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Ein Stadtrundgang auf Bremerhavens Radarturm

Bre­mer­ha­vens 114 Meter hoher Richt­funk­turm liegt im Her­zen der Stadt. Von der Aus­sichts­platt­form hat man aus 65 Metern Höhe einen fan­tas­ti­schen Pan­ora­ma­blick auf die City. Und nun haben sich die Gäs­te­füh­rer der Stadt etwas wirk­lich Tol­les ein­fal­len lassen.

Vom Richtfunkturm - Bremerhaven bei Nacht

Ab sofort kann man eine zwei­stün­di­ge Son­nen­un­ter­gangs-Run­de auf dem Turm buchen – mit Räu­cher­fisch-Imbiss und Geträn­ken zum Abschluss. Wenn dann die Son­ne hin­ter dem Hori­zont ver­schwun­den ist und die Dun­kel­heit ihren Man­tel über Bre­mer­ha­ven aus­brei­tet, liegt den Turm­be­su­chern der Hafen mit sei­nen vie­len Lich­tern zu Füßen.

Natür­lich wer­den die Besu­cher nicht allei­ne gelas­sen. Vier stadt­kun­di­ge Gäs­te­füh­rer infor­mie­ren und unter­hal­ten mit tages­ak­tu­el­len Fak­ten und vie­len Anek­do­ten die Gäs­te. Da wird schon mal Goe­thes Faust rezi­tiert, um vom Bau des Alten Hafen zu berichten. 

Legen­där ist die Geschich­te von Käpt’n Griep, der auf einen Fisch­damp­fer ange­heu­ert hat­te. Nach jeder Rei­se stopf­te er sich sei­ne Heu­er in die Taschen und ging von Bord – nur um sofort die nächs­ten Knei­pe anzu­steu­ern. Dort sah man ihn erst wie­der raus­kom­men, wenn sein Fisch­damp­fer able­gen wollte.

Ja, und wer weiß schon, dass die Deut­sche Mär­chen­stra­ße, die in Hanau beginnt, hier beim Kla­bau­ter­mann in Bre­mer­ha­ven ihren End­punkt findet. 

Museums-Flagschiff Seute Deern in Bremerhaven

Und mit Sicher­heit spin­nen die welt­erfah­re­nen Gäs­te­füh­rer kein See­manns­garn, wenn sie von der ers­ten Rei­se der “Seute Deern” berich­ten. Die wur­de näm­lich gleich auf ihrer Jung­fern­fahrt von der Mann­schaft ver­las­sen und trieb jah­re­lang als Geis­ter­schiff durch die Karibik.

Den zwei­stün­di­gen “Stadt­rund­gang auf dem Radar­turm” für min­des­tens 15 Teil­neh­mer kann man beim Ver­an­stal­ter “Erleb­nis Bre­mer­ha­ven” über Natur Pur (Tele­fon 0471/414141) buchen. Der Spaß kos­tet pro Per­son 24 Euro, inklu­si­ve Räu­cher­fisch und Geträn­ke. Also Ihr Land­rat­ten, nix wie hin!

Von Wursten nach Amerika — Arbeit und Reichtum lockten

1866 muss­te die han­no­ver­sche Armee im Deut­schen Krieg gegen­über den preu­ßi­schen Trup­pen kapi­tu­lie­ren. Preu­ßen ent­thron­te die Wel­fen und annek­tier­te das König­reich Han­no­ver, das damit sei­ne Unab­hän­gig­keit ver­lor. Aus dem han­no­ver­schen Mili­tär wur­de das preu­ßi­schen X. Armee-Korps gebil­det.

Von Wursten nach Amerika

Wir treu­en Han­no­ve­ra­ner wol­len kei­ne preu­ßi­schen Sol­da­ten wer­den, deren Drill ist doch allen zu hart”, sind die über­lie­fer­ten Wor­te des Wre­mer Rudolf Theo­dor Lüt­jens. Und so zogen es auch vie­le Bewoh­ner des Lan­des Wurs­ten vor, ihrer Hei­mat den Rücken zu keh­ren und nach Ame­ri­ka auszuwandern.

