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Goethestraße 11 — Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Goe­the­stra­ße 11 — Vom Och­sen­fleisch zum Eiscafé

Im Jah­re 1890 begann der Bau­un­ter­neh­mer Juli­us Addiks, die ers­ten Häu­ser in der gera­de neu ange­leg­ten Goe­the­stra­ße (damals Juli­us­stra­ße) zu bau­en. Wil­helm II., der 1888 gera­de Deut­scher Kai­ser gewor­den war, ent­ließ 1890 sei­nen Kanz­ler Otto von Bismarck.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Die ersten Bewohner

In die­ser Zeit muss auch das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße errich­tet wor­den sein. Das Leher Adress­buch des Jah­res 1910 ver­rät uns, wer die ers­ten Bewoh­ner waren. Eine beruf­lich illus­tre Gesell­schaft wohn­te dort unter einem Dach. Der eine war Satt­ler, und der ande­re war Maschinist.

Eckladen Goethestraße

Wei­ter­hin wohn­ten zwei Kell­ner, ein Jung­mann und ein Ober-Ste­ward in dem Haus. Auch zwei Schrift­set­zer, einen Tisch­ler, einen Schnei­der­meis­ter, zwei Schlach­ter, einen Werks­meis­ter, eine Wit­we, einen Arbei­ter, einen Mon­teur und einen Maler beher­berg­te das Gebäu­de. Und im Erd­ge­schoß bot Schlach­ter­meis­ter Albin Not­h­na­gel sei­ne Fleisch­pro­duk­te an, etwa ähn­lich wie auf dem obi­gen Bild.

Inflationspreise

Die Hyperinflation

Das Haus Nr. 11 in der Goe­the­stra­ße hat wirk­lich viel gese­hen: Der Ers­te Welt­krieg kam, und er ging vor­über. Zurück ließ er eine Infla­ti­on, die 1923 als Hyper­in­fla­ti­on ihren Höhe­punkt erreich­te. Im Juni 1914 hat­te ein Dol­lar noch den Wert von 4,20 Mark. Bis zum 14. Novem­ber 1923 war der Wert auf sagen­haf­te 4.200.000.000.000 Mark ange­stie­gen. Wie über­all in Deutsch­land führ­ten die stän­dig stei­gen­den Lebens­mit­tel­prei­se auch in den Unter­we­ser­or­ten zu schwe­ren Unruhen.

1923 wird Ochsenfleisch angeboten

Aber auch die­se schwe­re Zeit ging vor­über. Das Haus erleb­te im Jah­re 1924 die Fusi­on der bei­den Unter­we­ser­or­te Lehe und Geest­e­mün­de. Die neue Stadt hieß Weser­mün­de, und fort­an ver­rich­te­te Flei­scher­meis­ter Albin Not­h­na­gel sein Hand­werk eben in der Goe­the­stra­ße 11 in Weser­mün­de. Das Adress­buch aus dem Jah­re 1939 ver­spricht uns jeden­falls, das Meis­ter Not­h­na­gel in jenem Jahr hier noch sei­ne Fleisch­wa­ren anbot.

reichsfleischkarte

Lebensmittelkarten

Der Meis­ter hat­te alle Hän­de voll zu tun in die­ser Zeit. Er muss­te das zuge­teil­te Fleisch besor­gen und zu Wurst ver­ar­bei­ten. Das Fleisch für sei­ne Kund­schaft schnitt er selbst­ver­ständ­lich per­sön­lich zurecht. Abends muss­te er die für das ver­kauf­te Fleisch ent­ge­gen­ge­nom­me­nen Fleisch­mar­ken in ein Buch ein­kle­ben und die Abrech­nung für das Lebens­mit­tel­amt erstellen.

Das Haus Goe­the­stra­ße 11 sah Adolf Nazi kom­men. Wahr­schein­lich muss­te es, den ande­ren Häu­sern gleich, ertra­gen, wie die Haken­kreuz­fah­nen aus sei­nen Fens­tern hin­gen. Es erleb­te 1939 die Ver­ei­ni­gung von Bre­mer­ha­ven mit Weser­mün­de. Es sah den Zwei­ten Welt­krieg kom­men und das Tau­send­jäh­ri­ge Reich nach nur zwölf Jah­ren in Schutt und Asche lie­gen. Die Asche des “Größ­ten Füh­rers aller Zei­ten” lag nun eben­falls im Dreck.

