Die Windjammer kommen — Teil 4

Wohl noch zu kei­ner Segel­schiff-Ver­an­stal­tung an der gesam­ten Nord- und Ost­see­küs­te haben sich so vie­le Wind­jam­mer prä­sen­tiert, wie zu der Sail Bre­mer­ha­ven 2015 erwar­tet wer­den. Auch aus Über­see steu­ern vie­le Seg­ler Bre­mer­ha­ven, so erst­mals die Vier­mast-Bar­ken­ti­ne “Esme­ral­da” aus Chi­le, die im Kai­ser­ha­fen I den Lie­ge­platz 9 ein­neh­men wird.

Windjammer "Esmeralda":

Die chi­le­ni­sche “Esme­ral­da” ist das Schwes­ter­schiff des spa­ni­schen Vier­mast­topp­se­gel­scho­ners “Juan Sebas­tián de Elca­no”, der aller­dings vier Groß­gaf­fel­se­gel führt. Dage­gen hat die “Esme­ral­da” seit 1970 am Fock­mast nur Rah- und Stag­segel und kein Scho­n­er­gaf­fel­se­gel mehr. Daher wird die “Esme­ral­da” nicht als Voll­schiff son­dern als Vier­mast-Bar­ken­ti­ne bezeichnet.

Die in Val­pa­rai­so behei­ma­te­te “Esme­ral­da” wur­de im Jah­re 1946 als “Don Juan de Aus­tria” im Auf­trag der spa­ni­schen Mari­ne in Cádiz auf Kiel gelegt. Ein Groß­feu­er auf der Werft zer­stör­te das Schiff. Anschlie­ßend bau­te die Werft das Schiff für die chi­le­ni­sche Mari­ne als “Esme­ral­da” fer­tig und ließ es im Jah­re 1953 vom Sta­pel laufen.

Die “Esme­ral­da” hat eine unrühm­li­che Ver­gan­gen­heit: Nach dem Mili­tär­putsch gegen die Regie­rung von Sal­va­dor Allen­de im Jah­re 1973 wur­de sie als Gefäng­nis­schiff ver­wen­det, auf dem unter Pino­chet Regime­geg­ner gefol­tert und getö­tet wur­den. Aus die­sem Grun­de ver­wei­ger­ten vie­le Staa­ten in die­ser Zeit dem Schiff das Befah­ren ihrer Hoheitsgewässer.

Mit der an ihren vier Mas­ten ver­teil­te Segel­flä­che von 2.870 Qua­drat­me­ter  kann der Groß­seg­ler eine Geschwin­dig­keit von maxi­mal 17 Kno­ten errei­chen. An Bord sol­len sich vier Geschüt­ze Kali­ber 5,70 cm befin­den. Die Aus­bil­dungs­fahr­ten führ­ten Schiff und Besat­zung zu Häfen in allen Tei­len der Erde. Außer­dem nahm die “Esme­ral­da” an meh­re­ren Groß­seg­ler­re­gat­ten teil.
Quel­len:
Schiff­s­por­trait in “Sail Bre­mer­ha­ven 2015″, Sei­te 6
wiki­pe­dia

Die Windjammer kommen — Teil 3

Die Wind­jam­mer kom­men — Teil 3

Schon die Ein­lauf­pa­ra­de mit rund 300 Schif­fen soll am 12. August 2015 ein gro­ßes Spek­ta­kel wer­den. Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck, der die Schirm­herr­schaft für die Sail 2015 über­nom­men hat, wird sich auf die Nor­di­sche Jagt “Grön­land” ein­schif­fen und die Para­de abnehmen. 

Windjammer Nordische Jagt "Groenland"

Die Nor­di­sche Jagt “Grön­land” wur­de 1867 in Nor­we­gen als Rob­ben­fän­ger gebaut. Kapi­tän Carl Kol­dew­ey kauf­te das Schiff im Jah­re 1868 und tauf­te es auf den Namen “Grön­land” um. Am 24. Mai 1868 brach er mit dem Schiff zur ers­ten deut­schen Polar­ex­pe­di­ti­on auf und erreich­te 81°45′ nörd­li­che Brei­te. Kein Segel­schiff ohne Hilfs­an­trieb hat jemals einen nörd­li­che­ren Punkt erreicht. Am 10. Okto­ber 1868 lief die “Grön­land” zum ers­ten Mal in Bre­mer­ha­ven ein.

Mit Kauf­ver­trag vom 26. Janu­ar 1973 hat das Deut­sche Schif­fahrts­mu­se­um das Schiff zu einem Kauf­preis von 120.000 DM erwor­ben. Die heu­te 147 Jah­re alte “Grön­land” gilt als eines der am bes­ten restau­rier­ten Segel­schif­fe in Euro­pa und ist als Bot­schaf­te­rin Bre­mer­ha­vens in Nord- und Ost­see unter­wegs. Um die nöti­ge Pfle­ge des wert­vol­len Tra­di­ti­ons­seg­lers küm­mert sich eine ehren­amt­li­che Stammcrew.
Quel­len:
Deut­sches Schiffahrtsmuseum
wiki­pe­dia
Schiff­s­por­trait in “Sail Bre­mer­ha­ven 2015”, Sei­te 91

Die Windjammer kommen – Teil 2

Mit einer Gesamt­län­ge von fast 110 Metern und rund 2.800 Qua­drat­me­tern Segel­flä­che darf man den rus­si­schen Wind­jam­mer “Mir” wohl zu den größ­ten Segel­schif­fen der Welt zäh­len. Und mit einem Tief­gang von 6,60 Meter taucht sie noch gut 30 Zen­ti­me­ter tie­fer in das Was­ser ein als die pol­ni­sche “Dar Mlod­zie­zy” (Lie­ge­platz 11). Natür­lich gebührt damit auch der “Mir” ein Platz im frisch aus­ge­bag­ger­ten Neu­en Hafen. Sie wird an Lie­ge­platz 13 liegen.

