Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Das Kaufhaus Schocken

Das Kauf­haus Schocken

Das Kauf­haus Scho­cken war die  viert­größ­te Waren­haus­ket­te in Deutsch­land mit mehr als 30 Filia­len. Die Eigen­tü­mer des Waren­haus-Kon­zerns waren die Gebrü­der Simon und Sal­man Schocken.

Kaufhaus Schocken später Merkur

Die Fami­lie von Josef Scho­cken betrieb in Zwi­ckau eine Kauf­haus­ket­te. Josef Scho­cken zog nach sei­ner kauf­män­ni­schen Aus­bil­dung im Jah­re 1903 mit sei­ner Ehe­frau Jea­nette Scho­cken nach Bre­mer­ha­ven und eröff­ne­te das Kauf­haus Scho­cken in der Bür­ger­meis­ter-Schmidt-Stra­ße. 1929 erwarb er zusätz­lich das Kauf­haus S. Hirsch in Geest­e­mün­de an der Georg­stra­ße 51. Sein Unter­neh­men war eng mit der Zen­tra­le in Zwi­ckau ver­bun­den, gehör­te aber nicht zum Kauf­haus­kon­zern Scho­cken sei­ner Brü­der. 1928 wur­de Josef Scho­cken Syn­ago­gen­vor­ste­her der Gemein­de Lehe-Geest­e­mün­de und übte das Amt bis zu sei­nem Tode im Jah­re 1934 aus.

1935_Kaufhaus_Schocken

Jea­nette Scho­cken ent­stamm­te einer seit 1839 in Hal­le ansäs­si­gen Kauf­manns­fa­mi­lie. Mit ihrem Ehe­mann hat­te sie die drei Kin­der Edith (geb. 3.3.1907), Heinz (geb. 13.7.1910) und Hil­de (geb. 18.2.1918).

Nach dem Tod ihres Ehe­manns führ­te  Jea­nette Scho­cken gemein­sam mit dem Ehe­mann ihrer Toch­ter Edith die Geschäf­te der bei­den Kauf­häu­ser in Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de. Zwar han­del­te es sich um zwei selb­stän­di­ge Kauf­häu­ser, jedoch waren sie orga­ni­sa­to­risch mit der Zwi­ckau­er Kon­zern­zen­tra­le ver­bun­den. Nach­dem der Kon­zern im Som­mer 1938 “ari­siert” wur­de, muss­ten die Kauf­häu­ser zwangs­wei­se an die neue Zen­tra­le ver­kauft wer­den. Die Ära Scho­cken war vorbei.

1939 Kaufhaus Merkur wird eröffnet

In der Pro­grom­nacht auf den 10. Novem­ber 1938 bren­nen SA-Scher­gen die Syn­ago­ge in der Schul­stra­ße ab und set­zen auch meh­re­re Geschäfts­häu­ser in Brand, dar­un­ter auch das Kauf­haus Scho­cken. Nach die­sen fürch­ter­li­chen gewalt­tä­ti­gen Über­grif­fen gegen die jüdi­sche Bevöl­ke­rung emi­grier­ten Heinz und Hil­de Scho­cken nach Ame­ri­ka, Wal­ter Elke­les gelang mit sei­nen Kin­dern die Flucht nach Palästina.

Auch Jea­nette Scho­cken hät­te jetzt noch flie­hen kön­nen. Sie tat es nicht. Sie hat­te eine erwach­se­ne, schwer­kran­ke Toch­ter, die nicht nur auf die Ein­richtung einer Kli­nik, son­dern auch auf die per­sön­li­che Zuwen­dung ihrer ­Mut­ter psy­chisch ange­wie­sen war. Daher woll­te sie zunächst in Bre­mer­ha­ven blei­ben, um  die Gene­sung ihrer Toch­ter Edith abzu­war­ten. Danach war es zu spät, sie konn­ten nicht mehr aus Deutsch­land raus.

Mit ins­ge­samt 570 jüdi­schen Frau­en, Män­nern und Kin­dern wur­den Jea­nette Scho­cken und Edith Elke­les wie auch ihr Bru­der, des­sen Frau und des­sen vier­jäh­ri­ger Sohn am 17.11.1941 nach Minsk depor­tiert. Das letz­te Lebens­zei­chen von ihr war ein Gruß an eine Freun­din in Bre­mer­ha­ven, den sie einem Sol­da­ten mit­ge­ge­ben hat­te. Ver­mut­lich wur­de sie im Ver­nich­tungs­la­ger Maly Tros­ti­nez ermordet.

