Kategorie: Görlitz
Konfirmation im Wandel der Zeit
Diese Wochen sind geprägt vom Jubel über die Auferstehung Jesu von den Toten. Die Bibel erzählt, dass Jesus seinen Jüngern da besonders nahe war, bis er sich zu Himmelfahrt von ihnen verabschiedete. Nach alter Tradition werden in diesen Wochen auch die Konfirmanden eingesegnet.
In diesem Frühjahr sind seit meiner (rechts im Bild) Konfirmation mittlerweile fünfzig Jahre vergangen. Wie doch die Zeit vergeht! Und wie sich die Konfirmationsmode geändert hat!
Aber nicht nur die Kleidermode ist dem Wandel der Zeit unterworfen. Auch die Konfirmationsrituale haben sich immer wieder mal verändert – wenn auch nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Mode. Pfarrer Ludwig Ammer vom Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Augustum Görlitz erzählt in der Ausgabe Nr. 83 der Monatszeitschrift StadtBILD vom Mai 2010, wie der Konfirmationsunterricht vor 250 Jahren in Görlitz stattgefunden hat:
Die Anfänge der Geschichte der Konfirmation in Görlitz liegen noch weithin im Dunkeln. Konfirmandenregister werden für Görlitz erst seit dem Jahr 1833 geführt, jedoch sind die ältesten Jahrgänge leider verloren gegangen. Interessanterweise aber finden sich sowohl in den Lebensaufzeichnungen des Gymnasial- Oberlehrers Johann August Rösler (1778–1862) als auch in den “Materialien zu einer Geschichte des Görlitzer Gymnasiums im 19ten Jahrhunderte“ des langjährigen Rektors Karl Gottlieb Anton (1778–1861) aufschlussreiche Informationen zu diesem Thema. Danach haben in Görlitz erst seit 1764 die von den Pfarrern vorbereiteten Katechumenen öffentlich die Konfirmation erhalten.
Für die Schüler des Gymnasium Augustum aber blieb es bei der alten Regelung, dass die Schullehrer den Vorbereitungsunterricht erteilten. Nach Beendigung der letzten Stunde in der Woche vor Ostern richteten sie eine kurze Ermahnung an ihre Schüler, erklärten für reif zum Abendmahlsempfang und segneten sie mit guten Wünschen in den Schulräumen ohne Anwesenheit der Eltern ein.
Besonders eindrücklich, oft für ein ganzes Leben, waren nach der Rede die für jeden Konfirmanden sorgfältig ausgewählten Bibelsprüche, denen der Lehrer jeweils noch ein paar persönlich gehaltene Worte hinzufügte. Als Klassenlehrer, der in seiner Klasse mehr als die Hälfte der Stunden, auch die Religionsstunden zu Beginn des Tages, selbst unterrichtete, kannte er ja die häuslichen Verhältnisse eines jeden Schülers und seine bisherige Führung besonders gut. Mit Recht schreibt Oberlehrer Rösler: “Solche Konfirmationsakte können auch nur von Lehrern eindrücklich gehalten werden, die jahrelang täglich die zu konfirmierenden jungen Seelen väterlich behüten”.
Hatte anfangs der Pfarrer, wenn er anwesend war, die Feier nur mit Ermahnung und Gebet beschlossen, kommt es ab 1821 zu einer regierungsamtlich befohlenen Neuregelung: Wohl sollte der Vorbereitungsunterricht weiterhin von den Gymnasiallehrern gehalten werden, die Konfirmation selbst aber sei am Palmsonntag nachmittags öffentlich in der Dreifaltigkeitskirche nach vorhergegangener Prüfung von einem Geistlichen zu vollziehen. Wie bisher gingen die in der Regel 14jährigen Konfirmierten am folgenden Dienstag in der Dreifaltigkeitskirche zur Beichtandacht und am Mittwoch der Karwoche das erste Mal zum Abendmahl. Die vom staatlichen Kirchenregiment angeordnete Neuregelung aber hat die Konfirmation damit aus dem Lebenszusammenhang der Schüler in der Schule herausgelöst und zu einer Amtshandlung der Kirche gemacht.
Allen diesjährigen Konfirmanden wünsche ich Gottes Segen:
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. (aus Johannes 10).
Ehemalige Görlitzer Tuchfabrik Krause und Söhne
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe Nr. 87 vom September 2010 einen Aufsatz von Herrn Wolfgang Stiller über die ehemalige Görlitzer Tuchfabrik Krause & Söhne veröffentlicht.
Die im Jahre 1863 und 1864 gebrachten gewaltigen Umwälzungen erforderten auch den Umbau der Pulvermühle. Es entstand am Grünen Graben ein großes Webereigebäude mit Erdgeschoss, 3 Stockwerken und einem turmartigen Treppenhaus. Die bisherigen Kraftquellen genügten nun bei weitem nicht mehr. Es wurde ein Dampfkessel auf 6 Atmosphären Überdruck angeschafft, der für Steinkohlen-Feuerung auf Planrost eingerichtet war und bei dem als modernste Errungenschaft eine möglichst vollständige Rauchverbrennung berücksichtigt war. Der Erbauer war der Görlitzer Mechaniker Conrad Schiedt. (Hinzu kam auch 1863 eine neue Dampfmaschine). So war dann die Fabrik mit allen Neuerungen der Zeit ausgerüstet.
