Verschlagwortet: Goethestraße

Ein Mädchen (eine Frau) aus Bremerhaven-Lehe

Ein Mäd­chen (eine Frau) aus Bremerhaven-Lehe

 Ruth Sander

Das Bild zeigt Ruth San­der im Jah­re 1933

Ruth San­der wur­de 1933 in Bre­mer­ha­ven-Lehe in der Muschel­stra­ße 16 gebo­ren. Sie war das als ältes­te von 8 Kindern.

Ruth und ihre Oma (wohn­te in der Les­sing­stra­ße 7) im Jah­re 1935

Die Muschel­stra­ße ist eine Rei­hen­haus­sied­lung an der Rick­mers­stra­ße. Es war zu dama­li­ger Zeit eine gute Wohn­ge­gend. Doch die Kin­der aus der par­al­lel ver­lau­fen­den See­stra­ße, die eben­falls von Rei­hen­häu­sern geprägt ist, mein­ten, sie sei­en etwas Bes­se­res. So dul­de­ten sie es nicht, wenn jemand aus der Muschel­stra­ße eine Abkür­zung durch “ihre” See­stra­ße neh­men wollte.

ruthundrolf

Ruth und Rolf, etwa 1936

Ruth, Rolf, Gise­la und Hilde

Die Kind­heit war bis zum Beginn des 2. Welt­kriegs weit­ge­hend unbe­schwert. Dann muss­te der Vater mit der Mari­ne zur See. Lebens­mit­tel wur­den immer knapper.

ruth auf der schaukel

Ruth vor einem Erfri­schungs­haus in den Schre­ber­gär­ten — eine noch unbe­schwer­te Kindheit?

1943 trat ein neu­er Mann in das Leben von Ruths Mut­ter. Als der Vater von der Front zurück­kehr­te, muss­te Ruth ihren eige­nen Vater wegschicken.

ruth sander

Das Bild zeigt ein Kin­der­por­trait von Ruth Sander

Den neu­en “Vater” konn­te sie nie akzep­tie­ren. Hin­zu kamen Luft­an­grif­fe auf Bre­mer­ha­ven, bei denen auch die Muschel­stra­ße nicht ver­schont blieb. Ruth erzählt von einem Ein­schlag, der in dem 3‑stöckigen Haus das Wohn­zim­mer im EG zer­stör­te. Die Fami­lie, die im Kel­ler aus­harr­te, blieb unversehrt.

Ruth Sander im Garten

Das Bild zeigt Ruth San­der mit ihren Geschwistern

Durch die Zwangs­mit­glied­schaft beim BDM muss­te Ruth bei Auf­mär­schen an der Rick­mer­stra­ße mit aus­ge­streck­tem rech­ten Arm eine gefühl­te Ewig­keit stramm ste­hen. Wenn sie auch nur ver­such­te, den rech­ten Arm abzu­stüt­zen, wur­de sie hef­tig beschimpft, manch­mal sogar geschla­gen. Auch in der Schu­le war kör­per­li­che Züch­ti­gung und ein dik­ta­to­ri­scher Ton an der Tagesordnung.

Ruth mit Familie

Ruth in Brokel

Die Groß­el­tern hat sie als nicht beson­ders kin­der­lieb in Erin­ne­rung. Vom Lebens­ge­fähr­ten der Groß­mutter wur­den sie und ihre Geschwis­ter mit den Wor­ten „was wollt ihr denn schon wie­der“ begrüßt.

Im Jah­re 1943 wur­de Ruth von ihrer Fami­lie getrennt. Sie wur­de im Rah­men der Über­land­ver­schi­ckung nach Brockel ver­schickt. Ihre Geschwis­ter waren noch zu klein und muß­ten zuhau­se blei­ben. Ruth fühl­te sich von ihrer Fami­lie abge­scho­ben und litt sehr dar­un­ter – eigent­lich zeitlebens.

Ruth und Freundin

Ruth und Freundin

Am Bahn­hof von Brockel war­te­ten bereits die Bau­ern aus dem Kreis Roten­burg, die sich ein oder meh­re­re Mäd­chen aus­such­ten konn­ten. Ruth kam zur Fami­lie Mer­tens, denen eine Obst­ver­wer­tungs­fa­brik und ande­re land­wirt­schaft­li­che Güter gehör­ten. Ruth erin­nert sich an einen gro­ßen Hüh­ner­stall mit aus­schließ­lich wei­ßen Hüh­nern, aber auch Enten und Gän­sen. Aber auch an die Ern­te der Bick­bee­ren und an einen rie­si­gen Wal­nuss­baum. Mit den bei­den Schä­fer­hun­den muss­te sie oft spa­zie­ren gehen.

Von Brockel muss­te sie oft, zusam­men mit den ande­ren Kin­dern, nach Roten­burg lau­fen, wo sie vor Sol­da­ten san­gen. Vie­le der Sol­da­ten wein­ten bei dem Gesang und Anblick der Kin­der. Sie ver­mu­tet, dass die Män­ner ihre eige­nen Kin­der ver­miss­ten und des­halb ihre Emo­tio­nen und Trä­nen nicht unter­drü­cken konn­ten. Fami­lie Mer­tens und ihre bei­den Kin­der hat sie in guter Erinnerung.

Überlandverschickung

Hier ver­brach­te Ruth eini­ge Zeit

Nach Kriegs­en­de wur­den die meis­ten lebens­wich­ti­gen Din­ge durch Tausch­ge­schäf­te beschafft. Die bes­te Tausch­wäh­rung waren Ziga­ret­ten und Kaf­fee, die Ruth manch­mal mit etwas Glück bei den Ame­ri­ka­nern ergat­tern konn­te. Sie muss­te auch öfters mit dem Zug nach Essen fah­ren, der Hei­mat­stadt ihres Stief­va­ters, um Salz­he­rin­ge gegen Kar­tof­feln und Koh­le zu tauschen.