1951 Kaufhaus Merkur

1949 erhielt  Sal­man Scho­cken sei­ne in den west­li­chen Besat­zungs­zo­nen befind­li­chen Waren­häu­ser, die auf­grund der “Ari­sie­rung”  im Jah­re 1938 jetzt “Mer­kur AG” hieß,  zurück. Doch 1953, gera­de als der Umsatz sei­nes Unter­neh­mens wie­der das Vor­kriegs­ni­veau erreicht hat­te, ver­kauf­te er sei­ne Akti­en­an­tei­le an Hor­ten. Sal­man Scho­cken ver­starb in der Nacht auf den 21. August 1959 in sei­nem Schwei­zer Hotelzimmer.

1961 Kaufhaus Merkur

Vie­le Bre­mer­ha­ve­ner Kin­der haben sich in der Vor­weih­nachts­zeit ihre Nasen an den wun­der­schön deko­rier­ten Schau­fens­tern des Kauf­hau­ses Mer­kur platt­ge­drückt. Da gab es so viel zu sehen, was die Kin­der­her­zen höher­schla­gen ließ: Pup­pen, Ted­dys und sogar eine im Kreis fah­ren­de elek­tri­sche Eisen­bahn. Und man­ches Kind ver­such­te, eine Fahrt mit dem Fahr­stuhl zu ergat­tern. Da gab es noch einen Fahr­stuhl­füh­rer, der trug Livree und sag­te in jedem Stock­werk die Waren an, die hier auf ihre Käu­fer war­te­ten. Es war eine Zeit des Auf­bruchs. Der Krieg haben die Men­schen hin­ter sich gelas­sen, alles schau­te nach vorne.

2014 Kaufhaus Merkur

1963 hat­te das Kauf­haus Mer­kur an der Ecke Georg- und Gras­hoff­stra­ße eine Ver­kaufs­flä­che von sagen­haf­ten 2.200 Qua­drat­me­tern. Doch 1977 schloss der Hor­ten-Kon­zern das Kauf­haus. Noch im glei­chen Jahr wur­den in den ver­wais­ten Räu­men Tep­pi­che ver­kauft, spä­ter wur­de aus dem Mer­kur-Haus eine Oase für Schnäppchenjäger.

Nun ist auch die “Preis-Oase” aus­ge­zo­gen, sie bie­tet ihre Schnäpp­chen jetzt in der Hafen­stra­ße an. Mit dem bevor­ste­hen­den Abriss des Mer­kur-Gebäu­des endet die lan­ge Geschich­te. Was bleibt, sind Erin­ne­run­gen, die durch Bil­der und Erzäh­lun­gen geweckt wer­den kön­nen. Aber viel­leicht auch mit der Zeit ver­lo­ren gehen. Wenn nie­mand mehr da ist, der erzäh­len kann, der erin­nern kann.

Neubau Nordsee-Pflege

Die Abbruch­ar­bei­ten haben bereits begon­nen. Wenn der Flach­dach­bau abge­tra­gen ist, wird Eta­ge für Eta­ge das tra­di­tio­nel­le Fuss­haus und das Mer­kur-Haus dem Erd­bo­den gleich­ge­macht. Dann kann mit dem Bau eines 16 Mil­lio­nen teu­ren Neu­baus für die Nord­see-Pfle­ge begon­nen wer­den. Geplant sind 75 Ein­hei­ten betreu­tes Woh­nen, Ver­wal­tungs­bü­ros für die Nord­see-Pfle­ge, ambu­lan­te Pfle­ge und Tages­pfle­ge, eine Aka­de­mie zur Aus­bil­dung von Alten­pfle­ge­fach­kräf­ten und eine 800 Qua­drat­me­ter gro­ße Ver­kaufs­flä­che für den Dro­ge­rie­markt Ross­mann. Im Unter­ge­schoss soll es neben Kel­ler­räu­me auch eine Tief­ga­ra­ge geben. Wenn alles nach Plan läuft, soll im Okto­ber schon das Erd­ge­schoss bezo­gen werden.

