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Kommt die Viermastbark “Peking” nach Hamburg?

Die Viermastbark "Peking" in New York

Die am 25. Febru­ar 1911 bei der Ham­bur­ger Werft Blohm & Voss vom Sta­pel gelau­fe­ne “Peking” ist eine Vier­mast-Stahl­bark und gehör­te zu den berühm­ten Fly­ing P‑Linern der Ree­de­rei F. Laeisz. Wie alle Segel­schif­fe der Ree­de­rei aus Ham­burg beginnt ihr Name (seit 1877 gene­rell) mit einem „P“ und wur­de nach Chi­nas Haupt­stadt Peking benannt. Sie war als Fracht­schiff für Nitra­te zwi­schen Euro­pa und Chi­le unter­wegs. Heu­te liegt sie als Muse­ums­schiff in New York am Pier des South Street Sea­port Museum. 

Seit eini­gen Jah­ren wird ver­sucht, den legen­dä­ren Wind­jam­mer von New York nach Ham­burg zurück­zu­ho­len, um es an den 50er-Schup­pen am Hafen­mu­se­um fest­zu­ma­chen. Zur Finan­zie­rung des Unter­neh­mens feh­len aber noch eini­ge Hun­dert­tau­send Euro. Und so hofft man in Ham­burg auf Spon­so­ren, die das Geld für die Rück­füh­rung der “Peking” auf­brin­gen. Bevor die Bark mit einem Dock­schiff für etwa 1,2 Mil­lio­nen Euro nach Ham­burg gebracht wer­den kann, müss­te aller­dings noch in New York der sanie­rungs­be­dürf­ti­ge Rumpf ver­stärkt wer­den. In Ham­burg ange­kom­men, ist eine kom­plet­te Rumpf­sa­nie­rung unum­gäng­lich.
Die Zeit drängt: Bis Jah­res­en­de muss das Schiff den New Yor­ker Muse­ums­ha­fen ver­las­sen haben, sonst wird es dort abgewrackt.

In diesem Gemälde (vermutlich vom Maler Waldemar Schlichting) sind die oberen Segel der Peking in rauher See gerefft. An den vorderen Masten trägt das Schiff Rahsegel, am hinteren Gaffelsegel.Wegen der Ähn­lich­keit in Bau­art und Grö­ße hie­ßen die letz­ten acht Vier­mast­bar­ken von F. Laeisz “Die acht Schwes­tern”: “Pan­gani” (1903), “Pet­schi­li” (1903), “Pamir” (1905), “Peking” (1911), “Pas­sat” (1911), “Pola” (1918), “Pri­wall” (1920) und “Padua” (1926; heu­te “Kru­sen­s­tern”). Heu­te sind nur noch die “Pas­sat” (Tra­ve­mün­de), die “Peking” (New York) und die “Kru­sen­s­tern” (ex “Padua”) erhal­ten. Die “Kru­sen­s­tern” ist das ein­zi­ge der Schif­fe, das als Segel­schul­schiff des rus­si­schen Minis­te­ri­ums für Fisch­wirt­schaft mit Hei­mat­ha­fen Kali­nin­grad heu­te noch zur See fährt.
Die “Flying‑P Liner” segel­ten mit Mas­sen­gü­tern zwi­schen Ham­burg und Süd­ame­ri­ka. Die beson­ders schnel­len Wind­jam­mer muss­ten – anders als Dampf­schif­fe – kei­ne rie­si­gen Men­gen Koh­len bun­kern. Die “Peking” gehört zu den letz­ten die­ser Segel­schiff­ge­ne­ra­ti­on, die nicht umge­baut wur­den. Sie hat noch nicht ein­mal einen Motor.