In der Aus­ga­be vom 21. Janu­ar 1882 berich­te­te das Wurs­ter Wochen­blatt, dass “die Aus­wan­de­rung aus Wurs­ten nach Ame­ri­ka immer grö­ße­re Dimen­sio­nen annimmt. Außer vie­len Jugend­li­chen besteht die Zahl der Aus­wan­de­rer in letz­ter Zeit vor­wie­gend aus ver­hei­ra­te­ten Arbei­tern”. Die Haupt­ur­sa­che such­te die Zei­tung “in der Tat­sa­che des hier herr­schen­den Arbeitsmangels”.

Auswanderer

Die Aus­wan­de­rungs­wel­le stell­te für die preu­ßi­sche Armee ein gro­ßes Pro­blem dar, und die preu­ßi­schen Ver­ord­nun­gen beson­ders jun­gen Män­nern gegen­über wur­den erheb­lich ver­schärft. Das Wurs­ter Wochen­blatt wuss­te am 27. Juli 1867 zu berich­ten, dass sich kurz vor der Abfahrt ein ame­ri­ka­ni­scher Kapi­tän wei­ger­te, zwei kräf­ti­ge jun­ge Wurs­ter einem preu­ßi­schen Offi­zier aus­zu­lie­fern. Es bedurf­te der Dro­hung des Offi­ziers, das Schiff “mit Kano­nen in den Grund zu boh­ren”, damit der Kapi­tän ein­lenk­te und die bei­den Aus­wan­de­rer aus­lie­fer­te. Per­so­nen, die das Land ver­las­sen haben, um sich dem Mili­tär­dienst zu ent­zie­hen, konn­ten sich inner­halb von sechs Mona­ten den Behör­den stel­len. Nur dann soll­te ihnen auf­grund eines “Gna­den­er­las­ses” “Par­don gewährt werden”.

Auswanderer

Den­noch, der Haupt­grund für das enor­me Anwach­sen der Zahl der aus­wan­de­rungs­wil­li­gen Deut­schen lag nicht pri­mär im poli­ti­schen Bereich. Viel­mehr waren es die wirt­schaft­li­chen Nöte, dass Ende der 1860er Jah­re hun­dert­tau­sen­de Deut­sche ihre Hei­mat für immer ver­lie­ßen. Der nord­ame­ri­ka­ni­sche Bür­ger­krieg war 1865 been­det wor­den, und in den USA begann ein wirt­schaft­li­cher Auf­schwung. In den 1866 preu­ßisch gewor­de­nen Län­dern wie Hes­sen und Han­no­ver (Land Wurs­ten) flüch­te­ten vie­le jun­ge Men­schen förm­lich vor Steu­er­erhö­hun­gen und Ver­län­ge­rung der Wehrpflicht.

Auswanderer

So such­ten mehr und mehr Men­schen ihr Glück im “weit­hin gelob­ten Land Ame­ri­ka”, um der Arbeits­lo­sig­keit zu ent­kom­men. Ande­re wie­der­um woll­ten ein­fach das schnel­le Geld machen und hat­ten gro­ße Träu­me. Es kur­sier­te näm­lich das Gerücht, dass es in Ame­ri­ka für alle genü­gend Arbeit gäbe und man sehr viel Geld ver­die­nen kön­ne. So prahl­te der Wre­mer Hein­rich Wede­kind bereits im Früh­jahr 1839, dass er jetzt sei­ne Sachen packen wol­le um über den gro­ßen Teich nach Ame­ri­ka aus­zu­wan­dern: “Das Gold liegt dort auf den Stra­ßen, wenn ich wie­der­kom­me, kau­fe ich mir einen Bau­ern­hof”, soll er sich ver­ab­schie­det haben. Nie­mand hat ihn jemals wie­der gesehen.

