Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752 — 1815) Berghauptmann und Bergwerksminister
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe Nr. 144 vom Juni 2015 einen Aufsatz von Herrn Wolfgang Stiller über den Berghauptmann und Bergwerksminister Friedrich Wilhelm Graf von Reden (1752 – 1815) veröffentlicht.
Friedrich Wilhelm von Reden wurde am 23. März 1752 in Hameln geboren. Unter dem Einfluss seines Onkels Claus von Reden, Berghauptmann im Kurfürstentum Hannover, wurde sehr früh sein Interesse für den Bergbau geweckt. Im 16. Lebensjahre begann er seine Ausbildung im Bergbau unter anderem an den Universitäten Göttingen und Halle. Diese Ausbildung schloss Reden mit dem Staatsexamen für höhere Verwaltungsbeamte ab. Auf seinen anschließend durchgeführten Reisen nach Holland, Belgien, Frankreich und England lernte er die Nutzung von Steinkohle anstelle von Holz als Heizmaterial für die Roh- und Schmiedeeisenerzeugnisse kennen, und er machte sich mit der Wirkung der neuen Dampfmaschinen vertraut.
1776 wurde in Preußen Friedrich Anton von Heinitz (1725 — 1802) als Bergwerksminister berufen. Bereits im Jahre 1777 holte Heinitz den erst 25 jährigen Reden nach Berlin und schickte ihn zunächst an die Bergakademie nach Freiberg. 1778 wurde Reden zum Oberbergrat ernannt. Auf seinen Dienstreisen 1779 mit Minister Heinitz nach Schlesien sollten dem König Friedrich II. Vorschläge zur besseren Organisation der schlesischen Bergbehörden und zu einer Neuaufnahme des dortigen Bergbaus unterbreitet werden, denn eine solche Entscheidung konnte nur der König treffen, da Bergwerke und Hütten der Krone gehörten. Reden wurde daraufhin als kommissarischer Direktor des schlesischen Oberbergamtes in Breslau eingesetzt. Auf seine Forderung hin wurde sogar das staatliche Hüttenwesen dem Oberbergamt unterstellt. Damit übernahm Reden die Aufsicht über alle Bergwerke und Hütten Schlesiens. Er behielt dieses Amt 23 Jahre bis zu seiner Berufung nach Berlin. Trotz erheblicher Schwierigkeiten, entsprechende Fachkräfte, insbesondere Bergleute, aus dem Mansfelder Revier zu gewinnen, gelang es ihm 1774, in Tarnowitz (Tarnowskie Gory) den alten Bleierzbergbau wieder aufzunehmen. Als 1786 auch eine neue Bleihütte in Betrieb genommen wurde, war Preußen frei von Importen dieses Metalls. Neben dem Eızbergbau förderte Reden insbe- sondere den Steinkohlenbergbau. Seine dabei in England erworbenen Kenntnisse nutzte er konsequent.
Um diese neue Energiequelle nicht nur in den Hütten zur Anwendung zu bringen, sondern auch in der privaten Industrie anzuwenden, gewährte Reden für den Umbau von Feuerstätten auf Steinkohle staatliche Fördermittel. Ebenfalls stellte er entsprechende Konstruktionszeichnungen zur Verfügung. Reden ließ die Transportwege für die Anfahrt der Kohle erheblich verbessern. Die Versorgung von Berlin und Breslau mit schlesischer Steinkohle regelte er auch. Er verbesserte die Schifffahrt auf der Oder und richtete Zwischenlager ein. Auf seine Anregung wurden Kanäle zum Transport von Kohle und anderen Bergbauprodukten errichtet, unter anderem der 1804 errichtete Klodnitzkanal, der Hindenburg (Zabrze) und Gleiwitz (Gliwice) mit der Oder verband, und 100 Jahre später wurde mit dem Oder-Havel-Kanal eine Verbindung nach Berlin hergestellt. Diese Erfolge wirkten sich auch erheblich positiv auf die preußischen Staatsfinanzen aus.
Aus Anlass der Krönungsfeierlichkeíten für König Friedrich Wilhelm II. (1744 — 1797 — König ab 1786) wurde Reden im Oktober 1786 in den Grafenstand erhoben und zum Geheimen Oberfinanzrat ernannt. Im Jahre 1786 setzte Reden die Bestellung einer Dampfmaschine in England durch. 1787 kam diese in Schlesien für die Wasserhaltung unter Tage in Tarnowitz (Tarnowskie Gow) zum Einsatz. 1789 weilte er erneut fast ein Jahr in England und machte sich dort mit den Fortschritten im Hüttenwesen und Maschinenbau vertraut. Nach erfolgreichen Versuchen mit der Verkokung von Steinkohle gründete er die Gleiwitzer (Gliwice) Hütte mit Kokshochofenbetrieb, deren Bau er persönlich leitete.Im Jahre 1776 wurde dort der erste Kokshochofen auf dem europäischen Kontinent angeblasen.
