Historischer Spaziergang durch Geestemündes Schillerstraße

His­to­ri­sche Spa­zier­gän­ge unter der Füh­rung von Rose­ma­rie Blum, Vor­sit­zen­de des Bür­ger­ver­eins Geest­e­mün­de, sind sehr beliebt. Kürz­lich tra­fen sich etwa 70 Leu­te an der Hum­boldt­schu­le, um gemein­sam in der Schil­ler­stra­ße auf Spu­ren­su­che zu gehen.

Humboldtschule in der Schillerstraße

An der Hum­boldt­schu­le ende­te Ende der 1920er Jah­re die Schil­ler­stra­ße. Damals plan­te man den Bau einer Schu­le mit 16 Klas­sen. Im Jah­re 1928 war Bau­be­ginn, und am 30. April 1930 konn­te die neue Schu­le, die im Bau­haus­stil errich­tet wur­de, end­lich ein­ge­weiht werden.

Die Spa­zier­gän­ger muss­ten nicht weit gehen, bis sie sich an der Ecke Schil­ler­stra­ße  zur Georg-See­beck-Stra­ße vor der Knei­pe “Zum Grü­nen Jäger” wie­der ver­sam­mel­ten. Frau Blum wies dar­auf hin, dass es die­se Knei­pe “schon immer gege­ben” habe. Und die angren­zen­den Häu­ser Schil­ler­stra­ße 100 und 102 sol­len rei­che Fisch­kauf­leu­te gebaut haben.

Wei­ter ging es zur Schil­ler­stra­ße 94, ein ehe­ma­li­ger Beam­ten­wohn­block mit einer Brot­fi­lia­le von Eme­lie Turek im Sou­ter­rain. Zwei Häu­ser wei­ter, in der Schil­ler­stra­ße 90, ver­kauf­te Schlach­ter Abels von 1960 bis 1990 sei­ne Fleisch- und Wurstwaren.

Schillerstrasse

Aus alten Adress­bü­chern hat Frau Blum in Erfah­rung gebracht, dass es im Jah­re 1939 in der Schil­ler­stra­ße 33 Gewer­be­trei­ben­de gege­ben hat. Und für das Jahr 1979 hat sie sogar 46 Geschäf­te aus­ge­macht. Heu­te sol­len es nur noch 17 sein. Die Spa­zier­gän­ger erfuh­ren auch, dass vie­le der heu­ti­gen Gebäu­de in der Schil­ler­stra­ße ist nach dem Krieg erstellt wur­den, oft­mals auf den alten Kel­ler­wän­den der Ruinen.

Für alt­ein­ge­ses­se­ne Bre­mer­ha­ve­ner war es sicher­lich auch inter­es­sant zu erfah­ren, dass es an der Fried­rich­stra­ße die Fabrik “Carl zur Wie­den” gab, in der Obst­säf­te her­ge­stellt wur­den. Die Rück­sei­te des Fabrik­ge­län­des grenz­te an die Raabestraße.

Abschlie­ßend beklag­te Frau Blum, dass es auch hier in der Schil­ler­stra­ße zu vie­le Schrott­im­mo­bi­li­en gäbe. Wie in ande­ren Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­tei­len ver­sucht auch in Geest­e­mün­de ein Stand­ort­ma­na­ger, mit den Eigen­tü­mern der Schrott­im­mo­bi­li­en ins Gespräch zu kom­men, um gemein­sam nach Lösun­gen zu suchen.
Quel­le:
Jür­gen Rab­bel: Geschichte(n) von Geschäf­ten, Nord­see-Zei­tung vom 02.05.2015

Goethestraße 11 — Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Goe­the­stra­ße 11 — Vom Och­sen­fleisch zum Eiscafé

Im Jah­re 1890 begann der Bau­un­ter­neh­mer Juli­us Addiks, die ers­ten Häu­ser in der gera­de neu ange­leg­ten Goe­the­stra­ße (damals Juli­us­stra­ße) zu bau­en. Wil­helm II., der 1888 gera­de Deut­scher Kai­ser gewor­den war, ent­ließ 1890 sei­nen Kanz­ler Otto von Bismarck.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Die ersten Bewohner

In die­ser Zeit muss auch das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße errich­tet wor­den sein. Das Leher Adress­buch des Jah­res 1910 ver­rät uns, wer die ers­ten Bewoh­ner waren. Eine beruf­lich illus­tre Gesell­schaft wohn­te dort unter einem Dach. Der eine war Satt­ler, und der ande­re war Maschinist.

Eckladen Goethestraße

Wei­ter­hin wohn­ten zwei Kell­ner, ein Jung­mann und ein Ober-Ste­ward in dem Haus. Auch zwei Schrift­set­zer, einen Tisch­ler, einen Schnei­der­meis­ter, zwei Schlach­ter, einen Werks­meis­ter, eine Wit­we, einen Arbei­ter, einen Mon­teur und einen Maler beher­berg­te das Gebäu­de. Und im Erd­ge­schoß bot Schlach­ter­meis­ter Albin Not­h­na­gel sei­ne Fleisch­pro­duk­te an, etwa ähn­lich wie auf dem obi­gen Bild.