Auswanderer

Und so bezwei­fel­te auch die in Ham­burg erschei­nen­de Zei­tung “Omni­bus” in einem Arti­kel über die Aus­wan­de­run­gen, “dass sich alle Wün­sche auch wirk­lich erfül­len wer­den”. Aber nie­mand ließ sich von die­sen Zweif­lern auf­hal­ten. “Die tätigs­ten und kräf­tigs­ten Per­so­nen wan­dern nach Ame­ri­ka aus”, resi­gnier­te 1871 der Wre­mer Pas­tor Juli­us Schünemann.

Am 5. Febru­ar 2014 wuss­te die Nord­see-Zei­tung zu berich­ten, dass es tat­säch­lich vie­le Wurs­ter in den USA zu Wohl­stand gebracht haben. So soll der Aus­wan­de­rer Johann Lübs aus Wre­men 1880 nach Sav­an­nah im süd­li­chen US-Statt Geor­gia aus­ge­wan­dert und dort durch Immo­bi­li­en­ge­schäf­te zu gro­ßem Wohl­stand gekom­men sein. Er selbst habe im Zen­trum der Stadt Sav­an­nah eine Vil­la mit 22 Zim­mern bewohnt.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 05.02.2014
de.wikipedia.org
Anja Ben­scheid und Alfred Kube:
Brü­cke nach Über­see, Sei­te 33
ISBN 3- 86509–501‑1
His­to­ri­sches Muse­um Bre­mer­ha­ven
Deut­sches Auswandererhaus

Der Wasserstandsanzeiger steht wieder am Weserdeich

Der his­to­ri­sche Was­ser­stands­an­zei­ger – eines der Wahr­zei­chen der Stadt Bre­mer­ha­ven — steht end­lich wie­der am Weser­deich. Fast ein Jahr spä­ter als geplant wur­de er am ver­gan­ge­nen Don­ners­tag mit einem Mobil­kran an sei­nen Platz an der Geest­e­mün­dung aufgestellt.

 

Der aus dem Jah­re 1903 stam­men­de Was­ser­stands­an­zei­ger dien­te den Kapi­tä­nen vie­le Jahr­zehn­te als Ori­en­tie­rung über die jewei­li­ge Was­ser­tie­fe. Dann haben sich die tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten geän­dert, der Anzei­ger wur­de nicht mehr gebraucht und 1988 dem Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um übergeben.

Am 2. April letz­ten Jah­res wur­de das ein­zig­ar­ti­ge Tech­nik­denk­mal demon­tiert und für rund 170.000 Euro saniert. Jetzt sind die Bre­mer­ha­ve­ner glück­lich, dass die­ser mari­ti­me Schatz der See­stadt wie­der an sei­nem Platz steht. Aller­dings steht er nun, nach­dem der Deich um 1,90 Meter erhöht wur­de, vor dem Deich. Wenn dann in der nächs­ten Woche die Rest­ar­bei­ten abge­schlos­sen sind, kann man sich hier wie­der anhand der Bäl­le (ein Ball = ein Meter Was­ser­stand) und der Kegel (ein Kegel = 20 Zen­ti­me­ter Was­ser­stand) über die Tide­ver­hält­nis­se auf der Weser infor­mie­ren. Ein pfeil­för­mi­ger Arm an der Mast­spit­ze zeigt außer­dem an, ob das Was­ser auf- oder abläuft.

Ehemaliger Tonnenleger bringt Gäste zum Leuchtturm “Roter Sand“

Gebaut wur­de das ehe­mals auf den Namen “Johann Georg Rep­sold” getauf­te Schiff in den Jah­ren 1963/1964 auf der Hitz­ler-Werft in Lau­en­burg, um es für die Unter­hal­tung der Fahr­was­ser­ton­nen auf der Unter­el­be ein­zu­set­zen. Nun wur­de es im Fische­rei­ha­fen umge­baut und umge­tauft auf den Namen “Lev Tai­fun”, um es als Fahr­zeug für die Off­shore-Wind­kraft­an­la­gen ein­zu­set­zen. Neben­bei soll es Tou­ris­ten mit einer Geschwin­dig­keit von maxi­mal 10 Kno­ten zum Leucht­turm Roter Sand bringen.