Weiterhin entstanden eine Gießerei, ein Draht- und Walzwerk und ein Blechhammer sowie eine mustergültige Maschinenfabrik. Damit konnte zunächst in Tarnowitz und seit 1794 auch in Gleiwitz begonnen werden, Dampfmaschinen zu produzieren. Diese wurden für die Wasserhaltung, Förderung der Erze und des Abraums im Bergbau sowie auch zum Antrieb der Hochofengebläse und vereinzelt auch in der Berliner Eisenindustrie eingesetzt.
Reden sorgte auch für die erforderliche Infrastruktur beim Rüdersdorfer Kalkabbau, indem er einen Stichkanal vom Kalksee zu den Rüdersdorfer Kalkbrüchen bauen ließ, der 1806 eröffnet wurde und jetzt unter Denkmalschutz steht. Ab dem Jahre 1790 musste Reden zusätzliche Aufgaben übernehmen, die außerhalb von Schlesien lagen. 1795 erfolgte die Ernennung zum Berghauptmann. Im Jahre 1802 nahm er nach dem Tod von Heinitz als Oberberghauptmann und Leiter des Bergwerks- und Hütten Departements in Berlin seine Tätigkeit auf, dem folgte 1796 seine Ernennung zum Bergwerksminister und ab 1804 als “Wirklicher Geheimer Staatsminister.” Mit diesem Amt musste er nun seine Aufmerksamkeit allen preußischen Provinzen widmen. Seinem Wirken ist zu danken, dass im Jahre 1805 in Berlin die königliche Eisengießerei als Ableger der königlichen Eisenhüttenwerke Schlesiens ihre Produktion aufnahm. Dieses Werk bildete die Keimzelle des Maschinenbaus in Berlin.
Im Jahre 1806 erfolgte in seinem Leben eine erste Zäsur:
Nach der Niederlage Preußens im napoleonischen Kriege glaubte Reden dem Staat am besten damit zu dienen, wenn er im Amt verbleibt, um so eine Desorganisation und Ausplünderung der Bergwerke und Hütten zu verhindern. (Preußen war von Okt. 1806 — Dez. 1808 von Frankreich besetzt) Es wurde jedoch verlangt, dass Reden eine eidliche Verpflichtung für die inzwischen eingerichtete französische Verwaltung abgeben musste. Diesen Eid verweigerte er zunächst, musste aber einsehen, dass seine Verweigerung dem König und dem Staat erheblichen Schaden bringen könnte. So gab Reden am 9.11.1806 die Verpflichtung ab.
Friedrich Wilhelm III. fand die geleistete Eidespflicht dem Feinde gegenüber mit der Dienst- und Untertanenpflicht unvereinbar. Dies hatte zur Folge, dass kurz nach dem Abschluss des Tilsiter Friedensvertrages vom 9.7.1807 der König fast alle Minister, so auch Reden, ohne Pension entließ. Die Mitarbeiter des Berliner Bergwerks- und Hütten-Departements und vor allem Kollegen aus Schlesien setzten sich in einem 12 Seiten umfassendem Schreiben für ihren Minister Reden ein. Sie schilderten sein Verdienst für den schlesischen Bergbau und gingen aber auch auf die französische Besatzung ein, indem Reden den Verfall des Bergbaus- und Hüttenbetriebes abwenden konnte. Damit hat das Berg- und Hütten-Wesen zwar gelitten, ist aber nicht zu Grunde gerichtet worden. Dies hat der Staat ausdrücklich zu danken.
Die Entlassung wurde jedoch nicht rückgängig gemacht. Graf Reden zog sich auf Schloss Buchwald (Bukowiec) im Hirschberger Tal zurück, welches er 1785 erworben hatte. Der Landschaftspark war öffentlich zugänglich. Nach Kenntnis dieses Schreibens wurde Graf Reden insofern rehabilitiert, indem ihn der König für seine hervorragenden Verdienste um das preußische Berg- und Hüttenwesen am 8.11.1810 mit dem Roten-Adler-Orden auszeichnete. Eine Verwendung im Staatsdienst fand jedoch nicht mehr statt. Am 3. Juli 1815 verstarb Graf Reden, und er wurde unter großem bergmännischem Prunk im Park seines Gutes beigesetzt.
1852 wurde ihm zu Ehren und im Beisein Friedrich Wilhelms IV. in Königshütte (Chorzow) ein Denkmal errichtet Der Sockel trug die Inschrift: “Dem Begründer des schlesischen Bergbaus. Die dankbaren Gruben- und Hütten-Gewerke und die Knappschaften Schlesiens 1852”.
Dieses Denkmal wurde nach 1922 und 1945 in Frage gestellt. Im Jahre 2002 erfolgte in Chorzow (Königshütte) eine Neueinweihung, allerdings nun mit polnischer Beschriftung. Auf seiner und seiner Gattin letzter Wirkungsstätte Schloss Buchwald (Bukowiec) werden aus Anlass seines 200. Todestages Gedenkveranstaltungen stattfinden und der wieder aufgefundene Grabstein Redens neu aufgestellt Er wird heute noch liebevoll als der Vater der Oberschlesischen Industrie verehrt.
