Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Historischer Spaziergang durch Geestemündes Schillerstraße

His­to­ri­sche Spa­zier­gän­ge unter der Füh­rung von Rose­ma­rie Blum, Vor­sit­zen­de des Bür­ger­ver­eins Geest­e­mün­de, sind sehr beliebt. Kürz­lich tra­fen sich etwa 70 Leu­te an der Hum­boldt­schu­le, um gemein­sam in der Schil­ler­stra­ße auf Spu­ren­su­che zu gehen.

Humboldtschule in der Schillerstraße

An der Hum­boldt­schu­le ende­te Ende der 1920er Jah­re die Schil­ler­stra­ße. Damals plan­te man den Bau einer Schu­le mit 16 Klas­sen. Im Jah­re 1928 war Bau­be­ginn, und am 30. April 1930 konn­te die neue Schu­le, die im Bau­haus­stil errich­tet wur­de, end­lich ein­ge­weiht werden.

Die Spa­zier­gän­ger muss­ten nicht weit gehen, bis sie sich an der Ecke Schil­ler­stra­ße  zur Georg-See­beck-Stra­ße vor der Knei­pe “Zum Grü­nen Jäger” wie­der ver­sam­mel­ten. Frau Blum wies dar­auf hin, dass es die­se Knei­pe “schon immer gege­ben” habe. Und die angren­zen­den Häu­ser Schil­ler­stra­ße 100 und 102 sol­len rei­che Fisch­kauf­leu­te gebaut haben.

Wei­ter ging es zur Schil­ler­stra­ße 94, ein ehe­ma­li­ger Beam­ten­wohn­block mit einer Brot­fi­lia­le von Eme­lie Turek im Sou­ter­rain. Zwei Häu­ser wei­ter, in der Schil­ler­stra­ße 90, ver­kauf­te Schlach­ter Abels von 1960 bis 1990 sei­ne Fleisch- und Wurstwaren.

Schillerstrasse

Aus alten Adress­bü­chern hat Frau Blum in Erfah­rung gebracht, dass es im Jah­re 1939 in der Schil­ler­stra­ße 33 Gewer­be­trei­ben­de gege­ben hat. Und für das Jahr 1979 hat sie sogar 46 Geschäf­te aus­ge­macht. Heu­te sol­len es nur noch 17 sein. Die Spa­zier­gän­ger erfuh­ren auch, dass vie­le der heu­ti­gen Gebäu­de in der Schil­ler­stra­ße ist nach dem Krieg erstellt wur­den, oft­mals auf den alten Kel­ler­wän­den der Ruinen.

Für alt­ein­ge­ses­se­ne Bre­mer­ha­ve­ner war es sicher­lich auch inter­es­sant zu erfah­ren, dass es an der Fried­rich­stra­ße die Fabrik “Carl zur Wie­den” gab, in der Obst­säf­te her­ge­stellt wur­den. Die Rück­sei­te des Fabrik­ge­län­des grenz­te an die Raabestraße.

Abschlie­ßend beklag­te Frau Blum, dass es auch hier in der Schil­ler­stra­ße zu vie­le Schrott­im­mo­bi­li­en gäbe. Wie in ande­ren Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­tei­len ver­sucht auch in Geest­e­mün­de ein Stand­ort­ma­na­ger, mit den Eigen­tü­mern der Schrott­im­mo­bi­li­en ins Gespräch zu kom­men, um gemein­sam nach Lösun­gen zu suchen.
Quel­le:
Jür­gen Rab­bel: Geschichte(n) von Geschäf­ten, Nord­see-Zei­tung vom 02.05.2015

Amerikaner in Bremerhaven — Folge 1

In der Dr.-Franz-Mertens-Straße steht noch heu­te ein in den Jah­ren 1937 – 1939 gebau­ter Gebäu­de­kom­plex, der am 02.10.1939 als Mari­ne­la­za­rett offi­zi­ell eige­weiht wur­de. Nach der Kapi­tu­la­ti­on im Mai 1945 über­nahm die ame­ri­ka­ni­sche Besat­zungs­macht das Laza­rett für die Behand­lung ihrer in Nord­deutsch­land sta­tio­nier­ten Sol­da­ten und ihrer Ange­hö­ri­gen.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

