Bremerhaven im Wiederaufbau

Am Sonn­tag, den 13. Sep­tem­ber 2015 um 15.00 Uhr lädt das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven dazu ein, sich auf eine Ent­de­ckungs­rei­se zur Geschich­te der Stadt in der Nach­kriegs­zeit zu bege­ben. Die Extra­Tour mit Mar­ti­na Otto führt durch die aktu­el­le Son­der­aus­stel­lung “Die Nach­kriegs­zeit auf Bre­mer­ha­ve­ner Pressefotos”. 

Bremerhaven im Wiederaufbau

In sechs Räu­men erfah­ren die Teil­neh­mer/-innen, wie sich das Gesicht der im Zwei­ten Welt­krieg stark zer­stör­ten Stadt bis zum Ende der 1950er Jah­re ver­än­der­te. Grund­la­ge dafür bil­den die beein­dru­cken­den Foto­gra­fien, die der Chef­re­dak­teur und Pres­se­fo­to­graf der Nord­see-Zei­tung, Georg Rog­ge, in die­ser Zeit anfer­tig­te. Sie spie­geln die Woh­nungs­not und den Neu­bau von Wohn­sied­lun­gen und Geschäfts­häu­sern, den Wie­der­auf­bau der Wirt­schaft und des öffent­li­chen Nah­ver­kehrs wider. Nur all­mäh­lich konn­ten die Bau­lü­cken in der Stadt geschlos­sen werden.

Georg Rog­ge doku­men­tier­te für die Öffent­lich­keit aber auch das öffent­li­che Leben mit Besu­chen von Poli­ti­kern im ame­ri­ka­ni­schen Nach­schub­ha­fen (“Port of Embar­ka­ti­on”) und den Ver­su­chen der Bevöl­ke­rung, durch Kino, Radio und Sport Ablen­kung vom tris­ten Nach­kriegs­all­tag zu fin­den. Die Teil­nah­me an der Füh­rung ist im Ein­tritts­preis inbe­grif­fen. Treff­punkt ist das Muse­ums­foy­er.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: „HMB aktu­ell 49/15 – 03.09.2015”

70 Jahre Bremerhavener Stadtpolizei

Die Stadt­po­li­zei in Bre­mer­ha­ven ist eine kom­mu­na­le Poli­zei, die einen eige­nen Füh­rungs­stab hat und in Schutz‑, Kri­mi­nal- und Ver­wal­tungs­po­li­zei geglie­dert ist. Mit ihren vier Poli­zei­re­vie­ren ist sie Teil der Stadt­ver­wal­tung und unmit­tel­bar dem Ober­bür­ger­meis­ter unter­stellt. In die­sem Jahr wur­de die Orts­po­li­zei Bre­mer­ha­ven 70 Jah­re alt.

Stadtpolizei in Bremerhaven

Als am 1. Mai 1827 auf dem bis­he­ri­gen han­no­ver­schen Hafen­haus an der Gees­te die bre­mi­sche Flag­ge gehisst wur­de, zähl­te der neue Hafen­ort Bre­mer­ha­ven 19 Per­so­nen. Wei­te­re 300 Per­so­nen waren damit beschäf­tigt, den neu­en Hafen zu bau­en. Schon ein hal­bes Jahr spä­ter waren an die­ser Groß­bau­stel­le bis zu 1.000 Arbei­ter beschäf­tigt. Eine Poli­zei muss­te her,  und so sorg­ten bereits vom Jah­re 1827 an ein vom Bre­mer Senat ein­ge­setz­ter Amt­mann und drei berit­te­ne Dra­go­ner für Ord­nung in der neu gegrün­de­ten Stadt.

Zwar erhielt Bre­mer­ha­ven im Jah­re 1851 das Stadt­recht und sei­ne ers­te Gemein­de­ver­fas­sung, die Poli­zei wur­de aber wei­ter­hin vom Amt­mann, also vom Bre­mer Senat, ver­wal­tet. Erst im Jah­re 1887 erhielt die Stadt Bre­mer­ha­ven ihre eige­ne Ver­fas­sung. Da hier­mit auch die Auf­ga­ben des Bre­mer Amt­man­nes auf Bre­mer­ha­ven über­tra­gen wur­den, kann man die neue Stadt­ver­fas­sung wohl als Geburts­stun­de der selb­stän­di­gen Poli­zei Bre­mer­ha­vens betrach­ten. Gleich­wohl blie­ben die Bre­mer Dra­go­ner wei­ter­hin vor Ort. Aber der Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­rat rich­te­te eine städ­ti­sche Nacht­wa­che ein und nann­te sie “Städ­ti­sche Nachtpolizei”.

Stadtpolizei Bremerhaven

Im Jah­re 1939 ver­staat­lich­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten in ganz Deutsch­land die Län­der- und Stadt­po­li­zei­en. Damit wur­de auch der Bre­mer­ha­ve­ner Poli­zei der kom­mu­na­le Sta­tus ent­zo­gen. Das wur­de aller­dings nach dem Krie­ge wie­der geän­dert. Die Alli­ier­ten beschlos­sen, dass die Poli­zei in Deutsch­land wie­der dezen­tra­li­siert wird. 

