Wie ein hydraulischer Widder den Schlossteich am Tauchritzer Wasserschloss bewässert

 

Die Monats­zeit­schrift Stadt­BILD hat in ihrer Aus­ga­be Nr.  35/36 vom Dezem­ber 2005 einen Auf­satz von Herrn Wolf­gang Stil­ler über die Instal­la­ti­on eines hydrau­li­schen Wid­ders zur Bewäs­se­rung des Schloss­tei­ches am Tauch­rit­zer Was­ser­schloss ver­öf­fent­licht:Tauchritzer WasserschlossDas Tauch­rit­zer Schloss ist in sei­ner heu­ti­gen Form vor etwa 300 Jah­ren errich­tet wor­den. Sei­ne Ursprün­ge gehen bis in das Jahr1306 zurück, wo es erst­ma­lig urkund­lich erwähnt wurde.

Die Grün­dung des Her­ren­hau­ses erfolg­te auf Eichen­pfäh­len, die dem Bau die not­wen­di­ge Stand­si­cher­heit geben. Damit die Eichen­pfäh­le nicht ver­rot­ten, müs­sen die­se stän­dig im Was­ser ste­hen. Aus die­sem Grund befin­det sich um das Schloss ein Was­ser­gra­ben, der sichert, dass das Grund­was­ser immer eine gewis­se Höhe erreicht und damit die Eichen­pfäh­le immer im Was­ser stehen.

Der Schloss­teich wur­de stän­dig durch den Mühl­gra­ben gespeist. Durch den Weg­fall der Vor­flut durch den Tage­bau­be­trieb wur­de der Mühl­gra­ben durch geho­be­nes Gru­ben­was­ser gespeist. Mit Still­le­gung des Tage­baus gab es die­se Mög­lich­keit nicht mehr. Die­sem geschütz­ten Bau­werk droh­te nun tat­säch­lich der Verfall.

Elek­tri­sche Pum­pen, die Tag und Nacht für den erfor­der­li­chen Was­ser­aus­gleich zu sor­gen hät­ten, wären schon wegen der enor­men Ener­gie­kos­ten zu unwirt­schaft­lich und durch nie­man­den zu bezah­len. Es muss­te also nach einer Lösung gesucht wer­den, eine Was­ser­he­be­an­la­ge zu instal­lie­ren, die jahr­zehn­te­lang ohne Ener­gie­kos­ten betrie­ben wer­den kann. So wur­de im Jah­re 2003 der hydrau­li­sche Wid­der installiert.

Der hydrau­li­sche Wid­der arbei­tet ohne Fremd­ener­gie nur mit der Kraft des flie­ßen­den Was­sers, wel­ches ihm aus der Pli­eß­nitz zuge­führt wird. Die Anla­ge hebt stünd­lich etwa 18 m³ Was­ser in 13 Meter Höhe. Der Aus­lauf des geho­be­nen Was­sers erfolgt in den Mühl­gra­ben, und somit wird ein kon­stan­ter Was­ser­spie­gel im Schloss­teich gesichert.

Das Prin­zip des hydrau­li­schen Wid­ders ist von dem Fran­zo­sen Mont­gol­fier, der auch den ers­ten Fes­sel­bal­lon bau­te, im Jah­re 1796 ent­deckt wor­den. Die Anla­ge in Tauch­ritz ist die größ­te Anla­ge, die je gebaut wurde.

Sind Sie neu­gie­rig gewor­den? Dann besu­chen Sie doch ein­mal das Was­ser­schloss in Tauch­ritz! Erläu­te­run­gen zum Wid­der kön­nen Sie an der Schau­ta­fel nach­le­sen oder ein Ori­gi­nal in der Aus­stel­lung 250 Jah­re Tage­bau Berz­dorf – Berz­dor­fer See des Ver­eins Ober­lau­sit­zer Berg­leu­te in dem ehe­ma­li­gen Bahn­hof Hagen­wer­der besich­ti­gen.
Autor:
Ver­ein Ober­lau­sit­zer Berg­leu­te e. V. | Wolf­gang Stil­ler, Gör­litz
Nach­druck
Text und Bil­der mit freund­li­cher Geneh­mi­gung des Stadt­BILD-Ver­la­ges Gör­litz und Herrn Wolf­gang Stil­ler, Görlitz

Fischparty auf dem Museumsschiff FMS “Gera”

Zur Fisch­par­ty im Schau­fens­ter Fische­rei­ha­fen bie­tet der Freun­des­kreis Muse­ums­schiff FMS “Gera” am Sonn­tag, den 24. April 2016, ein beson­de­res Pro­gramm an. Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher erhal­ten anschau­li­che Ein­bli­cke in die Arbeit auf dem letz­ten deut­schen Sei­ten­traw­ler, die wäh­rend des nor­ma­len Muse­ums­be­triebs nicht mög­lich sind. 

Museumsschiff FMS "Gera"

Zur Zeit lau­fen auf dem ein­zi­gen schwim­men­den Hoch­see­fi­sche­rei­mu­se­um in der Maschi­ne die Vor­be­rei­tun­gen auf Hoch­tou­ren. Nor­bert Guzek und Karl-Heinz Schor­ling vom Freun­des­kreis set­zen die “Vater- und Sohn-Anla­ge” instand und sind opti­mis­tisch, dass sie zur Fisch­par­ty wie­der in Betrieb genom­men wer­den kann. Am Sonn­tag vibriert dann um 11 Uhr und um 13 Uhr der Schiffs­rumpf, wenn die 920 PS und 500 PS star­ken Die­sel­ma­schi­nen auf Tou­ren kommen.

Von 14 Uhr bis 16 Uhr ist außer­dem die Brü­cke geöff­net, die sonst nur ange­mel­de­te Grup­pen besich­ti­gen kön­nen. Wer­ner Schul­ze berich­tet den Gäs­ten von sei­nen Erfah­run­gen als Netz­ma­cher und Best­mann in den 1950er und 1960er Jah­ren. Sei­ne anschau­li­chen Erzäh­lun­gen las­sen den har­ten All­tag an Bord eines Sei­ten­traw­lers leben­dig wer­den. Vom Jagd­sitz des Kapi­täns lässt sich außer­dem gut das sonn­täg­li­che Trei­ben im Schau­fens­ter verfolgen.

