Museumsschiff “Seefalke” wird saniert
Verrottete Decksplanken, aufgeplatzte Nähte und Rostlöcher in der Stahlhaut. An dem knapp 90 Jahre alten Hochseeschlepper des Deutschen Schiffahrtmuseums in Bremerhaven nagt der Zahn der Zeit und der Umwelteinflüsse.
Unter Deck fehlt bisher nur Farbe. Aber wenn es weiter so durch die Decke regnet, wird irgendwann auch das schöne Mahagoniholz in der Kapitänskajüte Schaden nehmen.
Leider kommen die Arbeiter der Museumswerkstatt nur schleppend voran. Ein Bootsbauer, ein Schlosser, ein Takler, ein Zimmermann, zwei Maler, das ist die ganze Mannschafft, die die Werkstatt aufbieten kann, und zwar für das gesamte Museum einschließlich der dazugehörigen sechs Schiffe.
Oberdeck und Peildeck sind schon mit neuen Stahlplatten saniert worden. Jetzt wird das Holzdeck aufgelegt, aus Oregon Pine und Kambala. Noch gut 18 Monate, dann soll der “Seefalke” wieder wasserdicht sein.
Der knapp 56 Meter lange und 10 Meter breite Hochseeschlepper „Seefalke“ lief 1924 auf der Tecklenborg Werft an der Geeste vom Stapel. Im Zweiten Weltkrieg stand die „Seefalke“ in Diensten der Kriegsmarine und sank bei einem Bombenangriff im Kieler Hafen. Mitarbeiter der Reederei versteckten das Schiff vor den Alliierten. Nach Kriegsende hoben sie es und versenkten es erneut an einer geheimen Stelle in der Kieler Förde. Einige Jahre später wurde die “Seefalke” erneut vom Meeresgrund geholt, repariert und umgebaut. Noch bis Ende der sechziger Jahre tat sie mit 19 Mann Besatzung und ihrer 3.300 PS-Maschine ihren Dienst als Bergungs- und Schiffsüberführungsschlepper. Seit 1970 steht sie im Eigentum des Deutschen Schifffahrtsmuseums.
Erinnerungen eines ehemaligen Matrosen
20 Monate lang fuhr ich zu Beginn der sechziger Jahre als Jungmann, Leichtmatrose und Matrose auf dem Bergungsschlepper “Seefalke”. Aus heutiger Sicht verstehe ich nicht mehr, dass ich es auf diesem Schiff so lange ausgehalten habe.Vielleicht war es das “Abenteuer pur” und der Reiz des Neuen. In dieser Zeit habe ich jedenfalls das nötige Rüstzeug für gute Seemannschaft erlangt, die mich für meine weitere seemännische Laufbahn sehr nützlich war.
Das Zusammenleben mit so vielen Leuten auf engstem Raum war nicht immer einfach. Zu der normalen 19-köpfigen Besatzung kamen bei anstehenden Schleppreisen noch 5 Mann Überführungspersonal hinzu, die bei der Überfahrt über den Atlantik zum Schleppobjekt irgendwie untergebracht werden mussten. Zur damaligen Zeit waren noch keine Flugreisen üblich. Diese Leute waren meistens von den damaligen Heuerstellen rekrutiert, und einige von Ihnen würde man heute als “schwer vermittelbare” Arbeitskräfte” bezeichnen. Sie stiegen dann im Zielhafen auf den zu schleppenden Anhang über.