Die Folgezeit entsprach nicht den Hoffnungen, die man sich mit der Modernisierung des Betriebes gemacht hatte. Die Kriegsjahre 1864, 1866 und 1870/71 brachten der Firma schwere Sorgen. Zahlreiche Angestellte und Arbeiter wurden zu den Fahnen gerufen, und wichtige Absatzgebiete waren versperrt. Besonders schwer traf in dieser Zeit auch der Tod des letzten Mitbegründers der Firma Carl Friedrich Krause am 7. August 1866. Am 17. Februar 1872 verstarb im besten Mannesalter sein Sohn Emil Krause. Da Edmund Krause dauernd krank war und sich dem Geschäft nicht so widmen konnte, wie es der Umfang desselben erforderte, wurde zu Beginn des Jahres 1872 Herr Okar Meißner berufen, in die Führung der Tuchfabrik einzutreten. Einmal verbanden ihn nahe verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Krause, und dann aber ließ ihn seine fachliche Vorbildung bei Jer. Sig. Foerster in Grünberg besonders geeignet erscheinen, in die Bresche zu treten, die der Tod und Krankheit in die Leitung des Unternehmens gerissen hatten.
Mit Beginn der Blütezeit des neu gegründeten deutschen Kaiserreichs begann auch in der Firma Krause & Söhne neues Leben. Durch zielbewusste, rastlose Arbeit führte Herr Meißner das Unternehmen zu neuer Blüte.
Nachdem im Dezember des Jahres 1876 auch Otto Krause, der jüngere Sohn des Mitbegründers Carl Friedrich Krause, gestorben war, gewann Herr Meißner als kaufmännischer Mitarbeiter am 1.4.1877 Herrn Rudolf Scheuner. Nachdem dieser anfänglich als Prokurist tätig war, wurde er bald als Teilhaber in das Geschäft aufgenommen. Herr Scheuner, der sich als außerordentlich begabter und tüchtiger Geschäftsmann erwies, widmete 20 Jahre hindurch der Firma seine ganze Arbeitskraft. Gerade er war es, der es verstand, sowohl auf dem inländischen als auch auf dem sich erschließenden ausländischen Absatzgebiet die Feintuche Krause und Söhne immer mehr einzuführen. Frankreich, Spanien, Skandinavien und bald auch Amerika zählten zu den besten Abnehmern. In diesen Jahren glücklichen und erfolgreichen Zusammenwirkens erwiesen sich die bestehenden Einrichtungen bald als unzulänglich.
Eine Erweiterung der maschinellen Anlage und damit auch der Fabrikgebäude wurden unumgänglich notwendig. Hiermit verbunden war natürlich auch die Vergrößerung der für jede Tuchfabrik besonders wichtigen Wasserversorgung. In den Jahren 1885 bis 1892 führte mit weitschauendem Blick diese erforderlichen Arbeiten Herr Meißner durch. Besonders beachtenswert ist dabei die Wasserversorgung. Teilweise wurde das Wasser aus der Neiße entnommen, teilweise aber einem Brunnen, der in der Nähe des Krankenhauses an der Berliner Bahnstrecke angelegt wurde und dessen Wasser in ein großes Reservoir geleitet wurde, das gegenüber dem Fabrikgebäude auf der anderen Seite des Grünen Grabens errichtet worden war.
Als Herr Scheuner am 1.4.1897 wegen schwerer Krankheit seine Mitarbeit aufgeben musste, wurde Herr Rudolf Krause, der Sohn Emil Krauses, der bereits seit November 1894 in der Firma tätig war, zur führenden Mitarbeit berufen. Dieser brachte eine gründliche technische und kaufmännische Ausbildung für seine Stellung mit.
Im März 1899 nahm das Unternehmen die Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) an, als deren Geschäftsführer Kommerzienrat Oskar Meißner und Herr Rudolf Krause zeichneten. Der jüngere Bruder des letzteren, Herr Richard Krause, hatte sich ebenfalls dem Tuchmacherberuf gewidmet und eine langjährige Fachausbildung genossen. Dieser wurde zur Prokura-Zeichnung betraut und rückte im September des Jahres 1912 zum Geschäftsführer auf.
Im Jahre 1913 konnten 400.000 Stück Tuch hergestellt werden, was einer Länge von etwa 2O Millionen Meter entspricht. Der beginnende 1. Weltkrieg fand die Firma auf einer angesehenen Höhe, und ihre Fachkräfte hatten im In- und Ausland einen guten Klang und erfreuten sich einer guten Nachfrage.
Der Krieg, die Revolution und die folgen- den Inflationsjahre gingen nicht spurlos an der Firma Krause & Söhne vorüber. Wie in jedem Unternehmen machten sich auch hier die unheilvollen Auswirkungen der Jahre 1914 bis 1923 bemerkbar. Dennoch aber begann dann die Firma, wenn auch noch gehemmt durch die wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit, sich von neuem zu entwickeln. Obgleich der bejahrte Seniorchef, Geheimer Kommerzienrat Oskar Meißner, sich von der aktiven Führung der Geschäfte zurückziehen musste, bleibt er noch bis in die jüngste Zeit der treue Ratgeber der beiden anderen Geschäftsführer Rudolf und Richard Krause.
