Das Historische Museum Bremerhaven will ein wichtiges Kapitel der Stadtgeschichte erforschen und sämtliche in Geestemünde und Bremerhaven beheimatete Fischereifahrzeuge in einer Datenbank erfassen.
Das Zentrum der deutschen Hochseefischerei darf man sicherlich an der Geeste suchen, das sich hier ab 1885 mit dem Dampfantrieb von Schiff und Winde entwickelte. Die Fischdampfer hatten damals keinen eigenen Hafen und legten deshalb am südlichen Geesteufer an. Das Bussedenkmal am Fuß des östlichen Brückenkopfes der Alten Geestebrücke erinnert an diese Zeit.
Im Jahre 1884 erteilte der Geestemünder Fischgroßhändler Friedrich C. Busse, Begründer der deutschen Hochseefischerei, der Wencke-Werft den Auftrag, für 111.000 Mark den ersten deutschen dampfbetriebenen Fischdampfer zu bauen. Der Dampfer wurde auf den Namen “Sagitta” getauft und am 7. Februar 1885 in Dienst gestellt. Die Deutsche Fischerei-Zeitung nahm davon im Januar 1985 mit einem kurzen Artikel Notiz, und die Fachwelt blieb skeptisch. Doch die “Sagitta” fischte so erfolgreich, dass Friedrich C. Busse ab 1888 zunächst die “Präsident Herwig” und danach weitere Fischdampfer bauen ließ.
Mit dem Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen wurden die Hoheitsgewässer ausgeweitet. Außerdem bekamen alle Staaten die Freiheit, nahezu unbegrenzten Fischfang zu betreiben. Die deutschen traditionellen Fanggebiete waren bald überfischt und in den 1990er Jahren steuerte die deutsche Hochseefischerei in eine tiefe Krise, von der sie sich nicht wieder erholen sollte.
Für die Datenbank konnte das Historische Museum Bremerhaven zunächst auf ein Register des Hansestadt Bremische Amtes zurückgreifen, in dem alle Fischereifahrzeuge verzeichnet sind. Die “Sagitta” etwa ist unter der Nummer 7 vermerkt. Nummer 1 ist Kutter “Martha”, mit dem die Küstenfischerei betrieben wurde. Aber auch Aufzeichnungen eines Fischdampfer-Fans, der akribisch sämtliche Fischereifahrzeuge mit dem Zeichen PG für Geestemünde und BX für Bremerhaven aufgezeichnet hat, waren für die Mitarbeiter des Historischen Museums eine echte Fundgrube.
1.569 Datensätze umfasst die Datenbank bereits. Auf dem letzten deutschen Seitentrawler, dem Museumsschiff “Gera”, kann man sie seit dieser Saison aufrufen und erhält Informationen über die Schiffsnamen, das Kennzeichen, die Eigentümer, die Bauwerft und das Baujahr sowie über den Schiffstyp und über schiffs- und fischereitechnische Daten. Die Schiffstagebücher der meisten Schiffe existieren nicht mehr, aber soweit es noch historische Informationen zu den Schiffen gibt, werden auch diese in die Datenbank eingearbeitet.
600 Schiffsfotos hat das Museumsteam inzwischen aus eigenen Beständen “ausgegraben” und in die Datenbank eingepflegt. Um das selbst gesetzte Ziel, zu jedem Schiff ein Bild zu zeigen, zu erreichen, werden mittlerweile die Archive des Deutschen Schifffahrtsmuseums durchforstet. Und natürlich würde sich das Team im Historischen Museum sehr über privates Fotomaterial freuen. Wer also Fotos oder auch Berichte von den in Geestemünde (PG) oder Bremerhaven (BX) beheimateten Fischereifahrzeugen hat, wird gebeten, mit dem Historischen Museum Kontakt aufzunehmen:
Historische Museum Bremerhaven
An der Geeste
27570 Bremerhaven
Telefon: 0471/30 81 60
info@museumsschiff-gera.de
Quellen:
Ursel Kikker: “Datenbank für Fischdampfer”, Nordsee-Zeitung vom 27.10.2015
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