Kategorie: Bremerhaven damals und heute

Bremerhavens Kultkneipe Krohn’s Eck

Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck

Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck zählt wohl zu den ältes­ten Gast­stät­ten Bre­mer­ha­vens. Vie­le Bars und Knei­pen, von denen es in den 1950er und 1960er Jah­ren in der See­stadt nur so wim­mel­te, gibt es längst nicht mehr. Aber die bereits im Jah­re 1917 eröff­ne­te Trink­hal­le Krohn’s Eck hat alle Zei­ten über­dau­ert und ist zu einer Kult­knei­pe geworden.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Trinkhalle Krohn’s Eck

Krohn’s Eck wur­de im Jah­re 1917 als Trink­hal­le gegrün­det. Schnell wur­de die Trink­hal­le im Fische­rei­ha­fen ein belieb­ter Treff­punkt für die Seeleute.

Aus dem klei­nen Anbau wur­de in den 1950er Jah­ren ein Kiosk mit Bier­stu­be, in der alte Fäs­ser den See­leu­ten als Tische dienten.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Erst im Jah­re 1992 ist aus der eins­ti­gen Trink­hal­le das heu­ti­ge Kult­lo­kal gewor­den. Der Name Krohn’s Eck hat sich seit 1917 aber nie geändert.

Maritimes Interieur von der “Aquila Marina”

Die Nähe zum Fische­rei­ha­fen lässt sich nicht leug­nen. Das Ambi­en­te von Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck ist sehr mari­tim. Über­all im Schank­raum sind Tei­le eines Schif­fes ver­baut. Sie sol­len von dem gesun­ke­nen Drei­mast­seg­ler “Aqui­la Mari­na” des ehe­ma­li­gen Renn­fah­rers Jochen Mass stam­men. Die “Aqui­la Mari­na” wur­de 1920 als Fracht­seg­ler auf der däni­schen Insel As vom Sta­pel gelas­sen. Der Topp­se­gel­scho­ner war 38 Meter lang und 7,60 Meter breit, die Segel­flä­che betrug 560 Quadratmeter. 

Den Seg­ler hat­te Renn­fah­rer Jochen Mass, der ursprüng­lich Kapi­tän wer­den woll­te und als jun­ger Mann bei der Han­dels­ma­ri­ne war, im Jah­re 1974 für 15 000 Pfund in Liver­pool gekauft. Anschlie­ßend steck­te er ein Ver­mö­gen in den her­un­ter­ge­kom­me­nen Drei­mas­ter, um das Schiff ori­gi­nal­ge­treu zu restaurieren.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Im Som­mer 1990 soll­te der Scho­ner an der Wind­jam­mer­pa­ra­de in Bre­mer­ha­ven teil­neh­men. Also mach­te sich der Seg­ler auf den Weg über den Atlan­tik, durch­quer­te die Bis­ka­ya und erreich­te ohne Zwi­schen­fäl­le das fran­zö­si­sche Brest. Nun noch die letz­ten 1 000 Kilo­me­ter nach Bremerhaven.

In der Nacht vom 8. zum 9. August ver­wech­sel­te der Boots­füh­rer die Ansteue­rung der Jade mit der Ansteue­rung der Weser. Der Skip­per hat­te nur einen süd­afri­ka­ni­schen Sport­boot­füh­rer­schein und kann­te sich mit den hie­si­gen Strom- und Gezei­ten­ver­hält­nis­sen nicht aus. Trotz Kurs­kor­rek­tur ver­setz­te der ein­set­zen­de Flut­strom die “Aqui­la Mari­na” nach Süden. Sechs See­mei­len öst­lich von Wan­ger­oo­ge bohr­te sich der Kiel in den Sand der Mellumplate.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Es dau­er­te nur zehn Minu­ten, dann muss­te der Skip­per sein Schiff auf­ge­ben. Der Flut­strom trieb die “Aqui­la Mari­na” höher auf die Sand­bank, und die Bran­dung zer­schmet­ter­te das stol­ze Schiff inner­halb weni­ger Tage zu Klein­holz. Gebro­che­ne Mas­ten, ein zer­stör­tes Decks­haus und zer­schla­ge­ne Plan­ken zier­ten als Treib­gut den Strand.

Seemanns-Flair in der Raucherkneipe

Schumm­rich ist es in Krohn’s Eck, das wie ein Schiff ein­ge­rich­tet ist. Und der Besuch ist fast wie eine Rei­se in die Ver­gan­gen­heit: Steu­er­rä­der, Fischer­net­ze, Schiffs­glo­cke und die rus­ti­ka­len Bän­ke geben Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck ein Seemanns-Flair.

Schankraum Kultkneipe Krohn's Eck

Hier tref­fen sich Men­schen, jung und alt, aus allen Gesell­schafts­schich­ten. Bre­mer­ha­ve­ner und Tou­ris­ten von nah und fern fei­ern hier und trin­ken ihr frisch gezapf­tes Hols­ten oder ihr Becks aus Fla­schen. Ande­re Gäs­te zie­hen Mix­ge­trän­ke wie Bacar­di Cola oder Likö­re vor. Alle Geträn­ke wer­den zu fai­ren Prei­sen ausgeschenkt.

Eini­ge Gäs­te spie­len am Tisch Kar­ten, ande­re rau­chen ihre Ziga­ret­te und kom­men mit­ein­an­der ins Gespräch. Oder sie hören ein­fach schwei­gend der Musik zu. Frü­her ertön­ten die Lie­der von Hans Albers aus der Musik­box, heu­te sind es die Hits von Hele­ne Fischer. Es ist eine sehr fami­liä­re Atmo­sphä­re, die das Knei­pen-Team mit den Gäs­ten von Krohn’s Eck verbindet.

Schankraum Krohn's Eck

Im Sommer in den Biergarten

Beson­ders am Wochen­en­de benö­tigt man oft­mals eine gewis­se Zeit, um die Toi­let­te zu errei­chen, weil vor dem Tre­sen so ein Gedrän­ge ist. Und wenn der Platz auch noch so knapp ist — manch­mal wird trotz­dem getanzt zu den See­manns­lie­dern, Schla­gern oder Oldies. Wer Lust hat, der sitzt im Som­mer im Bier­gar­ten und genießt sein frisch gezapf­tes Bier mit Blick über den Fischereihafen.

Beson­ders nach den Kon­zer­ten im Musik­som­mer ist es bre­chend voll in Bre­mer­ha­vens Kult­knei­pe Krohn’s Eck. Dann wird hier wei­ter­ge­fei­ert bis in den frü­hen Morgen.

Bremerhavens Kultkneipe Krohn's Eck

Fei­er­abend kennt die schö­ne urge­müt­li­che Knei­pe mit ihrem nor­di­schen Charme im Fische­rei­ha­fen An der Pack­hal­le IV nicht. Jeden­falls nicht vor 3 Uhr morgens. 