1931 werden von dem Unternehmen etwa 250 Arbeiter und etwa 30 kaufmännische und technische Angestellte beschäftigt. Die Art der Erzeugung entspricht der der Oberlausitzer überhaupt, d. h. es werden feine Herrentuche für Gesellschafts- und Straßenbekleidung angefertigt. Das Absatzgebiet ist in der Hauptsache Deutschland, indes wird auch die Ausfuhr nach allen Ländern der Welt, in denen Deutschland nach den handelspolitischen Verhältnissen überhaupt Eingang zu finden vermag, gepflegt.
Seiner alten Tradition getreu wird das Unternehmen auch in den künftigen Jahren zur Grundlage seiner Entwicklung den Gedanken machen, der die Gründer vor einem Jahrhundert leitete. Ehrbaren Bürgersinn zu verbinden mit unermüdlichem rastlosem Fortschritt.
Aus der Firma Krause & Söhne ist die Oberlausitzer Volltuchfabrik mit ihren dann 6 Werken hervorgegangen, die diese bewährte Tuchmacher-Tradition bis zu ihrer Abwicklung mit der Wende ab dem Jahre 1989 fortgeschrieben hat. Auch ihre Produkte waren als Exportartikel anerkannt und begehrt.
Wolfgang Stiller
Die Fotos zeigen die ehemalige Teichmühle, Rothenburger Straße (Teilansichten). In diesem Objekt wurde im Jahre 1837 die erste Görlitzer Dampfmaschine mit 10 PS in der Firma Gebrüder Bergmann und Krause installiert. Herr Wolfgang Stiller würde sich freuen, wenn ihm jemand (leihweise) weitere Fotos oder andere Dokumente über die Tuchfabrik zur Verfügung stellen kann.
Anmerkung zur Teichmühle:
bis 1956 befand sich ın der Teichmühle die Spinnerei der Oberlausitzer Volltuchfabrık. 1956 gab es einen Tausch. Die Oberlausitzer Volltuch erwarb das Grundstück auf der Uferstraße als Werk IV (Massagelände), und der dortige Holzverarbeitungsbetrieb zog in die Teichmühle Rothenburger Straße/Ecke Nikolaigraben. Bis zur politischen Wende befand sich in diesem Objekt eine Möbelfabrik.
Quellen:
Aus dem Nachlass eines ehemaligen Webmeisters der Oberlausitzer Volltuch Görlitz, der um 1935/36 bei Krause und Söhne gelernt hat.
Siehe auch R. Jecht: Topographie der Stadt Görlitz | Pulvermühle Seiten 726 — 727 l Teichmühle Seiten 725 – 726 | Tageszeitungen von 1931
Mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz
Über den mittlerweile erfolgten Abriss der Tuchfabrik berichtete die “Sächsische Zeitung” am 19.2.2013 und am 4.4.2013.
Der Görlitzer Kreuzweg zur Nachfolge am Karfreitag
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe Nr. 93 vom April 2011 einen Aufsatz von Dr. Hans-Wilhelm Pietz über den Görlitzer Kreuzweg veröffentlicht.
“Bitte gehen Sie den Weg mit uns in Stille.” So heißt es auf dem Blatt mit Liedern, Gebeten und Hinweisen für den Görlitzer “Kreuzweg zur Nachfolge am Karfreitag”. Und wenn dann im Schein der Frühlingssonne oder auch unter Schneefall oder Regen mehrere hundert Erwachsene und Kinder von der Peterskirche zum Heiligen Grab ziehen, kehrt eine ganz eigene Sammlung und Stille ein in die Lebensgeschichten der Teilnehmenden und auf den Weg, der sonst von dem so mannigfachen Erzählen, Stöhnen und Staunen des Alltags geprägt ist. Die Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu, die auf dem Kreuzweg mit Bibellesungen und Gebeten laut wird, nimmt mit. Ja, das muss einen richtig mitnehmen, was da am Karfreitag einem Unschuldigen zugemutet wurde und was an jedem Tag so viele, viele zu tragen, auszuhalten, zu leiden haben.
Der “Kreuzweg zur Nachfolge” verbindet die Teilnehmenden mit den Opfern von Unbarmherzigkeit, Gewalt und Tod. Und er lässt dem nachgehen, der das Leid getragen, die Lieblosigkeit untergriffen und das Vertrauen auf Gott nicht aufgegeben hat – selbst in der Gottesfinsternis: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?” In Görlitz hat dieser Weg eine lange Tradition. Dankbar und wach wird an sie angeknüpft in jedem Jahr. Vermutlich ist dieser Kreuzweg von frommen Pilgern und den Einwohnern der Stadt schon gegangen worden, als das Heilige Grab in Görlitz am Ende des 15. Jahrhunderts als Stätte der Einkehr und des Gebets gebaut wurde. Aus Jerusalem kamen damals nicht nur die Zeichnungen und Pläne für die vor den Toren der Stadt errichtete Kapellenanlage an die Neiße. Aus Jerusalem kam auch jener Ausdruck einer vor allem von den Franziskaner-Mönchen gepflegten Passionsfrömmigkeit hierher: Schon die Aufzeichnung der letzten Woche Jesu im Markusevangelium ist ja so gegliedert, dass man die Orte und die Zeiten des Leidensweges Jesu Schritt für Schritt aufsuchen und mitvollziehen kann. Und in Jerusalem war ein solches Nachgehen der Passion Jesu besonders im 14. und 15. Jahrhundert das Ziel derer, die aus Ost und West, aus Nord und Süd an den Ort des Leidens, Sterbens und Auferstehens Christi gekommen waren.
