Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Die Marienkirche in Geestemünde – eine wechselvolle Geschichte, Teil 2

Seit der Anti­ke sind Kir­chen beein­dru­cken­de Zeug­nis­se christ­li­chen Glau­bens. In Euro­pa wer­den christ­li­che Kir­chen seit etwa 1700 Jah­ren gebaut, in voll­kom­men unter­schied­li­cher Form und Aus­stat­tung. Kir­chen­ge­bäu­de die­nen uns auch in unse­rer heu­ti­gen moder­nen Zeit oft als topo­gra­fi­sche Orientierungmarken.

Marienkirche Geestemuende

Besucht man eine frem­de Stadt, erkun­det man dort nicht sel­ten zuerst die Kir­chen, da sie uns Gebor­gen­heit ver­mit­teln. Schon die äuße­re Archi­tek­tur eines Got­tes­hau­ses kann uns in ihren Bann zie­hen und stun­den­lang beschäf­ti­gen. Aber sie sind auch stil­le Orte der spi­ri­tu­el­len Ein­kehr, las­sen uns inne­hal­ten und ein Gebet sprechen.

Marienkirche Geestemuende

Wenn wir uns an beson­de­re Orte unse­rer Kind­heit erin­nern, ist mit Sicher­heit auch die Kir­che dar­un­ter, in der wir im Kin­der­got­tes­dienst saßen und uns vor Lan­ge­wei­le die bunt bemal­ten Fens­ter anschau­ten, in der wir unse­re Kon­fir­man­den­zeit ver­brach­ten und gemein­sam geki­chert haben, und in der wir schließ­lich kon­fir­miert und ins Erwach­se­nen­le­ben ent­las­sen wur­den. Die Kir­chen unse­rer Kind­heit blei­ben uns ein Leben lang im Gedächtnis.

Marienkirche Geestemuende

So mögen es wohl auch eini­ge Leser mei­nes Bei­tra­ges “Die Mari­en­kir­chen – eine wech­sel­vol­le Geschich­te” emp­fun­den haben. Ich war wirk­lich über­rascht über die gro­ße Reso­nanz, die durch die Bit­te zum Aus­druck kam, noch wei­te­re Infor­ma­tio­nen und Bil­der über die Mari­en­kir­che Geest­e­mün­de zu ver­öf­fent­li­chen. Natür­lich möch­te ich Euch den Wunsch erfül­len und habe die Kir­che heu­te von ver­schie­de­nen Stand­or­ten fotografiert.

Marienkirche Geestemuende

Wenn man sich dem Got­tes­haus vom lau­ten Kon­rad-Ade­nau­er-Platz kom­mend nähert, erblickt man plötz­lich an der Ecke Mushardstraße/An der Müh­le, geduckt hin­ter hohen Bäu­men, die uralte Mari­en­kir­che. Trut­zig steht sie dort, strahlt eine gro­ße Ruhe aus und scheint wie aus der Zeit gefal­len zu sein.

Marienkirche Geestemuende

Aber der Ein­druck täuscht, die Mari­en­kir­che weiß seit min­des­tens 1742, was die Stun­de geschla­gen hat. In dem Jahr hat sie näm­lich ihre Son­nen­uhr bekom­men, obwohl sie nach­weis­lich bereits damals mit einer Uhr aus­ge­stat­tet gewe­sen sein soll. War­um sie nun noch zusätz­lich eine Son­nen­uhr haben muss­te, konn­te ich nicht in Erfah­rung bringen.

Marienkirche Geestemuende

Ein Tou­rist konn­te sei­ne Begeis­te­rung über die an der Süd­sei­te ange­brach­te Erklä­rungs­ta­fel nicht unter­drü­cken. Er schrieb in sei­nem Inter­net­auf­tritt: “Sehr zu rüh­men und zu prei­sen ist die Kir­chen­ge­mein­de für die­se gut ver­ständ­li­che Erklä­rungs­ta­fel zum Able­sen der Son­nen­uhr und der Umwand­lung der Wer­te auf der Son­nen­uhr in die Wer­te der mit­tel­eu­ro­päi­schen Zeit und der mit­tel­eu­ro­päi­schen Sommerzeit!”

Über­haupt, die schlich­te Mari­en­kir­che ist klein, aber sie steht im Ran­ge einer Super­in­ten­dentenkir­che (ver­gleich­bar einer katho­li­schen Bischofs­kir­che). Und in ihr fin­den wun­der­ba­re klei­ne Kon­zer­te statt, die der Orga­nist Roger Mat­schei­zik auf der Füh­rer-Orgel zum Bes­ten gibt. So hat die Rei­he “Das Ave Maria und sei­ne Kom­po­nis­ten“ schon meh­re­re Fol­gen erlebt. Der Saxo­fon- und der Gitar­ren­kreis der Gemein­de sind von die­ser wun­der­ba­ren Nischen­kir­che eben­so begeis­tert wie das übri­ge Publikum.

Die Marienkirche in Geestemünde — eine wechselvolle Geschichte

Wie alt genau die evan­ge­lisch-luthe­ri­sche Mari­en­kir­che in Geest­e­mün­de ist, weiß wohl nie­mand. Man ver­mu­tet aber, dass die im dama­li­gen Geest­en­thorp leben­den Bau­ern zu Beginn des 13. Jahr­hun­derts eine klei­ne Kapel­le zu Ehren der Hei­li­gen Jung­frau Maria errich­tet haben.Marienkirche GeestemündeAlte Quel­len aus dem Jah­re 1420 berich­ten jeden­falls über eine Kapel­le in “Gesz­ten­dorp­pe”, die sich in einem sehr schlech­ten Zustand befun­den haben soll. Und Papst Eugen IV. soll sie in einer auf den 20. Sep­tem­ber 1436 datier­ten Urkun­de als Rui­ne bezeich­net haben.