1948 volle Schaufenster

Der Krieg war been­det, das Haus Goe­the­stra­ße 11 hat auch das Tau­send­jäh­ri­ge Reich über­lebt. Jetzt kamen erst die Bri­ten und dann die Ame­ri­ka­ner nach Weser­mün­de, und im Jah­re 1947 befahl der ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­gou­ver­neur, dass die Stadt nun Bre­mer­ha­ven hei­ßen soll. Und seit­her steht das Haus nicht mehr in Weser­mün­de son­dern in Bremerhaven.

Währungsreform

Der 21. Juni 1948 ist wie­der so ein gro­ßer Tag, den das Haus wohl für immer in Erin­ne­rung behal­ten wird: In den West­zo­nen wird die Wäh­rungs­re­form durch­ge­führt. Und am nächs­ten Tag stan­den vie­le fas­sungs­los vor den Schau­fens­tern mit den lan­ge ver­miss­ten Fleisch- und Wurst­wa­ren. Die Hun­ger­jah­re sind vorbei!

voller Laden

Ein erneu­ter Blick in das Adress­buch der Jah­re 1949/1950 ver­rät uns, dass der Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel hier kei­ne Schwei­ne mehr schlach­tet. Nun betritt Flei­scher­meis­ter Died­rich Hane­win­kel die Büh­ne  und freut sich, als im Jah­re 1950 die Lebens­mit­tel­kar­ten end­lich abge­schafft wer­den. Die Schre­cken des Zwei­ten Welt­krie­ges gerie­ten lang­sam in Ver­ges­sen­heit, als das “Wirt­schafts­wun­der” Deutsch­land überfällt.

Goethestraße 11 - Vom Ochsenfleisch zum Eiscafé

Wenn die Haus­frau einen Sonn­tags­bra­ten auf den Tisch brin­gen woll­te, kauf­te sie ihn bei ihrem Metz­ger um die Ecke, bei Hane­win­kel. Irgend­wann waren sie ja auch “alt­ein­ge­ses­sen”, irgend­wann konn­te sich kaum jemand noch an Schlach­ter­meis­ter Not­h­na­gel erin­nern. Und so ste­hen im Adress­buch der Jah­re 1980/81 auch gleich drei Hane­win­kel: Flei­scher­meis­ter Karl Hane­win­kel, Diet­rich Hane­win­kel und Heinz-Dirk  Hanewinkel.

Eiscafé Goethestraße Bremerhaven

Zehn Jah­re spä­ter wohnt in dem Hau­se Goe­the­stra­ße 11 nur noch Heinz-Dirk Hane­win­kel. Was aus dem Meis­ter gewor­den ist, könn­te uns viel­leicht das Haus ver­ra­ten, aber das schweigt. Also muss wie­der das Adress­buch zu Rate gezo­gen wer­den. 1987 betreibt Flei­scher­meis­ter Ewald Eller­mann den Flei­scher­la­den. Viel­leicht zehn Jah­re sind sei­nem Betrieb ver­gönnt, viel­leicht weni­ger. Wahr­schein­lich haben ihn die Super­märk­te ver­drängt. Im Adress­buch ist jeden­falls kein Flei­scher­meis­ter mehr ver­zeich­net. Der Schlach­t­er­la­den steht leer, seit min­des­ten 20 Jah­ren schon.

Laden Eiscafé Goethestraße

Eine Eisdiele zieht ein

Doch plötz­lich sieht das Haus in der Goe­the­stra­ße 11, wie sich zwei Frau­en für das Laden­lo­kal inter­es­sie­ren. Selt­sa­me Din­ge gesche­hen, die das Haus zunächst nicht ein­ord­nen kann. Aber irgend­wann öff­net sich der Vor­hang, und das Haus war­tet auf mit einem neu­en Akt. Zwei Frau­en, Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke, haben aus dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den eine tol­le Eis­die­le gezau­bert. Kron­leuch­ter bau­meln von der Decke her­un­ter, und schi­ckes Mobi­li­ar wur­de auf den erhal­te­nen Flie­sen­fuß­bo­den gestellt.