LEV Taifun

Bis 2011 war der ehe­ma­li­ge Ber­gungs­schlep­per “Goli­ath” für den Trans­port der Pas­sa­gie­re zum Leucht­turm zustän­dig. Aus tech­ni­schen Grün­den wur­de die “Goli­ath”, die mehr als 40 Pas­sa­gie­re beför­dern durf­te, 2011 außer Dienst gestellt und ver­schrot­tet. Damit war erst mal Schluss mit dem Leucht­turm­tou­ris­mus, es gab ein­fach kein Ersatzschiff.

Leuchtturm "Roter Sand"

Nun gibt es Ent­war­nung für die Lieb­ha­ber des schwarz-rot-weiß gerin­gel­ten Leucht­turms “Roter Sand” der seit dem 1.November 1885 da drau­ßen in der Außen­we­ser auf einem Riff aus rotem Muschel­sand steht – 50 Kilo­me­ter vor Bre­mer­ha­ven. Ab Mai wird das Arbeits­schiff der INNOVEN GmbH auch als “Aus­flugs­damp­fer” ein­ge­setzt und kann pro Fahrt zwölf Pas­sa­gie­re zu der gut 30 Meter (gemes­sen bei Nied­rig­was­ser über dem Mee­res­spie­gel) hohen Stahl­kon­struk­ti­on brin­gen. Das Bau­denk­mal mit sei­nen cha­rak­te­ris­ti­schen Erkern gilt als Meis­ter­werk mari­ti­mer Ingenieurkunst.

Auf­grund der gerin­gen Per­so­nen­zahl, die die “LEV Tai­fun” beför­dern darf, sol­len nach Anga­ben der Bre­mer­ha­ven Tou­ris­tik lei­der bereits alle Ter­mi­ne aus­ge­bucht sein.
Quel­len:
foerderverein-leuchtturm-roter-sand.de
kreiszeitung.de vom 12.04.2014

Sie haben den Holocaust überlebt – Deutsches Auswandererhaus kauft Bilderserie

Der am 30. März 1921 in Lin­dau am Boden­see gebo­re­ne ame­ri­ka­ni­sche  Foto­graf Cle­mens Kali­scher hat den Holo­caust über­lebt und in den Jah­ren 1947 und 1948 einen Bil­der­zy­klus erschaf­fen, dem er den Namen “Dis­pla­ced Per­sons” gab. Es ist ein foto­gra­fi­sches Erin­ne­rungs­werk über Men­schen, die den Holo­caust eben­falls über­lebt haben. Nun hat das Deut­sche Aus­wan­der­er­haus die Bil­der­se­rie erwor­ben und wird sie ab Mit­te Juli ausstellen.

Die Serie umfasst 30 ori­gi­na­le groß­for­ma­ti­ge Sil­ber­ge­la­ti­ne-Abzü­ge und zeigt die Ankunft von Holo­caust-Über­le­ben­den am Hafen von New York. Nach dem Ende des Zwei­ten Welt­krie­ges waren ins­ge­samt 550.000 Dis­pla­ced Per­sons über Bre­mer­ha­ven in die USA ausgewandert.

Displaced Persons von Kalischer

Ein grei­ses Paar steht an der Schiffs­re­ling und rich­tet sei­nen Blick gera­de­aus. Es ist im Halb­pro­fil zu sehen. Lie­be­voll umarmt er sei­ne Frau und deu­tet mit dem rech­ten Zei­ge­fin­ger nach vor­ne in Rich­tung Man­hat­tan. Erleich­te­rung, Hoff­nung und Zuver­sicht erstrahlt aus bei­den Gesich­tern, in denen ansons­ten das Leid der ver­gan­ge­nen Jah­re geschrie­ben steht. Sei­ne Hän­de ver­ra­ten, dass er schwer gear­bei­tet hat. Doch nun scheint es über­stan­den, ein neu­er Lebens­ab­schnitt kann beginnen.