Im Jah­re 2014 hat Dag­mar Jan­ßen das Ruder im Krohn’s Eck über­nom­men. Vor­her arbei­te­te sie hier bereits zwölf Jah­re als Ange­stell­te. Die Kult­knei­pe Krohn’s Eck ist nicht nur ihr Arbeits­platz — sie ist auch ihr Zuhause. 
Quel­len:
Ernst Hess: “Ein see­tüch­ti­ger Traum aus däni­scher Eiche”, ZEIT vom 15.05.1981
Peter Sand­mey­er: “Immer schön Schiss haben”, MARE Nr. 80 vom Juni/Juli 2010
P. Over­schmidt: “Dar­um ist Krohns Eck im Fische­rei­ha­fen abso­lu­ter Kult”, www.nord24.de vom 1.4.2018
P. Over­schmidt: “101 Jah­re Kult in der See­stadt”, Nord­see-Zei­tung vom 10.4.2018
L. M. Lan­gen: “Die­se Bre­mer­ha­ve­ner Kult­knei­pen soll­tet Ihr ken­nen”, www.norderlesen.de vom 23.8.2021
C. Lind­ner: “Der Kult von Krohns Eck”, Nord­see-Zei­tung vom 5.11.2021

W. und F. Ziegfeld

W. und F. Ziegfeld

Heu­te erin­nert in Bre­mer­ha­ven kaum noch etwas an das ehe­ma­li­ge Waren­haus W. und F. Zieg­feld. In der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße prangt noch der Schrift­zug “Zieg­feld” an einer Fas­sa­de. Aber vie­le Bre­mer­ha­ve­ner wis­sen nicht, an was das Schild erin­nert. Der Bre­mer­ha­ve­ner Rechts­an­walt Dr. Man­fred Ernst hat in sei­nem 1988 im Dit­zen-Ver­lag erschie­ne­nen Buch “Der Markt­platz. Stadt­ge­schich­te im Zen­trum Bre­mer­ha­vens seit 1827” einen Auf­satz über die Fir­ma Zieg­feld veröffentlicht.

W. und F. Ziegfeld um 1910

W. und F. Ziegfeld ehemalige Marktplatz heute

Ereignisse der Jahre 1948/1949

Im März 1848 brach im Deut­schen Bund die Revo­lu­ti­on 1848/49 aus. Im Mai 1848 tag­te in der Frank­fur­ter Pauls­kir­che das ers­te gesamt­deut­sche Par­la­ment, um über eine frei­heit­li­che Ver­fas­sung und die Bil­dung eines deut­schen Natio­nal­staats zu bera­ten. Die Groß­mäch­te Preu­ßen und Öster­reich lehn­ten die im Jah­re 1949 ver­ab­schie­de­te  Ver­fas­sung ab, im Som­mer 1949 war die Revo­lu­ti­on end­gül­tig gescheitert.

Im Jah­re 1849 ließ der Aus­wan­de­rungs­mak­ler  Johann Georg Clau­sen in Bre­mer­ha­ven das Aus­wan­der­er­haus errich­ten. Das war eine gro­ße Her­ber­ge, in der die Aus­wan­de­rer, die auf das Aus­lau­fen ihrer Schif­fe war­te­ten, ver­sorgt wur­den. Bre­mer­ha­ven hat zu die­ser Zeit etwa 4000 Einwohner.

W. und F. Ziegfeld

Und im Jahr 1849 ver­kauf­te J. C. Teck­len­borg sein Grund­stück am Markt 12 an den aus Emden stam­men­den Kauf­mann Wil­helm Andre­as Zieg­feld. Dort, wo heu­te an der Ecke Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße zur Lin­zer Stra­ße ein gro­ßes Wohn- und Geschäfts­haus (ehe­ma­li­ge Geschäfts­räu­me Fir­ma War­rings) steht, befand sich bis zum 18. Sep­tem­ber 1944 das Haus Am Markt 12. Es war ein älte­res mehr­stö­cki­ges Haus, das in der ers­ten Hälf­te des 19. Jahr­hun­derts im schlich­ten klas­si­zis­ti­schen Stil errich­tet wurde.

 

Wilhelm Andreas Ziegfeld zieht um

W. und F. Ziegfeld um 1864

Wil­helm Andre­as Zieg­feld betrieb mit einem Teil­ha­ber Anfang 1840er Jah­ren in der Mit­tel­stra­ße ein Eisenwaren‑, Kolo­ni­al­wa­ren- und Aus­rüs­tungs­ge­schäft. Im Jah­re 1851 ver­ließ der Teil­ha­ber die Fir­ma, und Wil­helm Andre­as Zieg­feld sie­del­te mit sei­nem Geschäft in das Haus Am Markt 12 um. Im Jah­re 1864 grün­de­ten Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger eine pri­va­te Spar­kas­se. In der “Pro­vin­zi­al-Zei­tung” vom 6. Janu­ar 1866 gab die “Pri­vat-Spar­kas­se” bekannt, daß sie im Geschäft der Fir­ma W. A. Zieg­feld eine Annah­me­stel­le ein­ge­rich­tet hat. 

Im Jah­re 1877 starb der Fir­men­grün­der Wil­helm Andre­as Ziegfeld.

Die Söhne übernehmen das Geschäft

wilhelm ziegfeld (1849 - 1914)

Am 2. Mai 1877 über­nah­men die Söh­ne Wil­helm (gebo­ren 1849) und Flo­renz (gebo­ren 1851) das Geschäft. Sie trenn­ten sich von dem Aus­rüs­tungs­ge­schäft und auch von dem Kolo­ni­al­wa­ren­la­den. Nur den Eisen­han­del führ­ten sie wei­ter. Frau Bet­ty Zieg­feld (Ehe­frau von Flo­renz) und Frau Ade­le Zieg­feld (Ehe­frau von Wil­helm) küm­mer­ten sich um den Haushalt. 

florenz ziegfeld (1851-1933) und seine ehefrau betty ziegfeld (1856-1938)

Im Jah­re 1885 erwei­ter­ten die Brü­der Zieg­feld den Betrieb um ein Küchen- und Haus­hal­tungs­ge­schäft. Bald konn­te man in der Eisen­wa­ren­hand­lung Zieg­feld auch Wäsche­man­geln kau­fen. Im His­to­ri­schen Muse­um Bre­mer­ha­ven steht eine Wäsche­man­gel von 1900 aus der Eisen­wa­ren­hand­lung Ziegfeld. 

w. und f. ziegfeld wäschemangel um 1900

Die Geschäf­te lie­fen so gut, daß die Geschäfts­in­ha­ber drei Jah­re spä­ter auf dem rück­wär­ti­gen Gelän­de ein gro­ßes Pack­haus bauten.

Vertretung für Fahrräder

w. und f. ziegfeld um 1910

Man konn­te bei W. und F. Zieg­feld schon in den 1890er Jah­ren auch Velo­zi­peds kau­fen. Die Eisen­wa­ren­hand­lung hat­te die Werks­ver­tre­tung der Adler-Fahr­rad­wer­ke über­nom­men. Fahr­rä­der waren damals sehr teu­er, sie kos­te­ten etwa 350 Gold­mark. Das waren für einen Hand­wer­ker oder Indus­trie­ar­bei­ter meh­re­re Monatslöhne.

w. und f. ziegfeld werbeplakat

Fahr­rä­der blie­ben den Men­schen der Ober­schicht vor­be­hal­ten, die sie zu ihrem Ver­gnü­gen oder für den Renn­sport kauf­ten. Erst gegen Ende des Jahr­hun­derts san­ken die Prei­se, da die Räder nun indus­tri­ell her­ge­stellt wer­den konn­ten. Außer­dem stie­gen die Löh­ne, so daß die Käu­fer­schicht ste­tig grö­ßer wurde. 

w. und f. ziegfeld radler fahr adler

Natür­lich mach­te auch die Fir­ma W. und F. Zieg­feld auf ihre Fahr­rad­ver­tre­tung auf­merk­sam. Sie bau­ten zwi­schen dem Alten Hafen und dem Weser­deich eine “Fahr­rad­lehr­bahn”. Dort brach­ten sie inter­es­sier­ten Leu­ten das Rad­fah­ren bei. Am Zaun der “Fahr­rad­lehr­bahn” wie­sen Pla­ka­te auf Fahr­rä­der von Zieg­feld hin: “Rad­ler fahr Adler” hieß der Slogan.