Die Sehnsucht danach, dem mit allen Sinnen nahe zu sein, das selber zu sehen und zu “begehen”, was die Bibel vom Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu erzählt, gehörte ja durch lange Zeit hindurch zu den Lebenswegen in Europa. Und wenn sich heute wieder so viele auf Pilgerwege begeben, dann klingt darin noch etwas von jener Erwartung auf, die gerade auf dem Weg zu einer herausgehobenen Andachtsstätte Erfüllung des Glaubens, Erfahrungen von selbstloser Liebe, eine feste Zuversicht und Hoffnung sucht.
In Görlitz ist die Entstehung des Heiligen Grabes mit seiner Adams- und Kreuzkapelle, mit dem Salbhaus und der Nachbildung des Grabes Jesu von Anfang an auf eine geistliche Praxis, auf einen immer neu zu gehenden Frömmigkeitsweg hin ausgerichtet gewesen. Die Anlage entstand in einer Umgebung, die an die heiligen Stätten in Jerusalem erinnerte. Auf einem Friedhof der “verlorenen Seelen”, auf dem in jener Zeit ungetauft gestorbene Kinder, Selbstmörder, Namenlose bestattet wurden, errichtete man das Heilige Grab: Zeichen einer Hoffnung und eines Glaubens, die alle Abgrenzungen und menschlichen Urteile durchbrechen. Ein Weg, der mit knapp 1000 Schritten von der Peterskirche bis dahin führte, erinnerte an die “via dolorosa”, den letzten Weg Jesu. Und unmittelbar angrenzend an die Anlage des Heiligen Grabes verwies ein Tal mit einem kleinen Bach an das Kidron-Tal in Jerusalem und ein demgegenüber aufragender Hügel auf den Ort der Anfechtung und des Gebets Jesu im Garten Gethsemane auf dem Ölberg.
Am Ende des 15. Jahrhunderts mag es angesichts dieser Voraussetzungen einen zwei-gestaffelten Kreuzweg gegeben haben: Vom Altar in der Adamskapelle beim Heiligen Grab, wo an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert wurde, ging es am Gründonnerstag über den Ölberggarten gegenüber zur Peterskirche. Dort wurde dann vielleicht in der Krypta, wo bis heute eine eindrücklich gekennzeichnete Säule auffällt, an die Verspottung und Geißelung Jesu erinnert. Auf der Südseite der Peterskirche konnte schließlich am Karfreitag der Verurteilung Jesu gedacht und der Stationsweg, der dann zur Kreuzkapelle beim Heiligen Grab führte, begonnen werden. Dieser Görlitzer Kreuzweg mit 7 Stationen hat seine Bedeutung durch alle Brüche und Aufbrüche, durch alle Veränderungen und Einschnitte der Zeit- und Glaubensgeschichte hindurch behalten.
Die Reformation, die in Görlitz 1525 ihren Anfang nahm, hat wohl deutlich vor Augen gestellt, dass die Teilnahme an einem solchen Kreuzweg kein “frommes Werk“ sein kann, mit dem man sich bei Gott gleichsam etwas “verdient”. Sie hat seine Bedeutung als Hilfe zur Erinnerung, als Einübung in die Nachfolge Jesu, als Weg des Betens und Schweigens und Singens aber nicht aufgegeben.
Ein immer wieder abgedruckter Görlitzer Kupferstich aus dem Jahr 1719 belegt eindrücklich die gängige Praxis des Kreuzweges mit 7 Stationen. Er bildet auch heute die Mitte des geistlichen Lebens in der Woche zwischen dem Sonntag Palmarum und dem Osterfest. Vom Montag nach Palmarum bis zum Gründonnerstag wird jeweils um 17.00 Uhr in der Adamskapelle beim Heiligen Grab Andacht gehalten. Dann beginnt am Karfreitag um 13.30 Uhr in der Krypta der Peterskirche der Kreuzweg. Seine Abschnitte und Themen sind ganz an der biblischen Überlieferung orientiert.