Inflationspreise

Die Hyperinflation

Das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße hat wirk­lich viel gese­hen: Der Ers­te Welt­krieg kam, und er ging vor­über. Zurück ließ er eine Infla­ti­on, die 1923 als Hyper­in­fla­ti­on ihren Höhe­punkt erreich­te. Im Juni 1914 hat­te ein Dol­lar noch den Wert von 4,20 Mark. Bis zum 14. Novem­ber 1923 war der Wert auf sagen­haf­te 4.200.000.000.000 Mark ange­stie­gen. Wie über­all in Deutsch­land führ­ten die stän­dig stei­gen­den Lebens­mit­tel­prei­se auch in den Unter­we­ser­or­ten zu schwe­ren Unruhen.

1923 wird Ochsenfleisch angeboten

Aber auch die­se schwe­re Zeit ging vor­über. Das Haus erleb­te im Jah­re 1924 die Fusi­on der bei­den Unter­we­ser­or­te Lehe und Geest­e­mün­de. Die neue Stadt hieß Weser­mün­de, und fort­an ver­rich­te­te Flei­scher­meis­ter Albin Not­h­na­gel sein Hand­werk eben in der Goe­the­stra­ße 11 in Weser­mün­de. Das Adress­buch aus dem Jah­re 1939 ver­spricht uns jeden­falls, das Meis­ter Not­h­na­gel in jenem Jahr hier noch sei­ne Fleisch­wa­ren anbot.

reichsfleischkarte

Lebensmittelkarten

Der Meis­ter hat­te alle Hän­de voll zu tun in die­ser Zeit. Er muss­te das zuge­teil­te Fleisch besor­gen und zu Wurst ver­ar­bei­ten. Das Fleisch für sei­ne Kund­schaft schnitt er selbst­ver­ständ­lich per­sön­lich zurecht. Abends muss­te er die für das ver­kauf­te Fleisch ent­ge­gen­ge­nom­me­nen Fleisch­mar­ken in ein Buch ein­kle­ben und die Abrech­nung für das Lebens­mit­tel­amt erstellen.

Das Haus Goe­the­stra­ße 11 sah Adolf Nazi kom­men. Wahr­schein­lich muss­te es, den ande­ren Häu­sern gleich, ertra­gen, wie die Haken­kreuz­fah­nen aus sei­nen Fens­tern hin­gen. Es erleb­te 1939 die Ver­ei­ni­gung von Bre­mer­ha­ven mit Weser­mün­de. Es sah den Zwei­ten Welt­krieg kom­men und das Tau­send­jäh­ri­ge Reich nach nur zwölf Jah­ren in Schutt und Asche lie­gen. Die Asche des “Größ­ten Füh­rers aller Zei­ten” lag nun eben­falls im Dreck.

1948 volle Schaufenster

Der Krieg war been­det, das Haus Goe­the­stra­ße 11 hat auch das Tau­send­jäh­ri­ge Reich über­lebt. Jetzt kamen erst die Bri­ten und dann die Ame­ri­ka­ner nach Weser­mün­de, und im Jah­re 1947 befahl der ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­gou­ver­neur, dass die Stadt nun Bre­mer­ha­ven hei­ßen soll. Und seit­her steht das Haus nicht mehr in Weser­mün­de son­dern in Bremerhaven.

Währungsreform

Der 21. Juni 1948 ist wie­der so ein gro­ßer Tag, den das Haus wohl für immer in Erin­ne­rung behal­ten wird: In den West­zo­nen wird die Wäh­rungs­re­form durch­ge­führt. Und am nächs­ten Tag stan­den vie­le fas­sungs­los vor den Schau­fens­tern mit den lan­ge ver­miss­ten Fleisch- und Wurst­wa­ren. Die Hun­ger­jah­re sind vorbei!

voller Laden

Ein erneu­ter Blick in das Adress­buch der Jah­re 1949/1950 ver­rät uns, dass der Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel hier kei­ne Schwei­ne mehr schlach­tet. Nun betritt Flei­scher­meis­ter Died­rich Hane­win­kel die Büh­ne  und freut sich, als im Jah­re 1950 die Lebens­mit­tel­kar­ten end­lich abge­schafft wer­den. Die Schre­cken des Zwei­ten Welt­krie­ges gerie­ten lang­sam in Ver­ges­sen­heit, als das “Wirt­schafts­wun­der” Deutsch­land überfällt.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Wenn die Haus­frau einen Sonn­tags­bra­ten auf den Tisch brin­gen woll­te, kauf­te sie ihn bei ihrem Metz­ger um die Ecke, bei Hane­win­kel. Irgend­wann waren sie ja auch “alt­ein­ge­ses­sen”, irgend­wann konn­te sich kaum jemand noch an Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel erin­nern. Und so ste­hen im Adress­buch der Jah­re 1980/81 auch gleich drei Hane­win­kel: Flei­scher­meis­ter Karl Hane­win­kel, Diet­rich Hane­win­kel und Heinz-Dirk  Hanewinkel.

Eiscafé Goethestraße Bremerhaven

Zehn Jah­re spä­ter wohnt in dem Hau­se Goe­the­stra­ße 11 nur noch Heinz-Dirk Hane­win­kel. Was aus dem Meis­ter gewor­den ist, könn­te uns viel­leicht das Haus ver­ra­ten, aber das schweigt. Also muss wie­der das Adress­buch zu Rate gezo­gen wer­den. 1987 betreibt Flei­scher­meis­ter Ewald Eller­mann den Flei­scher­la­den. Viel­leicht zehn Jah­re sind sei­nem Betrieb ver­gönnt, viel­leicht weni­ger. Wahr­schein­lich haben ihn die Super­märk­te ver­drängt. Im Adress­buch ist jeden­falls kein Flei­scher­meis­ter mehr ver­zeich­net. Der Schlach­t­er­la­den steht leer, seit min­des­ten 20 Jah­ren schon.