Und wenn Ende 2014 der kom­plet­te Neu­bau bezugs­fer­tig ist, wird das Scho­cken-Mer­kur-Gebäu­de der Ver­gan­gen­heit eines fer­nen Jahr­hun­derts  angehören.

Quel­len:
jeanette-schocken-preis.de
monde-diplomatique.de
Nord­see-Zei­tung
de.wikipedia.org

Geestemünde in alten und neuen Ansichten – Teil 4

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Dank der Nord­see-Zei­tung, die die­se alten Bil­der in ihrer Aus­ga­be  vom 16.08.2013 ver­öf­fent­licht hat, kann ich Euch heu­te ein Motiv aus der Georg­stra­ße zeigen. 

1910 Errichtung Bankgebaeude

Als eine Rari­tät bezeich­ne­te die Nord­see-Zei­tung die­se pri­va­te Auf­nah­me von Arbei­tern an einem Neu­bau an der Ecke Georg­stra­ße 19/Kreuzstraße: Im Jah­re 1910 errich­te­te die 1904 gegrün­de­te Geest­e­mün­der Han­dels­bank ein impo­san­tes Rot­stein­ge­bäu­de. 1917 zog hier die “Spar­cas­se” ein. Glück­li­cher­wei­se über­stand das Haus, das heu­te zu Bre­mer­ha­vens erhal­tens­wer­te Gebäu­den zählt, dem Bom­ben­ha­gel vom Sep­tem­ber 1944.

Georgstraße Ecke Kreuzstrasse

Ich mei­ne, dass das schö­ne Haus auch heu­te noch eine gewis­se Wür­de und Cha­rak­ter aus­strahlt. Von den Ban­ken schon vor lan­ger Zeit “in Stich gelas­sen” beher­bergt es heu­te das grie­chi­sche Restau­rant “Daf­ni”.

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen:
Geste­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten – Teil 1, Teil 2, Teil 3
100 Jah­re Geest­e­mün­der Stadtrecht

Die ehemalige Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten – Teil 1

Auf beson­de­ren Wunsch eines Deich­SPIE­GEL-Lesers begin­ne ich heu­te eine klei­ne Serie über das an der Bre­mer­ha­ve­ner Kai­ser­stra­ße (heu­te Bür­ger­meis­ter-Smidt-Str.) zwi­schen dem Bür­ger­meis­ter-Mar­tin-Don­andt-Platz bis etwa zur Stra­ße Am Git­ter bele­ge­ne Wohn- und Geschäfts­vier­tel.KaiserstraßeAls die Kai­ser­stra­ße bebaut wur­de, wur­den die der Stra­ße zuge­wand­ten Fas­sa­den auf­wen­dig mit viel Stuck ver­ziert. Etwa zwi­schen den Jah­ren 1902 bis 1907 ent­stan­den hier die Schleu­sen­stra­ße, die Ceci­li­en­stra­ße (heu­te Don­andt­platz, die Som­mer­stra­ße, die Gar­ten­stra­ße, die Klei­ne Stra­ße und die Stra­ße Am Git­ter. Mit­tel­punkt die­ses neu­en Vier­tels aber wur­de die Kaiserstraße.

Fast alle Häu­ser in der neu­en Kai­ser­stra­ße beher­berg­ten im Erd­ge­schoss einen Laden oder eine Gast­wirt­schaft. Das hat sich bis heu­te kaum ver­än­dert. Aber die Fas­sa­den haben sich geän­dert und sich dem Stil der heu­ti­gen Zeit ange­passt. Ein­zel­händ­ler haben ihre Läden geschlos­sen. Auf­ge­ge­ben, weil der gesun­ke­ne Umsatz nicht genü­gend Gewinn zum Leben abwarf. Die ehe­ma­li­ge Stamm­kund­schaft zog fort oder ver­starb. Heu­te woh­nen hier im Vier­tel Men­schen, die es gewohnt sind, im Super­markt ein­zu­kau­fen. Eltern, deren Kin­der kei­ne Spiel­sa­chen mehr benö­ti­gen, weil sie ihren ers­ten Com­pu­ter schon in die Wie­ge gelegt bekom­men.KaiserstraßeDie ers­ten Haus­ei­gen­tü­mer waren mit ihrer Kai­ser­stra­ße ver­wach­sen. Es waren vor­wie­gend Gast­wir­te und Hand­werks­meis­ter. Da war zum Bei­spiel der Maler­meis­ter Hoff­mann aus der Deich­stra­ße. Ihm gehör­ten in die­sem neu­en Vier­tel 14 Häu­ser. Aber auch Bäcker­meis­ter, Maler­meis­ter, Mau­rer­meis­ter und Klemp­ner­meis­ter hat­ten hier ihr Haus. Acht Gast­wir­te hat­ten ihr Eigen­tum hier erwor­ben und erwar­te­ten ihre Gäs­te in ihren Wirtsstuben.

