Verschlagwortet: Weser

Containerschiff “Norfolk Express” verlässt Fahrrinne

Am Don­ners­tag ver­gan­ge­ner Woche ist das unter der Flag­ge Ber­mu­das fah­ren­de 245 Meter lan­ge Con­tai­ner­schiff “Nor­folk Express” auf einen Leit­damm außer­halb des Fahr­was­sers aufgelaufen.
Havarie

Ursa­che der Hava­rie soll ein Scha­den an der Ruder­an­la­ge gewe­sen sein. Zwar konn­te das Schiff nach meh­re­ren Stun­den bei Hoch­was­ser von vier Schlep­pern aus der miss­li­chen Lage befreit und an die Strom­ka­je in Bre­mer­ha­ven geschleppt wer­den, gleich­wohl hat­te die Was­ser­schutz­po­li­zei eine Wei­ter­fahrt vor­erst unter­sagt. Zunächst muss­te der Frach­ter in die Werft und die Schä­den am Rumpf  besei­tigt werden. 

Ver­letz­te soll es nicht gege­ben haben, Umwelt­schä­den wur­den auch nicht festgestellt.

Baggerschiff “Alpha B” auf der Weser

Ein Bag­ger­schiff ist ein Spe­zi­al­schiff mit einer beson­de­ren Aus­rüs­tung zur Ver­tie­fung von Häfen von Häfen, Fluss­mün­dun­gen, Mee­res­buch­ten oder Ähn­li­chem. Bei ihrer Arbeit, die See­hä­fen schiff­bar zu hal­ten, sind sie über­all an der Nord­see­küs­te anzu­tref­fen.  Unter­schie­den wird zwi­schen der Her­stel­lungs­bag­ge­rung wie bei­spiels­wei­se einer Fluss­ver­tie­fung und der stän­dig erfor­der­li­chen Unter­hal­tungs­bag­ge­rung. Die Unter­hal­tungs­bag­ge­rung ist in Mün­dun­gen von vie­len Flüs­sen wie­der­holt not­wen­dig, da die­se Gewäs­ser Sedi­men­te abset­zen, die zu Untie­fen wer­den, wel­che die Schiff­fahrt beein­träch­ti­gen können.

Die Weser mün­det bei Bre­mer­ha­ven in die Nord­see. Seit 1880 mit Beginn der immer neu­en Fluss­ver­tie­fun­gen für immer grö­ße­re See­schif­fe hat sich das Bild der Unter­we­ser stark verändert.

Der Tiden­hub ist extrem ange­stie­gen, in Bre­men an der gro­ßen Weser­brü­cke von ehe­mals ca. 50 cm auf heu­te 4,20 m, Ten­denz wei­ter stei­gend. Die Weser ist daher im Bre­mer Stadt­ge­biet weit­ge­hend in ein Baggerschiff "Alpha A" auf der Weser in BremerhavenKor­sett aus Stein­schüt­tun­gen und Spund­wän­den gezwun­gen wor­den. Rie­si­ge Hafen­an­la­gen zur Bewäl­ti­gung der glo­ba­li­sier­ten Waren­strö­me sind ent­stan­den. Fluss­fi­sche­rei lohnt sich dage­gen nicht mehr, Fluss­ba­de­stel­len sind nahe­zu alle verschwunden.

Nun soll die Fahr­rin­ne der Unter­we­ser wei­ter ver­tieft wer­den, damit  Schif­fe mit einem Tief­gang bis 13,5 Meter Bre­mer­ha­ven tide­un­ab­hän­gig errei­chen kön­nen. Der­zeit gilt das für Schif­fe bis zu 12,8 Meter Tief­gang. Der Hafen von Bra­ke wäre dann mit der Flut­wel­le bis 12,8 Meter Tief­gang erreich­bar. Die Häfen in Bre­men kön­nen dann von Schif­fen mit maxi­mal 11,1 kreiszeitung wesermarsch 22052012Meter Tief­gang ange­lau­fen wer­den. Damit ver­schiebt sich aber auch die Brack­was­ser­zo­ne gen Süden. Fol­ge: Das Weser­was­ser, das bis­her vor allem im Som­mer für die Bewäs­se­rung der Wei­den und Äcker in der Weser­marsch ent­nom­men wird, ver­salzt immer mehr.

Fluss­mün­dun­gen zäh­len zu den arten­reichs­ten Lebens­räu­men der Welt. Sie umfas­sen den Abschnitt des Flus­ses, wo Ebbe und Flut ein­wir­ken und sich das Süß­was­ser mit dem sal­zi­gen Meer­was­ser zu Brack­was­ser mischt. Brei­te Röh­richt­gür­tel und Watt­flä­chen säu­men dort den Fluss­lauf, der sich in zahl­rei­che Neben­ar­me auf­spal­tet, Inseln und aus­ge­dehn­te Über­schwem­mungs­ge­bie­te bil­det und schließ­lich in einem brei­ten Trich­ter ins Meer mün­det. Trotz der Fluss­ver­tie­fun­gen, Ein­lei­tun­gen, Kühl­was­ser­ent­nah­men und Hafen­bau­ten bie­tet die Unter­we­ser aber immer noch Lebens­raum für vie­le sel­te­ne Pflan­zen- und Tier­ar­ten, z.B. die Fin­te, ein herings­ar­ti­ger Fisch, der sei­nen gan­zen Lebens­zy­klus in der Fluss­mün­dung verbringt.

Ich habe nicht genü­gend Sach­ver­stand, um die Fol­gen einer Weser­ver­tie­fung ein­schät­zen zu kön­nen. Aber Umwelt­ver­bän­de und Weser­an­rai­ner schla­gen Alarm: Die Ver­tie­fung füh­re dazu, dass Hoch­was­ser­wel­len unge­bremst bis nach Bre­men schwap­pen könn­ten; Fluss­bett und Ufer wür­den einer ver­stärk­ten Ero­si­on aus­ge­setzt, die Sta­bi­li­tät der Wohn­häu­ser und Bau­wer­ke ent­lang des Stroms gin­ge ver­lo­ren. Selbst die neu­en Bewäs­se­rungs­sys­te­me fin­den kei­ne Gna­de. Das Tau­sen­de von Kilo­me­tern lan­ge Netz von Kanä­len und Grä­ben — Lebens­raum für vie­le sel­te­ne Tier- und Pflan­zen­ar­ten — wer­de ein­schnei­dend ver­än­dert. Fisch­wan­de­run­gen zwi­schen Fluss und Marsch sei­en kaum noch möglich.