Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Letzte Überbleibsel einer Bremerhavener Ziegelei verschwindet

Ein letz­tes Relikt der Zie­ge­lei­en in der Stadt – das seit Jah­ren leer­ste­hen­de Gebäu­de ist maro­de, der Sanie­rungs­auf­wand ist zu hoch

Ziegelei Beneken in WulsdorfDer Back­stein­bau an der Weser­stra­ße 1 ist das letz­te Über­bleib­sel einer Bre­mer­ha­ve­ner Zie­ge­lei. Er hat schon bes­se­re Tage erlebt, jetzt sind Fens­ter und Türen des aus dem Jah­re 1874 stam­men­den Gebäu­des ver­na­gelt, die Abriss­bir­ne scharrt schon mit den Hufen. Ein­fa­mi­li­en­häu­ser sol­len auf dem ver­wahr­los­ten Grund­stück gebaut werden.

Ofenhaus Ziegelei WulsdorfAls die Zie­ge­lei gebaut wur­de, waren die hohen Schorn­stei­ne noch weit­hin zu sehen. Die Bebau­ung rund um die Zie­ge­lei war nur spär­lich. Aber dann mach­ten ab 1904 die ers­ten Kalk­sand­stein­wer­ke den oft­mals von Land­wir­ten als Neben­er­werb betrie­be­nen Zie­ge­lei­en Kon­kur­renz, und so manch ein Betrieb muss­te auf­ge­ben. Ab 1934 rauch­ten dann auch die Schorn­stei­ne an der Weser­stra­ße nicht mehr.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg wur­de das Ofen­haus noch für ver­schie­de­ne Zwe­cke genutzt, doch nun steht es schon seit Jah­ren leer und ist dem Ver­fall preisgegeben.

Quel­le: Nord­see-Zei­tung vom 21. Febru­ar 2013

Die älteste Gaststube in Bremerhaven

Wer nach Bre­mer­ha­ven kommt, der soll­te dort unbe­dingt ein­mal in die ältes­te Gast­stät­te der Stadt ein­keh­ren. Die­sen guten Rat befolg­ten bereits im 19. Jahr­hun­dert die Schau­stel­ler, denen das 1839 erbau­te Wirts­haus als Her­ber­ge und Win­ter­quar­tier diente.Gaststätte Alt-Bremerhaven 1956Gaststätte Alt-Bremerhaven im Januar 2013

Aber auch Kut­scher, See­leu­te und Gesin­del kamen in das dama­li­ge Ver­gnü­gungs­vier­tel, um hier im Gast­haus Alt-Bre­mer­ha­ven ihr Bier zu trin­ken und Neu­ig­kei­ten aus­zu­tau­schen. Damals hieß die Stra­ße, in der sich Knei­pe an Knei­pe reih­te, noch Lan­ge Stra­ße. Erst nach dem 2. Welt­krieg wur­de die Stra­ße umge­tauft und heißt seit­her Pra­ger Straße.

Heu­te betrei­ben Axel Nocke und Joa­chim Flick die seit 1978 unter Denk­mal­schutz ste­hen­de voll­stän­dig sanier­te “bes­te Knei­pe der Welt” “mit Herz und See­le” und bie­ten ihre Geträn­ke und Spei­sen zu durch­aus mode­ra­ten Prei­sen an.

Öff­nungs­zei­ten:
Mo. —  Do. 18.00 Uhr — 02.00 Uhr
Fr.  —  Sa.  18.00 Uhr — open End

Wo soll man nun seinen traditionell gefilterten Kaffee trinken

Das ist bit­ter! Es ist knapp acht Mona­te her, dass der Deich­SPIE­GEL über die Neu­eröff­nung des “Café Natio­nal” berich­ten konn­te. Und nun ist schon wie­der alles vor­bei. Am mor­gi­gen Sonn­tag wer­den die Café­haus­gäs­te ein letz­tes Mal verabschiedet.

Kaffeehaus

Aus für die gepfleg­te Kaf­fee­haus­kul­tur” schreibt die Nord­see-Zei­tung in ihrer heu­ti­gen Wochen­end­aus­ga­be. Aber was macht eine Kaf­fee­haus­kul­tur eigent­lich aus? Was ist es, das ein Kaf­fee­haus­be­such so beson­ders macht?

