Der Kalkofen in Lehe
Der Kalkofen in Lehe
Während der erste Kalkofen in Lehe schon für das 18. Jahrhundert nachgewiesen ist, waren hier nach 1840 bis zu vier Brennöfen in Betrieb. Der eine stand am Bahnübergang und war im Besitze der Familie Willms. Der Standort des Timmermannschen Ofens wird in der Nähe der alten Graupenmühle und der Franzosenbrücke vermutet, und zwar in der Nachbarschaft des Leher Hafens. Ein dritter Ofen hatte seinen Platz auf dem Kötzfeld, westlich von dem Marktplatz, auf dem einst die “Germania” stand. Der stattlichste und modernste Kalkofen in Lehe war aber ohne Zweifel der, den im Jahre 1850 der Großvater von Buernhuusvadder Jan Bohls gemeinsam mit den Leher Bürgern Krüger und Wöhlken im Leher Büttel nahe der oberen Hafenstraße errichtet hat.Lehe hatte nicht ohne Grund vier Kalkhütten: Der Flecken hatte in der Zeit von 1734 bis 1808 durch fünf schwere Brandkatastrophen 396 Wohnhäuser verloren. Davon legte der Brand von 1796 ganze 160 Bauten in Schutt und Asche und im Jahre 1808 weitere 147. Es setzte eine Bautätigkeit ein, wie sie Lehe vorher noch nie erlebt hatte. Auch das im Jahre 1827 gegründete Bremerhaven verlangte aufgrund der einsetzenden regen Bautätigkeit nach Kalkmörtel und Bausteinen. Zement gab es damals noch nicht, folglich verwendete man Muschelkalk als Bindemittel zwischen den Steinen. Die Folge war eine außergewöhnlich starke Nachfrage nach Kalk.
Das Rohmaterial fand man in den Mündungsgebieten von Elbe und Weser, nämlich Muscheln und Schneckengehäuse. Im Sommer ließen die Fischer ihre flachen Boote bei Ebbe trocken fallen und gruben körbeweise Muscheln und Schnecken mühsam aus dem Sand aus. Die Fischer brauchten bis zu drei Tage, bis ein Kahn voll war. Die „Muschelschalen-Fischerei“, nannte man in Platt „Schillen“ (Schill = Schale) nannte. Mit Pferdegespannen wurden die Muschelschalen und Schneckengehäuse von den Schillfischern zu den Kalköfen transportiert und in einem besonderen Verfahren zu Kalkmehl verbrannt.
Der Ofen im Leher Büttel ist 11,60 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 6 Metern. Die Mauer ist 0,47 Meter dick. Über dem Erdboden befinden sich drei Reihen Zuglöcher. An der Nordseite befinden sich drei große Öffnungen zum Einschütten der Füllmasse.
Zuerst stellte der Brandmeister im Ofen eine doppelte Torfschicht so auf, dass die Torfsoden in aufrechter Stellung schräg gegeneinander standen. Auf diese Schicht schüttete er dann eine 10 cm dicke Lage Muscheln. Weitere Torf- und Muschelschichten folgten, die zunächst durch die Seitenöffnungen und zum Schluss durch den Schornstein eingebracht wurden. Auf Leitern wuchteten die Arbeiter die mit dem Torf und mit den Muschelschalen gefüllten Körbe zu den Luken hinauf.
In die Mitte des Füllgutes wurde ein Eisenrohr gestellt, um einen Schacht – den “Schornstein” – zu bilden. War der Kalkofen gefüllt, wurde das Eisenrohr entfernt. Schließlich wurden die Öffnungen mit Mauersteine verschlossen. Dann füllte man glühende Holzkohle in den “Schornstein”. Die Brennhitze erreichte tausend Grad. Damit der Ofen nicht auseinanderplatzen würde, sicherten acht Eisenbinder und eine Kette das einen halben Meter dicke Mauerwerk.Drei Tage zogen dicke Rauchschwaden durch den Flecken, dann lag auf dem Boden des Ofens das mit der Torfasche vermischte heiße Kalkmehl. Man zog es aus der unteren Luke und transportierte es zum unmittelbar danebenliegenden “Kalkhaus”. Dort gossen die “Löscher” bis zu zwanzig Eimer Wasser auf den heißen Kalk und verrührten ihn in Holztrögen zu einem feinen Brei. Mit Eisenschlägeln, die an einem Holzstiel befestigt waren, wurde nun die Masse unter ständigem Rühren hin und her, um auch die nicht verbrannten Muschelstücke zu zerkleinern.
