Die vergessene Jugendstilvilla in Bremerhavens Kurfürstenstraße 3
Im Jahre 1902 errichtete die Baugesellschaft W. Rogge im Leher Freigebiet neben zwei weiteren im Jugendstil gehaltenen Einfamilienhäusern auch die Jugendstilvilla Kurfürstenstraße Nr. 3.
Das einst für ein Ehepaar namens Rahusen erstellte Wohnhaus ist voll unterkellert, hat ein ausgebautes Dachgeschoss und soll eine Wohnfläche von etwa 327 Quadratmeter aufweisen.
Besonders die Fassadengestaltung mit einem Hufeisenbogen als Rahmung der Fenstergruppe im Erdgeschoss soll im Land Bremen als einmalig gelten. Man vermutet, dass der Architekt Gustav Rogge das Haus gezeichnet hat und sich dabei von einem englischen Landhausstil inspirieren ließ.
Der Salon mit der bemalten Decke führt zum Garten. Er diente einst als “Damenzimmer”. Neben einem Speiseaufzug, der den Salon mit der Küche im Souterrain verbindet, sind noch viele weitere originale Einrichtungsgegenstände vorhanden: So gibt es ein Intarsienparkett, Kachelöfen mit geschmiedeten Gittern, Stuck an den Zimmerdecken und Terrazzofußböden.
Leider zählt die über 110 Jahre alte Villa zu Bremerhavens Schrottimmobilien. Der Lebenslauf des seit vier Jahren leerstehenden denkmalgeschützten Hauses berichtet über einen erheblichen Wasserschaden und einer “Tätigkeit” als Bordell. Auch über eine drohende Zwangsversteigerung soll das Grundbuch berichten. Der Termin war für den 9. März 2015 anberaumt, der Verkehrswert auf 700 Euro festgesetzt.
Die Stadt, die das Gebäude retten möchte, hat sich von den Eigentümern ein ein Vorkaufsrecht einräumen lassen. Nun sucht sie in deren Auftrag einen Käufer, der bereit ist, die Villa für etwa einer halben Million Euro zu sanieren. Spekulanten sollen keine Chance bekommen.
Quellen:
Thorsten Brockmann: “Zu schade für den Abrissbagger”, NZ v. 1.7.15