf die See­bä­der­ka­je zulief. Zwar heißt es am Mon­tag schon wie­der “Lei­nen los” und Kurs anle­gen auf das Mit­tel­meer. Aber auf ihrem Rück­weg macht sie am 1. Sep­tem­ber noch ein­mal ein Stipp­vi­si­te in Bremerhaven.

Und es sol­len noch wei­te­re Wind­jam­mer in die See­stadt kom­men. Wie die Nord­see-Zei­tung  heu­te berich­te­te, wird es in die­sem Som­mer wie­der viel­fäl­ti­ge Mög­lich­kei­ten geben, sei­nen Fuß auf ein Schiffs­deck zu setzen:

"Dar Mlodziezy"

Das pol­ni­sche Schul­schiff “Dar Mlod­zie­zy“ wird vom 2. bis 5. Mai im Neu­en Hafen liegen.

"Krusenstern"

Die “Kru­sen­s­tern“ wird am 15. Juni für einen zwei­tä­gi­gen Besuch erwartet.

"Staatsrad Lehmkuhl"

Die nor­we­gi­sche “Stats­raad Lem­kuhl“ liegt vom 25. bis 28. Juni im Neu­en Hafen, um ihren 100. Geburts­tag in der Stadt zu fei­ern, in der sie gebaut wurde.

Die “Groß­her­zo­gin Eli­sa­beth“ aus Els­fleth wird Bre­mer­ha­ven am 27. und 28. Juni besuchen.

Die­se Schif­fe sol­len auf jeden Fall kom­men. Dar­über hin­aus gibt es Gesprä­che, für die Fest­wo­che wei­te­re Wind­jam­mer ein­zu­la­den. Aller­dings fällt die Ent­schei­dung, ob und wann ein Schiff kom­men kann, oft­mals sehr kurzfristig.

Die Marienkirche in Geestemünde – eine wechselvolle Geschichte, Teil 2

Seit der Anti­ke sind Kir­chen beein­dru­cken­de Zeug­nis­se christ­li­chen Glau­bens. In Euro­pa wer­den christ­li­che Kir­chen seit etwa 1700 Jah­ren gebaut, in voll­kom­men unter­schied­li­cher Form und Aus­stat­tung. Kir­chen­ge­bäu­de die­nen uns auch in unse­rer heu­ti­gen moder­nen Zeit oft als topo­gra­fi­sche Orientierungmarken.

Marienkirche Geestemuende

Besucht man eine frem­de Stadt, erkun­det man dort nicht sel­ten zuerst die Kir­chen, da sie uns Gebor­gen­heit ver­mit­teln. Schon die äuße­re Archi­tek­tur eines Got­tes­hau­ses kann uns in ihren Bann zie­hen und stun­den­lang beschäf­ti­gen. Aber sie sind auch stil­le Orte der spi­ri­tu­el­len Ein­kehr, las­sen uns inne­hal­ten und ein Gebet sprechen.

Marienkirche Geestemuende

Wenn wir uns an beson­de­re Orte unse­rer Kind­heit erin­nern, ist mit Sicher­heit auch die Kir­che dar­un­ter, in der wir im Kin­der­got­tes­dienst saßen und uns vor Lan­ge­wei­le die bunt bemal­ten Fens­ter anschau­ten, in der wir unse­re Kon­fir­man­den­zeit ver­brach­ten und gemein­sam geki­chert haben, und in der wir schließ­lich kon­fir­miert und ins Erwach­se­nen­le­ben ent­las­sen wur­den. Die Kir­chen unse­rer Kind­heit blei­ben uns ein Leben lang im Gedächtnis.

Marienkirche Geestemuende

So mögen es wohl auch eini­ge Leser mei­nes Bei­tra­ges “Die Mari­en­kir­chen – eine wech­sel­vol­le Geschich­te” emp­fun­den haben. Ich war wirk­lich über­rascht über die gro­ße Reso­nanz, die durch die Bit­te zum Aus­druck kam, noch wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Bil­der über die Mari­en­kir­che Geest­e­mün­de zu ver­öf­fent­li­chen. Natür­lich möch­te ich Euch den Wunsch erfül­len und habe die Kir­che heu­te von ver­schie­de­nen Stand­or­ten fotografiert.

Marienkirche Geestemuende

Wenn man sich dem Got­tes­haus vom lau­ten Kon­rad-Ade­nau­er-Platz kom­mend nähert, erblickt man plötz­lich an der Ecke Mushardstraße/An der Müh­le, geduckt hin­ter hohen Bäu­men, die uralte Mari­en­kir­che. Trut­zig steht sie dort, strahlt eine gro­ße Ruhe aus und scheint wie aus der Zeit gefal­len zu sein.

Marienkirche Geestemuende

Aber der Ein­druck täuscht, die Mari­en­kir­che weiß seit min­des­tens 1742, was die Stun­de geschla­gen hat. In dem Jahr hat sie näm­lich ihre Son­nen­uhr bekom­men, obwohl sie nach­weis­lich bereits damals mit einer Uhr aus­ge­stat­tet gewe­sen sein soll. War­um sie nun noch zusätz­lich eine Son­nen­uhr haben muss­te, konn­te ich nicht in Erfah­rung bringen.