Laden Eiscafé Goethestraße

Eine Eisdiele zieht ein

Doch plötz­lich sieht das Haus in der Goe­the­stra­ße 11, wie sich zwei Frau­en für das Laden­lo­kal inter­es­sie­ren. Selt­sa­me Din­ge gesche­hen, die das Haus zunächst nicht ein­ord­nen kann. Aber irgend­wann öff­net sich der Vor­hang, und das Haus war­tet auf mit einem neu­en Akt. Zwei Frau­en, Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke, haben aus dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den eine tol­le Eis­die­le gezau­bert. Kron­leuch­ter bau­meln von der Decke her­un­ter, und schi­ckes Mobi­li­ar wur­de auf den erhal­te­nen Flie­sen­fuß­bo­den gestellt.

Eiscafé Faust Goethestraße

Und nun kom­men die Kin­der und kön­nen aus 16 Eis­sor­ten aus­wäh­len. Eini­ge sind sogar lak­to­se- und glu­ten­frei. Und vega­nes Eis soll es auch bald geben.  Wer kein Eis mag, der lässt sei­ne See­le bei einer der vie­len Kaf­fee­spe­zia­li­tä­ten oder bei einer Tas­se Maya-Tee bau­meln. Für den klei­nen Hun­ger ste­hen Kuchen und war­me Snacks auf der Karte.

Viel­leicht ent­wi­ckelt sich das so lie­be­voll ein­ge­rich­te­te Eis­ca­fé ja zu einem Sze­ne­treff für Stu­den­ten. Da hät­te das Haus in der Goe­the­stra­ße 11 bestimmt sei­ne Freu­de dran.

Eiscafé Faust Goethestraße

Eiscafe Faust schließt wieder

Das Haus an der Goe­the­stra­ße 11 liegt wie­der im Dorn­rös­chen­schlaf. Das Eis­ca­fé in dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den hat­te sich zu einem belieb­ten Treff­punkt ent­wi­ckelt. Aber Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke haben sich ent­schie­den, das “Faust” aus per­sön­li­chen Grün­den nach zwei­ein­halb Jah­ren wie­der zu schließen.

Eiscafé Faust Goethestraße

Ein neu­er Päch­ter wur­de wohl nicht gefun­den, und so ist es wie­der still um das Haus geworden.
Quel­len:
R. Dons­bach: Aus Schlach­t­er­la­den wird ein Eis­ca­fé, Nord­see-Zei­tung v 2.4.2015 
Adress­bü­cher des Stadt­ar­chi­ves Bremerhaven
Flei­sche­rei Pieh­ler, Brü­der­stra­ße 1,  08412 Werdau
M. Ber­lin­ke: Eis­ca­fé Faust schließt: Lehe ver­liert belieb­ten Anlauf­punkt, nord24.de vom 22.08.2017
Karin Guter­ding: Kom­men­ta­re und Lebens­lauf

 

Amerikaner in Bremerhaven — Folge 1

In der Dr.-Franz-Mertens-Straße steht noch heu­te ein in den Jah­ren 1937 – 1939 gebau­ter Gebäu­de­kom­plex, der am 02.10.1939 als Mari­ne­la­za­rett offi­zi­ell eige­weiht wur­de. Nach der Kapi­tu­la­ti­on im Mai 1945 über­nahm die ame­ri­ka­ni­sche Besat­zungs­macht das Laza­rett für die Behand­lung ihrer in Nord­deutsch­land sta­tio­nier­ten Sol­da­ten und ihrer Ange­hö­ri­gen.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

