Führung zu den Wurzeln von Bremerhaven

Die Erleb­nis Bre­mer­ha­ven GmbH bie­tet seit dem 29. März 2015 eine neue Füh­rung zum Ursprung der Stadt an. Jeden Sonn­tag um 14:30 Uhr geht der infor­ma­ti­ve Nach­mit­tags­spa­zier­gang vom His­to­ri­schen Muse­um hin­über zum Wen­cke-Dock und der ehe­ma­li­gen Karlsburg.

1902 Wencke-Werft

Es ist eine span­nen­de Füh­rung zu Bre­mer­ha­vens Ursprün­gen. So ist das ers­te Tro­cken­dock auf dem euro­päi­schen Fest­land in Deutsch­land ent­stan­den. Mit dem Bau der ers­ten Anla­ge hat  der Schiffs­bau­er Johann Lan­ge 1837 begon­nen. 1840 nahm er sie in Betrieb. Und gleich neben­an lief in der Bre­mer­ha­ve­ner Wen­cke-Werft am 7. Febru­ar 1885 der ers­te deut­sche Fisch­damp­fer, die “Sagit­ta” vom Stapel.

Die Erd­be­we­gun­gen für den Bau von Hafen- und Werft­an­la­gen waren frü­her ungleich müh­se­li­ger als heu­te. Es gab kei­ne Krä­ne, kei­ne Bag­ger und kei­ne Last­wa­gen. “Man muss sich vor­stel­len, wie die Arbei­ter das Wen­cke-Dock 1845 aus­ge­ho­ben haben. Mit
Spa­ten, auf Holz­schu­hen und mit Was­ser von allen Sei­ten“, berich­te­te die Stadt­füh­re­rin Mar­lis Hin­ze der Nord­see-Zei­tung. Und auf den Spu­ren unse­rer Alt­vor­de­ren will sich Mar­lis Hin­ze mit ihren Besu­chern bege­ben. Was haben die Arbei­ter, die Kon­struk­teu­re und die See­leu­te damals geleis­tet? Wel­che Bedeu­tung hat­ten Docks und Werf­ten für das dama­li­ge Bre­mer­ha­ven? Wie wur­de die Hoch­see­fi­sche­rei zum wich­tigs­ten Wirt­schafts­zweig die­ser Stadt?

Lange-Dock und Wencke-Dock

Etwa 90 Minu­ten dau­ert die Füh­rung, die am His­to­ri­schen Muse­um beginnt, dort wo frü­her die Gebäu­de der 1897 gegrün­de­ten Geest­e­mün­der Herings- und Hoch­see­fi­sche­rei stan­den. Es geht vor­bei an den Wen­cke-Docks und hin zu der ehe­ma­li­gen Carls­burg, die ein geschei­ter­ter Ver­such der Schwe­den war, Ende des 17. Jahr­hun­derts eine Fes­tungs­stadt an der Mün­dung der Gees­te in die Weser zu bau­en. Heu­te befin­det sich an die­ser Stel­le die Hochschule.

Natür­lich wird im Rah­men die­ser inter­es­san­ten Füh­rung auch über den Hafen­b­au­s­bau, den Aus­wan­de­run­gen und den Waren­schmug­gel zwi­schen Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de gespro­chen. Been­det wird die Füh­rung bei einer Tas­se Kaf­fee und einem Stück Kuchen in der Vil­la See­beck. Im Füh­rungs­preis von 9,90 Euro ist die Kaf­fee­ta­fel bereits enthalten.

Ter­mi­ne:
Jeden Sonn­tag um 14:30 Uhr, Dau­er ca. 90 Minu­ten plus anschlie­ßen­dem Aus­klang in der Vil­la Seebeck.

Fotos zur Arbeitswelt Offshore im Historischen Museum Bremerhaven

Neue Son­der­aus­stel­lung  im His­to­ri­schen Museum

Ein gel­ber Trä­ger­turm – Jacket genannt – glei­tet von drei Schlep­pern geführt aus der Geest­e­mün­dung hin­aus zu einem Wind­park in der Deut­schen Bucht. Das Foto stammt aus einer Aus­stel­lung mit Bil­dern des Foto­gra­fen der Nord­see-Zei­tung, Wolf­hard Scheer, die am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag vor mehr als 200 Gäs­ten im His­to­ri­schen Muse­um eröff­net wurde.