Bei Hanewinkel hinter dem Thresen

Im Jah­re 1948 begann Ruth eine Leh­re zur Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin in der Flei­sche­rei Hane­win­kel in der Goethestraße.

1948 begann Ruth eine Aus­bil­dung als Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin bei Flei­scher­meis­ter Hane­win­kel in der Goethestraße.

bei Hanewinkel

Ruth bei Hane­win­kel 1951

Alles ande­re als ihr Traum­be­ruf, denn sie war sehr schüch­tern und wäre viel lie­ber Schnei­de­rin geworden.

Ruth Sander

Berufs­schü­ler

Aber zu die­ser Zeit muss­te man über eine sol­chen Arbeits­platz froh sein, denn Aus­bil­dungs­plät­ze waren rar.

Berufsschule

Berufs­schul­klas­se

Berufsschule

Unter­richt in der Berufsschule

Die Erin­ne­run­gen an die Fami­lie Hane­win­kel sind nicht sehr posi­tiv, des­halb bewarb sie sich nach der bestan­de­nen Leh­re auf eine Stel­len­an­zei­ge in einer Metz­ge­rei im hes­si­schen Bad Hom­burg. 1951 oder 1952 pack­te Ruth ihre Kof­fer und ging nach Bad Homburg.

Ruth Sander

Ruth mit Freundin

In Bad Hom­burg lern­te sie ihren Mann ken­nen, der als Gesel­le in einer ande­ren Metz­ge­rei arbei­te­te und des­sen Vater ein eige­nes Geschäft im hes­si­schen Kraft­solms hat­te (einem Dorf mit nur 600 Ein­woh­nern). Als Ruth schwan­ger wur­de und ent­schied, mit ihm nach Kraft­solms zu gehen, wur­de sie aus­ge­lacht, weil sich nie­mand ein Stadt­mäd­chen wie Ruth in einem “Bau­ern­dorf” vor­stel­len konnte.

Ruth und ihr Mann Sieg­fried bau­ten das Geschäft in Kraft­solms erfolg­reich aus, aber es war ein stei­ni­ger Weg, von der Dorf­be­völ­ke­rung akzep­tiert zu wer­den. Sie sprach anders, klei­de­te sich anders und mal­te sich auch noch die Lip­pen an, was man in die­sem Dorf zu der Zeit gar nicht kann­te. Kin­der rie­fen “Ami­nut­te” und mein Vater wur­de abschät­zig gefragt “was willst du denn mit so einer”.

Es sind Wun­den, die nie ver­heilt sind. Ruth lebt heu­te in einem Pfle­ge­heim, wo sie ihr Mann täg­lich besucht. Sie kann sich zwar nicht dar­an erin­nern, was sie zu Mit­tag geges­sen hat, dafür aber an jedes Detail aus ihrer Kind­heit und Jugend.

Hat das Goethequartier einen Liebhaber gefunden?

Wer durch das Leher Goe­the­quar­tier spa­ziert, erkennt die Pro­ble­me sofort. Zuge­na­gel­te Fens­ter, zer­brö­ckeln­de Gie­bel, vom Absturz bedroh­te Bal­ko­ne und ver­dreck­te Vor­gär­ten ver­schan­deln seit Jah­ren die Goe­the­stra­ße und umzu. Wun­der­schö­ne Grün­der­zeit­ge­bäu­de ver­wan­del­ten sich mit den Jah­ren zu unbe­wohn­ba­ren her­un­ter­ge­kom­me­nen Häu­sern. Mie­ter wan­der­ten ab, die Zeit der Spe­ku­lan­ten brach an.

Goethequartier

Wer an einem Som­mer­tag früh­mor­gens durch die noch schla­fen­de Goe­the­stra­ße schlen­dert, erlebt eine ver­träum­te Stra­ße im Dorn­rös­chen­schlaf. Er kommt an behut­sam restau­rier­te Häu­ser vor­bei, die ihren 100. Geburts­tag schon lan­ge hin­ter sich haben. Der Spa­zier­gän­ger sieht aber auch Häu­ser, die eine Schan­de für die Leher Alt­stadt sind: Schrott­im­mo­bi­li­en, deren Eigen­tü­mer Spe­ku­lan­ten sind, die in ihre Häu­ser nichts mehr inves­tie­ren wol­len und sie ver­fal­len las­sen. Die ver­wahr­los­ten Immo­bi­li­en stel­len einer­seits eine der­ar­ti­ge Gefahr für die Ver­kehrs­si­cher­heit dar, dass die Stadt oft­mals auf eige­nen Kos­ten Siche­rungs­maß­nah­men in Auf­trag geben muss. Ande­rer­seits haben die Eigen­tü­mer benach­bar­ter Häu­ser einen enor­men Wert­ver­lust zu beklagen.

Goethequartier

Schon vie­le Jah­re kämpft die Stadt Bre­mer­ha­ven ver­bis­sen und zäh gegen die Spe­ku­lan­ten. Sie ver­han­delt oft jah­re­lang mit den Eigen­tü­mern, um unrett­ba­re und damit wert­lo­se Immo­bi­li­en in ihren Besitz zu brin­gen. Eine gro­ße Hil­fe ist das von der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung im Juni 2009 auf Basis der §§ 24ff Bau­ge­setz­buch beschlos­se­ne “Vor­kaufs­orts­ge­setz”, das der Stadt bei bestimm­ten Grund­stü­cken ein Vor­kaufs­recht ein­räumt. Auf­grund des Vor­kaufs­rech­tes hat die Stadt einen Rechts­an­spruch, im Fal­le des Ver­kaufs eines Grund­stü­ckes an einen Drit­ten, in den Kauf­ver­trag ein­zu­stei­gen, wenn das aus bau­ord­nungs­recht­li­cher und städ­te­bau­li­cher Sicht ange­zeigt ist.