In den Jah­ren 1961 und 1962 wur­de das US Army Hos­pi­tal Bre­mer­ha­ven (33rd Sta­ti­on Hos­pi­tal) voll­stän­dig reno­viert und für moderns­te medi­zi­ni­sche Ver­fah­ren ein­ge­rich­tet. So gab es eine Sero­lo­gie, eine Rönt­gen­ab­tei­lung, eine Zahn­kli­nik und eine Augen­kli­nik. Auch ein EKG konn­te hier geschrie­ben und aus­ge­wer­tet werden.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Für die medi­zi­ni­sche Reha­bi­li­ta­ti­on der Sol­da­ten stand eine umfang­rei­che Phy­sio­the­ra­pie zur Ver­fü­gung, die eben­falls nach moderns­ten Erkennt­nis­sen ein­ge­rich­tet war: Whirl­pool, Wär­me­be­hand­lung mit Elek­tro­the­ra­pie, Übungs­ge­rä­te aller Art und ein gro­ßes Bewe­gungs­be­cken für ver­schie­de­ne Wasseranwendungen.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Doch obwohl hier im Bre­mer­ha­ve­ner US-Hos­pi­tal alle medi­zi­ni­schen Fach­rich­tun­gen ange­bo­ten wur­den, war es manch­mal erfor­der­lich, Pati­en­ten an das US-Hos­pi­tal in Frank­furt zu ver­le­gen. Beson­ders als in den Jah­ren 1990 und 1991 aus den Irak-Krie­gen Sol­da­ten mit schwe­ren psy­chi­schen Stö­run­gen zurück­ka­men, wur­den die­se an Spe­zia­lis­ten nach Frank­furt überwiesen.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Es war eine schlim­me Zeit für die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten. Nie­mand hat­te mehr damit gerech­net, in einen Krieg zie­hen zu müs­sen. Es war eine Zeit, in der das ohne­hin gut gesi­cher­te Hos­pi­tal beson­ders gründ­lich bewacht wur­de – Ter­ror­angst. Selbst die Unter­sei­te der Autos der Kran­ken­schwes­tern wur­de  mit einem Spie­gel inspiziert.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Wer das Hos­pi­tal­tor pas­sier­te, der betrat eine ande­re Welt – er war in Ame­ri­ka. Dort, wo heu­te die Apo­the­ke am Blink ihren Ver­kaufs­raum hat, war frü­her die Kan­ti­ne. Natür­lich wur­den ame­ri­ka­ni­sche Gerich­te ser­viert. Auf der Spei­se­kar­te stan­den Steak, Mac­ca­ro­ni Cheese und Ham­bur­ger. Und wie es in Ame­ri­ka üblich ist, wur­den an einem gro­ßen Büfett vie­le Salat- und Obst­sor­ten ange­bo­ten. Das Zah­lungs­mit­tel war natür­lich der Dollar.

Nordsee Wirtschafts-Zentrum

Heu­te ist das alles vor­bei. Am 01.04.1993 haben die Ame­ri­ka­ner das US-Hos­pi­tal für immer geschlos­sen und das Grund­stück an die deut­sche Ver­wal­tung zurück­ge­ge­ben. Heu­te beher­bergt der vier­stö­cki­ge aus Zie­gel und Beton errich­te­te Bau das Nord­see Wirt­schafts-Zen­trum. Aber Gesund­heit spielt immer noch eine gro­ße Rol­le. Es gibt eine Apo­the­ke, Ärz­te ver­schie­de­ner Fach­rich­tun­gen, eine Tages­kli­nik für ambu­lan­te Ope­ra­tio­nen sowie ein Sani­täts­haus und ver­schie­de­ne ande­re Geschäfte.

US-Hospital in der Dr.-Franz-Mertens-Straße

Wenn man vom Innen­hof her das Haupt­haus betritt, erblickt man das gro­ße Trep­pen­haus. Hier scheint die Zeit still­ge­stan­den zu sein, es hat sich nichts ver­än­dert. Das schö­ne Trep­pen­ge­län­der und die bemal­ten Blei­ver­gla­sun­gen an den Fens­tern sind erhal­ten wor­den.  In der 3. Eta­ge steht noch immer eine alte Rezeption.

1950_US-Hospital

Und über­all sieht man noch immer eng­lisch­spra­chi­ge Schil­der: “AFTER 1630 PLEASE RING BELL”, for­dert das eine auf oder “Scrub suits hats requi­red bey­ond red line” ein anderes.

Eine klei­ne Beson­der­heit haben uns die Ame­ri­ka­ner aber hin­ter­las­sen: Die Tür­öff­nungs­me­cha­nis­men aus der Zeit der Ame­ri­ka­ner sind geblie­ben. Die brei­ten Tür­bü­gel die­nen gleich­zei­tig als Tür­klin­ke, sodass die Türen sich auto­ma­tisch öff­nen, wenn man dage­gen drückt.
Quel­len:
U. S. Army, Euro­pe Medi­cal Bul­le­tin, Vol. 20, No. 1, Janu­ary 1963
Mar­ti­na Albert: Medi­zin auf neu­es­tem Stand, Nord­see-Zei­tung vom 10.03.2015
Mar­co Butz­kus: 16 Jah­re – 16 Leben, Die ame­ri­ka­ni­sche Sei­te Bre­mer­ha­vens
www.usarmygermany.com

Als in Lehe noch Kaffee geröstet wurde — Die Kaffeerösterei Emil Schütz

Am 14. Juli 1914 erschien der am 15. April 1891 in West­fa­len gebo­re­ne Emil Schütz auf dem Gewer­be­amt der Stadt Lehe und mel­de­te an, dass er in der Hafen­stra­ße 220 ein Fach­ge­schäft für Kaf­fee, Tee und Kon­fi­tü­ren eröff­net hat.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Sei­ne Kennt­nis­se über Kaf­fee­boh­nen hat er sich zuvor in der Bre­mer Fir­ma “Johann Jacobs” ange­eig­net. Nun woll­te er sein eige­nes Geschäft auf­bau­en. Doch das Schick­sal woll­te es zunächst anders. Der 1. Welt­krieg brach aus, und Emil Schütz muss­te, wie vie­le ande­re sei­ner Gene­ra­ti­on auch, den Waf­fen­rock anzie­hen. Erst 1918 soll­te er aus dem Krieg zurückkehren.