Windjammer "Mir"Foto: Patrick Wern­hardt | Lizenz: CC BY-SA 3.0

Das 3‑Mast-Voll­schiff “Mir” lief am 31. März 1987 in der Dan­zi­ger Lenin­werft vom Sta­pel und wur­de im Novem­ber des glei­chen Jah­res in Dienst gestellt. Sie ist das drit­te von sechs moder­nen Segel­schif­fen, die in den 1980er Jah­ren auf der Lenin­werft gebaut wur­de. Das ers­te Schiff die­ser Serie ist die etwas klei­ne­re “Dar Mlodziezy”.

Eig­ner der “Mir” ist die Sankt Peters­bur­ger Hoch­schu­le für Mari­ne­inge­nieu­re, die den see­män­ni­schen Nach­wuchs für die rus­si­sche Han­dels­ma­ri­ne aus­bil­det. Das wird Schiff mit einer Stamm­be­sat­zung von 55 aus­ge­bil­de­ten See­leu­ten gefah­ren. Außer­dem kön­nen bis zu 140 Kadet­ten oder ande­re Mit­rei­sen­de an Bord genom­men werden.

Mit der an ihren drei Mas­ten ver­teil­te Segel­flä­che von 2.771 Qua­drat­me­ter  kann der Groß­seg­ler eine Geschwin­dig­keit von 19,4 Kno­ten errei­chen. Damit gilt die “Mir” (Frie­den) als der­zeit welt­weit schnells­ter Rah­seg­ler. Die­se Geschwin­dig­keit erreicht das Schiff nicht zuletzt durch den moder­nen Riss des Rump­fes und der beson­de­ren Tech­nik der Rahen. Sie sind mit gro­ßer Distanz zum Mast ange­bracht und erlau­ben es der “Mir”, für einen Rah­seg­ler extrem hoch am Wind zu segeln.

Die gut trai­nier­te Stamm­crew konn­te sich auf vie­len “Tall Ship’s Races” gegen ihre Kon­kur­ren­ten durch­set­zen. Im Jah­re 1992 wur­de das Schiff Gesamt­sie­ger in der “Grand Regat­ta Colum­bus 92-Quin­cen­ten­ary“. Dane­ben hat der Seg­ler zahl­rei­che wei­te­re Wett­be­wer­be gewonnen.

Das Voll­schiff ist bei Hafen­fes­ten immer wie­der ein gern gese­he­ner Gast und mari­ti­mer Bot­schaf­ter Russ­lands. Freu­en wir uns, dass die “Mir” zur Sail 2015 im Neu­en Hafen in Bre­mer­ha­ven fest­ma­chen wird.
Quel­len:
wikipedia.de
ndr.de

Die Windjammer kommen — Teil 1

 

28.000 Kubik­me­ter Schlick hat der Eimer­ket­ten­bag­ger „Bag­ger Bre­mer­ha­ven“ vom Grund der Ost­sei­te des  Neu­en Hafens geholt. Nun weist das Hafen­be­cken auf einer Län­ge von 330 Metern wie­der sie­ben Meter Was­ser­tie­fe auf. Jetzt kön­nen sie ein­lau­fen, die gro­ßen Wind­jam­mer, und zwi­schen Gru­ben­kran und Restau­rant “Pier 6” festmachen.

Windjammer

Das 108 Meter lan­ge pol­ni­sche 3‑Mast-Voll­schiff “Dar Mlod­zie­zy“ gehört zu den schnells­ten Seg­lern der Welt und hat an vie­len Regat­ten erfolg­reich teil­ge­nom­men. Mit der an ihren drei Mas­ten ver­teil­te Segel­flä­che von 3.015 Qua­drat­me­ter  kann der Groß­seg­ler eine Geschwin­dig­keit von 16,5 Kno­ten erreichen.

Mit ihren 214 Besat­zungs­mit­glie­dern kann die “Dar Mlod­zie­zy” 60 Tage auf See blei­ben. So ver­ließ der Wind­jam­mer am 3. Sep­tem­ber 1987 nach einer Abschieds­fei­er ihren Hei­mat­ha­fen Gdy­nia (Dan­zig) und begab sich auf eine gro­ße Welt­rei­se. Neben der stän­di­gen Besat­zung hat­ten sich 108 Stu­den­ten ver­schie­de­ner Fakul­tä­ten ein­ge­schifft. Erst nach neun lan­gen Mona­ten kehr­te der Seg­ler nach Polen zurück und mach­te am 28. Mai 1988 in Szc­ze­cin (Stet­tin) fest.

Als die “Dar Mlod­zie­zy” am 4. Juli 1982 in Gdy­nia in Dienst gestellt wur­de, hat wohl kaum jemand geahnt, dass Bre­mer­ha­ven ein­mal der zwei­te Hei­mat­ha­fen für das schö­ne Schiff wer­den soll­te. Mitt­ler­wei­le ist der Groß­seg­ler hier häu­fig zu Besuch. Auch zur  Sail 2015 wird er in Bre­mer­ha­ven zu Gast sein und im Neu­en Hafen fest­ge­macht haben.
Quel­le:
Andrzej Pere­pecz­ko: “Dar Mlod­zie­zy

Die Armada kommt — die Sail 2015 ist seeklar

Nun wird sie bald an der Weser­mün­dung auf­tau­chen – die fast sie­ben Kilo­me­ter lan­ge Arma­da, bestehend aus 40 Groß­seg­lern und 100 klei­ne­ren Tra­di­ti­ons­schif­fen  – ange­führt von der “Alex­an­der von Hum­boldt II”, dem Flagg­schiff der dies­jäh­ri­gen Sail 2015. Und im Gefol­ge wer­den sich unzäh­lig wei­te­re Schif­fe und Schiff­chen tum­meln. Alle mit dem glei­chen Ziel vor Augen: Bremerhaven.