Goethequartier

Die Gebäu­de wer­den dann mit Mit­teln aus dem Pro­gramm Stadt­um­bau-West abge­ris­sen. Oder in Zusam­men­ar­beit mit Woh­nungs­ge­sell­schaf­ten oder seriö­sen Pri­vat­in­ves­to­ren saniert – soweit eine Sanie­rung sinn­voll ist. und sind die Schrott­im­mo­bi­li­en erst ein­mal ver­schwun­den, ver­bes­sert sich auch der Wohn­wert in der Nach­bar­schaft nach­hal­tig. Und das wie­der­um wirkt sich posi­tiv auf den Wert eines Gebäu­des aus.

Goethequartier

Jetzt keimt neue Hoff­nung auf. Der Ber­li­ner Inves­tor Rolf Thör­ner, Vor­stand der META AG,  soll die Häu­ser Goe­the­stra­ße 50a und Uhland­stra­ße 16 bereits erwor­be­nen haben um sie zu sanie­ren. Und auch die bereits für einen Abriss vor­ge­se­he­nen Häu­ser Luther­stra­ße 24 und Rick­mers­stra­ße 51 will der Inves­tor wohl über­neh­men und wie­der auf Vor­der­mann brin­gen. Das wird bestimmt vie­le älte­re Bre­mer­ha­ve­ner sehr freu­en, war doch das über 100 Jah­re alte Eck­haus Rick­mer­stra­ße 51/Körnerstraße die ers­te Adres­se für Jazz und Soul­mu­sik. In die­ses Haus zog am 1. April 1958 “Chico’s Place“ein, und der Jazz-Club blieb 30 Jah­re der *“Garant für hei­ßen Jazz und die neu­es­te Soul-Musik”.

Ins­ge­samt soll der Inves­tor zwei Mil­lio­nen Euro ein­ge­plant haben, mehr als die Hälf­te sol­len in das Haus Luther­stra­ße 24 inves­tiert wer­den. Auf der Home­page der META AG ver­weist Rolf Thör­ner auf 30-jäh­ri­ge Berufs­er­fah­rung und stellt eine Rei­he sanier­ter Ber­li­ner Alt­bau­ten vor. Er freut sich schon dar­auf, spä­ter in das Haus Luther­stra­ße 24 ein­zu­zie­hen um dar­in zu leben und zu arbei­ten. Rolf Thör­ner ist davon über­zeugt, dass durch sei­ne Inves­ti­tio­nen die Nach­barn ermun­tert wer­den, eben­falls etwas für den Wert­erhalt ihrer Gebäu­de zu tun.

Goethequartier

Rolf Thör­ner soll sich schon dar­auf freu­en, bei der Quar­tiers­ent­wick­lung in Bre­mer­ha­ven dabei sein zu kön­nen. Er wol­le ver­su­chen, die Erd­ge­schos­se an Gewer­be­trei­ben­de zu ver­mie­ten. Viel­leicht zieht ja in die Goe­the­stra­ße 50a irgend­wann ein­mal ein Back­shop ein. Auf jeden Fall soll Rolf Thör­ner dazu bei­tra­gen wol­len, dass das Goe­the­quar­tier eine bes­se­re Infra­struk­tur bekommt.

Stadt­pla­ner Fried­rich soll sich laut Nord­see-Zei­tung posi­tiv über­rascht gezeigt haben, dass die Gebäu­de Luther­stra­ße 24 und Rick­mers­stra­ße 51 nun wohl doch erhal­ten wer­den kön­nen: “Wenn die Gebäu­de nicht abge­ris­sen wer­den, son­dern die Iden­ti­tät des Stadt­teils erhal­ten bleibt, ist das natür­lich toll.” Mög­li­cher­wei­se kann der Inves­tor zumin­dest für die­se Gebäu­de För­der­mit­tel aus dem Städ­te­bau-För­de­rungs­pro­gramm West bekommen.

Goethequartier

Wie ich bereits berich­tet habe, soll auch die Städ­ti­sche Woh­nungs­ge­sell­schaft Bre­mer­ha­ven (Stä­wog) wei­te­re Sanie­rungs­maß­nah­men in der Goe­the­stra­ße pla­nen. Und die Nord­see-Zei­tung zitiert den Bre­mer­ha­ve­ner Ober­bür­ger­meis­ter Granz: “Außer­dem wer­den wir beim Kist­ner­ge­län­de angrei­fen, was eben­falls eine Aus­strah­lung auf das Goe­the­quar­tier haben wird. Ich bin guter Din­ge, dass ein rich­ti­ger Ent­wick­lungs­schub ent­steht und hof­fe,  dass der Stadt­teil das Tal der Trä­nen durch­schrit­ten hat.”
Quel­len:
*deichklang.de, Chico’s Place — exqui­sit in Jazz ’n’ Soul
Ch. Hes­ke, Ver­rückt nach Alt­bau­ten, Sonn­tags­jour­nal vom 15.05.2016

Kunstausleih-Aktion der Goethe45

Die Gale­rie Goethe45 ist nahe am Puls der Bevöl­ke­rung. Kura­to­rin Anne Schme­ckies bezieht immer wie­der ver­schie­de­ne Sze­nen und vor allem Schü­le­rin­nen und Schü­ler diver­ser Schu­len aktiv in Aus­stel­lungs­pro­zes­se ein. Sie betrach­tet Kunst nicht als “Tape­te” für Men­schen die Geld haben oder als Spe­ku­la­ti­ons­ob­jek­te auf dem Kunst­markt um Geld zu ver­meh­ren. Es geht um die Kunst der Kunst wil­len und schlicht um die Freu­de dar­an. Zusam­men mit den Schü­le­rIn­nen ihres KLA-UNESCO-Kur­ses setzt sie aktu­ell eine Kunst­aus­lei­hak­ti­on in der Gale­rie Goeth45 in Gang. 