Nach­dem neben Bre­men auch die Stadt Bre­mer­ha­ven der ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­zo­ne zuge­schla­gen wur­de, war es die­sen wich­tig, dass Bre­mer­ha­ven nach ame­ri­ka­ni­schem Vor­bild von einem “She­riff”, dem Direk­tor der Orts­po­li­zei­be­hör­de, geführt wur­de. Seit­her gilt der 21.06.1945 als Geburts­tag der Bre­mer­ha­ve­ner Ortspolizeibehörde.

Am 02.08.1947 zemen­tier­te der Bre­mi­sche Senat die Selbst­ver­wal­tungs­an­ge­le­gen­heit der Stadt­ge­mein­den Bre­men und Bre­mer­ha­ven per Gesetz. Seit­her ist die Bre­mer­ha­ve­ner Orts­po­li­zei als Teil der Stadt­ver­wal­tung unmit­tel­bar dem Ober­bür­ger­meis­ter unter­stellt.
Quel­len:
Orts­po­li­zei­be­hör­de Bre­mer­ha­ven
Frank Mie­ner: Seit 70 Jah­ren eine eige­ne Stadt­po­li­zei, Sonn­tags­jour­nal 19.7.15
Har­ry Gab­cke: Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten – 1827–1918, Sei­te 10

Die Nachkriegszeit aus weiblicher Perspektive

Das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven lädt am Mitt­woch, den 9. Sep­tem­ber 2015 um 15.00 Uhr zu einer beson­de­ren Extra­Tour­Plus durch die Son­der­aus­stel­lung „Die Nach­kriegs­zeit auf Bre­mer­ha­ve­ner Pres­se­fo­tos“ ein.

Nachkriegszeit aus weiblicher Perspektive

Der All­tag von Frau­en steht im Mit­tel­punkt der Füh­rung, an die sich noch ein Erzähl­Ca­fé anschließt. Mar­ti­na Otto wird mit den Teil­neh­mer/-innen der Fra­ge nach­ge­hen, wie das Leben von Frau­en im Nach­kriegs-Bre­mer­ha­ven aus­sah. Auf den Foto­gra­fien von Georg Rog­ge sind immer wie­der Frau­en zu sehen — ob als Rot-Kreuz-Schwes­ter im Flücht­lings­heim, als Aus­wan­de­re­rin oder als Arbei­te­rin in der Fisch­in­dus­trie. Der All­tag von Frau­en war in den ers­ten Jah­ren nach Kriegs­en­de oft müh­sam. Vie­le Frau­en muss­ten allein für sich und ihre Fami­li­en sor­gen und behaup­te­ten sich erfolg­reich. Mit­te der 1950er Jah­re wur­de die Frau wie­der ver­stärkt in ihre tra­di­tio­nel­le Rol­le gedrängt. Die Wer­bung ent­deck­te sie als Kon­su­men­tin und umschmei­chel­te sie.

Der Aus­stel­lungs­rund­gang zeigt unter­schied­li­che Aspek­te von Frau­en­le­ben in der Zeit von 1945 bis Ende der 1950er Jah­re auf. Auch poli­ti­sches Enga­ge­ment von Frau­en wird thematisiert.

Im Anschluss an die Füh­rung besteht bei Kaf­fee, Tee und Kuchen die Mög­lich­keit, sich über das Gese­he­ne aus­zu­tau­schen und über eige­ne Erfah­run­gen zu spre­chen. Für die Teil­nah­me an die­ser Extra­Tour­Plus ist eine vor­he­ri­ge Anmel­dung unter 0471/308160 erfor­der­lich. Die Kos­ten betra­gen 7 Euro pro Per­son, Kaf­fee und Kuchen sowie Ein­tritt inklu­si­ve. Treff­punkt ist das Muse­ums­foy­er.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: „HMB aktu­ell 47/15 – 01.09.2015″

Eine BrotBar am Theoder-Heuss-Platz

Seit der Sail 2015 lädt am Bre­mer­ha­ve­ner Theo­dor-Heuss-Platz eine neue Brot­Bar zum Früh­stück ein. Immer auf der Suche nach einer neu­en Mög­lich­keit, mei­nen Gau­men ver­wöh­nen zu las­sen, bin ich ein­ge­kehrt und habe an einem Fens­ter Platz genommen.

BrotBar am Theodor-Heuss_Platz

Die Brot­bar, das ist eine Sym­bio­se aus Café, Bis­tro, Restau­rant und Ver­kauf von Back­wa­ren aller Art. Man fin­det sie im west­li­chen Gebäu­de­trakt des kürz­lich neu eröff­ne­ten Nordsee-Hotels.

Ich trat ein, nahm Platz und ver­tief­te mich zunächst in die umfang­rei­che Spei­se- und Geträn­ke­kar­te, die hier “Brot­Bar-Depe­sche” genannt wird. Da ich früh­stü­cken woll­te, inter­es­sier­te mich in ers­ter Linie die Rubrik “Brot­Bar – Das Früh­stück”. Von der süßen Num­mer für 5,50 € über ein Her­ren­ge­deck für 5,00 € und  einer Damen­run­de für 5,00 € bis zum vol­len Paket für 6,50 € hat die Brot­Bar eine gute Aus­wahl vorrätig.