Marienkirche Geestemuende

Ein Tou­rist konn­te sei­ne Begeis­te­rung über die an der Süd­sei­te ange­brach­te Erklä­rungs­ta­fel nicht unter­drü­cken. Er schrieb in sei­nem Inter­net­auf­tritt: “Sehr zu rüh­men und zu prei­sen ist die Kir­chen­ge­mein­de für die­se gut ver­ständ­li­che Erklä­rungs­ta­fel zum Able­sen der Son­nen­uhr und der Umwand­lung der Wer­te auf der Son­nen­uhr in die Wer­te der mit­tel­eu­ro­päi­schen Zeit und der mit­tel­eu­ro­päi­schen Sommerzeit!”

Über­haupt, die schlich­te Mari­en­kir­che ist klein, aber sie steht im Ran­ge einer Super­in­ten­dentenkir­che (ver­gleich­bar einer katho­li­schen Bischofs­kir­che). Und in ihr fin­den wun­der­ba­re klei­ne Kon­zer­te statt, die der Orga­nist Roger Mat­schei­zik auf der Füh­rer-Orgel zum Bes­ten gibt. So hat die Rei­he “Das Ave Maria und sei­ne Kom­po­nis­ten“ schon meh­re­re Fol­gen erlebt. Der Saxo­fon- und der Gitar­ren­kreis der Gemein­de sind von die­ser wun­der­ba­ren Nischen­kir­che eben­so begeis­tert wie das übri­ge Publikum.

Die Marienkirche in Geestemünde — eine wechselvolle Geschichte

Wie alt genau die evan­ge­lisch-luthe­ri­sche Mari­en­kir­che in Geest­e­mün­de ist, weiß wohl nie­mand. Man ver­mu­tet aber, dass die im dama­li­gen Geest­en­thorp leben­den Bau­ern zu Beginn des 13. Jahr­hun­derts eine klei­ne Kapel­le zu Ehren der Hei­li­gen Jung­frau Maria errich­tet haben.Marienkirche GeestemündeAlte Quel­len aus dem Jah­re 1420 berich­ten jeden­falls über eine Kapel­le in “Gesz­ten­dorp­pe”, die sich in einem sehr schlech­ten Zustand befun­den haben soll. Und Papst Eugen IV. soll sie in einer auf den 20. Sep­tem­ber 1436 datier­ten Urkun­de als Rui­ne bezeich­net haben.

Ansons­ten liegt die Ver­gan­gen­heit der Mari­en­kir­che im Dun­keln. Wann genau das Kir­chen­schiff ver­grö­ßert wur­de ist eben­so unbe­kannt wie das Datum des Turm­baus, des­sen Fun­da­ment aus gro­ßen Find­lin­gen besteht. Man weiß aber, dass die Kir­che wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges stark beschä­digt und 1663 repa­riert wurde.

Marienkirche Geestemünde

Die Mari­en­kir­che soll­te aber auch den Zwei­ten Welt­krieg nicht unbe­scha­det über­ste­hen. In der Bom­ben­nacht vom 18. Sep­tem­ber 1944 brann­ten das Kir­chen­schiff und der Turm voll­kom­men aus, nur noch die Grund­mau­ern blie­ben zurück. Schon 1951 wur­de die Kir­che soweit wie­der­her­ge­stellt, dass man bis zum Jah­res­en­de das Dach ein­de­cken konn­te. Die ers­te neue Glo­cke wur­de am 17. Novem­ber 1953 im Turm ein­ge­baut. End­lich, am 7. März 1954, konn­te Lan­des­su­per­in­ten­dent Hans Hoyer die Kir­che wie­der ein­wei­hen und so ihrer Bestim­mung über­ge­ben – gut zehn Jah­re nach der schreck­li­chen Bombennacht.

Marienkirche Geestemünde

Wohl nie wie­der soll­te die Kir­che so gut besucht wor­den sein, wie zu die­sem Got­tes­dienst. Eine Chro­nis­tin weiß zu berich­ten, dass damals nicht alle Leu­te in die Kir­che pass­ten und der Got­tes­dienst nach drau­ßen über­tra­gen wurde.

Am 1. Oster­tag des Jah­re 1964 wur­den zwei wei­te­re Glo­cken, die der Mari­en­kir­che von der Bevöl­ke­rung gespen­det wur­den, fei­er­lich geweiht, und der Drei­klang war wie­der kom­plett. Bei­de Glo­cken hat­te die Kir­che im Krieg ver­lo­ren. Eine wur­de bereits 1940 für die Rüs­tung ein­ge­schmol­zen, die ande­re ist in der Bom­ben­nacht in den bren­nen­den Kir­chen­turm gestürzt.

Vor 35 Jah­ren wur­de das Gebäu­de gründ­lich reno­viert. Alle Wän­de und auch das Gewöl­be erhiel­ten nach der Rei­ni­gung einen Anstrich mit Mine­ral­far­be. Ein von dem Stutt­gar­ter Künst­ler Karl-Hen­ning See­mann geschaf­fe­ner bron­ze­ner Altar­auf­satz gehört seit­her zum Kircheninventar.

Schließ­lich hat die Mari­en­kir­che im Okto­ber 1994 eine wei­te­re neue Glo­cke erhal­ten. Die Leih­glo­cke vom Ham­bur­ger Glo­cken­fried­hof, die seit 1953 im Turm hing, hat­te einen Riss bekom­men und ihren Klang verloren.

Die Mari­en­kir­che steht seit 1977 unter Denkmalschutz.
Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 12.März 2014
de.wikipedia.org