Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 3

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Dank der Nord­see-Zei­tung, die die­se alten Bil­der in ihrer Aus­ga­be  vom 16.08.2013 ver­öf­fent­licht hat, kann ich Euch heu­te ein Motiv aus der Lili­en­thal­stra­ße zeigen. 

Lilienthalstraße 1

Die Enke­lin des Bäcker­meis­ters wuss­te der Nord­see-Zei­tung zu berich­ten, dass die Auf­nah­me aus dem Jah­re 1914 stammt. Der Groß­va­ter hat nicht nur sein Wohn­haus Lili­en­thal­stra­ße 1 gebaut son­dern auch das Wohn­haus nebenan.

Lilienthalstraße 1

Das wir die Auf­nah­me aus dem Jah­re 1914 heu­te betrach­ten kön­nen, ist kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. Zu dama­li­ger Zeit war das Foto­gra­fie­ren sehr teu­er. Und ohne die­ses Bild wür­de heu­te wohl nie­mand mehr wis­sen, wie das Haus “K. Krau­ser. Brot & Fein­bä­cke­rei” mal aus­ge­se­hen hat – es wur­de 1944 in Schutt und Asche gelegt.

Lilienthalstraße heute

Der Bau­herr — Bäcker­meis­ter K. Krau­ser – muss­te die­ses trau­ri­ge Ereig­nis nicht mit­er­le­ben. Er starb bereits 1919.

Heu­te “ziert” das Eck­grund­stück eines die­ser schmuck­lo­sen und lang­wei­li­gen Mehr­fa­mi­li­en­häu­ser, wie sie nach dem Zwei­ten Welt­krieg über­all gebaut wur­den, um die aus­ge­bomb­ten Woh­nun­gen zu ersetzen.

Wei­te­re Informationen:
Geste­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten – Teil 1 und Teil 2
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht

Das war meine Werft – Folge 4

Die ers­ten Werf­ten in Bre­mer­ha­ven darf man sich nicht so groß vor­stel­len, wie die heu­ti­gen Werf­ten. Es waren klei­ne­re Fami­li­en­be­trie­be, die haupt­säch­lich Holz­schif­fe gebau­te haben. Den­noch wur­den die­se Schif­fe auch Mit­te des 19. Jahr­hun­derts schon sehr prä­zi­se und mit gro­ßem hand­werk­li­chen Kön­nen gebaut.

Da war zum Bei­spiel der Boots­bau­platz vom Schiffs­zim­mer­baas Cor­ne­li­us Jant­zen Cor­ne­li­us. Er hat­te 1821 von der han­no­ver­schen Regie­rung ein Grund­stück gepach­tet und bau­te hier­auf eine Hel­ling für Schiffs­neu­bau­ten und –repa­ra­tu­ren. Als Neu­bau­ten lie­fer­te Cor­ne­li­us aber nur klei­ne­re für den Küs­ten- oder Bin­nen­ver­kehr geeig­ne­te Fahr­zeu­ge ab. Doch 1827 ver­ließ ein Prahm sei­ne Werft, der bis zu vier Fuhr­wer­ke trug und die­se ober­halb der heu­ti­gen Alten Geest­brü­cke über die Gees­te trans­por­tie­ren konnte.

Prahm

Auch der 1775 in Vege­sack gebo­re­ne Schiff­bau­er und Ree­der Johann Lan­ge beschäf­tigt sich mit sei­ner an der Lesum-Mün­dung gele­ge­ne Werft zunächst vor­nehm­lich mit Repa­ra­tu­ren und Umbau­ten. Doch schon bald begann er, eini­ge Schif­fe für die Bre­mer Herings­fi­sche­rei-Com­pa­gnie zu bau­en. Und schon am 7. Mai 1817 lie­fert Lan­ge das ers­te von ihm gebau­te Fluss­dampf­schiff „Die Weser“ – eines der ers­ten deut­schen Dampf­schif­fe — ab.

Wencke-Werft

Gera­de hat­te Fried­rich Wil­helm Wen­cke im Jah­re 1833 sei­ne Neu­bau­werft fer­tig­ge­stellt, als er 1834 von sei­nem Nach­barn Lan­ge den Auf­trag erhielt, das ers­te Bre­mer­ha­ve­ner See­schiff — die 87 Las­ten gro­ße Brigg “Wil­helm Lud­wig” — zu bauen.