Nach Kriegs­en­de konn­te Emil Schütz sich end­lich dem Auf­bau sei­nes Geschäf­tes in der Hafen­stra­ße 220 wid­men und den Kaf­fee-Röst­be­trieb erheb­lich ver­grö­ßern. 1923 besaß er bereits 23 Filia­len in Bre­mer­ha­ven, Wuls­dorf, Nor­den­ham und Cux­ha­ven. Zwar wur­den in Emil Schütz Geschäf­ten auch Lebens­mit­tel ver­kauft, aber Kaf­fee, Tee und Kakao mach­ten den Haupt­um­satz aus.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Im Jah­re 1923 kauf­te Emil Schütz für sei­nen expan­die­ren­den Röst­be­trieb den leer­ste­hen­den alten Leher Güter­bahn­hof in der Molt­ke­stra­ße 11 – 24. Hier absol­vier­te Wal­ter Thür­mer, spä­te­rer Mit­in­ha­ber und Geschäfts­füh­rer der Dres­de­ner “Kaf­fee­rös­te­rei und Kaf­fee-Ersatz­fa­brik Max Thür­mer”, in den Jah­ren 1923 und 1924 ein Praktikum.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Emil Schütz bau­te den ehe­ma­li­gen Güter­bahn­hof zu einer Groß­rös­te­rei um und schloss in den nächs­ten Jah­ren nach und nach sei­ne Filia­len. Er woll­te sei­ne Kun­den nun direkt belie­fern. Neben Bre­mer­ha­ven und Nie­der­sach­sen waren sei­ne Ver­tre­ter bald auch in Sach­sen, Schle­si­en und sogar Ost­preu­ßen unter­wegs, um den mitt­ler­wei­le deutsch­land­weit bekannt gewor­de­nen “Schütz-Kaf­fee” an Ein­zel­händ­ler und Groß­ver­brau­cher aus­zu­lie­fern. In den Jah­ren 1926 und 1927 ver­ar­bei­te­te die Groß­rös­te­rei jähr­lich bis zu 7.000 Sack Kaffee.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Mit Aus­bruch des 2. Welt­krie­ges wur­den kei­ne Kaf­fee­boh­nen mehr impor­tiert. Um den Geschäfts­be­trieb auf­recht erhal­ten zu kön­nen, stell­te Emil Schütz sei­ne Rös­te­rei auf die Pro­duk­ti­on von Ersatz­kaf­fee um. In gro­ßem Umfang wur­den nun Getrei­de und Zucker­rü­ben­schnit­zel gerös­tet und dar­aus Mucke­fuck hergestellt.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Zwar gab es ein paar Schä­den durch Brand­bom­ben, aber im Gro­ßen und Gan­zen über­leb­te der Betrieb den Krieg unbe­scha­det. Ein gro­ßer Ver­lust für die Fir­ma war jedoch, dass beim Bom­ben­an­griff fünf Wohn- und Geschäfts­häu­ser zer­stört wur­den. Und als Deutsch­land nach Kriegs­en­de geteilt wur­de, konn­te Emil Schütz sei­ne ange­stamm­ten Kun­den im Osten nicht mehr beliefern.

Kaffeerösterei Emil Schütz

End­lich, im Jah­re 1948, tra­fen in Ham­burg und Bre­men wie­der die ers­ten Kaf­fee-Impor­te ein. Ein Segen, dass die Pro­duk­ti­ons­ge­bäu­de den Krieg über­lebt haben und der Röst­be­trieb sofort wie­der auf­ge­nom­men wer­den konn­te. Nun muss­te Ersatz für die ver­lo­ren gegan­ge­nen Absatz­märk­te geschaf­fen wer­den. Nicht nur im Elbe-Weser-Drei­eck konn­ten erfolg­reich Ein­zel­händ­ler für die Kaf­fee­sor­ten von der Schütz-Kaf­fee­rös­te­rei gewon­nen wer­den. Auch in West- und Süd­deutsch­land gelang es den Ver­tre­tern, neue Kun­den für den Qua­li­täts­kaf­fe aus Bre­mer­ha­ven zu begeistern.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Die Rös­te­rei  wur­de moder­ni­siert, und schon nach weni­gen Jah­ren konn­te die Vor­kriegs­pro­duk­ti­on über­trof­fen wer­den. Anfang der 1960er Jah­re waren 15 Ver­tre­ter mit ihren brau­nen VW-Bul­lis für die Groß­rös­te­rei auf deut­schen Stra­ßen unter­wegs. 50 Frau­en waren damit beschäf­tigt, den Kaf­fee zu sor­tie­ren und zu ver­pa­cken. In den Büros ver­dien­ten 14 Leu­te ihr Geld, und 20 Mit­ar­bei­ter waren für das Lager und den Trans­port ein­ge­teilt. Bis 1964 wur­den wöchent­lich 48 Stun­den gear­bei­tet, am Sonn­abend bis 14 Uhr.