Ernst Hanke Bruns wird Teilhaber

w. und f. ziegfeld teilhaber bruns

Am 1. April 1900 begann der 1885 gebo­re­ne Ernst Han­ke Bruns sei­ne Leh­re bei W. und F. Zieg­feld, Am Markt 12. Ernst Han­ke Bruns bekam freie Kost und Logie. Für sein mit­ge­brach­tes Bett und sei­ne Kom­mo­de stand ihm eine klei­ne Kam­mer im Dach­ge­schoß zur Ver­fü­gung. Ernst Han­ke Bruns hat­te die Auf­ga­be, mor­gens pünkt­lich um 7 Uhr die Laden­tür zu öff­nen. Erst abends um 9 Uhr war Geschäfts­schluß. Der Unter­richt in der kauf­män­ni­schen Berufs­schu­le war frei­wil­lig, er fand abends von 9 bis 11 Uhr statt. 

w. und f. ziegfeld und löhr*s hotel

Im Jah­re 1902 konn­te die Fir­ma W. und F. Zieg­feld ihr 25-jäh­ri­ges Betriebs­ju­bi­lä­um bege­hen. Die Fei­er fand im gegen­über­lie­gen­den “Löhr’s Hotel” statt. Der Lehr­ling durf­te mit­fei­ern, er war jetzt 17 Jah­re alt. Nach Been­di­gung sei­ner Lehr­zeit muß­te Ernst Han­ke Bruns sei­nen Mili­tär­dienst ableis­ten. Im Deut­schen Kai­ser­reich bestand mit Voll­endung des 17. Lebens­jah­res für alle Män­ner Wehrpflicht.

Im Jah­re 1914 starb Wil­helm Ziegfeld.

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Als Flo­renz Zieg­feld im Jah­re 1919 erblin­de­te, bot er sei­nem ehe­ma­li­gen Lehr­ling Ernst Han­ke Bruns im Novem­ber 1919 die Teil­ha­ber­schaft an. Schon zwei Tage, nach­dem ihn das schrift­li­che Ange­bot erreich­te, stand Ernst Han­ke Bruns wie­der in sei­nem eins­ti­gen Lehr­be­trieb. 15 Jah­re waren seit dem Ende sei­ner Aus­bil­dungs­zeit vergangen. 

Im Jah­re 1933 starb Flo­renz Zieg­feld im Alter von 82  Jahren.

w. und f. ziegfeld

Kriegsjahre, Zerstörung und Wiederaufbau

In den Kriegs­jah­ren 1940 bis 1943 fan­den meh­re­re unge­ziel­te Bom­ben­ab­wür­fe auf Bre­mer­ha­ven statt. Es gab es Tote und Ver­letz­te und zer­stör­te Gebäu­de, aber nicht in einem der­ar­ti­gen Aus­maß, wie es ande­re deut­sche Städ­te getrof­fen hat. Doch ab Febru­ar 1944 wur­de es fürch­ter­lich, und ganz schlimm war der ver­hee­ren­de Luft­an­griff am 18. Sep­tem­ber 1944. Inner­halb von 20 Minu­ten hat die 5. Bom­ber­flot­te der Roy­al Air­force die heu­ti­gen Bre­mer­ha­ve­ner Stadt­tei­le Mit­te und Geest­e­mün­de fast kom­plett zerstört.

w. und f. ziegfeld 1944

Auch das Geschäfts­haus W. und F. Zieg­feld wur­de 1944 durch Bom­ben zer­stört. Ernst Han­ke Bruns orga­ni­sier­te inner­halb von zwei Tagen Behelfs­räu­me. Das Geschäft zog in eine Gara­ge der Bäcker-Ein­kaufs-Genos­sen­schaft. Spä­ter dien­te der rech­te Sei­ten­flü­gel des Stadt­thea­ters als Verkaufsraum. 

w. und f. ziegfeld im stadttheater

Das Dach wur­de not­dürf­tig abge­dich­tet, dann wur­den in der alten Kakao­s­tu­be und in den Räu­men des Kunst­ver­eins wie­der Waren ver­kauft. So konn­te die Fir­ma Zieg­ler an die aus­ge­bomb­te Bevöl­ke­rung Behelfs­heim­her­de für 73,50 Reichs­mark abge­ben. Der Herd dien­te gleich­zei­tig zum Kochen und zum Heizen.

behelfsheimherd

Umzug in die “Bürger”

Im Jah­re 1950 begann der Wie­der­auf­bau des Stadt­thea­ters. Bruns hat­te bereits in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße das Grund­stück vom Deli­ka­tes­sen­ge­schäft Hein­rich Mer­tens gekauft. Auf die­sem Grund­stück bau­te Bruns das neue Ziegfeld-Geschäft.

ziegfeld

Spiel­sa­chen bot Zieg­feld im alten Stamm­haus nur in der Vor­weih­nachts­zeit an. Im neu­en Haus wur­de nun eine stän­di­ge Spiel­wa­ren­ab­tei­lung ein­ge­rich­tet. Und wie­der kamen in der Vor­weih­nachts­zeit die Kin­der und drück­ten sich an den Schau­fens­tern die Nase platt.

ziegfeld

In der Zeit zwi­schen den Welt­krie­gen waren es Dampf­ma­schi­nen, Pup­pen, Zinn­sol­da­ten, Rit­ter­bur­gen und Pup­pen­wa­gen, die in den Schau­fens­tern von W. und F. Zieg­feld Kin­der­wün­sche weck­ten. Nun in den 1950er Jah­ren fuh­ren elek­tri­sche Loko­mo­ti­ven durch lie­be­voll gestal­te­te Win­ter­land­schaf­ten, sie fuh­ren durch Tun­nel über Gebir­ge. Und an den geschlos­se­nen Schran­ken war­te­ten die Autos der Mar­ke Wiking und bis­wei­len auch der Mar­ke Siku.

Geschäftsaufgabe

Im Jah­re 1990 schloss die Eisen­wa­ren­hand­lung W. A. Zieg­ler für immer ihre Laden­tür. Geblie­ben ist der Schrift­zug an der Haus­fas­sa­de. Und die Erin­ne­run­gen vie­ler Bre­mer­ha­ve­ner Bür­ger. Sie streif­ten als Kin­der nach Schul­schluss durch die Spiel­wa­ren­ab­tei­lung. Oder sie setz­ten sich an die extra für Kin­der ein­ge­rich­te­ten Bas­tel­ti­sche, kleb­ten Flug­zeu­ge aus Modell­bau­sät­zen zusam­men und bemal­ten sie. Anschlie­ßend durf­ten sie die Flug­zeu­ge mit nach Hau­se nehmen. 

w. und f. ziegfeld

Ande­re Kin­der kauf­ten sich bei Zieg­feld ihre ers­te elek­tri­sche Eisen­bahn. Als Star­ter­set konn­te man für 99,00 DM ein Star­ter­set erwer­ben, bestehend aus einem Gleis­oval mit Abstell­gleis und einer klei­nen Loko­mo­ti­ve mit drei Wag­gons. 99,00 Deut­sche Mark muß­ten dafür den Besit­zer wechseln.

Aber auch Pis­to­len, Geweh­re, Rit­ter- und India­ner­fi­gu­ren brach­ten Kin­der­au­gen zum Leuch­ten. Ande­re freu­ten sich über Lego­stei­ne oder Fischer-Technik.