Als “Dis­pla­ced Per­sons“ hat das Paar 1948 den Hafen von New York erreicht. Wie Hun­dert­tau­sen­de ande­re, vor allem ost­eu­ro­päi­sche ehe­ma­li­ge jüdi­sche KZ-Häft­lin­ge, Zwangs­ar­bei­ter und Kriegs­ge­fan­ge­ne auch, sind sie nach dem Zwei­ten Welt­krieg in die USA gezo­gen, weil sie nicht in Euro­pa blei­ben woll­ten. Der deutsch­stäm­mi­ge Foto­graf Cle­mens Kali­scher, der 1933 sel­ber mit sei­ner jüdi­schen Fami­lie aus Euro­pa geflüch­tet war, hat die­se noch hei­mat­lo­sen Men­schen bei ihrer Ankunft in der Nähe von Bat­tery Park foto­gra­fiert. Dar­aus ent­stand der 30 Bil­der umfas­sen­de Zyklus “Dis­pla­ced Per­sons“, einer der ers­ten Seri­en des jun­gen Foto­gra­fen, der spä­ter für so renom­mier­te Publi­ka­tio­nen wie “News­week“ und “New York Times“ arbei­ten sollte.

Displaced Persons von Kalischer

Ein Paar in inni­ger Umar­mung. Er hält sie mit bei­den Hän­den fest, die Hüte ver­ber­gen die Gesich­ter. Es könn­te ein trau­ri­ger Abschied sein. Doch das Lächeln des in der Nähe ste­hen­den und die Sze­ne beob­ach­ten­den Pas­san­ten ver­rät, dass es sich um ein dank­ba­res, erleich­ter­tes Wie­der­se­hen han­deln muss.

Es gibt sehr weni­ge Künst­ler, die sich mit den Dis­pla­ced Per­sons so inten­siv aus­ein­an­der­ge­setzt haben wie Cle­mens Kali­scher. Sei­ne eige­ne Flucht als Jude vor dem natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ter­ror, sei­ne Jah­re als Zwangs­ar­bei­ter in Frank­reich und sei­ne Ein­wan­de­rung in die USA 1942 spiel­ten eine gro­ße Rol­le im Umgang mit den hei­mat­lo­sen Über­le­ben­den des Holo­caust“, erklär­te Dr. Simo­ne Eick, Direk­to­rin des Deut­schen Aus­wan­der­er­hau­ses Bre­mer­ha­ven, bei der Vor­stel­lung der Foto­gra­fien. Das Muse­um hat den Zyklus jüngst für sei­ne Samm­lung erwor­ben. Er ergänzt die bereits in der Muse­ums­samm­lung vor­han­de­nen bio­gra­fi­schen Kon­vo­lu­te von Dis­pla­ced Persons.

Displaced Persons von Kalischer

Umar­mun­gen sind ein wie­der­keh­ren­des Motiv in der Serie, eben­so wie zwi­schen Kof­fern Sit­zen­de und War­ten­de – und Bli­cke vol­ler Erschöp­fung, aber auch Neu­gier auf das, was jetzt kom­men mag.

1921 in Lin­dau am Boden­see gebo­ren, war Cle­mens Kali­scher in den 1940er Jah­ren sel­ber noch ein Frem­der in New York. Wann auch immer nach dem Zwei­ten Welt­krieg ein Schiff ankam, ging er zum Hafen und mach­te Fotos. In einem Inter­view sag­te er ein­mal: „Ich sah die Angst und die Erwar­tun­gen in den Gesich­tern der Män­ner, Frau­en und Kin­der, und ich konn­te wirk­lich mit ihnen mit­füh­len, weil ich das glei­che erlebt hat­te. […] Ich war irgend­wie einer von ihnen und sie fühl­ten es, sie wuss­ten, dass ich nicht nur ein neu­gie­ri­ger Jour­na­list war.“ Cle­mens Kali­scher inter­pre­tiert und kom­men­tiert nicht – der Foto­graf hält Sze­nen und Men­schen fest, die der Betrach­ter nicht kennt, deren Geschich­ten er aber auto­ma­tisch wei­ter­zu­den­ken versucht.