Kaffeerösterei Emil Schütz

Ab Mit­te der 1960er Jah­re wur­de in der Rös­te­rei vie­les auto­ma­ti­siert. Jetzt wur­de nicht mehr von Hand sor­tiert; eine Maschi­ne saug­te nun jede Boh­ne an und sor­tier­te die Fehl­far­ben aus. Auch ein neu­es Röst­ver­fah­ren wur­de ein­ge­setzt. Doch obwohl die Fir­ma Schütz ein her­vor­ra­gen­des eng­ma­schi­ges Ver­triebs­sys­tem mit Ver­kaufs­be­zir­ke in ganz West-Deutsch­land unter­hielt, obwohl auto­ma­ti­siert und moder­ni­siert wur­de: 1971 kam das Ende für Schütz-Kaf­fee. Das Unter­neh­men wur­de an die Bre­mer  Fir­ma Köl­le ver­kauft, die eini­ge Jah­re spä­ter von Kaf­fee Hag über­nom­men wur­de. Was blieb, war die lan­ge wei­ße Mau­er in der Molt­ke­stra­ße, auf der ein gro­ßer roter Kreis mit einem knien­den Bogen­schüt­zen prangte.
Quel­len:
Hup­ke & Schrö­ter: Geschich­ten aus Lehe —
Kaf­fee­rös­te­rei Emil Schütz, Sei­te 33
Dr. Georg Bes­sell: Hei­mat­chro­nik der Stadt Bre­mer­ha­ven, Sei­te 265
Rai­ner  Dons­bach: Vol­les Röst­aro­ma aus Lehe, Nord­see-Zei­tung vom 21.10.2011
Kaf­fee­tra­di­ti­on e.V., 38820 Halberstadt

Das war meine Werft — Folge 11

Das war mei­ne Werft — Fol­ge 11

Durch die stock­dunk­le Nacht prescht ein rie­si­ges Schiff mit fünf haus­ho­hen Mas­ten durch die schwie­ri­gen Gewäs­ser süd­lich der eng­li­schen Küs­te nach Wes­ten, dem Atlan­ti­schen Oze­an ent­ge­gen. Nur durch die Kraft des Win­des und ohne Maschi­nen­un­ter­stüt­zung wird das bis zum Maxi­mum bela­de­ne größ­te quer­ge­ta­kel­te Segel­schiff der Welt vor­an­ge­trie­ben. Es ist die Preu­ßen, die bei der Joh. C. Teck­len­borg Werft am 7. Mai 1902 vom Sta­pel lief.Das war meine Werft - Folge 111842 errich­te­te der Bre­mer Zim­mer­baas Jan Simon Abe­gg in Bre­mer­ha­ven einen Schiff­bau­be­trieb. 1845 über­nahm Franz Teck­len­borg die Werft. Die Lei­tung hat­te der gelern­te Schiffs­zim­me­rer Johann Carl Teck­len­borg inne. Die Schiffs­werft trug den Namen “Joh. C. Teck­len­borg A.-G. Schiffs­werft und Maschi­nen­fa­brik, Bre­mer­ha­ven-Geest­e­mün­de”.   Um die Wen­de zum 20sten Jahr­hun­dert zähl­te die Teck­len­borg-Werft im damals preu­ßi­schen Geest­e­mün­de  zu den ältes­ten und bedeu­tends­ten Werf­ten im Deut­schen Reich.

Tecklenborg Werbung

Zunächst bau­te Teck­len­borg Holz­schif­fe, schaff­te aber – wie nur weni­ge Werf­ten — den Über­gang zum moder­nen Eisen­schiff­bau. Dafür war es erfor­der­lich, die Werft auf die ande­re Sei­te der Gees­te nach Geest­e­mün­de zu ver­le­gen. Teck­len­borg kauf­te 1881 auf dem Mühl­acker — einer von der Gees­te umflos­se­nen Halb­in­sel — ein ent­spre­chen­des Gelän­de für neue moder­ne Werft­an­la­gen und bau­te fort­an auf bis zu sie­ben Hel­gen Damp­fer und Segel­schif­fe aus Eisen und Stahl und begann mit dem Kes­sel- und Maschinenbau.

