Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42
Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42
Der Architekt und Bauunternehmer Wilhelm Rogge errichtete im Jahre 1903 das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42. Bereits ein Jahr zuvor hat er im Jahre 1902 die Jugendstilvilla Kurfürstenstraße Nr. 3 fertiggestellt.
Mit wenigen Ausnahmen blieb die Bebauung der Ostseite der Hafenstraße zwischen Werftstraße und Leher Tor gewerblichen Zwecken vorbehalten. Dieses änderte sich kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert. Durch die neuen Häfen in Alt-Bremerhaven wuchs Lehe sehr schnell, zunächst von Alt-Lehe nach Süden im Bereich der Leher Chaussee (heutige Hafenstraße).
Großfeuer in der Hafenstraße
Die wachsende Bevölkerungszahl ließ auch den Wohnraumbedarf wachsen. Das ermutigte Wilhelm Rogge, an der repräsentativen Hafenstraße 42 auf seinem Betriebsgelände direkt neben dem Kontor-Gebäude in ein mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus für gehobene Ansprüche zu investieren.
Am 24. August 1904 zerstörte ein Großfeuer innerhalb weniger Stunden den gesamten Betrieb von Wilhelm Rogge. Nur das Kontorhaus und das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42 blieben leicht beschädigt erhalten. Wilhelm Rogge siedelte seinen Betrieb nach Bremerhaven um. Das nördlich sein Haus Hafenstraße 42 grenzende Gelände verkaufte er an den Bauunternehmer Kistner. Dieser setzte die Bebauung in den Jahren 1905 und 1906 bis an die Kistner-Villa fort. So entstand schließlich das repräsentative Ensemble Hafenstraße 42 — 48.
Die einst so prachtvollen Bauten aus der Jahrhundertwende verfallen langsam. Auch das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42 ist in einem sehr schlechten Zustand. Das unter Denkmalschutz stehende Gründerzeithaus zählt zu Bremerhavens Schrottimmobilien.
Investor saniert das Haus
Nun will ein Bremerhavener Bauunternehmer das Haus retten und für zwei Millionen Euro aus der Ruine ein “Prachtstück” machen. Noch diesen Herbst soll es losgehen. Etwa 18 Monate wird es dauern, bis die Sanierungsmaßnahmen und der Innenausbau der 1.100 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche abgeschlossen sein werden.
Die Entrümpelung ist bereits seit Januar abgeschlossen, alle undichten Fenster sind rausgerissen und die neuen Stürze gemauert. Der 118 Jahre alte Dachstuhl wird komplett abgerissen und neu errichtet. Aus den kleinen Dachgeschoßwohnungen sollen zwei neue Wohnungen mit Terrasse entstehen. Aber auch die übrigen Altbauwohnungen werden neu zugeschnitten. Insgesamt sind 15 Zwei- und Dreizimmerwohnungen geplant. Die Wohnungen sollen zwischen 35 und 75 Quadratmeter groß werden.
Der Investor will das Haus entkernen und Duschbäder, Heizungen, Fenster, Außenwanddämmung, Elektroleitungen und andere Versorgungsleitungen erneuern. Mit Ausnahme der gut erhaltenen Terrazzo-Fliesen werden auch die Fußböden ausgewechselt. Die alten Toiletten werden entfernt, in den Schacht wird ein Fahrstuhl eingebaut. Da die Baustoffe derzeit rasant steigen, wird es nicht einfach sein, den geplanten Mietzins zu halten. Der Bauunternehmer strebt eine hier übliche Kaltmiete von sechs Euro pro Quadratmeter an.
Die beiden jeweils 100 Quadratmeter großen Gewerbeflächen im Erdgeschoß hatten schon viele Mieter. Seit Kriegsende zogen hier Änderungsschneiderei, Fahrschule, Gastronomie und ein Fachgeschäft für Raumausstattung ein. Und der Friseursalon “Donner” aus den 1960er Jahren ist wohl noch manchen alteingesessenen Leher bekannt.
Der Bauunternehmer arbeitet eng mit der Baubehörde, dem Landesamt für Denkmalschutz und den anderen zuständigen Ämtern zusammen. Seit 2017 steht das dem Verfall preisgegebene Gebäude mit seinen prächtigen Giebeln auf Bremerhavens Liste der Schrottimmobilien.
Quellen:
Hartmut Bickelmann: “Zwischen Gewerbeansiedlung und Wohnungsbau”, Bremerhavener Beiträge zur Stadtgeschichte II, Seiten 145 ff.
Lili Maffiotte: “Der Kampf gegen Schrottimmobilien geht weiter”, Nordsee-Zeitung vom 24.01.2017
Susanne Schwan: “Ruine soll Prachtstück werden”, Nordsee-Zeitung vom 19.07.2021
Vor dem Krieg ist meine Mutter in dem Haus aufgewachsen, Tochter von Jonny Meyer, der dort ein Fahrrad- und Motorradgeschaeft und Reparaturwerkstatt betrieb. Nach dem Tode meines Großvaters übernahm Jonny Meyer Jr das Geschäft. (50iger Jahre)Das Tor rechts war der Eingang zur Werkstatt. Im Nebenhaus hatte die Familie Wang eine Wäscherei.
Hallo und vielen Dank, daß Sie Ihre Erinnerungen mit uns teilen.
Liebe Grüße aus Bremen
Hermann Schwiebert
Ja das sollte man bei den Recherchen nicht vergessen, der Betrieb meiner Eltern war immerhin 50 Jahre dort ansässig mit BMW-Vertretung fuer Motorraeder, Später Isetta, NSU immerhin bis 1970
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Hermann Schwiebert