Deutsches Auswandererhaus in Bremerhaven

Das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven liegt unmittelbar am Neuen Hafen gegenüber dem Zoo am Meer. | Foto: Hermann Schwiebert, 2012In Bre­mer­ha­ven ist ein Muse­um ansäs­sig, dass sich mit der Aus­wan­de­rung Deut­scher in die USA in ver­schie­de­nen Epo­chen beschäf­tigt: Das Deut­sche Aus­wan­der­er­haus.
Haupt­säch­lich aus wirt­schaft­li­chen Grün­den ver­lie­ßen die ers­ten deut­schen Aus­wan­de­rer ihre Aufbruch in die Fremde.   Innenansicht der dritten Klasse eines Auswandererhauses 1882Hei­mat. Vie­le Beru­fe star­ben durch die begin­nen­de Indus­tria­li­sie­rung aus, Hun­gers­nö­te bestimm­ten das Leben.
Ande­re erhoff­ten sich in Ame­ri­ka eine grö­ße­re Reli­gi­ons­frei­heit. Schließ­lich wen­de­ten sich auch die poli­ti­schen Akti­vis­ten ab von Deutsch­land. Nach der geschei­ter­ten Revo­lu­ti­on im Jah­re 1848 Das Auswandererhaus in Bremerhaven (1849–1865), erbaut von Heinrich Müller 1849. | Lithografie von W. Casten aus dem Jahr 1850.hat­ten sie ihre Hoff­nung auf ein demo­kra­ti­sches Deutsch­land ver­lo­ren.
So bestie­gen zwi­schen 1830 und 1974 mehr als sie­ben Mil­lio­nen Aus­wan­de­rer in Bre­mer­ha­ven ein Schiff zum ame­ri­ka­ni­schen Kon­ti­nent  – die Rei­se ging nach Kana­da, Nord­ame­ri­ka, Bra­si­li­en oder Argen­ti­ni­en. Aber auch nach Aus­tra­li­en wan­der­ten vie­le aus.
Um 1850: Deutsche Emigranten betreten ein Dampfschiff in Hamburg (Deutschland) mit Kurs auf New York City (USA).Im Deut­schen Aus­wan­der­er­haus, dem direkt am Hafen gele­ge­nen größ­ten euro­päi­schen  Erleb­nis­mu­se­um,  kann man die Geschich­te der Aus­wan­de­rer mit allen Sin­nen nach­er­le­ben. Bis um 1880 ver­lie­ßen die Men­schen Deutsch­land in der Regel auf aus­ge­bau­te Fracht­seg­ler. Die Ree­de­rei­en haben in den Zwi­schen­decks von Amerika

nach Euro­pa Waren trans­por­tiert. Aschersleber Anzeiger / Liste der Auswandererbeförderung von 1852 | Quelle: gescannt von falkue Auf der meh­re­re Wochen dau­ern­den Rück­fahrt nach Ame­ri­ka wur­den die Men­schen dicht gedrängt – oft ohne Tages­licht und ohne Frisch­luft — in die Zwi­schen­decks gepfercht. Die Über­fahrt war für die Pas­sa­gie­re ein Mar­ty­ri­um, für die Ree­de­rei­en war es ein will­kom­me­nes Zusatz­ge­schäft.
Manch­mal ver­zö­ger­te sich die Über­fahrt auf­grund ungüns­ti­ger Wet­ter­ver­hält­nis­se. Dann ver­hun­ger­te nahe­zu die Hälf­te der Pas­sa­gie­re, da die Ver­pfle­gung, die sie selbst mit­brin­gen muss­ten, für eine so lan­ge Zeit nicht ausreichte.

Deutsche Auswanderer auf dem Weg nach Amerika auf dem Schiff "Samuel Hop" (Zeichnung)Etwa ab 1880 wur­den Dampf­schif­fe ein­ge­setzt. Neue Geset­ze zum Schut­ze der Aus­wan­de­rer wur­den erlas­sen. So waren nun die Ree­de­rei­en ver­pflich­tet, die Pas­sa­gie­re zu ver­pfle­gen, jedem eine Koje zur Ver­fü­gung zu stel­len und für ein Min­dest­maß an Hygie­ne zu sor­gen. 
Vie­le konn­ten die Über­fahrt nicht bezah­len. Da die Aus­wan­de­rer für die Ree­de­rei­en aber ein gutes Geschäft waren, unter­hiel­ten die­se Anwer­be-Agen­ten. Die Agen­ten schlos­sen mit den zah­lungs­un­fä­hi­gen Aus­wan­de­rungs­wil­li­gen Ver­trä­ge. So beka­men sie von ihrem neu­en Arbeit­ge­ber in Über­see für ihre Arbeit meh­re­re Jah­re lang nur Kost und Logis. Von dem ein­be­hal­te­nen Arbeits­lohn wur­de die Schiffs­pas­sa­ge bezahlt.
Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011Pflastersteine vor dem Auswandererhaus geben Auskunft über Name, Ziel, und Ausreisejahr der Emigranten | Foto: Hermann Schwiebert, 2011
Ab 1900 mach­ten sich die Dampf­schiff-Betrei­ber immer mehr Kon­kur­renz. In der Fol­ge wur­den die Bedin­gun­gen immer ange­neh­mer und die Über­fahr­ten immer güns­ti­ger.
Quel­len:
Deut­sches Aus­wan­der­er­haus Bre­mer­ha­ven
Freun­des­kreis leben­di­ge Graf­schaft e.V.
Planet-Wissen.de
3SAT.de
Wikipedia.de