Ansons­ten liegt die Ver­gan­gen­heit der Mari­en­kir­che im Dun­keln. Wann genau das Kir­chen­schiff ver­grö­ßert wur­de ist eben­so unbe­kannt wie das Datum des Turm­baus, des­sen Fun­da­ment aus gro­ßen Find­lin­gen besteht. Man weiß aber, dass die Kir­che wäh­rend des Drei­ßig­jäh­ri­gen Krie­ges stark beschä­digt und 1663 repa­riert wurde.

Marienkirche Geestemünde

Die Mari­en­kir­che soll­te aber auch den Zwei­ten Welt­krieg nicht unbe­scha­det über­ste­hen. In der Bom­ben­nacht vom 18. Sep­tem­ber 1944 brann­ten das Kir­chen­schiff und der Turm voll­kom­men aus, nur noch die Grund­mau­ern blie­ben zurück. Schon 1951 wur­de die Kir­che soweit wie­der­her­ge­stellt, dass man bis zum Jah­res­en­de das Dach ein­de­cken konn­te. Die ers­te neue Glo­cke wur­de am 17. Novem­ber 1953 im Turm ein­ge­baut. End­lich, am 7. März 1954, konn­te Lan­des­su­per­in­ten­dent Hans Hoyer die Kir­che wie­der ein­wei­hen und so ihrer Bestim­mung über­ge­ben – gut zehn Jah­re nach der schreck­li­chen Bombennacht.

Marienkirche Geestemünde

Wohl nie wie­der soll­te die Kir­che so gut besucht wor­den sein, wie zu die­sem Got­tes­dienst. Eine Chro­nis­tin weiß zu berich­ten, dass damals nicht alle Leu­te in die Kir­che pass­ten und der Got­tes­dienst nach drau­ßen über­tra­gen wurde.

Am 1. Oster­tag des Jah­re 1964 wur­den zwei wei­te­re Glo­cken, die der Mari­en­kir­che von der Bevöl­ke­rung gespen­det wur­den, fei­er­lich geweiht, und der Drei­klang war wie­der kom­plett. Bei­de Glo­cken hat­te die Kir­che im Krieg ver­lo­ren. Eine wur­de bereits 1940 für die Rüs­tung ein­ge­schmol­zen, die ande­re ist in der Bom­ben­nacht in den bren­nen­den Kir­chen­turm gestürzt.

Vor 35 Jah­ren wur­de das Gebäu­de gründ­lich reno­viert. Alle Wän­de und auch das Gewöl­be erhiel­ten nach der Rei­ni­gung einen Anstrich mit Mine­ral­far­be. Ein von dem Stutt­gar­ter Künst­ler Karl-Hen­ning See­mann geschaf­fe­ner bron­ze­ner Altar­auf­satz gehört seit­her zum Kircheninventar.

Schließ­lich hat die Mari­en­kir­che im Okto­ber 1994 eine wei­te­re neue Glo­cke erhal­ten. Die Leih­glo­cke vom Ham­bur­ger Glo­cken­fried­hof, die seit 1953 im Turm hing, hat­te einen Riss bekom­men und ihren Klang verloren.

Die Mari­en­kir­che steht seit 1977 unter Denkmalschutz.
Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 12.März 2014
de.wikipedia.org

Das war meine Werft – Folge 7

Um die unte­ren Tei­le eines Schiffrump­fes zu repa­rie­ren, muss man das Schiff zunächst “tro­cken­le­gen”. Hier­zu bedient man sich eines Docks, die es heut­zu­ta­ge ent­we­der als Tro­cken­dock oder als Schwimm­dock gibt.

Schwimmdock

Das Tro­cken­dock gibt es schon fast so lan­ge, wie die Men­schen Schif­fe bau­en. Etwa 200 v. Chr. soll es in Ägyp­ten erfun­den wor­den sein.

An der Gees­te leg­te man die Schif­fe in Schlick- oder Mud­docks tro­cken. Man nutz­te hier­zu ein­fach Ebbe und Flut. Sobald das Was­ser ablief, dich­te­te man die Ein­fahrt der Fahr­rin­ne mit Erd­wäl­le und Holz­plan­ken ab. Das nun ein­ge­schlos­se­ne Was­ser wur­de abge­schöpft, bis die Schif­fe tro­cken fielen.

Die­se, für Schif­fe mit gerin­gem Tief­gang ein­fa­che Metho­de an den Schiffs­rumpf zu gelan­gen, war aber nicht über­all mög­lich.  Dann bedurf­te es einer sehr umständ­li­chen Pro­ze­dur: Das Schiff muss­te “kiel­ge­holt” wer­den. Es wur­de mit Hil­fe von Win­den und Fla­schen­zü­gen im Was­ser auf die Sei­te gelegt. Klei­ne­re Schif­fe wur­den auf Gleit­höl­zer  oder Schlit­ten­wa­gen an Land gezogen.

Wencke-Dock

Die ers­ten Tro­cken­docks in Deutsch­land ent­stan­den in Bre­mer­ha­ven. Die ers­te Anla­ge wur­de 1837 bis 1840 von Johann Lan­ge ange­legt und nach 1860 durch sei­nen Sohn Carl Lan­ge um eine zwei­te Anla­ge ergänzt.

Wencke-Werft

Ein wei­te­res Tro­cken­dock ent­stand 1845 bis 1846 in der Werft F. W. Wen­cke. Es hat­te höl­zer­ne Dock­wän­de und war 52 m lang und 32 m breit mit einer Ein­fahrts­brei­te von 11 m. Der Schwie­ger­sohn des Werft-Grün­ders, Albert Rosen­thal, ließ 1860 die Anla­ge um eine zwei­te 81 m lan­ge Kam­mer ergän­zen, wobei die gemein­sa­me Ein­fahrt auf 15 m ver­brei­tert wur­de. Die höl­zer­nen Wän­de wur­den spä­ter durch sol­che aus Muschel­kalk- und Zie­gel­stei­nen ersetzt. Über­res­te die­ser 4,8 m tie­fen Anla­ge sind heu­te noch erhal­ten und ste­hen unter Denkmalschutz.

