220. Geburtstag Samuel Timotheus Thorer
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe Nr. 142 vom April 2015 zum 220. Geburtstag des Görlitzer Arztes und Autors Samuel Timotheus Thorer einen Aufsatz von Herrn Wolfgang Stiller veröffentlicht:
Samuel Fürchtegott Timotheus Thorer, praktischer Arzt, Operateur, Geburtshelfer, Homöopath und Sekretär, später Mitarbeiter der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften, wurde am 25.4.1795 in Görlitz als Sohn des Kürschnermeisters Karl Heinrich Thorer (24.8.1758 Görlitz — 25.4.1833 Görlitz) und dessen Gattin Eleonore Sophie geb. Schüßler geboren.
Er besuchte das Gymnasium in Görlitz und nahm 1815 in Leipzig das Medizinstudium auf. Seine wichtigsten Lehrer waren Platner, Heinroth und Wendt. Er besuchte Vorlesungen in Philosophie, Anatomie, Botanik,Zoologie und Mineralogie, hatte Vorlesungen in Chemie und Physik, Pharmakologie,Therapie, Chirurgie und Geburtenhilfe besucht. Bei Heinroth besuchte er Vorträge über physikalische Krankheiten.
Ende 1817 ging er nach Berlin und absolvierte sein weiteres Studium bei so berühmten Medizinern wie Hufeland, Horn und Siebold. In Berlin legte er das medizinisch-chirurgische Examen ab und wurde am 18.9.1818 Doktor mit der Dissertation “de abortu”.
Im Sommer 1819 nach Ablegen des Staatsexamens kam er erneut nach Görlitz und ließ sich als praktischer Arzt, Operateur und Geburtshelfer nieder. Seine besondere Neigung hatte die Homöopathie, mit der er sich ernsthaft und tiefgründig gemeinsam mit dem Wundarzt Schulze zu Gruna beschäftigte. Gemeinsam mit weiteren Ärzten gründete er 1832 den Verein der Homöopathie der Oberlausitz und Niederschlesiens, dessen Vereinsvorsitzender Thorer war. Diesem gehörten unter anderen an: Dr. Müller, Liegnitz; Dr. Schindler, Greifenberg; Engelhard aus Löbau, Fieiik in Lauban, Neumann aus Glogau, Schubert aus Hirschberg, Weigel aus Schmiedeberg, Rückert aus Herrnhut, Tietze und Gerna aus Ebersbach bei Löbau und Schulze zu Gruna.
Zweck des Vereins war es, Erfahrungen der Homöopathie zu sammeln und zu verallgemeinern. Der Verein gab dazu mehrere Schriften und Bücher heraus, deren Inhalt vorwiegend von Thorer geprägt war. So unter anderem erschien der erste Band 1834. Weitere Bände folgten 1835, 1836, 1839 und 1899. Seine unzähligen Schriften kennt jeder Student, der Homöopathie studiert. Sein praktischer Beitrag positionierte ihn unter die eifrigsten Nachfolger von Hahnemann.
Sein umfangreiches Interesse für die Naturwissenschaften ließ ihn am 20.9.1820 Mitglied der Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften werden. Hier bereicherte er dessen Archiv und die Sammlungen mit mehreren antiquarischen Beiträgen. Er wurde alsbald Mitglied von deren Verwaltung.
In der Gesellschaft hatte er den Vorsitz in zahlreichen Ausschüssen inne und verfasste zahlreiche Beiträge im Neuen Lausitzischen Magazin (NLM). Er war auch der Herausgeber einer neuen Folge der “Scriptores rerum Lusaticarum” und der Wiederaufnahme der topographischen Arbeiten und Verarbeitung der Geschichte und Landeskunde unserer Provinz.
Am 25. Juni 1846 verstarb Thorer nach langer Krankheit, und er wurde am 28.6.1846 mit großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Nicolaifriedhof beigesetzt. Aus Anlass seines Todes veröffentliche die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften eine Denkschrift, und ein Freund widmete ihm ein schönes Gedicht.
Nachdruck
Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz und Herrn Wolfgang Stiller.