Joh. C. Tecklenborg Werbung

18 Groß­seg­ler lie­fen hier vom Sta­pel, dar­un­ter auch das Fünf­mast­voll­schiff “Preu­ßen”, das die für ein Segel­schiff unglaub­li­chen Abmes­sun­gen von 135,5 Meter Län­ge und 16,4 Meter Brei­te auf­wies. Der Groß­mast hat­te eine Höhe von 57 Metern, und die Segel­flä­che betrugt rie­si­ge 5560 Qua­drat­me­ter. Das Schiff war der gan­ze Stolz der in Ham­burg ansäs­si­gen Ree­de­rei  F. Laeisz, die es vor­wie­gend zum Trans­port von Sal­pe­ter von Süd­ame­ri­ka nach Deutsch­land ein­setz­te. Der Rah­seg­ler “Preu­ßen” war das ein­zi­ge Fünf-Mast-Voll­schiff ohne Hilfs­an­trieb, das jemals die Mee­re befuhr. Sie dien­te als Vor­bild für das im Jah­re 2000 in Dienst gestell­te Segel-Kreuz­fahrt­schiff “Roy­al Clip­per”.Das war meine Werft - Folge 11Auch die eben­falls an die Ree­de­rei F. Laeisz abge­lie­fer­te Vier­mast­stahl­bark, “Padua” lief hier im Jah­re 1926 vom Sta­pel. Das Schiff, das heu­te mit dem Namen “Kru­zens­tern” unter rus­si­scher Flag­ge segelt, gehör­te zu den berühm­ten Fly­ing P‑Linern der Redee­rei. Regel­mä­ßig macht der Groß­seg­ler in Bre­mer­ha­ven fest.

Tecklenborg-Werft

1914 wur­de am Vor­abend des Ers­ten Welt­krie­ges das für den “Deutschen–Schulschiff-Verein” auf der Teck­len­borg Werft gebau­te Segel­schul­schiff “Groß­her­zog Fried­rich August“ in Dienst gestellt. 1919 muss­te die Bark als Repa­ra­ti­ons­zah­lung nach Eng­land abge­ge­ben wer­den und wur­de von dort schließ­lich 1923 an Nor­we­gens Ree­der­ver­band ver­kauft. Die Drei­mast-Bark ist wur­de auf den Namen “Stats­raad Lehm­kuhl” umge­tauft und ist heu­te noch regel­mä­ßig als Schul­schiff für die König­li­che Nor­we­gi­sche Mari­ne auf allen Welt­mee­ren anzu­tref­fen. Das im ver­gan­ge­nen  Jahr hun­dert Jah­re alt gewor­de­ne Segel­schiff kommt auch immer mal wie­der in sei­ne Geburts­stadt Bremerhaven.

Stapelllauf "Schulschiff Deutschland"

Das letz­te Segel­schiff, das in der Teck­len­borg Werft im Jah­re 1927 vom Sta­pel lief, war die “Schul­schiff Deutsch­land”, ein für die Han­dels­schiff­fahrt als Voll­schiff geta­kel­ter Drei­mas­ter. Der fast 90 Jah­re alte Groß­seg­ler ist seit 1995 ein Kul­tur­denk­mal und liegt als Muse­ums­schiff in Bremen-Vegesack.

Hochseeschlepper "Seefalke"

Auf der Teck­len­borg Werft wur­den aber nicht nur Segel­schif­fe gebaut. So bau­te die Werft im Jah­re 1924 für die Ree­de­rei W. Schuch­mann den Ber­gungs­schlep­per “See­fal­ke” und rüs­te­te ihn mit zwei MAN-Moto­ren aus. Mit sei­nen 3.000 PS soll es damals welt­weit kei­nen gleich star­ken Schlep­per gege­ben haben.

Der Pas­sa­gier­damp­fer “Johann Hein­rich Bur­chard” war das größ­te Schiff, das auf der Teck­len­borg Werft gebaut wur­de. Es war für den Süd­ame­ri­ka­dienst der Ham­bur­ger Ree­de­rei HAPAG bestimmt, lief am 10.02.1914 vom Sta­pel und lag wäh­rend des Ers­ten Welt­krie­ges im Kaiserhafen.

Schnelldampfer Johann Heinrich Burchard

Nach dem ver­lo­re­nen Ers­ten Welt­krieg geriet der Schiff­bau in Deutsch­land in eine schwe­re Kri­se, die auch nicht an der Teck­len­borg Werft vor­über­ging. 1926 schloss sich die Bre­mer Werft AG Weser mit sie­ben ande­ren Werf­ten zur “Deut­sche Schiff- und Maschi­nen­bau Akti­en­ge­sell­schaft” (Deschi­mag) zusam­men. Eine die­ser Werf­ten war die Teck­len­borg Werft, die bereits wie­der ren­ta­bel arbei­te­te. Ver­lief die Zusam­men­ar­beit zunächst posi­tiv, soll­te sich das Blatt bald wen­den. Gro­ße und lukra­ti­ve Auf­trä­ge wur­den an die Werft AG Weser ver­ge­ben, die Teck­len­borg Werft erhielt nur noch Repa­ra­tur­auf­trä­ge. Sie wur­de der­art geschwächt, dass sie bald Ver­lus­te mach­te   und die Kapi­tal­eig­ner der Deschi­mag die Werft 1928 aus geschäfts­po­li­ti­schen Grün­den schlie­ßen und kom­plett demon­tie­ren lie­ßen. Die Schlie­ßung der Tra­di­ti­ons­werft bedeu­te­te für etwa 2.500 Beschäf­tig­te die Arbeitslosigkeit.