Sail 2015

Die Ver­ant­wort­li­chen rech­nen damit, dass eine Mil­li­on Bür­ger die See­stadt an den Sail-Tagen vom 12. bis 16. August bela­gern wer­den. Da rei­ben sich die Stadt­vä­ter schon heu­te die Hän­de: Am Ende der Sail 2015 sol­len Besu­cher, Buden­be­sit­zer und Schau­stel­ler 30 Mil­lio­nen Euro in die See­stadt gespült haben. Schließ­lich wer­den die Besu­cher nicht nur über die Dei­che fla­nie­ren. Wer schon mal da ist, der schaut hof­fent­lich auch in das Kli­ma­haus hin­ein. Oder in das Aus­wan­der­er­haus, oder in das Medi­ter­ra­neo, oder sie zie­hen wei­ter zum Fische­rei­ha­fen, um dort ihren Spaß zu suchen.

Das erhofft sich jeden­falls das Orga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee und ver­sucht, die Geld­bör­sen der anstür­men­den Gäs­te zu plün­dern, und zwar mit einer Fest­mei­le, die sich vom Neu­en Hafen bis zum Fische­rei­ha­fen erstreckt, mit Open-Air-Kon­zer­te auf drei Büh­nen und mit mehr als 100 Ver­an­stal­tun­gen.  Und natür­lich mit den Groß­seg­lern, die Wind­jam­mer­fans zur Open Ship einladen.

Doch eines ist in die­sem Jahr anders:  Damit die Schif­fe noch den gan­zen Sonn­tag im Hafen lie­gen blei­ben, wird es am Ende der Sail erst­mals kei­ne Aus­lauf­pa­ra­de geben. Statt­des­sen gibt es aber am Mitt­woch, 12. August, eine Ein­lauf­pa­ra­de: Gegen 11 Uhr for­ma­tie­ren sich 40 Groß­seg­ler und 100 klei­ne­re Tra­di­ti­ons­schif­fe auf der Weser nörd­lich des Con­tai­ner­ter­mi­nals. Ange­führt vom Flagg­schiff der Sail, der “Alex­an­der von Hum­boldt II”, segelt die Arma­da dann in Fün­fer-Rei­hen in Rich­tung Bremerhaven.

Wenn eine Arma­da “angreift”, ist natür­lich auch das Staats­ober­haupt nicht weit. Bun­des­prä­si­dent Joa­chim Gauck wird auf die Nor­di­schen JagtGrön­land” ein­schif­fen und der Arma­da ent­ge­gen­se­geln, die frem­den Hohei­ten begrü­ßen und die Sail 2015 am Nach­mit­tag offi­zi­ell eröffnen.

Am Don­ners­tag ab 15 Uhr zei­gen die Mann­schaf­ten der Wind­jam­mer, was sie so drauf haben. Wäh­rend die Gäs­te auf der Som­mer­ter­ras­se des Weser­strand­ba­des genüss­lich an ihrem Cock­tail nuckeln, kön­nen sie die span­nen­de Olym­pia­de der Trai­ness ver­fol­gen. Ganz wie einst Kai­ser Nero! Und um 18.30 Uhr geht es ab in den Him­mel, dann düsen an der Deich­pro­me­na­de Heiß­luft­bal­lo­ne ab in den abend­li­chen Himmel.

Natür­lich ist auch am Frei­tag viel los. Der Ton­nen­le­ger “Nor­der­grün­de” führt ab 14 Uhr sein Kön­nen vor. Um 14.30 Uhr tan­zen ein paar Schlep­per Bal­lett, und um 15 Uhr beginnt eine See­not­ret­tungs­de­mons­tra­ti­on, an der ein Hub­schrau­ber und ein Ret­tungs­kreu­zer betei­ligt sind. Ab 16 Uhr wird es in der Innen­stadt eng. Meh­re­re hun­dert Trai­nees, Kadet­ten und Seg­ler aus über 20 Natio­nen  tref­fen sich auf dem Hof der ehe­ma­li­gen Kaser­ne “Roter Sand” zu einem Umzug mit anschlie­ßen­der Kund­ge­bung und Sie­ger­eh­rung der Trai­nee-Olym­pia­de auf dem Theo­dor-Heuss-Platz. Musi­ker und Tän­ze­rin­nen wer­den den Umzug beglei­ten. Um 19 Uhr ver­sam­meln sich Trai­nees, Seg­ler und ande­re See­leu­te zu einer inter­na­tio­na­len Bord­par­ty im Schau­fens­ter Fischereihafen.

Der Sonn­abend beginnt um 10 Uhr mit einem öku­me­ni­schen Got­tes­dienst in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Gedächt­nis­kir­che, zu dem jeder herz­lich ein­ge­la­den ist. Ab 11 Uhr haben dann mehr als 30 Shan­ty-Chö­re mit über 1000 Sän­ge­rin­nen und Sän­ger ihren gro­ßen Auf­tritt und erzäh­len roman­ti­sie­rend vom har­ten und ent­beh­rungs­rei­chen Leben auf See, von Erleb­nis­sen, Fern­weh und Sehn­süch­ten der See­leu­te. Um 23 Uhr wird auf der Weser ein gro­ßes Höhen­fei­er­werk abgebrannt.

Am Sonn­tag klingt die Sail lang­sam aus. Natür­lich gibt es ab 11 Uhr wie­der Open Ship, und auch der Mit­tel­al­ter­markt am Hans-Sharoun-Platz öff­net wie­der. Um 18.30 Uhr star­ten von der Deich­pro­me­na­de die letz­ten Heiß­luft­bal­lons in den hof­fent­lich kla­ren Abend­him­mel. Dann kön­nen die Bal­lon­fah­rer aus der Höhe beob­ach­ten, wie die ers­ten Rah­seg­ler Bre­mer­ha­ven verlassen.