In den Jah­ren 1961 und 1962 wur­de das US Army Hos­pi­tal Bre­mer­ha­ven (33rd Sta­ti­on Hos­pi­tal) voll­stän­dig reno­viert und für moderns­te medi­zi­ni­sche Ver­fah­ren ein­ge­rich­tet. So gab es eine Sero­lo­gie, eine Rönt­gen­ab­tei­lung, eine Zahn­kli­nik und eine Augen­kli­nik. Auch ein EKG konn­te hier geschrie­ben und aus­ge­wer­tet werden.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Für die medi­zi­ni­sche Reha­bi­li­ta­ti­on der Sol­da­ten stand eine umfang­rei­che Phy­sio­the­ra­pie zur Ver­fü­gung, die eben­falls nach moderns­ten Erkennt­nis­sen ein­ge­rich­tet war: Whirl­pool, Wär­me­be­hand­lung mit Elek­tro­the­ra­pie, Übungs­ge­rä­te aller Art und ein gro­ßes Bewe­gungs­be­cken für ver­schie­de­ne Wasseranwendungen.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Doch obwohl hier im Bre­mer­ha­ve­ner US-Hos­pi­tal alle medi­zi­ni­schen Fach­rich­tun­gen ange­bo­ten wur­den, war es manch­mal erfor­der­lich, Pati­en­ten an das US-Hos­pi­tal in Frank­furt zu ver­le­gen. Beson­ders als in den Jah­ren 1990 und 1991 aus den Irak-Krie­gen Sol­da­ten mit schwe­ren psy­chi­schen Stö­run­gen zurück­ka­men, wur­den die­se an Spe­zia­lis­ten nach Frank­furt überwiesen.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Es war eine schlim­me Zeit für die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten. Nie­mand hat­te mehr damit gerech­net, in einen Krieg zie­hen zu müs­sen. Es war eine Zeit, in der das ohne­hin gut gesi­cher­te Hos­pi­tal beson­ders gründ­lich bewacht wur­de – Ter­ror­angst. Selbst die Unter­sei­te der Autos der Kran­ken­schwes­tern wur­de  mit einem Spie­gel inspiziert.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Wer das Hos­pi­tal­tor pas­sier­te, der betrat eine ande­re Welt – er war in Ame­ri­ka. Dort, wo heu­te die Apo­the­ke am Blink ihren Ver­kaufs­raum hat, war frü­her die Kan­ti­ne. Natür­lich wur­den ame­ri­ka­ni­sche Gerich­te ser­viert. Auf der Spei­se­kar­te stan­den Steak, Mac­ca­ro­ni Cheese und Ham­bur­ger. Und wie es in Ame­ri­ka üblich ist, wur­den an einem gro­ßen Büfett vie­le Salat- und Obst­sor­ten ange­bo­ten. Das Zah­lungs­mit­tel war natür­lich der Dollar.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Heu­te ist das alles vor­bei. Am 01.04.1993 haben die Ame­ri­ka­ner das US-Hos­pi­tal für immer geschlos­sen und das Grund­stück an die deut­sche Ver­wal­tung zurück­ge­ge­ben. Heu­te beher­bergt der vier­stö­cki­ge aus Zie­gel und Beton errich­te­te Bau das Nord­see Wirt­schafts-Zen­trum. Aber Gesund­heit spielt immer noch eine gro­ße Rol­le. Es gibt eine Apo­the­ke, Ärz­te ver­schie­de­ner Fach­rich­tun­gen, eine Tages­kli­nik für ambu­lan­te Ope­ra­tio­nen sowie ein Sani­täts­haus und ver­schie­de­ne ande­re Geschäfte.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Wenn man vom Innen­hof her das Haupt­haus betritt, erblickt man das gro­ße Trep­pen­haus. Hier scheint die Zeit still­ge­stan­den zu sein, es hat sich nichts ver­än­dert. Das schö­ne Trep­pen­ge­län­der und die bemal­ten Blei­ver­gla­sun­gen an den Fens­tern sind erhal­ten wor­den.  In der 3. Eta­ge steht noch immer eine alte Rezeption.

1950_US-Hospital

Und über­all sieht man noch immer eng­lisch­spra­chi­ge Schil­der: “AFTER 1630 PLEASE RING BELL”, for­dert das eine auf oder “Scrub suits hats requi­red bey­ond red line” ein anderes.

Eine klei­ne Beson­der­heit haben uns die Ame­ri­ka­ner aber hin­ter­las­sen: Die Tür­öff­nungs­me­cha­nis­men aus der Zeit der Ame­ri­ka­ner sind geblie­ben. Die brei­ten Tür­bü­gel die­nen gleich­zei­tig als Tür­klin­ke, sodass die Türen sich auto­ma­tisch öff­nen, wenn man dage­gen drückt.
Quel­len:
U. S. Army, Euro­pe Medi­cal Bul­le­tin, Vol. 20, No. 1, Janu­ary 1963
Mar­ti­na Albert: Medi­zin auf neu­es­tem Stand, Nord­see-Zei­tung vom 10.03.2015
Mar­co Butz­kus: 16 Jah­re – 16 Leben, Die ame­ri­ka­ni­sche Sei­te Bre­mer­ha­vens
www.usarmygermany.com

Traditionssegler “Eye of the Wind” in Elsfleth

Nach zwölf­mo­na­ti­ger Abwe­sen­heit kehrt der Groß­seg­ler Eye of the Wind zurück nach Els­fleth. Zur Hafen­stadt an der Unter­we­ser hat das Schiff seit 104 Jah­ren eine enge Bin­dung. Ende April nimmt der Wind­jam­mer dann Kurs auf neue Aben­teu­er in Nord- und Ost­see – mit einer Schiffs­füh­rung an Bord, die aus­schließ­lich aus Frau­en besteht!

"Eye of the Wind"

Nora Marye Moro de Lan­ge besetzt die wich­tigs­te Posi­ti­on an Bord. Die in Bar­ce­lo­na gebo­re­ne Kapi­tä­nin erlern­te die tra­di­tio­nel­le See­mann­schaft zunächst auf nie­der­län­di­schen Platt­bo­den­schif­fen und an der See­fahrt­schu­le, bevor sie in der Crew der Eye of the Wind von der Decks­ma­t­ro­sin zur Steu­er­frau und schließ­lich im Alter von nur 32 Jah­ren zur „Num­mer 1“ auf­stieg. Die ver­blüff­ten, aber durch­weg posi­ti­ven Reak­tio­nen ihrer Mit­seg­ler nahm die Skip­pe­rin von Anfang an mit Humor: „Bei unse­ren Gäs­ten an Bord ent­schul­di­ge ich mich immer gleich für das Feh­len von blau­er Uni­form, Pfei­fe und Bart. Die Erwar­tun­gen an einen typi­schen Käpt’n Iglo erfül­le ich lei­der nicht.“ Bei allen Segel­törns hat die 33-Jäh­ri­ge zwei wei­te­re kom­pe­ten­te Frau­en an ihrer Sei­te: Lisa Kohl­mei­er (30) aus Kiel und Brit­ta Alten­hoff (34) aus Hagen wech­seln sich im zwei­mo­na­ti­gen Tur­nus als Steu­er­leu­te ab und beset­zen damit die zweit­wich­tigs­te nau­ti­sche Posi­ti­on an Bord des 330 Ton­nen schwe­ren Rahseglers. 