Arbeitswelt Offshore

In einer neu­en Son­der­aus­stel­lung rückt das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven erst­mals die “Arbeits­welt Off­shore-Wind­ener­gie“ in den Mit­tel­punkt der Betrach­tung. Fast zwei Jah­re lang beglei­te­te der bekann­te Bre­mer­ha­ve­ner Foto­graf Wolf­hard Scheer den Auf­bau des Off­shore-Wind­parks “Meer­wind Süd/Ost“ und fer­tig­te dar­über eine ein­drucks­vol­le Foto­do­ku­men­ta­ti­on an.

Die Son­der­aus­stel­lung zeigt, dass eine Wind­park-Pro­duk­ti­on eine hoch­kom­ple­xe Tech­no­lo­gie ist, die völ­lig neue Schiffs­ty­pen erfor­dert. Noch dürf­te nur Weni­gen bekannt sein, was bei­spiels­wei­se eine “Sea­jacks“ ist und war­um sie zu den “Jack-Up-Schif­fen“ gehört.

Zu sehen ist die Son­der­aus­stel­lung bis zum 7. Juni 2015, Diens­tags bis Sonn­tags von 10 bis 17 Uhr. Dar­über hin­aus bie­tet das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven Extra­Tou­ren durch die Son­der­aus­stel­lung an. Sie fin­den an den Sonn­ta­gen, den 29.03. und 07.06., jeweils um 15 Uhr statt sowie am Don­ners­tag, den 07.05., um 15.30 Uhr. Die Teil­neh­mer­kos­ten sind im Ein­tritts­preis ent­hal­ten.
Wei­ter­le­sen HMB aktu­ell 13/15

Wohin steuert die “Alexander von Humboldt II

Eine Gläu­bi­ger­ge­mein­schaft über­nimmt die „Alex­an­der von Hum­boldt II“. So soll eine mög­li­che dro­hen­de Insol­venz abge­wen­det wer­den, in die die Deut­schen Stif­tung Sail Trai­ning (DSST) gera­ten könn­te, weil sich die Bark schwe­rer als ihr Vor­gän­ger­schiff ver­mark­ten lässt. Die juris­ti­schen Ver­trä­ge sind im Moment in Vor­be­rei­tung, sol­len aber noch in die­sem Jahr was­ser­fest sein.

"Alexander von Humboldt II"

Kaum zu glau­ben, dass die Bark in schwe­re See gera­ten ist, aber so war es am 02.03.2015 in der Nord­see-Zei­tung zu lesen. Die Inves­to­ren sol­len gedroht haben, sich zurück­zu­zie­hen. 15 Mil­lio­nen Euro hat der Bau der erst am 25.05.2011 vom Sta­pel gelau­fe­nen “Alex­an­der von Hum­boldt II” gekostet.

Mit dem Ver­kauf des als Bark geta­kel­ten Groß­seg­lers wäre die DSST alle Sor­gen los. Für jähr­lich 300.000 Euro will die DSST das Schiff dann von den neu­en Eigen­tü­mern zurück­char­tern. Außer­dem soll ihr für den Fall des Wei­ter­ver­kau­fes ein ver­trag­li­ches Vor­kaufs­recht an dem Schiff ein­ge­räumt werden.

Die Deut­sche Stif­tung Sail Trai­ning ist eine im Jah­re 1986 gegrün­de­te rechts­fä­hi­ge Stif­tung bür­ger­li­chen Rechts mit der Auf­ga­be, beson­ders Jugend­li­chen das Segeln auf Tra­di­ti­ons­schif­fen zu ermög­li­chen und ihnen so eine “Erzie­hung durch die See” ange­dei­hen zu las­sen. Auf See wird der Drei­mas­ter vom Ruder­gän­ger mit dem gro­ßen, höl­zer­nen Hand­ru­der gesteu­ert, die 24 Segel wer­den wie vor hun­dert Jah­ren von Hand gesetzt und gebor­gen, und auf dem vor­de­ren Deck steht wie eh und je ein Aus­guck, um die Schiffs­füh­rung vor Hin­der­nis­sen zu warnen.