Eiscafé Faust Goethestraße

Und nun kom­men die Kin­der und kön­nen aus 16 Eis­sor­ten aus­wäh­len. Eini­ge sind sogar lak­to­se- und glu­ten­frei. Und vega­nes Eis soll es auch bald geben.  Wer kein Eis mag, der lässt sei­ne See­le bei einer der vie­len Kaf­fee­spe­zia­li­tä­ten oder bei einer Tas­se Maya-Tee bau­meln. Für den klei­nen Hun­ger ste­hen Kuchen und war­me Snacks auf der Karte.

Viel­leicht ent­wi­ckelt sich das so lie­be­voll ein­ge­rich­te­te Eis­ca­fé ja zu einem Sze­ne­treff für Stu­den­ten. Da hät­te das Haus in der Goe­the­stra­ße 11 bestimmt sei­ne Freu­de dran.

Eiscafé Faust Goethestraße

Eiscafe Faust schließt wieder

Das Haus an der Goe­the­stra­ße 11 liegt wie­der im Dorn­rös­chen­schlaf. Das Eis­ca­fé in dem ehe­ma­li­gen Schlach­t­er­la­den hat­te sich zu einem belieb­ten Treff­punkt ent­wi­ckelt. Aber Mari­ka Büsing und Kat­rin Hant­ke haben sich ent­schie­den, das “Faust” aus per­sön­li­chen Grün­den nach zwei­ein­halb Jah­ren wie­der zu schließen.

Eiscafé Faust Goethestraße

Ein neu­er Päch­ter wur­de wohl nicht gefun­den, und so ist es wie­der still um das Haus geworden.
Quel­len:
R. Dons­bach: Aus Schlach­t­er­la­den wird ein Eis­ca­fé, Nord­see-Zei­tung v 2.4.2015 
Adress­bü­cher des Stadt­ar­chi­ves Bremerhaven
Flei­sche­rei Pieh­ler, Brü­der­stra­ße 1,  08412 Werdau
M. Ber­lin­ke: Eis­ca­fé Faust schließt: Lehe ver­liert belieb­ten Anlauf­punkt, nord24.de vom 22.08.2017
Karin Guter­ding: Kom­men­ta­re und Lebens­lauf

 

Führung zu den Wurzeln von Bremerhaven

Die Erleb­nis Bre­mer­ha­ven GmbH bie­tet seit dem 29. März 2015 eine neue Füh­rung zum Ursprung der Stadt an. Jeden Sonn­tag um 14:30 Uhr geht der infor­ma­ti­ve Nach­mit­tags­spa­zier­gang vom His­to­ri­schen Muse­um hin­über zum Wen­cke-Dock und der ehe­ma­li­gen Karlsburg.

1902 Wencke-Werft

Es ist eine span­nen­de Füh­rung zu Bre­mer­ha­vens Ursprün­gen. So ist das ers­te Tro­cken­dock auf dem euro­päi­schen Fest­land in Deutsch­land ent­stan­den. Mit dem Bau der ers­ten Anla­ge hat  der Schiffs­bau­er Johann Lan­ge 1837 begon­nen. 1840 nahm er sie in Betrieb. Und gleich neben­an lief in der Bre­mer­ha­ve­ner Wen­cke-Werft am 7. Febru­ar 1885 der ers­te deut­sche Fisch­damp­fer, die “Sagit­ta” vom Stapel.

Die Erd­be­we­gun­gen für den Bau von Hafen- und Werft­an­la­gen waren frü­her ungleich müh­se­li­ger als heu­te. Es gab kei­ne Krä­ne, kei­ne Bag­ger und kei­ne Last­wa­gen. “Man muss sich vor­stel­len, wie die Arbei­ter das Wen­cke-Dock 1845 aus­ge­ho­ben haben. Mit
Spa­ten, auf Holz­schu­hen und mit Was­ser von allen Sei­ten“, berich­te­te die Stadt­füh­re­rin Mar­lis Hin­ze der Nord­see-Zei­tung. Und auf den Spu­ren unse­rer Alt­vor­de­ren will sich Mar­lis Hin­ze mit ihren Besu­chern bege­ben. Was haben die Arbei­ter, die Kon­struk­teu­re und die See­leu­te damals geleis­tet? Wel­che Bedeu­tung hat­ten Docks und Werf­ten für das dama­li­ge Bre­mer­ha­ven? Wie wur­de die Hoch­see­fi­sche­rei zum wich­tigs­ten Wirt­schafts­zweig die­ser Stadt?