Nun, ich den­ke, es sind die vie­len klei­nen Details, die stim­men müs­sen. Das Rascheln der Zei­tun­gen, die für die Gäs­te bereit­ge­hal­ten wer­den. Eine Zei­tung oder eine Zeit­schrift lädt den Gast zum Ver­wei­len ein. Er weiß, er ist will­kom­men, er darf blei­ben so lan­ge er will und die Zei­tun­gen stu­die­ren. Dazu gehört natür­lich eine freund­li­che Bedie­nung. Auf­merk­sam­keit und Beflis­sen­heit mögen Relik­te ver­gan­ge­ner Zei­ten sein. Ein Kaf­fee­haus, wie ich es mir vor­stel­le, unter­streicht es mein Wohl­be­fin­den. Und dann der köst­li­che Duft, der einem Känn­chen mit fri­schem Kaf­fee ent­strömt. Das sind die Ingre­di­en­zi­en eines guten Kaffeehauses.

In einem Wie­ner Kaf­fee­haus war es durch­aus üblich, dass ein Gast, der nur einen Kaf­fee bestellt hat, stun­den­lang an sei­nem Tisch sit­zen blei­ben durf­te. Nicht weni­ge arbei­te­ten in “ihrem” Kaf­fee­haus als Schrift­stel­ler, hier ent­stand die  Kaf­fee­haus­li­te­ra­tur. In vie­len klas­si­schen Wie­ner Kaf­fee­häu­sern wird an bestimm­ten Tagen der Woche abends Kla­vier­mu­sik gespielt.

Die Kaf­fee­haus­kul­tur gibt es heu­te so gut wie nir­gends mehr.  Wel­cher Betrieb kann schon davon leben, dass die Gäs­te nur eine Tas­se Kaf­fee ver­zeh­ren! Heu­te ist alles auf Schnel­lig­keit aus­ge­rich­tet: cof­fee to go, Piz­za to go, alles to go. Kei­ner bleibt, nie­mand gönnt sich mal eine hal­be Stun­de der Ent­span­nung. Nur wer hek­tisch durch die Stra­ßen eilt, den Kaf­fee in der einen Hand und das Han­dy in der ande­ren, nur der scheint wich­tig zu sein und Erfolg zu haben.

Café National
Ach wie scha­de. Zur Eröff­nung im letz­ten Jahr gab es neue Maschi­nen, neu­es Geschirr und eine neue Spei­se­kar­te, auf der zwi­schen 15 und 20 Kuchen- und Tor­ten­sor­ten offe­riert wur­den. Und nun gibt es das 140-jäh­ri­ge “Café Natio­nal” ab Mon­tag nicht mehr. Und es gibt kei­nen Ersatz in Bre­mer­ha­ven. Wo soll man nun sei­nen tra­di­tio­nell gefil­ter­ten Kaf­fee trin­ken. Über­all gibt es nur die Auto­ma­ten, die auf Knopf­druck zischend Espres­so, lat­te mac­chia­to, Cap­puc­ci­no oder Milch­kaf­fe auf die Rei­se in die Tas­se schicken.

Ein Kaf­fee­haus zu füh­ren, welch ein Traum! Wer viel­leicht mit dem Gedan­ken spielt, dass “Café Natio­nal” zum Erfolg zu füh­ren, dem emp­feh­le ich den Blog­bei­trag von Johan­nes Kles­ke “Wo bleibt die Kaf­fee­haus­kul­tur” zum Studium.

Kulturhistorisches Museum Görlitz — Barockhaus

Portal am Barockhaus Neißstraße 30 in GörlitzEin Haus unmit­tel­bar an der via regia bele­gen konn­ten sich nur gut betuch­te Bür­ger leis­ten. Die­se für Gör­litz typi­schen Hal­len­häu­ser, die zur Blü­te­zeit des Han­dels erbaut wur­den, ver­ein­ten oft­mals Wohn­haus, Kon­tor, Lager und Brau­hof. In den präch­tig aus­ge­stat­te­ten Häu­sern mit hoher Zen­tral­hal­le, Renais­sance­saal und ver­win­kel­ten Trep­pen­häu­sern leb­ten Groß- und Fernhändler.