Lange-Dock

Das Tro­cken­dock ist ein Bas­sin, dass durch ein was­ser­dich­tes Sperr­tor ein­fach vom Fluss­lauf oder vom Hafen abge­trennt wird. Sobald das Schiff im Dock schwimmt, wird es mit­tig aus­ge­rich­tet. Dann wird das Sperr­tor geschlos­sen und das Was­ser aus der Dock­kam­mer gepumpt, so dass der Was­ser­spie­gel sinkt und das Schiff auf den Boden der Kam­mer absackt. Damit das Schiff nicht umfällt, sichert man es auf bei­den Sei­ten durch so genann­te Kimmstapel.

Nach dem voll­stän­di­gen Abpum­pen des Was­sers kön­nen die Arbei­ten am tro­cken lie­gen­den Schiff aus­ge­führt wer­den. Danach wird die Anla­ge ein­fach wie­der geflu­tet, bis das Schiff wie­der auf­schwimmt und aus dem Dock gezo­gen wer­den kann.

F-124 im Dock

Anders als ein Tro­cken­dock kann ein Schwimm­dock direkt zum repa­ra­tur­be­dürf­ti­gen Schiff gebracht wer­den, wenn etwa ein hava­rier­tes Schiff die Werft nicht mehr errei­chen aus eige­ner Kraft errei­chen kann. 

Zum Ein­do­cken des Hava­ris­ten wer­den die Flut­tanks des Schwimm­docks mit Was­ser gefüllt und das Dock sackt ab. Nun wird das Schiff in das Dock gezo­gen und die Flut­tanks des Schwimm­docks wie­der leer­ge­pumpt. Das Dock hebt sich wie­der an und das Schiff liegt trocken.

Die 1924 von Max Sieg­hold gegrün­de­te Sieg­hold-Werft Bre­mer­ha­ven GmbH & Co. stell­te als kleins­te See­schiffs­werft Bre­mer­ha­vens das ers­te Schwimm­dock im Unter­we­ser­raum in Betrieb.

Wencke-Dock

Das an der Gees­te direkt am Ein­gang zur Innen­stadt lie­gen­de Wen­cke-Dock aber gilt als der ältes­te in Tei­len erhal­te­ne Schiffs­bau­platz Euro­pas aus der Grün­der­zeit Bre­mer­ha­vens. Als jetzt ein­zu­stür­zen droh­te, stell­te der Bund aus einem Son­der­pro­gramm 900.000 Euro bereit. Die Stadt Bre­mer­ha­ven setz­te zusätz­lich 1,2 Mil­lio­nen ein, und so begann man im Novem­ber 2011, das Dock in sei­nen alten Umris­sen sicht­bar zu machen. Die Kro­nen­mau­er wur­de frei­ge­legt und saniert und die umge­stürz­te Kai­mau­er wie­der befes­tigt. Vom Dock­haupt aus füh­ren Wege um das Wen­cke-Dock her­um, so dass der Besu­cher sich die alte Anla­ge sicher anschau­en kann.

Lange-Dock und Wencke-Dock

Nach­dem die Sanie­rungs­ar­bei­ten am Wen­cke-Dock abge­schlos­sen sind, soll nun auch das benach­bar­te Lan­ge-Dock für etwa 240.000 Euro saniert wer­den. Die gemau­er­ten Dock­häup­ter und die Trep­pen­kon­struk­ti­on dro­hen zu ver­fal­len. Da bei­de Docks neben­ein­an­der lie­gen, soll hier die ein­ma­li­ge Mög­lich­keit wahr­ge­nom­men wer­den, ein Are­al zu schaf­fen, wel­ches für Deutsch­land einen ein­zig­ar­ti­gen tech­ni­schen und indus­tri­el­len Denk­mal­wert besit­zen kann. Schließ­lich haben die Werft­be­sit­zer Lan­ge und Wen­cke den Beginn der Bre­mer­ha­ve­ner See­schiff­bau­ge­schich­te­maß­geb­lich mitgeprägt.

Der aus Vege­sack stam­men­de Johann Lan­ge hat im Jah­re 1837 in Bre­mer­ha­ven ein Zweig­be­trieb eröff­net, der aus­schließ­lich als Repa­ra­tur­be­trieb gedacht war. Dafür hat er an der Gees­te ein Tro­cken­dock errich­ten las­sen. Die Werft wur­de 1895 an Georg See­beck verkauft.

Quel­len:
Nord­see-Zei­tung vom 24.08.2012 und 21.02.2014
de.wikipedia.org

zum Weiterlesen

Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 7

Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 7

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Heu­te möch­te ich Euch den sehr belieb­ten Holz­ha­fen vorstellen.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten | Holzhafen

Gründerjahre

In der zwei­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts war Holz an der Unter­we­ser ein sehr gefrag­ter Bau­stoff. Grund war der unge­heu­re Bau­boom in den auf­stre­ben­den Unter­we­ser­or­ten. Es war die Zeit der Grün­der­jah­re. Deutsch­land dik­tier­te Frank­reich nach dem gewon­ne­nen Deutsch-Fran­zö­si­schen Krieg (1870/1871) eine Repa­ra­ti­ons­zah­lung in Höhe von fünf Mil­li­ar­den Francs in Gold. Die­ses Geld floss in die deut­sche Wirt­schaft und brach­te sie zum Blü­hen. Gleich­zei­tig befand sich — nicht zuletzt durch den Eisen­bahn­bau — die Indus­tria­li­sie­rung auf ihrem Höhe­punkt. Mas­sen­haft wan­der­ten die Land­be­woh­ner in die Städ­te, weil ihnen hier das Leben leich­ter erschien.