Kajuete vom Bestmann

Besu­che­rin­nen und Besu­cher kön­nen auch einen Mul­ti­me­dia Gui­de mit dem eige­nen Smart­phone oder mit aus­leih­ba­ren Tablet-PCs nut­zen. Zwei ehe­ma­li­ge Hoch­see­fi­scher – Kapi­tän Hein und Best­mann Har­ry von der letz­ten Besat­zung der “Gera” – füh­ren die Besu­che­rin­nen und Besu­cher zu 17 Sta­tio­nen auf dem Sei­ten­traw­ler, an denen sie etwas über die har­te Arbeit, über kurio­se Erleb­nis­se und typi­sche Vor­fäl­le berichten.

harte Arbeit auf der "Gera"

Spe­zi­ell zur Fisch­par­ty gilt ein beson­de­res Ange­bot “2 für 1”: Wenn zwei Besu­cher das Muse­ums­schiff besu­chen, muss nur eine Per­son zah­len, die ande­re erhält frei­en Ein­tritt. “Wer sei­ne Ein­tritts­kar­te bei Fied­lers Fisch­markt Anno 1906 vor­zeigt, erhält außer­dem ein Makre­len­fielt gra­tis”, ver­rät Muse­ums­di­rek­tor Dr. Alfred Kube und weist auf die Koope­ra­ti­on mit der Fir­ma Fied­ler hin.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: HMB aktu­ell 14/16 – 14.04.2016

Historisches Museum trauert um Kapitän Gerhard Hein

Kapi­tän Ger­hard Hein war in mehr­fa­cher Hin­sicht mit Bre­mer­ha­ven eng ver­bun­den. Auf sei­ner letz­ten Rei­se als Kapi­tän über­führ­te er 1990 den letz­ten deut­schen Sei­ten­traw­ler von Ros­tock nach Bre­mer­ha­ven, um ihn als Muse­ums­schiff an das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven zu über­ge­ben. Gleich­zei­tig war dies für Hein eine Rei­se in sei­ne Geburts­stadt, die er durch die deut­sche Tei­lung seit Jahr­zehn­ten nicht mehr gese­hen hat­te. 1925 war er im dama­li­gen Weser­mün­de (heu­te: Bre­mer­ha­ven) gebo­ren wor­den. Am 22. März 2016 ver­starb Ger­hard Hein im Alter von 90 Jah­ren.Kapitän Gerhard HeinBevor Ger­hard Hein nach dem Zwei­ten Welt­krieg ab 1952 das Fisch­kom­bi­nat Ros­tock mit auf­bau­te, arbei­te­te er bei der Bre­mer­ha­ve­ner Schlep­per­ree­de­rei Schuch­mann, mach­te dann sein Steu­er­manns- und Kapi­täns­pa­tent. Zunächst fuhr er auf Log­gern, bis er auf die Sei­ten­traw­ler wech­sel­te und in der Gro­ßen Hoch­see­fi­sche­rei aktiv war. Zehn Jah­re lang war er Kapi­tän auf der “Gera”. Anfang 1990 war er mit der “Gera” noch vor Mau­re­ta­ni­en unter­wegs gewe­sen, wo er die ost­deut­sche Fang­flot­te vor Afri­ka mit Nach­schub versorgte.

Gerhard Hein - letzter Kapitaen der "Gera"

Auch nach der See­manns­ren­te blieb Ger­hard Hein “sei­ner” “Gera” treu. Fast jedes Jahr stat­te­te er dem Muse­ums­schiff einen Besuch ab. Stets äußer­te er sich zufrie­den über die Instand­hal­tungs­ar­bei­ten des His­to­ri­schen Muse­um Bre­mer­ha­ven. Häu­fig traf sich die kom­plet­te letz­te Besat­zung des ein­zi­gen schwim­men­den Hoch­see­fi­sche­rei­mu­se­ums in Bre­mer­ha­ven. 2015 fehl­te er zum ers­ten Mal durch Krank­heit beim “Gera”-Treffen anläss­lich des 25. Jubi­lä­ums als Museumsschiff.

Bei der fei­er­li­chen Über­ga­be der “Gera” am 15. Juni 1990 an das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven sag­te Ger­hard Hein: “Das gibt schon ein gutes Gefühl, dass sich unse­re Arbeit an Bord zur Wert­erhal­tung gelohnt hat. In Bre­mer­ha­ven kön­nen wir die “Gera” ja jeder­zeit sehen – es bleibt alles an ihr ori­gi­nal – Far­be, Name, Innen­aus­stat­tung. Es soll dabei der Ein­druck ent­ste­hen, als wenn sie gera­de von einer Rei­se kommt.” Die­ses Ver­mächt­nis von Ger­hard Hein hat sich der Bre­mer­ha­ve­ner Freun­des­kreis FMS “Gera” zur Auf­ga­be gemacht.

Gerhard Heins Kapitaenskajuete auf der "Gera"

Auf der “Gera” lebt Kapi­tän Hein wei­ter. Sei­ne Kam­mer ist noch im Ori­gi­nal­zu­stand, wie er sie ver­las­sen hat. Im Schrank hängt sei­ne Uni­form, sein Wein­glas steht auf dem Schreib­tisch. Seit 2015 erzählt ein Spre­cher sogar Heins Hoch­see­fi­sche­rei-Erleb­nis­se: Im Mul­ti­me­dia-Gui­de, den jeder “Gera”-Besucher per eige­nem Smart­phone oder aus­leih­ba­rem Tablet-PC emp­fan­gen kann, berich­tet er von den Gefah­ren der Hoch­see­fi­sche­rei, aber auch von den spa­ßi­gen Anek­do­ten des Bordlebens.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: HMB aktu­ell 13/16 – 12.04.2016

Das Kraftverkehrsunternehmen Lunte & Sauer

Das Deut­sche Reich hat­te noch einen Kai­ser, als am 1. Juli 1907 die Geschich­te des Kraft­ver­kehrs­un­ter­neh­men Lun­te & Sau­er begann. An jenem Tag nahm der am 7. Juli 1867 gebo­re­ne Johann Carl Niko­laus Lun­te das Kon­fir­ma­ti­ons­geld sei­nes zwei­ten Soh­nes Hein­rich in die Hand, kauf­te davon ein Pferd und grün­de­te sein Fuhr­un­ter­neh­men.Das Kraftverkehrsunternehmen Lunte & SauerWohn- und Fir­men­sitz der Ehe­leu­te Johann und Anna Lun­te war das Haus Num­mer 31 in der Kist­ner­stra­ße. Die Kist­ner­stra­ße liegt auf der alten Leher Flur “Die Mei­de”. Das Wort kommt aus dem Ost­frie­si­schen und bedeu­tet Grün­land, Gras­land oder Heuland.