Kulturhistorisches Museum Görlitz — Barockhaus

Portal am Barockhaus Neißstraße 30 in GörlitzEin Haus unmit­tel­bar an der via regia bele­gen konn­ten sich nur gut betuch­te Bür­ger leis­ten. Die­se für Gör­litz typi­schen Hal­len­häu­ser, die zur Blü­te­zeit des Han­dels erbaut wur­den, ver­ein­ten oft­mals Wohn­haus, Kon­tor, Lager und Brau­hof. In den präch­tig aus­ge­stat­te­ten Häu­sern mit hoher Zen­tral­hal­le, Renais­sance­saal und ver­win­kel­ten Trep­pen­häu­sern leb­ten Groß- und Fernhändler.

So kBarockhaus Neißstraße 30, errichtet 1726 – 1729am einst auch der Zit­tau­er Damast­händ­lers Johann Chris­ti­an Ameiß nach Gör­litz und ließ sich 1727 bis 1929 das heu­te auch als Barock­haus bekann­te Wohn­ge­bäu­de Neiß­stra­ße 30 erstel­len. Seit 1951 gehört das Haus, das eng mit der Geschich­te der Stadt Gör­litz und der Ober­lau­sitz ver­bun­den ist, dem Kul­tur­his­to­ri­schen Muse­um Görlitz.

Die Samm­lun­gen des Muse­ums umfas­sen Zeu­gen zur Stadt­ge­schich­te von den Anfän­gen der Besied­lung bis zur Gegen­wart, Gemäl­de des 18. bis 20. Jahr­hun­dert, Kunst­hand­werk und Bestän­de zur Wis­sen­schafts­ge­schich­te der Ober­lau­sitz, ein Phy­si­ka­li­sches Kabi­nett aus dem 18. Jahr­hun­dert sowie Per­so­nal­aus­stel­lun­gen zu dem Phi­lo­so­phen Jakob Böh­me. Das umfang­reich reno­vier­te Barock­haus in der Gör­lit­zer Neiß­e­stra­ße 30 dient als Museum.Adolf Gottlob Zimmermann, Öl auf Leinwand, 1825: Die Schwestern Amalie Louise und Hermine Mathilde Geller

Barockofen (um 1720) aus Neu-HörnitzIn der Aus­ga­be Sep­tem­ber 2011 berich­te­te die Stadt­BILD, dass die Gör­lit­zer ihr in den letz­ten Jah­ren für ins­ge­samt 8,4 Mil­lio­nen Euro pracht­voll restau­rier­tes Barock­haus am 29. Juli 2011 wie­der in Besitz neh­men konn­ten.  Bis zu 9 Farb­schich­ten der wert­vol­len Stuck­de­cken muss­ten ent­fernt wer­den, um in allen Räu­men den Ori­gi­nal­zu­stand wie­der her­zu­stel­len. Die alten Fuß­bö­den wur­den erhal­ten und Fens­ter und Türen denk­mal­ge­recht erneu­ert. Ein baro­cker Ofen aus der Zeit um 1720 wur­de aus dem Amts­ver­wal­ter­haus Schloss Neu-Hör­nitz her­bei­ge­schafft und ziert nun den Gro­ßen Salon der Ameiß­schen Wohnung.