Natür­lich wuchs damit auch der Bedarf an Wohn­raum, und über­all ent­stan­den neue Stadt­vier­tel mit den soge­nann­ten Grün­der­zeit­häu­sern. Sie hat­ten vier bis sechs Stock­wer­ke und reich deko­rier­te Fassaden.

Karte Holzhafen alt

Holz für den Schiffsbau

Auch die auf­stre­ben­den Unter­we­ser­or­te erleb­ten einen unge­heu­ren Bau­boom. Für den Haus­bau – aber beson­ders in Geest­e­mün­de auch für den Schiffs­bau – wur­den rie­si­ge Men­gen an Holz benö­tigt, das per Schiff nach Geest­e­mün­de trans­por­tiert wur­de. Die tiden­ab­hän­gi­ge Fluss­ka­je an der Gees­te war dem ste­tig zuneh­men­den Schiffsan­lan­dun­gen bald nicht mehr gewach­sen. Ein Schleu­sen­ha­fen soll­te Abhil­fe schaf­fen. Und so wur­de in den Jah­ren 1857 — 1863 der heu­ti­ge Han­dels­ha­fen gebaut. Gleich­zei­tig ent­stan­den der Haupt­ka­nal, der heu­te als Yacht­ha­fen dient, als auch der Quer­ka­nal, von dem am Elb­in­ger Platz nur noch ein kur­zer Ansatz erkenn­bar ist.  An der Stel­le des heu­ti­gen Elb­in­ger Plat­zes führ­te damals eine Brü­cke über einen Stich­ka­nal – dort hin­über fuhr auch die Eisen­bahn nach Bremerhaven.

Holzhafen in Geestemünde

Die Schif­fe lösch­ten ihre teil­wei­se sogar aus Skan­di­na­vi­en und Russ­land impor­tier­te Holz­fracht nun tiden­un­ab­hän­gig im Han­dels­ha­fen. Um das Holz zwi­schen­zu­la­gern wur­de in den Jah­ren 1875 bis 1877 direkt gegen­über der neu erbau­ten neu­go­ti­schen Chris­tus­kir­che der 36.000 Qua­drat­me­ter gro­ße Holz­ha­fen gebaut. Das 1,20 Meter tie­fe Hafen­be­cken wur­de mit einem Stich­ka­nal an den Haupt­ka­nal ange­schlos­sen. Damals war das Hafen­be­cken natür­lich weit­aus grö­ßer als heu­te, es erstreck­te sich über das gesam­te Are­al, das von der Bis­marck­stra­ße, Am Holz­ha­fen und der Rhein­stra­ße begrenzt wur­de. Natür­lich konn­te ein Hafen­be­cken von so gerin­ger Was­ser­tie­fe kei­ne Schif­fe auf­neh­men. Aber die Was­ser­flä­che war ja auch nur zum Flö­ßen und Zwi­schen­la­gern des Hol­zes gedacht.

1915 Querkanal Geestemünde

Neuer Holzhafen

Am 25. Mai 1877 war es dann soweit, der neue Holz­ha­fen wur­de ein­ge­weiht. Eigent­lich war es ja eher ein Holz­la­ger­be­cken, das, wie auch der Haupt­ka­nal, fast immer mit Baum­stäm­men zuge­deckt war. Manch ein wage­mu­ti­ger “Geest­e­mün­der But­jer” konn­te es sich nicht ver­knei­fen, auf den schwim­men­den Stäm­men herumzuturnen.

Nach und nach sie­del­ten sich beson­ders am Nord­ufer des neu­en Holz­ha­fens immer mehr holz­be­ar­bei­ten­de Fir­men an. Gleich­wohl ging nach der Wen­de vom neun­zehn­ten in das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert der Holz­um­schlag ste­tig zurück. Als auch das Becken immer wie­der zu ver­schli­cken droh­te, schlug schon 1925 ein von der Stadt beauf­trag­ter Gut­ach­ter vor, den Holz­ha­fen und den Haupt­ka­nal zuzu­schüt­ten und in eine Grün­an­la­ge umzu­wan­deln. Aber erst ein Groß­brand soll­te die Wen­de bringen.

Grossfeuer am Holzhafen Geestemünde

Großbrand im Sägewerk

Am Nach­mit­tag des 23. Mai 1934 brach in dem Säge- und Hobel­werk Chris­ti­an Kül­ken, Am Holz­ha­fen 1, der größ­ten Holz­im­port- und Holz­ver­ar­bei­tungs­fir­ma der Unter­we­ser­or­te, in der zuletzt 100 Per­so­nen beschäf­tigt wur­den, ein Groß­feu­er aus, das sich mit unglaub­li­cher Schnel­lig­keit aus­dehn­te und fast den gesam­ten Betrieb in Schutt und Asche leg­te. Die gro­ßen Werk­an­la­gen, das Maschi­nen­haus, die bedeu­ten­den Vor­rä­te an Holz und sons­ti­gen Mate­ria­li­en, das gesam­te Inven­tar, Arbeits­ge­rät usw. sind ein Opfer der Flam­men gewor­den. Ledig­lich das Kont­or­ge­bäu­de und ein in der Nähe befind­li­ches Lager von Edel­höl­zern konn­te geret­tet werden.