Seine Station 1 “Jesus wird zum Tode verurteilt” führt vor das Südportal der Peterskirche. An deren Süd-West-Ecke wird daran erinnert, wie Jesus sein Kreuz auf sich nimmt (Station 2).Die 3. Station “Simon von Kyrene hilft Jesus, das Kreuz nachzutragen” hat vor dem Nikolaiturm ihren Platz. Eine Stärkung mit Tränenbrot, die ein Motiv aus den Psalmen aufnimmt, erfolgt an der 4. Station beim “Jesus-Bäcker“. Durch die Lunitz führt der Kreuzweg zur Station 5 “Jesus ermahnt die Frauen von Jerusalem“. Nach dieser heute auch durch eine musikalische Vertiefung der Klage der Frauen charakterisierten Station geht es zum Gelände des Heiligen Grabes. An dessen Eingang befindet sich die 6. Station “Jesus wird seiner Kleider beraubt”. Der Kreuzweg mündet schließlich mit seiner 7. Station in die Andacht zur Todesstunde Jesu vor der Kreuzkapelle am Heiligen Grab um 15.00 Uhr. Nach dieser Andacht, die dem Sterben und Tod Jesu gilt, schweigt alles Singen, alles überflüssige Reden, schweigen auch die Glocken bis zum Osterfest. Seine Feier beginnt in Görlitz mit der Andacht zur Grabesruhe Christi am Karsamstag um 18.15 Uhr. Sie gilt dem Geheimnis des Ganges Jesu zu den Verlorenen. “Hinabgestiegen in das Reich des Todes” heißt es dazu als ein Hoffnungswort im apostolischen Glaubensbekenntnis. Am Ostermorgen um 6.00 Uhr schließlich führt die Andacht der Frauen am leeren Grab zur Freude an der Auferstehung Jesu, zur Freude am Sieg des Lebens. Alle, die zuvor ihren Weg “in Stille“ zu gehen hatten und gehen konnten, bringen dann vom Heiligen Grab aus den Ruf in die Stadt und die Welt: “Der HERR ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja”.
Autor:
Dr. Hans-Wilhelm Pietz, 2011
Nachdruck
Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz
Königliche Baugewerkschule und Königliche Maschinenbauschule in Görlitz — Teil 1
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe vom Januar 2013 einen Aufsatz von Wolfgang Stiller veröffentlicht, in dem Historisches über die ehemalige Baugewerkschule Görlitz behandelt wird. Die Baugewerkschule befand sich jenseits der Neiße am Friedrichsplatz (Partyzantów 4, 59–900 Zgorzelec) in der früheren Görlitzer Oststadt. Aus der Oststadt ist nach dem 2. Weltkrieg das heutige polnische Zgorzelec hervorgegangen.
Das zu Ende gehende 19. Jahrhundert war geprägt von einem enormen Aufschwung der Industrie, des Handels, Gewerbes und der Wissenschaft. Dies erforderte eine Vielzahl von gut ausgebildeten Fachkräften. Das Bedürfnis der aufstrebenden jungen Techniker nach gründlicher und schneller theoretischer Ausbildung machte die Errichtung von Fachschulen gerade für diesen Stand dringend notwendig. So entstanden unter dem fördernden Einfluss des Innungsverbandes deutscher Baugewerkmeister, vor allem unter der zielbewussten Führung des Preußischen Staates, bis zum Jahre 1914 67 Bauschulen, die zum Teil von den Städten, aber zum größten Teil von den Staaten gegründet und eingerichtet worden sind. Im Königreich Preußen gab es 24 staatliche Baugewerkschulen. Die Aufgabe dieser Schulen bestand darin, den Schülern nach einer vorangegangenen praktischen Betätigung im Bauhandwerk die theoretischen und fachlichen Vorkenntnisse zu vermitteln, die sie später in ihrem Beruf benötigten, um als selbständiger Baugewerbetreibender, als selbständiger Bauleiter, als technische Hilfskräfte im Büro und auf dem Bauplatz oder als mittlere Beamte im Staats- oder Kommunaldienst tätig zu werden. Die staatliche Königliche Baugewerkschule zu Görlitz wurde am 23. Oktober 1894 gegründet. Sie war eine der Staatsanstalten, die zur Verwaltung des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe in Berlin gehörten und dem preußischen Regierungspräsidenten in Liegnitz unterstellt wurden. Der Unterricht fand zunächst in der Gemeindeschule Reichenberger Straße (heute: Pilsudskiego) statt.
Die Stadt Görlitz erklärte sich bereit, ein neues Schulgebäude am Friedrichplatz (heute: Partyzantów) zu errichten. Selbiges konnte am 1.4.1898 eingeweiht werden. Es ist an dieser Stelle besonders hervorzuheben, dass es in diesem Hause zwei Fachschulen gab: 1. die staatliche Königliche Baugewerkschule und 2. die staatliche Königliche Maschinenbauschule 3. auf Bestreben des preußischen Bergamtes Görlitz gab es in dieser Einrichtung von 1900/1901 bis 1904 eine Bergvorschule. Die Anforderungen an Fachleute in den Braunkohlenbetrieben insbesondere der Grube Stadt Görlitz, des Bergwerkes “Glückauf Aktiengesellschaft” Lichtenau und der Grube Friedrich Anna Görlitz Moys bewogen den damaligen Bergrat Laske des Bergamtes Görlitz mit Zustimmung der Bergakademie Freiberg, eine Bergvorschule zu errichten. Die Stadt Görlitz stellte dazu kostenfrei einen Klassenraum in der Baugewerk- und Maschinenbauschule am Friedrichsplatz zur Verfügung. Die Schule wurde von einem Vorstand geleitet, dessen Geschäftsführung der Geschäftsführer der Aktiengesellschaft der Grube “Glückauf” Lichtenau inne hatte. Der ehemalige Oberbürgermeister Hugo Sattig (OB von 1857 bis 1866) war Aufsichtsratsvorsitzender der Aktiengesellschaft “Glückauf”. An dieser Einrichtung wurde bis zum Steiger ausgebildet. Warum diese Bergvorschule 1904 geschlossen wurde, ist aus den Akten des Archivs der Bergakademie Freiberg nicht ersichtlich. Eigentümlicherweise befinden sich in den Adressbüchern dieser Zeit keine Verweise, weder bei staatlichen noch bei privaten Bildungseinrichtungen. Nun zurück zur Baugewerkschule. Als beratendes Organ für diese Einrichtung wurde ein Kuratorium ins Leben gerufen. Mitglieder des Kuratoriums waren: 1. Der Oberbürgermeister als Vorsitzender 2. Der Direktor der Einrichtung als Stellvertreter 3. weitere 3 Mitglieder wurden ernannt durch den preußischen Minister für Handel und Gewerbe 4. außerdem 2 Mitglieder des Magistrates der Stadt 5. und 2 Mitglieder, die von der Stadtverordnetenversammlung gewählt wurden. Die Lehrpläne waren für alle preußischen Baugewerkschulen einheitlich. Damit ergaben sich keine Probleme bei einem Anstaltswechsel innerhalb des Königreiches Preußen. Es ist anzunehmen, dass dies auch für die staatliche Maschinenbauschule zutraf.