Historischer Saal der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, eingerichtet nach 1804Im 1. Stock hat die Ober­lau­sit­zi­sche Biblio­thek der Wis­sen­schaf­ten mit ihren wert­vol­len Buch­be­stän­den Ein­zug gehal­ten. Der wohl schöns­te Biblio­theks­saal Deutsch­lands ver­setzt sei­ne Besu­cher unwei­ger­lich ins Erstau­nen. Doch auch in der 2. Eta­ge wer­den sich die Besu­cher nicht lang­wei­len: Samm­lun­gen der Ober­lau­sit­zer Gesell­schaft der Wis­sen­schaf­ten mit dem der Gelehrte Adolf Traugott von Gersdorfein­zig­ar­ti­gen Phy­si­ka­li­schen Kabi­nett des Adolph Trau­gott von Gers­dorf mit sei­nen teils sku­ri­len Elek­tri­fi­zie­rungs­ma­schi­nen zie­hen die Auf­merk­sam­keit auf sich. Es kön­nen hier gar nicht alle Samm­lun­gen auf­ge­zählt wer­den. Doch die his­to­risch bedeut­sa­men und wert­vol­len Gemäl­de und Sti­che bekann­ter schle­si­scher, Ober­lau­sit­zer und deut­scher Künst­ler aus der Epo­chen der Roman­tik und der Auf­klä­rung sol­len hier erwähnt werden.

Das Barock­haus Neiß­stra­ße 30 kann diens­tags bis sonn­tags von 10:00 bis 17:00 Uhr besich­tigt werden.

Quel­len:
Säch­si­sche Zei­tung vom 1. August 2011
Stadt­BILD Aus­ga­be Sep­tem­ber 2011
Kunst­his­to­ri­sches Muse­um Gör­litz
wikipedia.org

Erinnerungen eines Matrosen an seine Bordzeit auf “Seefalke”

Für mei­ne Leser, die weit­ab von der Nord­see­küs­te woh­nen, habe ich in mei­nem Bei­trag “Muse­ums­schiff ‘See­fal­ke’ wird saniert” die Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen gepos­tet, der 20 Mona­te lang zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” fuhr. Der “See­fal­ke” liegt heu­te vor dem Deut­schen Schiffahrtsmuseum. 

Den zwei­ten Teil könnt Ihr hier lesen. Heu­te gibt es den letz­ten Teil :

"Santa Paula

Hei­ni sorgt für ban­ge Minu­ten an Bord

Auf Schlep­prei­sen ging es nicht so geruh­sam zu. Ich kann mich noch gut dar­an erin­nern, dass auf die­sen Rei­sen min­des­tens drei­mal die Schlepp­ver­bin­dung brach und der Anhang bei sehr schlech­tem Wet­ter wie­der ein­ge­fan­gen wer­den musste. 

Die “See­fal­ke” hat­te noch ein altes, kon­ven­tio­nel­les Schlepp­sys­tem im Gegen­satz zu dem heu­ti­gen, wo 1000 Meter Schlepp­draht auf einer Trom­mel auf­ge­spult sind und per Knopf­druck je nach Bedarf ver­kürzt oder ver­län­gert wer­den kön­nen. Das Ein­ho­len war rei­ne Kno­chen­ar­beit. Es muss­ten die ein­zel­nen 220 Meter Draht­län­gen über den Spill­kopf ein­ge­holt, abge­stoppt, abge­schä­kelt, wie­der Bucht für Bucht fein säu­ber­lich auf der hin­te­ren Schlepp­grä­ting auf­ge­schos­sen und gelascht wer­den, damit der Schlepp­draht beim Aus­fah­ren nicht auf ein­mal aus­rau­schen konnte. 

Die­ses Sze­na­rio wie­der­hol­te sich noch min­des­tens drei­mal auf jeder Rei­se, und zwar beim Errei­chen der 200-See­mei­len-Gren­ze im Eng­li­schen Kanal, kurz vor Dover wegen des dor­ti­gen star­ken Ver­kehrs und schließ­lich auf der Elbe. Bei letz­te­rer Auf­kür­zung wur­de dann der Anhang auf “kur­ze Lei­ne” genom­men. Das waren dann nur noch 90 Meter. Sonst konn­te der Schlepp­zug nicht die Elbe hoch nach Ham­burg fahren. 