BrotBar-Depesche

Ich ent­schied mich für das vol­le Paket und run­de­te das Gan­ze ab mit Rühr­ei und Bacon zu 1,85 €. Zur Ein­stim­mung geneh­mig­te ich mir ein klei­nes Gläs­chen Pro­sec­co, das mir mit 3,90 € in Rech­nung gestellt wur­de. Die Tas­se Kaf­fee für das Her­ren­ge­deck muss mit 1,70 € extra bezahlt wer­den. Dafür ist der Kaf­fee aber auch sehr lecker. Und ich möch­te beto­nen, dass die Bröt­chen “echt” sind, kei­ne Auf­back­wa­re aus Chi­na oder was weiß ich woher. Alles wur­de ser­viert von einer freund­li­chen und sehr auf­merk­sa­men Bedienung.

BrotBar

Ich order­te noch eine zwei­te Tas­se Kaf­fee und ließ mir die Rech­nung präsentieren: 
Vol­les Paket            6,50 €
Rühr­ei mit Bacon   1,85 €
1 Glas Pro­sec­co      3,90 €
2 Tas­sen Kaf­fee       3,40 €
Gesamt                   15,65 €
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Innenraum der BrotBar

Gut, das Früh­stück war nicht bil­lig, aber für das tol­le Ambi­en­te in die­ser Top-Lage durch­aus ange­mes­sen. Und natür­lich bekommt man hier nicht nur sein Früh­stück. Wer möch­te bleibt halt noch zum Mit­tag­essen. Da wird dann Baguette ser­viert oder man nimmt Zwie­bel­ku­chen oder ent­schei­det sich für Pan­ca­kes. Dazu kann man sich einen wei­ßen Bur­gun­der ser­vie­ren las­sen. Auch Riva­ner und Würt­tem­ber­ger Lem­ber­ger wird für 4,50 € je Glas ausgeschenkt.

Naja, die Brot­Bar wird sicher nicht zu mei­nen Stamm­re­stau­rants zäh­len. Aber ich habe den Besuch auch nicht bereut.

Auf­grund vie­ler Rück­fra­gen füge ich hier einen Nach­trag ein:

Nein, zum “Vol­len Paket” gibt es kei­nen Kaf­fee. Ich habe bei der Brot­Bar extra noch ein­mal nach­ge­fragt. Als Begrün­dung wur­de mir das 0,1 l Glas Oran­gen­saft genannt, dass zum Früh­stück ser­viert wird. Wer also Kaf­fee möch­te, der muss die­sen extra zahlen.

Nein, ich konn­te nir­gends auf  der “Brot­Bar-Depe­sche” eine Tele­fon­num­mer oder ande­re Kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten fin­den, um mit der Brot­Bar Kon­takt auf­neh­men zu kön­nen. So habe ich beim Haven­bä­cker nach­ge­fragt. Dort wur­de mir als Tele­fon­an­schluss für die Brot­Bar fol­gen­de Num­mer genannt: 0471/30946675.

 

Protestbewegungen in der Nachkriegszeit

Das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven lädt am Don­ners­tag, den 3. Sep­tem­ber 2015 um 15.30 Uhr zu einer Extra­Tour­Spe­zi­al zum The­ma “Pro­test­be­we­gun­gen” durch die Son­der­aus­stel­lung “Die Nach­kriegs­zeit auf Bre­mer­ha­ve­ner Pres­se­fo­tos” ein.

Protestbewegungen in der Nachkriegszeit

Die bei­den His­to­ri­ker Nina Becker und Hen­ning Priet erläu­tern den Besu­cher/-innen, wie der Bre­mer­ha­ve­ner Jour­na­list und Pres­se­fo­to­graf Georg Rog­ge in der Nach­kriegs­zeit sowohl Pro­tes­te gegen die alli­ier­ten Besat­zungs­mäch­te als auch gegen die deut­sche Regie­rung öffent­lich machte.

Im ers­ten Teil der Füh­rung wer­den Georg Rog­ges Fotos zum “Kampf um Hel­go­land” vor­ge­stellt. Hel­go­land dien­te der bri­ti­schen Armee als Bom­ben­ab­wurf­platz. Zu den ver­schie­de­nen Initia­ti­ven zur Rück­ga­be und Wie­der­be­sied­lung der Insel zähl­te eine spek­ta­ku­lä­re Beset­zung der Insel durch zwei Hei­del­ber­ger Stu­den­ten von Dezem­ber 1950 bis Janu­ar 1951. Rog­ge war als Chef­re­por­ter der Nord­see-Zei­tung meh­re­re Tage auf Hel­go­land. Er berich­te­te jedoch nicht nur über die Beset­zung — er wur­de selbst zu einem Aktivisten.

Einen wei­te­ren Schwer­punkt der Füh­rung bil­det die “Blink-Affä­re”. 1954 wehr­ten sich die Bewoh­ner Am Blink mit Unter­stüt­zung von 1500 Werft­ar­bei­tern gegen die Beschlag­nah­mung ihrer Grund­stü­cke und Häu­ser. Auf ihren Grund­stü­cken soll­ten Woh­nun­gen für US-Sol­da­ten ent­ste­hen. Georg Rog­ge doku­men­tier­te unter dem auf­se­hen­er­re­gen­den Titel “Revo­lu­ti­on in Bre­mer­ha­ven” die Demons­tra­tio­nen, die Poli­zei­ge­walt und den Auf­marsch der Werft­ar­bei­ter aus nächs­ter Nähe. Bei­de Pro­test­be­we­gun­gen bil­de­ten die jour­na­lis­ti­schen Höhe­punk­te in Rog­ges Karriere.