Wer einen Rechts­an­walt, eine Schnei­de­rin, einen Kauf­mann, einen Archi­tek­ten oder gar einen Bau­meis­ter benö­tig­te, der muss­te nicht lan­ge suchen. Sie alle hat­ten hier ihre Häu­ser. Dane­ben gab es unter den Eigen­tü­mern einen Büro­ge­hil­fen, einen Lloyd­be­am­ten, einen Stadt­füh­rer, einen Ste­ward und eine Leh­re­rin. Sie alle hat­ten hier ihr Eigen­tum, auch ein Schiffs­aus­rüs­ter und ein Bankdirektor.

Am Anfang der Kai­ser­stra­ße steht heu­te noch als Haus Nr. 1 das 1903 in einem Mix aus Jugend­stil und Neu­ba­rock erstell­te reprä­sen­ta­ti­ve Wohn-und Geschäfts­haus, das eigent­lich ein Bahn­hofs­ho­tel wer­den soll­te, um die Fahr­gäs­te auf­zu­neh­men, die auf dem heu­ti­gen Don­andt­platz den geplan­ten Per­so­nen­bahn­hof zu einer Über­nach­tung ver­lie­ßen. Die Eisen­bahn­li­nie ver­lief damals am süd­li­chen Rand des Plat­zes an der Bogen­stra­ße. Die Plä­ne wur­den aber ver­wor­fen und der Bahn­hof nie gebaut.KaiserstraßeMit viel Phan­ta­sie haben die Archi­tek­ten damals die Haus­fas­sa­den gestal­tet. Doch bei der Wahl des Bau­ma­te­ri­als für die Rück­fron­ten war ent­we­der nicht mehr genü­gend Phan­ta­sie vor­han­den oder die ein­ge­plan­ten Finan­zie­rungs­mit­tel waren erschöpft. Anders kann man sich nicht erklä­ren, dass die Rück­fron­ten ein­fach nur mit Teer gestri­chen wurden.

Das Jahr 1905 brach­te eine ange­neh­me Ver­än­de­rung für die Bewoh­ner der Kai­ser­stra­ße. Die Bre­mer­ha­ve­ner Pfer­de­bahn fuhr nun auch durch die Kai­ser­stra­ße bis hin zur Rick­mers­stra­ße. Und etwa 1908 wur­den die Pfer­de abge­spannt, man fuhr nun “elek­trisch”. Die grü­nen Wagen der Linie 3 rat­ter­ten bis 1964 durch die Kai­ser­stra­ße, dann wur­den Bus­se eingesetzt.

Gut, die Kai­ser­stra­ße konn­te wohl nie die Ele­ganz der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße errei­chen. Aber hier pul­sier­te das Leben in mehr als 30 Knei­pen, die vom nahen Hafen kom­men­den See­leu­te fühl­ten sich hier wohl. Doch nach der Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944 wur­de es eng in der Kai­ser­stra­ße. Auf der Suche nach einer Blei­be ström­ten die aus­ge­bomb­ten Mit­bür­ger in die­sen von den Bom­ben ver­schon­ten Stadt­teil. Plötz­lich prang­ten an den Woh­nungs­tü­renKaiserstraßebis zu fünf Namens­schil­der mit dem Zusatz „3mal“ oder „4mal oder 5mal klin­geln“. Erst mit dem Wie­der­auf­bau in den 1950er Jah­ren soll­ten die Schwie­rig­kei­ten mit dem beeng­ten Zusam­men­le­ben ein Ende fin­den. Und ab Okto­ber 1949 war es vor­bei mit dem Namen “Kai­ser­stra­ße”. War­um auch immer, jeden­falls wur­den sämt­li­che Haus­num­mern geän­dert und die Stra­ße bekam den Namen “Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße“ ver­passt. Bei den alten Bre­mer­ha­ve­nern hat sich die­se “Obrig­keits­hand­lung” aller­dings nicht durch­set­zen kön­nen. Für sie ist es nach wie vor die “Kai­ser­stra­ße”. Na ja, viel­leicht auch die “alte Bür­ger”, das ist dann aber auch schon das höchs­te der Gefühle.