Goethe45

Arbei­ten von Künst­lern wie Bogna Jaros­law­ski, Fre­de­rick Gass, Dar­nell Wie­gers und Ken­an Peter­sen aus Süd­afri­ka wer­den kos­ten­los an Bewoh­ner und Insti­tu­tio­nen aus­ge­lie­hen. Alle genann­ten Künst­ler hat­ten bereits Aus­stel­lun­gen in der Sze­ne­ga­le­rie mit­ten in Lehe. Der Kap­städ­ter Kon­zept-Art Künst­ler Ken­an Peter­sen hat spe­zi­ell für die­se Akti­on acht Arbei­ten geschaf­fen. Die­se wur­den von Schü­le­rIn­nen der Kauf­män­ni­schen Lehr­an­stal­ten (KLA) bereits an den Senio­ren­treff­punkt KOGGE mit­ten im Quar­tier zur Aus­lei­he über­ge­ben. Treff­punkt­lei­ter Ray­mund Ruser kann sich sogar vor­stel­len, dass die in eng­li­scher Spra­che ver­fass­ten lie­be­vol­len Bot­schaf­ten der Serie “Love Affairs” von Besu­che­rin­nen des Senio­ren­treffs KOGGE in den dort ange­bo­te­nen Eng­lisch­kur­sen in deutsch­spra­chi­ge Poe­sie über­setzt wird. Die Arbei­ten ehren text­lich den Vater, die Mut­ter und Freun­de des süd­afri­ka­ni­schen Künstlers.

Die Kunst der ande­ren drei Künst­ler kann ab dem 22. Novem­ber zu den übli­chen Öff­nungs­zei­ten (diens­tags bis sonn­tags von 15 Uhr bis 18 Uhr) kos­ten­frei in der Gale­rie Goethe45 aus­ge­lie­hen wer­den. Unter­stützt wird die Akti­on vom Prä­ven­ti­ons­rat der Stadt Bre­mer­ha­ven. Der KLA-UNESCO Kurs hat für die Rah­mung und für die Pas­se­par­tous der Kunst­wer­ke gesorgt.
Quel­le:
Stadt Bre­mer­ha­ven | Pres­se­mit­tei­lung vom 19.11.2015

Aus einer Schrottimmobilie ein neues Zuhause

Aus einer Schrott­im­mo­bi­lie ein neu­es Zuhause

Vor mehr als zehn Jah­ren hat die Städ­ti­sche Woh­nungs­ge­sell­schaft (Stä­wog) das 1903 erbau­te denk­mal­ge­schütz­te Eck­haus Goe­the­stra­ße 43 saniert und dar­aus das Wohn­pro­jekt Lebens(t)raum gestal­tet. Nun will die Stä­wog zwei wei­te­re Pro­jek­te in Angriff neh­men. Das Quar­tier Goe­the­stra­ße soll ein Wohn­ge­biet wer­den, in dem sich Stu­den­ten und ande­re jun­ge Men­schen wohlfühlen.

Schrottimmobilie

Bereits als das Eck­haus Goe­the­stra­ße 43 ein­ge­weiht wur­de, hat­te die Geschäfts­füh­rung der Stä­wog sich für den Ankauf des Nach­bar­hau­ses Goe­the­stra­ße 45 inter­es­siert. Der Erwerb gestal­te­te sich jedoch als schwie­rig. Nach­dem Spe­ku­lan­ten das Haus einst gekauft hat­ten, lie­ßen sie es in Woh­nungs­ei­gen­tum auf­tei­len. Nun muss­te jeder ein­zel­ne Eigen­tü­mer aus­fin­dig gemacht wer­den, um ihm ein Kauf­an­ge­bot unter­brei­ten zu kön­nen. Aber es ist gelun­gen. Die Stä­wog ist Eigen­tü­me­rin aller Wohn­ein­hei­ten der Goe­the­stra­ße 45 gewor­den. Nun kann sie über das Schick­sal des seit län­ge­rer Zeit leer­ste­hen­den Hau­ses allei­ne entscheiden.

"Goethe 45"

Ganz leer ist das Haus mitt­ler­wei­le ja nicht mehr. Die zwei Woh­nun­gen im Erd­ge­schoss hat die Gale­rie “Goethe45“ belegt. In der lin­ken Woh­nung kön­nen Künst­ler ihre Wer­ke aus­stel­len. Der rechts­lie­gende Teil der Gale­rie wird vom Kunstver­ein Bre­mer­ha­ven genutzt. Hier fin­den regel­mä­ßig Aus­stel­lun­gen statt. Außer­dem wird Kin­dern und Jugend­li­chen Don­ners­tags ein Kunst­ver­mitt­lungs­pro­jekt ange­bo­ten. Die Aus­stel­lun­gen sind bei den Gäs­ten aus der Knei­pe von der ande­ren Stra­ßen­sei­te eben­so beliebt wie bei ande­ren Künst­lern, Musi­kern, Zuwan­de­rern und Studenten.

Sobald die Woh­nun­gen in den obe­ren Geschos­sen saniert sind, soll das ers­te Stock­werk vor­zugs­wei­se als Arbeits- und Büro­eta­ge für die Krea­tiv­wirt­schaft  ver­mie­tet wer­den. Woh­nen könn­ten die Mit­ar­bei­ter dann in den dar­über lie­gen­den Etagen.

Bremerhaven, Heinrichstraße 34

Die Stä­wog hat übri­gens auch das Mehr­fa­mi­li­en­haus Hein­rich­stra­ße 34 erwor­ben. Es ist gleich um die Ecke bele­gen. Den Pla­nun­gen zufol­ge sol­len in das Haus Stu­den­ten ein­zie­hen. Ange­regt von der Quar­tier­meis­te­rei der Goe­the­stra­ße befrag­te die Hoch­schu­le 111 Stu­den­ten, ob sie ins Goe­the­quar­tier zie­hen wür­den. Als Vor­aus­set­zung nann­ten die Stu­den­ten, dass die Räum­lich­kei­ten für Wohn­ge­mein­schaf­ten geeig­net sein müs­sen. Außer­dem hiel­ten sie einen Haus­meis­ter­ser­vice, einen Wasch- und Fahr­rad­kel­ler und eine gro­ße Wohn­kü­che für wich­tig. Die Zim­mer­prei­se sol­len 300 Euro nicht überschreiten.