"Eye of the Wind"

Els­fleth und die Eye of the Wind – ver­bun­den seit mehr als 100 Jah­ren
Die Ankunft des Zwei­mas­ters, des­sen abwechs­lungs­rei­che Geschich­te eng mit Els­fleth ver­knüpft ist, wird für den frü­hen Mor­gen des 23. April erwar­tet. Nur weni­ge Fluss­ki­lo­me­ter weser­ab­wärts, in Ober­ham­mel­war­den, war das Schiff im Jahr 1911 bei der berühm­ten Lüh­ring-Werft erbaut und unter dem Namen „Fried­rich“ vom Sta­pel gelau­fen. „Nor­ma­ler­wei­se lau­fen wir Els­fleth zwei­mal im Jahr an“, erklärt die Kapi­tä­nin. „Denn hier fin­den wir opti­ma­le Bedin­gun­gen, um das Schiff jeweils für die bevor­ste­hen­de Som­mer- oder Win­ter­sai­son umzu­rüs­ten. Im Herbst 2014 mach­te die Teil­nah­me an einer Groß­seg­ler-Regat­ta mit Kurs auf Lon­don den plan­mä­ßi­gen Auf­ent­halt an der Weser lei­der unmöglich.“ 

"Eye of the Wind"

Gali­ons­fi­gur ver­sinkt im Nord­at­lan­tik
Bei der dies­jäh­ri­gen ein­wö­chi­gen Früh­jahrs-Werft­zeit steht eine ganz beson­de­re Auf­ga­be auf dem Arbeits­plan der Stamm­be­sat­zung: Wäh­rend der Atlan­tik-Pas­sa­ge zwi­schen den Azo­ren und der Kanal­in­sel Jer­sey sorg­te ein Stur­maus­läu­fer für raue See und star­ken Wel­len­schlag, der die Gali­ons­fi­gur der Eye of the Wind aus ihrer mas­si­ven Hal­te­rung und in die Tie­fe des Atlan­tiks riss. Zuvor hat­te das mari­ti­me Kunst­werk fast 39 Jah­re an sei­nem Platz am Vor­ste­ven des Zwei­mas­ters ver­bracht. Der bekann­te Gali­ons­fi­gu­ren­schnit­zer Claus Hart­mann von der Weser­in­sel Har­rier­sand wird am 27. April in Els­fleth Maß neh­men, um anschlie­ßend eine schmu­cke Ersatz­fi­gur anzu­fer­ti­gen, die spä­tes­tens zur dies­jäh­ri­gen SAIL in Bre­mer­ha­ven prä­sen­tiert wer­den soll.

"Eye of the Wind"

Buch­pro­jekt und Schiffs­le­se­rei­se
Vor einem Jahr dien­te die Eye of the Wind an der Els­fle­ther Kaje als Kulis­se für ein beson­de­res Foto-Shoo­ting: Der bekann­te Ham­bur­ger See­fo­to­graf Peter Neu­mann rekon­stru­ier­te eine his­to­ri­sche See­not­ret­tungs-Sze­ne, wobei die Brigg einen gestran­de­ten Seg­ler dar­stell­te, aus des­sen Take­la­ge eine schiff­brü­chi­ge Per­son geret­tet wird. Die sehens­wer­ten foto­gra­fi­schen Ergeb­nis­se wur­den nun in einem Buch mit dem Titel „Respekt“ ver­öf­fent­licht, das aus Anlass des 150-jäh­ri­gen Jubi­lä­ums der Deut­schen Gesell­schaft zur Ret­tung Schiff­brü­chi­ger (DGzRS) her­aus­ge­ge­ben wur­de und seit weni­gen Tagen im Han­del erhält­lich ist (ISBN 978–3‑7822–1203‑8).

Lieb­ha­ber mari­ti­mer Lite­ra­tur soll­ten sich den 3. Okto­ber vor­mer­ken: Dann unter­nimmt die Arbeits­grup­pe Lite­ra­tur­plus Weser­marsch mit dem Groß­seg­ler „Groß­her­zo­gin Eli­sa­beth“ eine Schiffs­le­se­rei­se von Els­fleth nach Bre­mer­ha­ven und zurück. Mit an Bord die bei­den Autoren Harald Focke und Ulf Kaack, die aus ihrem Werk „Eye of the Wind – Einem Traum auf der Spur“ sowie wei­te­re mari­ti­me Tex­te lesen.
Quel­le:
Pres­se­mel­dung, 22.04.2015 |
www.traditions-segler.de         

Japanische Stadtplaner auf Rundgang im Goethequartier

Auf einer Rund­rei­se durch Deutsch­land besuch­ten japa­ni­sche Stadt­pla­ner im März die­ses Jah­res neben Wup­per­tal und Düs­sel­dorf auch Bre­mer­ha­ven. Auf einem Rund­gang durch das Goe­the­quar­tier inter­es­sier­te sich die Dele­ga­ti­on dafür, wie Bre­mer­ha­ven sei­ne Pro­ble­me mit leer­ste­hen­den und ver­fal­len­den Wohn­ge­bäu­den zu lösen versucht.