Nach sol­chen Rei­sen ver­hol­te dann der Schlep­per nach Bre­mer­ha­ven zum Schuch­mann-Platz und wur­de dort für die nächs­te Schlep­prei­se ver­pro­vi­an­tiert und aus­ge­rüs­tet. Anfal­len­de Maschi­nen­re­pa­ra­tu­ren wur­den dann zur glei­chen Zeit erle­digt. Dann trat der Chef in Akti­on. Er wir­bel­te durch das Schiff, inspi­zier­te zuerst das Schlepp­ge­schirr und dann den Maschi­nen­raum. Dies waren immer ban­ge Minu­ten für die Schiffs­füh­rung, denn er war für sei­ne mar­ki­gen Sprü­che und auch für sei­ne Wut­aus­brü­che bekannt. 

Ich erin­ne­re mich noch an eine Sze­ne, als mein Kum­pel — ein hage­rer, bedäch­ti­ger Ham­bur­ger — ihn um ein Radio für unser Mann­schafts­lo­gis bat. Sogleich kam die Reak­ti­on: “Ich stel­le nächs­tens noch den Her­ren Matro­sen ein Schwimm­bad an Deck, damit sie ihre Eier schau­keln kön­nen.” Die ruhi­ge Ant­wort mei­nes Kum­pels: “Nee, brau­chen wir nicht, wir haben genug Was­ser an Deck. Wir brau­chen ein Radio.” Am nächs­ten Tag kam “Hei­ni”, wie er heim­lich genannt wur­de, mit einem Radio unterm Arm und über­gab es uns, dies­mal etwas freundlicher.

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 31. August 2012

Erinnerungen eines Matrosen an seine Bordzeit auf “Seefalke”

Für mei­ne Leser, die weit­ab von der Nord­see­küs­te woh­nen, habe ich in mei­nem Bei­trag “Muse­ums­schiff ‘See­fal­ke’ wird saniert” die Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen gepos­tet, der 20 Mona­te lang zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” fuhr. Der “See­fal­ke” liegt heu­te vor dem Deut­schen Schiffahrtsmuseum. 

Heu­te geht es mit dem zwei­ten Teil der Erin­ne­run­gen weiter:

Geschirr und Wäsche wan­dern in die Pütz

Bei Schlecht­wet­ter war der Weg vom hin­te­ren Mann­schafts­lo­gis bis hin zur Brü­cke recht Sturm auf dem Atlantikaben­teu­er­lich. Über Deck konn­te man dann nicht mehr zu den vor­de­ren Wohn­räu­men gelan­gen. Man muss­te in der Ber­gungs­last durch ein Mann­loch in den Wel­len­tun­nel krie­chen, sich zwi­schen den bei­den dre­hen­den Pro­pel­ler­wel­len durch­han­geln, durch den Maschi­nen­raum gehen und kam bei der Kom­bü­se raus. Danach kam man in die Mann­schafts­mes­se, wo am Ende zur Kom­bü­se eine Decken­klap­pe geöff­net und eine Lei­ter ange­stellt wur­de. Man kam schließ­lich vor dem Funk­raum auf dem Kapi­täns­deck raus.

Dann war­te­te man einen pas­sen­den Moment ab, wenn das Vor­schiff aus­tauch­te, saus­te um die Ecke und erklomm die Lei­ter hoch zum Brü­cken­deck. Dann war man in Sicher­heit. Die­se Decken­klap­pe ist noch heu­te unver­än­dert, jedoch die stei­le Lei­ter zum Brü­cken­deck ist heu­te durch eine Trep­pe ersetzt.

Für die gesam­te Mann­schaft gab es einen Wasch­raum und eine Toi­let­te. Wasch­ma­schi­ne und Trock­ner waren Fremd­wör­ter. Die Wäsche wur­de in der Pütz gewa­schen. Auf See wur­de gemein­sam in einer Mes­se geges­sen. Es gab ja nur eine.