Bevor an eine Ver­mie­tung zu den­ken ist, muss das Haus umfang­reich saniert wer­den. Der Erhal­tungs­zu­stand der Schrott­im­mo­bi­lie ist so mise­ra­bel, dass sie even­tu­ell kom­plett ent­kernt wer­den muss. Viel­leicht kann man nur die Fas­sa­de aus der Grün­der­zeit erhalten.
Quel­len:
R. Dons­bach: “Kre­ai­tiv-Kur für Schrott­im­mo­bi­li­en”, Nord­see-Ztg v 17.10.2015
M. Albert: “Mein Leben-Das Leben im Wohn­pro­jekt”, Nord­see-Ztg v 10.10.2014
A.-K. Brocks: “Mit Mut ins Goe­the­quar­tier”, Nord­see-Zei­tung vom 10.05.2014
Lebens(t)raum
Galerie45 in Lehe

Goethestraße 11 — Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Goe­the­stra­ße 11 — Vom Och­sen­fleisch zum Eiscafé

Im Jah­re 1890 begann der Bau­un­ter­neh­mer Juli­us Addiks, die ers­ten Häu­ser in der gera­de neu ange­leg­ten Goe­the­stra­ße (damals Juli­us­stra­ße) zu bau­en. Wil­helm II., der 1888 gera­de Deut­scher Kai­ser gewor­den war, ent­ließ 1890 sei­nen Kanz­ler Otto von Bismarck.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Die ersten Bewohner

In die­ser Zeit muss auch das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße errich­tet wor­den sein. Das Leher Adress­buch des Jah­res 1910 ver­rät uns, wer die ers­ten Bewoh­ner waren. Eine beruf­lich illus­tre Gesell­schaft wohn­te dort unter einem Dach. Der eine war Satt­ler, und der ande­re war Maschinist.

Eckladen Goethestraße

Wei­ter­hin wohn­ten zwei Kell­ner, ein Jung­mann und ein Ober-Ste­ward in dem Haus. Auch zwei Schrift­set­zer, einen Tisch­ler, einen Schnei­der­meis­ter, zwei Schlach­ter, einen Werks­meis­ter, eine Wit­we, einen Arbei­ter, einen Mon­teur und einen Maler beher­berg­te das Gebäu­de. Und im Erd­ge­schoß bot Schlach­ter­meis­ter Albin Not­h­na­gel sei­ne Fleisch­pro­duk­te an, etwa ähn­lich wie auf dem obi­gen Bild.

Inflationspreise

Die Hyperinflation

Das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße hat wirk­lich viel gese­hen: Der Ers­te Welt­krieg kam, und er ging vor­über. Zurück ließ er eine Infla­ti­on, die 1923 als Hyper­in­fla­ti­on ihren Höhe­punkt erreich­te. Im Juni 1914 hat­te ein Dol­lar noch den Wert von 4,20 Mark. Bis zum 14. Novem­ber 1923 war der Wert auf sagen­haf­te 4.200.000.000.000 Mark ange­stie­gen. Wie über­all in Deutsch­land führ­ten die stän­dig stei­gen­den Lebens­mit­tel­prei­se auch in den Unter­we­ser­or­ten zu schwe­ren Unruhen.

1923 wird Ochsenfleisch angeboten

Aber auch die­se schwe­re Zeit ging vor­über. Das Haus erleb­te im Jah­re 1924 die Fusi­on der bei­den Unter­we­ser­or­te Lehe und Geest­e­mün­de. Die neue Stadt hieß Weser­mün­de, und fort­an ver­rich­te­te Flei­scher­meis­ter Albin Not­h­na­gel sein Hand­werk eben in der Goe­the­stra­ße 11 in Weser­mün­de. Das Adress­buch aus dem Jah­re 1939 ver­spricht uns jeden­falls, das Meis­ter Not­h­na­gel in jenem Jahr hier noch sei­ne Fleisch­wa­ren anbot.

reichsfleischkarte

Lebensmittelkarten

Der Meis­ter hat­te alle Hän­de voll zu tun in die­ser Zeit. Er muss­te das zuge­teil­te Fleisch besor­gen und zu Wurst ver­ar­bei­ten. Das Fleisch für sei­ne Kund­schaft schnitt er selbst­ver­ständ­lich per­sön­lich zurecht. Abends muss­te er die für das ver­kauf­te Fleisch ent­ge­gen­ge­nom­me­nen Fleisch­mar­ken in ein Buch ein­kle­ben und die Abrech­nung für das Lebens­mit­tel­amt erstellen.

Das Haus Goe­the­stra­ße 11 sah Adolf Nazi kom­men. Wahr­schein­lich muss­te es, den ande­ren Häu­sern gleich, ertra­gen, wie die Haken­kreuz­fah­nen aus sei­nen Fens­tern hin­gen. Es erleb­te 1939 die Ver­ei­ni­gung von Bre­mer­ha­ven mit Weser­mün­de. Es sah den Zwei­ten Welt­krieg kom­men und das Tau­send­jäh­ri­ge Reich nach nur zwölf Jah­ren in Schutt und Asche lie­gen. Die Asche des “Größ­ten Füh­rers aller Zei­ten” lag nun eben­falls im Dreck.

1948 volle Schaufenster

Der Krieg war been­det, das Haus Goe­the­stra­ße 11 hat auch das Tau­send­jäh­ri­ge Reich über­lebt. Jetzt kamen erst die Bri­ten und dann die Ame­ri­ka­ner nach Weser­mün­de, und im Jah­re 1947 befahl der ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­gou­ver­neur, dass die Stadt nun Bre­mer­ha­ven hei­ßen soll. Und seit­her steht das Haus nicht mehr in Weser­mün­de son­dern in Bremerhaven.