1907 Adressbuch

Es waren arbeits- und ent­beh­rungs­rei­che Jah­re für das Ehe­paar Lun­te. Nicht nur das neu gegrün­de­te Fuhr­un­ter­neh­men, dem das Kai­ser­li­che Post­amt die Leher Fern­ruf­num­mer 1479 zuteil­te, ver­lang­te den bei­den viel Kraft ab. Es galt auch, sie­ben Kin­der zu ver­sor­gen und eine klei­ne Neben­er­werbs­land­wirt­schaft, bestehend aus einem Feld und ein paar Schwei­ne und Kühe, zu betreiben.

1912 Fuhrunternehmen Lunte

In der Fir­men­ge­schich­te spielt die Kist­ner­stra­ße aber kei­ne gro­ße Rol­le. Im Jah­re 1912, also nur fünf Jah­re nach der Fir­men­grün­dung, kauf­te Johann Lun­te das Haus Num­mer 18 a in der August­stra­ße und ver­leg­te sei­nen Wohn­sitz und sei­nen Betrieb dorthin.

Dann kam der Ers­te Welt­krieg. Hun­dert­tau­sen­de Pfer­de wur­den requi­riert und muss­ten unge­heu­re Rüs­tungs­men­gen zu den Fron­ten schlep­pen. Die meis­ten Pfer­de wur­den den Bau­ern weg­ge­nom­men, aber mög­li­cher­wei­se muss­te auch Johann Carl Niko­laus Lun­te ein oder meh­re­re Pfer­de sei­nes Fuhr­un­ter­neh­mens für den Kriegs­dienst hergeben.

Für vie­le Ade­li­ge war es im Ers­ten Welt­krieg noch selbst­ver­ständ­lich, mit einem Pferd in die Schlacht zu zie­hen. Als der Krieg dann im Jah­re 1918 end­lich vor­über war, kam ein deut­scher Offi­zier mit sei­ner Stu­te von der Front zurück. Der Offi­zier bot sein Pferd zum Kauf an, und Johann Lun­te erwarb das Tier für sein Fuhrunternehmen.

1918 Fuhrunternehmen Lunte

Arthur Wil­helm, das fünf­te Kind von Johann und Anna Lun­te, hat beim Lloyd Elek­tri­ker gelernt. Als sich der Fir­men­grün­der mit 62 Jah­ren zur Ruhe setz­te, über­nahm Arthur Wil­helm am 1. Juli 1929 — 22 Jah­re nach der Fir­men­grün­dung — das Ruder des Fuhr­un­ter­neh­mens. Aber auch ihre gut lau­fen­de Koh­len­hand­lung führ­ten sie als Neben­be­schäf­ti­gung weiter.

Ehepaar Artur und Erna Lunte

Schon ein Jahr spä­ter – im Jah­re 1930 – wur­de das ers­te Auto ange­schafft. Und irgend­wann stand auch der ers­te Last­kraft­wa­gen auf dem Hof. Ein Hen­schel mit Nie­ren­küh­ler­mas­ke. “Arthur Lun­te – Eil­dienst” war auf der Bei­fah­rer­tür zu lesen. Die­se gro­ße Inves­ti­ti­on rief natür­lich noch ein­mal den Fir­men­grün­der Johann Lun­te auf den Plan. Klar, dass er es sich nicht neh­men ließ, auf dem Bei­fah­rer­sitz Platz zu nehmen.

1930 Das erste Auto

Selbst fah­ren durf­te er ver­mut­lich nicht. Es ist nicht anzu­neh­men, dass Johann Lun­te im Besitz einer Fahr­erlaub­nis war. Bereits am 3. Mai 1909 wur­de näm­lich die ers­te Reichs-Stra­ßen­ver­kehrs­ord­nung ein­ge­führt. Dar­in war fest­ge­legt, dass zum Füh­ren eines Kraft­fahr­zeu­ges mit einem Gesamt­ge­wicht von über 2,5 Ton­nen der Füh­rer­schein Klas­se II erfor­der­lich war. Und Rasen wur­de auch ver­bo­ten – inner­orts durf­te kein Fahr­zeug schnel­ler als 15 km/h unter­wegs sein. Erst im Jah­re 1923 wur­de das Tem­po­li­mit auf 30 km/h erhöht. Die zustän­di­ge Ver­wal­tungs­be­hör­de konn­te das Limit auf 40 km/h heraufsetzen.

Beifahrer Johann Lunte

Der Hen­schel muss­te wohl für eine lan­ge Zeit sei­nen Dienst ver­rich­tet haben. Eine Ersatz­be­schaf­fung war wäh­rend der Kriegs­jah­re ja unmög­lich. Ab 1939 durf­ten kei­ne Last­kraft­wa­gen von oder an pri­vat gekauft oder ver­kauft werden.

Arthur und Erna Lun­te hat­ten nur ein Kind – die Mar­got. Am 25. März 1943 leg­te Mar­got mit erst 17 Jah­ren erfolg­reich die Prü­fung für den Füh­rer­schein der Klas­se II ab. Das war für eine Frau sehr unüb­lich, konn­ten sie doch bis zum Jah­re 1958 nur mit Erlaub­nis des Ehe­man­nes oder Vaters einen Füh­rer­schein machen. Aber in den Kriegs­jah­ren – die Män­ner sind an der Front — ver­rich­ten vie­le Frau­en all die Arbei­ten, die sonst die Män­ner ver­rich­tet haben. Und das Fah­ren eines Last­wa­gens gehört nun mal dazu.