Japanische Stadtplaner in Bremerhaven

Auf­merk­sam auf Bre­mer­ha­ven sind die Japa­ner durch städ­ti­sche Publi­ka­tio­nen und durch Berich­te der Nord­see-Zei­tung im Inter­net gewor­den. Die his­to­ri­sche Nach­kriegs­ent­wick­lung und der demo­gra­fi­sche Wan­del führ­te in Japan zu ähn­li­chen Pro­ble­men wie bei uns in Deutschland. 

Nach dem Krieg gab es auch im zer­stör­ten Japan einen gro­ßen Bedarf an Neu­bau­ten. Schnell und mit ein­fa­chen Mit­teln wur­den soge­nann­te “Risi­ko-Häu­ser” gebaut. Den vor­wie­gend in Holz­bau­wei­se errich­te­ten Gebäu­den war von vorn­her­ein eine Lebens­dau­er von maxi­mal 30 Jah­re ange­dacht. Nun ste­hen die oft­mals nicht sanier­ba­ren Häu­ser leer, ver­fal­len und war­ten auf ihren Abbruch. 

Schrottimmobilie in Bremerhavens Kistnerstraße

Im Goe­the­stra­ßen­quar­tier  staun­ten die japa­ni­schen Gäs­te dar­über, dass in Bre­mer­ha­ven nicht nur des Leer­stand besei­tigt wird. Dort, wo eine Sanie­rung aus wirt­schaft­li­chen oder tech­ni­schen Grün­den nicht mög­lich ist, wird die hier gewon­ne­ne Frei­flä­che einer neu­en Bestim­mung – Grün­flä­che, Spiel­platz, Bau eines Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­hau­ses – zugeführt.

Aber auch über die ver­wal­tungs­tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten dis­ku­tier­ten die Gäs­te mit den Ver­ant­wort­li­chen der Bre­mer­ha­ve­ner Bau­be­hör­de. In den japa­ni­schen Ver­wal­tun­gen soll es nicht aus­rei­chend Spe­zia­lis­ten geben. In den dor­ti­gen Stadt­pla­nungs­äm­tern sei­en eher Gene­ra­lis­ten beschäf­tigt, Herr Dr. Nao­ta­ka Ota, Juni­or­pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Tsu­ku­ba, unse­ren Gast­ge­bern wissen. 

Japanische Stadtplaner in Bremerhaven

In Japan genießt das Eigen­tum durch das dor­ti­ge Recht nicht einen so star­ken Schutz, wie das in Deutsch­land der Fall ist. Dort kön­nen die Kom­mu­nen den Eigen­tü­mer zur Sanie­rung sei­nes Gebäu­des ver­pflich­ten oder es zwangs­wei­se abrei­ßen lassen.

Nach ihrer Rück­kehr in ihre Hei­mat wol­len die Gäs­te ihre neu gewon­ne­nen Erkennt­nis­se an die dor­ti­gen Bür­ger­meis­ter und Rats­mit­glie­der wei­ter­ge­ben.
Quel­len:
R. Dons­bach: Von Lehe ler­nen für Japans Städ­te,
Nord­see-Zei­tung. v. 12.3.2015
C. Hes­ke: Leher Lösun­gen für Japans Städ­te, Sonn­tags­jour­nal vom 15.03.2015

Alexander von Humboldt” verholt nach Bremen

Ein Jahr haben die Umbau­ar­bei­ten der “Alex­an­der von Hum­boldt” zu einem Hotel- und Gas­tro­no­mie­schiff gedau­ert. Nun ist es soweit. Am 18. April soll die Bark nach Bre­men ver­ho­len. Dort macht sie zunächst in der Über­see­stadt im Euro­pa­ha­fen fest. Ab 2016 soll sie dann als Sehens­wür­dig­keit an ihrem end­gül­ti­gen Lie­ge­platz an der Bre­mer Weser­pro­me­na­de Schlach­te liegen.

"Alexander von Humboldt" segelt nach Bremen

Bekannt wur­de die “Alex­an­der von Hum­boldt”, als sie ab 1988 mit grü­nen Segeln für das Bre­mer Beck´s Bier auf Wer­be­fahrt ging. Nun bekommt die Drei­mast­bark ande­re Auf­ga­ben. Sobald ihr Lie­ge­platz am Anle­ger 1 in Höhe der St.-Martinikirche her­ge­rich­tet ist, soll sie zum Essen und Trin­ken ein­la­den. Und für Über­nach­tungs­gäs­te sind etwa 40 Dop­pel- und Vier­bett­ka­bi­nen vor­ge­se­hen, alle mit Bad, TV und Inter­net­an­schluss ausgestattet.

