Das war meine Werft – Folge 2
1827: Das Leben im neuen Bremerhaven
Bremen lebt maßgeblich vom Handel und hat sich über Jahrhunderte zu einem Standort für Schifffahrt und Reedereien entwickelt. Warenverkehr und Hafenumschlag spielen in Bremen eine dominierende Rolle. Durch die zunehmende Versandung der Unterweser zwischen Bremen und der Nordsee konnten bald keine Schiffe mehr Bremen erreichen. Bereits 1619 baute man einen Ausweichhafen in Vegesack. Als auch dieser versandete, wurde es den Seeschiffen auch hier unmöglich, ihre begehrten Waren aus der ganzen Welt auszuladen. Für die Hansestadt Bremen und ihre zahlreiche Kaufmannschaft bedeutete diese Entwicklung eine Gefährdung ihres Wohlstandes.
Im 18. Jahrhundert wurde versucht, den Weserstrom mit Baggerarbeiten schiffbar zu halten. Aber die Probleme blieben bestehen. Nun sah sich die Stadt gezwungen, stromabwärts, wo die Weser breiter und tiefer wurde, einen Hafen für Seeschiffe zu errichten, wenn es nicht seine jahrhundertelange Funktion als bedeutende Handels- und Hafenstadt verlieren wollte.
Nach langen und schwierigen Verhandlungen mit dem Königreich Hannover konnte am 11. Januar 1827 ein Vertrag abgeschlossen werden, mit dem für 73.658 Taler 90 Hektar Land zur Anlage eines Vorhafens für Bremen am rechten Weserufer nördlich der Geestemündung erworben wurde. Unverzüglich begann man nun mit dem Bau eines 750 Meter langen, 57,5 Meter breiten und 5,25 Meter tiefen Hafenbeckens, das mittels einer Kammerschleuse mit Geestemünde und der Weser verbunden wurde. Ab nun sollten die Schiffe die Hansestadt nicht mehr direkt anlaufen, sondern hier, an der Mündung von Weser und Geeste, ihre Ladung löschen. Erst die moderne Technik machte es möglich, die Weser so zu vertiefen, dass ab 1888 große Schiffe wieder die 65 Kilometer südlicher gelegenen Stadt Bremen anlaufen konnten.
Am 11. September 1830 lief das von Baltimore kommende amerikanische Segelschiff “Draper” als erstes Überseeschiff in neu erbaute Hafenbecken ein. Bis Ende 1830 laufen 18 Schiffe in den Hafen ein, darunter 12 unter bremischer Flagge.
Das Königreich Hannover hatte eigene Hafenbaupläne stets abgelehnt. Das änderte sich, als sie sahen, wie erfolgreich die Bremer mit ihrem neuen Hafen waren. Die Begierde auf der hannoverschen Seite der Geeste war geweckt, uns kurzerhand kaufte man den Bauern südlich der Geeste ein Stück ufernahes Land ab und baute ebenfalls einen Hafen, der eine Konkurrenz für Bremerhaven werden sollte. Die Genehmigung hierzu erteilte der König am 10. Juni 1845. Der neu entstandene Hafenort bekam am 25. Juni 1847 den Namen Geestemünde und wurde Freihafen.
Nur Schiffe, die auf bremischen Schiffbauplätzen erbaut wurden, durften unter der Flagge Bremens fahren. Aber in Bremen selbst war der Schiffsbau ja nicht mehr möglich. So kam es, dass sich in Folge der Gründung des neuen Bremer Seehafens hier auch die vielen Schiffbau- und Reparaturanlagen ansiedelten. Diese Werften bildeten die Keimzelle des neuen Bremerhaven, des Havens von Bremen.
Natürlich gab es nur in begrenztem Maße für den Schiffsbau geeignete Grundstücke. Andererseits hatten die Bremer Kaufleute ein Interesse an einen schwungvollen Handel und damit verbunden an einen zügigen Schiffsbau. So wurden von dem Areal am nördlichen Geesteufer nur knapp bemessene Grundstücke verkauft, damit sich möglichst viele Werften ansiedeln können.
Johan Lange, Rickmer Clasen Rickmers, Friedrich Wilhelm Wenke und Cornelius Jantzen Cornelius gehörten zu den ersten Schiffbauern an der Geeste. Und diese versuchten (erfolglos), die Konkurrenz klein zu halten und ein Grundstücksverkauf an weitere Interessierte zu verhindern.
In der neuen Stadt Bremerhaven siedelten sich viele auswärtige Facharbeiter, Seeleute, Auswanderer und natürlich viele Gastwirte an. Es war ein bunter Haufen neuer Menschen, und alle versuchten hier ihr Glück.
Lange bevor Bremerhaven gegründet wurde, gab es hier schon die Orte Lehe, Wulsdorf und Geestendorf. Sie alle hatten bereits ein geordnetes Gemeinwesen. Dazwischen versuchte das neue Bremerhaven seinen Platz zu finden und vermischte sich nach und nach mit den umliegenden Orten. Umfassungsmauern des Alten Hafens aus den Anfangsjahren sind stellenweise noch heute zu erkennen.
Quellen:
tecklenborg-werft.de
niederelbebahn.de
Nordsee-Zeitung
wikipedia.de