Grün­dungs­stif­ter waren der Bre­mer­ha­ve­ner Ver­ein  Sail Trai­ning Asso­cia­ti­on Ger­ma­ny und die dama­li­ge Bre­mer Becks-Braue­rei. Auch das Bre­mer­ha­ve­ner Auto­mo­bil­lo­gis­tik­un­ter­neh­men E. H. Harms, das mitt­ler­wei­le in die  BLG Logi­stics Group auf­ge­gan­gen ist, zähl­te dazu.

Bleibt zu hof­fen, dass die 65 Meter lan­ge “Alex­an­der von Hum­boldt II”, auf der im ver­gan­ge­nen Jahr Dreh­ar­bei­ten für eine Fol­ge der Kri­mi­rei­he “Bel­la Block“ statt­fan­den, in Zukunft stets aus­ge­bucht ist. Mitt­ler­wei­le sol­len sogar Rei­se­bü­ros in der Schweiz für die “Alex II” wer­ben. Auch die “Sach­sen Sail” aus Leip­zig ist schon als Mann­schaft mit die­ser schö­nen Bark gese­gelt, um an Bord neue Kon­tak­te und Geschäfts­be­zie­hun­gen zu knüp­fen.
Quel­len:
Lil­li Maf­fiot­te: “Die Ale­xII muss ver­kauft wer­den”, Nord­see-Zei­tung v. 2.3.2015

Ein Containerschiff steuert die Stromkaje an

Wenn ein Con­tai­ner­schiff die Strom­ka­je ansteu­ert, wird es bereits von den Hafen­ar­bei­tern erwar­tet. Crew und Con­tai­ner­brü­cke sind ein­satz­be­reit. Alles muss schnell gehen – Zeit ist Geld für die Reederei.

Containerschiff

Jeder­mann im Team – oder in der Gang, wie frü­her sag­te — kennt sei­nen Auf­ga­ben­be­reich und weiß genau, was er zu tun hat. Das war schon immer so, auch damals, als es noch kei­ne Con­tai­ner gab. Als noch Stück­gut­frach­ter die Ware in Säcken oder Kis­ten brach­ten, die dann von Hand abge­la­den wer­den mussten.

Natür­lich wer­den die Con­tai­ner nicht mehr von Hand an Land geschleppt son­dern mit einer Con­tai­ner­brü­cke. Zu jeder Con­tai­ner­brü­cke steht also ein Team von etwa acht Mann bereit, um die genorm­ten Con­tai­ner im Eil­zug­tem­po vom Schiff zu holen. Stünd­lich etwa drei­ßig Con­tai­ner mit einem Gewicht von bis zu 30 Ton­nen. Min­des­tens 200 Con­tai­ner müs­sen in einer acht­stün­di­gen Schicht bewegt wer­den. Dann hat das Team Fei­er­abend – die Con­tai­ner­brü­cke aber nicht. Die nächs­te Schicht macht wei­ter, bis das Schiff be- oder ent­la­den ist.

Containerterminal

Die Con­tai­ner­brü­cken auf der Strom­ka­je in Bre­mer­ha­ven ste­hen auf 44 Räder, haben ein Gesamt­ge­wicht von etwa 2000 Ton­nen und kön­nen bis zu 112 Ton­nen Gewicht bewe­gen. Die Höhe bis zum Aus­le­ger beträgt über 51 Meter. Im Schritt­tem­po bewe­gen sich die Brü­cken auf einer 30,5 Meter brei­ten Spur par­al­lel zur Kaje.

Der Con­tai­ner­brü­cken­fah­rer schaut aus sei­nem Füh­rer­haus gut 50 Meter in die Tie­fe und bedient mit zwei Joy­sticks den Kran. Der Sprea­der (Grei­fer) rauscht in Stahl­sei­len hin­un­ter zum Con­tai­ner und wird mit Twist­locks per Knopf­druck am Con­tai­ner befes­tigt, um die­se aus dem Bauch des Schif­fes zu holen. Unten auf dem Schiffs­deck steht der Signal­mann und weist den Brü­cken­fah­rer ein. Tief unter dem Brü­cken­fah­rer sitzt der Vor­ar­bei­ter in sei­ner Kabi­ne. Er ent­schei­det, wel­che Luken be- oder ent­la­den wer­den und trägt die Num­mern der Con­tai­ner in einen Stau­plan ein.