Brigg "Wilhelm Ludwig"

Danach lie­fert die Wen­cke-Werft jähr­lich etwa drei höl­zer­ne Segel­neu­bau­ten ab  – vie­le davon wer­den als Aus­wan­de­rungs­schif­fe eingesetzt.

Die Amor­ti­sa­ti­ons­zeit eines Schiffs­neu­bau­es betrug zu dama­li­ger Zeit etwa drei bis vier Über­see­fahr­ten. Wur­den die­se erfolg­reich abge­wi­ckelt, konn­te man das Schiff mit Gewinn ver­kau­fen. So lässt auch Wen­cke sich nicht lan­ge bit­ten, steigt als Ree­der in den Über­see­ver­kehr ein und baut sei­ne Schif­fe auf eige­ne Rechnung.

Das Jahr 1841 ist für die Wen­cke-Werft ein wei­te­rer gro­ßer Mei­len­stein – der höl­zer­ne See­r­ad­damp­fer “Man­ches­ter” für die “Han­sea­ti­sche Dampf­schif­fahrts-Gesell­schaft” in Ham­burg wird abge­lie­fert. Es ist der ers­te see­ge­hen­de Damp­fer der Wen­cke-Werft und soll für die nächs­ten zehn Jah­re auch ihr größ­tes Schiff sein.

Zwei Schif­fe wer­den wohl immer mit Wen­ckes Namen ver­bun­den bleiben:

Nordpolarexpedition

Zunächst ist es die Scho­ner­brigg “Han­sa”, die am 15. Juni 1869 gemein­sam mit dem Schrau­ben­damp­fer “Ger­ma­nia” Bre­mer­ha­ven ver­ließ, um an der Zwei­ten deut­schen Polar­ex­pe­di­ti­on teil­zu­neh­men.   Schon am  20. Juli wer­den die Schif­fe in der Grön­land­see im Nebel auf­grund eines Signal­feh­lers für immer getrennt.

"Hansa" in Not

Am 14. Sep­tem­ber friert die “Han­sa” fest, drif­tet nach Süden und wird am 19. Okto­ber durch Eis­pres­sung so stark beschä­digt, dass sie schließ­lich am 21. Okto­ber sinkt. Die 14 Mann star­ke Besat­zung kann geret­tet werden.

Die “Ger­ma­nia” durch­bricht das Pack­eis, erreicht ihre nörd­lichs­te Posi­ti­on, und begibt sich am 13. Sep­tem­ber in ihren Win­ter­ha­fen in einer Bucht der Sabi­ne-Insel. Am 11. Sep­tem­ber 1870 läuft die Ger­ma­nia wie­der in Bre­mer­ha­ven ein.

Fischdampfer "Sagitta"

Noch bekann­ter als die eben erwähn­ten Schif­fe wur­de die 1885 an das Geest­e­mün­der Fisch­han­dels­un­ter­neh­men Fried­rich Bus­se aus­ge­lie­fer­te “Sagit­ta” mit dem Fische­rei­kenn­zei­chen PG 3. Der Name Sagit­ta bedeu­tet Pfeil und soll­te wohl den Geschwin­dig­keits­vor­teil gegen­über den bis dahin in der Fische­rei übli­chen Segel­schif­fen her­aus­stel­len. Die Umstel­lung des Fisch­fang­ge­schirrs im Jah­re 1886 von Lang­lei­nen auf Baum­kur­re mach­te das Schiff wirt­schaft­lich so erfolg­reich, dass die­ser Schiffs­typ nun von meh­re­ren Fische­rei­ge­sell­schaf­ten bestellt wur­de. Am 26. März 1901 lief die “Sagit­ta” zu ihrer 636. Fan­g­rei­se nach Island aus, wur­de letzt­mals am 5. April vor Island beim Fischen gesich­tet und gilt seit­her als verschollen.