Aller­dings soll­ten Last­wa­gen mit zwei Anhän­gern bald der Ver­gan­gen­heit ange­hö­ren. In den 1950er Jah­ren schränk­te der dama­li­ge Ver­kehrs­mi­nis­ter Hans-Chris­toph See­bohm Län­ge und Gewicht für Last­wa­gen dras­tisch ein.

Margot Lunte

Vor dem Zwei­ten Welt­krieg wur­den vie­le Last­kraft­wa­gen mit einem Holz­ver­ga­ser aus­ge­lie­fert. Das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deutsch­land woll­te unab­hän­gig von Erd­öl­lie­fe­run­gen aus dem Aus­land sein. Und als der Treib­stoff wäh­rend des Krie­ges dau­er­haft knapp wur­de, blieb Ben­zin und Die­sel nur noch den Wehr­machts­fahr­zeu­gen vor­be­hal­ten. So muss­te auch der Fuhr­un­ter­neh­mer Lun­te sei­ne Fahrt immer wie­der unter­bre­chen, um den Ofen hin­ter sei­nem Füh­rer­haus mit fri­schem Holz zu befeuern.

1943 Tanken an der Bundesstrasse

Die Kes­sel für einen Holz­gas­ge­ne­ra­tor konn­ten mit etwa 150 Kilo Holz befüllt wer­den. Das reich­te bei einem Last­wa­gen für eine Stre­cke von unge­fähr 150 Kilo­me­ter. War die Trans­port­stre­cke län­ger, muss­te unter­wegs neu­er Brenn­stoff orga­ni­siert werden.

1943 Winter an der Bundesstrasse

Es war nicht immer ein­fach, einen Bau­ern zu fin­den, der Holz zu ver­kau­fen hat­te. Wenn das Holz dann aber erst ein­mal im Kes­sel brann­te, hat­ten sich nach unge­fähr fünf Minu­ten genü­gend Gase gebil­det, um den Motor wie­der anzu­trei­ben. Dann konn­te man sei­nem Ziel wei­ter ent­ge­gen­tu­ckern. Und an den Rän­dern der Land­stra­ßen blie­ben klei­ne Asche­hau­fen zurück.

Henschel-Lastkraftwagen

Mar­got Lun­te hei­ra­te­te am 24. Febru­ar 1945 den Kon­di­tor Heinz-Wil­helm Sau­er. Gut sie­ben Jah­re spä­ter, am 1. Okto­ber 1952, wur­de Heinz-Wil­helm Teil­ha­ber in der Fir­ma sei­nes Schwie­ger­va­ters. Vor dem Fir­men­tor steht jetzt ein Kaelble-Lastkraftwagen.

1951 Jungfernfahrt mit dem Kaelble

War­um der Fir­men­chef die Mar­ke gewech­selt hat, ist nicht bekannt. War es viel­leicht dem Umstand geschul­det, daß die Fir­ma Hen­schel auf­grund ihrer Kriegs­gü­ter­pro­duk­ti­on nach dem Krieg zunächst kei­ne Fahr­zeu­ge bau­en durfte?

Wie dem auch sei, mit dem Kaelb­le scheint der Fir­men­chef eine gute Wahl getrof­fen zu haben. Das Fahr­zeug hat mit einer Maschi­ne 300.000 Kilo­me­ter  abgespult.

1952 Heinz-Wilhelm Sauer

Es waren har­te Nach­kriegs­jah­re für Johann Lun­te und sei­nem Teil­ha­ber und Schwie­ger­sohn Heinz-Wil­helm Sau­er. Die ers­ten Auf­trä­ge bekam das Fuhr­un­ter­neh­men von der US-Armee. Die Güter für die ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­sol­da­ten in Deutsch­land kamen per Schiff nach Bremerhaven.

1960 Kaelble-Gespann

In den Lager­hal­len am Roten Sand, dort wo heu­te das E‑Center steht, wur­de alles zwi­schen­ge­la­gert. Eini­ge der Hal­len ste­hen noch an der Rud­l­off­stra­ße. Von dort wur­de alles auf die US-Kaser­nen ver­teilt. Natür­lich Unmen­gen Coca-Cola! Und aus Ame­ri­ka ein­ge­führ­tes Kat­zen­streu für die deut­schen Kat­zen der GI’s. Und der damals noch uner­reich­ba­re Traum einer jeden deut­schen Haus­frau – Waschmaschinen!

Kaelble-Lastkraftwagen

Gela­den wur­de von Hand. Eine Palet­te nach der ande­ren wur­de ver­la­den. Und so ver­schwan­den auf den Lade­flä­chen der Last­wa­gen Kon­ser­ven und Becks Bier, Wasch­pul­ver und das besag­te Kat­zen­streu aus Ame­ri­ka, Ziga­ret­ten und Coca-Cola. Und oben­auf wur­den die Wasch­ma­schi­nen gehievt. Gut 2.200 Kar­tons pass­ten auf die Last­wa­gen. Das waren 23,5 Ton­nen Gewicht.

1960 Bananenpier

Wenn alles ver­la­den war, ging die Tour zu den US-Kaser­nen los. Mit drei Last­wa­gen trans­por­tier­te das Fuhr­un­ter­neh­men Lun­te & Sau­er die Lebens­mit­tel und Kon­sum­gü­ter von Bre­mer­ha­ven nach Kas­sel und Gie­ßen, nach Fried­berg, Karls­ru­he, Ulm und Darm­stadt. Und nach Ober­am­mer­gau und Gar­misch. Ins­ge­samt muss­ten 56 Abla­de­stel­len ange­fah­ren und die Kar­tons ein­zeln ent­la­den werden.

Jürgen Sauer

Für den im Jah­re 1946 gebo­re­nen Sohn von Heinz-Wil­helm Sau­er und sei­ner Ehe­frau Mar­got, gebo­re­ne Lun­te, gehör­ten die ame­ri­ka­ni­schen Last­wa­gen eben­so zum All­tag, wie für Wil­fried Lun­te, ein Enkel des Fir­men­grün­ders. Die gro­ßen Armee-Sat­tel­schlep­per stan­den immer am Leher Stadt­park. Dort hat Wil­fried Lun­te auch ein­mal ver­sucht, Scho­ko­la­de aus einem Füh­rer­haus zu mop­sen. Das ging aber schief, ein GI hat ihn erwischt und hoch­kan­tig aus den Last­wa­gen geschmissen.