Lange-Dock und Wencke-Dock

Etwa 90 Minu­ten dau­ert die Füh­rung, die am His­to­ri­schen Muse­um beginnt, dort wo frü­her die Gebäu­de der 1897 gegrün­de­ten Geest­e­mün­der Herings- und Hoch­see­fi­sche­rei stan­den. Es geht vor­bei an den Wen­cke-Docks und hin zu der ehe­ma­li­gen Carls­burg, die ein geschei­ter­ter Ver­such der Schwe­den war, Ende des 17. Jahr­hun­derts eine Fes­tungs­stadt an der Mün­dung der Gees­te in die Weser zu bau­en. Heu­te befin­det sich an die­ser Stel­le die Hochschule.

Natür­lich wird im Rah­men die­ser inter­es­san­ten Füh­rung auch über den Hafen­b­au­s­bau, den Aus­wan­de­run­gen und den Waren­schmug­gel zwi­schen Bre­mer­ha­ven und Geest­e­mün­de gespro­chen. Been­det wird die Füh­rung bei einer Tas­se Kaf­fee und einem Stück Kuchen in der Vil­la See­beck. Im Füh­rungs­preis von 9,90 Euro ist die Kaf­fee­ta­fel bereits enthalten.

Ter­mi­ne:
Jeden Sonn­tag um 14:30 Uhr, Dau­er ca. 90 Minu­ten plus anschlie­ßen­dem Aus­klang in der Vil­la Seebeck.

Vortrag des Stadtarchivs Bremerhaven – Chinesische Gastronomie

Ein Hauch von Exo­tik: Die Anfän­ge der chi­ne­si­schen Gas­tro­no­mie in Bremerhaven

Diens­tag, 10. Febru­ar 2015, 19.30 Uhr,
Casi­no der Weser-Elbe-Spar­kas­se,
Unte­re Bür­ger 24 – 30, Ein­gang Mittelstraße

Chinesische GastronomieChi­ne­si­sche See­leu­te und Wäscher gehör­ten schon seit des 20. Jahr­hun­derts zu Bre­mer­ha­ven. Dem­ge­gen­über hat sich eine spe­zi­fi­sche chi­ne­si­sche Gas­tro­no­mie, die sich an einen brei­ten ein­hei­mi­schen Kun­den­kreis rich­tet, erst nach dem Zwei­ten Welt­krieg herausgebildet.

Der Refe­rent, Herr Dr. Hart­mut Bickel­mann, Bre­mer­ha­ven, geht den Ursa­chen die­ser Ent­wick­lung nach und leuch­tet die Hin­ter­grün­de in Chi­na wie in Deutsch­land aus, um anschlie­ßend zu skiz­zie­ren, wie sich chi­ne­si­sche Restau­rants in Bre­mer­ha­ven aus­brei­ten, wer sie betrieb, wer sie besuch­te und wie sie ihren Cha­rak­ter veränderten.

In Geestemünde schließt Rewe die Pforten

Als ich heu­te Vor­mit­tag im Geest­e­mün­der Rewe-Cen­ter mei­ne Ein­käu­fe erle­dig­te, schien alles so wie immer. Aber ich wuss­te, dass der Schein trügt. Am 30. Juni 2015 endet Rewes Miet­ver­trag. Rewe wird ihn auch nicht ver­län­gern und schließt hier in der Georg-See­beck-Stra­ße für immer sei­ne Pforten.

Rewe Center Geestemünde

Auf dem Grund­stück der Georg-See­beck-Stra­ße gibt es seit Anfang der 1970er Jah­re einen Super­markt. Rewe hat sich hier erst im Jah­re 2008 ange­sie­delt und auf einer 2.980 Qua­drat­me­ter gro­ßen Ver­kaufs­flä­che etwa 18.000 Arti­kel ange­bo­ten. Damit ist bald Schluss. Das Objekt ist sanie­rungs­be­dürf­tig. Laut Zei­tungs­be­rich­ten sol­len sich Rewe und Ver­mie­ter über den Inves­ti­ti­ons­be­darf nicht haben eini­gen können.