An Deck sol­len etwa 200 Sitz­plät­ze zur Ver­fü­gung ste­hen, wei­te­re Sitz­plät­ze soll eine Außen­gas­tro­no­mie auf einem Pon­ton bie­ten. Für Ver­an­stal­tun­gen hat man die Maschi­nen­räu­me im Zwi­schen­deck her­ge­rich­tet. Die “Blaue Lagu­ne“, das Reich des Kapi­täns und gleich­zei­tig das Herz­stück der “Alex“, das seit jeher für offi­zi­el­le Anläs­se genutzt wur­de, konn­te kom­plett im ursprüng­li­chen Stil erhal­ten bleiben.

Nun soll am 9. Mai 2015 aber erst ein­mal die Eröff­nung groß gefei­ert wer­den. Als Gast wird der Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el erwar­tet, der eben­so aus Gos­lar stammt wie der neue Schiffs­eig­ner. Der öffent­li­che Gas­tro­no­mie­be­trieb nimmt dann am 11. Mai sei­ne Arbeit auf. Alle wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen fin­det man auf der neu­en Home­page des Schif­fes.

Die “Sedov” eröffnet Windjammer-Saison 2015

Schon am 26. März hat die rus­si­sche Vier­mast-Bark “Sedov” ihren Hei­mat­ha­fen Kali­nin­grad ver­las­sen und befin­det sich auf den Weg nach Bre­mer­ha­ven. Hier wird das größ­te Segel­schul­schiff der Welt als Vor­bo­te für die Sail 2015 am 9. April gegen Mit­tag erwar­tet und die dies­jäh­ri­ge Wind­jam­mer-Sai­son eröffnen.

Die "Sedov" eröffnet Windjammer-Saison 2015

Die 117,50 Meter lan­ge und 14,60 Meter brei­te “Sedov” wird wie gewöhn­lich an der See­bä­der­ka­je fest­ma­chen. Am 13. April wird sie Bre­mer­ha­ven gegen 16 Uhr ver­las­sen und Kurs auf Rich­tung Nor­we­gen neh­men. Laut Tou­ren­plan geht die Rei­se von Bre­mer­ha­ven über Trom­soe und Kir­kenes nach Mur­mansk. In ihrem Hei­mat­ha­fen wird die “Sedov” plan­mä­ßig 8. Mai erwartet.

Nach einem Kadet­ten­wech­sel sticht die Vier­mast­bark am 18. Mai für eine lan­ge Rei­se wie­der in See. Über das däni­sche am Klei­nen Belt gele­ge­ne Fre­de­ri­cia (Lie­ge­zeit 30. Mai bis 1. Juni) geht es wei­ter nach Ros­tock (Lie­ge­zeit 5. bis 8. Juni), Stet­tin, Kiel (Lie­ge­zeit 25. bis 29. Juni), Wil­helms­ha­ven (Lie­ge­zeit 4. bis 6. Juni), Ale­sund, Kris­ti­an­sand, Ros­tock (Han­se­sail Lie­ge­zeit 3. bis 9. August) um schließ­lich pünkt­lich zur Sail 2015 am 12. August in Bre­mer­ha­ven beim Sail-in das Wind­jam­mer-Fes­ti­val mit vie­len ande­ren Groß­seg­lern zu eröffnen.

Als in Lehe noch Kaffee geröstet wurde — Die Kaffeerösterei Emil Schütz

Am 14. Juli 1914 erschien der am 15. April 1891 in West­fa­len gebo­re­ne Emil Schütz auf dem Gewer­be­amt der Stadt Lehe und mel­de­te an, dass er in der Hafen­stra­ße 220 ein Fach­ge­schäft für Kaf­fee, Tee und Kon­fi­tü­ren eröff­net hat.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Sei­ne Kennt­nis­se über Kaf­fee­boh­nen hat er sich zuvor in der Bre­mer Fir­ma “Johann Jacobs” ange­eig­net. Nun woll­te er sein eige­nes Geschäft auf­bau­en. Doch das Schick­sal woll­te es zunächst anders. Der 1. Welt­krieg brach aus, und Emil Schütz muss­te, wie vie­le ande­re sei­ner Gene­ra­ti­on auch, den Waf­fen­rock anzie­hen. Erst 1918 soll­te er aus dem Krieg zurückkehren.

