Die längst vergessenen Häuser 20 und 22 in der Neuelandstraße in Lehe
Der schreckliche Luftangriff am 18.09.1944 auf Bremerhaven war nicht der erste Bombenangriff, den die Alliierten auf Bremerhaven flogen. Bereits im Juni des gleichen Jahres verloren Leher Bürger durch einen Bombenangriff ihr Hab und Gut.
Heute erinnern in der Neuelandstraße in Lehe nur noch Baulücken an Gebäude, die längst abgerissen wurden. Einige Häuser aus der Gründerzeit waren baufällig, andere wurden Opfer des Luftangriffes. Auch die heute längst vergessenen Häuser Nummer 20 und 22 wurden durch Bomben zerstört.
Die Gründung Bremerhavens im 19. Jahrhundert nahm der Bedarf an Wohnraum ständig zu. In Bremerhaven war der Baugrund naturgemäß sehr begrenzt, und so wich man in die Nachbargemeinden aus. In der Gemeinde Lehe entstanden damals besonders viele neue Straßenzüge. Im Jahre 1850 wurde auf dem Flurstück “Neue Land” die Neuelandstraße gebaut.
In dieser Straße wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Häuser mit den Nummern 19, 20, 22, 34 und 36 erstellt.
Das Haus Nummer 20 hatte einen straßenseitigen Spitzgiebel und im ersten Stock einen Erker. Der Blendgiebel des Hauses Nummer 22 wies ebenfalls zur Straße hin. Die Ornamente an den Fassaden erinnerten an die Gründerzeit.
In den Häusern befanden sich kleine Wohnungen mit Küche, Kammer, Stube und Korridor. Die Gemeinschaftstoiletten befanden sich außerhalb der Wohnungen. Im Hofe waren Waschküchen und Hühnerställe untergebracht.
Die Wasserversorgung für beide Häuser erfolgte durch eine Zisterne, die während des 2. Weltkrieges zum Luftschutzraum umfunktioniert wurde. Ab 1933 waren beide Häuser an das elektrischen Stromnetz angeschlossen.
Gewöhnlich flogen die Bomber über Wesermünde nur hinweg. Aber am 18. Juni 1944 war es anders. Die Bomben fielen auf Bremerhaven Mitte und auf Lehe. Es gab viele Todesopfer und verletzte 290 Menschen, zum Teil sehr schwer. 257 Wohnungen wurden komplett zerstört und 241 schwer beschädigt.
Auch die Häuser Neuelandstraße Nummer 18 bis Nummer 22 wurden zerstört. Heute befindet sich auf dem Grundstück ein Garagenhof.
Quelle:
Peter Raap: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 774 vom Juni 2014, Seiten 1 + 2