Nun soll das Gelän­de erst mal städ­te­bau­lich geord­net und ein Bebau­ungs­plan erstellt wer­den. Dann wird ent­schie­den, ob das alte Gebäu­de saniert wird oder ob es einem Neu­bau wei­chen muss. Wer danach ein­zieht, das steht noch nicht fest. Gerüch­ten zufol­ge soll der Ede­ka-Kon­zern Inter­es­se gezeigt haben.

Lei­der geht mit der Schlie­ßung des Rewe-Cen­ters auch die Still­le­gung der Q1-Tank­stel­le ein­her. Der Tank­stel­len­päch­ter soll von Rewe bereits eine Kün­di­gung erhal­ten haben. Außer­dem sind von der Schlie­ßung ein Fri­seur­ge­schäft und eine Bäcke­rei­fi­lia­le betroffen.

Für die 49 Rewe-Mit­ar­bei­ter ist das alles kei­ne gute Nach­richt. 40 Kol­le­gen sol­len schon die Kün­di­gung erhal­ten haben, weil sie mit einer Ver­set­zung nach Bre­men nicht ein­ver­stan­den gewe­sen seien.

Auch in der Nach­bar­stadt Lan­gen hat es für Rewe-Mit­ar­bei­ter im letz­ten Jahr gro­ße Ver­än­de­run­gen erge­ben. Nach 17 Jah­ren hat der Super­markt sei­ne Ver­kaufs­räu­me an der Leher-Land­stra­ße im ver­gan­ge­nen Novem­ber auf­ge­ge­ben. Die 20 Mit­ar­bei­ter sol­len aber im Rewe-Neu­bau am Lin­den­hof-Zen­trum ab Früh­jahr 2015 wei­ter­be­schäf­tigt wer­den. Die ver­las­se­ne Ver­kaufs­flä­che in der Leher-Land­stra­ße wur­de umge­stal­tet, und seit Dezem­ber letz­ten Jah­res wer­den dort Ede­ka-Pro­duk­te ver­kauft.
Quel­le:
Chris­to­pher Beschnitt: Nord­see-Zei­tung vom 21.01.2015, Sei­te 13

Vortrag des Stadtarchivs Bremerhaven

Die BREMEN brennt!
Oder: Das kur­ze Leben des Decks­jun­gen Schmidt

Eine audio­vi­su­el­le Prä­sen­ta­ti­on von Det­lef Michel­ers basie­rend auf einem Fea­ture von Radio Bre­men

Mitt­woch, 21. Janu­ar 2015, 19.30 Uhr,
Deut­sches Schiffahrtsmuseum 

In Koope­ra­ti­on mit dem Deut­schen Schif­fahrts­mu­se­um, dem Hei­mat­bund der Män­ner vom Mor­gen­stern, dem Nau­ti­schen Ver­ein Bre­mer­ha­ven und der Schif­fahrts­ge­schicht­li­chen Gesell­schaft Bremerhaven.

Neun Jah­re nach dem ver­lo­re­nen Ers­ten Welt­krieg war die Kiel­le­gung des Vier­schrau­ben-Tur­bi­nen­damp­fers Bre­men am 18. Juni 1927 ein Zei­chen für die wie­der­erstark­te deut­sche Wirt­schaft. Gemein­sam mit dem Schwes­ter­schiff Euro­pa wur­de die Bre­men zum Inbe­griff für deut­sche Inge­nieurs­kunst, für Luxus, Ele­ganz und Schön­heit. Zwei Mal hat­te sie das ‚Blaue Band’ errun­gen, ver­kehr­te als Flagg­schiff des Nord­deut­schen Lloyd im Lini­en­ver­kehr zwi­schen Bre­mer­ha­ven — Sout­hamp­ton — Cher­bourg und New York. 