Eines der letz­ten unver­wech­sel­ba­ren Merk­ma­le der Werft war das Ver­wal­tungs­ge­bäu­de — der graue Esel, wie man ihn auch nann­te. Er wur­de 1971 abgerissen.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 03.09.2012: “Intak­te Werft wird aufgegeben”.
Rolf-Micha­el Busch­ow: “Preu­ßen am Bug”, Preu­ßi­sche Zei­tung 1999
Kiel­horn, Deut­scher Han­dels­schiff­bau und sei­ne Gesetzgebung
Mes­se­ge­mein­schaft Teck­len­borg Bre­mer­ha­ven e. V.
Tors­ten Knob­loch: Kri­sen und Zusam­men­brü­che der Unter­we­ser­werf­ten in der Wei­ma­rer Republik

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Das erste China-Restaurant in Bremerhaven

Das ers­te Chi­na-Restau­rant in Bremerhaven

Am 2. Juli 1945 ver­häng­te der dama­li­ge Regie­ren­de Bür­ger­meis­ter Erich Vagts für Bre­mer­ha­ven eine Zuzugs­sper­re. Haupt­säch­lich durch die Zer­stö­run­gen des Bom­ben­an­griffs vom 18.09.1944 herrscht hier eine gro­ße Woh­nungs­not. Am 27. Juni 1950 wird die Zuzugs­sper­re auf­ge­ho­ben. Da ver­lässt der mit einer deut­schen Frau ver­hei­ra­te­te Kauf­mann Chin Lo die Ham­bur­ger “Chi­ne­sen Kolo­nie” und lässt sich in der See­stadt nieder.

Eroeffnung China-Restaurant "Pacific" in Lehe

Am 24.03.1951 eröff­net Chin Lo in der Storm­stra­ße 41 das “Paci­fic”. Es ist eine ein­fa­che Gast­stu­be. Das “Paci­fic” hat noch nicht das Ambi­en­te, wie man es heu­te gewohnt ist. Aber es ist das ers­te Chi­na-Restau­rant in Bre­mer­ha­ven, unweit des Ver­gnü­gungs­vier­tels an der Rickmersstraße.

Kueche Restaurant "Shanghai"

Nur zwei Jah­re spä­ter gibt es in Bre­mer­ha­ven zwei wei­te­re chi­ne­si­sche Spei­se­re­stau­rants: Shu-Ka Ling eröff­net 1953 in der Fels­stra­ße das “Shang­hai”. Und gegen­über des neu­en Kinos “Ala­din” in der Rick­mer­stra­ße gibt Chin Lo sei­nem zwei­ten Restau­rant den Namen “Hong­kong”.

Speiseraum Restaurant "Shanghai"

Zunächst fan­den sich beim “Chi­ne­sen” See­leu­te und US-Sol­da­ten ein. Doch die gro­ßen Por­tio­nen zu güns­ti­gen Prei­sen lock­ten auch mehr und mehr Bre­mer­ha­ve­ner an. Bald galt es als “schick”, beim Chi­ne­sen essen zu gehen. So eröff­nen Anfang der 1960er Jah­re wei­te­re Restau­rants in Geest­e­mün­de und Lehe. Heu­te bie­ten in Bre­mer­ha­ven zwölf Chi­na-Restau­rants ihre Spei­sen an. Doch die einst schlich­ten Gast­stu­ben gibt es nicht mehr. Längst haben sie den Gour­met­tem­peln mit ihren lan­des­ty­pi­schen Ein­rich­tun­gen Platz gemacht.
Quel­len:
Jür­gen Rab­bel: “Chi­ne­sen erobern die Stadt”, Nord­see-Zei­tung vom 12.02.2015
Sil­ke Hell­weg: “Die Welt­kriegs­flücht­lin­ge waren nicht will­kom­men”, Weser-Kurier vom 27.09.2015
Dr. Hart­mut Bickel­mann: “Die Anfän­ge der chi­ne­si­schen Gas­tro­no­mie in Bre­mer­ha­ven”, Vor­trag im Casi­no der Weser-Elbe-Spar­kas­se am 10.02.2015

Die Milchbar gammelt weiter vor sich hin

Immer wie­der haben die Besit­zer der seit 2009 leer ste­hen­den Milch­bar ihre Absicht bekun­det, das Kult-Café in der Lloyd­stra­ße zu reno­vie­ren und neu zu eröff­nen. Bis heu­te hat sich nichts getan.

Milchbar in der Lloydstraße von Bremerhaven

Gut, das Pack­pa­pier wur­de ent­fernt und durch alte ver­grau­te Vor­hän­ge ersetzt. Aber sonst konn­ten weder die auf­ge­brach­ten Nach­barn noch das Drän­gen der Denk­mal­schutz­be­hör­de an dem ver­gam­mel­ten Zustand etwas ändern. Die ehe­ma­li­ge Milch­bar, schon lan­ge ein Schand­fleck in der Lloyd­stra­ße, ver­rot­tet langsam.