Backschaft auf dem AchterdeckIch kann mich noch gut an einen Vor­fall erin­nern, der nicht gera­de zur Erhei­te­rung bei­trug. Der Koch, der ältes­te von uns, hat­te ein­mal Gulasch auf sei­nem Spei­se­plan. Das Gulasch war schon fer­tig. So stell­te er die­sen Topf an die Sei­te des Ofens und war­te­te dar­auf, dass die Kar­tof­feln gar wur­den. Unglück­li­cher­wei­se leck­te der dar­über hän­gen­de Gas­öl­tank  für den Ofen, so dass ein ste­ter Trop­fen in den Gulasch­topf fiel.

Nun ist Gulasch mit Die­sel­ge­schmack nicht jeder­manns Sache. So ent­lud sich der gan­ze auf­ge­stau­te Frust über den armen Koch. Die­se Ört­lich­keit ist heu­te noch zu besich­ti­gen. Die­ser Tank hängt noch heu­te an glei­cher Stel­le über der Ofenseite.

Es herrsch­te zu die­ser Zeit eine fes­te Bord­hier­ar­chie, wie sie damals bei der See­fahrt noch üblich war. Alle Offi­zie­re tru­gen meis­tens Uni­form oder wenigs­tens ein Teil davon, was heu­te nicht mehr üblich ist. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on in La Coru­ña lag, muss­ten wir Matro­sen in unse­rem Mann­schafts­lo­gis essen. Man woll­te dann nicht mit uns an einem Tisch sit­zen. Die Back­schaft und das Her­an­brin­gen des Essens oblag mir als Jüngstem.

Trotz der stren­gen Hier­ar­chie war das Betriebs­kli­ma gut. Wenn es dar­auf ankam, stand jeder für jeden ein. Man kann­te es ja auch nicht anders. Wenn der Schlep­per auf Sta­ti­on lag, hat­te man genü­gend Frei­zeit, um abends mal an Land zu gehen. Jedoch muss­te die Hälf­te der Besat­zung immer an Bord blei­ben und man durf­te sich nie wei­ter vom Schiff ent­fer­nen, als das Typhon noch zu hören war. Die­ses war sehr kräf­tig aus­ge­legt. Wenn man das Signal – ein­mal lang, drei­mal kurz – hör­te (das Mor­se­si­gnal B stand für Bug­sier), saus­te man so schnell man konn­te zurück an Bord. Oft gab es jedoch Fehlalarm.

Quel­le:
NORDSEE-ZEITUNG vom 24. August 2012

Museumsschiff “Seefalke” wird saniert

Ver­rot­te­te Decks­plan­ken, auf­ge­platz­te Näh­te und Rost­lö­cher in der Stahl­haut. An dem knapp 90 Jah­re alten Hoch­see­schlep­per des Deut­schen Schif­fahrt­mu­se­ums in Bre­mer­ha­ven nagt der Zahn der Zeit und der Umwelteinflüsse.

Unter Deck fehlt bis­her nur Far­be. Aber wenn es wei­ter so durch die Decke reg­net, wird irgend­wann auch das schö­ne Maha­go­ni­holz in der Kapi­täns­ka­jü­te Scha­den nehmen.

Lei­der kom­men die Arbei­ter der Muse­ums­werk­statt nur schlep­pend vor­an. Ein Boots­bau­er, ein Schlos­ser, ein Tak­ler, ein Zim­mer­mann, zwei Maler, das ist die gan­ze Mann­schafft, die die Werk­statt auf­bie­ten kann, und zwar für das gesam­te Muse­um ein­schließ­lich der dazu­ge­hö­ri­gen sechs Schiffe.

Ober­deck und Peil­deck sind schon mit neu­en Stahl­plat­ten saniert wor­den. Jetzt wird das Holz­deck auf­ge­legt, aus Ore­gon Pine und Kam­ba­la. Noch gut 18 Mona­te, dann soll der “See­fal­ke” wie­der was­ser­dicht sein.