Die "Bremen" brenntAb Ende 1939 lag die Bre­men in Bre­mer­ha­ven und dien­te der Mari­ne als Wohn­schiff. Am 16. März 1941 brach auf dem Luxus­li­ner ein ver­hee­ren­der Brand aus, der erst nach drei Tagen gelöscht wer­den konn­te. Die Bre­men wur­de abge­wrackt. Gerüch­te ent­stan­den, Legen­den bil­de­ten sich: War es ein eng­li­scher Angriff, ein tech­ni­scher Feh­ler, hat­ten deut­sche Wider­ständ­ler das Feu­er gelegt? Oder war der Täter ein Schiffs­jun­ge, der in Berich­ten und Büchern immer wie­der auf­tauch­te und angeb­lich Gus­tav Schmidt hieß? Hat­te es den Decks­jun­gen gege­ben oder war er ein Phantom? 

Det­lef Michel­ers prä­sen­tiert die neu­es­ten Erkennt­nis­se über den Brand der “Bre­men IV” im Jah­re 1941. 

Willkommen Jahr 2015

Nun hat auch im letz­ten Win­kel der Erde, dem Insel­staat Kiri­ba­ti im Pazi­fik, das Jahr 2015 Ein­zug gehal­ten. Die rau­schen­den Fes­te sind vor­über, die rie­si­gen Feu­er­wer­ke erlo­schen. Was bleibt ist die Hoff­nung, dass das Jahr 2015 für die Mensch­heit auf die­sem Pla­ne­ten bes­ser wird als das ver­gan­ge­ne Jahr.

Wenn ich das Jahr 2014 Revue pas­sie­ren las­se, stimmt mich nicht sehr froh. Obwohl ich ein unver­bes­ser­li­cher Opti­mist bin, erin­ne­re ich mich kaum an fröh­li­che Begebenheiten.

Die gewon­ne­ne Fuß­ball­welt­meis­ter­schaft war sicher ein posi­ti­ves und sehr schö­nes Ereig­nis. Aber was bleibt sonst?

Da besetz­ten die Rus­sen die Krim und stel­len sich abseits der Staa­ten­ge­mein­schaft. Isra­el wird mit Rake­ten beschos­sen, und Isra­el fällt dazu nichts ande­res ein, als den Gaza-Strei­fen mit Rake­ten zuzupflas­tern. Tau­sen­de Frau­en, Kin­der, Grei­se, kran­ke und unschul­di­ge Men­schen ver­lie­ren ihre Bleibe.

Am 2. Dezem­ber 2013 stirbt in West­afri­ka ein zwei­jäh­ri­ges Kind. Nur weni­ge Tage spä­ter ster­ben auch Mut­ter und Schwes­ter. Die Groß­mutter erlebt Sil­ves­ter nicht mehr. Bei ihrer Beer­di­gung ste­cken sich die Ange­hö­ri­gen an, und die Epi­de­mie ist nicht mehr auf­zu­hal­ten und brei­tet sich rasch aus. Das Ebo­la­vi­rus wütet in Gui­nea, Libe­ria und Sier­ra Leo­ne und for­dert täg­lich unzäh­li­ge Todesopfer.

Flug­zeu­ge sind vom Him­mel gestürzt, mal gezielt abge­schos­sen, mal durch ein Gewit­ter flug­un­taug­lich gewor­den, mal nie mehr wie­der­ge­fun­den. Fäh­ren sind in Brand gera­ten oder gesun­ken. Rei­se­bus­se stan­den aus­ge­brannt an den Stra­ßen­rän­dern die­ser Welt.

Als ob das alles nicht ent­setz­lich genug wäre, gibt es über­all auf der Welt so genann­te “Hin­rich­tun­gen”. In Tei­len Syri­ens und des Irak ist eine Trup­pe unter­wegs, die sich “Isla­mi­scher Staat” nennt. Sie wirbt für sich durch das Abschnei­den der Köp­fe unschul­di­ger Men­schen. Den gan­zen Hor­ror fil­men sie und stel­len die Vide­os ins Inter­net. Bis­her konn­te oder woll­te nie­mand die­se Ban­de, die im Namen Got­tes unter­wegs sein will, stoppen.