Wei­te­re The­men der Füh­rung sind die Kund­ge­bun­gen zum 1. Mai, Pro­tes­te gegen die Wie­der­be­waff­nung der Bun­des­re­pu­blik, der Ein­satz für sozia­len Woh­nungs­bau und die Ent­schä­di­gun­gen für Heimatvertriebene.

Die Kos­ten für die Teil­nah­me an der Extra­Tour­Spe­zi­al sind im Muse­ums­ein­tritt ent­hal­ten. Start­punkt der Füh­rung ist am Don­ners­tag, den 3. Sep­tem­ber 201um 15.30 Uhr im Muse­ums­foy­er.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: “HMB aktu­ell 46/15 — 26.08.2015”

Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752 — 1815) Berghauptmann und Bergwerksminister

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr.  144 vom Juni 2015 einen Auf­satz von Herrn Wolf­gang Stil­ler über den Berg­haupt­mann und Berg­werks­mi­nis­ter Fried­rich Wil­helm Graf von Reden (1752 – 1815) veröffentlicht. 

Friedrich Wilhelm Graf von Reden

Fried­rich Wil­helm von Reden wur­de am 23. März 1752 in Hameln gebo­ren. Unter dem Einfluss sei­nes Onkels Claus von Reden, Berg­haupt­mann im Kur­fürs­ten­tum Han­no­ver, wur­de sehr früh sein Inter­es­se für den Berg­bau geweckt. Im 16. Lebens­jah­re begann er sei­ne Aus­bil­dung im Berg­bau unter ande­rem an den Uni­ver­si­tä­ten Göt­tin­gen und Hal­le. Die­se Aus­bil­dung schloss Reden mit dem Staats­examen für höhe­re Ver­wal­tungs­be­am­te ab. Auf sei­nen anschlie­ßend durch­ge­führ­ten Rei­sen nach Hol­land, Bel­gi­en, Frank­reich und Eng­land lern­te er die Nut­zung von Stein­koh­le anstel­le von Holz als Heiz­ma­te­ri­al für die Roh- und Schmie­de­ei­sen­er­zeug­nis­se ken­nen, und er mach­te sich mit der Wir­kung der neu­en Dampf­ma­schi­nen vertraut.

1776 wur­de in Preu­ßen Fried­rich Anton von Hei­nitz (1725 — 1802) als Berg­werks­mi­nis­ter beru­fen. Bereits im Jah­re 1777 hol­te Hei­nitz den erst 25 jäh­ri­gen Reden nach Ber­lin und schick­te ihn zunächst an die Berg­aka­de­mie nach Frei­berg. 1778 wur­de Reden zum Ober­ber­grat ernannt. Auf sei­nen Dienst­rei­sen 1779 mit Minis­ter Hei­nitz nach Schle­si­en soll­ten dem König Fried­rich II. Vor­schlä­ge zur bes­se­ren Orga­ni­sa­ti­on der schle­si­schen Berg­be­hör­den und zu einer Neu­auf­nah­me des dor­ti­gen Berg­baus unter­brei­tet wer­den, denn eine sol­che Ent­schei­dung konn­te nur der König tref­fen, da Berg­wer­ke und Hüt­ten der Kro­ne gehör­ten. Reden wur­de dar­auf­hin als kom­mis­sa­ri­scher Direk­tor des schle­si­schen Ober­berg­am­tes in Bres­lau ein­ge­setzt. Auf sei­ne For­de­rung hin wur­de sogar das staat­li­che Hüt­ten­we­sen dem Ober­berg­amt unter­stellt. Damit über­nahm Reden die Auf­sicht über alle Berg­wer­ke und Hüt­ten Schle­si­ens. Er behielt die­ses Amt 23 Jah­re bis zu sei­ner Beru­fung nach Ber­lin. Trotz erheb­li­cher Schwie­rig­kei­ten, ent­spre­chen­de Fach­kräf­te, ins­be­son­de­re Berg­leu­te, aus dem Mans­fel­der Revier zu gewin­nen, gelang es ihm 1774, in Tar­no­witz (Tar­now­skie Gory) den alten Blei­erz­berg­bau wie­der auf­zu­neh­men. Als 1786 auch eine neue Blei­hüt­te in Betrieb genom­men wur­de, war Preu­ßen frei von Impor­ten die­ses Metalls. Neben dem Eız­berg­bau för­der­te Reden ins­be- son­de­re den Stein­koh­len­berg­bau. Sei­ne dabei in Eng­land erwor­be­nen Kennt­nis­se nutz­te er konsequent.