Die vorstehenden Bilder zeigen die neu errichtete staatliche Baugewerk- und Maschinenbauschule am Friedrichsplatz, eröffnet im April 1898. Mit Fertigstellung dieses Objektes wurde auch in diese Einrichtung die kgl. staatliche Maschinenbauschule integriert. Damit gab es zwei verschiedene Gründungsdaten: 1. Gründung der staatlichen Baugewerkschule (SBS) 23.10.1884 2. Gründung der staatlichen Maschinenbauschule (SMS) 3.10.1888. Die Schülerzahl wuchs von Jahr zu Jahr und damit auch die Zahl der Klassen und der Lehrer. Alsdann wurde als Direktor Herr Prof. Gerns und dann für 4 Jahre Direktor Kunz berufen. Im Jahre 1902 wurde Direktor Gewerbeschulrat Theobald Müller aus Magdeburg. Selbiger führte eine Ausbildung für Steinmetze und eine Ausbildung in Tiefbau aus. Der Ausbildungszweig Steinmetze wurde wegen mangelnden Besuchs 1908 eingestellt. Der Tiefbauunterricht lehrte Grundlagen des Eisenbahn‑, Brücken- und Wasserbaus sowie des Städtischen Tiefbaus und des Erd- und Straßenbaus. Hierbei wurde in den beiden unteren Klassen ein gemeinsamer Unterbau geschaffen (Grundstudium) und in den beiden oberen Klassen nach Hoch- und Tiefbau getrennt unterrichtet.
Wegen den gestiegenen Anforderungen aus der Praxis genügte die viersemestrige Ausbildung nicht mehr, darum wurde 1908 in allen preußischen Baugewerkschulen zu einer fünfsemestrigen Ausbildung übergegangen. Man löste sich auch von der althergebrachten abstrakten wissenschaftlichen Behandlung der einzelnen Unterrichtszweige, wie sie an den Hochschulen üblich war, um einer mehr praktischen, dem Auffassungsvermögen der Schüler entsprechenden Unterrichtsweise Raum zu geben. Diese Form wirkte sich auch im Nachhinein vorbildlich auf die technischen Hochschulen aus. Ein erheblicher Einschnitt in der Entwicklung der Schule ergab sich mit Ausbruch des 1. Weltkrieges am 2. August 1914. Die meisten Lehrer und Schüler wurden einberufen. Ein Unterricht fand zunächst nicht mehr statt. Das Schulgebäude selbst wurde vom Militär für Einquartierungszwecke in Anspruch genommen. Erst in den späteren Halbjahren wurde in einigen Räumen notdürftig der Unterricht wieder aufgenommen. Den Schülern der 1. Klassen der Hoch- und Tiefbauabteilung wurde jedoch das Reifezeugnis ohne Prüfung erteilt und den übrigen Schülern das Versetzungszeugnis. 12 Lehrer wurden im Krieg eingezogen, davon 3 schwer verwundet. 61 Schüler sind im Krieg gefallen. Aus diesem Anlass wurden im Eingang der Schule am 17.3.1922 zwei Gedenktafeln angebracht. Nach dem Krieg gab es im Unterrichtsgeschehen wiederum einige Neuerungen. 1919 wurde ein staatsbürgerlicher Unterricht mit zwei Wochenstunden eingeführt. In diesem Unterrichtsfach sollten die Schüler auf ihre Pflichten als Staatsbürger vorbereitet und zu “echter deutscher Gesinnung und zum Bewusstsein der Volksgemeinschaft” erzogen werden. Mündliche Prüfungen kamen in Fortfall. Grundlagen der Prüfung waren die Klassenleistung sowie schriftliche und zeichnerische Prüfungsarbeiten. Einführung des Pflichtfaches Leibesübungen. Am 3. Juli 1920 wurde das Fach Sport und Jugendpflege eingeführt. Ihr Inhalt waren: Turnen, Turnspiele, Wandern mit wöchentlich zwei Stunden. Am 1. April 1921 wurde der verdienstvolle Direktor Gewerberat Müller in den Ruhestand versetzt, der diese Einrichtung über 18 Jahre leitete. Ihm folgte der vom Minister für Handel und Gewerbe berufene Oberstudiendirektor Prof. Knöll. Den neuen Anforderungen der Baupraxis gerecht zu werden, wurden Normen und Typen im Bauwesen eingeführt, Grundsätze des Städtebaus und Siedlungswesens, der sparsamen Bauweise, der Wärmewirtschaft am Bau (man legte also schon 1921 entsprechend der wissenschaftlichen Erkenntnisse großen Wert auf energetische Bauweisen) sowie der neuen Konstruktionsmethoden in Eisenbeton und Holz in den Unterricht aufgenommen. Es gab auch ethnische Vorträge und eine Schülerbibliothek mit über 500 Bänden. Besonders beachtenswert waren die Sammlungen in dieser