Containerschiff

Wenn wie­der ein Con­tai­ner das Schiff ver­las­sen hat und an dicken Sei­len hoch über der Kaje schwebt, hat der Ein­wei­ser sei­nen Ein­satz. Über Sprech­funk steht er mit dem Brü­cken­fah­rer in Kon­takt und weist ihn ein, wo der Con­tai­ner abge­stellt wer­den soll. Län­ger als drei Stun­den darf nie­mand die Brü­cke fah­ren, dann wech­seln Ein­wei­ser und Brü­cken­fah­rer sich ab.

Con­tai­ner, die auf dem Schiff ver­la­den wer­den, müs­sen gut gesi­chert wer­den, damit sie wäh­rend der See­fahrt nicht ver­rut­schen und das Schiff in Gefahr brin­gen. Hier­für trägt der “Lascher” Sor­ge, der die Con­tai­ner mit Stan­gen und Twist­locks fest mit­ein­an­der verbindet.

Containerterminal

Schließ­lich arbei­ten an jeder Con­tai­ner­brü­cke noch drei Sta­pel­fah­rer, die die Con­tai­ner von der Kaje zu ihrem Stell­platz brin­gen. In der Fah­rer­ka­bi­ne befin­det sich ein Bild­schirm, auf dem den Sta­pel­fah­rern der zuge­wie­se­ne Con­tai­ner­stell­platz mit­ge­teilt wird.

Für ein Groß­con­tai­ner­schiff wie die “Maersk McK­in­ney Möl­ler“ zahlt die Ree­de­rei fürs Anle­gen an der Strom­ka­je in Bre­mer­ha­ven gut 30.000 Euro.
Quel­len:
“Hafen­ge­bühr soll im neu­en Jahr stei­gen”, Nord­see-Zei­tung vom 18.12.2013
Chris­toph Barth: “Die Män­ner vom Team N10”, Nord­see-Zei­tung v. 13.10.2015

Das war meine Werft — Folge 11

Das war mei­ne Werft — Fol­ge 11

Durch die stock­dunk­le Nacht prescht ein rie­si­ges Schiff mit fünf haus­ho­hen Mas­ten durch die schwie­ri­gen Gewäs­ser süd­lich der eng­li­schen Küs­te nach Wes­ten, dem Atlan­ti­schen Oze­an ent­ge­gen. Nur durch die Kraft des Win­des und ohne Maschi­nen­un­ter­stüt­zung wird das bis zum Maxi­mum bela­de­ne größ­te quer­ge­ta­kel­te Segel­schiff der Welt vor­an­ge­trie­ben. Es ist die Preu­ßen, die bei der Joh. C. Teck­len­borg Werft am 7. Mai 1902 vom Sta­pel lief.Das war meine Werft - Folge 111842 errich­te­te der Bre­mer Zim­mer­baas Jan Simon Abe­gg in Bre­mer­ha­ven einen Schiff­bau­be­trieb. 1845 über­nahm Franz Teck­len­borg die Werft. Die Lei­tung hat­te der gelern­te Schiffs­zim­me­rer Johann Carl Teck­len­borg inne. Die Schiffs­werft trug den Namen “Joh. C. Teck­len­borg A.-G. Schiffs­werft und Maschi­nen­fa­brik, Bre­mer­ha­ven-Geest­e­mün­de”.   Um die Wen­de zum 20sten Jahr­hun­dert zähl­te die Teck­len­borg-Werft im damals preu­ßi­schen Geest­e­mün­de  zu den ältes­ten und bedeu­tends­ten Werf­ten im Deut­schen Reich.

Tecklenborg Werbung

Zunächst bau­te Teck­len­borg Holz­schif­fe, schaff­te aber – wie nur weni­ge Werf­ten — den Über­gang zum moder­nen Eisen­schiff­bau. Dafür war es erfor­der­lich, die Werft auf die ande­re Sei­te der Gees­te nach Geest­e­mün­de zu ver­le­gen. Teck­len­borg kauf­te 1881 auf dem Mühl­acker — einer von der Gees­te umflos­se­nen Halb­in­sel — ein ent­spre­chen­des Gelän­de für neue moder­ne Werft­an­la­gen und bau­te fort­an auf bis zu sie­ben Hel­gen Damp­fer und Segel­schif­fe aus Eisen und Stahl und begann mit dem Kes­sel- und Maschinenbau.