Im letz­ten Jahr gab es aber auch wie­der staat­lich ver­ord­ne­te  “Hin­rich­tun­gen”. Per Gerichts­ur­teil wer­den Men­schen erschos­sen, auf­ge­hängt, erschla­gen, gestei­nigt oder mit eine Gift­sprit­ze ins Jen­seits beför­dert. Manch­mal funk­tio­niert das “huma­ne” Gift nicht, dann muss sich der Delin­quent  eben etwas län­ger aus sei­nem Leben quä­len. Anschlie­ßend betet die jewei­li­ge Hin­rich­tungs­ge­mein­de zu ihrem jewei­li­gen Gott, dass er die arme See­le auf­neh­men möge.

Ostpreußen auf der Flucht

Vor all die­sen Gräu­el­ta­ten, vor Hun­ger und Ver­fol­gung, vor Angst und aus Ver­zweif­lung bega­ben sich Mil­lio­nen von Men­schen auf die Flucht. Sie lie­ßen ihre Hei­mat hin­ter sich um ihr nack­tes Leben zu ret­ten. Sie woh­nen in Camps zu Hun­dert­tau­sen­den, sie über­que­ren das Mit­tel­meer in über­füll­ten Boo­ten, sie wol­len ein­fach nur weg. Und so fan­den im letz­ten Jahr 200.000 Men­schen auch den Weg nach Deutschland.

Das Boot ist voll”, schrei­en hier vie­le, die gar nicht wis­sen, wie gut es ihnen geht. Sie soll­ten sich mit ihren Eltern und Groß­el­tern unter­hal­ten. Sie soll­ten zuhö­ren, wenn sie erzäh­len, wie die Deut­schen auf der Flucht waren. Wie sie aus Ost­preu­ßen und Pom­mern, aus Schle­si­en und dem Sude­ten­land ver­trie­ben wur­den oder geflüch­tet sind.

Sie soll­ten die Bal­la­de “Wagen an Wagen” von Agnes Mie­gel aus dem Jah­re 1949 lesen: “…Und wir zie­hen im Traum ver­weh­te Pfa­de, Wagen an Wagen, end­lo­ser Zug, Der ein Volk von der Hei­mat trug! Von Nor­den, von Osten kamen wir, Über Hei­de und Strö­me zogen wir…”.

Im stren­gen Win­ter 1944/1945 flo­hen über 2 Mil­lio­nen Men­schen vor der “Roten Armee” zu Fuß oder mit Pfer­de­fuhr­wer­ken aus Ost­preu­ßen Rich­tung Wes­ten. Auf die­sem “gro­ßen Treck” kamen die armen Men­schen zu Tau­sen­den ums Leben. Wer über­leb­te, such­te sich im Wes­ten eine neue Hei­mat. Sie lan­de­ten in Nie­der­sach­sen, in Bay­ern, in Bre­men und über­all in West­deutsch­land. Nie­mand sag­te: “Das Boot ist voll!” Man rück­te zusam­men, auch hier in Bre­mer­ha­ven, bau­te Not­un­ter­künf­te und krem­pel­te die Ärmel hoch. Und als in den 1950er Jah­ren Mas­sen von Men­schen die Ost­zo­ne ver­lie­ßen, fan­den auch sie im Wes­ten eine neue Heimat.

Nun gilt es für uns “Wohl­stands­deut­schen”, uns mit neu­en Kon­flik­ten, mit Nöten und Unge­rech­tig­kei­ten hier und auf der gan­zen Welt zu befas­sen. Nun heißt es, die Demo­kra­tie in unse­rem Lan­de zu bewah­ren und nicht denen anheim­fal­len zu las­sen, die glau­ben, unse­ren Wohl­stand vor den Hun­gern­den beschüt­zen zu müs­sen. Nun gilt es, die Flücht­lin­ge beherzt auf­zu­neh­men und ihnen behilf­lich zu sein, ihre Trau­ma­ta zu überwinden.

Lasst uns mit Zuver­sicht das Jahr 2015 begin­nen. Lasst uns im Rah­men unse­rer Mög­lich­kei­ten dabei sein, unse­re Demo­kra­tie zu bewah­ren, den Hil­fe­su­chen­den zu hel­fen, “Hin­rich­tun­gen” zu ver­hin­dern, Ebo­la zu besie­gen. Hof­fen wir gemein­sam, dass unser Land nicht von ego­is­ti­schen Poli­ti­kern regiert wird son­dern von Men­schen, die mit Bedacht und Beson­nen­heit, mit Geduld und Beharr­lich­keit aber ohne Aggres­si­vi­tät unser Land durch die klip­pen­rei­chen Gewäs­ser die­ser Tage steuern.