Wie die Stadt Bre­mer­ha­ven auf ihrer Home­page berich­tet, wol­len die die Orga­ni­sa­to­ren auch im Fische­rei­ha­fen ordent­lich Dampf machen und haben eine wei­te­re Attrak­ti­on in ihr Pro­gramm ein­ge­baut. Vom 12. bis 16. August las­sen sie dort “Dampf & Sail” auf­ein­an­der tref­fen: Dampf­schif­fe gehen im Fische­rei­ha­fen vor Anker, und an Land las­sen ein gutes Dut­zend Dampf­trak­to­ren und –wal­zen Dampf ab. Sogar eine Dampf­or­gel soll zu sehen sein. Pas­send zu den qual­men­den Schlo­ten spielt am Frei­tag, den 14.08.2015, von 15.30 Uhr bis 18 Uhr die Bre­mer­ha­ve­ner Deutschrock­band BRAND auf.

Wer zum Tref­fen der Wind­jam­mer nicht nach Bre­mer­ha­ven kom­men kann, hat die Mög­lich­keit, das Spek­ta­kel über das Inter­net zu ver­fol­gen. Ver­schie­de­ne Web­Cams wer­den rund um die Uhr tol­le Bil­der liefern:

Vom Dach des Atlan­tic Hotel Sail City aus sind die Weser der Neue Hafen und die See­bä­der­ka­je zu sehen.
Das Was­ser- und Schiff­fahrts­amt Bre­mer­ha­ven bie­tet einen Blick Rich­tung Wes­ten auf die Geest­e­mo­le und die Weser

AppsDie Nord­see-Zei­tung bie­tet eine kos­ten­lo­se Smart­phone-App zur SAIL2015 zum Run­ter­la­den an. Damit hat man das gan­ze Pro­gramm und alles über die Schif­fe und Ver­an­stal­tun­gen sowie Infor­ma­tio­nen zur Anfahrt und Park­mög­lich­kei­ten stets zur Hand.


Quellen:
Chris­ti­an Hes­ke: “Höhe­punk­te rund um die Seg­ler”, Sonn­tags­jour­nal, 10.5.2015
Dank Netz aus der Fer­ne ganz nah dabei sein”, Nord­see-Zei­tung, 9.07.2015
sail-bremerhaven.de/
Bremerhaven.de

 

Die Geschichte des Hauses Hafenstraße 153

Es ist das Jahr, in dem Fer­di­nand Braun den Nobel­preis für Phy­sik bekommt. Es ist das Jahr, in dem die Deut­sche Reichs­post den bar­geld­lo­sen Post­scheck­ver­kehr ein­führt. Es ist das Jahr, in dem sich der Möbel­händ­ler Hein­rich Wal­ler an der Hafen­stra­ße 64 ein fünf­ge­schos­si­ges Wohn- und Geschäfts­haus mit einer reich ver­zier­ten Fas­sa­de erbau­en lässt. Es ist das Jahr 1909.

Hafenstraße 153

1879: Wil­helm I. ist König von Preu­ßen und ers­ter Deut­scher Kai­ser. Tho­mas A. Edi­son bringt zum ers­ten Mal eine Glüh­bir­ne dau­er­haft zum Leuch­ten. Im glei­chen Jahr grün­det der 1856 gebo­re­ne Hein­rich Wal­ler sein Möbel- und Deko­ra­ti­ons­ge­schäft. Am 6. Febru­ar 1883 wird Sohn Karl geboren.

1888 wird Wil­helm II. Deut­scher Kai­ser, und Hein­rich Wal­ler  steht 1890 in den Ver­kaufs­räu­men sei­nes “Leher Hau­ses” in der Hafen­stra­ße 64 und ver­kauft Möbel.

1890 Wohnhaus Waller

1905: Fünf Jah­ren zuvor hat der Deut­sche Kai­ser in Bre­mer­ha­ven sei­ne “Hun­nen­re­de” gehal­ten. In die­sem Jahr ist der von einer deut­schen Welt­macht träu­men­de Kai­ser schon wie­der vor Ort und besich­tigt den Lloyd­schnell­damp­fer “Kai­ser Wil­helm II”. In Ber­lin wird der Dom ein­ge­weiht, und die Geest­e­mün­der kön­nen über 320 Tele­fon­an­schlüs­se mit­ein­an­der plaudern.

Hein­rich Wal­ler lässt im Hin­ter­hof ein Lager­haus bau­en. Als Bäcker­meis­ter Brüg­ge­mannn das Nach­bar­haus Hafen­stra­ße 66 zum Ver­kauf stellt, greift Hein­rich Wal­ler zu und beauf­tragt das Leher Archi­tek­tur­bü­ro Adolf Fischer mit dem Neu­bau eines Wohn- und Geschäftshauses.

Werbeanzeige Architekt Adolf Fischer

1909: In Wien wird Franz Lehárs Ope­ret­te “Der Graf von Luxem­burg” urauf­ge­führt, in Bre­mer­ha­ven wir der Kai­ser­ha­fen III in Dienst gestellt und am Fische­rei­ha­fen wird die “Ers­te Deut­sche Stock- und Klipp­fisch­wer­ke GmbH” gegrün­det. Ja, im August wer­den die “Bür­ger”, die Lloyd- und die Kai­ser­stra­ße zum ers­ten Mal mit elek­tri­schen Bogen­lam­pen beleuchtet.

Am 24. Janu­ar 1909 gibt Hein­rich Wal­ler in der Pro­vin­zi­al-Zei­tung sei­ner wer­ten Kund­schaft zur gefäl­li­gen Nach­richt, “dass wäh­rend des Neu­bau­es der Möbel-Ver­kauf zu äußerst bil­li­gen Prei­sen” wei­ter­geht. Der Möbel­ver­kauf fin­det wäh­rend der Bau­zeit im Lager­haus im Hin­ter­hof statt.

1909 Zeitungsanzeige Heinrich Waller

1911: Die Reichs­ver­si­che­rungs­ord­nung wird ver­ab­schie­det. In Dres­den wird die Oper “Der Rosen­ka­va­lier” von Richard Strauss urauf­ge­führt. In Ham­burg wird der alte Elb­tun­nel ein­ge­weiht, in Eng­land läuft die “Tita­nic” vom Sta­pel und in Bre­mer­ha­ven läuft die Bark “Deutsch­land” zur 2. deut­schen Süd­po­lar­ex­pe­di­ti­on aus. Und – alles schon dage­we­sen – die Orts­grup­pe Lehe des Arbei­ter-Abs­ti­nen­ten-Bun­des for­dert, die Prei­se für alko­hol­freie Geträn­ke auf die Höhe der Bier­prei­se zu senken.