Währungsreform

Der 21. Juni 1948 ist wie­der so ein gro­ßer Tag, den das Haus wohl für immer in Erin­ne­rung behal­ten wird: In den West­zo­nen wird die Wäh­rungs­re­form durch­ge­führt. Und am nächs­ten Tag stan­den vie­le fas­sungs­los vor den Schau­fens­tern mit den lan­ge ver­miss­ten Fleisch- und Wurst­wa­ren. Die Hun­ger­jah­re sind vorbei!

voller Laden

Ein erneu­ter Blick in das Adress­buch der Jah­re 1949/1950 ver­rät uns, dass der Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel hier kei­ne Schwei­ne mehr schlach­tet. Nun betritt Flei­scher­meis­ter Died­rich Hane­win­kel die Büh­ne  und freut sich, als im Jah­re 1950 die Lebens­mit­tel­kar­ten end­lich abge­schafft wer­den. Die Schre­cken des Zwei­ten Welt­krie­ges gerie­ten lang­sam in Ver­ges­sen­heit, als das “Wirt­schafts­wun­der” Deutsch­land überfällt.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Wenn die Haus­frau einen Sonn­tags­bra­ten auf den Tisch brin­gen woll­te, kauf­te sie ihn bei ihrem Metz­ger um die Ecke, bei Hane­win­kel. Irgend­wann waren sie ja auch “alt­ein­ge­ses­sen”, irgend­wann konn­te sich kaum jemand noch an Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel erin­nern. Und so ste­hen im Adress­buch der Jah­re 1980/81 auch gleich drei Hane­win­kel: Flei­scher­meis­ter Karl Hane­win­kel, Diet­rich Hane­win­kel und Heinz-Dirk  Hanewinkel.

Eiscafé Goethestraße Bremerhaven

Zehn Jah­re spä­ter wohnt in dem Hau­se Goe­the­stra­ße 11 nur noch Heinz-Dirk Hane­win­kel. Was aus dem Meis­ter gewor­den ist, könn­te uns viel­leicht das Haus ver­ra­ten, aber das schweigt. Also muss wie­der das Adress­buch zu Rate gezo­gen wer­den. 1987 betreibt Flei­scher­meis­ter Ewald Eller­mann den Flei­scher­la­den. Viel­leicht zehn Jah­re sind sei­nem Betrieb ver­gönnt, viel­leicht weni­ger. Wahr­schein­lich haben ihn die Super­märk­te ver­drängt. Im Adress­buch ist jeden­falls kein Flei­scher­meis­ter mehr ver­zeich­net. Der Schlach­t­er­la­den steht leer, seit min­des­ten 20 Jah­ren schon.

Laden Eiscafé Goethestraße

Eine Eisdiele zieht ein

Doch plötz­lich sieht das Haus in der Goe­the­stra­ße 11, wie sich zwei Frau­en für das Laden­lo­kal inter­es­sie­ren. Selt­sa­me Din­ge gesche­hen, die das Haus zunächst nicht ein­ord­nen kann. Aber irgend­wann öff­net sich der Vor­hang, und das Haus war­tet auf mit einem neu­en Akt. Zwei Frau­en, Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke, haben aus dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den eine tol­le Eis­die­le gezau­bert. Kron­leuch­ter bau­meln von der Decke her­un­ter, und schi­ckes Mobi­li­ar wur­de auf den erhal­te­nen Flie­sen­fuß­bo­den gestellt.

Eiscafé Faust Goethestraße

Und nun kom­men die Kin­der und kön­nen aus 16 Eis­sor­ten aus­wäh­len. Eini­ge sind sogar lak­to­se- und glu­ten­frei. Und vega­nes Eis soll es auch bald geben.  Wer kein Eis mag, der lässt sei­ne See­le bei einer der vie­len Kaf­fee­spe­zia­li­tä­ten oder bei einer Tas­se Maya-Tee bau­meln. Für den klei­nen Hun­ger ste­hen Kuchen und war­me Snacks auf der Karte.

Viel­leicht ent­wi­ckelt sich das so lie­be­voll ein­ge­rich­te­te Eis­ca­fé ja zu einem Sze­ne­treff für Stu­den­ten. Da hät­te das Haus in der Goe­the­stra­ße 11 bestimmt sei­ne Freu­de dran.

Eiscafé Faust Goethestraße

Eiscafe Faust schließt wieder

Das Haus an der Goe­the­stra­ße 11 liegt wie­der im Dorn­rös­chen­schlaf. Das Eis­ca­fé in dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den hat­te sich zu einem belieb­ten Treff­punkt ent­wi­ckelt. Aber Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke haben sich ent­schie­den, das “Faust” aus per­sön­li­chen Grün­den nach zwei­ein­halb Jah­ren wie­der zu schließen.

Eiscafé Faust Goethestraße

Ein neu­er Päch­ter wur­de wohl nicht gefun­den, und so ist es wie­der still um das Haus geworden.
Quel­len:
R. Dons­bach: Aus Schlach­t­er­la­den wird ein Eis­ca­fé, Nord­see-Zei­tung v 2.4.2015 
Adress­bü­cher des Stadt­ar­chi­ves Bremerhaven
Flei­sche­rei Pieh­ler, Brü­der­stra­ße 1,  08412 Werdau
M. Ber­lin­ke: Eis­ca­fé Faust schließt: Lehe ver­liert belieb­ten Anlauf­punkt, nord24.de vom 22.08.2017
Karin Guter­ding: Kom­men­ta­re und Lebens­lauf

 