Nach dem Tod des Werft­grün­ders Fried­rich Wil­helm Wen­cke im Jah­re 1859 führ­te zunächst sein Schwie­ger­sohn Fried­rich Wil­helm Albert Rosen­thal und ab 1881 Wen­ckes Sohn Nico­laus Died­rich die Geschäf­te von Werft und Ree­de­rei. Die Werft wur­de 1900 geschlos­sen und spä­ter an Georg See­beck verkauft.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 04.01.2010 und vom 24.08.2012
Fami­lie Lan­ge und ihre Werft

Buch

Auswanderergeschichte in Bildern

Bre­mer­ha­ven und Ellis Island
Aus­wan­de­rer­ge­schich­te in Bildern

Auswanderung

Am Diens­tag, dem 12. Novem­ber 2013, ist im Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um Bre­mer­ha­ven ab 19.30 Uhr ein Vor­trag zur Aus­wan­de­rer­ge­schich­te zu hören. Der mit foto­gra­fi­schen und fil­mi­schen Doku­men­ten illus­trier­te Vor­trag gibt Aus­kunft über die Aus­wan­de­run­gen über Bre­mer­ha­ven nach New York. Bre­mer­ha­ven, der Nord­deut­sche Lloyd mit sei­nen Damp­fern, die Ankunft im New Yor­ker Hafen und die Ein­wan­de­rungs­sta­ti­on Ellis Island wer­den Sta­tio­nen des Vor­tra­ges sein. Initia­to­ren des Vor­tra­ges sind die “Män­ner vom Mor­gen­stern”.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 2

Im ers­ten Teil “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten” habe ich Euch die Bor­ries­stra­ße vor­ge­stellt. Dank der Nord­see-Zei­tung, die die­se alten Bil­der in ihrer Aus­ga­be  vom 16.08.2013 ver­öf­fent­licht hat, kann ich Euch heu­te ein Motiv aus der Schil­ler­stra­ße zeigen. 

image

Das “Restau­rant zur Gewer­be­bör­se” wur­de haupt­säch­lich von den Kauf­leu­ten aus der Schil­ler- und Gras­hoff­stra­ße als Treff­punkt genutzt. Eine Enkel­toch­ter  vom ehe­ma­li­gen Erbau­er und Inha­ber kann sich noch erin­nern, wie Ofen­set­zer, Schlach­ter oder Möbel­händ­ler das fami­li­en­ge­führ­te Restau­rant besuchten.

Der oben abge­bil­de­ten Kar­te ist zu ent­neh­men, dass Rodes in ihrem Lokal bereits über einen Fern­spre­cher ver­füg­ten. Das war schon etwas Beson­de­res, denn 1898 soll das Reichs­post­amt Geest­e­mün­de erst 119 Tele­fon­an­schlüs­se bereit­ge­stellt haben.

image

Wie das alte Amts­ge­richt in der Bor­ries­stra­ße 12 gibt es auch das Lokal in der Schil­ler­stra­ße 30 schon lan­ge nicht mehr. Neu­bau­ten domi­nie­ren heu­te die­sen Straßenabschnitt.

Wei­te­re Informationen:
Geste­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten — Teil 1
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht
Reichs­post­amt Geestemünde

Geestemünde in alten und neuen Ansichten

Mit einem “Aller­höchs­ten Erlass” geneh­mig­te Kai­ser Wil­helm II., König von Preu­ßen am 24. Sep­tem­ber 1912 , “daß in der Gemein­de Geest­e­mün­de die städ­ti­sche Ver­fas­sung ein­ge­führt wird“. Durch die­se Ver­fü­gung erhielt Geest­e­mün­de zum 1. Janu­ar 1913 ihr Stadtrecht.

Am 17. und 18 August 2013 haben die Bre­mer­ha­ve­ner den 100. Geburts­tag ihres heu­ti­gen Stadt­tei­les Geest­e­mün­de mit einem gro­ßen Jubi­lä­ums­fest gefeiert.

Borriesstrasse 12

Eben­so wie vie­le ande­re Städ­te hat auch Geest­e­mün­de schwer unter den Luft­an­grif­fen des 2. Welt­krie­ges gelit­ten. Zunächst sah es gut aus für die Bewoh­ner der Bor­ries­stra­ße. Die Kriegs­jah­re kamen und gin­gen, das täg­li­che Über­le­ben wur­de für die Zivil­be­völ­ke­rung immer schwie­ri­ger, aber grö­ße­re Schä­den waren nicht zu beklagen.

Doch dann kam der 18.09.1944, und schlag­ar­tig änder­te sich alles. Ein bri­ti­scher Bom­ber­ver­band mit etwa 200 Flug­zeu­gen der 5. bri­ti­schen Bom­ber­flot­te flog gegen 22:20 Uhr einen schwe­ren Luft­an­griff auf Geest­e­mün­de. 618 Men­schen fan­den den Tod und 75 % der Bebau­ung wur­de zer­stört. Auch in der Bor­ries­stra­ße brann­ten sämt­li­che Dach­stüh­le und aus den Fens­tern zün­gel­ten die Flammen.

