Ein Containerschiff steuert die Stromkaje an
Wenn ein Containerschiff die Stromkaje ansteuert, wird es bereits von den Hafenarbeitern erwartet. Crew und Containerbrücke sind einsatzbereit. Alles muss schnell gehen – Zeit ist Geld für die Reederei.
Jedermann im Team – oder in der Gang, wie früher sagte — kennt seinen Aufgabenbereich und weiß genau, was er zu tun hat. Das war schon immer so, auch damals, als es noch keine Container gab. Als noch Stückgutfrachter die Ware in Säcken oder Kisten brachten, die dann von Hand abgeladen werden mussten.
Natürlich werden die Container nicht mehr von Hand an Land geschleppt sondern mit einer Containerbrücke. Zu jeder Containerbrücke steht also ein Team von etwa acht Mann bereit, um die genormten Container im Eilzugtempo vom Schiff zu holen. Stündlich etwa dreißig Container mit einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen. Mindestens 200 Container müssen in einer achtstündigen Schicht bewegt werden. Dann hat das Team Feierabend – die Containerbrücke aber nicht. Die nächste Schicht macht weiter, bis das Schiff be- oder entladen ist.
Die Containerbrücken auf der Stromkaje in Bremerhaven stehen auf 44 Räder, haben ein Gesamtgewicht von etwa 2000 Tonnen und können bis zu 112 Tonnen Gewicht bewegen. Die Höhe bis zum Ausleger beträgt über 51 Meter. Im Schritttempo bewegen sich die Brücken auf einer 30,5 Meter breiten Spur parallel zur Kaje.
Der Containerbrückenfahrer schaut aus seinem Führerhaus gut 50 Meter in die Tiefe und bedient mit zwei Joysticks den Kran. Der Spreader (Greifer) rauscht in Stahlseilen hinunter zum Container und wird mit Twistlocks per Knopfdruck am Container befestigt, um diese aus dem Bauch des Schiffes zu holen. Unten auf dem Schiffsdeck steht der Signalmann und weist den Brückenfahrer ein. Tief unter dem Brückenfahrer sitzt der Vorarbeiter in seiner Kabine. Er entscheidet, welche Luken be- oder entladen werden und trägt die Nummern der Container in einen Stauplan ein.
Wenn wieder ein Container das Schiff verlassen hat und an dicken Seilen hoch über der Kaje schwebt, hat der Einweiser seinen Einsatz. Über Sprechfunk steht er mit dem Brückenfahrer in Kontakt und weist ihn ein, wo der Container abgestellt werden soll. Länger als drei Stunden darf niemand die Brücke fahren, dann wechseln Einweiser und Brückenfahrer sich ab.
Container, die auf dem Schiff verladen werden, müssen gut gesichert werden, damit sie während der Seefahrt nicht verrutschen und das Schiff in Gefahr bringen. Hierfür trägt der “Lascher” Sorge, der die Container mit Stangen und Twistlocks fest miteinander verbindet.
Schließlich arbeiten an jeder Containerbrücke noch drei Stapelfahrer, die die Container von der Kaje zu ihrem Stellplatz bringen. In der Fahrerkabine befindet sich ein Bildschirm, auf dem den Stapelfahrern der zugewiesene Containerstellplatz mitgeteilt wird.
Für ein Großcontainerschiff wie die “Maersk McKinney Möller“ zahlt die Reederei fürs Anlegen an der Stromkaje in Bremerhaven gut 30.000 Euro.
Quellen:
“Hafengebühr soll im neuen Jahr steigen”, Nordsee-Zeitung vom 18.12.2013
Christoph Barth: “Die Männer vom Team N10”, Nordsee-Zeitung v. 13.10.2015