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Erwach­se­ne deck­ten sich bei Zieg­feld mit Schrau­ben, Nägel usw. ein, die gab es noch stück­wei­se zu kau­fen. Oft­mals gab es kos­ten­los einen Zoll­stock dazu. Wer einen Haus­stand grün­den woll­te, fand bei Zieg­feld mit Sicher­heit die pas­sen­den Koch­töp­fe. Und was nicht vor­rä­tig war, das besorg­te Zieg­ler. Hier gab es wohl den ers­ten Raclette-Grill in Bre­mer­ha­ven. Zieg­feld hat es mög­lich gemacht.

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Erinnerungen

Die ehe­ma­li­ge Beleg­schaft hat sich regel­mä­ßig zum Grün­kohl­es­sen getrof­fen. 2018 hat das 25. Tref­fen statt­ge­fun­den, 27 ehe­ma­li­ge Kol­le­gen waren gekom­men. Natür­lich wur­den Erin­ne­run­gen aus­ge­tauscht. Zum Bei­spiel wie Ernst Han­ke Bruns einem Aus­zu­bil­den­den den Füh­rer­schein bezahlt hat. Als Aner­ken­nung für sei­ne guten Leis­tun­gen. Oder wie er von einem Ver­käu­fer ver­lang­te zu hei­ra­ten, damit er die Woh­nung über dem Geschäft in der Bür­ger­meis­ter-Smidt-Stra­ße 16 — 18 mie­ten kann. 

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Die Nord­see-Zei­tung hat in einem Arti­kel vom 12. Febru­ar 2018 dar­über berich­tet: “Rechts Pöt­te und Pfan­nen, gegen­über die Gar­de­ro­ben, nach hin­ten durch die Eisen­wa­ren. Wer Spiel­wa­ren such­te, ging die Trep­pe hoch. In der „Bür­ger“ erin­nert heu­te nur noch der Schrift­zug „Zieg­feld“ an einer Fas­sa­de an das tra­di­ti­ons­rei­che Unter­neh­men. Aber die Beleg­schaft von einst hält die Erin­ne­run­gen lebendig”.

Die letz­te Che­fin der Fir­ma W. und F. Zieg­feld, Bruns Toch­ter Nan­na Sem­ken, starb Anfang 2018. 

Quel­len:
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1827 – 1918”, Sei­te 86
Har­ry Gab­cke: “Bre­mer­ha­ven in zwei Jahr­hun­der­ten 1919 –1947”, Sei­ten 129 — 133
Man­fred Ernst: “Der Markt­platz”, Sei­ten 118 — 125
Man­fred Ernst: “Als die Stadt brann­te”, Der 18. Sep­tem­ber 1944 in Bremerhaven-Wesermünde
Erich Stur­ck: “Erin­ne­run­gen an den 18. Sep­tem­ber 1944 in Bre­mer­ha­ven”, in Deich­SPIE­GEL
Hen­ning Bie­le­feld: “Neu­er Auf­schwung nach der Depres­si­on”, nwzonline.de vom 01.07.2005
“Bei Zieg­feld waren die Kol­le­gen groß­ar­tig”, Nord­see-Zei­tung vom 12.02.2018

Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 186

Das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 186

Die Chaus­see Lehe-Bre­mer­ha­ven wur­de bereits im Jah­re 1829 ange­legt. In den Jah­ren 1886 bis 1889 wur­de sie in eine städ­ti­sche Stra­ße mit brei­ten Bür­ger­stei­gen umge­wan­delt. Die Chaus­see bekam den Namen Hafen­stra­ße. Um 1890 war sie fast voll­stän­dig aus­ge­baut. Beid­sei­tig war die Hafen­stra­ße mit Ulmen bepflanzt. Die brei­ten Bür­ger­stei­ge, die moder­nen Schau­fens­ter und die Fahr­bahn mit der elek­tri­schen Stra­ßen­bahn und den Wagen- und Auto­ver­kehr mach­ten sei­ner­zeit einen groß­städ­ti­schen Eindruck.

Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 186

Einst standen stolze Häuser in der Hafenstraße

Die Bre­mer­ha­ve­ner Häfen boom­ten. Die Werf­ten, der Nord­deut­sche Lloyd und der Hafen­um­schlag benö­tig­te immer mehr Arbeits­kräf­te. So sie­del­ten sich vie­le Fami­li­en im benach­bar­ten Lehe an. Im Jah­re 1900 hat­te Lehe 24.593 Ein­woh­ner.  

Um die­se Zeit wur­de das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 186 erstellt. Es war ein sehr schö­nes reprä­sen­ta­ti­ves Haus, das sich in die Grün­der­zeit­häu­ser mit ihren Erkern, Orna­men­ten und klei­nen Bal­ko­nen wun­der­bar ein­reih­te. Vie­le von den so schön gestal­te­ten Häu­sern haben den Zwei­ten Welt­krieg nicht überstanden.

Das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 186 aber hat den Krieg über­lebt. Es war im Besitz von Eli­sa­beth Ernst. Sie betrieb mit ihrem Ehe­mann Wal­ter auf der lin­ken Sei­te des Erd­ge­schos­ses den Fri­seur­sa­lon Ernst. Hel­mut, der Groß­nef­fe der Ehe­leu­te Ernst, leb­te mit sei­nen Eltern und sei­ner älte­ren Schwes­ter bis etwa 1957 in einer Eta­gen­woh­nung im 3. Stock die­ses Hau­ses. 1955 oder 1956 zog ein Kar­ne­vals­um­zug durch die Hafen­stra­ße. Den konn­te Hel­mut als Kind aus dem Wohn­zim­mer­fens­ter beob­ach­ten. Auch das Quiet­schen der Stra­ßen­bah­nen (Lini­en 2 und 3), wenn die­se in die Lan­ge Stra­ße ein­bo­gen, hat Hel­mut noch in guter Erinnerung. 

Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 186

In der rech­ten Erd­ge­schoß­hälf­te befand sich die klei­ne Gast­stät­te „Bei Kit­ty“. Rechts neben dem Haus befin­det sich das Eck­grund­stück zur Fels­stra­ße. Die­ses Grund­stück war schon immer unbe­baut geblie­ben. Vie­le Jah­re stand hier ein aus­ge­mus­ter­ter Wohn­wa­gen, in dem ein Han­del für gebrauch­te Lie­bes- und ähn­li­che Roma­ne betrie­ben wurde.

Dem Verfall preisgegeben

Im Jah­re 1977 ver­starb die Haus­ei­gen­tü­me­rin Eli­sa­beth Ernst durch einen Unfall. Das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 186 wur­de ver­kauft. Damit begann der Ver­fall des einst so stol­zen Jugend­stil­ge­bäu­des, daß schon vie­le Jah­re unbe­wohnt ist. Die Stadt Bre­mer­ha­ven hat gegen her­ab­fal­len­de Erker­stü­cke und Glas­scher­ben Siche­rungs­maß­nah­men ergrei­fen müs­sen. Bei­de Haus­hälf­ten wur­den durch ein Gerüst not­dürf­tig gesichert

Schon häu­fig hat die Nord­see-Zei­tung über den deso­la­ten Zustand des Wohn- und Geschäfts­hau­ses Hafen­stra­ße 186 berich­tet. Anwoh­ner und Pas­san­ten haben sich über das ver­rot­te­te und zuge­müll­te Haus an der Hafen­stra­ße 186 immer wie­der beschwert. Das zuge­na­gel­te Fens­ter, die teil­wei­se her­un­ter­ge­rutsch­ten Plas­tik­pla­nen in den Erd­ge­schoß­fens­tern und der Müll im Haus­ein­gang bie­ten wirk­li­chen kei­nen schö­nen Anblick. 

Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 186

Der pri­va­te Eigen­tü­mer soll ver­spro­chen haben, daß das Objekt saniert wird. Doch bis­her ist davon nichts zu sehen. Obwohl das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 186 weder denk­mal­ge­schützt ist noch auf der Lis­te der Schrott­im­mo­bi­li­en steht, muß­te das Stadt­bau­amt kürz­lich ein­schrei­ten. Der der­zei­ti­ge Eigen­tü­mer soll mit der Innen­sa­nie­rung begon­nen haben. Dabei woll­te er offen­sicht­lich tra­gen­de Decken­bal­ken ohne Bau­ge­neh­mi­gung austauschen.
Quel­len:
Her­mann Schrö­der: “Geschich­ten der Stadt Lehe”, 1927 erschie­nen im Ernst-Bruns-Ver­lag Weser­mün­de-Lehe, Sei­te 226 und 228
Hel­mut Gaw­ron: “Auf dem Prop­pen”, 2020 erschie­nen im Band 3 “Geschich­ten aus Lehe”. Sei­te 115, Hrsg. Burk­hard Hergesell
Hel­mut Gaw­ron: Schrift­ver­kehr per Email im August 2021
Susan­ne Schwan: “Bre­mer­ha­vens Gam­mel­häu­ser…”, www.noderlesen.de vom 26.03.2020
Susan­ne Schwan: “Was geschieht mit Bre­mer­ha­vens Gam­mel­häu­ser?”, www.nord24.de vom 26.03.2020
Susan­ne Schwan: “Jugend­stil-Juwe­len ver­fal­len”, Nord­see-Zei­tung vom 14.04.2020
Susan­nen Schwan: Anwoh­ner ent­setzt über gam­me­li­ge Immo­bi­lie”, Nord­see-Zei­tung vom 13.07.2019

Ein Mädchen (eine Frau) aus Bremerhaven-Lehe

Ein Mäd­chen (eine Frau) aus Bremerhaven-Lehe

 Ruth Sander

Das Bild zeigt Ruth San­der im Jah­re 1933

Ruth San­der wur­de 1933 in Bre­mer­ha­ven-Lehe in der Muschel­stra­ße 16 gebo­ren. Sie war das als ältes­te von 8 Kindern.

Ruth und ihre Oma (wohn­te in der Les­sing­stra­ße 7) im Jah­re 1935

Die Muschel­stra­ße ist eine Rei­hen­haus­sied­lung an der Rick­mers­stra­ße. Es war zu dama­li­ger Zeit eine gute Wohn­ge­gend. Doch die Kin­der aus der par­al­lel ver­lau­fen­den See­stra­ße, die eben­falls von Rei­hen­häu­sern geprägt ist, mein­ten, sie sei­en etwas Bes­se­res. So dul­de­ten sie es nicht, wenn jemand aus der Muschel­stra­ße eine Abkür­zung durch “ihre” See­stra­ße neh­men wollte.

ruthundrolf

Ruth und Rolf, etwa 1936

Ruth, Rolf, Gise­la und Hilde

Die Kind­heit war bis zum Beginn des 2. Welt­kriegs weit­ge­hend unbe­schwert. Dann muss­te der Vater mit der Mari­ne zur See. Lebens­mit­tel wur­den immer knapper.

ruth auf der schaukel

Ruth vor einem Erfri­schungs­haus in den Schre­ber­gär­ten — eine noch unbe­schwer­te Kindheit?

1943 trat ein neu­er Mann in das Leben von Ruths Mut­ter. Als der Vater von der Front zurück­kehr­te, muss­te Ruth ihren eige­nen Vater wegschicken.

ruth sander

Das Bild zeigt ein Kin­der­por­trait von Ruth Sander

Den neu­en “Vater” konn­te sie nie akzep­tie­ren. Hin­zu kamen Luft­an­grif­fe auf Bre­mer­ha­ven, bei denen auch die Muschel­stra­ße nicht ver­schont blieb. Ruth erzählt von einem Ein­schlag, der in dem 3‑stöckigen Haus das Wohn­zim­mer im EG zer­stör­te. Die Fami­lie, die im Kel­ler aus­harr­te, blieb unversehrt.

Ruth Sander im Garten

Das Bild zeigt Ruth San­der mit ihren Geschwistern

Durch die Zwangs­mit­glied­schaft beim BDM muss­te Ruth bei Auf­mär­schen an der Rick­mer­stra­ße mit aus­ge­streck­tem rech­ten Arm eine gefühl­te Ewig­keit stramm ste­hen. Wenn sie auch nur ver­such­te, den rech­ten Arm abzu­stüt­zen, wur­de sie hef­tig beschimpft, manch­mal sogar geschla­gen. Auch in der Schu­le war kör­per­li­che Züch­ti­gung und ein dik­ta­to­ri­scher Ton an der Tagesordnung.

Ruth mit Familie

Ruth in Brokel

Die Groß­el­tern hat sie als nicht beson­ders kin­der­lieb in Erin­ne­rung. Vom Lebens­ge­fähr­ten der Groß­mutter wur­den sie und ihre Geschwis­ter mit den Wor­ten „was wollt ihr denn schon wie­der“ begrüßt.

Im Jah­re 1943 wur­de Ruth von ihrer Fami­lie getrennt. Sie wur­de im Rah­men der Über­land­ver­schi­ckung nach Brockel ver­schickt. Ihre Geschwis­ter waren noch zu klein und muß­ten zuhau­se blei­ben. Ruth fühl­te sich von ihrer Fami­lie abge­scho­ben und litt sehr dar­un­ter – eigent­lich zeitlebens.

Ruth und Freundin

Ruth und Freundin

Am Bahn­hof von Brockel war­te­ten bereits die Bau­ern aus dem Kreis Roten­burg, die sich ein oder meh­re­re Mäd­chen aus­such­ten konn­ten. Ruth kam zur Fami­lie Mer­tens, denen eine Obst­ver­wer­tungs­fa­brik und ande­re land­wirt­schaft­li­che Güter gehör­ten. Ruth erin­nert sich an einen gro­ßen Hüh­ner­stall mit aus­schließ­lich wei­ßen Hüh­nern, aber auch Enten und Gän­sen. Aber auch an die Ern­te der Bick­bee­ren und an einen rie­si­gen Wal­nuss­baum. Mit den bei­den Schä­fer­hun­den muss­te sie oft spa­zie­ren gehen.

Von Brockel muss­te sie oft, zusam­men mit den ande­ren Kin­dern, nach Roten­burg lau­fen, wo sie vor Sol­da­ten san­gen. Vie­le der Sol­da­ten wein­ten bei dem Gesang und Anblick der Kin­der. Sie ver­mu­tet, dass die Män­ner ihre eige­nen Kin­der ver­miss­ten und des­halb ihre Emo­tio­nen und Trä­nen nicht unter­drü­cken konn­ten. Fami­lie Mer­tens und ihre bei­den Kin­der hat sie in guter Erinnerung.

Überlandverschickung

Hier ver­brach­te Ruth eini­ge Zeit

Nach Kriegs­en­de wur­den die meis­ten lebens­wich­ti­gen Din­ge durch Tausch­ge­schäf­te beschafft. Die bes­te Tausch­wäh­rung waren Ziga­ret­ten und Kaf­fee, die Ruth manch­mal mit etwas Glück bei den Ame­ri­ka­nern ergat­tern konn­te. Sie muss­te auch öfters mit dem Zug nach Essen fah­ren, der Hei­mat­stadt ihres Stief­va­ters, um Salz­he­rin­ge gegen Kar­tof­feln und Koh­le zu tauschen.

Bei Hanewinkel hinter dem Thresen

Im Jah­re 1948 begann Ruth eine Leh­re zur Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin in der Flei­sche­rei Hane­win­kel in der Goethestraße.