Um die­se neue Ener­gie­quel­le nicht nur in den Hüt­ten zur Anwen­dung zu brin­gen, son­dern auch in der pri­va­ten Indus­trie anzu­wen­den, gewähr­te Reden für den Umbau von Feu­er­stät­ten auf Stein­koh­le staat­li­che För­der­mit­tel. Eben­falls stell­te er ent­spre­chen­de Kon­struk­ti­ons­zeich­nun­gen zur Ver­fü­gung. Reden ließ die Trans­port­we­ge für die Anfahrt der Koh­le erheb­lich ver­bes­sern. Die Ver­sor­gung von Ber­lin und Bres­lau mit schle­si­scher Stein­koh­le regel­te er auch. Er ver­bes­ser­te die Schiff­fahrt auf der Oder und rich­te­te Zwi­schen­la­ger ein. Auf sei­ne Anre­gung wur­den Kanä­le zum Trans­port von Koh­le und ande­ren Berg­bau­pro­duk­ten errich­tet, unter ande­rem der 1804 errich­te­te Klod­nitz­ka­nal, der Hin­den­burg (Zabrze) und Glei­witz (Gli­wice) mit der Oder ver­band, und 100 Jah­re spä­ter wur­de mit dem Oder-Havel-Kanal eine Ver­bin­dung nach Ber­lin her­ge­stellt. Die­se Erfol­ge wirk­ten sich auch erheb­lich posi­tiv auf die preu­ßi­schen Staats­finan­zen aus.

Hochofenanlage

Aus Anlass der Krö­nungs­fei­er­lich­keí­ten für König Fried­rich Wil­helm II. (1744 — 1797 — König ab 1786) wur­de Reden im Okto­ber 1786 in den Gra­fen­stand erho­ben und zum Gehei­men Ober­fi­nanz­rat ernannt. Im Jah­re 1786 setz­te Reden die Bestel­lung einer Dampf­ma­schi­ne in Eng­land durch. 1787 kam die­se in Schle­si­en für die Was­ser­hal­tung unter Tage in Tar­no­witz (Tar­now­skie Gow) zum Ein­satz. 1789 weil­te er erneut fast ein Jahr in Eng­land und mach­te sich dort mit den Fort­schrit­ten im Hüt­ten­we­sen und Maschi­nen­bau ver­traut. Nach erfolg­rei­chen Ver­su­chen mit der Ver­ko­kung von Stein­koh­le grün­de­te er die Glei­wit­zer (Gli­wice) Hüt­te mit Koks­hoch­ofen­be­trieb, deren Bau er per­sön­lich leitete.Im Jah­re 1776 wur­de dort der ers­te Koks­hoch­ofen auf dem euro­päi­schen Kon­ti­nent angeblasen.

Reden-Kanal

Wei­ter­hin ent­stan­den eine Gie­ße­rei, ein Draht- und Walz­werk und ein Blech­ham­mer sowie eine mus­ter­gül­ti­ge Maschi­nen­fa­brik. Damit konn­te zunächst in Tar­no­witz und seit 1794 auch in Glei­witz begon­nen wer­den, Dampf­ma­schi­nen zu pro­du­zie­ren. Die­se wur­den für die Was­ser­hal­tung, För­de­rung der Erze und des Abraums im Berg­bau sowie auch zum Antrieb der Hoch­ofen­ge­blä­se und ver­ein­zelt auch in der Ber­li­ner Eisen­in­dus­trie eingesetzt.

Reden sorg­te auch für die erfor­der­li­che Infra­struk­tur beim Rüders­dor­fer Kalk­ab­bau, indem er einen Stich­ka­nal vom Kalk­see zu den Rüders­dor­fer Kalk­brü­chen bau­en ließ, der 1806 eröff­net wur­de und jetzt unter Denk­mal­schutz steht. Ab dem Jah­re 1790 muss­te Reden zusätz­li­che Auf­ga­ben über­neh­men, die außer­halb von Schle­si­en lagen. 1795 erfolg­te die Ernen­nung zum Berg­haupt­mann. Im Jah­re 1802 nahm er nach dem Tod von Hei­nitz als Ober­berg­haupt­mann und Lei­ter des Berg­werks- und Hüt­ten Depar­te­ments in Ber­lin sei­ne Tätig­keit auf, dem folg­te 1796 sei­ne Ernen­nung zum Berg­werks­mi­nis­ter und ab 1804 als “Wirk­li­cher Gehei­mer Staats­mi­nis­ter.” Mit die­sem Amt muss­te er nun sei­ne Auf­merk­sam­keit allen preu­ßi­schen Pro­vin­zen wid­men. Sei­nem Wir­ken ist zu dan­ken, dass im Jah­re 1805 in Ber­lin die könig­li­che Eisen­gie­ße­rei als Able­ger der könig­li­chen Eisen­hüt­ten­wer­ke Schle­si­ens ihre Pro­duk­ti­on auf­nahm. Die­ses Werk bil­de­te die Keim­zel­le des Maschi­nen­baus in Berlin.

Im Jah­re 1806 erfolg­te in sei­nem Leben eine ers­te Zäsur:

Nach der Nie­der­la­ge Preu­ßens im napo­leo­ni­schen Krie­ge glaub­te Reden dem Staat am bes­ten damit zu die­nen, wenn er im Amt ver­bleibt, um so eine Des­or­ga­ni­sa­ti­on und Aus­plün­de­rung der Berg­wer­ke und Hüt­ten zu ver­hin­dern. (Preu­ßen war von Okt. 1806 — Dez. 1808 von Frank­reich besetzt) Es wur­de jedoch ver­langt, dass Reden eine eid­li­che Ver­pflich­tung für die inzwi­schen ein­ge­rich­te­te fran­zö­si­sche Ver­wal­tung abge­ben muss­te. Die­sen Eid ver­wei­ger­te er zunächst, muss­te aber ein­se­hen, dass sei­ne Ver­wei­ge­rung dem König und dem Staat erheb­li­chen Scha­den brin­gen könn­te. So gab Reden am 9.11.1806 die Ver­pflich­tung ab.

