Kein Denkmal für Friedrich II. in Görlitz
“Die gewaltigen Reichtümer machen die Menschen entweder zu Schurken oder zu Verschwendern.” Eine heute noch gültige Erkenntnis, die dereinst bereits König Friedrich II. von Preußen festgestellt haben soll.
Der am 24. Januar 1712 geborene König, den wir in der Schule als Friedrich den Großen kennengelernt haben, besuchte während der Kriege um Schlesien Mitte des 18. Jahrhunderts neunmal die Stadt Görlitz.
Im Januar 2007 war im “StadtBILD” Heft 43 nachzulesen, wann der König sich in Görlitz aufhielt:
1745 wohnte er vom 25. bis 26. November im Schloss Nieder-Moys, wo ihn die Bürgermeister Gehler und Riech aufsuchten.
1745 kam der König wenig später erneut nach Görlitz und quartierte sich vom 29. November bis 4. Dezember in das Haus der Witwe des Bürgermeisters Straphinus ein, das heute die Anschrift Obermarkt 31 trägt.
Während des Siebenjährigen Krieges wohnte er 1757 nochmals in diesem Haus, und zwar vom 28. bis 29. Januar und vom 1. bis 2. Februar.
Nach der Schlacht bei Roßbach fand er vom 23. bis 25. November Unterkunft im Hause Peterstraße 8. Wenige Tage darauf errang er den welthistorischen Sieg bei Leuthen.
1758 hielt er sich nach den tragischen Ereignissen von Hochkirch in der Nacht des 26. Oktober im Hause der Frau Brehmer (heute An der Peterskirche 1) auf, siedelte aber dann, um der Hausherrin keine weiteren Belastungen zuzumuten, in das Gartenhaus des Gymnasialdirektors Baumeister in der Heilig-Grab-Straße 20 um, wo er vom 27. bis 30. Oktober blieb. Bei der Rückkehr aus Neisse wohnte er vom 16. bis 17. November nochmals dort. Erst 1761, am 8. Mai, kam Friedrich der Große wieder nach Görlitz, und zum letzten Male reiste er am 17. März 1763 auf dem Wege nach Goldberg durch die Stadt.
Heute erinnert am Hause Heilige-Grab-Straße 20 eine Tafel daran, dass im Oktober und November 1758 Friedrich der Große hier logierte.
Trotz seiner großen Popularität wurde dem König in Görlitz kein Denkmal gesetzt. Nur Haustafeln erzählen von seinen Aufenthalten. Dafür wurde in Görlitz die Erinnerung an Friedrich den Großen durch den Schauspieler Otto Gebühr, der seine Schauspielkarriere 1897 am Görlitzer Stadttheater begann, wach gehalten. In zahlreichen Filmen, die einst unsere Eltern und vielleicht auch uns selbst begeisterten, gestaltete er die Rolle des Preußenkönigs.
Nach 1945 war Friedrich der II. in der DDR “unerwünscht”, er wurde für die Hitler-Bewegung mitverantwortlich gemacht. Die Nationalsozialisten – besonders Propagandaminister Joseph Goebbels – glorifizierten den König über alle Maßen. Dabei spielten vor allem die sechs Filme, in denen Otto Gebühr den Preußenkönig darstellte, eine wichtige Rolle.
Erst viele Jahre später – 1981 zur Preußenausstellung in West-Berlin und 1986 zu seinem 200. Todestag — wurde er in der DDR “wiederentdeckt”. Zu dieser Zeit stellte man auch das berühmte Reiterstandbild in Berlin Unter den Linden wieder auf.
Quellen:
StadtBILD Nr. 102 vom Januar 2013
Sächsische Zeitung vom 26.10.2013