Joh. C. Tecklenborg Werbung

18 Groß­seg­ler lie­fen hier vom Sta­pel, dar­un­ter auch das Fünf­mast­voll­schiff “Preu­ßen”, das die für ein Segel­schiff unglaub­li­chen Abmes­sun­gen von 135,5 Meter Län­ge und 16,4 Meter Brei­te auf­wies. Der Groß­mast hat­te eine Höhe von 57 Metern, und die Segel­flä­che betrugt rie­si­ge 5560 Qua­drat­me­ter. Das Schiff war der gan­ze Stolz der in Ham­burg ansäs­si­gen Ree­de­rei  F. Laeisz, die es vor­wie­gend zum Trans­port von Sal­pe­ter von Süd­ame­ri­ka nach Deutsch­land ein­setz­te. Der Rah­seg­ler “Preu­ßen” war das ein­zi­ge Fünf-Mast-Voll­schiff ohne Hilfs­an­trieb, das jemals die Mee­re befuhr. Sie dien­te als Vor­bild für das im Jah­re 2000 in Dienst gestell­te Segel-Kreuz­fahrt­schiff “Roy­al Clip­per”.Das war meine Werft - Folge 11Auch die eben­falls an die Ree­de­rei F. Laeisz abge­lie­fer­te Vier­mast­stahl­bark, “Padua” lief hier im Jah­re 1926 vom Sta­pel. Das Schiff, das heu­te mit dem Namen “Kru­zens­tern” unter rus­si­scher Flag­ge segelt, gehör­te zu den berühm­ten Fly­ing P‑Linern der Redee­rei. Regel­mä­ßig macht der Groß­seg­ler in Bre­mer­ha­ven fest.

Tecklenborg-Werft

1914 wur­de am Vor­abend des Ers­ten Welt­krie­ges das für den “Deutschen–Schulschiff-Verein” auf der Teck­len­borg Werft gebau­te Segel­schul­schiff “Groß­her­zog Fried­rich August“ in Dienst gestellt. 1919 muss­te die Bark als Repa­ra­ti­ons­zah­lung nach Eng­land abge­ge­ben wer­den und wur­de von dort schließ­lich 1923 an Nor­we­gens Ree­der­ver­band ver­kauft. Die Drei­mast-Bark ist wur­de auf den Namen “Stats­raad Lehm­kuhl” umge­tauft und ist heu­te noch regel­mä­ßig als Schul­schiff für die König­li­che Nor­we­gi­sche Mari­ne auf allen Welt­mee­ren anzu­tref­fen. Das im ver­gan­ge­nen  Jahr hun­dert Jah­re alt gewor­de­ne Segel­schiff kommt auch immer mal wie­der in sei­ne Geburts­stadt Bremerhaven.

Stapelllauf "Schulschiff Deutschland"

Das letz­te Segel­schiff, das in der Teck­len­borg Werft im Jah­re 1927 vom Sta­pel lief, war die “Schul­schiff Deutsch­land”, ein für die Han­dels­schiff­fahrt als Voll­schiff geta­kel­ter Drei­mas­ter. Der fast 90 Jah­re alte Groß­seg­ler ist seit 1995 ein Kul­tur­denk­mal und liegt als Muse­ums­schiff in Bremen-Vegesack.

Hochseeschlepper "Seefalke"

Auf der Teck­len­borg Werft wur­den aber nicht nur Segel­schif­fe gebaut. So bau­te die Werft im Jah­re 1924 für die Ree­de­rei W. Schuch­mann den Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” und rüs­te­te ihn mit zwei MAN-Moto­ren aus. Mit sei­nen 3.000 PS soll es damals welt­weit kei­nen gleich star­ken Schlep­per gege­ben haben.

Der Pas­sa­gier­damp­fer “Johann Hein­rich Bur­chard” war das größ­te Schiff, das auf der Teck­len­borg Werft gebaut wur­de. Es war für den Süd­ame­ri­ka­dienst der Ham­bur­ger Ree­de­rei HAPAG bestimmt, lief am 10.02.1914 vom Sta­pel und lag wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges im Kaiserhafen.

