Konfirmation im Wandel der Zeit
Diese Wochen sind geprägt vom Jubel über die Auferstehung Jesu von den Toten. Die Bibel erzählt, dass Jesus seinen Jüngern da besonders nahe war, bis er sich zu Himmelfahrt von ihnen verabschiedete. Nach alter Tradition werden in diesen Wochen auch die Konfirmanden eingesegnet.
In diesem Frühjahr sind seit meiner (rechts im Bild) Konfirmation mittlerweile fünfzig Jahre vergangen. Wie doch die Zeit vergeht! Und wie sich die Konfirmationsmode geändert hat!
Aber nicht nur die Kleidermode ist dem Wandel der Zeit unterworfen. Auch die Konfirmationsrituale haben sich immer wieder mal verändert – wenn auch nicht mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Mode. Pfarrer Ludwig Ammer vom Verein der Freunde und Förderer des Gymnasiums Augustum Görlitz erzählt in der Ausgabe Nr. 83 der Monatszeitschrift StadtBILD vom Mai 2010, wie der Konfirmationsunterricht vor 250 Jahren in Görlitz stattgefunden hat:
Die Anfänge der Geschichte der Konfirmation in Görlitz liegen noch weithin im Dunkeln. Konfirmandenregister werden für Görlitz erst seit dem Jahr 1833 geführt, jedoch sind die ältesten Jahrgänge leider verloren gegangen. Interessanterweise aber finden sich sowohl in den Lebensaufzeichnungen des Gymnasial- Oberlehrers Johann August Rösler (1778–1862) als auch in den “Materialien zu einer Geschichte des Görlitzer Gymnasiums im 19ten Jahrhunderte“ des langjährigen Rektors Karl Gottlieb Anton (1778–1861) aufschlussreiche Informationen zu diesem Thema. Danach haben in Görlitz erst seit 1764 die von den Pfarrern vorbereiteten Katechumenen öffentlich die Konfirmation erhalten.
Für die Schüler des Gymnasium Augustum aber blieb es bei der alten Regelung, dass die Schullehrer den Vorbereitungsunterricht erteilten. Nach Beendigung der letzten Stunde in der Woche vor Ostern richteten sie eine kurze Ermahnung an ihre Schüler, erklärten für reif zum Abendmahlsempfang und segneten sie mit guten Wünschen in den Schulräumen ohne Anwesenheit der Eltern ein.
Besonders eindrücklich, oft für ein ganzes Leben, waren nach der Rede die für jeden Konfirmanden sorgfältig ausgewählten Bibelsprüche, denen der Lehrer jeweils noch ein paar persönlich gehaltene Worte hinzufügte. Als Klassenlehrer, der in seiner Klasse mehr als die Hälfte der Stunden, auch die Religionsstunden zu Beginn des Tages, selbst unterrichtete, kannte er ja die häuslichen Verhältnisse eines jeden Schülers und seine bisherige Führung besonders gut. Mit Recht schreibt Oberlehrer Rösler: “Solche Konfirmationsakte können auch nur von Lehrern eindrücklich gehalten werden, die jahrelang täglich die zu konfirmierenden jungen Seelen väterlich behüten”.
Hatte anfangs der Pfarrer, wenn er anwesend war, die Feier nur mit Ermahnung und Gebet beschlossen, kommt es ab 1821 zu einer regierungsamtlich befohlenen Neuregelung: Wohl sollte der Vorbereitungsunterricht weiterhin von den Gymnasiallehrern gehalten werden, die Konfirmation selbst aber sei am Palmsonntag nachmittags öffentlich in der Dreifaltigkeitskirche nach vorhergegangener Prüfung von einem Geistlichen zu vollziehen. Wie bisher gingen die in der Regel 14jährigen Konfirmierten am folgenden Dienstag in der Dreifaltigkeitskirche zur Beichtandacht und am Mittwoch der Karwoche das erste Mal zum Abendmahl. Die vom staatlichen Kirchenregiment angeordnete Neuregelung aber hat die Konfirmation damit aus dem Lebenszusammenhang der Schüler in der Schule herausgelöst und zu einer Amtshandlung der Kirche gemacht.
Allen diesjährigen Konfirmanden wünsche ich Gottes Segen:
Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. (aus Johannes 10).