Der "Seefalke" im Alten Hafen in Bremerhaven | Foto: Hermann SchwiebertDer knapp 56 Meter lan­ge und 10 Meter brei­te Hoch­see­schlep­per „See­fal­ke“ lief 1924 auf der Teck­len­borg Werft an der Gees­te vom Sta­pel. Im Zwei­ten Welt­krieg stand die „See­fal­ke“ in Diens­ten der Kriegs­ma­ri­ne und sank bei einem Bom­ben­an­griff im Kie­ler Hafen. Mit­ar­bei­ter der Ree­de­rei ver­steck­ten das Schiff vor den  Alli­ier­ten. Nach Kriegs­en­de hoben sie es und ver­senk­ten es erneut an einer gehei­men Stel­le in der Kie­ler För­de. Eini­ge Jah­re spä­ter wur­de die “See­fal­ke” erneut vom Mee­res­grund geholt, repa­riert und umge­baut. Noch bis Ende der sech­zi­ger Jah­re tat sie mit 19 Mann Besat­zung und ihrer 3.300 PS-Maschi­ne ihren Dienst als Ber­gungs- und Schiffs­über­füh­rungs­schlep­per. Seit 1970 steht sie im Eigen­tum des Deut­schen Schifffahrtsmuseums.

Seefalke2Erin­ne­run­gen eines ehe­ma­li­gen Matro­sen
20 Mona­te lang fuhr ich zu Beginn der sech­zi­ger Jah­re als Jung­mann, Leicht­ma­tro­se und Matro­se auf dem Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke”. Aus heu­ti­ger Sicht ver­ste­he ich nicht mehr, dass ich es auf die­sem Schiff so lan­ge aus­ge­hal­ten habe.Vielleicht war es das “Aben­teu­er pur” und der Reiz des Neu­en. In die­ser Zeit habe ich jeden­falls das nöti­ge Rüst­zeug für gute See­mann­schaft erlangt, die mich für mei­ne wei­te­re see­män­ni­sche Lauf­bahn sehr nütz­lich war.

Das Zusam­men­le­ben mit so vie­len Leu­ten auf engs­tem Raum war nicht immer ein­fach. Zu der nor­ma­len 19-köp­fi­gen Besat­zung kamen bei anste­hen­den Schlep­prei­sen noch 5 Mann Über­füh­rungs­per­so­nal hin­zu, die bei der Über­fahrt über den Atlan­tik zum Schlep­p­ob­jekt irgend­wie unter­ge­bracht wer­den muss­ten. Zur dama­li­gen Zeit waren noch kei­ne Flug­rei­sen üblich. Die­se Leu­te waren meis­tens von den dama­li­gen Heu­er­stel­len rekru­tiert, und eini­ge von Ihnen wür­de man heu­te als “schwer ver­mit­tel­ba­re” Arbeits­kräf­te” bezeich­nen. Sie stie­gen dann im Ziel­ha­fen auf den zu schlep­pen­den Anhang über.

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Museum der 50er Jahre in Bremerhaven

Das klei­ne Muse­um der 50er Jah­re in Bre­mer­ha­ven zeigt auf 500 Qua­drat­me­tern rund 20.000 Expo­na­te aus dem Zeit­al­ter des deut­schen “Wirt­schafts­wun­ders”. Im “Schreib­wa­ren­la­den ent­deckt der Besu­cher neben alten Gro­schen­hef­ten auch die damals übli­che run­de Gum­mi­un­ter­la­ge auf der Glas­the­ke, auf die man damals sein Geld leg­te.Museum der 50er Jahre in BremerhavenAuthen­tisch ein­ge­rich­te­te Wohn­räu­me wie Flur, Wohn­zim­mer, Küche, Schlaf­zim­mer, Kin­der- und Jugend­zim­mer füh­ren den Besu­cher in die Ver­gan­gen­heit. Aber auch für die dama­li­ge Zeit typi­sche Gast­stät­ten, Tank­stel­len, Arzt- und Zahn­arzt­pra­xen, Büros, Lebens­mit­tel, und Ver­pa­ckun­gen sind hier zu sehen. Zudem wur­de ein rie­si­ges Zeitungs‑, Zeit­schrif­ten- und Pro­spek­te-Archiv mit ca. 5000 Exem­pla­ren zusammengetragen.