Schnelldampfer Johann Heinrich Burchard

Nach dem ver­lo­re­nen Ers­ten Welt­krieg geriet der Schiff­bau in Deutsch­land in eine schwe­re Kri­se, die auch nicht an der Teck­len­borg Werft vor­über­ging. 1926 schloss sich die Bre­mer Werft AG Weser mit sie­ben ande­ren Werf­ten zur “Deut­sche Schiff- und Maschi­nen­bau Akti­en­ge­sell­schaft” (Deschi­mag) zusam­men. Eine die­ser Werf­ten war die Teck­len­borg Werft, die bereits wie­der ren­ta­bel arbei­te­te. Ver­lief die Zusam­men­ar­beit zunächst posi­tiv, soll­te sich das Blatt bald wen­den. Gro­ße und lukra­ti­ve Auf­trä­ge wur­den an die Werft AG Weser ver­ge­ben, die Teck­len­borg Werft erhielt nur noch Repa­ra­tur­auf­trä­ge. Sie wur­de der­art geschwächt, dass sie bald Ver­lus­te mach­te   und die Kapi­tal­eig­ner der Deschi­mag die Werft 1928 aus geschäfts­po­li­ti­schen Grün­den schlie­ßen und kom­plett demon­tie­ren lie­ßen. Die Schlie­ßung der Tra­di­ti­ons­werft bedeu­te­te für etwa 2.500 Beschäf­tig­te die Arbeitslosigkeit.

Eines der letz­ten unver­wech­sel­ba­ren Merk­ma­le der Werft war das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de — der graue Esel, wie man ihn auch nann­te. Er wur­de 1971 abgerissen.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 03.09.2012: “Intak­te Werft wird aufgegeben”.
Rolf-Micha­el Busch­ow: “Preu­ßen am Bug”, Preu­ßi­sche Zei­tung 1999
Kiel­horn, Deut­scher Han­dels­schiff­bau und sei­ne Gesetzgebung
Mes­se­ge­mein­schaft Teck­len­borg Bre­mer­ha­ven e. V.
Tors­ten Knob­loch: Kri­sen und Zusam­men­brü­che der Unter­we­ser­werf­ten in der Wei­ma­rer Republik

zum Weiterlesen

Museumsschiff “Wal” fit für die Saison 2015

Am 5. Mai 1938 lief der bei den Stet­ti­ner Oder­werf­ten gebau­te Dampf­eis­bre­cher “Wal” vom Sta­pel.  Nach sei­ner Ablie­fe­rung am 20.06.1938 an das Was­ser­stra­ßen­ma­schi­nen­amt Rends­burg wur­de die “Wal” als Eis­bre­cher im Kai­ser-Wil­helm-Kanal eingesetzt.

"Wal" im Neuen Hafen

Im Febru­ar 1987 durf­te die “Wal” im mitt­ler­wei­le umge­tauf­ten Nord-Ost­see-Kanal das letz­te Eis bre­chen. 1990 wur­de sie außer Dienst gestellt und für 48.000 DM an die “Schif­fahrts-Com­pa­gnie Bre­mer­ha­ven e.V.” ver­kauft. Der Ver­ein brach­te das Schiff nach Bre­mer­ha­ven und restau­rier­te es. Schon in der dar­auf fol­gen­den Sai­son 1991 konn­te das Muse­ums­schiff in See stechen.

In die­sem Jahr fin­det für die “Wal” also die 25. Jubi­lä­ums­sai­son statt. Da muss der alte Dampf­eis­bre­cher noch ordent­lich her­aus­ge­putzt wer­den. Dazu hat die Lloyd­werft den Auf­trag bekom­men, die Außen­haut und das Haupt­deck abzu­strah­len und neu zu lackie­ren. Schließ­lich soll das Schiff schick sein, wenn es zu Pfings­ten am Hafen­fest im nie­der­län­di­schen Delf­zie­jl teil­nimmt. Und dann geht es im Juni nach Hel­go­land und im Juli nach Flens­burg. Ja, und im August wird sich das Muse­ums­schiff natür­lich recht­zei­tig zur Sail 2015 wie­der in Bre­mer­ha­ven einfinden.