Da hat­te Jür­gen Sau­er spä­ter mehr Glück. Als 4‑Jähriger bekam er von einem im Hau­se Sau­er ein­quar­tier­ten Mili­tär­po­li­zis­ten ein Stück Scho­ko­la­de geschenkt. Klar dass der klei­ne Jür­gen mit dem Sol­da­ten gleich ewi­ge Freund­schaft schloss!

Jürgen Sauer auf dem Lkw

So hat Jür­gen Lun­te den Die­sel­ge­ruch sozu­sa­gen bereits mit der Mut­ter­milch auf­ge­so­gen. Da war es nur natür­lich, dass er sei­nen Vater Heinz-Wil­helm Sau­er schon als Kind so oft wie mög­lich auf Fern­fahr­ten beglei­te­te. Und als Jugend­li­cher muss­te er kräf­tig mit anpa­cken. Eine uner­war­te­te Begeg­nung in Fried­berg soll­te für den damals 13-jäh­ri­gen Jür­gen eine tol­le Beloh­nung sein: Wie aus dem Nichts stand der uni­for­mier­te Elvis Pres­ley plötz­lich am Lastwagen.

Aber auch Zuhau­se gab es immer viel zu tun. Egal, ob ein Num­mern­schild neue Far­be brauch­te oder ob ein defek­ter Motor aus­ge­tauscht wer­den muss­te — vie­le Arbei­ten wur­den in der eige­nen Werk­statt selbst erledigt.

Fahrzeugpflege

Gewiss ahn­te Jür­gen Sau­er in jenen Jah­ren noch nicht, dass er ein­mal in die Fuß­stap­fen sei­ner Eltern tre­ten wür­de. Zunächst deu­te­te auch nichts dar­auf hin: Nach der Schu­le absol­vier­te er eine Leh­re als Groß­han­dels­kauf­mann. Und danach rief die Bun­des­wehr, und Jür­gen Sau­er leis­te­te sei­ne Wehr­pflicht ab. Als Sol­dat erwarb er den Füh­rer­schein Klas­se 2.

1969 Sattelzug

Irgend­wann ab Anfang der 1970er Jah­re saß Jür­gen dann doch hin­ter dem Lenk­rad eines Lkw. In jener Zeit führ­te ihn eine Tour ins Badi­sche. Die Stra­ße war spie­gel­glatt, und in der Nähe von Brett­en ging es in Ser­pen­ti­nen abwärts. Mit jedem Brems­vor­gang droh­te der Last­wa­gen von der Stra­ße zu rut­schen. Also wur­de mög­lichst wenig gebremst – oder gar nicht. Auch nicht, als im Tal die blin­ken­den roten Lich­ter eines Bahn­über­gan­ges auf­tauch­ten. “Augen zu und rüber über die Glei­se”, war die Devi­se. Jür­gen Sau­er hat es auch gera­de noch so geschafft. Kaum waren die Bahn­glei­se über­quert, da rausch­te hin­ter dem Last­wa­gen der Zug vor­bei. Der Schreck war so groß, dass die Fahrt am nächs­ten Gast­hof unter­bro­chen wurde.

1970 Frontlenker

Wur­den anfangs nur Lebens­mit­tel trans­por­tiert, muss­te spä­ter auch der Haus­rat der US-Sol­da­ten, die alle paar Jah­re zu einem ande­ren Stand­ort wech­sel­ten, ver­la­den wer­den. Der Haus­rat wur­de in Möbel­kis­ten ver­packt. Die hat­ten so gro­ße Aus­ma­ße, dass die Plan­ge­stel­le auf den 38-Ton­ner erhöht wer­den muss­ten. Damit erreich­ten die Fahr­zeu­ge eine Höhe von vier Meter – und pass­ten nun nicht mehr durch die Toreinfahrt.

Im Jah­re 1976 mach­te sich der 78 Jah­re alte Arthur Lun­te an die Arbeit. Er riss die schö­ne alte Ein­fahrt ab, um die Hof­ein­fahrt zu ver­grö­ßern. Den größ­ten Teil der Umbau­ar­bei­ten  erle­dig­te Arthur Lun­te trotz sei­nes Alters selbst.

Hofdurchfahrt

Es ging nicht nur berg­auf mit dem Fuhr­un­ter­neh­men Lun­te & Sau­er. Natür­lich gab es auch Rück­schlä­ge zu ver­kraf­ten – wie wohl in vie­len ande­ren Unter­neh­men auch.

Manch­mal hat­te der Betrieb ein gutes Jahr hin­ter sich gebracht, und alle blick­ten hoff­nungs­voll in die Zukunft. Dann ver­un­glück­te ein Last­wa­gen und die gan­ze Freu­de war dahin. So riss der Unfall vom 15. Febru­ar 1966 bei Kas­sel ein gro­ßes Loch in die Fir­men­kas­se. Und gut zehn Jah­re spä­ter gab es am 18. Febru­ar 1977 auf der Sau­er­land­li­nie einen Total­scha­den an der Mer­ce­des-Zug­ma­schi­ne zu ver­kraf­ten. Die letz­te Rate war gera­de mal vier Wochen vor­her bezahlt worden.

Unfall auf der Sauerlandlinie

Oft­mals fuhr aber auch das Glück auf der Bei­fah­rer­sei­te mit. Wer jemals mit einem Kraft­fahr­zeug auf Eng­lands Stra­ßen unter­wegs war, hat die Situa­ti­on bestimmt selbst erlebt: Man passt höl­lisch gut auf, dass man immer auf der lin­ken Stra­ßen­sei­te fährt. Dann geht es hin­ein in einen Kreis­ver­kehr, von denen es in Eng­land reich­lich vie­le gibt. Man fährt also links­her­um in den Kreis hin­ein und lan­det bei her­aus­fah­ren plötz­lich auf der rech­ten Stra­ßen­sei­te. Oder es gibt die hart­ge­sot­te­nen Fah­rer, die fah­ren – wie sie es auf dem Kon­ti­nent gewohnt sind – gleich rechts in den Kreis­ver­kehr hin­ein. So einen uner­fah­re­nen Fah­rer gab es auch beim Fuhr­un­ter­neh­men Lun­te & Sau­er. Es ist alles gut gegan­gen, das Glück saß ja auf der Beifahrerseite.