Borriesstraße 12

Nach 1945 wur­de Bre­mer­ha­ven ame­ri­ka­ni­sche Besat­zungs­zo­ne. 1947 wur­de die Stadt Weser­mün­de und damit auch Geest­e­mün­de zusam­men mit Bre­mer­ha­ven zum Land Bre­men zusammengefasst.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
Die Kata­stro­phen­nacht von Bre­mer­ha­ven
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht

Das war meine Werft – Folge 3

Der Beruf des Schiffszimmerers

Schiffs­zim­me­rer waren über Jahr­hun­der­te hin­weg die wich­tigs­te Berufs­grup­pe auf den Werf­ten. Sie fühl­ten sich den Tra­di­tio­nen ihres Hand­werks ver­pflich­tet und besa­ßen ein aus­ge­präg­tes Selbst­be­wusst­sein. Die­ses beruh­te vor allem auf ihre Fach­kennt­nis­se. Mit Beginn des Eisen- und Stahl­schiffs­baus wur­den sie aus ihrer pri­vi­le­gier­ten Stel­lung gedrängt und muss­ten sich zu Metall­ar­bei­tern umschu­len las­sen. Die Schiffs­zim­mer­leu­te bau­ten nun kei­ne Schif­fe mehr, son­dern fer­tig­ten nur noch höl­zer­ne Scha­blo­nen zur Erstel­lung des Schiffs­rump­fes an. 

Kalfatern

Die hand­werk­lich geschick­ten Schiffs­zim­mer­leu­te kann­ten sich bes­tens mit dem Bau­ma­te­ri­al Holz aus. So bau­ten sie bis in die ers­te Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts hin­ein her­vor­ra­gen­de see­tüch­ti­ge Schif­fe. Mit ein­fachs­ten Werk­zeu­gen wie Win­kel­mann, Axt, Fuchs­schwanz, Beil, Dech­sel, Stemm­ei­sen, Ham­mer und Hobel wur­den aus Teak­holz oder Ore­gon­pi­ne müh­sam die Bret­ter für die Decks­plan­ken hergestellt. 

Kalfatern

Das “Kal­fa­tern” war eine der Haupt­auf­ga­ben des Schiffs­zim­mer­manns. Sind die Decks fer­tig­ge­stellt, müs­sen die Fugen zwi­schen den ein­zel­nen Plan­ken abge­dich­tet wer­den. Mit einem Dicht­ei­sen wird selbst­ge­dreh­tes Werg in die Fugen gestopft. Danach wer­den die Näh­te mit Pech, wel­ches in der “Pech­koch­bu­de” über einer Feu­er­stel­le flüs­sig gemacht wur­de, versiegelt. 

Kalfatern

Die über­schüs­si­ge schwar­ze Mas­se wird anschlie­ßend müh­se­lig von der Decks­be­plan­kung abge­kratzt. Das Kal­fa­tern muss stän­dig wie­der­holt wer­den, weil die Fugen sich durch das arbei­ten­de Holz ver­än­dern und undicht werden. 

Kalfatern

Der wal­zen­för­mi­ge Kal­fat­ham­mer ist aus sehr har­tem Holz (etwa Pock­holz oder Jaca­ran­da), deren Enden durch eiser­ne Rin­ge gegen ein Auf­spal­ten gesi­chert sind. Die Kal­fa­tei­sen sehen wie über­brei­te Mei­ßel aus. Wei­ter­hin gehör­te zur Aus­rüs­tung des Schiffs­zim­mer­manns Rabat­te mit ein bis drei Ril­len in der Schnei­de und gekröpf­te Kal­fa­tei­sen für schwer zugäng­li­che Stel­len. Mit dem Span­jer schlägt der  Zim­mer­mann das alte Werg aus den Fugen. Des kup­fer­nen Pech­löf­fels (Göps) bedient er sich, um den Teer in die Nuten zu gie­ßen. Nach dem Aus­här­ten muss der über­schüs­si­ge Teer entfernt. 

Nur sau­be­re und tro­cke­ne Näh­te wer­den kal­fa­tert. Mit Schör­ei­sen und Ham­mer arbei­tet der Zim­mer­mann das Werg gleich­mä­ßig in die Näh­te ein, und zwar so tief, dass etwa ein Zen­ti­me­ter bis zur Ober­flä­che frei bleibt, um das Pech aufzunehmen. 