Maschinenraum Dampfeisbrecher "Wal"

Alles auf dem Dampf­schiff funk­tio­niert mit – Dampf. Zunächst muss der Kes­sel sei­ne Betriebs­tem­pe­ra­tur erreicht haben. Das ver­kün­det er durch einen dump­fen Ton aus dem Typhon. Zusätz­lich lässt er stolz eine hel­le Dampf­wol­ke in den Him­mel stei­gen. Nun kann der Dampf­druck auf die 1200 PS star­ke Maschi­ne gelei­tet wer­den, um den Pro­pel­ler, der im Durch­mes­ser 4,5 Meter misst, anzutreiben.

Aber auch die Hilfs­ma­schi­nen für die zwei Win­den, die Ruder­ma­schi­ne, die Pum­pen für das Kühl­was­ser und das Spei­se­was­ser, und die Pum­pen zum Len­zen und zum Feu­er­lö­schen – alles wird mit der Kraft des Damp­fes angetrieben.

Bis in die 1960er Jah­re wur­de der Kes­sel noch mit Koh­le befeu­ert. Als die Kes­sel aus­ge­tauscht wer­den muss­ten, ent­schied man sich aus wirt­schaft­li­chen Grün­den, den Dampf zukünf­tig mit leich­tem Heiz­öl zu erzeu­gen. Heiz­öl war damals kos­ten­güns­tig und zusätz­lich spar­te man Per­so­nal ein.

Wie jedes Jahr, so macht der Dampf-Eis­bre­cher „Wal” auch in sei­nem 77. Jahr attrak­ti­ve Rei­sen zwi­schen Weser, Elbe, Jade und Ems. Wie aus dem Törn­plan 2015 ersicht­lich ist, beginnt in die­sem Jahr die Sai­son am 22. Mai mit einer Pfingst­rei­se nach Hol­land. Mit einer Fahrt nach Hel­go­land endet die Sai­son im August.

Quel­len:
Wolf­gang Ehr­ecke: “ ‘Wal’ wie­der unter Dampf”, Nord­see-Zei­tung v. 11.3.2015
schiffahrts-compagnie.de
bremerhaven.de

Das erste China-Restaurant in Bremerhaven

Das ers­te Chi­na-Restau­rant in Bremerhaven

Am 2. Juli 1945 ver­häng­te der dama­li­ge Regie­ren­de Bür­ger­meis­ter Erich Vagts für Bre­mer­ha­ven eine Zuzugs­sper­re. Haupt­säch­lich durch die Zer­stö­run­gen des Bom­ben­an­griffs vom 18.09.1944 herrscht hier eine gro­ße Woh­nungs­not. Am 27. Juni 1950 wird die Zuzugs­sper­re auf­ge­ho­ben. Da ver­lässt der mit einer deut­schen Frau ver­hei­ra­te­te Kauf­mann Chin Lo die Ham­bur­ger “Chi­ne­sen Kolo­nie” und lässt sich in der See­stadt nieder.

Eroeffnung China-Restaurant "Pacific" in Lehe

Am 24.03.1951 eröff­net Chin Lo in der Storm­stra­ße 41 das “Paci­fic”. Es ist eine ein­fa­che Gast­stu­be. Das “Paci­fic” hat noch nicht das Ambi­en­te, wie man es heu­te gewohnt ist. Aber es ist das ers­te Chi­na-Restau­rant in Bre­mer­ha­ven, unweit des Ver­gnü­gungs­vier­tels an der Rickmersstraße.

Kueche Restaurant "Shanghai"

Nur zwei Jah­re spä­ter gibt es in Bre­mer­ha­ven zwei wei­te­re chi­ne­si­sche Spei­se­re­stau­rants: Shu-Ka Ling eröff­net 1953 in der Fels­stra­ße das “Shang­hai”. Und gegen­über des neu­en Kinos “Ala­din” in der Rick­mer­stra­ße gibt Chin Lo sei­nem zwei­ten Restau­rant den Namen “Hong­kong”.