Kers­tin  v. Frey­tag Löring­hoff, ein GI-Kind, hat 1984 damit begon­nen, west­deut­sche Kunst- und All­tags­ge­gen­stän­de aus den  1950er Jah­ren zu sam­meln.  Es waren die Jah­re des Rock ´n´Roll, des Pet­ti­coats und der Nie­ren­ti­sche. Man fuhr eine BMW-Iset­ta, einen Mes­ser­schmidt-Kabi­nen­rol­ler, ein Gog­go­mo­bil oder einen Lloyd-Alex­an­der. Ame­ri­ka­ner brach­ten die Musik der Neu­en Welt zu uns. Und so ist die mit einer Musik­box und vie­len Schall­plat­ten aus­ge­stat­te­te “Knei­pe” des Muse­ums sicher­lich ein ganz beson­de­rer Hin­gu­cker, han­delt es sich doch um ein Replik des in den 1950er Jah­ren bekannt gewe­se­nen Bre­mer Lokals “Zum Tuschkasten”.

Kin­der wer­den sicher­lich an der Jäger­stu­be mit den aus­ge­stopf­ten Tie­ren Gefal­len fin­den. Und wer von den “Grö­ße­ren” erin­nert sich nicht an die Xox-Kek­se, die damals in kei­nem Tan­te-Emma-Laden fehl­ten! Im Muse­um der 50er Jah­re fin­det man alles wie­der, alles ist ori­gi­nal. Der Pudel­ho­cker im Schlaf­zim­mer eben­so wie das lind­grü­ne Geschirr in der Küche, die Fern­seh­tru­he im Wohn­zim­mer, die Foto­ka­me­ra und die Rei­se­füh­rer für die Ita­li­en­fahrt und all die ande­ren so lie­be­voll zusam­men­ge­tra­ge­nen Dinge.

Das Muse­um der 50er Jah­re in Bre­mer­ha­ven liegt im Kir­chen­ge­bäu­de der ehe­ma­li­gen US-Kaser­ne “Carl Schurz” in Bre­mer­ha­ven-Wed­de­war­den. Also, nichts wie hin und anschau­en. 
Öff­nungs­zei­ten:
von April bis Okto­ber | sonn­tags von 11 Uhr bis 17 Uhr
Anschrift
Ame­ri­ka­ring 9,
27580 Bre­mer­ha­ven
Tele­fon: 0471 83305

Museumsschiff “Gera” hat wieder geöffnet

Ver­gan­ge­nen Sams­tag, am 24. März 2012, hat für den letz­ten deut­schen Sei­ten­traw­ler die neue Sai­son begon­nen. Die Win­ter­pau­se wur­de für umfang­rei­che Kon­ser­vie­rungs­ar­bei­ten genutzt.

Museumsschiff "Gera"

Der Schiffs­rumpf wur­de gerei­nigt und anschlie­ßend lackiert, die alten Brenn­stoff­tanks gesäu­bert und kon­ser­viert und die Bal­last­was­ser­tanks mit Zement­schläm­me als Kor­ro­si­ons­schutz aus­ge­klei­det. Auf dem Brü­cken­deck wur­de an Steu­er­bord­sei­te das Holz­deck saniert.

Nun kön­nen sich die Besu­cher auf der “GERA” wie­der auf eine span­nen­de und unter­halt­sa­me Rei­se in die Geschich­te der deut­schen Hoch­see­fi­sche­rei bege­ben. Im Maschi­nen­raum, der Kom­bü­se, der Mann­schafts­mes­se und in den Kam­mern scheint die Zeit ste­hen geblie­ben zu sein. Die Ori­gi­nal­aus­stat­tung vom Fang­netz über die Maschi­nen­an­la­ge bis zur Aus­stat­tung der Kabi­nen ver­mit­telt einen ein­drucks­vol­len Ein­blick in den Arbeits­all­tag an Bord.

In der Mann­schafts­mes­se wird der neue Doku­men­tar­film “Das war Kno­chen­ar­beit — Hoch­see­fi­sche­rei auf dem Sei­ten­traw­ler GERA” mit his­to­ri­schen und aktu­el­len Film­auf­nah­men sowie Zeit­zeu­gen­in­ter­views gezeigt. Eine Aus­stel­lung und Groß­fo­tos run­den den Besuch auf dem Muse­ums­schiff ab.