Es ist nicht ein­fach, His­to­ri­sches über Bre­mer­ha­vens “Kai­ser­stra­ße” zu erfah­ren. Damit die­ses eine schö­ne Serie wird, bin ich wohl auf Eure Hil­fe ange­wie­sen. Ich wür­de mich freu­en, wenn Ihr mich mit alten Bil­dern und Erin­ne­run­gen unter­stüt­zen könntet.

Quel­le:
kaiserstrasse.jimdo.com

Nordsee-Zeitung sucht Zeitzeugen für neue Serie

Sie sagen,sie haben “beim Ame­ri­ka­ner” gear­bei­tet. Seit dem Ende des Krie­ges waren die US-Streit­kräf­te in der Stadt ein so belieb­ter Arbeit­ge­ber, dass dar­über seit­her unzäh­li­ge Mythen kur­sie­ren. “Beim Ami” ver­dien­te man nicht nur bes­ser. Viel­mehr hin­ter­ließ der locke­re Umgangs­ton und die infor­mel­le Arbeits­at­mo­sphä­re einen blei­ben­den Ein­druck bei den Deutschen.

1947 Gorch-Fock-Heim Bremerhaven

So waren zum Bei­spiel in der EPS (Engi­nee­ring, Plans and Ser­vices) 40 tech­ni­sche Zeich­ner, Bau­tech­ni­ker und Bau­in­spek­teu­re, Inge­nieu­re, Bau­sta­ti­ker und Archi­tek­ten beschäf­tigt. Es waren alles Deut­sche, nur der Haupt­lei­ter war ein Amerikaner.

Die EPS küm­mer­te sich um die sanie­rungs­be­dürf­ti­gen Gebäu­de in der Carl-Schulz-Kaser­ne oder um die Wohn­sied­lun­gen “Blink” und “Engen­moor”.

Beim Ami” kam es nicht so sehr dar­auf an, ob jemand einen Abschluss vor­wei­sen konn­te. “Lear­ning by doing” hieß das neue Zau­ber­wort, damit hat­te jeder eine Chance.

Zwar emp­fan­den vie­le die Regu­la­ri­en der US-Armee noch stren­ger als es die deut­sche Büro­kra­tie schon war, aber alles ging so freund­lich zu, dass sich vie­le heu­te noch ger­ne zurück­er­in­nern. In der Bre­mer­ha­ve­ner Kaser­ne gab es alles, was es auch in Ame­ri­ka gab. Sogar die Stra­ßen hat­ten ame­ri­ka­ni­sche Namen. 

Erin­nert Ihr Euch auch noch an die Zeit, als die Ame­ri­ka­ner in Bre­mer­ha­ven sta­tio­niert waren? Hat jemand von Euch viel­leicht selbst “beim Ami” gear­bei­tet, die ame­ri­ka­ni­schen Clubs besucht oder sogar einen GI gehei­ra­tet? Dann war­tet die Nord­see-Zei­tung auf Euer Foto. Für eine Serie über Ame­ri­ka­ner in Bre­mer­ha­ven wer­den Zeit­zeu­gen gesucht. Schickt Eure Fotos und auf­ge­schrie­be­nen Erin­ne­run­gen an die

NORDSEE-ZEITUNG
Lokal­re­dak­ti­on
Hafen­stra­ße 140
27576 Bre­mer­ha­ven
bremerhaven@nordsee-zeitung.de

Geestemünder Geschichtswerkstatt

Geest­e­mün­der Geschichtswerkstatt

Wie kam das Pasch­vier­tel zu sei­nem Namen? Wer hat dort eigent­lich gelebt? Auf die­se und ande­re stadt­teil­be­zo­ge­ne Fra­gen soll vom kom­men­den Diens­tag an eine Ant­wort gesucht wer­den. Nicht von Exper­ten son­dern von his­to­risch inter­es­sier­ten Ein­woh­nern. Im Fokus der Geest­e­mün­der Geschichts­werk­statt wer­den dabei beson­ders die Schil­ler- und die Georg­stra­ße ste­hen.Geestemünder GeschichtswerkstattWas am Ende die­ser Spu­ren­su­che herauskommt,ist noch völ­lig offen. Es kann ein Buch sein oder eine Aus­stel­lung, ein Vor­trag oder eine Stadt­teil­füh­rung – alles ist möglich.

