Vor 90 Jahren brannte im Riesengebirge die Schnurrbartbaude nieder
Früher gab es besonders im Riesengebirge viele Schutzhütten, die man Bergbauden nannte (tschechisch: Horská bouda). Diese meist aus übereinander gelegten Balken bestehenden und mit Schindeldächer versehenen Hütten befanden sich in höheren Gebirgslagen und wurden im Sommer von Hirten und Holzfällern benutzt. In der Regel befanden sich in den Hütten ein Stall und zwei Zimmer.
Lange Zeit zogen die Wanderer an die Hütten achtlos vorüber. Doch gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand eine Wandlung statt. Vielleicht auch durch die in dieser Zeit beginnende Wandervogelbewegung stieg auch im Riesengebirge die Zahl der Touristen stetig an. Um den Bedarf an Übernachtungsmöglichkeiten zu decken, wurden viele Schutzhütten zu Herbergen umgewandelt und oftmals auch erweitert. Teilweise wurden die alten Bauden auch abgerissen und durch größere und modernere ersetzt.
So entstanden im Riesengebirge mit der Zeit viele Hundert Einzelhäuser, verstreut über die Kämme und Abhänge des ganzen Gebirges – eine Eigenart, die man anderswo kaum finden wird. Die größten unter den Bauden wiesen Hotelcharakter auf und waren erstklassig eingerichtet. Die Preise waren natürlich dementsprechend hoch.
Viele Bauden waren schon sehr alt und wurden Opfer eines Feuers, oftmals hervorgerufen durch Fahrlässigkeit der Touristen. Im Herbst 1923 erwischte es die über 200 Jahre alte auf einem sonnigen Wiesenplan am Saume des Hochwaldes bei Ober-Krummhübel gelegene Rübezahl-Schnurrbartbaude. Sie brannte vollständig ab, für die Feuerwehren gab es nicht viel zu retten. Trockenes Heu und Stroh gaben dem Feuer reichlich Nahrung.
Die damals in Reichenau (heute Bogatynia) erscheinende “Oberlausitzer Heimatzeitung” klagte bitter: “Mit der Schnurrbartbaude ist wieder eine der alten gemütlichen Gaststätten des Riesengebirges verschwunden.” Aber noch im gleichen Jahr wurde die Schnurrbartbaude wieder aufgebaut – allerdings nur noch als Nebenhaus der Teichmannbaude, die von dem Großfeuer vor 90 Jahren verschont blieb.
Es wird erzählt, dass der Bauden-Name auf einen früheren Besitzer zurückgeht, der einen stattlichen Schnurrbart trug und sehr eitel gewesen sein soll.
Quellen:
Bekannte Bauden im Riesengebirge
sz-online.de vom 08.03.2014