Umar­mun­gen sind ein wie­der­keh­ren­des Motiv in der Serie, eben­so wie zwi­schen Kof­fern Sit­zen­de und War­ten­de – und Bli­cke vol­ler Erschöp­fung, aber auch Neu­gier auf das, was jetzt kom­men mag.

Das Deut­sche Aus­wan­der­er­haus Bre­mer­ha­ven stellt die Fotos im Rah­men der Son­der­aus­stel­lung “Dis­pla­ced Per­sons. Über­le­ben­de des Holo­caust 1938 – 1951“ vom 14. Juli bis 30. Novem­ber 2014 aus.

Fotos: C. Kali­scher, © Samm­lung Deut­sches Auswandererhaus

Quel­le:
Deut­sches Aus­wan­der­er­haus Bremerhaven

Museumsflotte bereit für die Saison 2014

Die Muse­ums­flot­te des Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­ums (DSM) im Alten Hafen in Bre­mer­ha­ven wur­de in den letz­ten Wochen für die Som­mer­sai­son fit gemacht.

Hafenschlepper Stier

Ab Sonn­abend, 29. März 2014, haben Besu­che­rin­nen und Besu­cher wie­der täg­lich von 10.00 bis 17.30 Uhr die Gele­gen­heit, an Bord der mari­ti­men Old­ti­mern zu gehen und sie zu besich­ti­gen. Zu erle­ben sind dann unter ande­rem der Ber­gungs­schlep­per “See­falk” aus dem Jahr 1924, der 1939 gebau­te Wal­fang­damp­fer “Rau IX” und der Hafen­schlep­per “Stier” aus dem Jahr 1954. Eben­falls geöff­net ist dann auch wie­der das Tech­nik­mu­se­um U‑Boot “Wil­helm Bau­er”, das eini­ge Neue­run­gen bie­tet: Teil­be­rei­che sind jetzt mit neu­er LED-Beleuch­tung bestückt, die Beschrif­tun­gen sind durch­ge­hend in Deutsch und Eng­lisch auf­ge­führt sowie neue Foto­ta­feln installiert.

U-Boot Wilhelm-Bauer

Mit den vie­len Muse­ums­schif­fen im Frei­licht­be­reich prä­sen­tiert das DSM einen in Deutsch­land ein­zig­ar­ti­gen Quer­schnitt an Schiffs­ty­pen. Ein­tritts­kar­ten sind an der Muse­ums­kas­se erhält­lich. Die Besich­ti­gung der Schif­fe ist im Ein­tritts­preis für das DSM inbe­grif­fen. Jedes Schiff kann aber auch mit einem Euro pro Schiff sepa­rat ent­deckt wer­den. Im Muse­ums­ein­tritt nicht ent­hal­ten ist der Besuch des Tech­nik­mu­se­ums U‑Boot “Wil­helm Bau­er”. Hier kos­tet die Besich­ti­gung drei Euro. 

Quel­le:
dsm.museum

Überlebende berichten von der “Lakonia“-Katastrophe

Vor rund 50 Jah­ren, am Abend des 22. Dezem­ber 1963, brach auf dem grie­chi­schen Kreuz­fahrt­schiff “Lako­nia“ 180 Mei­len nord­west­lich von Madei­ra ein Feu­er aus. Lösch­ver­su­che der Besat­zung schei­ter­ten, so dass sich der Brand schnell aus­brei­te­te. An Bord des 185 Meter lan­gen Schif­fes der Greek Line befan­den sich 1036 Men­schen. Dazu zähl­ten auch über 50 Besat­zungs­mit­glie­der, die in Bre­mer­ha­ven ange­heu­ert hat­ten. Neun von ihnen fie­len der Schiffs­ka­ta­stro­phe zum Opfer, die etwa 131 Men­schen das Leben kostete.

