Ein Baggerschiff ist ein Spezialschiff mit einer besonderen Ausrüstung zur Vertiefung von Häfen von Häfen, Flussmündungen, Meeresbuchten oder Ähnlichem. Bei ihrer Arbeit, die Seehäfen schiffbar zu halten, sind sie überall an der Nordseeküste anzutreffen. Unterschieden wird zwischen der Herstellungsbaggerung wie beispielsweise einer Flussvertiefung und der ständig erforderlichen Unterhaltungsbaggerung. Die Unterhaltungsbaggerung ist in Mündungen von vielen Flüssen wiederholt notwendig, da diese Gewässer Sedimente absetzen, die zu Untiefen werden, welche die Schifffahrt beeinträchtigen können.
Die Weser mündet bei Bremerhaven in die Nordsee. Seit 1880 mit Beginn der immer neuen Flussvertiefungen für immer größere Seeschiffe hat sich das Bild der Unterweser stark verändert.
Der Tidenhub ist extrem angestiegen, in Bremen an der großen Weserbrücke von ehemals ca. 50 cm auf heute 4,20 m, Tendenz weiter steigend. Die Weser ist daher im Bremer Stadtgebiet weitgehend in ein Korsett aus Steinschüttungen und Spundwänden gezwungen worden. Riesige Hafenanlagen zur Bewältigung der globalisierten Warenströme sind entstanden. Flussfischerei lohnt sich dagegen nicht mehr, Flussbadestellen sind nahezu alle verschwunden.
Nun soll die Fahrrinne der Unterweser weiter vertieft werden, damit Schiffe mit einem Tiefgang bis 13,5 Meter Bremerhaven tideunabhängig erreichen können. Derzeit gilt das für Schiffe bis zu 12,8 Meter Tiefgang. Der Hafen von Brake wäre dann mit der Flutwelle bis 12,8 Meter Tiefgang erreichbar. Die Häfen in Bremen können dann von Schiffen mit maximal 11,1 Meter Tiefgang angelaufen werden. Damit verschiebt sich aber auch die Brackwasserzone gen Süden. Folge: Das Weserwasser, das bisher vor allem im Sommer für die Bewässerung der Weiden und Äcker in der Wesermarsch entnommen wird, versalzt immer mehr.
Flussmündungen zählen zu den artenreichsten Lebensräumen der Welt. Sie umfassen den Abschnitt des Flusses, wo Ebbe und Flut einwirken und sich das Süßwasser mit dem salzigen Meerwasser zu Brackwasser mischt. Breite Röhrichtgürtel und Wattflächen säumen dort den Flusslauf, der sich in zahlreiche Nebenarme aufspaltet, Inseln und ausgedehnte Überschwemmungsgebiete bildet und schließlich in einem breiten Trichter ins Meer mündet. Trotz der Flussvertiefungen, Einleitungen, Kühlwasserentnahmen und Hafenbauten bietet die Unterweser aber immer noch Lebensraum für viele seltene Pflanzen- und Tierarten, z.B. die Finte, ein heringsartiger Fisch, der seinen ganzen Lebenszyklus in der Flussmündung verbringt.
Ich habe nicht genügend Sachverstand, um die Folgen einer Weservertiefung einschätzen zu können. Aber Umweltverbände und Weseranrainer schlagen Alarm: Die Vertiefung führe dazu, dass Hochwasserwellen ungebremst bis nach Bremen schwappen könnten; Flussbett und Ufer würden einer verstärkten Erosion ausgesetzt, die Stabilität der Wohnhäuser und Bauwerke entlang des Stroms ginge verloren. Selbst die neuen Bewässerungssysteme finden keine Gnade. Das Tausende von Kilometern lange Netz von Kanälen und Gräben — Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten — werde einschneidend verändert. Fischwanderungen zwischen Fluss und Marsch seien kaum noch möglich.