125 Jahre Modehaus Specht
Über den Bremerhavener Einzelhandel gibt es nicht nur Negatives zu berichten. Gut, viele mussten ihr Geschäft schon schließen. Aber einige schaffen es, die Stürme der Zeiten zu überdauern. So feiert das Modehaus Specht in der Georgstraße-36 dieser Tage sein 125-jähriges Bestehen. Herzlichen Glückwunsch!
Gustav und Magdalene Specht haben das Modehaus am 28.04.1889 gegründet. Damals bestand das Angebot zeitgemäß aus Garnen, Stickereien, Wollwaren und Trikotagen. Dinge, mit denen die heutige Generation kaum noch etwas anfangen kann.
So haben Gustav und Magdalene das Geschäft 1964 den “jungen Leuten” in die Hände gegeben, das waren der Sohn Gustav-Georg Specht und seine Frau Gerda, die Schwiegertochter also. Die passten das Angebot der neuen Nachfrage an und wandelten in den 1970er Jahren den Betrieb zu ein Fachgeschäft für Damenmode um.
Als Gustav-Georg Specht starb, musste seine Tochter Nicole Schüßler, eine gelernte Industriekauffrau, die Aufgabe übernehmen. Und die meistert sie schon seit elf Jahren mit Bravour. Wenn man sie fragt, was wohl das Geheimnis ihres Erfolges in dieser schwierigen Zeit sei, dann antwortet sie ganz spontan: “Viele, viele Farben.” Und die hängen auch in den Kleiderständern als pinkfarbene Jacken, hellgrüne Hosen und roséfarbene Oberteile. Hier bekommt Frau, was sie sucht. Acht Mitarbeiter betreuen die 2.500 Stammkunden, die Nicole Schüßler in ihrer Kartei verzeichnet hat.
So geht es hier im Geschäft auch zu wie in einem Taubenschlag. Ständig kommt jemand in den 200 Quadratmeter großen Laden, schaut sich um, probiert hier etwas an und dort, trinkt nebenbei eine Tasse Kaffee und klönt. Ein Service, wie es ihn heute kaum noch gibt, wie man ihn von “früher her” kennt und wie die Kunden es mögen. Natürlich kommt auch die Beratung nicht zu kurz, hier werden Problemzonen zu einem Problemchen, das man lösen kann.
Einen Onlineshop wird Frau Schüßler nicht anbieten. Sie möchte ihre vornehmlich älteren Kunden vor Ort beraten. Frustkäufe wegen falscher Bestellung sollen gar nicht erst aufkommen. Es ist eben ein Traditionsgeschäft, an das sich viele Bremerhavener gerne erinnern. Auch viele Facebookmitglieder kennen das Modehaus Specht noch sehr gut.
Doris hat in Facebook zum Beispiel geschrieben, dass sie öfter bei Specht eingekauft hat, weil es da eine große Auswahl geschmackvoller Sachen gibt. Und Marita vermutet, dass man im Modehaus Specht bestimmt noch richtig bedient wird. Gerade für ältere Menschen mit Figurproblemen seien diese Fachgeschäfte sehr wichtig. Gabriele kann sich auch erinnern, in den 1970er Jahren bei Specht eingekauft zu haben.
Ja, und Rita! Rita hat dort 1965 ihr Berufspraktikum gemacht. Wie selten ist das wohl! Und Inas Schwester hat dort sogar mal eine Ausbildung begonnen. Sie meint, dass das etwa 1952 gewesen sein mag, das Geschäft hätte seinen Standort noch in einer kleinen Nebenstraße gehabt. Ina lebt heute in Amerika, aber als sie von dem 125-jährigen Jubiläum erfahren hat, habe sie gleich ihre in Langen wohnende Schwester angerufen und geklönt, bis die Hörer anfingen zu glühen.
Der DeichSPIEGEL wünscht dem Modehaus Specht, gut über die nächsten hundert Jahre zu kommen.
Quellen:
Nordsee-Zeitung vom 23.04.2014