Der Jedutenberg in Wulsdorf
Bei der Wulsdorfer Dionysiuskirche befindet sich eine etwa fünf Meter hohe Anhöhe natürlichen Ursprunges, der Jedutenberg genannt wird. Bei einem Jedutenberg handelt es sich um einen Denkmaltyp, der in den niedersächsischen Landkreisen Friesland und Wesermarsch vorkommt.
Da die Wikinger Anfang des 9. Jahrhunderts besonders die an den schiffbaren Flüssen gelegenen Küstenländer häufig überfielen und plünderten, befahl Karl der Große, an den Flussmündungen Verteidigungsanlagen zu errichten. Zu diesen Verteidigungsanlagen gehörten unter anderem auch der Tüür-Lüürs-Berg in Bramstedt, der Jedutenberg in Wulsdorf, der Bütteler Berg in Lehe, der Paschberg in Langen und die Pipinsburg in Sievern.
Auf den Erhebungen stand ein mit einem Ausguck besetzter hölzerner Turm. Näherten sich feindliche Schiffe der Küste, wurde vom Wachposten ein Warnfeuer entzündet, das im weiten Umkreis die Bevölkerung alarmierte. Von Hügel zu Hügel wurde das Signal beiderseits der Unterweser weitergegeben, um vor dem drohenden Überfall zu warnen. Ab Ende des 10. Jahrhunderts wurden die Überfälle immer weniger. Irgendwann kamen die Wikinger nicht mehr, und die Befestigungsanlagen verloren ihre Bedeutung.
Als Ergebnis einer kürzlich vorgenommenen Pollenanalyse geht man nun davon aus, dass zumindest die mehr als drei Meter hohe Sandauffüllung des Jedutenberges in Wulsdorf 500 Jahre jünger sei, als bisher angenommen. Mit etwa 1000 Kubikmeter Boden aus der näheren Umgebung sollen die Menschen irgendwann ab 1300 nach Christus die ursprüngliche Düne zum Jedutenberg aufgetürmt. Warum das geschah, weiß man bisher nicht. Auf jeden Fall wollen die Wissenschaftler nicht bestreiten, dass der Jedutenberg als Ausguck gedient hat.
Wie dem auch sei, heute umsäumt ein alter Baumbestand den Wulsdorfer Jedutenberg, auf dem nach dem deutsch-französischen Krieg 1870 bis 1871 ein Denkmal für die Gefallenen errichtet wurde. Und zum Rodeln ist er ein beliebter Abhang – wenn es denn mal einen Schneewinter gibt.
Quellen:
Nordsee-Zeitung vom 15.05.2014
Egon Stuve: Niederdeutsches Heimatblatt Nr. 743 vom November 2011