Unter­des­sen ver­kau­fen in Lehe Hein­rich Wal­ler und sei­ne Ehe­frau Gesi­ne ihre Möbel nun in dem fer­ti­gen Wohn- und Geschäftshaus.

1911 Postkarte Hafenstrasse

Hein­rich Wal­ler bezeich­net sein Möbel­haus jetzt als “größ­tes Möbel­la­ger am Plat­ze” und hat eine eige­ne Tisch­ler- und Pols­ter­stät­te. Kom­plet­te Woh­nungs­ein­rich­tun­gen kann man bei Wal­ler kau­fen. Gelie­fert wird frei Haus, und man ist modern und nun auch unter der Leher Tele­phon­num­mer 1237 fern­münd­lich erreichbar.

Zeitungsanzeige Möbelhaus Waller

Es ist wirk­lich ein prunk­vol­les Haus gewor­den, das der Möbel­händ­ler Hein­rich Wal­ler sich hat bau­en las­sen. Im ers­ten Ober­ge­schoss befin­det sich die Bel­eta­ge. Der Zugang zur Woh­nung führ durch ein reprä­sen­ta­ti­ves Treppenhaus.

Wohnungseingangstür

Auch die Woh­nun­gen in den höher gele­ge­nen Stock­wer­ken haben eine Aus­stat­tung, die weit über dem Stan­dard lie­gen. Jede Woh­nung hatt ein Bade­zim­mer und ein Spül-WC. Die zur dama­li­gen Zeit übli­chen Gemein­schafts­toi­let­ten gibt es in die­sem Hau­se nicht. So ist es nicht ver­wun­der­lich, dass hier Bank­di­rek­to­ren, Ärz­te und ande­re wohl­ha­ben­de Leu­te wohnen.

Waller-Haus

Dem Zeit­geist ent­spre­chend, zeigt Hein­rich Wal­ler was er hat. Er lässt die Fas­sa­de sei­nes Pracht­bau­es mit viel Stuck ver­zie­ren. Den konn­te man sich damals aus einen Kata­log bestel­len. Reich ver­zier­te Orna­ment­plat­ten und dick­bäu­chi­ge Balus­tra­den ste­hen zur Ver­fü­gung. Auch Köp­fe Figu­ren wer­den ange­bo­ten. Der Bau­herr wählt aus, und der Archi­tekt setzt alles wie ein Puz­zle zu einem Gesamt­bild zusammen.

1909 Wallers Büste

Hein­rich Wal­ler bestellt die Orna­men­te bei der Leher Fir­ma Brüg­ge­mann und hat sich als Büs­te über sei­nem Haus­ein­gang ver­ewi­gen las­sen. Links und rechts von ihm schau­en sei­ne Frau Gesi­ne und sei­ne Toch­ter Frie­da eben­falls auf den Ein­gang hinunter.

Was Johann und Her­mann Brüg­ge­mann alles so im Ange­bot haben, prei­sen sie an den Fas­sa­den ihres neu­en Fir­men­ge­bäu­des an – es ist die 1898 erstell­te Rudelsburg. 

1918 Karl Waller verstorben

1918: Im Novem­ber flieht der Deut­sche Kai­ser in die Nie­der­lan­de und dankt ab. Der Ers­te Welt­krieg ist ver­lo­ren und Fried­rich Ebert wird der ers­te Reichs­kanz­ler der Wei­ma­rer Repu­blik. Und auch in Bre­mer­ha­ven ist Schluss mit König und Kai­ser: An der Unter­we­ser bil­det sich ein Arbei­ter- und Sol­da­ten­rat. Durch die “Bür­ger” mar­schie­ren Sol­da­ten und Arbei­ter zum heu­ti­gen Theo­dor-Heuss-Platz und demons­trie­ren für Frie­den und Demo­kra­tie. In Lehe wird der “Kai­ser­park” nun fol­ge­rich­tig umbe­nannt. Er bekommt den unver­däch­ti­gen Namen “Deut­scher Garten”

Hein­rich Wal­lers Sohn Karl wird nicht mehr mit­er­le­ben, wie man ver­sucht, aus dem Kai­ser­reich eine Repu­blik zu gestal­ten, die dann doch nur 14 Jah­re hal­ten wird. Er stirbt am 24. Novem­ber 1918 in einem Laza­rett in Königs­berg. Er hin­ter­lässt sei­ne Wit­we Dora und drei klei­ne Kin­der. 1919 ver­kauft Hein­rich Wal­ler sein Möbel­ge­schäft samt Haus an den Kauf­mann Carl Kam­mer­scheidt, der den Wert des Objek­tes vom Zim­mer­mann und Kreis­schät­zer Wil­helm Speck­mann schät­zen lässt.

1919 Wertschätzung Hafenstraße 64

Wenn­gleich Hein­rich Wal­ler sein Geschäft nach dem Tode sei­nes Soh­nes Karl auf­ge­ge­ben hat, am gesell­schaft­li­chen Leben nimmt er wei­ter­hin teil. Aus­kunft dar­über geben uns die his­to­ri­schen Pro­to­kol­le des Schüt­zen­ver­ein zu Lehe von 1848 e. V. So ist im Pro­to­koll-Buch ver­merkt, dass Hein­rich Wal­ler am 27. März 1897 an der Schüt­zen-Gene­ral-Ver­samm­lung Ver­eins­lo­kal H Breyer’s Hotel “Stadt Lehe” teil­ge­nom­men hat.

Für den 2. Juli 1932 ver­merkt das Pro­to­koll, dass der Vor­sit­zen­de des Schüt­zen­ver­eins der am 5. Juni began­ge­nen “gol­de­nen Hoch­zeit unse­res Ehren­schüt­zen Hein­rich Wal­ler und sei­ner Gat­tin” gedach­te. Auch an der Jah­res­ver­samm­lung vom 7. März 1934 nimmt Hein­rich Wal­ler teil.