Speiseraum Restaurant "Shanghai"

Zunächst fan­den sich beim “Chi­ne­sen” See­leu­te und US-Sol­da­ten ein. Doch die gro­ßen Por­tio­nen zu güns­ti­gen Prei­sen lock­ten auch mehr und mehr Bre­mer­ha­ve­ner an. Bald galt es als “schick”, beim Chi­ne­sen essen zu gehen. So eröff­nen Anfang der 1960er Jah­re wei­te­re Restau­rants in Geest­e­mün­de und Lehe. Heu­te bie­ten in Bre­mer­ha­ven zwölf Chi­na-Restau­rants ihre Spei­sen an. Doch die einst schlich­ten Gast­stu­ben gibt es nicht mehr. Längst haben sie den Gour­met­tem­peln mit ihren lan­des­ty­pi­schen Ein­rich­tun­gen Platz gemacht.
Quel­len:
Jür­gen Rab­bel: “Chi­ne­sen erobern die Stadt”, Nord­see-Zei­tung vom 12.02.2015
Sil­ke Hell­weg: “Die Welt­kriegs­flücht­lin­ge waren nicht will­kom­men”, Weser-Kurier vom 27.09.2015
Dr. Hart­mut Bickel­mann: “Die Anfän­ge der chi­ne­si­schen Gas­tro­no­mie in Bre­mer­ha­ven”, Vor­trag im Casi­no der Weser-Elbe-Spar­kas­se am 10.02.2015

Was nun, Kriegsfischkutter “Wilhelm Peter”

Pana­ma, Kari­bik, Äqua­tor, Gua­te­ma­la, Hon­du­ras – Traum­rei­sen für jeden Skip­per. Auch der ehe­ma­li­ge Kriegs­fisch­kut­ter “Wil­helm Peter” tauch­te hier auf, wenn er mal wie­der zu einer Expe­di­ti­on unter­wegs war. Kriegsfischkutter "Wilhelm Peter"

Gold, Dia­man­ten und Per­len – sol­che Schät­ze fand Her­bert Gre­gor beim Tau­chen und hol­te sie an die Was­ser­ober­flä­che. Vor­her hat er viel Zeit inves­tiert, um zu recher­chie­ren, wo ein vor lan­ger Zeit unter­ge­gan­ge­nes Schiff auf dem Mee­res­grund lie­gen könnte.

Kriegsfischkutter "Wilhelm Peter"

Sol­che Expe­di­tio­nen nach im Sturm aus­ein­an­der gebro­che­nen und gesun­ke­nen Schif­fen wird es für den Motor-Gaf­fel-Seg­ler nie wie­der geben. Ein Tau­cher hat das Schiff inspi­ziert und vie­le maro­de Stel­len am Rumpf gefun­den. Die schlimms­ten Schä­den befan­den sich an der Was­ser­ober­flä­che, aber auch am Unter­was­ser­schiff hat der Zahn der Zeit übel genagt. Wie ich hier berich­tet habe, muss­te der ehe­ma­li­ge Kriegs­fisch­kut­ter “Wil­helm Peter” aus Grün­den der Sicher­heit zwangs­ge­räumt wer­den und sein nas­ses Ele­ment ver­las­sen. Das Wrack hät­te jeden Augen­blick sin­ken können.

Kriegsfischkutter "Wilhelm Peter"

Neu­gie­rig auf den letz­ten Stand­ort des Kut­ters habe ich mich auf die Suche gemacht. Im nörd­li­chen Fische­rei­ha­fen wur­de ich fün­dig. Die einst stol­ze “Wil­helm Peter” lagert am äußers­ten Ende der Hoch­see­stra­ße auf Kant­höl­zern und ist mit einem Bau­zaun vor Unbe­fug­ten gesichert.

Kriegsfischkutter "Wilhelm Peter"

Die Eigen­tü­mer sol­len von der Fische­rei­ha­fen-Betriebs­ge­sell­schaft (FBG) schrift­lich auf­ge­for­dert wor­den sein, dass Wrack zu ent­sor­gen. Natür­lich rech­net nie­mand im Ernst damit, dass die betag­ten und mit­tel­lo­sen Eigen­tü­mer der Auf­for­de­rung nach­kom­men kön­nen. Wahr­schein­lich wird die FBG die Ber­gungs- und Abwra­ckungs­kos­ten in Höhe von geschätz­ten 50.000 Euro selbst auf­brin­gen müssen.