Nach Kriegs­en­de konn­te Emil Schütz sich end­lich dem Auf­bau sei­nes Geschäf­tes in der Hafen­stra­ße 220 wid­men und den Kaf­fee-Röst­be­trieb erheb­lich ver­grö­ßern. 1923 besaß er bereits 23 Filia­len in Bre­mer­ha­ven, Wuls­dorf, Nor­den­ham und Cux­ha­ven. Zwar wur­den in Emil Schütz Geschäf­ten auch Lebens­mit­tel ver­kauft, aber Kaf­fee, Tee und Kakao mach­ten den Haupt­um­satz aus.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Im Jah­re 1923 kauf­te Emil Schütz für sei­nen expan­die­ren­den Röst­be­trieb den leer­ste­hen­den alten Leher Güter­bahn­hof in der Molt­ke­stra­ße 11 – 24. Hier absol­vier­te Wal­ter Thür­mer, spä­te­rer Mit­in­ha­ber und Geschäfts­füh­rer der Dres­de­ner “Kaf­fee­rös­te­rei und Kaf­fee-Ersatz­fa­brik Max Thür­mer”, in den Jah­ren 1923 und 1924 ein Praktikum.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Emil Schütz bau­te den ehe­ma­li­gen Güter­bahn­hof zu einer Groß­rös­te­rei um und schloss in den nächs­ten Jah­ren nach und nach sei­ne Filia­len. Er woll­te sei­ne Kun­den nun direkt belie­fern. Neben Bre­mer­ha­ven und Nie­der­sach­sen waren sei­ne Ver­tre­ter bald auch in Sach­sen, Schle­si­en und sogar Ost­preu­ßen unter­wegs, um den mitt­ler­wei­le deutsch­land­weit bekannt gewor­de­nen “Schütz-Kaf­fee” an Ein­zel­händ­ler und Groß­ver­brau­cher aus­zu­lie­fern. In den Jah­ren 1926 und 1927 ver­ar­bei­te­te die Groß­rös­te­rei jähr­lich bis zu 7.000 Sack Kaffee.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Mit Aus­bruch des 2. Welt­krie­ges wur­den kei­ne Kaf­fee­boh­nen mehr impor­tiert. Um den Geschäfts­be­trieb auf­recht erhal­ten zu kön­nen, stell­te Emil Schütz sei­ne Rös­te­rei auf die Pro­duk­ti­on von Ersatz­kaf­fee um. In gro­ßem Umfang wur­den nun Getrei­de und Zucker­rü­ben­schnit­zel gerös­tet und dar­aus Mucke­fuck hergestellt.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Zwar gab es ein paar Schä­den durch Brand­bom­ben, aber im Gro­ßen und Gan­zen über­leb­te der Betrieb den Krieg unbe­scha­det. Ein gro­ßer Ver­lust für die Fir­ma war jedoch, dass beim Bom­ben­an­griff fünf Wohn- und Geschäfts­häu­ser zer­stört wur­den. Und als Deutsch­land nach Kriegs­en­de geteilt wur­de, konn­te Emil Schütz sei­ne ange­stamm­ten Kun­den im Osten nicht mehr beliefern.

Kaffeerösterei Emil Schütz

End­lich, im Jah­re 1948, tra­fen in Ham­burg und Bre­men wie­der die ers­ten Kaf­fee-Impor­te ein. Ein Segen, dass die Pro­duk­ti­ons­ge­bäu­de den Krieg über­lebt haben und der Röst­be­trieb sofort wie­der auf­ge­nom­men wer­den konn­te. Nun muss­te Ersatz für die ver­lo­ren gegan­ge­nen Absatz­märk­te geschaf­fen wer­den. Nicht nur im Elbe-Weser-Drei­eck konn­ten erfolg­reich Ein­zel­händ­ler für die Kaf­fee­sor­ten von der Schütz-Kaf­fee­rös­te­rei gewon­nen wer­den. Auch in West- und Süd­deutsch­land gelang es den Ver­tre­tern, neue Kun­den für den Qua­li­täts­kaf­fe aus Bre­mer­ha­ven zu begeistern.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Die Rös­te­rei  wur­de moder­ni­siert, und schon nach weni­gen Jah­ren konn­te die Vor­kriegs­pro­duk­ti­on über­trof­fen wer­den. Anfang der 1960er Jah­re waren 15 Ver­tre­ter mit ihren brau­nen VW-Bul­lis für die Groß­rös­te­rei auf deut­schen Stra­ßen unter­wegs. 50 Frau­en waren damit beschäf­tigt, den Kaf­fee zu sor­tie­ren und zu ver­pa­cken. In den Büros ver­dien­ten 14 Leu­te ihr Geld, und 20 Mit­ar­bei­ter waren für das Lager und den Trans­port ein­ge­teilt. Bis 1964 wur­den wöchent­lich 48 Stun­den gear­bei­tet, am Sonn­abend bis 14 Uhr.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Ab Mit­te der 1960er Jah­re wur­de in der Rös­te­rei vie­les auto­ma­ti­siert. Jetzt wur­de nicht mehr von Hand sor­tiert; eine Maschi­ne saug­te nun jede Boh­ne an und sor­tier­te die Fehl­far­ben aus. Auch ein neu­es Röst­ver­fah­ren wur­de ein­ge­setzt. Doch obwohl die Fir­ma Schütz ein her­vor­ra­gen­des eng­ma­schi­ges Ver­triebs­sys­tem mit Ver­kaufs­be­zir­ke in ganz West-Deutsch­land unter­hielt, obwohl auto­ma­ti­siert und moder­ni­siert wur­de: 1971 kam das Ende für Schütz-Kaf­fee. Das Unter­neh­men wur­de an die Bre­mer  Fir­ma Köl­le ver­kauft, die eini­ge Jah­re spä­ter von Kaf­fee Hag über­nom­men wur­de. Was blieb, war die lan­ge wei­ße Mau­er in der Molt­ke­stra­ße, auf der ein gro­ßer roter Kreis mit einem knien­den Bogen­schüt­zen prangte.
Quel­len:
Hup­ke & Schrö­ter: Geschich­ten aus Lehe —
Kaf­fee­rös­te­rei Emil Schütz, Sei­te 33
Dr. Georg Bes­sell: Hei­mat­chro­nik der Stadt Bre­mer­ha­ven, Sei­te 265
Rai­ner  Dons­bach: Vol­les Röst­aro­ma aus Lehe, Nord­see-Zei­tung vom 21.10.2011
Kaf­fee­tra­di­ti­on e.V., 38820 Halberstadt