Friederike von Reden

Fried­rich Wil­helm III. fand die geleis­te­te Eidespflicht dem Fein­de gegen­über mit der Dienst- und Unter­ta­nen­pflicht unver­ein­bar. Dies hat­te zur Fol­ge, dass kurz nach dem Abschluss des Til­si­ter Frie­dens­ver­tra­ges vom 9.7.1807 der König fast alle Minis­ter, so auch Reden, ohne Pen­si­on ent­ließ. Die Mit­ar­bei­ter des Ber­li­ner Berg­werks- und Hüt­ten-Depar­te­ments und vor allem Kol­le­gen aus Schle­si­en setz­ten sich in einem 12 Sei­ten umfas­sen­dem Schrei­ben für ihren Minis­ter Reden ein. Sie schil­der­ten sein Ver­dienst für den schle­si­schen Berg­bau und gin­gen aber auch auf die fran­zö­si­sche Besat­zung ein, indem Reden den Ver­fall des Berg­baus- und Hüt­ten­be­trie­bes abwen­den konn­te. Damit hat das Berg- und Hüt­ten-Wesen zwar gelit­ten, ist aber nicht zu Grun­de gerich­tet wor­den. Dies hat der Staat aus­drück­lich zu danken.

Die Ent­las­sung wur­de jedoch nicht rück­gän­gig gemacht. Graf Reden zog sich auf Schloss Buch­wald (Buko­wiec) im Hirsch­ber­ger Tal zurück, wel­ches er 1785 erwor­ben hat­te. Der Land­schafts­park war öffent­lich zugäng­lich. Nach Kennt­nis die­ses Schrei­bens wur­de Graf Reden inso­fern reha­bi­li­tiert, indem ihn der König für sei­ne her­vor­ra­gen­den Ver­diens­te um das preu­ßi­sche Berg- und Hüt­ten­we­sen am 8.11.1810 mit dem Roten-Adler-Orden aus­zeich­ne­te. Eine Ver­wen­dung im Staats­dienst fand jedoch nicht mehr statt. Am 3. Juli 1815 ver­starb Graf Reden, und er wur­de unter gro­ßem berg­män­ni­schem Prunk im Park sei­nes Gutes beigesetzt.

1852 wur­de ihm zu Ehren und im Bei­sein Fried­rich Wil­helms IV. in Königs­hüt­te (Chor­zow) ein Denk­mal errich­tet Der Sockel trug die Inschrift: “Dem Begrün­der des schle­si­schen Berg­baus. Die dank­ba­ren Gru­ben- und Hüt­ten-Gewer­ke und die Knapp­schaf­ten Schle­si­ens 1852”.

Die­ses Denk­mal wur­de nach 1922 und 1945 in Fra­ge gestellt. Im Jah­re 2002 erfolg­te in Chor­zow (Königs­hüt­te) eine Neu­ein­wei­hung, aller­dings nun mit pol­ni­scher Beschrif­tung. Auf sei­ner und sei­ner Gat­tin letz­ter Wir­kungs­stät­te Schloss Buch­wald (Buko­wiec) wer­den aus Anlass sei­nes 200. Todes­ta­ges Gedenk­ver­an­stal­tun­gen stat­tfin­den und der wie­der auf­ge­fun­de­ne Grab­stein Redens neu auf­ge­stellt Er wird heu­te noch lie­be­voll als der Vater der Ober­schle­si­schen Indus­trie verehrt.

Der preu­ßi­sche Ober­berg­haupt­mann Fried­rich Wil­helm Graf von Reden ver­mähl­te sich am 9. August 1802 mit der um 22 Jah­re jün­ge­ren Frie­de­ri­ke, gebo­re­nen Frei­in Rie­de­sel zu Eisen­ach, genannt auch Frit­ze. (*12.5.1774 Wol­fen­büt­tel, + 14.5.1854 in Buchwald/Rgb). Die­se Ehe blieb aber kin­der­los. Wegen ihres sozia­len Enga­ge­ments wur­de sie auch die Mut­ter des Hirsch­ber­ger Tals genannt und von der Bevöl­ke­rung bis heu­te hoch ver­ehrt. Nach dem Tode ihres Man­nes fand sie im pie­tis­ti­schen Glau­ben ihren neu­en Lebens­in­halt. Sie rich­te­te Sup­pen­kü­chen ein und sorg­te sich um das Wohl der Armen.

Tiroler Haus

Schloss Buch­wald wur­de zum geis­ti­gen Zen­trum des schle­si­schen Adels (hier tra­fen sich unter ande­ren Gene­ral­feld­mar­schall von Gnei­se­nau, Eli­sa Rad­zi­will (ers­te gro­ße Lie­be von Kai­ser Wil­helm I.), Mari­an­ne von Ora­ni­en-Nas­sau (Prin- zes­sin der Nie­der­lan­de und Preu­ßen), sowie die Ange­hö­ri­gen der Fürs­ten­häu- ser Reuß und Schaff­gotsch). Mit dem König Fried­rich Wil­helm IV. ver­band sie eine enge Freund­schaft. Kurz vor dem Tod von Graf Reden wur­de die Buch­wal­der Bibel­ge­sell­schaft begrün­det, und Frie­de­ri­ke wur­de auf Lebens­zeit zu deren Prä­si­den­tin eingesetzt.