Laut Bericht der Nord­see-Zei­tung hat eine Fami­lie Griesch das Lokal im Jah­re 2011 über­nom­men, um es zu reno­vie­ren. Der Abschluss der Arbei­ten soll für Ende 2012 vor­ge­se­hen gewe­sen sein. Aber nichts ist pas­siert. Auch die Jah­re 2013 und 2014 zogen vor­über, ohne dass in dem Lokal mit einer Reno­vie­rung begon­nen wurde. 

Die Denk­mal­schutz­be­hör­de soll die Hoff­nung jeden­falls noch nicht auf­ge­ge­ben haben, dass es nach all der Zeit doch noch eine gemein­sa­me Lösungs­su­che mit den Eigen­tü­mern geben wird. 

Es kann ja nicht sein, dass hier ein denk­mal­ge­schütz­tes Gebäu­de dem Ver­fall preis­ge­ge­ben wird, mit dem vie­le Bre­mer­ha­ve­ner Erin­ne­run­gen an ihre Jugend­zeit ver­bin­den. An die tol­le Zeit der 1950er und 1960er, als man ein oder auch zwei  Gro­schen in die Musik­box steck­te um Twist-Musik von Chub­by Che­cker oder Rock ’n’ Roll von Bill Haley oder Elvis Pres­ley von Chuck Ber­ry oder  Fats Domi­no zu hören. Dazu saug­te man stun­den­lang — natür­lich mit sei­ner neu­en Flam­me an einem Fens­ter­platz sit­zend — durch einen Stroh­halm sei­nen Milkshake oder bestell­te sich ein Stück der berühm­ten Torten. 

So bleibt nur die Hoff­nung, dass die Stadt­ver­wal­tung den Eigen­tü­mern “Dampf unterm Hin­tern macht”, damit die­se sich end­lich um ihre Kult­gast­stät­te küm­mern.
Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 07.01.2015

Die Geschichtswerkstatt Lehe erzählt

Die Geschichts­werk­statt Lehe erzählt

Regel­mä­ßig tref­fen sich die Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe, die der Kul­tur­wis­sen­schaft­ler Dr. Burk­hard Her­ge­sell im Jah­re 2006 gegrün­det hat. Heu­te sind es rund ein Dut­zend Hob­by­his­to­ri­ker, die Geschich­ten aus einer Zeit zusam­men­tra­gen, in der es Lehe noch gut ging.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltIn den Jah­ren 1880 bis 1914 ent­stand in Lehe ein Wohn­quar­tier, dass heu­te als Goe­the­stra­ßen-Quar­tier bekannt ist. “Es kamen täg­lich Leu­te an, woll­ten ihren Fami­li­en ein bes­se­res Leben ermög­li­chen”, so Dr. Her­ge­sell im Sonn­tags­jour­nal vom 04.01.2015. Die um die Wen­de zum zwan­zigs­ten Jahr­hun­dert vor­herr­schen­de posi­ti­ve Grund­hal­tung der Zuwan­de­rer ist lei­der längst ver­flo­gen. Woh­nungs­leer­stän­de und Schrott­im­mo­bi­li­en prä­gen heu­te das Bild rund um die Goe­the­stra­ße. Doch wenn die sehr dif­fe­ren­zier­te sozia­le Schich­tung in die­sem Gebiet auch nicht ein­fach ist, vie­le hier leben­de Men­schen möch­ten sich für “ihr” Quar­tier posi­tiv enga­gie­ren.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltSo tref­fen sich die Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe alle vier­zehn Tage im Treff­punkt “Kog­ge” in der Goe­the­stra­ße 23. Die Tref­fen sind aber nicht dem all­ge­mei­nen Zeit­ver­treib gewid­met. Hier wird ernst­haft die Geschich­te des Stadt­teils Lehe auf­ge­ar­bei­tet. Geschich­ten aus der Zeit, als Lehe noch ein boo­men­der Stadt­teil war, wer­den erin­nert und zusammengetragen.

Im Jah­re 1800 war Lehe noch eine klei­ne Gemein­de mit nur 1.300 Ein­woh­nern. Die indus­tri­el­le Revo­lu­ti­on spül­te aber auch nach Lehe Men­schen, die in den neu­en Werf­ten, Fabri­ken und Hafen­an­la­gen Arbeit fan­den. Im Jah­re 1900 hat­ten in Lehe, die 1920 eine kreis­freie Stadt wur­de, 28.000 Ein­woh­ner ihre Heimat.

