Japanische Stadtplaner auf Rundgang im Goethequartier
Auf einer Rundreise durch Deutschland besuchten japanische Stadtplaner im März dieses Jahres neben Wuppertal und Düsseldorf auch Bremerhaven. Auf einem Rundgang durch das Goethequartier interessierte sich die Delegation dafür, wie Bremerhaven seine Probleme mit leerstehenden und verfallenden Wohngebäuden zu lösen versucht.
Aufmerksam auf Bremerhaven sind die Japaner durch städtische Publikationen und durch Berichte der Nordsee-Zeitung im Internet geworden. Die historische Nachkriegsentwicklung und der demografische Wandel führte in Japan zu ähnlichen Problemen wie bei uns in Deutschland.
Nach dem Krieg gab es auch im zerstörten Japan einen großen Bedarf an Neubauten. Schnell und mit einfachen Mitteln wurden sogenannte “Risiko-Häuser” gebaut. Den vorwiegend in Holzbauweise errichteten Gebäuden war von vornherein eine Lebensdauer von maximal 30 Jahre angedacht. Nun stehen die oftmals nicht sanierbaren Häuser leer, verfallen und warten auf ihren Abbruch.
Im Goethestraßenquartier staunten die japanischen Gäste darüber, dass in Bremerhaven nicht nur des Leerstand beseitigt wird. Dort, wo eine Sanierung aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen nicht möglich ist, wird die hier gewonnene Freifläche einer neuen Bestimmung – Grünfläche, Spielplatz, Bau eines Mehrgenerationenhauses – zugeführt.
Aber auch über die verwaltungstechnischen Möglichkeiten diskutierten die Gäste mit den Verantwortlichen der Bremerhavener Baubehörde. In den japanischen Verwaltungen soll es nicht ausreichend Spezialisten geben. In den dortigen Stadtplanungsämtern seien eher Generalisten beschäftigt, Herr Dr. Naotaka Ota, Juniorprofessor an der Universität Tsukuba, unseren Gastgebern wissen.
In Japan genießt das Eigentum durch das dortige Recht nicht einen so starken Schutz, wie das in Deutschland der Fall ist. Dort können die Kommunen den Eigentümer zur Sanierung seines Gebäudes verpflichten oder es zwangsweise abreißen lassen.
Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimat wollen die Gäste ihre neu gewonnenen Erkenntnisse an die dortigen Bürgermeister und Ratsmitglieder weitergeben.
Quellen:
R. Donsbach: Von Lehe lernen für Japans Städte, Nordsee-Zeitung. v. 12.3.2015
C. Heske: Leher Lösungen für Japans Städte, Sonntagsjournal vom 15.03.2015