Die­se Gesell­schaft ent­wi­ckel­te sich zu einem sozia­len Hilfs­werk in Schle­si­en, das vor allem die Not der schle­si­schen Weber lin­dern half. Frie­de­ri­ke von Reden ist es auch zu dan­ken, das Exu­lan­ten­dorf Zil­ler­thal-Erd­manns­dorf (Mys­la­ko­wie­ce) im Rie­sen­ge­bir­ge gegrün­det zu haben. Sie grün­de­te 1837 das “Comi­tee für Zil­ler­tha­ler” dem sie selbst vor­stand. Fried­rich Wil­helm III. gestat­te­te ihr auf Bit­ten 422 Zil­ler­tha­ler Inkli­nan­ten, die wegen ihres pro­tes­tan­ti­schen Glau­bens aus dem Tiro­ler Zil­ler­tal ver­trie­ben wur­den, eine neue Ansied­lung in Schle­si­en zu grün­den. Nach Geneh­mi­gung durch den König wur­de den Inkli­nan­ten Acker­land zur Ver­fü­gung gestellt. Der König ließ die Zil­ler­tha­ler Höfe nach einem vor­ab erstell­ten Mus­ter­haus erbau­en. So ent­stan­den Nieder‑, Mit­tel- und Hoch­zil­ler­thal. Die Zil­ler­tha­ler Pro­tes­tan­ten wur­den am 12. Novem­ber 1837 in Schmie­de­berg (Kowa­ry) in die evan­ge­li­sche Lan­des­kir­che aufgenommen.

Kirche Wang um 1900

Die Umset­zung der nor­we­gi­schen Stabs­kir­che Wang aus dem 12./13. Jahr­hun­dert ist eine der größ­ten Leis­tun­gen der Gräfin von Reden. 1840 erwarb der Dresd­ner Kunst­pro­fes­sor Chris­ti­an Clau­sen die zum Abriss vor­ge­se­he­ne Kir­che. Er selbst konn­te aber die Kos­ten einer Über­füh­rung nicht tra­gen und bot die­se dem preu­ßi­schem König Fried­rich Wil­helm IV. an. Die­ser war bereit, die Kos­ten zu über­neh­men, und hat­te die Absicht, die Kir­che auf der Pfau­en­in­sel am Ber­li­ner Wann­see auf­zu­stel­len. Die­sen Stand­ort fand die Gräfin von Reden höchst unpas­send. Sie über­zeug­te den König von der Not­wen­dig­keit, ein Got­tes­haus für die Rie­sen­ge­birgs­dör­fer Krumm­hü­bel (Kar­pacz) und Brü­cken­berg (Kar­pacz Gór­ny) zu errich­ten. 1743 war bereits vor­ge­se­hen, dort eine Kir­che zu errich­ten, was aber wegen Geld­man­gel schei­ter­te. Die Gräfin konn­te den König über­zeu­gen. Leo­pold Graf von Schaff­gotsch stell­te das Grund­stück zur Ver­fü­gung. Die Kos­ten für den Kauf und die Umset­zung belie­fen sich auf 23.000,- Taler. Fried­rich Wil­helm bewil­lig­te der Gräfin 40.000,- Taler, wovon sie den Über­schuss für sozia­le Zwe­cke verwendete.

Am 28. Juli 1844 erfolg­te in Anwe­sen­heit des Königs die Wei­he der Kir­che. Spä­ter wur­den noch durch August Stü­ler der Kirch­turm und ein Pfarr- und Schul­haus errich­tet. Nach dem Tod der Gräfin Reden ließ Fried­rich Wil­helm IV. ihr zu Ehren an der Kir­che Wang ein Denk­mal errich­ten. Im Mai 2014 war ihr 240. Geburts­tag und 160. Todes­tag.
Autor:
Ver­ein Ober­lau­sit­zer Berg­leu­te e. V. | Wolf­gang Stil­ler, Görlitz 

Quel­len:
Fest­schrift zum XII. All­ge­mei­nen Deut­schen Berg­manns­ta­ge, Bres­lau 1913 Bd. 5 Eleo­no­re Fürs­tin Reuss: Gräfin Frie­de­ri­ke Reden. Ein Lebens­bild. Ber­lin 1888 Archi­ve Autor und Verein 

Nach­druck von Text und Bil­dern im Deich­SPIE­GEL
mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Gör­litz und Herrn Wolf­gang Stiller.

Die vergessene Jugendstilvilla in Bremerhavens Kurfürstenstraße 3

Im Jah­re 1902 errich­te­te die Bau­ge­sell­schaft W. Rog­ge im Leher Frei­ge­biet neben zwei wei­te­ren im Jugend­stil gehal­te­nen Ein­fa­mi­li­en­häu­sern auch die Jugend­stil­vil­la Kur­fürs­ten­stra­ße Nr. 3. 

