Kulturhistorisches Museum Görlitz — Barockhaus
Ein Haus unmittelbar an der via regia belegen konnten sich nur gut betuchte Bürger leisten. Diese für Görlitz typischen Hallenhäuser, die zur Blütezeit des Handels erbaut wurden, vereinten oftmals Wohnhaus, Kontor, Lager und Brauhof. In den prächtig ausgestatteten Häusern mit hoher Zentralhalle, Renaissancesaal und verwinkelten Treppenhäusern lebten Groß- und Fernhändler.
So kam einst auch der Zittauer Damasthändlers Johann Christian Ameiß nach Görlitz und ließ sich 1727 bis 1929 das heute auch als Barockhaus bekannte Wohngebäude Neißstraße 30 erstellen. Seit 1951 gehört das Haus, das eng mit der Geschichte der Stadt Görlitz und der Oberlausitz verbunden ist, dem Kulturhistorischen Museum Görlitz.
Die Sammlungen des Museums umfassen Zeugen zur Stadtgeschichte von den Anfängen der Besiedlung bis zur Gegenwart, Gemälde des 18. bis 20. Jahrhundert, Kunsthandwerk und Bestände zur Wissenschaftsgeschichte der Oberlausitz, ein Physikalisches Kabinett aus dem 18. Jahrhundert sowie Personalausstellungen zu dem Philosophen Jakob Böhme. Das umfangreich renovierte Barockhaus in der Görlitzer Neißestraße 30 dient als Museum.
In der Ausgabe September 2011 berichtete die StadtBILD, dass die Görlitzer ihr in den letzten Jahren für insgesamt 8,4 Millionen Euro prachtvoll restauriertes Barockhaus am 29. Juli 2011 wieder in Besitz nehmen konnten. Bis zu 9 Farbschichten der wertvollen Stuckdecken mussten entfernt werden, um in allen Räumen den Originalzustand wieder herzustellen. Die alten Fußböden wurden erhalten und Fenster und Türen denkmalgerecht erneuert. Ein barocker Ofen aus der Zeit um 1720 wurde aus dem Amtsverwalterhaus Schloss Neu-Hörnitz herbeigeschafft und ziert nun den Großen Salon der Ameißschen Wohnung.
Im 1. Stock hat die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften mit ihren wertvollen Buchbeständen Einzug gehalten. Der wohl schönste Bibliothekssaal Deutschlands versetzt seine Besucher unweigerlich ins Erstaunen. Doch auch in der 2. Etage werden sich die Besucher nicht langweilen: Sammlungen der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften mit dem einzigartigen Physikalischen Kabinett des Adolph Traugott von Gersdorf mit seinen teils skurilen Elektrifizierungsmaschinen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Es können hier gar nicht alle Sammlungen aufgezählt werden. Doch die historisch bedeutsamen und wertvollen Gemälde und Stiche bekannter schlesischer, Oberlausitzer und deutscher Künstler aus der Epochen der Romantik und der Aufklärung sollen hier erwähnt werden.
Das Barockhaus Neißstraße 30 kann dienstags bis sonntags von 10:00 bis 17:00 Uhr besichtigt werden.
Quellen:
Sächsische Zeitung vom 1. August 2011
StadtBILD Ausgabe September 2011
Kunsthistorisches Museum Görlitz
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