Ich jeden­falls bin zuver­sicht­lich. Zuver­sicht­lich, das die schwie­ri­gen Pro­ble­me die­ser Welt lös­bar sind. Das wir alle bereit sind, von unse­rem Wohl­stand etwas abzu­ge­ben. Zuver­sicht­lich, dass es auch in die­sem Jahr die frem­den­feind­li­chen Demons­tran­ten nicht schaf­fen, ihre böse Saat auf­ge­hen zu las­sen. Zuver­sicht­lich, dass immer mehr Deut­sche bereit sein wer­den, etwas abzu­ge­ben für die vie­len Flücht­lin­ge, die bei uns Schutz suchen.

Lasst uns gemein­sam zuver­sicht­lich auf das vor uns lie­gen­de Jahr 2015 schauen.

Offene Bücherschränke in Bremerhaven

Seit eini­ger Zeit gibt es sie auch in Bre­mer­ha­ven, die Offe­nen Bücher­schrän­ke. Ein Offe­ner Bücher­schrank ist ein wet­ter­fes­ter Schrank (oft­mals eine alte Tele­fon­zel­le), der an einem für jeder­mann zugäng­li­chen Ort auf­ge­stellt wur­de und in dem gespen­de­te Bücher für Lese­rat­ten jeden Alters und zu fin­den sind.

Offener Bücherschrank in Bremerhaven, Kurfürstenstraße

In ganz Deutsch­land, aber auch in Öster­reich, Luxem­burg, der Schweiz, in Tsche­chi­en und auch in Ungarn sind Offe­ne Bücher­schrän­ke zu fin­den. Die Schrän­ke ste­hen in der Regel an zen­tral gele­ge­nen Orten und sind sehr beliebt.

Lei­der kommt es immer wie­der vor, dass Rabau­ken ihren Spass dar­an haben, die Schrän­ke und die Bücher zu zer­stö­ren. Damit die­se Schä­den schnell besei­tigt wer­den, haben sich Bür­ger der Stadt bereit­erklärt, die Schrän­ke als ehren­amt­li­che “Bücher­schrank­pa­ten” regel­mä­ßig zu kontrollieren.

Jeder­mann kann sich aus den Bücher­schrän­ken kos­ten­los bedie­nen. Wenn das Buch aus­ge­le­sen wur­de, stellt man es in den Schrank zurück – oder behält es. Und wer Lust hat, stellt sei­ne eige­nen Bücher ein­fach für die All­ge­mein­heit in den Schrank. Schön ist es, wenn sich ein Aus­gleich aus Geben und Neh­men ergibt und der Bücher­schrank so stän­dig mit neu­en Titeln gefüllt ist.

In der “Alten Bür­ger 218” wur­de bereits im Juli 2014 ein Offe­ner Bücher­schrank bereit­ge­stellt. Und das Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­haus Bre­mer­ha­ven hat jetzt wei­te­re Schrän­ke plat­ziert. Man fin­det sie in der Kur­fürs­ten­stra­ße und im Fische­rei­ha­fen Am Lun­edeich, und zwar in der Nähe der Fische­rei­ha­fen-Betriebs­ge­sell­schaft. Im Früh­jahr soll ein drit­ter Schrank auf der neu­en Grün­flä­che “Geest­e­mün­de geht zum Was­ser” plat­ziert werden.

Ich bin heu­te in der Kur­fürs­ten­stra­ße gewe­sen und habe einen Kar­ton voll Bücher hin­ein­ge­stellt – und zwei mit­ge­nom­men. Es ist eine tol­le Sache, da ich mei­ne Bücher ein­fach nicht ins Alt­pa­pier wer­fen mag. Für mich gilt: Aus Respekt vor den Autoren schmei­ße ich kei­ne Bücher weg. Nun kann ich sie wei­ter­ge­ben an ande­re Leseratten.

Wer ger­ne wis­sen möch­te, wo es Offe­ne Bücher­schrän­ke gibt, dem emp­feh­le ich die Home­page “Tausch­gnom”, auf der vie­le Bücher­schrank-Stand­or­te gelis­tet sind.