1936 Anzeigen

Gele­gent­lich der Bei­rats­sit­zung vom 30. Juli 1936 gibt der Ver­eins­füh­rer des Schüt­zen­ver­eins bekannt, dass Hein­rich Wal­ler im Lau­fe des Tages ver­stor­ben ist, und zwar kurz nach sei­nem 80. Geburts­tag. Aber da gibt es schon ein ande­res Deutsch­land. Kein Kai­ser­reich mehr und auch kei­ne Wei­ma­rer Repu­blik – Deutsch­land ist nun ein Tau­send­jäh­ri­ges Reich. Und da schaut auch der preu­ßi­sche Minis­ter­prä­si­dent Her­mann Göring mal vor­bei und legt den Grund­stein für das Hoch­see­fi­scher-Ehren­mal an der Geest­e­mo­le. Beim Grund­stein ist es dann auch geblie­ben, das Ehren­mal wur­de nie gebaut. Naja, sol­che klei­nen Pat­zer pas­sie­ren auch den heu­ti­gen Politikern.

1897 grün­det der aus Cel­le stam­men­der Mey­er Behr in Ham­burg ein Schuh­ge­schäft, die Fir­ma Gebrü­der Behr. Es wer­den meh­re­re Zweig­nie­der­las­sun­gen eröff­net, eine davon in Lehe.

Die Geschäfts­füh­rung für das Schuh- und Beklei­dungs­ge­schäft wird Hein­rich Behn­ke über­tra­gen.  1917 trennt er sich von der Fir­ma Gebrü­der Behr und eröff­net in der dama­li­gen Hafen­stra­ße 112 ein eige­nes Schuhgeschäft.

Gebrueder Behr

1920: Die Repu­blik ist in Auf­ruhr, radi­ka­le Rech­te und Lin­ke zet­teln Auf­stän­de an, und Mor­de an poli­ti­schen Geg­nern sind an der Tages­ord­nung. Die NSDAP wird gegrün­det. Im Deut­schen Reich tre­ten 12 Mil­lio­nen Men­schen in einen Gene­ral­streik.  Der ehe­ma­li­ge Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­di­rek­tor Erich Koch-Weser wird Vize­kanz­ler, die Arbei­ter­wohl­fahrt wird gegrün­det und an der Kai­ser­schleu­se legt nach dem Krieg das ers­te Pas­sa­gier­schiff an. Es ist der frü­he­re Lloyd­damp­fer “Rhein”, der jetzt “Sus­queh­an­na” heißt.

Carl Kam­mer­scheidt trennt sich von sei­nem gera­de ein Jahr zuvor erwor­be­nen Haus Hafen­stra­ße 64. Sein Möbel­ge­schäft aber betreibt er im Hin­ter­hof noch eine Wei­le weiter.

1920 Kammerscheidt

Käu­fer des Hau­ses Hafen­stra­ße 64 ist Hein­rich Behn­ke, der hier jetzt sei­ne Schu­he ver­kau­fen will. Kurz vor dem Umzug von der Hafen­stra­ße 112 a in die Hafen­stra­ße 64 for­dert sein Schuh­haus “Roland” die Kund­schaft auf, jetzt “zu außer­ge­wöhn­lich bil­li­gen Prei­sen” zu kau­fen, denn “die Prei­se für Schuh­wa­ren stei­gen ganz gewaltig”.

Am 30. Novem­ber 1920 ist es soweit: Das Schuh­haus Hein­rich Behn­ke eröff­net und ver­kauft im Allein­ver­trieb die Schuh­mar­ke “Sala­man­der”. Bis zum 3. Dezem­ber erhal­ten alle Kun­den 3 %Rabatt, Kriegs­be­schä­dig­te und Krie­ger­wit­wen erhal­ten dau­er­haft 5 % Rabatt.

1920 Schuhhaus Behnke

Hein­rich Behn­ke schal­tet regel­mä­ßig Inse­ra­te in der Nord­west­deut­schen Zei­tung. So erfährt der Zei­tungs­le­ser am 22. Dezem­ber 1920, dass wie­der eine gro­ße Schuh­wa­ren­sen­dung ein­ge­trof­fen ist, die nun zu äußerst güns­ti­gen Prei­sen ange­bo­ten wer­den kann. Auch ist “eine Besich­ti­gung ohne Kauf­zwang gern gestat­tet”. Man weist dar­auf hin, dass man sich “neben Dro­ge­rie Rog­ge” befindet.

1920 Hafenstrasse

1924: In die­sem Jahr diri­giert Richard Strauß im Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­thea­ter sei­ne Oper “Salo­me” und Max Sieg­hold grün­det eine Werk­statt für Schiffs­re­pa­ra­tu­ren, wor­aus spä­ter die Schiffs­werft und Maschi­nen­fa­brik Max Sieg­hold wird. Und die Städ­te Lehe und Geest­e­mün­de ver­ei­ni­gen sich. 73.000 Ein­woh­ner hat die neue preu­ßi­schen Stadt Wesermünde.

1935 Hafenstrasse 153

Nun müs­sen vie­le Stra­ßen umbe­nannt wer­den, um Dop­pel­ben­en­nun­gen zu ver­mei­den. Die Hafen­stra­ße wird ver­län­gert und reicht nun vom Frei­ge­biet bis hin­auf zum Markt. Bei die­ser Gele­gen­heit wer­den auch die Haus­num­mern neu zuge­wie­sen. Aus der Hafen­stra­ße 64 wird die Hafen­stra­ße 153.

1936 Hafenstrasse

1944: Seit 1933 bestimmt der GröFaZ (Größ­te Füh­rer aller Zei­ten) die Geschi­cke des Groß­deut­schen Rei­ches. Anfang des Jah­res 1943 befiehlt er  16jährige Schü­ler an die Flug­ab­wehr­ka­no­nen, um den Weser­mün­der Luft­raum zu schützen.