1948 begann Ruth eine Aus­bil­dung als Flei­sche­rei­fach­ver­käu­fe­rin bei Flei­scher­meis­ter Hane­win­kel in der Goethestraße.

bei Hanewinkel

Ruth bei Hane­win­kel 1951

Alles ande­re als ihr Traum­be­ruf, denn sie war sehr schüch­tern und wäre viel lie­ber Schnei­de­rin geworden.

Ruth Sander

Berufs­schü­ler

Aber zu die­ser Zeit muss­te man über eine sol­chen Arbeits­platz froh sein, denn Aus­bil­dungs­plät­ze waren rar.

Berufsschule

Berufs­schul­klas­se

Berufsschule

Unter­richt in der Berufsschule

Die Erin­ne­run­gen an die Fami­lie Hane­win­kel sind nicht sehr posi­tiv, des­halb bewarb sie sich nach der bestan­de­nen Leh­re auf eine Stel­len­an­zei­ge in einer Metz­ge­rei im hes­si­schen Bad Hom­burg. 1951 oder 1952 pack­te Ruth ihre Kof­fer und ging nach Bad Homburg.

Ruth Sander

Ruth mit Freundin

In Bad Hom­burg lern­te sie ihren Mann ken­nen, der als Gesel­le in einer ande­ren Metz­ge­rei arbei­te­te und des­sen Vater ein eige­nes Geschäft im hes­si­schen Kraft­solms hat­te (einem Dorf mit nur 600 Ein­woh­nern). Als Ruth schwan­ger wur­de und ent­schied, mit ihm nach Kraft­solms zu gehen, wur­de sie aus­ge­lacht, weil sich nie­mand ein Stadt­mäd­chen wie Ruth in einem “Bau­ern­dorf” vor­stel­len konnte.

Ruth und ihr Mann Sieg­fried bau­ten das Geschäft in Kraft­solms erfolg­reich aus, aber es war ein stei­ni­ger Weg, von der Dorf­be­völ­ke­rung akzep­tiert zu wer­den. Sie sprach anders, klei­de­te sich anders und mal­te sich auch noch die Lip­pen an, was man in die­sem Dorf zu der Zeit gar nicht kann­te. Kin­der rie­fen “Ami­nut­te” und mein Vater wur­de abschät­zig gefragt “was willst du denn mit so einer”.

Es sind Wun­den, die nie ver­heilt sind. Ruth lebt heu­te in einem Pfle­ge­heim, wo sie ihr Mann täg­lich besucht. Sie kann sich zwar nicht dar­an erin­nern, was sie zu Mit­tag geges­sen hat, dafür aber an jedes Detail aus ihrer Kind­heit und Jugend.

Das Wohn- und Geschäftshaus Hafenstraße 42

Das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 42

Der Archi­tekt und Bau­un­ter­neh­mer Wil­helm Rog­ge errich­te­te im Jah­re 1903  das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 42. Bereits ein Jahr zuvor hat er im Jah­re 1902 die Jugend­stil­vil­la Kur­fürs­ten­stra­ße Nr. 3 fertiggestellt. 

wohn- und geschäftshaus hafenstraße 42

Mit weni­gen Aus­nah­men blieb die Bebau­ung der Ost­sei­te der Hafen­stra­ße zwi­schen Werft­stra­ße und Leher Tor gewerb­li­chen Zwe­cken vor­be­hal­ten. Die­ses änder­te sich kurz nach der Wen­de zum 20. Jahr­hun­dert. Durch die neu­en Häfen in Alt-Bre­mer­ha­ven wuchs Lehe sehr schnell, zunächst von Alt-Lehe nach Süden im Bereich der Leher Chaus­see (heu­ti­ge Hafenstraße).

Großfeuer in der Hafenstraße

Die wach­sen­de Bevöl­ke­rungs­zahl ließ auch den Wohn­raum­be­darf wach­sen. Das ermu­tig­te Wil­helm Rog­ge, an der reprä­sen­ta­ti­ven Hafen­stra­ße 42 auf sei­nem Betriebs­ge­län­de direkt neben dem Kon­tor-Gebäu­de in ein mehr­ge­schos­si­ges Wohn- und Geschäfts­haus für geho­be­ne Ansprü­che zu investieren.

wohn- und geschäftshaus hafenstraße 42

Am 24. August 1904 zer­stör­te ein Groß­feu­er inner­halb weni­ger Stun­den den gesam­ten Betrieb von Wil­helm Rog­ge. Nur das Kon­tor­haus und das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 42 blie­ben leicht beschä­digt erhal­ten. Wil­helm Rog­ge sie­del­te sei­nen Betrieb nach Bre­mer­ha­ven um. Das nörd­lich sein Haus Hafen­stra­ße 42 gren­zen­de Gelän­de ver­kauf­te er an den Bau­un­ter­neh­mer Kist­ner. Die­ser setz­te die Bebau­ung in den Jah­ren 1905 und 1906 bis an die Kist­ner-Vil­la fort. So ent­stand schließ­lich das reprä­sen­ta­ti­ve Ensem­ble Hafen­stra­ße 42 — 48.

wohn- und geschäftshaus hafenstraße 42

Die einst so pracht­vol­len Bau­ten aus der Jahr­hun­dert­wen­de ver­fal­len lang­sam. Auch das Wohn- und Geschäfts­haus Hafen­stra­ße 42 ist in einem sehr schlech­ten Zustand. Das unter Denk­mal­schutz ste­hen­de Grün­der­zeit­haus zählt zu Bre­mer­ha­vens Schrottimmobilien.

Investor saniert das Haus

Nun will ein Bre­mer­ha­ve­ner Bau­un­ter­neh­mer das Haus ret­ten und für zwei Mil­lio­nen Euro aus der Rui­ne  ein “Pracht­stück” machen. Noch die­sen Herbst soll es los­ge­hen. Etwa 18 Mona­te wird es dau­ern, bis die Sanie­rungs­maß­nah­men und der Innen­aus­bau der 1.100 Qua­drat­me­ter Wohn- und Nutz­flä­che abge­schlos­sen sein werden.

wohn- und geschäftshaus hafenstraße 42

Die Ent­rüm­pe­lung ist bereits seit Janu­ar abge­schlos­sen, alle undich­ten Fens­ter sind raus­ge­ris­sen und die neu­en Stür­ze gemau­ert. Der 118 Jah­re alte Dach­stuhl  wird kom­plett abge­ris­sen und neu errich­tet. Aus den klei­nen Dach­ge­schoß­woh­nun­gen sol­len zwei neue Woh­nun­gen mit Ter­ras­se ent­ste­hen. Aber auch die übri­gen Alt­bau­woh­nun­gen wer­den neu zuge­schnit­ten. Ins­ge­samt sind 15 Zwei- und Drei­zim­mer­woh­nun­gen geplant. Die Woh­nun­gen sol­len zwi­schen 35 und 75 Qua­drat­me­ter groß werden.

Der Inves­tor will das Haus ent­ker­nen und Dusch­bä­der, Hei­zun­gen, Fens­ter, Außen­wand­däm­mung, Elek­tro­lei­tun­gen und ande­re Ver­sor­gungs­lei­tun­gen erneu­ern. Mit Aus­nah­me der gut erhal­te­nen Ter­raz­zo-Flie­sen wer­den auch die Fuß­bö­den aus­ge­wech­selt. Die alten Toi­let­ten wer­den ent­fernt, in den Schacht wird ein Fahr­stuhl ein­ge­baut. Da die Bau­stof­fe der­zeit rasant stei­gen, wird es nicht ein­fach sein, den geplan­ten Miet­zins zu hal­ten. Der Bau­un­ter­neh­mer strebt eine hier übli­che Kalt­mie­te von sechs Euro pro Qua­drat­me­ter an. 

wohn- und geschäftshaus hafenstraße 42

Die bei­den jeweils 100 Qua­drat­me­ter gro­ßen Gewer­be­flä­chen im Erd­ge­schoß hat­ten schon vie­le Mie­ter. Seit Kriegs­en­de zogen hier Ände­rungs­schnei­de­rei, Fahr­schu­le, Gas­tro­no­mie und ein Fach­ge­schäft für Raum­aus­stat­tung ein. Und der Fri­seur­sa­lon “Don­ner” aus den 1960er Jah­ren ist wohl noch man­chen alt­ein­ge­ses­se­nen Leher bekannt.