Holzhafen Geestemünde

Da vor dem Ers­ten Welt­krieg um den Holz­ha­fen her­um auch immer mehr Wohn­häu­ser gebaut wur­den, muss­ten die hier ansäs­si­gen Gewer­be­be­trie­be nach und nach ihren Stand­ort auf­ge­ben. Schließ­lich wur­de der Holz­ha­fen nicht mehr benö­tigt. 1937 begann man damit, das Hafen­be­cken auf ein Drit­tel sei­ner ursprüng­li­chen Flä­che zu ver­klei­nern und zu einem Zier­teich umzu­ge­stal­ten. Eine park­ähn­li­che Umbau­ung spen­de­te der Bevöl­ke­rung eine Oase der Ruhe. Lei­der wur­de auch die­ses Gebiet ein Opfer des gro­ßen Bom­ben­an­grif­fes vom 18. Sep­tem­ber 1944.

Uferböschung muß saniert werden

So schön, wie der Rest des alten Holz­ha­fens sich dem Besu­cher heu­te auch prä­sen­tiert, unter der Was­ser­ober­flä­che ist er krank. Die höl­zer­ne Unter­kon­struk­ti­on, auf der die geklin­ker­te Ufer­bö­schung rund um den Holz­ha­fen ruht, ist so maro­de, das auf­grund des Böschungs­ge­wich­tes das Pflas­ter abzu­sa­cken droht. Soll­te die­ses ein­tre­ten, wären auch die angren­zen­den Grün­flä­chen und Wege nicht­mehr sicher. Dar­um hat das Gar­ten­bau­amt beschlos­sen, die Ufer­kan­te zu sanie­ren. Die erfor­der­li­chen 184.000 Euro wur­den schon ent­spre­chend in den Haus­halt eingestellt.

Holzhafen Geestemünde

Neben dem Bür­ger­park zählt der Holz­ha­fen, der eigent­lich nur noch aus einem gro­ßen Was­ser­be­cken besteht, zu den belieb­tes­ten Treff­punk­ten der Bre­mer­ha­ve­ner Bevöl­ke­rung — mit blühenden Kirsch­bäu­men, ein­la­den­den Grün­flä­chen und einem impo­san­ten Spring­brun­nen in sei­ner Mit­te. Und damals, als die Win­ter noch kalt waren und der Holz­ha­fen zufror, traf man sich hier auch zum Schlittschuhlaufen.

Heu­te befin­det sich dort, wo einst der Haupt­ka­nal in den Holz­ha­fen mün­de­te, der Elb­in­ger Platz — einer der ver­kehrs­reichs­ten Stra­ßen in Bremerhaven.
Quel­len:
feuerwehr-bremerhaven.de
bremerhaven.de
laufpass.com

 

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Geestemünde in alten und neuen Ansichten — Teil 6

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL “Geest­e­mün­de in alten und neu­en Ansich­ten”.  Mein ganz beson­de­rer Dank gilt Frau Oda Kelch. Sie hat ihre alten Bil­der und Erin­ne­run­gen auf ihrer Face­book-Sei­te ver­öf­fent­licht, so dass ich Euch heu­te das Bre­mer­ha­ve­ner Haus Georg­stra­ße 43 zei­gen kann.

Geestemünde in alten und neuen Ansichten

Etwa aus dem Jah­re 1904 stammt die­ses Bild mit dem  schö­nen Grün­der­zeit­haus Georg­stra­ße 43 in Geest­e­mün­de. Alle haben sich für den Foto­gra­fen schick gemacht und schmü­cken mit ihrer Anwe­sen­heit stolz die Fas­sa­de. Vom Bal­kon schaut die Urgroß­mutter von Oda Kelch, Hele­ne Knob­lauch mit ihren Kin­dern Ber­tha und Dora her­ab. Hele­ne war mit dem Uhr­ma­cher  Bern­hard Knob­lauch ver­hei­ra­tet, dem Urgroß­va­ter von Oda Kelch, der sich in der Mit­te des Ein­gan­ges pos­tiert hat. Die spä­te­re Eigen­tü­me­rin, Oda Kelch, war zu die­sem Zeit­punkt noch nicht auf der Welt.

Allein, die zufäl­lig vor­über­ge­hen­den Pas­san­ten blei­ben vom Foto­shoo­ting völ­lig unbeeindruckt.

1944 | Eckhaus Georgstraße 45

Inter­es­sant anzu­schau­en auf die­sem Bild sind die Stra­ßen­bahn­glei­se, die es ja heu­te nicht mehr gibt. Und die Dame auf dem Fahr­rad wür­de für das Vehi­kel heu­te sicher­lich nur noch einen Old­ti­mer­preis gewin­nen. Damals aber war das Fahr­rad bestimmt ein Ver­mö­gen wert.

In der Bild­mit­te sieht man das noch vor­han­de­ne mit “Zweig­stel­le” beschrif­te­te Eck­haus Georg­stra­ße 45. Das Haus war ein zu dama­li­ger Zeit so genann­tes “Gesell­schafts­haus”, das neben einem nor­ma­len Gast­stät­ten­be­trieb auch die Aus­rich­tung grö­ße­rer Fes­te ermög­lich­te. Hier wur­den flot­te Tän­ze aufs Par­kett gelegt – die Musik war bis auf den Hin­ter­hof von Uhr­ma­cher Knob­lauch zu hören, wo die klei­nen Mäd­chen dann auch ihre ers­ten Tanz­schrit­te einübten.

1909 | Georgstraße 45

Irgend­wann wur­de das Gebäu­de zum Kino “Metro­pol” umge­baut. Das Fami­li­en­ki­no mit dem Film­vor­füh­rer Her­mann Brink­mann war bei den Geest­e­mün­dern sehr beliebt. Sonn­tags um 14 Uhr gab es hier eine Kin­der­vor­stel­lung. Da stan­den die heu­ti­gen Kult­fil­me Dick und Doof, Pat und Pata­chon und auch Char­lie Chap­lin auf dem Programm.