Am 1. Juli 1979 mag auch Arthur Lun­te ein paar Glücks­trä­nen ver­gos­sen haben. An die­sem Tag konn­te er sein 50-jäh­ri­ges Fir­men­ju­bi­lä­um fei­ern. Gleich­wohl wird ihm nicht so recht zum Fei­ern zumu­te gewe­sen sein, ist doch sei­ne lie­be Ehe­frau Erna sie­ben Mona­te zuvor verstorben.

Winter 1979

Erna Lun­te fehl­te über­all im Betrieb. Im Novem­ber 2013 tra­fen sich noch ein­mal ein Dut­zend frü­he­rer Kol­le­gen auf dem Betriebs­ge­län­de des ehe­ma­li­gen Leher Tra­di­ti­ons­un­ter­neh­mens. Erin­ne­run­gen an das tol­le Betriebs­kli­ma wur­den wach, und Dönt­jes wur­den aus­ge­tauscht: Ja, der Seni­or­chef Arthur und sei­ne Frau Erna waren schon die See­len des Betrie­bes. Alles war sehr fami­li­är, sehr kol­le­gi­al. Jeder kann­te jeden. Und wenn sonn­abends die Las­ter im Hof stan­den und fer­tig geputzt und repa­riert waren, dann haben sich alle zusam­men­ge­setzt und es wur­de gemein­sam gefrüh­stückt. Dabei wur­den Pro­ble­me bespro­chen, und es wur­de auch viel gelacht. Etwa über den Kol­le­gen, der ein Pfer­de­narr war. Eigent­lich soll­te er Bana­nen nach Stutt­gart brin­gen. Aber im Hes­si­schen zog ein Pfer­de­trans­por­ter sei­ne Auf­merk­sam­keit auf sich. Dem fuhr er bis zum Stall hin­ter­her und bewun­der­te dort das Pferd – und in Stutt­gart kamen die Bana­nen nicht pünkt­lich an!

neuer Lkw

Am 1. Okto­ber 1981 über­nahm Jür­gen Sau­er, der schon als Kind sei­nen Vater Heinz Wil­helm Sau­er auf Fern­fahr­ten beglei­te­te, von sei­nem Groß­va­ter Arthur Lun­te den Betrieb. Ob es für die­ses Datum einen beson­de­ren Anlass gab, ist nicht über­lie­fert. Wer nun nach­zählt kommt zu dem Ergeb­nis,  dass nach dem Fir­men­grün­der Johann Lun­te, sei­nem Sohn und Nach­fol­ger Arthur Lun­te und Johanns Enkel­toch­ter Mar­git Sau­er (gebo­re­ne Lun­te) mit Jür­gen Sau­er nun die vier­te Gene­ra­ti­on das Fir­men­ru­der übernahm.

1982 Fuhrpark Lunte & Sauer

Wenn es schwie­rig wur­de im Betrieb, hol­te sich Jür­gen von sei­nem Groß­va­ter ger­ne einen Rat. Aber nur für kur­ze Zeit soll­te er auf den lang­jäh­ri­gen Erfah­rungs­schatz sei­nes Groß­va­ters zurück­grei­fen kön­nen. Nur weni­ge Wochen nach der Betriebs­über­ga­be stürz­te Arthur Lun­te am 27. Novem­ber 1981 im Trep­pen­haus und brach sich einen Ober­schen­kel. Trotz einer Ope­ra­ti­on starb am 5. Dezem­ber 1981 – nur drei Tage vor sei­nem 83. Geburts­tag.FirmenjubilaeumIm Jah­re 1982 konn­te das 75-Jäh­ri­ge Fir­men­ju­bi­lä­um gefei­ert wer­den. Ob sich da schon abzeich­ne­te, dass es zum 80. Geburts­tag kei­ne Fei­er mehr geben wird? Lun­te & Sau­er hat all die Jah­re für die Ame­ri­ka­ner trans­por­tiert und gut an ihnen ver­dient. Gleich­wohl wur­de in den 1980er Jah­ren das Geschäft immer schwie­ri­ger. Mit den Dum­ping­prei­sen der Kon­kur­renz aus Ost­eu­ro­pa konn­ten die drei Last­wa­gen der Spe­di­ti­on Lun­te & Sau­er nicht mithalten.

Vie­le Näch­te beriet sich Jür­gen Sau­er mit sei­ner Frau Bar­ba­ra – es gab kei­nen Aus­weg. Im Jah­re 1986 fiel die Ent­schei­dung die Spe­di­ti­on zu schlie­ßen. Ein Jahr spä­ter wur­den die Trans­port­kon­zes­sio­nen ver­kauft und der Tra­di­ti­ons­be­trieb schloss für immer sei­ne Tore. Jür­gen Sau­er ver­dien­te sei­nen Lebens­un­ter­halt fort­an als Fah­rer bei einem ande­ren Fuhr­un­ter­neh­men.Auguststrasse 18 a, BremerhavenGeblie­ben ist aber das Betriebs­grund­stück mit dem Haus Num­mer 18a in der August­stra­ße in Lehe. An der  Fas­sa­de prangt noch immer das Schild:FirmenschildQuel­len:
Fest­schrift: “75 Jah­re Kraft­ver­kehr Lun­te & Sau­er, 1907 — 1982
W. Ehr­ecke: “In Eng­land falsch abge­bo­gen”, Nord­see-Zei­tung vom 4.11.2013
W. Ehr­ecke: “Cola, Becks und die Wasch­ma­schi­nen”, Nord­see-Ztg. v. 23.1.2015
hansebubeforum.de

Calvin im Gepäck. Hugenotten auf der Flucht nach Deutschland

Am Sonn­tag, 17. April 2016, bie­tet das Deut­sche Aus­wan­der­er­haus Bre­mer­ha­ven um 10.30 Uhr einen the­ma­ti­schen Rund­gang durch Dau­er­aus­stel­lung über die huge­not­ti­schen Glau­bens­flücht­lin­ge auf ihrem Weg nach Deutsch­land an.