An der Ost­front beginnt die Früh­jahrs­of­fen­si­ve der Roten Armee, und in Ber­lin wird der Film “Die Feu­er­zan­gen­bow­le” uraufgeführt.

1935 Hafenstrasse 153 und 155

Am 15. und am 18. Juni 1944 wird das Gebiet um die Pau­lus­kir­che bom­bar­diert. Eine Bom­be fällt auf das Rame­low-Gebäu­de, das Haus brennt aus. Die Brand­mau­er zum süd­lich angren­zen­den “Rog­ge­haus”, Hafen­stra­ße 155, mit der Dro­ge­rie im Erd­ge­schoss, wird so warm, dass auch die Bewoh­ner des Hau­ses 153 (Schuh­haus Behn­ke) ihren Luft­schutz­kel­ler ver­las­sen. Glück­li­cher­wei­se kann der Brand gelöscht wer­den, und nie­mand ist zu Scha­den gekommen.

1950 Hafenstraße

1945: Der GröFaZ hat sich erschos­sen, die Wehr­macht hat kapi­tu­liert. Die alli­ier­ten Sie­ger­mäch­te füh­ren nun die Hoheits­ge­walt in ihren Besat­zungs­zo­nen aus. Für Deutsch­land gilt ein abso­lu­tes Schiffs­bau­ver­bot, die noch vor­han­de­ne Han­dels­flot­te wird beschlag­nahmt. Statt Fisch­fang gibt es jetzt etwas für die Ohren: Der ame­ri­ka­ni­sche Sol­da­ten­sen­der “AFN Bre­mer­ha­ven” geht am 28. Juli auf Sendung.

Die Ame­ri­ka­ner haben sich das Haus Hafen­stra­ße 153 aus­ge­schaut und beschlag­nah­men es. Alle Bewoh­ner müs­sen das Haus ver­las­sen. Fami­lie Behn­ke zieht ins Lager­haus um. Der Schuh­la­den wird in eine Biblio­thek für die GI’s umfunktioniert.

1954 Belegschaft Schuhhaus Behnke

1949 wer­den zwei deut­sche Staa­ten gegrün­det, und in Ham­burg nimmt der Nord­west­deut­sche Rund­funk den ers­ten Fern­seh­sen­der in Betrieb. Die Ame­ri­ka­ner geben das Haus Hafen­stra­ße 153 an die Fami­lie Behn­ke zurück, die ein Jahr spä­ter die Laden­front umbau­en las­sen. Das Schuh­haus wird auch mit einem moder­nen Pedo­skop ausgestattet.

1952 Schuhhaus Behnke

Mitt­ler­wei­le ist Kon­rad Ade­nau­er Bun­des­kanz­ler, in Bre­mer­ha­ven arbei­ten nur noch 7.600 Beschäf­tig­te in der Schiff­bau­in­dus­trie, und das Schuh­haus Behn­ke bekommt eine Sport­ab­tei­lung. Das ist auch nötig, weil Bre­mer­ha­ven 1962 einen Deut­schen Meis­ter im 100-Meter-Schmet­ter­lings­schwim­men bekom­men hat – es ist Wer­ner Freitag.

Jetzt gibt es in Bre­mer­ha­ven zwei Sport­ge­schäf­te: Schuh­haus Fuss in Geest­e­mün­de und Schuh­haus Behn­ke in Lehe. Bei Behn­ke kann man Wurf­spee­re, Ten­nis­schlä­ger von Dun­lop und Bäl­le jeder Grö­ße und für jede Sport­art kau­fen. 1962 wird der Schuh­la­den erneut umge­baut. Vor dem Ein­gang ent­steht eine klei­ne Pas­sa­ge mit einer Schuhvitrine.

1978: Das Kabi­nett Hel­mut Schmidt regiert, und in der Hafen­stra­ße 153 wird gefei­ert: Die Inha­ber Fritz und Edith Behn­ke gra­tu­lie­ren Frau Anne Haren­berg zu ihrem 25-jäh­ri­gen Betriebs­ju­bi­lä­um. Das Schuh­ge­schäft wird seit 1975 von Kurt Kro­nen­ber­ger geführt. Ab 1989 führt Toch­ter Hei­ke das Geschäft als Schuh­ge­schäft Kro­nen­ber­ger, bis sie es im Jah­re 1993 aufgibt.

1979 Waller-Haus

1994: Hel­mut Kohl ist schon lan­ge Bun­des­kanz­ler, die Eisen­bahn wird pri­va­ti­siert, Bra­si­li­en wird Fuß­ball­welt­meis­ter, und nach 73 Jah­ren wer­den in der Hafen­stra­ße 153 kei­ne Schu­he mehr ver­kauft. Die Volks­bank Unter­we­ser eG kauft das Haus und zieht nun in das denk­mal­ge­schütz­te Haus ein. Vor­her wird das Gebäu­de saniert und in sei­nen ursprüng­li­chen Zustand zurück ver­setzt. Die 1962 errich­te­te Laden­pas­sa­ge ver­schwin­det. Auch das rie­si­ge Vor­dach mit den über­di­men­sio­na­len Wer­be­an­la­gen wird ent­fernt. Im Inne­ren ent­steht eine groß­zü­gi­ge Schalterhalle.

2015 Wallerhaus

2014: Deutsch­land wird mal wie­der Fuß­ball­welt­meis­ter, Opel schraubt sein letz­tes Fahr­zeug in Bochum zusam­men, und gut zwan­zig Jah­re nach der letz­ten Umbau­maß­nah­me muss die Fas­sa­de des ehe­ma­li­gen Wal­ler-Hau­ses erneut saniert wer­den. Rund 500.000 Euro nimmt die Volks­bank eG Bre­mer­ha­ven-Cux­land für die Erhal­tungs­maß­nah­men in die Hand.  Der Auf­wand hat sich gelohnt: In enger Zusam­men­ar­beit mit dem Denk­mal­schutz konn­te die Fas­sa­de mit­samt den alten Orna­men­ten in den ursprüng­li­chen Zustand ver­setzt wer­den. Die Woh­nun­gen wur­den mit Gäs­te-WC und zeit­ge­mä­ße Küchen auf den moderns­ten Stand gebracht. Die zwei Woh­nun­gen im vier­ten Ober­ge­schoss wur­den zu einer zusammengefasst.