In den Abend­vor­stel­lun­gen wur­den die komi­schen Fil­me mit Heinz Rüh­mann oder Theo Lin­gen vor­ge­führt. Und auf dem Hin­ter­hof des Nach­bar­hau­ses von Uhr­ma­cher Knob­lauch war­te­ten die Kin­der auf die nächs­te Lach­sal­ve der Zuschau­er. Natür­lich woll­ten die Kin­der auch in das Kino gelan­gen und ver­such­ten, sich durch ein even­tu­ell offen­ste­hen­des Toi­let­ten­fens­ter ein­zu­schmug­geln. Aber es gelang ihnen nie, die Fens­ter waren ein­fach zu hoch.

1944 Haus Georgstraße 43 in Geestemünde

Lei­der über­stand auch das “Geest­e­mün­der Schau­spiel­haus”, Haus Nr.45, die Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944 nicht. Und nach dem Krieg bau­te man es auch nicht wie­der auf, statt des­sen wur­de die Gras­hoff­stra­ße verbreitert.

Georgstraße 43 in Geestemünde nach dem Wiederaufbau

Das Haus Nr. 43 jedoch wur­de zwi­schen 1952 und 1954 wie­der auf­ge­baut. Als der Schutt weg­ge­räumt und die Bau­ar­bei­ten abge­schlos­sen waren, erstrahl­te das Haus in neu­em Glanz. Es hat­te ein drit­tes Stock­werk bekom­men, und auch in das Dach­ge­schoss wur­den jetzt Woh­nun­gen ein­ge­baut. Durch den Luft­an­griff haben vie­le Geest­e­mün­der ihr Zuhau­se ver­lo­ren. Und die Nach­kriegs­zeit spül­te auch nach Bre­mer­ha­ven Flücht­lings­fa­mi­li­en, die die ver­lo­re­nen deut­schen Ost­ge­bie­te ver­las­sen muss­ten. So war es not­wen­dig, mög­lichst schnell neu­en Wohn­raum zu schaffen.

2014 Georgstraße in Geestemuende

Nach­dem das “Geest­e­mün­der Schau­spiel­haus” für immer ver­schwand, wird die nun frei­ste­hen­de Gie­bel­wand des Hau­ses Nr. 43 als Wer­be­flä­che ver­ge­wal­tigt. Auch die Stra­ßen­bahn­glei­se sind in der Ver­gan­gen­heit geblie­ben, es gibt nur noch den schwar­zen Asphalt,  über den der Durch­gangs­ver­kehr don­nert. Nur hin und wie­der ist es mög­lich, eine “auto­freie” Lücke für ein Bild zu fin­den.
Noch ein­mal vie­len Dank an Frau Oda Kelch, die mir mit Ihren Bil­dern und Erin­ne­run­gen sehr gehol­fen hat, die­sen Arti­kel zu schreiben.

Die ehemalige Kaiserstraße in alten und neuen Ansichten – Teil 2

Eine Serie wid­met der Deich­SPIE­GEL der “ehe­ma­li­gen Kai­ser­stra­ße in alten und neu­en Ansich­ten”. Dank vie­ler Freun­de in Face­book, die mich mit alten Bil­dern und Anek­do­ten unter­stüt­zen, kann ich Euch heu­te ein paar Moti­ve aus der Kaiserstraße/Ecke Am Git­ter zeigen.

ehemaligen Kaiserstraße

Grund und Boden waren natur­ge­mäß knapp in Bre­mer­ha­ven, der Wohn­raum war noch knap­per. Also errich­te­ten die Bau­her­ren auf nur 500 qm gro­ßen Grund­stü­cken fünf­ge­schos­si­ge Häu­ser mit mög­lichst vie­len Woh­nun­gen. Das Erd­ge­schoss blieb meis­tens einem Laden­ge­schäft oder einer Gast­stät­te vor­be­hal­ten. Die eng­ge­staf­fel­ten Häu­ser erin­ner­ten an Miets­ka­ser­nen, wie sie seit den Grün­der­jah­ren in Ber­lin oder Ham­burg üblich waren. An der Unter­we­ser jedoch kann­te man sol­che Wohn­ver­hält­nis­se bis­her nicht.

Zur Stra­ße hin glänz­ten die Fas­sa­den meist mit üppi­gem Stuck. Zwi­schen den Häu­sern befan­den sich aus feu­er­schutz­grün­den Licht­schäch­te. Und hin­ter den Fas­sa­den sah es rich­tig trost­los aus. Düs­ter Trep­pen­häu­ser und kal­te Hin­ter­hö­fe bil­de­ten die Tris­tesse für die Mieter.

In die­ser wil­hel­mi­ni­schen Zeit ent­stan­den nicht nur die Häu­ser in der Stra­ße Am Git­ter. Auch die fol­gen­de Post­kar­te mit einem Motiv der Kai­ser­stra­ße im Hin­ter­grund stammt aus der Kai­ser­zeit. Der Spruch dar­auf ver­deut­licht die Ein­nah­me­quel­le der meis­ten Geschäftsanlieger.

ehemaligen Kaiserstraße

Wie es in einer Hafen­stadt üblich ist, besuch­ten vor allem See­leu­te die vie­len Knei­pen, Cafés und Restau­rants. In einem Café gab es sogar schon einen Bil­lard­tisch. Doch auch Bre­mer­ha­ven konn­te der “schwe­ren Zeit” nicht ent­flie­hen: 1928 war die Zahl der Gast­wirt­schaf­ten auf zehn zusammengeschrumpft.

