Aus dem Heimatbuch von Kunnersdorf — Teil 2
Wassermühlen am Weißen Schöps “Es klappert die Mühle am rauschenden Bach…”, so war einst dieses alte Volkslied auch für Kunnersdorf zutreffend. Mit Ausnahme des Wehrs im Niederdorf gibt es keinen Anhaltspunkt mehr für die zwei Wassermühlen mit ihren klappernden, hölzernen Rädern im Kunnersdorfer Schöpstal. So ist die Erinnerung an die Ober- und Niedermühle bei Einwohnern nicht mehr vorhanden bzw. sehr verblasst. Die Obermühle hatte etwa zweihundert Meter flussabwärts nach der Oberbrücke ihren Standort. Das Wehr im Niederdorf gibt den Hinweis auf die ehemals in seiner Nähe vorhandene Niedermühle. Wann die beiden Wassermühlen erstmals “klapperten”, kann nicht angegeben werden. Anzunehmen ist, dass eine von ihnen bereits in den Anfangsjahren von Kunnersdorf am Schöps errichtet wurde, um das Getreide der Bauernwirtschaften mahlen zu können. Die ältere von beiden ist wahrscheinlich die Niedermühle. Ab dem Jahr 1644 sind fast alle Namen der Müllermeister über die Jahrhunderte bis zur Aufgabe des Mahlbetriebes für beide Wassermühlen bekannt. Bildmaterial von den Mühlengebäuden ist nur mit wenigen Fotos aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vorhanden. Für die Obermühle befand sich unterhalb der Oberbrücke ein Wehr, welches das angestaute Wasser über einen breiten Mühlgraben zum Wasserrad leitete. Die Müller der Obermühle waren bis 1859 überwiegend deren Eigentümer. Im genannten Jahr kaufte der hiesige Rittergutsbesitzer die Wassermühle und ließ sie von Pächtern bewirtschaften. Der Mahlbetrieb ist 1941 eingestellt worden. Oskar Wilhelm Radtke war der letzte Mühlenpächter. Er ist wohl einigen älteren Einwohnern noch bekannt. In den Kriegsjahren diente das Mühlengrundstück als Unterkunft für Kriegsgefangene, die in Kunnersdorf zur Zwangsarbeit eingesetzt waren. Die Obermühle ist um 1981 aufgrund von Baufälligkeit abgerissen worden. Die zum einstigen Mühlengehöft gehörende Stallscheune steht heute noch ungenutzt unterhalb des Mühlberges in der Schöpsaue. Aus der Mühlengeschichte der Niedermühle sind zwei Besonderheiten hervorzuheben. Die Wassermühle gehörte über Jahrhunderte zu Königshain. Die Müllern, ob Eigentümer oder Pächter, mussten für Königshainer Rittergutsbesitzer und Bauern mit mahlen. Wie diese Regelungen im Einzelnen aussahen, ist leider nicht bekannt. Die Straße von Liebstein bis zum Kunnersdorfer Niederdorf trägt heute noch die Bezeichnung “Mühlstraße”. Die zweite Besonderheit besteht darin, dass vom Mühlrad auch ein Sägegatter angetrieben wurde. Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts als “Brettschneidmühle” erwähnt, hat hier über hundert Jahre ein Sägebetrieb stattgefunden. Die Müllerfamilie Rothe war von 1680 bis 1734 in mehreren Generationen in der Niedermühle ansässig. Vater und Sohn Wollmann übten als Müllermeister in den Jahren von 1784 bis 1836 ihr Gewerbe aus. Sie sind “Erb- und Eigentumsmüller in der zu Königshain gehörigen Niedermühle”. Ab 1873 waren die Müllerfamilien Frömter bis zur Betriebseinstellung 1952 Eigentümer der Wassermühle. So sind heute noch Einwohnern die Bezeichnungen “Frömter Mühle“ und “Frömter Brücke” geläufig. Die alten aus den Jahren um 1880 stammenden Gebäude sind abgerissen worden. Das Mühlen- und Wohngebäude wurde durch Um- und Ausbau im Jahre 1979 zum Wohnhaus, Niederdorf Nr 17. In den beiden Mühlen gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und in der Niedermühle noch kurz nach der Jahrhundertwende Bäckereien. Neben dem Mühlengewerbe haben beide Wassermühlen auch eine kleine Landwirtschaft besessen. Aus der Vielfalt der über Jahrhunderte erhaltenen Müllersprüche stammt folgender: Ein Müller der nicht säuft, ein Mühlrad, das nicht Iäuft, das sind Dinge auf der Welt, von denen keines mir gefällt. Hans-Joachim Sciborski, Borkheide Aus: Kunnersdorf, Perle am Weißen Schöps. Lausitzer Heimatverlag 2009 Mit freundlicher Genehmigung desLausitzer Heimatverlages und des StadtBILD-Verlages Görlitz