So kBarockhaus Neißstraße 30, errichtet 1726 – 1729am einst auch der Zit­tau­er Damast­händ­lers Johann Chris­ti­an Ameiß nach Gör­litz und ließ sich 1727 bis 1929 das heu­te auch als Barock­haus bekann­te Wohn­ge­bäu­de Neiß­stra­ße 30 erstel­len. Seit 1951 gehört das Haus, das eng mit der Geschich­te der Stadt Gör­litz und der Ober­lau­sitz ver­bun­den ist, dem Kul­tur­his­to­ri­schen Muse­um Görlitz.

Die Samm­lun­gen des Muse­ums umfas­sen Zeu­gen zur Stadt­ge­schich­te von den Anfän­gen der Besied­lung bis zur Gegen­wart, Gemäl­de des 18. bis 20. Jahr­hun­dert, Kunst­hand­werk und Bestän­de zur Wis­sen­schafts­ge­schich­te der Ober­lau­sitz, ein Phy­si­ka­li­sches Kabi­nett aus dem 18. Jahr­hun­dert sowie Per­so­nal­aus­stel­lun­gen zu dem Phi­lo­so­phen Jakob Böh­me. Das umfang­reich reno­vier­te Barock­haus in der Gör­lit­zer Neiß­e­stra­ße 30 dient als Museum.Adolf Gottlob Zimmermann, Öl auf Leinwand, 1825: Die Schwestern Amalie Louise und Hermine Mathilde Geller

Barockofen (um 1720) aus Neu-HörnitzIn der Aus­ga­be Sep­tem­ber 2011 berich­te­te die Stadt­BILD, dass die Gör­lit­zer ihr in den letz­ten Jah­ren für ins­ge­samt 8,4 Mil­lio­nen Euro pracht­voll restau­rier­tes Barock­haus am 29. Juli 2011 wie­der in Besitz neh­men konn­ten.  Bis zu 9 Farb­schich­ten der wert­vol­len Stuck­de­cken muss­ten ent­fernt wer­den, um in allen Räu­men den Ori­gi­nal­zu­stand wie­der her­zu­stel­len. Die alten Fuß­bö­den wur­den erhal­ten und Fens­ter und Türen denk­mal­ge­recht erneu­ert. Ein baro­cker Ofen aus der Zeit um 1720 wur­de aus dem Amts­ver­wal­ter­haus Schloss Neu-Hör­nitz her­bei­ge­schafft und ziert nun den Gro­ßen Salon der Ameiß­schen Wohnung.

Historischer Saal der Oberlausitzischen Bibliothek der Wissenschaften, eingerichtet nach 1804Im 1. Stock hat die Ober­lau­sit­zi­sche Biblio­thek der Wis­sen­schaf­ten mit ihren wert­vol­len Buch­be­stän­den Ein­zug gehal­ten. Der wohl schöns­te Biblio­theks­saal Deutsch­lands ver­setzt sei­ne Besu­cher unwei­ger­lich ins Erstau­nen. Doch auch in der 2. Eta­ge wer­den sich die Besu­cher nicht lang­wei­len: Samm­lun­gen der Ober­lau­sit­zer Gesell­schaft der Wis­sen­schaf­ten mit dem der Gelehrte Adolf Traugott von Gersdorfein­zig­ar­ti­gen Phy­si­ka­li­schen Kabi­nett des Adolph Trau­gott von Gers­dorf mit sei­nen teils sku­ri­len Elek­tri­fi­zie­rungs­ma­schi­nen zie­hen die Auf­merk­sam­keit auf sich. Es kön­nen hier gar nicht alle Samm­lun­gen auf­ge­zählt wer­den. Doch die his­to­risch bedeut­sa­men und wert­vol­len Gemäl­de und Sti­che bekann­ter schle­si­scher, Ober­lau­sit­zer und deut­scher Künst­ler aus der Epo­chen der Roman­tik und der Auf­klä­rung sol­len hier erwähnt werden.

Das Barock­haus Neiß­stra­ße 30 kann diens­tags bis sonn­tags von 10:00 bis 17:00 Uhr besich­tigt werden.

Quel­len:
Säch­si­sche Zei­tung vom 1. August 2011
Stadt­BILD Aus­ga­be Sep­tem­ber 2011
Kunst­his­to­ri­sches Muse­um Gör­litz
wikipedia.org

Das Ende der alten Kesselschmieden der Lloyd-Werft

Es ist vorbei! Die alten Werkstätten der Lloyd Werft werden ausgeweidet, um sie für den Abriss vorzubereiten. | Foto: Nordsee-Zeitung/eer vom 5. Oktober 2012 An der alten Kes­sel­schmie­de hängt ein schwar­zes Kreuz. „1921–2012“ haben Werft­ar­bei­ter drauf­ge­schrie­ben. Noch steht das Gebäu­de, aber sei­ne Tage sind gezählt. Auch Gie­ße­rei, Zim­me­rei und Moto­ren­werk­statt sol­len abge­ris­sen werden.