Das Pech ver­schließt die Naht, so dass kein Werg aus der Fuge brö­seln kann. Das Pech darf nur stark erhitzt aber nicht gekocht wer­den. Die beim Kochen auf­stei­gen­den Bla­sen bil­den  nach dem Erkal­ten Löcher. Mit dem hei­ßen Pech wird also die Naht so gefüllt, dass mög­lichst nichts über­läuft. Soll­te das doch pas­sie­ren, muss es nach eini­gen Tagen in mühe­vol­ler Arbeit sehr vor­sich­tig mit dem Pech­schra­per ent­fernt wer­den. Dabei dür­fen die Holz­plan­ken natür­lich nicht beschä­digt werden.

zum Weiterlesen

Ein ganzes Leben in der gleichen Wohnung

Die meis­ten Men­schen zie­hen min­des­tens ein­mal im Leben um. Spä­tes­tens wenn sie hei­ra­ten, suchen sie sich eine eige­ne Woh­nung und ver­las­sen das Eltern­haus. Ilse Schmidt aus Bre­mer­ha­ven jedoch hat die Woh­nung in der Kai­ser­stra­ße nie verlassen.

Wohnung Kaiserstr.

Ich war schon erstaunt, als ich Frau Schmidts Geschich­te in der Nord­see-Zei­tung las. Im Epo­chen­jahr 1917 haben ihre Eltern den Miet­ver­trag für die Woh­nung in der Kai­ser­stra­ße 17 in Bre­mer­ha­ven unterschrieben.

Mei­ne Güte, ist das lan­ge her. Unser Alt­bun­des­kanz­ler Hel­mut Schmidt war noch nicht gebo­ren. Der ers­te Welt­krieg tob­te, und die USA tra­ten in den Krieg ein. In Ruß­land stand die Okto­ber­re­vo­lu­ti­on vor der Tür. Und in Deutsch­land regier­te noch Kai­ser Wil­helm II.

Und in die­ser Woh­nung in der ehe­ma­li­gen Kai­ser­stra­ße in Bre­mer­ha­ven kommt dann 1929 Ilse Schmidt auf die Welt. Und zieht nicht wie­der aus. In der Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944 blieb die Kai­ser­stra­ße als ein­zi­ge grö­ße­re Stra­ße Alt-Bre­mer­ha­vens von der Ver­nich­tung ver­schont. Und so läuft Ilse Schmidt auch noch heu­te, 84 Jah­re spä­ter, die 112 Stu­fen hin­un­ter auf die Stra­ße und wie­der hin­auf in ihre Woh­nung. Dort in der Kai­ser­stra­ße 19. Na ja, die Stra­ße hat ihren Namen gewech­selt in “Alte Bür­ger”. Auch der Besit­zer des um 1907 erbau­ten Hau­ses hat mehr­fach gewech­selt. Nur Frau Schmidt nicht, Frau Schmidt hat die Woh­nung nicht gewechselt.

Verwahrloste ehemalige Milchbar in Bremerhaven

Vier­zig lan­ge Jah­re boten die Inha­ber ihren Gäs­ten selbst gemach­te Milch­shakes, Kuchen und Eis­cremes an. Doch seit 2009 ist das Kult-Café geschlossen.

Milchbar

Im Som­mer 2012, so war es am 4. Juni 2012 in der Nord­see-Zei­tung zu lesen, woll­te man mit Reno­vie­rungs­ar­bei­ten begin­nen. Doch nichts ist pas­siert, der Laden ver­kommt immer mehr. Und der Ein­gangs­be­reich ist immer wie­der zugemüllt.

Das Objekt, das his­to­risch wert­voll sein soll, sieht wie eine Bruch­bu­de aus, die abge­ris­sen gehört. Gleich­wohl steht der Kom­plex unter Denk­mal­schutz. Das Arran­ge­ment, bestehend aus zwei Wohn­häu­ser und einer Laden­zei­le, soll wider­spie­geln, wie in den 1950er Jah­ren aus der grün­der­zeit­li­chen Lloyd­stra­ße eine moder­ne Wohn- und Geschäfts­stra­ße wurde.

Na ja, nun hat sich die damals moder­ne Nach­kriegs-Laden­zei­le zunächst in eine Müll­ton­ne verwandelt. 

Mehr zum The­ma:
Statt in die Cock­tail­bar ging es in die Milchbar