Wie ein hydraulischer Widder den Schlossteich am Tauchritzer Wasserschloss bewässert
Die Monatszeitschrift StadtBILD hat in ihrer Ausgabe Nr. 35/36 vom Dezember 2005 einen Aufsatz von Herrn Wolfgang Stiller über die Installation eines hydraulischen Widders zur Bewässerung des Schlossteiches am Tauchritzer Wasserschloss veröffentlicht:Das Tauchritzer Schloss ist in seiner heutigen Form vor etwa 300 Jahren errichtet worden. Seine Ursprünge gehen bis in das Jahr1306 zurück, wo es erstmalig urkundlich erwähnt wurde.
Die Gründung des Herrenhauses erfolgte auf Eichenpfählen, die dem Bau die notwendige Standsicherheit geben. Damit die Eichenpfähle nicht verrotten, müssen diese ständig im Wasser stehen. Aus diesem Grund befindet sich um das Schloss ein Wassergraben, der sichert, dass das Grundwasser immer eine gewisse Höhe erreicht und damit die Eichenpfähle immer im Wasser stehen.
Der Schlossteich wurde ständig durch den Mühlgraben gespeist. Durch den Wegfall der Vorflut durch den Tagebaubetrieb wurde der Mühlgraben durch gehobenes Grubenwasser gespeist. Mit Stilllegung des Tagebaus gab es diese Möglichkeit nicht mehr. Diesem geschützten Bauwerk drohte nun tatsächlich der Verfall.
Elektrische Pumpen, die Tag und Nacht für den erforderlichen Wasserausgleich zu sorgen hätten, wären schon wegen der enormen Energiekosten zu unwirtschaftlich und durch niemanden zu bezahlen. Es musste also nach einer Lösung gesucht werden, eine Wasserhebeanlage zu installieren, die jahrzehntelang ohne Energiekosten betrieben werden kann. So wurde im Jahre 2003 der hydraulische Widder installiert.
Der hydraulische Widder arbeitet ohne Fremdenergie nur mit der Kraft des fließenden Wassers, welches ihm aus der Pließnitz zugeführt wird. Die Anlage hebt stündlich etwa 18 m³ Wasser in 13 Meter Höhe. Der Auslauf des gehobenen Wassers erfolgt in den Mühlgraben, und somit wird ein konstanter Wasserspiegel im Schlossteich gesichert.
Das Prinzip des hydraulischen Widders ist von dem Franzosen Montgolfier, der auch den ersten Fesselballon baute, im Jahre 1796 entdeckt worden. Die Anlage in Tauchritz ist die größte Anlage, die je gebaut wurde.
Sind Sie neugierig geworden? Dann besuchen Sie doch einmal das Wasserschloss in Tauchritz! Erläuterungen zum Widder können Sie an der Schautafel nachlesen oder ein Original in der Ausstellung 250 Jahre Tagebau Berzdorf – Berzdorfer See des Vereins Oberlausitzer Bergleute in dem ehemaligen Bahnhof Hagenwerder besichtigen.
Autor:
Verein Oberlausitzer Bergleute e. V. | Wolfgang Stiller, Görlitz
Nachdruck
Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung des StadtBILD-Verlages Görlitz und Herrn Wolfgang Stiller, Görlitz