Eine mit Muschelkalk gefüllte Tonne kostete damals etwa vier Reichsmark. Der hochwertige Muschelkalk wurde bis nach Thüringen und in die Magdeburger Börde verkauft.
In Bremerhaven-Lehe gibt es noch einen Zeugen der Muschelkalk-Herstellung. Wie eine seltsam geformte Steingutflasche erhebt sich der Kalkofen an der Weichselstraße im Leher Büttel. Dieses im Jahre 1850 erbaute Industriedenkmal ist der einzige noch erhaltene Brennofen an der Unterweser und der einzige Überlebende von den ursprünglich vier Leher Öfen.
Seit dem Jahre 1870 ist der Bütteler Ofen erkaltet. Die Zeit des Muschelkalks war vorbei. Man benutzte ihn nur noch zum Weißen der Innenräume, solange es in den Altbauten noch keine Tapeten gab. An die Stelle des Muschelkalkes trat nun der mit der Bahn oder auf Schiffen herangeholte Steinkalk. Und dann trat der Portland-Zement seinen Siegeszug an.
Aber 25 Jahre später zog in den Kalkofen in Lehe neues Leben ein. Im Jahre 1895 hat ein Storchenpaar auf dem erloschenen Schornstein sein Nest gebaut, und jeden Frühling wartete ganz Lehe auf die Rückkehr der Störche.Im Jahre 1976 wurde der Kalkofen im Leher Büttel unter Denkmalschutz gestellt. Er gilt als technisches Denkmal mit großem Seltenheitswert in der Kulturlandschaft Norddeutschlands und wurde 2012 für 20.000 Euro mit Hilfe der Stiftung Wohnliche Stadt saniert. Bereits 1939 würdigte das Inventar der Kunstdenkmale der Provinz Hannover den Kalkofen im Leher Büttel als Denkmal einer vorindustriellen Epoche mit einer Abbildung.
Quellen:
H. Schröder: Geschichten der Stadt Lehe, Seite 222
C. C. Cordes: Der alte Kalkofen im Leher Büttel, Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 217 vom Januar 1968
H. Carstens: Zement verdrängte Muschelkalk, Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 722 vom Februar 2010
B. Scheper: Bremerhaven so wie es war, Seite 25
H. Gabcke: Bremerhaven in zwei Jahrhunderten 1827 – 1918, Seite 63
Landesamt für Denkmalpflege: Kalkofen
Ich kann mich noch an die Schmiede erinnern, weil Oma mich immer auf ihre Spaziergänge mitgenommen hatte. Damals hing die schon auf 0–8‑50 und nach jedem Sturm mussten wir hin und sehen, ob die Schmiede jetzt umgefallen war. Die schönen Erinnerungen…. Ich wohnte Am Klushof 2. Habe ein paar Bücher im Internet gefunden, die über das Haus sprechen, weil die Gaststätte Beckman’s unten war. Da war ein altes Ehepaar in der Dionysiusstraße, so in Höhe der Auguststraße, die haben Eiscreme selbst gemacht. Opa fuhr mit seinem Fahrrad (Eiskarren) los durch die Nachbarschaft und Oma verkaufte das Eis von zuhaus. Wir Gören sind immer hin, wenn wir Taschengeld hatten. Wenn nicht, ist es auch gut. Nochmals herzlichen Dank fuer ihre e‑mail.
Kann mich noch als Kind an die Stoerche erinnern und wie baufällig das Ding war.Schoen zu sehen, dass er wieder fertig gemacht wurde.Doch ist es schade, dass in Lehe so viele alte Bauten(alte Schmiede,kann mich leider nicht mehr an die Strasse erinnern) einfach abgerissen wurden. Klasse das dieser ueberlebt Cisco, Mesa Az.USA
Einen Bericht über die Schmiede, sie war in Lehe in der Lange Straße, findest Du hier:
https://www.schwiebert.lima-city.de/die-alte-schmiede-in-der-lange-strae-136-in-lehe/