Die Idee zur Geschichts­werk­satt ist im Rah­men der Fei­er “100 Jah­re Stadt­recht Geest­e­mün­de” ent­stan­den. Mit der Geschichts­werk­statt wol­len die Initia­to­ren den Durst vie­ler Geest­e­mün­der nach his­to­ri­schen Geschich­ten aus dem Stadt­teil stillen.

Wer sich für die Geest­e­mün­der Geschich­te inter­es­siert, ist herz­lich ein­ge­la­den zu kom­men. Gemein­sam wer­den dann die The­men defi­niert. Wis­sen­schaft­li­che Vor­kennt­nis­se sind nicht erfor­der­lich, um die Geschich­te auf­zu­ar­bei­ten. Die Tref­fen sol­len bis zum Jah­res­en­de alle 14 Tage stattfinden.
Wei­te­re Infos:
standort-geestemünde.de

oder
geschichtswerkstatt@standort-geestemünde.de

Das war meine Werft – Folge 6

Die nun indus­tri­ell gefer­tig­ten Schif­fe wer­den immer grö­ßer, schnel­ler und teu­rer. Der immense Kapi­tal­be­darf ver­drängt die Fami­li­en­be­trie­be und erfor­dert die Grün­dung von Aktiengesellschaften. 

industrielle Fertigung

Obgleich  in Euro­pa das ers­te Tro­cken­dock schon 1495 in Ports­mouth ange­wandt wur­de, soll­te es noch meh­re­re hun­dert Jah­re dau­ern, bis es sich für den Schiff­bau im 19. Jahr­hun­dert all­ge­mein durch­setz­te. Jahr­hun­der­te­lang war Holz das domi­nie­ren­de Bau­ma­te­ri­al. Erst mit Beginn der Indus­tria­li­sie­rung began­nen die Schiff­bau­er, ver­stärkt Eisen ein­zu­set­zen, und etwa ab 1890 ersetz­te ver­nie­te­ter Stahl das Eisen.

Die Umstel­lung vom Holz­schiff­bau zum Stahl­bau war für die tra­di­tio­nel­len Betrie­be auch aus finan­zi­el­ler Sicht nicht ein­fach. Gro­ße Men­gen an Kapi­tal muss­ten beschafft wer­den, um die teu­er gewor­de­nen Schiffs­bau­ten und die dafür erfor­der­li­chen Maschi­nen zu finan­zie­ren. Auch kos­te­te die Umschu­lung neu­er Arbei­ter viel Geld, und für die­se muss­ten neue und teu­re Arbeits­plät­ze ein­ge­rich­tet wer­den. Schlos­se­rei­en, Gie­ße­rei­en, Kes­sel- und Kup­fer­schmie­den sowie moder­ne Kon­struk­ti­ons­bü­ros mit Schnür­bo­den gehör­ten jetzt zur Standardeinrichtung.

Das hier­zu erfor­der­li­che Kapi­tal über­stieg die Mög­lich­kei­ten eines Fami­li­en­be­trie­bes. Die Fami­li­en­be­trie­be wan­del­ten sich um in Akti­en­ge­sell­schaf­ten, um so gro­ße Men­gen an Kapi­tal beschaf­fen zu kön­nen. Gleich­zei­tig war das Risi­ko der Ein­zel­un­ter­neh­mer jetzt begrenzt auf ihr Akti­en­ka­pi­tal. Aller­dings ver­rin­ger­te sich das Mit­spra­che­recht des ehe­ma­li­gen Allein­ei­gen­tü­mers erheb­lich; jetzt waren die Aktio­nä­re die neu­en Her­ren im Betrieb und hat­ten das Sagen.