Der Bau­un­ter­neh­mer arbei­tet eng mit der Bau­be­hör­de, dem Lan­des­amt für Denk­mal­schutz und den ande­ren zustän­di­gen Ämtern zusam­men. Seit 2017 steht das dem Ver­fall preis­ge­ge­be­ne Gebäu­de mit sei­nen präch­ti­gen Gie­beln auf Bre­mer­ha­vens Lis­te der Schrottimmobilien.

Quel­len:
Hart­mut Bickel­mann: “Zwi­schen Gewer­be­an­sied­lung und Woh­nungs­bau”, Bre­mer­ha­ve­ner Bei­trä­ge zur Stadt­ge­schich­te II, Sei­ten 145 ff.
Lili Maf­fiot­te: “Der Kampf gegen Schrott­im­mo­bi­li­en geht wei­ter”, Nord­see-Zei­tung vom 24.01.2017
Susan­ne Schwan: “Rui­ne soll Pracht­stück wer­den”, Nord­see-Zei­tung vom 19.07.2021

Das “Klushuizen” in der Uhlandstraße 25

Das “Klus­hui­zen” in der Uhland­stra­ße 25

Die Städ­ti­sche Woh­nungs­ge­sell­schaft Bre­mer­ha­ven mbH (Stä­wog) hat im Sep­tem­ber 2020 das “Klus­hui­zen” in der Uhland­stra­ße 25 gekauft. Der­zeit ent­kernt die Stä­wog das Gebäu­de und saniert das Trep­pen­haus, die Fas­sa­de sowie die Fens­ter und das Dach. Neue Bal­ko­ne wer­ten das Haus zusätz­lich auf.

"Klushuizen" in der Uhlandstraße 25

Auch die Haus­tech­nik wird rund­um erneu­ert. Danach wer­den die Eigen­tums­woh­nun­gen im Roh­bau ver­kauft. Im Anschluss an die­se aus dem Lan­des­pro­gramm “Revi­ta­li­sie­rung von auf­ge­ge­be­nen Immo­bi­li­en” geför­der­ten Maß­nah­men wer­den die Woh­nun­gen verkauft.

"Klushuizen" in der Uhlandstraße 25

Wohnungseigentümer übernehmen den Ausbau

Die ehe­ma­li­ge Schrott­im­mo­bi­lie in der Uhland­stra­ße bie­tet Inter­es­sen­ten die Chan­ce, in dem sanier­ten Gebäu­de die nicht aus­ge­bau­ten Woh­nun­gen zu einem güns­ti­gen Preis kau­fen zu kön­nen. Den Innen­aus­bau füh­ren die neu­en Eigen­tü­mer ihren Vor­stel­lun­gen ent­spre­chend in Eigen­leis­tung durch. Natür­lich kön­nen sie die Arbei­ten auch von einer Fir­ma aus­füh­ren las­sen. Das “Klus­hui­zen” in der Uhland­stra­ße 25 soll zehn Fami­li­en eine eige­ne Woh­nung bieten.

"Klushuizen" in der Uhlandstraße 25

Rotterdamer Projekt „Klushuizen“

In Rot­ter­dam wur­de ein Pro­jekt staat­lich geför­dert, um Pro­blem- und Schrott­im­mo­bi­li­en in von Woh­nungs­leer­stand gepräg­ten Quar­tie­ren wie­der bewohn­bar zu machen. Aus die­sem Pro­jekt lei­tet sich der hol­län­di­sche Begriff “Klus­hui­zen” (deutsch: “Bas­tel­häu­ser”) ab. Woh­nun­gen in ver­nach­läs­sig­ten Häu­sern wur­den von der Stadt auf­ge­kauft und in unsa­nier­tem Zustand zu einem sehr güns­ti­gen Preis an Men­schen wei­ter­ver­kauft, die die Reno­vie­rung in Eigen­re­gie und nach ihren eige­nen Vor­stel­lun­gen durch­füh­ren. Im Gegen­zug ver­pflich­ten sich die neu­en Eigen­tü­mer, die Woh­nun­gen in einem ver­ein­bar­ten Zeit­raum zu reno­vie­ren und drei Jah­re selbst zu bewohnen. 

"Klushuizen" in der Uhlandstraße 25

Junge Neubürger für das Goethquartier

Mit dem “Klus­hui­zen” sol­len jun­ge Men­schen in das Goe­the­quar­tier “gelockt” wer­den. Dar­um soll­ten die Kauf­in­ter­es­sen­ten nicht älter als 35 Jah­re sein. Gleich um die Ecke steht in der Goe­the­stra­ße das Krea­tiv­haus 45 mit sei­ner Gale­rie “Goe­the 45”.
Quel­len:
M. Wes­so­low­ski: “Lou­is wird wei­ter schick gemacht”, Nord­see-Zei­tung v 22.01.2021
Bre­mi­sche Bür­ger­schaft Druck­sa­che 20/573
Bremerhaven.de
Stä­wog-Maga­zin 07/2020

Die Gaststätte “Frenssenstube” in der Frenssenstraße

Die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” in der Frenssenstraße

Wenn das hier so wei­ter­geht, dann wer­den noch vie­le Knei­pen ster­ben”, hat “Pel­lo” vor eini­gen Jah­ren der Nord­see-Zei­tung gesagt. Georg Micha­el Bir­kel, den alle “Pel­lo” nen­nen, ist seit 40 Jah­ren Wirt der Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” in der Frens­sen­stra­ße an der Ecke Stormstraße.

Gaststätte "Frenssenstube"

Bre­mer­ha­ven soll in den 1950er und 1960er Jah­ren die Stadt mit der höchs­ten Knei­pen­dich­te gewe­sen sein. Gut 600 Gast­stät­ten soll es in der See­stadt gege­ben haben, und das Nacht­le­ben pulsierte.

Der gelern­te Wein- und Spi­ri­tuo­sen­kauf­mann “Pel­lo” woll­te eigent­lich nach Aus­tra­li­en aus­wan­dern. Dann starb aber plötz­lich sein Chef, und “Pel­lo” über­nahm am 14. März 1981 die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be”. In den Jah­ren konn­te man in Lehe mit einer Eck­knei­pe noch rich­tig Geld verdienen.

Gaststätte "Frenssenstube"

Alle betra­ten sie die Gast­stät­te “Frens­sen­stu­be” durch die schwe­re Eichen­tür: Jour­na­lis­ten, Poli­ti­ker und Geschäfts­leu­te tran­ken hier ihr Bier eben­so wie die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten und die Arbei­ter von den Werf­ten und die Matro­sen der Fische­rei. Zehn bis zwölf Faß Bier schenk­te “Pel­lo” in der Woche aus, bis sei­ne Gäs­te ihren Durst gelöscht hat­ten. Heu­te rei­chen zwei Faß pro Woche.