Der preußische Oberberghauptmann Friedrich Wilhelm Graf von Reden vermählte sich am 9. August 1802 mit der um 22 Jahre jüngeren Friederike, geborenen Freiin Riedesel zu Eisenach, genannt auch Fritze. (*12.5.1774 Wolfenbüttel, + 14.5.1854 in Buchwald/Rgb). Diese Ehe blieb aber kinderlos. Wegen ihres sozialen Engagements wurde sie auch die Mutter des Hirschberger Tals genannt und von der Bevölkerung bis heute hoch verehrt. Nach dem Tode ihres Mannes fand sie im pietistischen Glauben ihren neuen Lebensinhalt. Sie richtete Suppenküchen ein und sorgte sich um das Wohl der Armen.
Schloss Buchwald wurde zum geistigen Zentrum des schlesischen Adels (hier trafen sich unter anderen Generalfeldmarschall von Gneisenau, Elisa Radziwill (erste große Liebe von Kaiser Wilhelm I.), Marianne von Oranien-Nassau (Prin- zessin der Niederlande und Preußen), sowie die Angehörigen der Fürstenhäu- ser Reuß und Schaffgotsch). Mit dem König Friedrich Wilhelm IV. verband sie eine enge Freundschaft. Kurz vor dem Tod von Graf Reden wurde die Buchwalder Bibelgesellschaft begründet, und Friederike wurde auf Lebenszeit zu deren Präsidentin eingesetzt.
Diese Gesellschaft entwickelte sich zu einem sozialen Hilfswerk in Schlesien, das vor allem die Not der schlesischen Weber lindern half. Friederike von Reden ist es auch zu danken, das Exulantendorf Zillerthal-Erdmannsdorf (Myslakowiece) im Riesengebirge gegründet zu haben. Sie gründete 1837 das “Comitee für Zillerthaler” dem sie selbst vorstand. Friedrich Wilhelm III. gestattete ihr auf Bitten 422 Zillerthaler Inklinanten, die wegen ihres protestantischen Glaubens aus dem Tiroler Zillertal vertrieben wurden, eine neue Ansiedlung in Schlesien zu gründen. Nach Genehmigung durch den König wurde den Inklinanten Ackerland zur Verfügung gestellt. Der König ließ die Zillerthaler Höfe nach einem vorab erstellten Musterhaus erbauen. So entstanden Nieder‑, Mittel- und Hochzillerthal. Die Zillerthaler Protestanten wurden am 12. November 1837 in Schmiedeberg (Kowary) in die evangelische Landeskirche aufgenommen.
Die Umsetzung der norwegischen Stabskirche Wang aus dem 12./13. Jahrhundert ist eine der größten Leistungen der Gräfin von Reden. 1840 erwarb der Dresdner Kunstprofessor Christian Clausen die zum Abriss vorgesehene Kirche. Er selbst konnte aber die Kosten einer Überführung nicht tragen und bot diese dem preußischem König Friedrich Wilhelm IV. an. Dieser war bereit, die Kosten zu übernehmen, und hatte die Absicht, die Kirche auf der Pfaueninsel am Berliner Wannsee aufzustellen. Diesen Standort fand die Gräfin von Reden höchst unpassend. Sie überzeugte den König von der Notwendigkeit, ein Gotteshaus für die Riesengebirgsdörfer Krummhübel (Karpacz) und Brückenberg (Karpacz Górny) zu errichten. 1743 war bereits vorgesehen, dort eine Kirche zu errichten, was aber wegen Geldmangel scheiterte. Die Gräfin konnte den König überzeugen. Leopold Graf von Schaffgotsch stellte das Grundstück zur Verfügung. Die Kosten für den Kauf und die Umsetzung beliefen sich auf 23.000,- Taler. Friedrich Wilhelm bewilligte der Gräfin 40.000,- Taler, wovon sie den Überschuss für soziale Zwecke verwendete.
Am 28. Juli 1844 erfolgte in Anwesenheit des Königs die Weihe der Kirche. Später wurden noch durch August Stüler der Kirchturm und ein Pfarr- und Schulhaus errichtet. Nach dem Tod der Gräfin Reden ließ Friedrich Wilhelm IV. ihr zu Ehren an der Kirche Wang ein Denkmal errichten. Im Mai 2014 war ihr 240. Geburtstag und 160. Todestag.
Autor:
Verein Oberlausitzer Bergleute e. V. | Wolfgang Stiller, Görlitz
Quellen:
Festschrift zum XII. Allgemeinen Deutschen Bergmannstage, Breslau 1913 Bd. 5 Eleonore Fürstin Reuss: Gräfin Friederike Reden. Ein Lebensbild. Berlin 1888 Archive Autor und Verein
Nachdruck von Text und Bildern im DeichSPIEGEL
mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz und Herrn Wolfgang Stiller.
Danke für die Veröffentlichung meines Artikels über den Berghauptmann von Reden. Das Bild der Hochofenanlage ist zweimal. Dafür sollte sicher das Bild des Reden Kanals in Berlin gezeigt werden, welches fehlt. LG. Wolfgang Stiller
Vielen Dank für den Hinweis, Herr Stiller. Das Bild ist nun ausgetauscht.