Nächs­ter Schritt bei der Ver­schie­bung der Besitz­ver­hält­nis­se ist die seit etwa 1890 in Deutsch­land fort­schrei­ten­de wirt­schaft­li­che Kon­zen­tra­ti­on, die durch den Ein­stieg der Schwer­indus­trie in das Werft­ge­schäft gezeich­net ist. Nach der Kri­se in den 1920er Jah­ren stei­gen die Groß­ban­ken mit ihrem Kapi­tal in den Schiff­bau ein. Höhe­punkt die­ser Ent­wick­lung im Unter­we­ser­raum war die Ent­ste­hung der “Deschi­mag” in den Jah­ren 1926 bis 1928. Es war der ers­te Groß­kon­zern der deut­schen Schiff­bau­in­dus­trie. Unter den acht hier ver­ein­ten nord­deut­schen Werf­ten war auch die Teck­len­borg und die See­beck­werft, die auf die­se Wei­se ihre Eigen­stän­dig­keit verloren.

Quel­le:
Nord­see-Zei­tung vom 27.08.2012

zum Weiterlesen

Die Nordsee-Zeitung sucht Eure historischen Bilder

Lehe war über Jahr­hun­der­te die bedeu­tends­te Sied­lung an der Weser­mün­dung — und ist einer der ältes­ten Stadt­tei­le Bre­mer­ha­vens. In den über­lie­fer­ten schrift­li­chen Quel­len wird die Ort­schaft bereits 1275 zum ers­ten Mal erwähnt.

Hafenstraße in Lehe

Die Hafen­stra­ße wur­de 1829 als Chaus­see von Bre­mer­ha­ven nach Lehe ange­legt. In den Jah­ren 1886 bis 1889 wur­de sie als brei­te, städ­ti­sche Stra­ße her­ge­rich­tet und im Lau­fe der Jahr­zehn­te völ­lig bebaut.

Hafenstraße in Lehe

Auch die 1905 ein­ge­weih­te Pau­lus­kir­che zeugt vom rasan­ten Wachs­tum Lehes: Die Alte Kir­che mit ihrer lan­gen Geschich­te, die nach einem Brand seit 1803 in ihrer jet­zi­gen Gestalt im ursprüng­li­chen Her­zen Lehes steht, bot nicht mehr genü­gend Platz. Das Zen­trum hat­te sich ver­scho­ben; die Pau­lus­kir­che gilt heu­te als Wahr­zei­chen des Stadtteils.

Hafenstraße in Lehe

Noch Anfang der 50er Jah­re präg­ten Kopf­stein­pflas­ter und die Stra­ßen­bahn die Hafen­stra­ße . Die Bäu­me an bei­den Sei­ten der Stra­ße haben längst eben­so wei­chen müs­sen wie die Gas­la­ter­nen, die von 1893 an die Stra­ßen des Fle­ckens Lehe beleuch­te­ten. Wer heu­te durch die Hafen­stra­ße schlen­dert, dem bie­tet sich ein völ­lig ande­res Bild.

Hafenstraße in Lehe

Wie sah es frü­her an der Hafen­stra­ße in Lehe aus? Die Nord­see-Zei­tung hat eini­ge his­to­ri­sche Fotos der Hafen­stra­ße her­aus­ge­sucht, die Euch einen Ein­blick in frü­he­re Ver­hält­nis­se bie­ten. Habt Ihr auch alte Fotos oder Doku­men­te zur Hafen­stra­ße oder auch Erin­ne­run­gen, die Ihr der Nord­see-Zei­tung zur Ver­fü­gung stel­len möch­tet? Dann schickt Eure Bil­der und Erin­ne­run­gen an damals doch ganz ein­fach per Email an online@nordsee-zeitung.de.

Das war meine Werft – Folge 5

Ein Schnür­bo­den ist einem Zei­chen­brett ähn­lich. Auf einem Zei­chen­brett kon­stru­iert der Tisch­ler einen Schrank oder der Archi­tekt ein Gebäu­de. Ein Schnür­bo­den ist wesent­lich grö­ßer und dient der Kon­struk­ti­on von sehr gro­ßen Bau­tei­len. zum Bei­spiel Schif­fen. Aber Zei­chen­brett und Schnür­bo­den die­nen bei­de dazu, die Umris­se der Bau­tei­le auf­zu­tra­gen, um die Abmes­sun­gen der her­zu­stel­len­den Ein­zel­tei­le im Maß­stab 1:1 zur Ver­fü­gung zu haben.