Mod­ri­ger Geruch kommt aus der Moto­ren­werk­statt, als der Betriebs­lei­ter die Tür öff­net. Zuletzt wur­den hier Azu­bis aus­ge­bil­det, aber die Ener­gie­kos­ten für die heu­te unzweck­mä­ßi­gen Gebäu­de sind ein­fach zu teu­er gewor­den. Wer­den sie aber nicht beheizt, brei­tet sich die Feuch­tig­keit im Mau­er­werk aus.

Der jet­zi­ge Werft­be­sit­zer will Inves­to­ren für die Off­shore-Wind­ener­gie nach Bre­mer­ha­ven holen. Dar­um müs­sen die alten Werft­hal­len den Groß­bau­tei­len für die Off­shore-Wind­parks Platz machen. Nicht nur die Werft­ar­bei­ter bedau­ern den Abriss der alten Indus­trie­hal­len. Denn mit deren Ver­schwin­den geht wie­der ein his­to­ri­scher Zeit­zeu­ge Bre­mer­ha­ve­ner Geschich­te ver­lo­ren. Doch der Indus­trie­ar­chäo­lo­ge am Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um hat aus denk­mal­pfle­ge­ri­scher Sicht kei­ne Beden­ken gegen den Abriss der aus den 1930er Jah­ren stam­men­den Gemäuer.

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 5. Okto­ber 2012

Bremerhavens Hafenstraße gestern und heute

Bremerhavens Hafenstraße in den 1950er JahrenKopf­stein­pflas­ter und die Stra­ßen­bahn präg­ten die Hafen­stra­ße noch Anfang der 50er Jah­re.

An der Ein­mün­dung zur Rick­mer­stra­ße wird das Kauf­haus “Rame­low” gebaut, und neben der Stra­ßen­bahn ist links das Kauf­haus “Mer­kur” und rechts das Kino “Elek­tra” zu sehen. Auf der rech­ten Bild­sei­te ste­hen zwei bemer­kens­wer­te Ver­kehrs­zei­chen. Das Park­ver­bots­schild gibt es seit 1972 nicht mehr, und das ande­re wur­de Inner­orts nur an Gefah­ren­stel­len, z. B. Ein­mün­dun­gen und Kreu­zun­gen, aufgestellt.Bremerhavens Hafenstraße am 2. Oktober 2012

Bis etwa 1956 gab es kei­ne Ver­kehrs­be­gren­zun­gen in der Stadt. Damit es nicht zu Unfäl­len kam, stand mor­gens und abends Wacht­meis­ter Haa­se auf der Kreu­zung und regel­te den Ver­kehr. Übri­gens: Um die Weih­nachts­zeit hiel­ten vie­le Auto­fah­rer auf der Kreu­zung und über­reich­ten ihm ein klei­nes Präsent.

Bremerhavens Hafenstraße/Ecke Rickmerstraße früher.Hinter den 3 Häusern geht es rechts in die Rickmerstraße. Der VW-Käfer auf der linken Bildseite verrät uns, dass das Bild Anfang der 1950er Jahre entstanden sein muss.Nach einem Brand ist das Haus links ver­schwun­den und durch einen Neu­bau ersetzt, Auch auf der rech­ten Bild­sei­te hat sich eini­ges getan. Das Hotel ist vor kur­zem abge­ris­sen wor­den, und die bei­den klei­nen Häu­ser haben Platz gemacht für das Ver­lags­haus der NORDSEE-ZEITUNG. Die Hafen­stra­ße wur­de asphal­tiert und drei­spu­rig aus­ge­baut. Den Poli­zis­ten an der Ein­mün­dung gibt es auch nicht mehr, den Ver­kehr regelt eine Ampel.Bremerhavens Hafenstraße/Ecke Rickmerstraße am 2. Oktober 2012. In die Rickmerstraße geht es an der Ampel rechts hinein. Die 3 Häuser auf der rechten Seite sind auf beiden Bildern gut zu erkennen.