Hugenotten auf der Flucht

Huge­not­ten waren fran­zö­si­sche Pro­tes­tan­ten mit über­wie­gend cal­vi­nis­ti­scher Glau­bens­rich­tung. Son­nen­kö­nig Lud­wig XIV. stellt die Huge­not­ten 1685 vor die Wahl: Ent­we­der sie kon­ver­tie­ren zum katho­li­schen Glau­ben, oder aber sie erlei­den Ver­fol­gung, Haft oder gar den Tod. Trotz eines mit der Todes­stra­fe beleg­ten Aus­rei­se­ver­bo­tes ver­las­sen dar­auf­hin 150.000 fran­zö­si­sche Pro­tes­tan­ten ille­gal das Land.

Unge­fähr 40.000 Huge­not­ten such­ten ihr Heil in den deut­schen Ter­ri­to­ri­en. Davon lie­ßen sich etwa 20.000 in Bran­den­burg-Preu­ßen nie­der. Das im Jah­re 1685 von Kur­fürst Fried­rich Wil­helm – selbst Anhän­ger des cal­vi­nis­ti­schen Bekennt­nis­ses — erlas­se­ne “Edikt von Pots­dam” ver­sprach den Huge­not­ten unge­hin­der­te Aus­übung ihrer Reli­gi­on, Nie­der­las­sungs­frei­heit und vie­le wirt­schaft­li­che Vor­tei­le. Sie erhiel­ten kos­ten­lo­ses Bau­ma­te­ri­al, Steu­er­erleich­te­run­gen, und für Hand­wer­ker gab es Anschubfinanzierungen.

hugenottenmuseum

Aber auch für Bran­den­burg-Preu­ßen brach­te die Ein­wan­de­rung unschätz­ba­re Vor­tei­le. Vie­le Huge­not­ten waren auf die Her­stel­lung von Luxus­ar­ti­keln spe­zia­li­sier­te Fach­leu­te, die dazu bei­tru­gen, die Wirt­schaft des im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg zer­stör­ten Bran­den­burg zu bele­ben. In der the­ma­ti­schen Füh­rung wird von dem Flucht­weg der Huge­not­ten sowie ihrer Ankunft und Auf­nah­me in Deutsch­land erzählt.

Die Füh­rung “Cal­vin im Gepäck. Huge­not­ten auf dem Weg nach Deutsch­land” beginnt um 10.30 Uhr im Foy­er des Deut­schen Aus­wan­der­er­hau­ses. Eine Anmel­dung ist erwünscht unter der Ruf­num­mer 0471/90220–0 oder an der Kas­se.
Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
www.dah-bremerhaven.de
Deut­sches Aus­wan­der­er­haus
Colum­bus­stra­ße 65
27568 Bre­mer­ha­ven
E‑Mail: presse@dah-bremerhaven.de
Pres­se­infor­ma­ti­on vom 12. April 2016

Finkenwerder Hochseekutter “Astarte” sucht Verstärkung

Die neue Sai­son steht vor der Tür und der Törn­plan des Fin­ken­wer­der Hoch­see­kut­ters “Astar­te” ist bereits gut aus­ge­füllt. Die Stamm­be­sat­zung sucht des­halb drin­gend Ver­stär­kung für den Betrieb und die Pfle­ge ihres Schif­fes. Wer Lust hat, etwas Neu­es ken­nen­zu­ler­nen, wird garan­tiert ein inter­es­san­tes  Hob­by finden.

Finkenwerder Hochseekutter "Astarte" Die Mit­glie­der der Stamm­be­sat­zung ver­fü­gen zum Teil über jah­re­lan­ge Erfah­run­gen an Bord ihres Schif­fes und set­zen sich aus Berufs­see­leu­ten, Besat­zungs­mit­glie­dern der “Alex­an­der von Hum­boldt” sowie ver­schie­de­nen Berufs­grup­pen zusammen.

Jeder, der auf die­sem gut gepfleg­ten Tra­di­ti­ons­schiff anmus­tern möch­te, ist herz­li­chen ein­ge­la­den, am Sonn­abend, 16.04.2016 von 10 bis 16 Uhr, zu einem Infor­ma­ti­ons­ge­spräch an Bord zu kom­men. Das Schiff liegt im Neu­en Hafen an der Steg­an­la­ge der Schif­fer­gil­de Bre­mer­ha­ven e.V. Bei einer Tas­se Kaf­fee gibt die Stamm­be­sat­zung allen inter­es­sier­ten Män­nern und Frau­en Aus­künf­te über das Schiff und sei­ne Fahr­ten und beant­wor­tet ihre Fragen.

Inter­es­sier­te mit see­män­ni­schen und tech­ni­schen Kennt­nis­sen, z.B. Hoch­see­seg­ler, Maschi­nen­tech­ni­ker, sind beson­ders gefragt, aber auch Per­so­nen aus geeig­ne­ten Beru­fen, z.B. Hand­wer­ker, soll­ten sich bei der Schif­fer­gil­de Bre­mer­ha­ven mel­den. Die Stamm­be­sat­zung bie­tet allen Neu­ein­stei­gern einen umfäng­li­chen Ein­blick in den Betrieb des Schif­fes sowie eine Ein­wei­sung in die Berei­che, die für den Erhalt und Betrieb des 113 Jah­re alten Fisch­kut­ters not­wen­dig sind.

Dazu gehö­ren unter ande­rem see­män­ni­sche Hand- und Instand­set­zungs­ar­bei­ten, die Bedie­nung der Segel, das Steu­ern des Schif­fes unter Segeln und Maschi­ne, die Bedie­nung der tech­ni­schen Anla­gen — davon gibt es auch auf einem Segel­schiff eine gro­ße Anzahl — , den Umgang und die Bedie­nung der Sicher­heits­ein­rich­tun­gen und eini­ges mehr.