ehemaligen Kaiserstraße

Aber trotz allem, die Bre­mer­ha­ve­ner wohn­ten ger­ne in “ihrer” Kai­ser­stra­ße. Auch wenn sie nach 1945 umge­tauft wur­de. Irgend­je­mand woll­te nicht mehr, dass der Kai­ser in Bre­mer­ha­ven eine eige­ne Stra­ße hat. Schließ­lich hat­te “Wil­helm Zwo” sei­nen Krieg ver­lo­ren und war auch schon seit 1941 tot. Also weg mit allem, was preu­ßisch war. Nur einen Ersatz­na­men hat­te auch nie­mand parat. So nann­te man sie eben Bür­ger­meis­ter-Smith-Stra­ße – als Ver­län­ge­rung der schon bestehen­den Bürgermeister-Smith-Straße.

ehemaligen Kaiserstraße

Für einen Zuge­reis­ten kaum zu ver­ste­hen! Aber viel­leicht bekommt die Stra­ße ja irgend­wann wie­der einen ande­ren Namen, schließ­lich moch­te der Bür­ger­meis­ter von Bre­men die Juden nicht und woll­te sie auf kei­nen Fall in sei­ner neu­en Stadt Bre­mer­ha­vens dul­den.  Bestimmt kommt dem­nächst irgend­ein Poli­ti­ker auf die Idee, den Namen Smidt auszuradieren.

ehemaligen Kaiserstraße

Den Bewoh­nern der Kai­ser­stra­ße, wie vie­le Anwoh­ner der “alten Bür­ger” ihre Stra­ße heu­te noch nen­nen, also den Leu­ten in der Kai­ser­stra­ße ist das alles eigent­lich schie­te­gal. Sie füh­len sich wohl in die­sem Quar­tier wie eh und je.

ehemaligen Kaiserstraße

Auch nach­dem die Deut­schen wie­der ein­mal einen Krieg ver­lo­ren haben, blieb man in der Kai­ser­stra­ße woh­nen. Man rück­te etwas zusam­men und nahm die aus­ge­bomb­ten Bür­ger aus Geest­e­mün­de bei sich auf. Und das Leben ging weiter.

ehemaligen Kaiserstraße

Wer hier leb­te, wer hier auf­wuchs, der hat­te alles “um die Ecke” was man zum täg­li­chen Leben so benö­tigt. Ein Leser des “Deich­SPIE­GEL” zähl­te mir auf, was es hier in der Kai­ser­stra­ße in der Nähe Am Git­ter alles gab. Hier gab es Lebens­mit­tel­ge­schäf­te, Spiel­zeug­wa­ren, Ärz­te und Apo­the­ken, einen Fri­seur und eben Knei­pen. Man muss­te sein Vier­tel eigent­lich nicht ver­las­sen, und man kann­te sich. Es gab noch eine Nachbarschaft.

Quel­len:
diealtebuerger.de

 

Die Fährstraße in alten und neuen Ansichten

Die Fähr­stra­ße in alten und neu­en Ansichten

1827 kauf­te Bre­men von Han­no­ver ein Gebiet an der Weser­mün­dung, das Bre­mer­ha­ven genannt wur­de. Die wich­tigs­te  Ver­bin­dung nach Geest­en­dorf war die Fähr­stra­ße. Die Stra­ße bekam ihren Namen zur Erin­ne­rung an die eins­ti­ge Prahm­fäh­re, mit der man bis 1857 das ande­re Ufer der Gees­te errei­chen konn­te.Die Fährstraße in alten und neuen AnsichtenAls 1857 die ers­te Geest­e­brü­cke gebaut wur­de, ver­schwand die Fäh­re aus der Fluss­land­schaft. Der Name Fähr­stra­ße jedoch wur­de bei­be­hal­ten.Die Fährstraße in alten und neuen AnsichtenWer vom Theo­dor-Heuss-Platz (ehe­ma­li­ger Markt­platz) nach Geest­e­mün­de gelan­gen will, benutzt noch heu­te die­se uralte Ver­kehrs­ver­bin­dung über die Fähr­stra­ße und die im Jah­re 1904 gebau­te Geestebrücke.

Um 1900 die Bremerhavener Fährstrasse

Die Fähr­stra­ße ist nicht sehr lang und prä­sen­tiert sich dem heu­ti­gen Besu­cher als unschein­ba­re Stra­ße. Von der Grün­der­zeit bis min­des­tens  zur Wen­de vom 19. zum 20. Jahr­hun­dert herrsch­te hier aber ein beson­ders leb­haf­tes Geschäfts­le­ben. Noch 1906 soll es in jedem der 26 Häu­ser, die die Fähr­stra­ße besäum­ten, ein oder meh­re­re Geschäf­te, Gast­wirt­schaf­ten, Hand­werks­be­trie­be und Waren­häu­ser gege­ben haben.

Bremerhavener Fährstrasse mit Geesteufer

Die­se Post­kar­ten­idyl­le ende­te jäh in der Bom­ben­nacht des 18. Sep­tem­ber 1944. Es war ein strah­lend schö­ner und war­mer Som­mer­tag, der für eine Wei­le alles Krie­ge­ri­sche ver­ges­sen zu machen schien. Nie­mand ahn­te, dass die kom­men­de Nacht zum Schick­sal für Geest­e­mün­de und Alt-Bre­mer­ha­ven wer­den soll­te. Eigent­lich blieb als ein­zi­ge grö­ße­re Stra­ße nur die Kai­ser­stra­ße von der Ver­nich­tung ver­schont. Auch in der Fähr­stra­ße blieb kein Stein auf dem anderen.

1949 Fährstrasse Bremerhaven

Den Flücht­lin­gen aus Geest­e­mün­de war der Weg über die Gees­te ver­sperrt. Nie­mand konn­te die Brü­cke betre­ten, da sogar der Boden­be­lag voll in Flam­men stand. Und auch sämt­li­che Häu­ser­zei­len an der Fähr­stra­ße und am Torf­platz brann­ten lich­ter­loh. Selbst die unmit­tel­bar an der Brü­cke gele­ge­ne Direk­ti­ons-Vil­la der See­beck­werft und auch die dar­an anschlie­ßen­den umfang­rei­chen Dock­an­la­gen der Werft blie­ben nicht verschont.