Die goldenen Zeiten sind vorbei

Die gol­de­nen Zei­ten sind im Goe­the­vier­tel längst vor­bei. Nach Bre­mer­ha­ven kom­men schon lan­ge kei­ne Fisch­damp­fer mehr. Und so blie­ben auch die durs­ti­gen Matro­sen weg. Auch die Werf­ten­kri­se in der See­stadt Ende der 1980er Jah­re zwang immer mehr Knei­pen auf­zu­ge­ben. Allei­ne in der Frens­sen­stra­ße haben acht Knei­pen geschlos­sen. Ohne sei­ne Stamm­gäs­te hät­te wohl auch “Pel­lo” längst aufgehört. 

Und heu­te, mehr als vier Jah­re nach dem Inter­view der Nord­see-Zei­tung, ist es noch schlim­mer. Die Beschäf­tig­ten des Hotel- und Gast­stät­ten­ge­wer­bes in Bre­mer­ha­ven lei­den hart unter den Coro­na-Lock­down-Maß­nah­men. Die Wir­te fürch­ten um ihre Zukunft. Wohl kaum einer Bran­che setzt die Coro­na-Pan­de­mie so sehr zu, wie den Kneipen.

Nachtrag vom 10.06.2021

Soweit die Bre­mer­ha­ve­ner Gas­tro­no­men die Hygie­ne­re­geln ein­hal­ten und ein Schutz­kon­zept vor­le­gen kön­nen, dür­fen sie seit dem 3. Juni 2021 auch wie­der die Innen­räu­me für ihre Gäs­te öff­nen.  Aller­dings nur bis 23 Uhr. Und die Gäs­te müs­sen ein nega­ti­ves Coro­na-Test­ergeb­nis vor­le­gen. Bre­mer­ha­ven erwacht, und vie­le Knei­pen­be­sit­zer kön­nen aufatmen.

Gaststätte "Frenssenstube"

Auch “Pel­lo” freut sich über die Rück­kehr in das Nacht­le­ben. Auf sei­ne Stamm­gäs­te muss er nicht lan­ge war­ten, die war­ten selbst schon ganz unge­dul­dig dar­auf, bei “Pel­lo” wie­der ein Bier trin­ken zu kön­nen. Vie­le Gäs­te sind auch schon kom­plett geimpft. GTrotz­dem wird es in “Pel­los” Knei­pe zunächst nicht eng wer­den. 15 bis 20 Gäs­te darf er in sei­ne Frens­sen­stu­be las­sen. Und so appel­liert der Wirt der Frens­sen­stu­ben auch an sei­ne Kol­le­gen, sich an die Regeln zu hal­ten, damit es im Herbst nicht einen erneu­ten Lock­down gibt.

Bis­her ist Georg Micha­el Bir­kel gut durch die Coro­na-Kri­se gekom­men. Sei­ne finan­zi­el­len Reser­ven hat er auf­ge­braucht. Aber der 66.jährige Wirt bekommt seit dem letz­ten Jahr Ren­te, und sein Eck­haus mit der Knei­pe hat er längst abbe­zahlt. Doch sein 40-jäh­ri­ges Betriebs­ju­bi­lä­um am 14. März 2020 konn­te er wegen Coro­na nicht fei­ern. Und die Fei­er wird er auch nicht nach­ho­len. Dazu feh­len die finan­zi­el­len Mit­tel. Nun hofft “Pel­lo” dar­auf, sei­ne Gäs­te zum 45-jäh­ri­gen Jubi­lä­um ein­la­den zu können.

Quel­len:
G.-D- Mey­er “Pel­lo, der Psy­cho­lo­ge”, Nord­see-Zei­tung vom 22.11.2016
L. M. Lan­gen “Die Frens­sen­stu­be hält dem Knei­penster­ben stand”, nord24.de vom 18.02.2020
L. M. Lan­gen “Pel­lo, der Vete­ran der Frens­sen­stu­be”, norderlesen.de vom 19.02.2020
L. M. Lan­gen “Wirt Pel­lo hat in der Coro­na­kri­se sei­ne Erspar­nis­se auf­ge­braucht”, Nord­see-Zei­tung vom 7.6.2021

Das Gründerzeithaus an der Krumme Straße 37

Das Grün­der­zeit­haus an der Krum­me Stra­ße 37

In der Nacht vom 5. Febru­ar auf den 6. Febru­ar 2019 ist das im Jah­re 1896 an der Krum­me Stra­ße 37 erstell­te Jugend­stilhaus in Brand gera­ten. Das Mehr­fa­mi­li­en­haus an der Krum­me Stra­ße 37 Ecke Hafen­stra­ße war unbe­wohnt. Das Grün­der­zeithaus, das ohne­hin schon auf der Pro­blem­lis­te des Bre­mer­ha­ve­ner Bau­am­tes stand, wur­de durch den Brand erheb­lich beschädigt. 

krumme straße 37

Nach dem Brand hat sich ein Inves­tor für das Gebäu­de inter­es­siert. Das Objekt soll eine Hand­voll Vor­be­sit­zer gehabt haben. Der letz­te Eigen­tü­mer hat­te es an die Stadt ver­kauft. Die Nord­see-Zei­tung berich­te­te, dass es sich bei dem Pri­vat­in­ves­tor um Hol­ger Küh­nel aus Lehe han­delt. Der saniert seit zwan­zig Jah­ren alte Häu­ser in Lehe. 

Investor kauft die Brandruine

Nun hat Hol­ger Küh­nel der Stadt Bre­mer­ha­ven die Brand­rui­ne in der Krum­me Stra­ße 37 abge­kauft. Der Kauf­preis soll um die 100.000 Euro betra­gen haben. Hol­ger Küh­nel will ins­ge­samt 1,4 Mil­lio­nen Euro in das Mehr­fa­mi­li­en­haus inves­tie­ren. Er meint, die Ecke Hafen­stra­ße Krum­me Stra­ße sei ein Stand­ort, der sich gut ent­wi­ckelt habe. Über­haupt sehe er Rich­tung Alt­mark Lehe noch viel Entwicklungspotential.

Elf neue Zwei- und Drei­zim­mer-Woh­nun­gen hat Hol­ger Küh­nel geplant. Alle Woh­nun­gen bekom­men roll­stuhl­ge­rech­te Dusch­bä­der. Zur Hof­sei­te gibt es Bal­ko­ne. Sämt­li­che Gas‑, Was­ser- und Elek­tro­lei­tun­gen wer­den neu instal­liert. Wenn hier ab Sep­tem­ber die neu­en Mie­ter ein­zie­hen, wer­den sie mit einer Kalt­mie­te von sechs Euro rechnen.

Krumme Straße 37

Das Miets­haus wird nun zu einem “Leucht­turm” der nörd­li­chen Hafen­stra­ße. Vor einem hal­ben Jahr war die Fas­sa­de des Hau­ses Krum­me Stra­ße 37 noch schwarz vom Ruß, den der Brand hin­ter­las­sen hat. Heu­te strahlt sie in fri­schem vanil­le­gelb. Sämt­li­che Fens­ter wur­den stil­ge­recht erneu­ert. Der Aus­bau des Dach­ge­schos­ses ist fast abge­schlos­sen. Als High­light steht den zukünf­ti­gen Mie­tern im Erd­ge­schoß ein Gemein­schafts­raum zur Verfügung. 

Quel­len:
S. Schwan: “In die­ser Brand­rui­ne steckt doch Musik drin”, Nord­see-Zei­tung vom 8.3.2021   
S. Schwan: “Steu­er­be­ra­ter kauft Brand­rui­ne in Bre­mer­ha­ven”, Nord­see-Zei­tung vom 07.03.2021
Brand in einem unbe­wohn­ten Haus in Bre­mer­ha­ven, Weser-Kurier vom 6.2.2019