Bre­mer­ha­ven war als Ver­sor­gungs­ha­fen Bestand­teil der ame­ri­ka­ni­schen Besat­zungs­zo­ne. Vie­le Sol­da­ten haben Bre­mer­ha­vens Stra­ßen foto­gra­fiert. Wenn man im Inter­net stö­bert, fin­det man die Bil­der auf ame­ri­ka­ni­schen Home­pages wie­der. Schaut Euch mal die Sei­te   der Fami­lie von Tom Blanck an, dort gibt es hau­fen­wei­se alte Bil­der von Bre­mer­ha­ven-Lehe zu entdecken.

Restaurant Lehrke löscht das Herdfeuer

Restau­rant Lehr­ke löscht das Herdfeuer

Es ist mal gera­de drei Wochen her, da habe ich einen Jubi­lä­ums­gruß über das Tra­di­ti­ons­re­stau­rant Lehr­ke in Bre­mer­ha­ven gepos­tet: Vom Hotel zur Schif­fer­klau­se. Und nun berich­tet die Nord­see-Zei­tung ver­gan­ge­nen Sams­tag, Restau­rant Lehr­ke löscht das Herd­feu­er am 30. Sep­tem­ber 2012.

Manch­mal über­schla­gen sich die Ereig­nis­se, und nichts ist so alt, wie eine Nach­richt von ges­tern. Ein Leser der Nord­see-Zei­tung frag­te sich, ob das tra­di­ti­ons­rei­che Restau­rant viel­leicht einer moder­nen Wohn­be­bau­ung mit Blick zum Was­ser geop­fert wer­den soll. Wer weiß!

Frü­her steu­er­te Show­mas­ter Hans-Joa­chim Kuh­len­kampff gele­gent­lich die Schif­fer­klau­se Lehr­ke an und ging an der Gees­te 19 mit sei­nem Drei­mas­ter längs­seits. Dann sol­len Gäs­te, die drau­ßen vor dem Lokal saßen, von der Wir­tin hin­weg kom­pli­men­tiert wor­den sein: “Sie sit­zen lei­der am Tisch von Herrn Kulen­kampff, und der ist jetzt da.”

Kuh­len­kampff kommt schon lan­ge nicht mehr — er ist 1998 ver­stor­ben. Und wenn die Kun­den aus­blei­ben, hat auch das schöns­te Restau­rant kei­ne Chan­ce. Von ein paar ein­hei­mi­schen Gele­gen­heits­gäs­ten und von Tou­ris­ten, die sich zufäl­lig zum Restau­rant ver­ir­ren, kann in der Gas­tro­no­mie kein Betrieb über­le­ben. Und Segel­boo­te machen hier auch nicht mehr fest. Die legen schon lan­ge in der Mari­na am Neu­en Hafen an.

Nun will der Eigen­tü­mer das Gebäu­de einer ande­ren Nut­zung zufüh­ren: Ver­wal­tungs­räu­me und eini­ge Woh­nun­gen im Dach­ge­schoss sol­len ent­ste­hen. Die his­to­ri­sche Fas­sa­de soll auf jeden Fall erhal­ten bleiben. 

Aber erst ein­mal wird vom 31. August bis zum 2. Sep­tem­ber das “Wochen­en­de an der Gees­te” gefei­ert. Frü­her war das “Wochen­en­de an der Gees­te” ein Volks­fest für Ein­hei­mi­sche. In die­sem Jahr soll das Fest dem 150-jäh­ri­gen Bestehen von “Lehr­kes Fisch­re­stau­rant” und der Neu­eröff­nung der Vil­la See­beck gewid­met wer­den. Die Gäs­te wer­den mit Klein­kunst, Akro­ba­tik und Zau­be­rei unterhalten.

Nach­trag 24.06.2019
Für ein paar Mona­te wer­den eini­ge Bewoh­ner der Buss­e­stra­ße einen tol­len Blick auf die Gees­te und auf den Ton­nen­hof haben. Die Gebäu­de An der Gees­te 19 und 20 wer­den abge­ris­sen. Natür­lich wird auch die his­to­ri­sche Fas­sa­de, die doch erhal­ten wer­den soll­te, Opfer des Abriss­bag­gers.Restaurant Lehrke löscht das HerdfeuerDas Haus An der Gees­te 19 beher­berg­te die Ende August 2012 auf­ge­ge­be­ne Schif­fer­klau­se Lehr­ke. Im Nach­bar­haus 20 befand sich frü­her die ehe­ma­li­ge Krab­ben­hand­lung Ehler­ding. Seit Früh­jahr 2016 lud die “Taver­ne 202″ hier ihre Gäs­te ein.

