Das war meine Werft – Folge 3
Der Beruf des Schiffszimmerers
Schiffszimmerer waren über Jahrhunderte hinweg die wichtigste Berufsgruppe auf den Werften. Sie fühlten sich den Traditionen ihres Handwerks verpflichtet und besaßen ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Dieses beruhte vor allem auf ihre Fachkenntnisse. Mit Beginn des Eisen- und Stahlschiffsbaus wurden sie aus ihrer privilegierten Stellung gedrängt und mussten sich zu Metallarbeitern umschulen lassen. Die Schiffszimmerleute bauten nun keine Schiffe mehr, sondern fertigten nur noch hölzerne Schablonen zur Erstellung des Schiffsrumpfes an.
Die handwerklich geschickten Schiffszimmerleute kannten sich bestens mit dem Baumaterial Holz aus. So bauten sie bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein hervorragende seetüchtige Schiffe. Mit einfachsten Werkzeugen wie Winkelmann, Axt, Fuchsschwanz, Beil, Dechsel, Stemmeisen, Hammer und Hobel wurden aus Teakholz oder Oregonpine mühsam die Bretter für die Decksplanken hergestellt.
Das “Kalfatern” war eine der Hauptaufgaben des Schiffszimmermanns. Sind die Decks fertiggestellt, müssen die Fugen zwischen den einzelnen Planken abgedichtet werden. Mit einem Dichteisen wird selbstgedrehtes Werg in die Fugen gestopft. Danach werden die Nähte mit Pech, welches in der “Pechkochbude” über einer Feuerstelle flüssig gemacht wurde, versiegelt.
Die überschüssige schwarze Masse wird anschließend mühselig von der Decksbeplankung abgekratzt. Das Kalfatern muss ständig wiederholt werden, weil die Fugen sich durch das arbeitende Holz verändern und undicht werden.
Der walzenförmige Kalfathammer ist aus sehr hartem Holz (etwa Pockholz oder Jacaranda), deren Enden durch eiserne Ringe gegen ein Aufspalten gesichert sind. Die Kalfateisen sehen wie überbreite Meißel aus. Weiterhin gehörte zur Ausrüstung des Schiffszimmermanns Rabatte mit ein bis drei Rillen in der Schneide und gekröpfte Kalfateisen für schwer zugängliche Stellen. Mit dem Spanjer schlägt der Zimmermann das alte Werg aus den Fugen. Des kupfernen Pechlöffels (Göps) bedient er sich, um den Teer in die Nuten zu gießen. Nach dem Aushärten muss der überschüssige Teer entfernt.
Nur saubere und trockene Nähte werden kalfatert. Mit Schöreisen und Hammer arbeitet der Zimmermann das Werg gleichmäßig in die Nähte ein, und zwar so tief, dass etwa ein Zentimeter bis zur Oberfläche frei bleibt, um das Pech aufzunehmen.
Das Pech verschließt die Naht, so dass kein Werg aus der Fuge bröseln kann. Das Pech darf nur stark erhitzt aber nicht gekocht werden. Die beim Kochen aufsteigenden Blasen bilden nach dem Erkalten Löcher. Mit dem heißen Pech wird also die Naht so gefüllt, dass möglichst nichts überläuft. Sollte das doch passieren, muss es nach einigen Tagen in mühevoller Arbeit sehr vorsichtig mit dem Pechschraper entfernt werden. Dabei dürfen die Holzplanken natürlich nicht beschädigt werden.