Als Höhe­punkt ist Ende Juli 2016 ein mehr­tä­gi­ger Aus­bil­dung­s­törn rund um Hel­go­land geplant. Wer also bei guter Gesund­heit und prak­tisch ver­an­lagt ist und eine kame­rad­schaft­li­che Bord­hier­ar­chie akzep­tiert ist herz­lich willkommen. 
Infor­ma­ti­ons­ge­spräch auf der “Astar­te”:
Bre­mer­ha­ven, Neu­er Hafen | Sonn­abend, 16. April 2016 von 10 bis 16 Uhr

SammlungsGeschichten: “Glänzende Exponate”

Die nächs­te Extra­Tour des His­to­ri­schen Muse­um Bre­mer­ha­vens führt wie­der durch die Samm­lungs­Ge­schich­ten. “Glän­zen­de Expo­na­te” aus Sil­ber und Gold gibt es am Don­ners­tag, den 7. April 2016 um 15.30 Uhr, zu bestaunen. 

SammlungsGeschichten

Die beson­ders kost­ba­ren Aus­stel­lungs­stü­cke, die Mar­ti­na Otto den Besu­che­rin­nen und Besu­chern prä­sen­tiert, stam­men aus der Zeit des frü­hen Mit­tel­al­ters bis in die 1930er Jah­re. Die Gold­brak­tea­ten aus Sie­vern, die 1942 beim Torf­ste­chen im Sie­ver­ner Moor gefun­den wur­den, stel­len den bedeu­tends­ten Gold­fund Nord­deutsch­lands dar. Die run­den Medail­len, die um 550 her­ge­stellt wur­den, tru­gen Ger­ma­nen als Amu­let­te um den Hals. Zu sehen ist auch fein gear­bei­te­ter Trach­ten­schmuck von Frau­en aus den Geest­ge­bie­ten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Auf­wän­di­ge Sil­ber­ar­bei­ten dien­ten als wert­vol­le Geschen­ke, mit denen Wert­schät­zung aus­ge­drückt wur­de. Dazu zählt das Magis­trats­sil­ber mit zwei sie­ben­flam­mi­gen Kan­de­la­bern und Scha­len, die die Stadt Bre­mer­ha­ven 1927 zu ihrem 100-jäh­ri­gen Bestehen geschenkt bekam. Die Werft­be­sit­zer­fa­mi­lie Rick­mers gab zur Sil­ber­hoch­zeit von Peter und Sophie Rick­mers 1887 bei Wil­kens & Söh­ne in Bre­men einen reich ver­zier­ten, drei­tei­li­gen Tafel­auf­satz in Auf­trag. Der Nord­deut­sche Lloyd ehr­te drei Flug­pio­nie­re und ver­dien­te Mit­ar­bei­ter mit gra­vier­ten Tel­lern aus Sil­ber. Dar­über hin­aus wer­den beim Rund­gang durch die Dau­er­aus­stel­lung aus­ge­wähl­te Gold- und Sil­ber­mün­zen sowie Medail­len aus ver­schie­de­nen Epo­chen erläutert.

Die Füh­rung ist im Ein­tritts­preis ent­hal­ten. Treff­punkt ist das Foy­er.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: HMB aktu­ell 11/16 – 30.03.2016

Museumsschiff FMS “Gera” startet in die neue Saison

Das Muse­ums­schiff FMS “Gera” hat seit Sams­tag, 19. März 2016, wie­der geöff­net. Nun kann das ein­zi­ge schwim­men­de Hoch­see­fi­sche­rei­mu­se­um in Deutsch­land mit Lie­ge­platz im Schau­fens­ter Fische­rei­ha­fen bis zum 06. Novem­ber 2016 wie­der täg­lich von 10 bis 18 Uhr besich­tigt wer­den.Museumsschiff FMS "GERA"startet in die neue SaisonDie Win­ter­pau­se wur­de für umfang­rei­che Instand­hal­tungs­ar­bei­ten genutzt. So wur­de das Hilfs­ru­der restau­riert und das Back­deck mit einer neu­en Beschich­tung ver­se­hen. Die “Gera” erstrahlt nun wie­der in neu­em Glanz.

Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher erfah­ren bei ihrem Rund­gang über das Schiff, wie hart die Män­ner an Bord arbei­ten muss­ten. Nicht nur die ori­gi­na­le Aus­rüs­tung legt ein ein­drucks­vol­les Zeug­nis vom All­tag der Hoch­see­fi­scher ab. Auch vier Mul­ti­me­dia-Sta­tio­nen mit Fil­men, Fotos, Tex­ten und einer Daten­bank mit Fische­rei­fahr­zeu­gen sowie eine Film-Sta­ti­on las­sen den Besuch zu einem beson­de­ren Erleb­nis wer­den. Ein über Smart­phone oder Tablet-PC zu emp­fan­gen­der Mul­ti­me­dia Gui­de ver­mit­telt an 17 Sta­tio­nen alles Wis­sens­wer­te über die Hochseefischerei.

Matrosenkajüte

In der neu­en Sai­son war­tet auf die Besu­che­rin­nen und Besu­cher der “Gera” noch eine beson­de­re Über­ra­schung: Sie kön­nen ihre Ein­tritts­kar­te gegen eine Fisch­kost­pro­be ein­tau­schen. „Wir freu­en uns sehr, durch die­se Koope­ra­ti­on mit der Fir­ma Fied­lers Fisch­markt Anno 1906 unse­ren Besu­che­rin­nen und Besu­chern etwas Beson­de­res bie­ten zu kön­nen“, erläu­tert Muse­ums­di­rek­tor Dr. Alfred Kube. Außer­dem gibt es eine ver­güns­tig­te Kom­bi­kar­te mit der Erleb­nis­aus­stel­lung „Expe­di­ti­on Nord­mee­re“ im Schau­fens­ter Fischereihafen.

Füh­run­gen über das Muse­ums­schiff sind nach Anmel­dung mög­lich. Für Kin­der ab acht Jah­ren gibt es ein muse­ums­päd­ago­gi­sches Ange­bot zum The­ma „Fisch­fang auf der “Gera” – Leicht­ma­tro­sen auf dem Muse­ums­schiff“.
Quel­le:
His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven: HMB aktu­ell 09/16 – 14.03.2016