Die fast ver­ges­se­nen Ein­zel­schick­sa­le der Men­schen die­ser Stadt und die­ser Zeit wie­der­be­le­ben, dass ist das Ziel der Mit­glie­der der Geschichts­werk­statt Lehe. Die klei­nen Geschich­ten der ein­zel­nen Men­schen wer­den ein­ge­bet­tet in die gro­ße Geschich­te jener Zeit und in die sozia­len Ver­hält­nis­se, die damals unab­än­der­lich das Leben der Kin­der und Erwach­se­nen, der Män­ner und Frau­en bestimm­ten.Die Geschichtswerkstatt Lehe erzähltIn der Geschichts­werk­statt denkt man auch dar­über nach, wie man das Quar­tier Goe­the­stra­ße wie­der auf­wer­ten könn­te. Als ers­ten Schritt hat  im ver­gan­ge­nen Jahr eine für das Quar­tier Goe­the­stra­ße zustän­di­ge Quar­tier­ma­na­ge­rin ihre Arbeit auf­ge­nom­men. Sie soll eng mit der Immo­bi­li­en­wirt­schaft zusam­men­ar­bei­te und dafür Sor­ge tra­gen, dass das Quar­tier wie­der als Wohn­ge­biet attrak­tiv wird.
Quel­len:
Sonn­tags­jour­nal vom
04.01.2015
geschichtswerkstatt-lehe.de
burkhard-hergesell.de
meinlehe.de
esglehe.de

 

Ein Relikt aus der Kaiserzeit

In Bre­mer­ha­ven steht am Alten Vor­ha­fen direkt an der Kaje ein klei­nes Häus­chen aus Stahl, das dort in Ver­ges­sen­heit zu gera­ten scheint. Die stark ver­ros­te­ten Sei­ten­wän­de wer­den mit Nie­ten zusam­men­ge­hal­ten. Im obe­ren Drit­tel des Häus­chens befin­det sich eine klei­ne abschließ­ba­re Tür. Das Inne­re wird durch ein Pyra­mi­den­dach geschützt.

Pegelhäuschen am Alten Vorhafen

Bei dem Häus­chen han­delt es sich um ein Pegel­haus aus dem Jah­re 1912, das bis etwa 1925 in Betrieb war. In dem Häus­chen befin­det sich ein Schreib­pe­gel, der die Was­ser­stän­de der Weser pro­to­kol­lier­te und Signa­le elek­trisch an das Betriebs­häus­chen des 1903 erbau­ten Was­ser­stands­an­zei­ger am Weser­deich sen­de­te. Heu­te beher­bergt das Betriebs­häus­chen das Strand­ca­fé “See­lust”. Schließ­lich kur­bel­te ein Elek­tro­mo­tor ent­spre­chen­de Bäl­le und Kegel den Was­ser­stands­an­zei­ger hin­auf oder herunter.

Schaut man durch die klei­ne Tür in das Häus­chen hin­ein, sieht man einen gemau­er­ten Schacht, in dem frü­her der Schwim­mer hing. Heu­te wür­de hier kein Schwim­mer mehr funk­tio­nie­ren: Längst wur­de vor die alte Kaje eine neue gesetzt und die Ver­bin­dung zum Was­ser damit unterbrochen.

Wer das Bild betrach­tet wird sich viel­leicht fra­gen, war­um das Häus­chen mit einem Zaun und merk­wür­di­gen Stan­gen umge­ben ist. Es han­delt sich dabei um soge­nann­te “Lei­nen­ab­wei­ser”. Die soll­ten ver­hin­dern, dass sich die Lei­nen der Segel­schif­fe nicht an dem Häus­chen ver­hed­dern und die­ses beschä­di­gen. Frü­her hat­ten die Segel­schif­fe ja kei­nen Motor­an­trieb und muss­ten mit Lei­nen in die Schleu­sen­kam­mer zum Alten Hafen gezo­gen werden.

Bremerhaven Wasserstandsanzeiger mit Strandcafé "Seelust"

Seit dem Jah­re 1925 wer­den die Was­ser­stän­de an der Dop­pel­schleu­se im Fische­rei­ha­fen gemes­sen. Das Pegel­häus­chen wird seit­her nicht mehr benö­tigt. Und irgend­wie scheint es in Ver­ges­sen­heit gera­ten zu sein, blieb es doch all die Jah­re auf sei­nem Platz ste­hen und trotz­te den Wir­ren des 2. Welt­krie­ges eben­so wie der Nach­kriegs­zeit. Schon als im Jah­re 1928 die Kaje gebaut wur­de stör­te sich nie­mand an das Häus­chen – es blieb ste­hen wo es steht.

Die Schif­fahrts­ge­schicht­li­che Gesell­schaft Bre­mer­ha­ven möch­te das Pegel­haus sanie­ren und unter Denk­mal­schutz stel­len las­sen. 5.000 Euro feh­len noch, um das Häus­chen abzu­bau­en, damit es sand­ge­strahlt und lackiert wer­den kann. Wenn es dann restau­riert und kon­ser­viert ist, hat Bre­mer­ha­ven zusam­men mit dem bereits unter Denk­mal­schutz ste­hen­den und frisch reno­vier­ten fast 32 Meter hohen Was­ser­stands­an­zei­ger ein an der Deut­schen Bucht ein­ma­li­ges his­to­ri­sches Ensemble.

Spen­den­kon­to der Schif­fahrts­ge­schicht­li­chen Gesell­schaft Bre­mer­ha­ven: Spar­kas­se Bre­mer­ha­ven, Kon­to 4012666, BLZ 29250000.
Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 18.10.2014, Sei­te 14
bremerhaven.de, Kurio­ses von der Küste