Gustav Frenssen, so ist unter “wikipedia” zu lesen,war ein deutscher Schriftsteller des völkischen Nationalismus, ab 1932 des Nationalsozialismus. Seine Werke gehörten zur Massenliteratur des Kaiserreichs und der NS-Zeit, die damals verbreitete kolonialistische, rassistische und antisemitische Wertvorstellungen vermittelten. Nach der Machtübernahme unterstützte er offen die NSDAP. Er unterschrieb 1933 das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Hitler, bejahte ab 1938 die Ausgrenzung der Juden und trat für die Euthanasie ein.
Jeder mag sich heute von seinen eigenen Wertvorstellungen geleitet mit der Zeit von Adolf Nazi beschäftigen. Ich persönlich bin dankbar für die “Gnade der späten Geburt.” Einen Gustav Frenssen jedenfalls hätte ich niemals zu meinem Freundes- oder Bekanntenkreis zählen mögen.
Und heute wollen sich viele Mitbürger von Herrn Frenssen distanzieren, ja, jetzt soll sein Name auch von den Leher Straßenschildern gelöscht werden. Die Frenssenstraße soll wohl bereits seit 1925 seinen Namen tragen. Bei der Vereinigung von Geestemünde und Lehe hat man offenbar einigen Straßen einen neuen Namen gegeben, um Dopplungen zu vermeiden. Die Frenssenstraße hieß bis dahin Weserstraße – ein Name, den die große Hauptsstraße im Süden der Stadt ebenfalls führte.
Wohl mehr zufällig soll jetzt eine Germanistin im Rahmen ihrer Arbeit auf die Frenssenstraße aufmerksam geworden sein. Tja, und nun stürzt man sich parteiübergreifend seit Wochen auf das Bremerhavener Straßenverzeichnis und lässt von einem eigens eingesetzten “Expertengremium” 1034 Straßen und Wege auf eventuelle Namen von Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit überprüfen. Das alles soll im September abgeschlossen sein, dann darf weiter diskutiert werden.
Für mich ist das alles ein Stück aus dem Tollhaus. Wer weiß heute noch, wer Frenssen war? Mir jedenfalls war der Mensch unbekannt. Vielen Mitbürgern sicherlich auch. Dadurch, dass man seinen Namen nun wieder an die Öffentlichkeit zerrt, wird dem Nazi-Dichter eine ungebührliche Aufmerksamkeit zuteil. Schade! Manchmal soll man die Dinge eben einfach ruhen lassen. Gelegenheit für Straßenumbenennungen gab es ja wohl in der Nachkriegszeit genug. Heute für unnötige Wechsel von Straßennamen Geld zu verschleudern halte ich schlicht für nicht angebracht.
Also, lasst die Frenssen’s und wie sie alle heißen mögen, in der Mottenkiste der Geschichte. Mir wäre lieber, man würde das eingesparte Geld in die Hand nehmen und unsere Jugend genauer über Adolf Nazi, seine Schergen und seine Unterstützer und Mitläufer aufklären.