Nach­trag vom 13.01.2020
Seit gerau­mer Zeit ist den Bewoh­nern der Buss­e­stra­ße die “Durch­sicht” zur Gees­te wie­der ver­sperrt. An der Gees­te wer­den für rund 5 Mil­lio­nen Euro zwei wei­te­re Spei­cher­häu­ser mit 18 Woh­nun­gen mit einer Grö­ße zwi­schen 55 und 110 Qua­drat­me­tern gebaut.Restaurant Lehrke löscht das HerdfeuerHier­zu wur­den 57 Grün­dungs­pfäh­le bis zu 25 Meter tief in den Unter­grund gebohrt. Das Erd­ge­schoss ist für Gara­gen vor­ge­se­hen. „Archi­tek­to­nisch haben wir uns an den vor­han­de­nen Häu­sern ori­en­tiert“, soll Inves­tor Die­ter Petram betont haben
Quel­len:
J. Rab­bel: Neue Spei­cher­häu­ser in bes­ter Lage, Nord24.de vom 10.7.2019

Das Aladin — Ein Kino im Dornröschenschlaf

Am 9. August 1956 eröff­ne­te das moder­ne Ala­din Kino in Bre­mer­ha­vens Rick­mers­stra­ße 11- 13. Es soll das 14. Kino in Bre­mer­ha­ven gewe­sen sein und bot 700 wein­ro­te hoch­ge­pols­ter­te Cord­ses­sel an. Natür­lich klapp­ten die Ses­sel auto­ma­tisch auf, sobald der Zuschau­er sich erhob. Der Besu­cher saß in einem ova­len Salon­saal und schau­te auf eine schwung­vol­le ele­gan­te Büh­nen­front und eine gewölb­te 15 m brei­te Cine­ma­scope-Lein­wand. Die Wöl­bung war archi­tek­to­nisch auch von der Stra­ße aus zu erken­nen. Zur Pre­mie­re soll die NORDSEE-ZEITUNG am 9. August 1956 geschrie­ben haben: “Der ers­te Film, der anläuft, ist nach alter Schu­le ein deut­scher: ‚Küß mich noch einmal’.” 

Aladin Kino in Bremerhaven
Mit­tig in der Ein­gangs­pas­sa­ge befin­det sich die frei­ste­hen­de Kino­kas­se mit ihrer bug­ar­ti­gen Form wie eine expres­si­ve Skulp­tur. Die­se Kino-Archi­tek­tur der 1950er Jah­re gab es in Deutsch­land sel­ten.
Das Aladin im August 20091969 erfolg­te ein Umbau zum Breit­wand­ki­no. 1976 kam eine wei­te­re Neu­ge­stal­tung mit der Redu­zie­rung auf 565 Plät­ze. Im Novem­ber 1993 wur­de beim letz­ten, inne­ren Umbau die Zahl der Plät­ze noch­mals auf 460 reduziert.

1957, das ers­te Geschäfts­jahr des „Ala­din“, war auch das Jahr, indem die Ent­wick­lung der Kino-Bran­che ihren Höhe­punkt in Deutsch­land erreich­te. Bre­mer­ha­ven zähl­te 1957 2,7 Mil­lio­nen Kino-Besu­cher. Seit 2004 steht es leer, da ein Rechts­streit der Kino­be­trei­ber mit dem Ver­mie­ter des Hau­ses letzt­lich zu der Schlie­ßung des Kinos Das Foyer des Aladinführ­te.

Das Kino „Ala­din“ ist das gestal­te­risch anspruchs­volls­te und am bes­ten erhal­te­ne Licht­spiel­thea­ter Bre­mer­ha­vens und des Bun­des­lan­des Bre­men aus der kur­zen Glan­zepo­che der Nach­kriegs-Kino­kul­tur in den 1950er Jah­ren. Es wur­de 2007 als bemer­kens­wer­tes Gebäu­de der 1950er Jah­re unter Denk­mal­schutz gestellt wur­de.
Quel­len:
NORDSEE-ZEITUNG vom 13. August 2009