Schule. Dazu gehörten unter anderem: 1. der neu eingerichtete Baustoffprüfungsraum mit den wichtigsten neuzeitlichen Prüfungsapparaten 2. die Sammlung für neuzeitliche Baustoffe und Bauweisen 3. die Sammlung von Aufnahmen alter Bauweisen 4. die Sammlung für Wärmewirtschaft und Hausinstallation 5. die Sammlung von Zeichnungen und Heften aller Klassen, verbunden mit einer Dauerausstellung, die jederzeit einen Überblick über die Leistungen der Schule gibt. Um den Unterricht in der Baugewerk- als auch in der Maschinenbauschule so praxisnah wie möglich zu gestalten, gab es eine Vielzahl vorbildlich ausgestatteter Labore und Werkstätten. Auch dafür gab es u.a. vom Waggonbau und dem Eisenhandel Ephraim Spenden. Für die Ausstattung der Baugewerkschule gab der preußische Staat erhebliche Mittel aus, und die Stadt Görlitz selbst beteiligte sich an der Unterhaltung der Schule mit jährlich 12.000 RM. Ebenso trugen viele Firmen und Fachverbände mit Spenden für die Schule bei. Dies betraf insbesondere Modelle, Musterstücke, Material für den Modellierunterricht und anderes.
Die Technische Nothilfe (TENO) An dieser Schule wurde die Arbeitsgemeinschaft Technische Nothilfe gegründet. Die Schüler verpflichteten sich, freiwillig bei Notfällen zur Verfügung zu stehen. Diese ist dem Landesunterbezirk Görlitz angegliedert und dem Reichsministerium unterstellt. Diese Einrichtung kann durchaus als Vorgänger des heutigen Technischen Hilfswerkes betrachtet werden. Die Schule hatte zuletzt im Herbst 1927 bei einem großen Streik in der Grube Stadt Görlitz in Kohlfurt Gelegenheit, ihre Tatbereitschaft zum Wohle der Allgemeinheit zu bezeugen. In der Görlitzer Volkszeitung vom 21.10.1927 befindet sich ein Artikel mit dem Titel „Bergarbeiterstreik und “Teno” in der Grube Stadt Görlitz”. Nach dem Bericht wurde die “Teno” in der Baugewerkschule beim Streik in der Grube Stadt Görlitz eingesetzt. Auch Schüler des Gymnasiums wurden während des Streiks in der Grube Stadt Görlítz eingesetzt und dazu umgehend vom Unterricht freigestellt. Sie waren also im Auftrage der Stadt Görlitz und mit Zustimmung des Regierungspräsidenten Streikbrecher. Im obigen Artikel der Volkszeitung steht unter anderem: “Jetzt gibt es für die Schüler der Baugewerkschule und die Gymnasiasten Arbeitsbekleidung, neue Stiefel, gute Verpflegung und anständigen Lohn, und dies für mangelhafte und geringe Arbeitsleistung und angerichtete Betriebsschäden. Warum? Nur um den Bergarbeitern ein paar Pfennige Lohnerhöhung nicht zu gewähren. Stattdessen kommen zu den doppelt und dreifach erhöhten Ausgaben Schäden an den Betriebseinrichtungen, die unter Umständen die Stadt Tausende von Reichsmark kosten können.” Das Verwerfliche daran war, dass die Gymnasiasten und die Schüler der Baugewerkschule mehr Lohn als die gut ausgebildeten Bergleute erhielten. Der Bergarbeiterstreik in Mitteldeutschland, an dem sich 70.000 Bergarbeiter beteiligten, endete mit Schiedsspruch vom 21.10.1927 positiv für die Beschäftigten (Volkszeitung vom 23.10. und 27.10.1927). Bis 1924 besuchten 8085 Schüler die Schule. Das Schulgeld betrug pro Semester 40,- bis 80,- RM. Im Jahre 1923 wurde ein “Verein ehemaliger Schüler und Fachfreunde” der Baugewerk- und Maschinenbauschule gegründet. Diesem Verein ist es auch zu danken, dass durch Spenden und Stiftungen bedürftigen Schülern das Schulgeld erlassen und bei der Stellenvermittlung nach erfolgreichem Schulbesuch geholfen werden konnte. Hatte doch ein nicht geringer Teil ehemaliger Absolventen leitende Stellen in Wirtschaft und Verwaltung einnehmen können. Leider gibt es über den weiteren Verlauf der Schule weder in der Oberlausitzischen Bibliothek noch im Ratsarchiv weiterführende Unterlagen. Das letzte Dokument ist die 40jährige Jubelfeier aus dem Jahre 1934, und dann gibt es eine Festschrift, in der alle Studenten von 1900 bis 1937 namentlich angeführt sind und wo sie nach dem Studium tätig wurden. Der bekannte Görlitzer Architekt