Bremerhavens Jugendstilvilla in der Kurfürstenstraße 3

Das einst für ein Ehe­paar namens Rahusen erstell­te Wohn­haus ist voll unter­kel­lert, hat ein aus­ge­bau­tes Dach­ge­schoss und soll eine Wohn­flä­che von etwa 327 Qua­drat­me­ter aufweisen.

Beson­ders die Fas­sa­den­ge­stal­tung mit einem Huf­ei­sen­bo­gen als Rah­mung der Fens­ter­grup­pe im Erd­ge­schoss soll im Land Bre­men als ein­ma­lig gel­ten. Man ver­mu­tet, dass der Archi­tekt Gus­tav Rog­ge das Haus gezeich­net hat und sich dabei von einem eng­li­schen Land­haus­stil inspi­rie­ren ließ.

Der Salon mit der bemal­ten Decke führt zum Gar­ten. Er dien­te einst als “Damen­zim­mer”. Neben einem Spei­se­auf­zug, der den Salon mit der Küche im Sou­ter­rain ver­bin­det, sind noch vie­le wei­te­re ori­gi­na­le Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de vor­han­den: So gibt es ein Intar­si­en­par­kett, Kachel­öfen mit geschmie­de­ten Git­tern, Stuck an den Zim­mer­de­cken und Terrazzofußböden.

Lei­der zählt die über 110 Jah­re alte Vil­la zu Bre­mer­ha­vens Schrott­im­mo­bi­li­en. Der Lebens­lauf des seit vier Jah­ren leer­ste­hen­den denk­mal­ge­schütz­ten Hau­ses berich­tet über einen erheb­li­chen Was­ser­scha­den und einer “Tätig­keit” als Bor­dell. Auch über eine dro­hen­de Zwangs­ver­stei­ge­rung soll das Grund­buch berich­ten. Der Ter­min war für den 9. März 2015 anbe­raumt, der Ver­kehrs­wert auf 700 Euro festgesetzt.

Die Stadt, die das Gebäu­de ret­ten möch­te, hat sich von den Eigen­tü­mern ein ein Vor­kaufs­recht  ein­räu­men las­sen. Nun sucht sie in deren Auf­trag einen Käu­fer, der bereit ist, die Vil­la für etwa einer hal­ben Mil­li­on Euro zu sanie­ren. Spe­ku­lan­ten sol­len kei­ne Chan­ce bekom­men.
Quel­len:
Thors­ten Brock­mann: “
Zu scha­de für den Abriss­bag­ger”, NZ v. 1.7.15

Stagsegelschoner “Atyla” liegt mit Motorschaden am Westkai

Es sei die bes­te Sail aller Zei­ten gewe­sen, schwär­men die Ver­an­stal­ter und sind begeis­tert über die beson­de­re Stim­mung, die die über 1,2 Mil­lio­nen Besu­cher in die Stadt gebracht haben. Nun haben die Wind­jam­mer Bre­mer­ha­ven wie­der ver­las­sen, das mari­ti­me Spek­ta­kel ist Geschichte.

Stabsegelschoner "Atyla"

Aber ein Schiff ist übrig geblie­ben – sozu­sa­gen gestran­det im Fische­rei­ha­fen. Eigent­lich woll­te der rote Stag­segel­scho­ner “Aty­la” am Sonn­tag­abend Kurs auf Ams­ter­dam neh­men. Aber mit­ten auf der Außen­we­ser ließ der Öldruck nach und der Motor begann zu stot­tern, bis er schließ­lich kom­plett streik­te. Da auf der Weser reger Schiffs­ver­kehr herrsch­te, ver­warf die Schiffs­füh­rung den Gedan­ken, ohne funk­tio­nie­ren­den Motor die Segel zu set­zen und ließ sich vom Ton­nen­le­ger “Nor­der­grün­de” in den Fische­rei­ha­fen schlep­pen. Dort liegt das Schiff nun am West­kai vor der Fir­ma Kar­le und Fuhrmann.

Die Repa­ra­tur der 30 Jah­re alten Maschi­ne wür­de etwa 30.000 Euro kos­ten. Es blie­be aber ein alter Motor, der bald erneut aus­fal­len könn­te. Die Kos­ten für einen neu­en Motor wür­den mit gut 60.000 Euro zu Buche schla­gen. Bis alle Kos­ten­vor­anschlä­ge geprüft und die Repa­ra­tu­ren abge­schlos­sen sind, wird die “Aty­la” und ihre aus Spa­ni­en, Aus­tra­li­en, Nor­we­gen, Bul­ga­ri­en und Tsche­chi­en stam­men­de Besat­zung in Bre­mer­ha­ven blei­ben. Als Trai­nings­seg­ler fällt die “Aty­la” für den Rest der Sai­son aus. 

Wäh­rend die Besat­zungs­mit­glie­der nun mit dem Auto zur Sail nach Ams­ter­dam rei­sen, suchen sie drin­gend Spen­der und Spon­so­ren. Wer hel­fen möch­te, soll­te mit Alfon­so Gar­zón Kon­takt auf­neh­men: Tele­fon 0179 6036683 oder atyla@atyla-ship.com.
Quel­le:
Ann-Kath­rin Brocks, “Die trau­ri­ge Crew der  ATYLA”, Nord­see-Ztg. v. 21.8.15