Schnürboden

Auf den Schnür­bo­den wur­den mit einer Schnur die Kon­struk­ti­ons­zeich­nung auf­ge­tra­gen. Der Fach­mann nann­te den Zei­chen­vor­gang “auf­ge­schnürt”.

Auch zum Auf­bau eines Ras­ters bedien­te man sich die­ser Tech­nik, indem man auf den Schnür­bo­den in regel­mä­ßi­gen Abstän­den Schnü­re spann­te und die Ras­te­rung der Kon­struk­ti­ons­zeich­nung dann auf den Schnür­bo­den über­trug.  Mit der Schnür­me­tho­de kann der Zeich­ner sehr schnell eine Gera­de auf­tra­gen. Gleich­zei­tig kann er die Schnur auch als Zir­kel ver­wen­den. Somit hat er die Mög­lich­keit, nahe­zu sämt­li­che geo­me­tri­sche For­men abzubilden.

Frü­her hat man für die Her­stel­lung eines Schnür­bo­dens (oft auch als Reiß­bo­den bezeich­net) einen gro­ßen Platz geglät­tet. Spä­ter ging man dazu über, den Schnür­bo­den in einem gro­ßen Saal unter­zu­brin­gen, oft­mals den Dach­bo­den einer Fabrik­hal­le, um unab­hän­gig von der Wit­te­rung arbei­ten zu können.

Auch in Werf­ten gab es seit dem Über­gang zum Eisen- und Stahl­schiff­bau Schnür­bö­den, die sich in der Regel auf dem Dach­bo­den der Schiff­bau­hal­le befan­den. Jeder Schiffs­neu­bau nahm hier sei­nen Anfang. 

Hier arbei­te­ten die Meis­ter ihres Faches, Kön­ner mit einem aus­ge­präg­ten räum­li­chen Ver­ständ­nis. Auf den Knien rut­schend, zeich­ne­ten die Schiffs­bau­er die Form des Schif­fes zunächst mit Blei oder Tusche im Maß­stab 1:1 mil­li­me­ter­ge­nau in den Holz­bo­den, akri­bisch nach den Maßen, die die Inge­nieu­re für das jewei­li­ge Schiff im Kon­struk­ti­ons­bü­ro errech­net haben. Haben sich die Inge­nieu­re ver­rech­net, hier auf dem Schnür­bo­den wur­de der Feh­ler bemerkt. Um die Zeich­nung halt­bar zu machen, wur­den die ein­ge­zeich­ne­ten Lini­en anschlie­ßend in die Ober­flä­che des Reiß­bo­dens, der weiß gestri­chen war, eingeritzt. 

CAD ersetzt den Schnürboden

Nach­dem das kom­plet­te Schiff gezeich­net war, konn­te man anhand der nun vor­han­de­nen Ori­gi­nal­ma­ße die Mal­len (Scha­blo­nen und Model­le) für die ein­zel­nen Schiffs­tei­le her­stel­len. So leg­te man Holz­lat­ten auf die Zeich­nung und bog die Lat­ten so weit, bis sie der genau Form der Zeich­nung ent­spra­chen. Anschlie­ßend leg­ten die Män­ner die Lat­ten auf dün­ne Holz­plat­ten, zeich­ne­ten Umris­se auf die Plat­ten und säg­ten Scha­blo­nen zurecht. Die Werk­stü­cke selbst wur­den dann in der Schiff­bau­hal­le nach den Model­len geschnit­ten, gebo­gen, geschmie­det oder gezimmert.

Auf dem Hel­gen wur­den die­se Tei­le dann – bei Wind und Wet­ter – durch Nie­ten mit­ein­an­der ver­bun­den. Sobald der Rumpf mit den Auf­bau­ten fer­tig gestellt war, lief er vom Sta­pel. Danach konn­ten am Aus­rüs­tungs­kai die Maschi­nen, die Innen­ein­rich­tung und die Deck­aus­rüs­tung ein­ge­baut werden.

In den 1980er Jah­ren, ver­dräng­te das Com­pu­ter Aided Design (CAD) die Schnür­bö­den. Heu­te ent­ste­hen die Schiffs­tei­le und gan­ze Schiffs­kon­struk­tio­nen mit Hil­fe von auf­wen­di­gen Pro­gram­men am Computer.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 27.08.2012
de.wikipedia.org

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