Professor und Oberlehrer Hugo Behr war ebenfalls vom 1.4.1890 bis 1.4.1908 als Lehrer an dieser Einrichtung tätig. Von ihm stammen unter anderen solche hervorragende Bauwerke wie die Oberlausitzer Gedenkhalle und die Rothenburger Versicherung (jetzt Hochschule Zittau/Görlitz). Über das einzige Dokument, was die Gründung der Staatlichen Maschinenbauschule im Jahre 1898 benennt, las man im Neuen Lausitzischen Magazin, Heft 11/2011: Schenkung an das kulturhistorische Museum Görlitz unter der Inv. Nr. 1523–2011 aus Dokumente des Görlitzer Gesangvereins, des Görlitzer Volkschores und der staatlichen Maschinenbauschule Görlitz. Da der Stadt Görlitz durch die Grenzfestlegung nach dem 2. Weltkrieg diese Bildungseinrichtung nicht mehr zur Verfügung stand, wurde im Jahre 1952 im Gebäude der ehemaligen Rothenburger Versicherung an der Brückenstraße die Ingenieurschule für Bauwesen neu eingerichtet. Diese Einrichtung bestand bis 1956. Die Baufachschüler wurden danach auf andere Schulen umverteilt. Alsdann wurde in dieser Einrichtung die Ingenieurschule für Maschinenbau etabliert. Mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz
Das ist alles nur geklaut
“Das ist alles nur geklaut”, singt die Leipziger Band “Die Prinzen” 1993. Aber geklaut wurde schon 1867, wie die Chronik des damaligen “Hotels zum Prinzen Friedrich Carl“ (später Hotel „Monopol“) in Görlitz , Postplatz 9, zu berichten weiß.
1867 wurde das Hotel nämlich von einer Gräfin von Pleß besucht, die dem Personal nicht unbekannt war, da diese bereits früher schon einmalin diesem Haus logiert hatte. So prüfte man auch nicht der Gräfin Identität, zumal die Frau von Pleß auch “von ziemlich anständigem Äußeren” war.
Frau von Pleß war in Görlitz ganz umtriebsam. Ein Schuhmacher bekam den Auftrag, ein Paar Stiefelchen anzufertigen, die der Hoteldiener später abholte. In einem Spielzeugladen orderte sie für 32 Taler Galanteriewaren, in einem kleinen Kaufhaus auf der Steinstraße ließ sie zur späteren Abholung eine größere Menge Apfelsinen bereitstellen.
Eines guten Tages hatte die Gräfin das Hotel unbemerkt verlassen, Hotel und Läden blieben auf ihre unbezahlten Rechnungen sitzen. Der Hotelbesitzer recherchierte den Verbleib des betrügerischen Hotelgastes, die Spur führte nach Kohlfurt. Dort konnte die Betrügerin von der Polizei festgenommen werden. Die Personenüberprüfung ergab, dass Frau Gräfin beileibe nicht von Adel war. Ihr wirklicher Name ist nicht überliefert.
Quelle:
Sächsische Zeitung vom 26. Januar 2013
Die 19. Altstadtmillion erfreut Görlitzer Bürger
“Es ist ein unglaublich großes Glück, dass die Stadt Görlitz wieder in den Genuss dieser großzügigen Spende gekommen ist. Ich bin tief berührt und außerordentlich dankbar für diese besondere Gabe der unbekannten Spenderin/ des unbekannten Spenders. Herzlichen Dank dafür! Es erfüllt mich mit großer Freude, dass mit 511.500 Euro erneut viele Projekte unterstützt werden können”, freut sich sichtlich bewegt Görlitz’s Oberbürgermeister Siegfried Deinege über die Nachricht, dass die 19. “Altstadt-Million“ auf dem Konto der Stadt eingegangen ist.
Seit 1995 überweist ein unbekannter Spender auf das Konto der Stadt Görlitz jedes Jahr eine Million Mark/511.500 Euro. Einzige Bedingung für den jährlichen Geldsegen ist es, dass die Identität des Wohltäters nicht aufgedeckt wird.
Die Spenden werden von der Altstadtstiftung verwaltet, und ein Kuratorium entscheidet über die Vergabe des Geldes an Bauherren und Institutionen. Seit 2004 konnten so viele Objekte durch eine kleine Bronzetafel mit der Aufschrift “Altstadtstiftung“ versehen werden.
Im Vorjahr wurden beispielsweise Maßnahmen an der Frauenkirche, im Gymnasium Anne-Augustum, an der Nikolaikirche, in der ehemaligen Synagoge, in zahlreichen Bürgerhäusern der historischen Altstadt, der Nikolaivorstand und im Gründerzeitviertel sowie an der Kirche Ludwigsdorf, auf dem Nikolaifriedhof und dem Städtischen Friedhof unterstützt.