Die Geschichtswerkstatt Lehe erzählt

Die Geschichts­werk­statt Lehe erzählt

Regel­mä­ßig tref­fen sich die Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe, die der Kul­tur­wis­sen­schaft­ler Dr. Burk­hard Her­ge­sell im Jah­re 2006 gegrün­det hat. Heu­te sind es rund ein Dut­zend Hob­by­his­to­ri­ker, die Geschich­ten aus einer Zeit zusam­men­tra­gen, in der es Lehe noch gut ging.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltIn den Jah­ren 1880 bis 1914 ent­stand in Lehe ein Wohn­quar­tier, dass heu­te als Goe­the­stra­ßen-Quar­tier bekannt ist. “Es kamen täg­lich Leu­te an, woll­ten ihren Fami­li­en ein bes­se­res Leben ermög­li­chen”, so Dr. Her­ge­sell im Sonn­tags­jour­nal vom 04.01.2015. Die um die Wen­de zum zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert vor­herr­schen­de posi­ti­ve Grund­hal­tung der Zuwan­de­rer ist lei­der längst ver­flo­gen. Woh­nungs­leer­stän­de und Schrott­im­mo­bi­li­en prä­gen heu­te das Bild rund um die Goe­the­stra­ße. Doch wenn die sehr dif­fe­ren­zier­te sozia­le Schich­tung in die­sem Gebiet auch nicht ein­fach ist, vie­le hier leben­de Men­schen möch­ten sich für “ihr” Quar­tier posi­tiv enga­gie­ren.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltSo tref­fen sich die Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe alle vier­zehn Tage im Treff­punkt “Kog­ge” in der Goe­the­stra­ße 23. Die Tref­fen sind aber nicht dem all­ge­mei­nen Zeit­ver­treib gewid­met. Hier wird ernst­haft die Geschich­te des Stadt­teils Lehe auf­ge­ar­bei­tet. Geschich­ten aus der Zeit, als Lehe noch ein boo­men­der Stadt­teil war, wer­den erin­nert und zusammengetragen.

Im Jah­re 1800 war Lehe noch eine klei­ne Gemein­de mit nur 1.300 Ein­woh­nern. Die indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on spül­te aber auch nach Lehe Men­schen, die in den neu­en Werf­ten, Fabri­ken und Hafen­an­la­gen Arbeit fan­den. Im Jah­re 1900 hat­ten in Lehe, die 1920 eine kreis­freie Stadt wur­de, 28.000 Ein­woh­ner ihre Heimat.

Die fast ver­ges­se­nen Ein­zel­schick­sa­le der Men­schen die­ser Stadt und die­ser Zeit wie­der­be­le­ben, dass ist das Ziel der Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe. Die klei­nen Geschich­ten der ein­zel­nen Men­schen wer­den ein­ge­bet­tet in die gro­ße Geschich­te jener Zeit und in die sozia­len Ver­hält­nis­se, die damals unab­än­der­lich das Leben der Kin­der und Erwach­se­nen, der Män­ner und Frau­en bestimm­ten.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltIn der Geschichts­werk­statt denkt man auch dar­über nach, wie man das Quar­tier Goe­the­stra­ße wie­der auf­wer­ten könn­te. Als ers­ten Schritt hat  im ver­gan­ge­nen Jahr eine für das Quar­tier Goe­the­stra­ße zustän­di­ge Quar­tier­ma­na­ge­rin ihre Arbeit auf­ge­nom­men. Sie soll eng mit der Immo­bi­li­en­wirt­schaft zusam­men­ar­bei­te und dafür Sor­ge tra­gen, dass das Quar­tier wie­der als Wohn­ge­biet attrak­tiv wird.
Quel­len:
Sonn­tags­jour­nal vom
04.01.2015
geschichtswerkstatt-lehe.de
burkhard-hergesell.de
meinlehe.de
esglehe.de

 

Im Quartier Goethestraße wird weiter abgerissen

Der Abriss­bag­ger hat im Leher Quar­tier Goe­the­stra­ße schon aller­hand zu tun gehabt. Hier wird ordent­lich auf­ge­räumt mit dem Ziel, das Quar­tier wie­der inter­es­sant für Woh­nungs­su­chen­de zu machen.

Quartier Goethestraße | Uhlandstraße 19

Bre­mer­ha­ven lässt sich von Immo­bi­li­en­hai­en, die unren­ta­ble Häu­ser ver­fal­len las­sen, nicht mehr auf der Nase her­um­tan­zen. Mit dem neu­en “Woh­nungs­auf­sichts­ge­setzt” kann die Stadt ver­hin­dern, dass Schrott­im­mo­bi­li­en ein­fach sich selbst über­las­sen werden.

Das Gesetz schreibt vor, dass Woh­nun­gen aus­rei­chend belüft­bar sein und Zugang zum Tages­licht haben müs­sen. Natür­lich müs­sen auch für Ener­gie, Was­ser, Hei­zungs­an­la­gen, Koch­stel­len und sani­tä­re Ein­rich­tun­gen vor­han­den sein. Andern­falls kann die Stadt die Räu­me für unbe­wohn­bar erklären.

Quartier Goethestraße | Lutherstraße 24

Im Quar­tier Goe­the­stra­ße hat die Stadt Bre­mer­ha­ven bereits vier ver­kom­me­ne Immo­bi­li­en erwor­ben. Seit Mit­te Novem­ber sind Bau­ar­bei­ter mit dem Abriss des bau­fäl­li­gen Hau­ses Uhland­stra­ße 19 beschäf­tigt. Die Stadt sucht Inter­es­sen­ten, die das frei­ge­mach­te Grund­stück mit einem Stu­den­ten­wohn­heim bebau­en wür­den. In der Zollin­land­stra­ße steht eben­falls ein Gebäu­de, deren Ankauf die Stadt anstrebt.