Lakonia

Das His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven erin­nert mit einer klei­nen Aus­stel­lung an die “Lakonia“-Katastrophe vor 50 Jah­ren. Zur Aus­stel­lungs­er­öff­nung am 12. Dezem­ber 2013 um 19 Uhr fin­det ein Podi­ums­ge­spräch mit Über­le­ben­den des Schiffs­un­glücks statt. Dem Muse­um gelang es, 14 Über­le­ben­de der “Lakonia“-Katastrophe zu kon­tak­tie­ren. Alle zäh­len zu den Besat­zungs­mit­glie­dern, die sei­ner­zeit in Bre­mer­ha­ven für die Greek Line ange­heu­ert wor­den waren. „Vie­le die­ser See­leu­te sind nur um Haa­res­brei­te dem Tod ent­ron­nen“, weiß Muse­ums­di­rek­tor Dr. Alfred Kube von den Gesprä­chen mit den Über­le­ben­den zu berichten.

Die Eva­ku­ie­rung der 1036 Men­schen an Bord der “Lako­nia“ ver­lief chao­tisch. Eini­ge Ret­tungs­boo­te ver­brann­ten, zwei stürz­ten ab, ande­re waren nur halb besetzt, als sie zu Was­ser gelas­sen wur­den. Das Ver­hal­ten der Offi­zie­re und des see­män­ni­schen Per­so­nals, die über­wie­gend aus Grie­chen­land stamm­ten, wur­de anschlie­ßend hef­tig kri­ti­siert. Die deut­schen See­leu­te arbei­te­ten fast aus­schließ­lich im Ser­vice­be­reich des Schif­fes. Für vie­le von ihnen stan­den kei­ne Ret­tungs­boo­te mehr zur Ver­fü­gung, so dass sie mit Schwimm­wes­ten teil­wei­se meh­re­re Stun­den im kal­ten Atlan­tik trieben.

Bei dem Podi­ums­ge­spräch geht es um die per­sön­li­chen Schick­sa­le und Erleb­nis­se der Über­le­ben­den der “Lakonia“-Katastrophe. Dabei ste­hen auch die Ein­drü­cke im Mit­tel­punkt, die ein sol­ches Schiffs­un­glück bei den Über­le­ben­den hin­ter­las­sen haben. Jedes ehe­ma­li­ge Besat­zungs­mit­glied hat das Gesche­he­ne auf eige­ne Art und Wei­se indi­vi­du­ell verarbeitet.

Podi­ums­ge­spräch mit Über­le­ben­den der “Lakonia“-Katastrophe zur Ausstellungseröffnung.

His­to­ri­sche Muse­um Bre­mer­ha­ven
An der Gees­te, 27570 Bre­mer­ha­ven
Tel. 0471 30816–0, Fax 0471 590‑2700

Don­ners­tag, 12. Dezem­ber 2013, 19 Uhr

Auswanderergeschichte in Bildern

Bre­mer­ha­ven und Ellis Island
Aus­wan­de­rer­ge­schich­te in Bildern

Auswanderung

Am Diens­tag, dem 12. Novem­ber 2013, ist im Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um Bre­mer­ha­ven ab 19.30 Uhr ein Vor­trag zur Aus­wan­de­rer­ge­schich­te zu hören. Der mit foto­gra­fi­schen und fil­mi­schen Doku­men­ten illus­trier­te Vor­trag gibt Aus­kunft über die Aus­wan­de­run­gen über Bre­mer­ha­ven nach New York. Bre­mer­ha­ven, der Nord­deut­sche Lloyd mit sei­nen Damp­fern, die Ankunft im New Yor­ker Hafen und die Ein­wan­de­rungs­sta­ti­on Ellis Island wer­den Sta­tio­nen des Vor­tra­ges sein. Initia­to­ren des Vor­tra­ges sind die “Män­ner vom Mor­gen­stern”.