Oberlausitzer Sechsstädtebund — ein mächtiges Schutzbündnis
Da der Landfrieden in dem später Oberlausitz genannten Gebiet zu jener Zeit oft in Gefahr war, schlossen sich zum gemeinsamen Schutz der Handelswege die Städte Bautzen, Görlitz, Kamenz, Lauban, Löbau und Zittau am 21. August 1346 den Segen des späteren Kaisers Karl IV. zum Sechsstädtebund zusammen.
Im 14. Jahrhundert spielte das stetig aufblühende Görlitz bei der Schaffung einer Machtposition unter den Oberlausitzer Städten eine bedeutende Rolle. Die durch die Stadt fließende Neiße und die Stadt tangierenden wichtigen Handelsstraßen (via regia) beeinflussten die große wirtschaftliche Bedeutung von Görlitz äußerst positiv. Aber auch der Fleiß und das Können des ansässigen Tuchmachergewerbes trugen hierzu bei.
So blieb es nicht aus, dass Görlitz unter den Städten der Oberlausitz (sie liegt im sächsischen Dreiländereck Deutschland-Polen-Tschechische Republik) eine bevorzugte Position einnahm. Münzrecht, eigene Gerichtsbarkeit und Braurecht sind nur einige von vielen Privilegien, die der Stadt Görlitz zugebilligt waren.
Natürlich wollte der mächtige Lausitzer Adel es nicht hinnehmen, dass die Städte einen wachsenden Einfluss auf den Landesherrn hatten. Um die Städte wirtschaftlich zu schwächen, ja um sie “in die Knie zu zwingen”, versuchten sie, den für die Städte so wichtigen Handel mit Rohstoffen und Fertigwaren zu unterbinden. Sie ließen die stark bewachten Fuhrwerke der Händler ausrauben.
Zur Abwehr dieser räuberischen Gefahren versammelten sich am 21. August 1346 die Ratsherren der Städte Görlitz, Lauban, Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau und gründeten den Sechsstädtebund, um der Raubzüge gemeinsam Herr zu werden.
Die Kosten für die erforderlichen Unternehmungen wurden entsprechend der Leistungsfähigkeit der Städte aufgeteilt. Auf Görlitz als reichstes und mächtigstes Mitglied entfielen drei von neun Teilen.
Über die Jahrhunderte hinweg gewann der Sechsstädtebund zunehmend an Bedeutung für eine gemeinsame Lösung politischer und wirtschaftlicher Angelegenheiten der Oberlausitz und bewährte sich auch besonders in den Wirren der Hussitenkriege. Er hat die Geschichte der Oberlausitz stark beeinflusst. Besonders in den ersten 200 Jahres seines Bestehens erlebten die Städte eine vorher nie dagewesene wirtschaftliche und kulturelle Blüte. Prächtige Rat- und Bürgerhäuser entstanden, stolze Kirchen wurden gebaut und wehrhafte Befestigungsanlagen schützten die Städte gegen die Begehrlichkeiten der Fürsten der umliegenden Gebiete.
Dann kam der sogenannte Oberlausitzer Pönfall. Der böhmische König Ferdinand bestrafte 1547 die Städte unter anderem mit dem Entzug der städtischen Gerichtsbarkeit und der freien Ratskür. Besonders hart wirkte sich das Strafgeld in Höhe von 100.000 Gulden aus. Der Verlust der Landgüter führte dazu, dass Lebensmittel überteuert eingekauft werden mussten. Die Versorgungslage in den Städten wurde kritisch, Unruhen waren zu befürchten.
Schließlich erkannte der König, dass die entstandene Unordnung auf Dauer auch für ihn unvorteilhaft war und verkaufte den Städten ihre Landgüter teuer zurück. Auch die Privilegien wurde den Städten nach und nach wieder zuerkannt. Dennoch, die hohen Strafgelder und die Kosten für den Rückkauf der Güter und Privilegien hatten der städtischen Wirtschaft zu große Mittel entzogen — die Kommunen waren wirtschaftlich noch über Jahrzehnte deutlich geschwächt.
Auf dem Wiener Kongress wurde die Lausitz 1815 geteilt, Görlitz und Lauban gehörten fortan zu Preußen. Damit wurde das am längsten bestehende deutsche Städtebündnis nach fast 500 Jahren aufgelöst. Bautzen, Kamenz, Löbau und Zittau gehörten weiterhin zu Sachsen und gründeten den “Vierstädtebund”, der jedoch bereits 1868 wieder aufgelöst wurde.
Quellen:
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