Aber die Stadt Bre­mer­ha­ven schöpft noch wei­te­re Optio­nen aus. Wo es mög­lich ist, betreibt sie die Zwangs­ver­stei­ge­rung und bie­tet mit. So soll auch das dem Ver­fall preis­ge­ge­be­ne Haus an der Ecke Goe­the- und Luther­stra­ße im nächs­ten Jahr end­lich zwangs­ver­stei­gert wer­den und so in den Besitz der Stadt gelan­gen. Zu ret­ten wird das einst so schö­ne Eck­haus nicht mehr sein. Gleich­wohl hält die Stadt den Abriss für den ers­ten Schritt auf dem Weg, dem vom Ver­fall gezeich­ne­ten Vier­tel end­lich wie­der neu­es Leben ein­zu­hau­chen. Ob sie damit wohl Erfolg haben wird?
Quel­len:
Rai­ner Dons­bach, Nord­see-Zei­tung vom 28.11.2014 (pdf)
Nord­see-Zei­tung vom 16.09.2014 (pdf) und vom 21.11.2014 (pdf)

Lehe bekommt endlich einen Stadtteilmanager

Die Stand­ort­ma­na­ger in der Alten Bür­ger und in der Georg­stra­ße haben gezeigt, dass es mög­lich ist: Einen Stadt­teil nach vor­ne brin­gen durch den Auf­bau einer Quar­tiers­meis­te­rei, die sich dar­um küm­mert, ver­schie­de­ne Akteu­re eines Stadt­teils mit­ein­an­der zu ver­net­zen, die Ver­samm­lun­gen und Ver­an­stal­tun­gen orga­ni­sie­ren und die sich um die Öffent­lich­keits­ar­beit kümmern.

Quartiersmeister gesucht

Nun soll auch Bre­mer­ha­vens größ­ter Stadt­teil Lehe einen Mana­ger bekom­men. Vor etwa einer Woche wur­de die bis zum 31.12.2014 befris­te­te Stel­le ausgeschrieben.

Körnerstraße

Beson­ders um das schwie­ri­ge Goe­the­quar­tier soll sich der neue Quar­tiers­ma­na­ger küm­mern. Die Arbeits­be­din­gun­gen und das gesam­te Leben in der Goe­the­stra­ße und in den angren­zen­den Neben­stra­ßen sol­len ver­bes­sert und attrak­ti­ver gestal­tet wer­den. Vie­le Schrott­im­mo­bi­li­en war­ten auf eine Sanie­rung oder auf einen Abriss. Die Ein­bruchs- und Dieb­stahl­quo­te ist in die­sem Gebiet beson­ders hoch.

Lutherstrasse 24

Vom Quar­tiers­ma­na­ger wird erwar­tet, dass er gemein­sam mit den hier ansäs­si­gen Bür­gern und in Zusam­men­ar­beit mit ver­schie­de­nen Insti­tu­tio­nen Ideen ent­wi­ckeln wird, mit deren Umset­zung dann  Lösun­gen  zur Besei­ti­gung der schwie­ri­gen Pro­ble­me   mög­lich werden.

Schrottimmobilie

Vor­teil­haft für die­se schwie­ri­ge Auf­ga­be wäre es, wenn die vakan­te Posi­ti­on mit einer Per­son besetzt wer­den wür­de, die das Quar­tier Goe­the­stra­ße bereist gut kennt. Auf jeden Fall wird als Anlauf­punkt ein Büro in einem leer­ste­hen­den Laden­lo­kal her­ge­rich­tet. Für das Pro­jekt hat das Dezer­nat für kom­mu­na­le Arbeits­markt­po­li­tik 50.000 Euro bereit­ge­stellt, wei­te­re 95.000 Euro ste­hen aus EU-Mit­teln zur Verfügung.

Goethestraße Ecke Uhlandstraße

Bereits seit Jah­res­an­fang küm­mert sich im Auf­trag der Stadt Die­ter Rehr­behn um ver­nach­läs­sig­te Häu­ser  in die­sem Gebiet. Die­ter Rehr­behn, ein gelern­ter Spe­di­teur und Soft­ware­ent­wick­ler, ist ein lei­den­schaft­li­cher Fan der Grün­der­zeit­ar­chi­tek­tur. Als Quer­ein­stei­ger hat er die Auf­ga­be über­nom­men, die Besit­zer von Schrott­im­mo­bi­li­en zu ermit­teln, die rund um den Leher Pau­sen­hof und der Astrid-Lind­gren-Schu­le bele­gen sind. Hat er einen Eigen­tü­mer aus­fin­dig gemacht, wird er in einem per­sön­li­chen Gespräch ver­su­chen, die­sen zu  moti­vie­ren, sei­ne Immo­bi­le zu sanie­ren und so vor einem Ver­fall zu bewah­ren. Lässt sich ein Eigen­tü­mer über­zeu­gen, wird Die­ter Rehr­behn ihm mit Rat und Tat zur Sei­te ste­hen. Er berät bei Ver­kaufs­ver­hand­lun­gen und mode­riert bei even­tu­ell erfor­der­li­chen Gesprä­chen mit den Schuld­ner­ban­ken. In die­ser Pha­se ver­zich­tet die Stadt dar­auf, von den recht­li­chen Mög­lich­kei­ten, die ihr im Kampf gegen Spe­ku­lan­ten und vom Ver­fall bedroh­ten Immo­bi­li­en zur Ver­fü­gung ste­hen, Gebrauch zu machen.

Bei der Bekämp­fung von Schrott­im­mo­bi­li­en hat sich Bre­mer­ha­ven bun­des­weit “einen Namen gemacht”. Stadt­pla­ner aus Gel­sen­kir­chen haben sich kürz­lich hier vor Ort infor­miert, wel­che Instru­men­te die See­stadt ein­setzt. Der Bre­mer­ha­ve­ner Weg, ein­zel­ne Schrott­im­mo­bi­li­en mit einem Vor­kaufs­recht der Stadt zu belas­ten, gefiel den Gäs­ten aus Gel­sen­kir­chen beson­ders gut. Die­se Mög­lich­keit fan­den sie effek­ti­ver und kos­ten­güns­ti­ger als eine Paket­lö­sung, bei der pau­schal ein gan­zes Vier­tel mit einem Vor­kaufs­recht belegt wird.
Quel­len:
Sonn­tags­jour­nal vom 18.05.2014
Sonn­tags­jour­nal vom 08.02.2014
Nord­see-Zei­tung vom 12.04.2014
Nord­see-Zei­tung vom 25.01.2014