Auch auf der Geest­e­mün­der Sei­te bil­de­ten die lang­ge­streck­ten Schup­pen fluss­ab­wärts ein ein­zi­ges Flam­men­meer. Selbst die am Ufer in lan­ger Rei­he lie­gen­den Fisch­kut­ter und sons­ti­gen Fahr­zeu­ge, ein­schließ­lich des Fähr­damp­fers und des Fähr­hau­ses wur­den ein Raub der Flam­men. Als die Bre­mer­ha­ve­ner und die Geest­e­mün­der mit dem Auf­räu­men began­nen, ris­sen sie vie­le alte Häu­ser gleich mit ab, um für Neu­bau­ten Platz zu schaffen. 

Die Woh­nungs­not ließ wohl auch kei­ne ande­re Wahl. Bis in die Kai­ser­stra­ße ström­ten die ihres Obdach beraub­ten Bür­ger, um dort irgend­ei­nen Unter­schlupf zu fin­den. Es begann die Zeit, an der sich vie­le älte­re Mit­bür­ger sicher­lich noch erin­nern kön­nen. Es war eine Zeit, in der man an den Woh­nungs­tü­ren 3, 4 oder gar 5 Namens­schil­der und den Zusatz „3mal“ oder „4mal klin­geln“ fand.

1960 Fährstrasse

Das beeng­te Zusam­men­le­ben in den Alt­bau­woh­nun­gen brach­te gro­ße Schwie­rig­kei­ten und locker­te sich erst all­mäh­lich nach dem Wie­der­auf­bau in den 50er Jahren.
Die Fährstraße in alten und neuen AnsichtenDer Schutt wur­de weg­ge­räumt, die Stra­ßen­bahn eini­ge Jah­re spä­ter gleich mit. Groß und hell aber mit kal­ter aus­tausch­ba­rer Archi­tek­tur emp­fängt die Fähr­stra­ße die vie­len Autos und die weni­gen Pas­san­ten. Nichts erin­nert mehr an die Schre­cken des Krie­ges. Und an die Stra­ßen­bahn und die schö­nen Häu­ser aus der Grün­der­zeit auch nicht. Es ist ein neu­es Zeitalter! 
Quel­len:
P. Raap: Die Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­mit­te aus der Luft, Nie­derd. Hei­mat­blatt Nr. 745 01/2012
H. Klop­pen­burg: Die Kata­stro­phen-Nacht von Bremerhaven
E. Sjö­vall: Die Kai­ser­stra­ße- Eine Stra­ße erzählt
juwi’s welt: Ein stäh­ler­nes Bau­denk­mal in Aktion

Wer erinnert sich noch an die Groschenfähre in Bremerhaven?

In Face­book habe ich zuerst davon gehört. Jemand erzähl­te von der vor vie­len Jah­ren still­ge­leg­ten Bre­mer­ha­ve­ner “Gro­schen­fäh­re”. Da ich im Inter­net nur Frag­men­te über die­ses Trans­port­mit­tel gefun­den habe, bat ich eini­ge Grup­pen in Face­book um Hilfe.

Groschenfähre

Und vie­le haben geant­wor­tet und ihre Erin­ne­run­gen an die hie­si­gen “Hafen­gon­do­lie­ren” auf­ge­schrie­ben. Wenn ich alles rich­tig ver­stan­den habe, scheint es wohl meh­re­re “Gro­schen­fäh­ren” gege­ben zu haben.

Eine Fäh­re soll es in Geest­e­mün­de gege­ben haben. Sabi­ne weiß von ihrer Mut­ter, dass die­se als Kind vor dem Krieg mit der “Gro­schen­fäh­re” vom alten Fähr­an­le­ger zum Ton­nen­hof über­setz­te, um in das Weser­bad zu gelan­gen. Heu­te über­quert man die Gees­te ein­fach über die Kennedybrücke.

Groschenfähre

An eine wei­te­re “Gro­schen­fäh­re” erin­nert sich Rein­hard. Die soll im Fische­rei­ha­fen von der Koh­len­pier aus zum Fried­rich-Albert-Pust-Platz über­ge­setzt haben.

Groschenfähre

Es mag wohl noch eine drit­te “Gro­schen­fäh­re” gege­ben haben, die von Hal­le X Nord zum West­kai rüber­fuhr (West­fäh­re). Die Anle­ge­stel­len sol­len noch erkenn­bar sein. Auch im Kai­ser­ha­fen soll Her­berts Erin­ne­rung zufol­ge eine Per­so­nen­fäh­re, die man “Gro­schen­fäh­re nann­te” unter­wegs gewe­sen sein, und zwar vom Zoll­tor Rot­er­sand zur Lloydwerft.

GroschenfähreVie­le wuss­ten zu berich­ten, das es damals kei­nes­falls selbst­ver­ständ­lich war, die Fäh­re  in Anspruch zu neh­men. Man hat­te es sich zwei­mal über­legt, ob man die 10 Pfen­ni­ge inves­tie­ren woll­te oder doch lie­ber zu Fuß ging. Oft­mals sei der Fähr­mann aber auch groß­zü­gig gewe­sen und hat die Kin­der für 5 Pfen­ni­ge zum Weser­bad rüber geru­dert. Doch in der Regel muss­ten die Kin­der den Umweg über die Geest­e­brü­cke zum Weser­bad laufen.

Ich bedan­ke mich bei allen Grup­pen­mit­glie­dern von Face­book für die zahl­rei­chen Erinnerungen.