1909 bis 2015 – das sind 106 lan­ge Jah­re. Das Haus hat vie­le Her­ren kom­men und gehen sehen. Ich habe die Geschich­te des Hau­ses mit der deut­schen Geschich­te ein wenig ver­knüpft um auf­zu­zei­gen, was das Haus in der Hafen­stra­ße 153 alles “erlebt” hat. 

Mein ganz beson­de­rer Dank gilt Herrn Andre­as Siems, Lei­ter der Abtei­lung Orga­ni­sa­ti­on und Unter­neh­mens­ser­vice von der Volks­bank eG Bre­mer­ha­ven-Cux­land. Herr Siems hat die Sanie­rung des Gebäu­des Hafen­stra­ße 153 beglei­tet. Ohne sein Wis­sen über die Sanie­rungs­ab­läu­fe und ohne sei­ne müh­sam zusam­men­ge­tra­ge­nen Infor­ma­tio­nen und Bil­der über das Haus hät­te ich die­sen Arti­kel für mei­ne inter­es­sier­ten Leser sicher­lich nicht schrei­ben kön­nen. Auch an Herrn  Behn­ke ein ganz gro­ßes Dan­ke­schön dafür, dass er sein Pri­vat­ar­chiv geöff­net und die his­to­ri­schen Bil­der her­vor­ge­holt hat. 
Quel­len:
Volks­bank eG Bremerhaven-Cuxland
stolpersteine-hamburg.de
Har­ry Gab­cke: „Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1827–1918
Har­ry Gab­cke: „Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1919–1947
Har­ry Gab­cke: „Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1948–1991

Nordsee-Hotel öffnet rechtzeitig zur Sail 2015

Bis­her schien es, als wür­de das Nord­see-Hotel zur Sail 2015 kei­ne noch Gäs­te emp­fan­gen kön­nen. Jeden­falls waren auf der Inter­net­sei­te Buchun­gen erst ab 1. Sep­tem­ber mög­lich. Das hat sich nun geändert.

Nordsee-Hotel

Wie die Nord­see-Zei­tung am 23. Juli berich­te­te, soll das Nord­see-Hotel zwei Tage vor der Sail 2015 neu eröff­nen. Zwar wer­den bis dahin nicht alle Zim­mer her­ge­rich­tet sein, aber man ist sich sicher, dass dem für den 10. August geplan­ten “Soft Ope­ning” nichts im Wege steht. Ich habe es heu­te pro­biert: Online kann man bereits buchen – aber erst ab 16. August ste­hen freie Zim­mer zur Ver­fü­gung. Zur Sail scheint schon alles aus­ge­bucht zu sein. Wie das denn? Vor einer Woche konn­te man doch noch gar nicht buchen!

Das Drei-Ster­ne-Plus-Hotel wird von der SNW Hotel­ge­sell­schaft betrie­ben. Die glei­che Gesell­schaft führt bereits das Com­fort-Hotel und das Best Wes­tern Hotel im Fische­rei­ha­fen sowie das Atlan­tic-Hotel am Flö­ten­kiel betreibt.

Der Zolli ist eröffnet — und nun?

Vier neue Ein­gän­ge und zwei neue gepflas­ter­te Wege laden ein, den neu­en “Zol­li” zu besu­chen. Am 17. Juli 2015 wur­de er offi­zi­ell eröff­net. Nun soll unter Betei­li­gung der Bür­ger die Umge­stal­tung des ehe­ma­li­gen Sport­plat­zes zu einem “Mit­mach-Park” beginnen.

Die “alten” Bre­mer­ha­ve­ner ken­nen den “Zol­li” noch aus der Zeit, als hier der Ver­ein Bre­mer­ha­ven 93 so erfolg­reich in der 2. Bun­des­li­ga spiel­te. Ein Deich­SPIE­GEL-Leser erin­nert sich noch gut daran:

Ja, der Zol­li. Bin nach dem Krieg immer mit Vad­dern sonn­tags hin. Am bes­ten hat­ten es die Bewoh­ner rund um den Zol­li. Sie durf­ten kos­ten­los die Spie­le sehen. …füge ich mal die Schluss­ta­bel­le von der Spiel­zeit 1954/55 bei. Da schwillt doch der Kamm, oder?”

Zolli

Aber das ist Geschich­te. Auf dem “Zol­li” wird schon lan­ge kein Fuß­ball mehr gespielt. Der Platz lag sechs Jah­re brach – bis er jetzt als natur­na­her Erho­lungs­raum wie­der eröff­net wur­de. Frei­raum soll er nun sein und Rück­zugs­ge­biet und Gartenfläche.

Zollinlandplatz

Naja, da bin ich aber mal gespannt. Noch sieht alles ein biss­chen wüst und unfer­tig aus. Aber das soll ja auch alles erst noch wer­den. Denn die Anwoh­ner sind herz­lich ein­ge­la­den, eine Har­ke in die Hand zu neh­men und dabei mit­zu­wir­ken, den Platz in The­men­zo­nen auf­zu­tei­len. Wer Lust hat, kann bei den geplan­ten  Gestal­tungs-Work­shops mitmachen:
o Geschichts­werk­statt zur His­to­rie des Zollis 
o Bau von Sitz­ge­le­gen­hei­ten aus Paletten 
o Bau eines Hoch­bee­tes und Bau von Insektenhotels
o Anla­ge eines Feuchtbiotops
o Pflan­zun­gen von ein­hei­mi­schen Büschen und Bäumen
o Anla­ge eines Matschbereiches 
Wei­te­re Informationen:
facebook.com/zollinlandplatz